Commodities Weekly

gehen gemäß dem World Gold Council auf das Konto von Notenbanken, die aus Gründen ...... Trading Money Market/Forex/Commodities. +49 711 127-7554.
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Commodity Research Landesbank Baden-Württemberg

Ausgabe 45

Commodities Weekly

16.12.2011

Weekly Market Overview

Marktkommentar

Industriemetalle: Unseren Jahresrückblick 2011 und die Marktperspektiven 2012 lesen Sie ab S. 6. Thorsten Proettel 1

Rohöl Brent Rohöl WTI US-Erdgas Gold Silber Kupfer Aluminium

-1M %

YTD %

409,69 136,26 618,23 454,54 112,16 127,17

-4,73 -5,03 -4,30 -4,37 -4,84 -0,73

-8,15 -8,51 -7,27 -7,38 -7,95 -1,31

-11,01 -16,09 -2,15 -5,32 -2,88 4,62

Aktuell

-1W %

-1M %

YTD %

105,25 93,60 3,06 1.570,49 28,80 7.192,00 1.972,50

-2,72 -5,02 -10,66 -8,00 -11,76 -6,42 -4,28

-6,05 -5,94 -1,07 -11,75 -15,34 -6,14 -6,05

13,40 2,49 -27,57 10,78 -5,97 -25,47 -19,84

Quelle: Thom son Reuters, LB BW Comm odity Research

DJUBS Commodity Index (Spot)

12/2011

11/2011

09/2011

08/2011

07/2011

200 05/2011

250

200 04/2011

300

250 03/2011

350

300

01/2011

400

350

12/2010

450

400

10/2010

500

450

09/2010

550

08/2010

550 500

06/2010

Edelmetalle: Der Goldpreis entzog sich auch diese Woche nicht dem Einbruch des Rohstoffmarktes. Für Verunsicherung sorgten Meldungen über den Abverkauf von größeren indischen Goldbeständen an der Börse. Hintergrund ist die starke Abwertung der Rupie seit diesem Sommer, die den Goldpreis Ende November auf rund 29.300 Rupien pro 10 Gramm Gold katapultierte. Dies ist immerhin ein Plus um 45 % seit Jahresanfang. Der Rückgang auf zuletzt 27.000 Rupien könnte nun zur Ausführung von Stopp-Loss-Verkäufen geführt haben. Die Goldverkäufe an indische Privathaushalte waren ungeachtet des Preisanstiegs in diesem Jahr jedoch beachtlich. Eine aktuelle Einschätzung zum gelben Metall und ein Ausblick für 2012 ab S. 2.

-1W %

Rohstoffpreise (per Schlusskurs Vortag, in USD)

05/2010

Energie: Weder die Einigung der OPEC auf neue Förderquoten noch relativ hohe chinesische Ölimporte im November hatten große Auswirkungen auf die Märkte. Stattdessen kamen Brent & Co. im Zuge der allgemeinen Marktschwäche deutlich unter Druck.

Aktuell

Quelle: Thomson Reuters, LB BW Comm odity Research

04/2010

Performance: Der LBBW Top Ten Index konnte sich dem allgemeinen Markttrend nicht entziehen und gab in dieser Woche rund 4,8 % nach. Der LBBW Long Short Index profitierte dagegen von seiner marktneutralen Aufstellung und verlor nur leicht auf 127,2 Punkte. Gemessen seit Jahresanfang beläuft sich die Performance des Index damit auf 4,6 %.

DJUBS Spot DJUBS ER S&P GSCI Spot S&P GSCI ER LBBW Rohstoffe Top 10 ER LBBW Rohstoffe Long Short ER

02/2010

Strategie: Gemessen an dem Rückgang der wichtigsten Indizes um rund 5 % erlebt der Rohstoffmarkt aktuell den stärksten Wochenverlust seit Mai 2010. Betroffen sind alle Segmente quer durch die Bank. Lediglich Sojabohnen, Kakao und Lebendrinder notieren mit leichten Pluszeichen. Der Ausverkauf ereignete sich im Gleichlauf mit einem Rückgang der Aktienmärkte und erscheint weniger als Ergebnis einer fundamental geänderten Situation, sondern vielmehr als Ausdruck des allgemeinen Pessimismus unter Großinvestoren. Angesichts der ermäßigten Preise und vor dem Hintergrund des von uns für 2012 erwarteten leichten globalen Wirtschaftswachstums rechnen wir für das nächste Jahr v.a. im Metallsektor mit wieder steigenden Preisen.

Rohstoffindizes (per Schlusskurs Vortag)

01/2010

Die nächste Ausgabe des Commodities Weekly erscheint am 13.01.2012. Das Commodity ResearchTeam wünscht Ihnen frohe Weihnachtsfeiertage und einen guten Start in ein erfolgreiches neues Jahr 2012.

DJUBS Spot MAV 200D

Quelle: Thomson Reuters, LBBW Commodity Research

Edelmetalle Industriemetalle Marktdatenübersicht und Prognosen Indexmonitor Terminkurven Lagerbestände Ansprechpartner

Landesbank Baden-Württemberg

Tel. (0711) 127 - 7 92 52

Am Hauptbahnhof 2

Fax (0711) 127 – 7 97 56

70173 Stuttgart

www.LBBW.de

02 06 10 11 12 13 14

Commodity Research

Commodities Weekly Edelmetalle Aktuelle Lage des Goldmarkts und Ausblick Rückblick Der Goldpreis setzte die meiste Zeit des Jahres 2011 seine langjährige Aufwärtsbewegung fort. Die niedrigsten Notierungen kamen Ende Januar mit rund 1.308 USD zustande. Ab Anfang Juli setzte das Edelmetall zu einem Höhenflug an, der vor allem durch den USamerikanischen Haushaltsstreit um die Anhebung der Schuldenobergrenze und durch das Überspringen der Euroland-Schuldenkrise auf Italien angeheizt wurde. Der Höhenflug endete Anfang September mit einem neuen Allzeithoch von 1.920 USD je Feinunze. Die allgemeine Überkauftheit des Marktes und auch Marginanhebungen, mit denen die Terminbörsen die Spekulation mit Goldkontrakten einschränkten, beendeten die Hausse. Die Notierungen fielen innerhalb kurzer Zeit unter die Marke von 1.540 USD. Die anschließende Erholung dauerte bis Anfang November, bevor der Goldpreis zuletzt wieder deutlich schwächer notierte.

Gold in USD und EUR je Feinunze (31,1 Gramm) 2000

2000

1800

1800

1600

1600

1400

1400

1200

1200

1000

1000

800

800

600

J F M A M J J A S O N D J F M A M J J A S O N D

Gold in Euro je Feinunze Gold in US-Dollar je Feinunze

600

So urce: Tho ms o n Reuters D atas tream

Goldpreis und Aktienmärkte bewegten sich zuletzt im Gleichlauf.

Der Markt spielt „risk on, risk off“ In den letzten Wochen entwickelte der Goldpreis kaum Eigenleben. Eine gegenläufige Preistendenz des vermeintlich „sicheren Hafens“ zu anderen Anlageklassen ist ab Oktober nicht mehr beobachtbar. Die Entwicklung vollzieht sich eher im Gleichlauf mit den übrigen Rohstoffpreisen und auch mit den Aktienmärkten (siehe Chart rechts). Der Grund hierfür ist vor allem die Positionierung großer, institutioneller Marktteilnehmer, die bei schlechten Nachrichten ihre Anlagen ohne Differenzierung abstoßen, um hierdurch Verlustrisiken auszuschalten. Dreht der Trend, dann wird schnell wieder investiert. Dieser unter Börsianern „risk on, risk off“ genannte Modus und die hohe Volatilität sind vor allem eine Auswirkung der Verunsicherung der Märkte bezüglich der Schuldenkrise und der konjunkturellen Entwicklung. Aus europäischer Sicht fielen die Goldpreisschwankungen zuletzt jedoch etwas moderater aus. Zeitgleich mit dem Rückgang des Goldpreises wertete der Euro gegenüber dem US-Dollar ab, so dass der Preiseffekt durch die Wechselkursänderung abgemildert wurde. Anleger weiterhin als Käufer aktiv In der jüngeren Vergangenheit wurden Kapitalanleger vor allem durch akute Krisenphasen zum Kauf von Gold bewogen. So stieg der Absatz von mit physischem Gold besicherten Wertpapieren (ETCs/ETFs) und dementsprechend der Goldbestand von dessen Emittenten insbesondere nach dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers an. Auch die erste Griechenlandkrise im Frühjahr 2010 sowie die Schuldenkrisen im

16.12.2011

12.500

1.950 1.900

12.000

1.850 1.800

11.500

1.750 1.700

11.000

1.650 10.500

1.600 1.550

10.000

1.500 1.450 Aug 11

9.500 Sep 11

Okt 11

Nov 11

Gold in USD (linke Skala)

Dez 11

Dow Jones (rechte Skala)

Goldpreis (linke Skala) und USD/EUR-Wechselkurs (rechte Skala) 1.60

2000

1.55

1900

1.50

1800

1.45

1700

1.40

1600

1.35

1500

1.30

1400

1.25

1300

1.20

JAN FEB MAR

APR

MAI

JUN

JUL

AUG

SEP

OKT NO V DEZ

1200

Gold in USD/Feinunze(RECHTE SKALA) US-Dollar/Euro-Wechselkurs So urce: Tho ms o n Reuters D atas tream

Seite 2

Commodity Research

Commodities Weekly Sommer 2011 führten vorübergehend zu starken Käufen. In der Zwischenzeit stagnierten die Goldbestände zur Hinterlegung der Wertpapiere beziehungsweise Verkäufe von prominenten Investoren wie George Soros, Barry Rosenstein und Paul Touradji führten zu ihrem Rückgang. Seit Anfang Oktober drehte der Trend allerdings. Trotz volatiler Preisentwicklung wurden rund 5,7 Mrd. USD in Gold-ETCs/ETFs investiert beziehungsweise gut 100 Tonnen Gold gekauft. Rund 60 % hiervon entfielen übrigens auf die USA, wo diese Papiere in der ersten Jahreshälfte 2011 per Saldo auf der Verkaufsliste standen.

Physische Bestände der Gold-ETCs/ETFs in Tonnen (linke Skala) und Goldpreis in USD (rechte Skala) seit 2010 2.400

1.900 1.800

2.300

1.700 2.200

1.600

2.100

1.500

2.000

1.400 1.300

1.900

1.200 1.800

Deutsche Anleger eher zurückhaltend Das Überspringen der Schuldenkrise auf Italien in diesem Sommer löste bei Anlegern in Deutschland eine rege Nachfrage nach Goldmünzen und –barren aus. Der starke Preisanstieg bewegte innerhalb kurzer Zeit jedoch auch viele Altanleger zu Gewinnmitnahmen. In den letzten Wochen blieben die Umsätze von Edelmetallhändlern, Banken und Sparkassen trotz des Weihnachtsgeschäftes vergleichsweise gering. Dagegen hat die Nachfrage nach physischen Investments ungeachtet des Preisanstiegs 2011 weltweit deutlich zugenommen. Während sie unmittelbar vor der Subprime-Krise noch rund 400 Tonnen pro Jahr ausgemacht hat, wurden 2010 etwa 1.150 Tonnen Gold von Anlegern physisch erworben. Diese Menge dürfte dieses Jahr bereits nach rund 10 Monaten erreicht gewesen sein und in der Summe könnte die Investmentnachfrage 2011 sogar die Marke von 1.400 Tonnen erreichen. Schwellenländer immer bedeutender Ein immer größerer Teil dieser Nachfrage stammt aus den aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens. Beispielsweise dürften die Investmentkäufe chinesischer Privatanleger in diesem Jahr mit rund 270 Tonnen das Zwanzigfache des Wertes aus dem Jahr 2006 betragen. Die Nachfrage nach Schmuckgold hat sich innerhalb der letzten fünf Jahre ungefähr verdoppelt. Angesichts dieser hohen Zuwachsraten könnte China voraussichtlich schon 2012/13 Indien als bislang weltweit größten Goldabnehmer auf den zweiten Rang verweisen. Bereits heute summiert sich die Nachfrage aus beiden Staaten auf mehr als 50 % der physischen Investment- und Schmuckgoldnachfrage von Privatpersonen weltweit. Goldschmuck wird durch Preisanstieg verdrängt Weltweit befindet sich die Nachfrage nach Schmuckgold hingegen seit einigen Jahren auf dem Rückzug. Zwar werden in diesem Jahr voraussichtlich rund 95 Mrd. USD für den Materialanteil des Goldschmucks

16.12.2011

1.100

1.700

1.000 J F M A M J J A S O N D J F M A J J A S O N D Goldbestand der ETCs/ETFs in Tonnen Goldpreis in USD (rechte Skala)

Quellen: LBBW Commodity Research, Emtittenten

Physische Investmentnachfrage (ohne ETCs/ETFs) in Tonnen pro Jahr 1.600

1600

1.400

1400

1.200

1200

1.000

1000

800

800

600

600

400

400

200

200

0

0 2006

2007

2008

2009

2010

2011e

Quellen: LBBW Commodity Research, World Gold Council,

Private chinesische Goldnachfrage in Tonnen pro Quartal 250 200 150 100 50 0 Q1 06 Schmuck

Q1 07

Q1 08

Münzen und Barren

Q1 09

Q1 10

Q1 11

Quellen: LBBW Commodity Research, WGC, GFMS

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Commodity Research

Commodities Weekly ausgegeben. Dies ist mehr als doppelt so viel wie im Vorkrisenjahr 2006. Allerdings hat sich der Goldpreis in diesem Zeitraum auf USD-Basis mehr als verdreifacht und die Nachfragemenge wird von etwa 2.300 Tonnen auf voraussichtlich weniger als 1.900 Tonnen fallen. Der Anteil der Schmucknachfrage an der Gesamtnachfrage geht dem entsprechend von etwa zwei Drittel auf weniger als die Hälfte zurück. Spiegelbildlich nimmt der Einfluss teilweise nur kurzfristig orientierter Anleger zu. Besonders drastisch ist der Rückgang der Schmuckgoldnachfrage übrigens in Staaten mit kleiner werdender Mittelschicht und rückläufiger Massenkaufkraft wie den USA. Russland reduziert Goldkäufe Seit einigen Quartalen befindet sich der Notenbanksektor in der Summe auf der Käuferseite des Goldmarktes, da derzeit Zentralbanken kaum Goldreserven veräußern, während mehrere Institute ihre Bestände aufstocken. Das World Gold Council meldete für das dritte Quartal 2011 sogar Notenbankkäufe in Höhe eines neuen Rekordwertes von 148 Tonnen. Russland erwarb 15 Tonnen und damit aber so wenig wie zuletzt im 2. Quartal 2009. Auf der anderen Seite erwarben Thailand 25 Tonnen und Bolivien 14 Tonnen Gold. Der lateinamerikanische Staat plant, fortan die Gewinnung der heimischen Minen zu übernehmen. Die restlichen Käufe gehen gemäß dem World Gold Council auf das Konto von Notenbanken, die aus Gründen der Geheimhaltung noch nicht genannt werden sollen. Allein die bislang für 2011 bestätigten Goldkäufe summieren sich jedoch auf mehr als 200 Tonnen und damit mehr als doppelt so viel wie noch 2010 mit nur 77 Tonnen. Goldangebot steigt auf Rekordwert Der gestiegene Goldpreis und immer mehr Möglichkeiten zum Verkauf von altem Schmuck und ähnlichem in vielen Städten führten in den letzten Jahren zu einer deutlichen Zunahme des Altgoldaufkommens. Unsere ursprüngliche Erwartung von 1.500 Tonnen für 2011 könnte sich sogar als zu konservativ erweisen. Gleichzeitig ist nach jahrelanger Stagnation die Minenförderung angesprungen. 2011 dürfte sie um rund 5 % zulegen und etwa 2.800 Tonnen ausmachen. Das gesamte Goldangebot steigt damit auf einen neuen Rekordwert. Ausblick für 2012 Für 2012 erwarten wir ein anhaltend hohes Angebot an recyceltem Gold sowie eine weitere Zunahme der Goldförderung auf 2.960 Tonnen. Dem steht auf der Käuferseite voraussichtlich eine abermals geringere Nachfrage nach Schmuckgold gegenüber, während wir bei sonstigen Käufergruppen wie der Elektroindustrie, der Zahnmedizin und den Notenbanken nur mit geringfügigen Änderungen rechnen.

16.12.2011

Wert des nachgefragten Schmuckgoldes in Mrd. USD pro Quartal 30

30

25

25

20

20

15

15

10

10

5

5

0

0 Q1 05 Q1 06 Q1 07 Q1 08

Q1 09 Q1 10 Q1 11

Quellen: LBBW Commodity Research, World Gold Council

Veränderungen der Goldreserven der Notenbanken innnerhalb der ersten drei Quartale 2011 in Tonnen Phillipinen Sri Lanka BIZ Deutschland Venezuela Weissrussland Bolivien Korea Thailand Russland Mexiko -30 -20 -10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 10 0 (BIZ = Bank für internationalen Zahlungsausgleich)

Goldförderung in Tonnen pro Quartal seit 2005 800

800

750

750

700

700

650

650

600

600

550

550 500

500 Q1 05 Q1 06 Q1 07 Q1 08 Q1 09 Q1 10 Q1 11

Quellen: LBBW Commodity Research, World Gold Council, GFMS

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Commodity Research

Commodities Weekly Vor diesen Hintergrund müssten die Investoren etwa 2.000 Tonnen Gold erwerben, um das steigende Angebot abzunehmen und den Markt zu räumen. Dies entspricht einer Zunahme von rund einem Drittel gegenüber 2011. Die Relation verdeutlicht, dass der Goldmarkt mittlerweile in weitaus stärkerem Maße als bislang vom Anlegerinteresse ab-hängt und immer mehr Investmentkäufe notwendig sind, um das hohe Preisniveau zu verteidigen. Die zukünftige Entwicklung als Anlageobjekt Wir halten es zum gegenwärtigen Zeitpunkt für das wahrscheinlichere Szenario, dass die Investmentnachfrage nach Gold auch 2012 zulegen wird und sich der Preis wieder in Richtung seiner bisherigen Höchststände entwickelt. Zwar ist schon das aktuelle Niveau relativ ambitioniert und insbesondere Altanleger mit niedrigen Einstandspreisen würden von Gewinnmitnahmen profitieren. Problematisch für alle Kapitalanleger weltweit ist jedoch das Fehlen von sicheren und rentierlichen Alternativen. Zweitens dürfte die hohe Sparneigung der chinesischen Bevölkerung angesichts des weiterhin robusten Wirtschaftswachstums und den Friktionen auf dem heimischen Immobilienmarkt zu neuen Kaufrekorden bei Gold führen. Drittens ist es vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Probleme auf dem europäischen und US-amerikanischen Finanz- und Staatsanleihenmarkt unwahrscheinlich, dass Gold seine Stellung als Fluchtwährung für Anleger verlieren wird. Die bislang beschlossenen Maßnahmen der Politik erscheinen bei nüchterner Betrachtung nicht dazu geeignet, die Ursachen der Probleme zu lösen, sondern allenfalls die Symptome weiter in die Zukunft zu verschieben. Die Diskussionen über eine Hebelung der EurolandRettungsfonds (EFSF/ESM), über Eurobonds und der aktuelle Streit über eine Monetarisierung der Staatsschulden durch die Europäische Zentralbank verdeutlichen zudem, dass es für die aktuelle Lage keine Patentlösung gibt, sondern dass die Vorschläge Experimentalcharakter haben und ihre Realisierung mit unerwünschten Nebenwirkungen einhergehen könnte. In unserem Hauptszenario zur Euroland-Schuldenkrise gehen wir weiterhin von der Errichtung einer umfassenden europäischen Fiskal- und Haftungsunion mit Deutschland als tragender Säule aus. Bis zu deren Errichtung dürfte die Unsicherheit und damit die Investmentnachfrage nach Gold jedoch auf erhöhtem Niveau bleiben.

16.12.2011

Eskalation wäre unter Umständen negativ für Gold Sollte es entgegen unserer Erwartungen zu einem unkontrolliertem Zusammenbruch der Europäischen Währungsunion kommen, dann würde die Anlegernachfrage zwar steigen. Die Marktturbulenzen im Herbst 2008 nach der Pleite von Lehman Brothers verdeutlichen allerdings, dass der Goldpreis dennoch kurzfristig fallen könnte, da institutionelle Investoren zum Verkauf gezwungen wären. Bislang noch nicht offiziell diskutierte Maßnahmen wie die Rückkehr der Deutschen Mark oder die Einführung eines Nord-Euros könnte sich sogar langfristig negativ für heimische Anleger auswirken. Die neue Währung würde vermutlich stark gegenüber dem Rest-Euro und dem US-Dollar aufwerten, so dass sich der Goldpreis aus deutscher Sicht ermäßigen würde. Mögliche Szenarien für das Ende des Goldbooms Die Reihe von Jahren mit steigendem Goldpreis wird sich nicht ewig fortsetzen. Viele Marktteilnehmer erwarten, dass vor einem Absturz des Preises eine finaler Höhenflug stattfinden wird, der von panikartigen Goldkäufen großer Bevölkerungsteile getragen wird und für Altanleger eine willkommene und deutlich erkennbare Möglichkeit zum Ausstieg bietet. Alternativ wäre aber auch denkbar, dass der Goldpreis in einem Rezessions-Deflations-Szenario allmählich zurückgeht, da die Kaufkraft fehlt, um das größer werdende Angebot aufzunehmen. In diesem Zusammenhang ist die Entwicklung der Minenförderung und die Konjunktur in Indien sowie China mittelfristig sehr bedeutend. Fazit Der Goldpreis befindet sich trotz der Verluste in den letzten Tagen auf einem vergleichsweise hohem Niveau und die Abhängigkeit von den Anlegern hat sich deutlich erhöht. Zu einem Zeitpunkt vor der Finanzkrise hätte dies für eine Überbewertung des Edelmetalls gesprochen. Angesichts des Mangels an Alternativen und vor dem Hintergrund der substanziellen Probleme rechnen wir gleichwohl mit weiterhin hohen Mittelzuflüssen in den Goldmarkt und bestätigen unsere nach oben gerichteten Prognosen. Da der langjährige Bullenmarkt auch zum Aufbau von spekulativen Positionen genutzt wurde, resultiert allerdings eine hohe Gefahr von Preiseinbrüchen. In diesem Zusammenhang erscheint der jüngste Preisverfall weniger fundamental getrieben sondern vielmehr als Resultat der Liquidierungen von Anlagen am Finanzmarkt, um Preisrisiken vor dem Ende des Geschäftsjahres zu eliminieren. Die Volatilität dürfte dabei auch auf automatisch ausgeführte Stopp-loss-Orders und Algotrader zurückzuführen sein. Thorsten Proettel

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Commodity Research

Commodities Weekly Industriemetalle Jahresrückblick 2011 & Marktperspektiven 2012 Metalljahr 2011 von Makroereignissen überschattet Wie bereits im Vorjahr wurde das Geschehen an den Industriemetallmärkten auch 2011 in weiten Teilen von den einschneidenden makro- und politökonomischen Ereignissen bestimmt, welche die fundamentale Angebots-Nachfrage-Situation von Kupfer, Aluminium und Co. abermals in den Hintergrund rücken ließ. So sahen sich die Akteure an den Rohstoffbörsen mit einer nur schwer zu durchschauenden Gemengelage konfrontiert, bestehend aus der immer weiter eskalierenden Eurokrise und den ebenso zahlreichen wie kurzlebigen Rettungsmaßnahmen seitens der Politik, der rückläufigen Konjunkturdynamik, der Herabstufung der USamerikanischen Kreditwürdigkeit sowie dem Bürgerkrieg in Libyen und den Umbrüchen in anderen Staaten der arabischen Welt. Trotz all dieser Belastungs- und Unsicherheitsfaktoren präsentierten sich die Industriemetallpreise über weite Strecken des Jahres äußerst robust. Dies sollte sich jedoch in den Monaten August und September ändern als die Staatsschuldenkrise in Kombination mit der aufkommenden Rezessionsangst die Rohstoffmärkte schließlich doch noch mit voller Wucht traf und für einen scharfen Preiseinbruch sorgte. Industriemetalle schwächster Rohstoffsektor 2011 Mit einem Preisrückgang von durchschnittlich rund 25% belegen die NE-Metalle in der Jahresbilanz 2011 (per 14.12.) den letzten Platz aller Rohstoffsektoren und verzeichnen damit nach den rasanten Zuwächsen 2009 (+98%) und 2010 (+24%) das erste Minusjahr seit 2008. Die im Vergleich überdurchschnittlich starken Abschläge des Basismetallsektors sind aus unserer Sicht primär zwei Faktoren geschuldet: Zum einen führten die im zweiten Halbjahr überaus pessimistischen Konjunkturerwartungen an den Rohstoffmärkten zu einer Neubewertung, welche insbesondere die industrienahen Sektoren betraf. So gerieten bspw. auch die Notierungen der überwiegend im Automotivebereich eingesetzten Edelmetalle Platin und Palladium in einen ähnlich starken Abwärtssog. Der ebenfalls von der Industrienachfrage dominierte Energiesektor bildete hier eine Ausnahme aufgrund der geopolitischen Risiken auf der Angebotsseite („Arabischer Frühling“). Zum anderen spiegelt der breite Preisabschwung (Abb. rechts) die überdurchschnittlich hohe Abhängigkeit des Basismetallsektors von der Importnachfrage Chinas wider, die infolge der geldpolitisch induzierten Wachstumsabschwächung sowie des Abbaus von heimischen Lagerbeständen 2011 rückläufig ausfiel. Bei den Einfuhren der Volksrepublik zeichnet sich aufgrund der gefallenen Weltmarktpreise sowie der reduzierten Vorräte seit einigen Monaten aber bereits eine Trendwende ab. 16.12.2011

Weltwirtschaftsklima und Metallpreistrend drehen gen Süden (Ifo Weltwirtschaftsklima, graue Schattierung = Welt-BIP