Lukas Verlag

Der Zimmermeister Andreas Bock im Westendorf der Stadt Quedlinburg. 101 ... Ute Küppers-Braun, Thomas Schilp (Hg.): Frauenkonvente im Zeitalter der ...
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HARZ-ZEITSCHRIFT 2013

HARZ-ZEITSCHRIFT FÜR DEN HARZ-VEREIN FÜR GESCHICHTE UND ALTERTUMSKUNDE herausgegeben von Bernd Feicke

65. Jahrgang 2013 146. Jahrgang der Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde Berlin und Wernigerode 2013

Lukas Verlag

Herausgeber: Dr. Bernd Feicke Redaktion: Dr. Bernd Feicke (Aufsätze und Rezensionen), Straße des Friedens 269, OT Westerhausen, 06502 Thale Hans-Jürgen Grönke (Berichte), Andersen-Nexö-Straße 2, 99734 Nordhausen Mitarbeit: Dr. Jörg Brückner, Dr. Christian Juranek und Dr. Wilfried Ließmann Für die einzelnen Beiträge sind die Verfasser verantwortlich. Die Zeitschrift ist die Fortführung der Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Altertumskunde, die bis zum 74./75. Jahrgang 1941/42 erschienen ist. Zuschriften: Sendungen für die Schriftleitung und die Anzeigenverwaltung sowie Beitragsangebote und Besprechungsstücke für den Rezensionsteil bitte an Dr. Bernd Feicke, Tel. 03946 / 63 18. Bezug: Mitglieder des Harz-Vereins für Geschichte und Altertumskunde e.V. erhalten die Zeitschrift für den Jahresbeitrag sowie Sonderveröffentlichungen zum Vorzugspreis. Nichtmitglieder zahlen den jeweiligen Ladenpreis. Der reguläre Verkauf erfolgt über den engagierten Buchhandel. Direkt­bestellungen sind auch möglich über den Lukas Verlag (Kollwitzstraße 57, 10405 Berlin, Tel. 030 / 44 04 92 20, Fax 030 / 442 81 77 bzw. online unter www.lukasverlag.com).

© by Harz-Verein für Geschichte und Altertumskunde e.V. sowie Lukas Verlag Erstausgabe, 1. Auflage 2013 Alle Rechte vorbehalten Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte Kollwitzstraße 57 D 10405 Berlin www.lukasverlag.com Umschlagabbildung: Halberstädter Diskos, Domschatz Halberstadt (© Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Juraj Lipták) Umschlag: Lukas Verlag Satz: Susanne Werner Druck: Elbe-Druckerei Wittenberg Printed in Germany ISSN 0073–0882 ISBN 978–3–86732–159–4

INHALT

Beiträge zur Tagung des Arbeitskreises Harz-Archäologie am 10.11.2012 in Walkenried Vorwort zu den Tagungsbeiträgen und Tätigkeits­bericht 2012 des Arbeitskreises Harz-Archäologie Hans-Jürgen Grönke

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Zur Vorgeschichte des sogenannten Fleglerkrieges und seine Folgen in der »Goldenen Aue« Hans-Jürgen Grönke

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Partielle Wüstung Astfeld – seit 1996 unter Beobachtung Friedrich-A. Linke

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Ein Rundgang durch die wiederentdeckte Wüstung Rodenbeke bei Scharzfeld im Kreis Osterode Eberhardt Kettlitz

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Anmerkungen zu den Wüstungen Altwalkenried und Immenrode bei Walkenried Fritz Reinboth

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Neue archäologische Untersuchungen im ehemaligen Zisterzienserkloster Walkenried, Ldkr. Osterode am Harz Uwe Moos

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Aufsätze zur Harzgeschichte Der Gelbe Hof zwischen Thale und Weddersleben. Wüstung oder Grabhügel? Ute Fuhrmann und Rainer Vogt

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Kirchenbauten im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. 63 Seit etwa Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges Falko Rost

Vom »Spelhus« zum Rathaus. 83 Das Wernigeröder Rathaus als Rechtsort im Mittelalter und in der frühen Neuzeit Julia Hartwig Der Zimmermeister Andreas Bock im Westendorf der Stadt Quedlinburg. Bauherren und Zimmerleute in Einzeldarstellungen Karlheinz Wauer

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Emil Reubke. 128 Ein vergessener Orgelbaumeister der Romantik aus dem nördlichen Harzvorland Lutz Wille Ein Nachguss des Halberstädter Diskos und die Nachbildungen historischer Kunstgegenstände im Eisenkunstguss des 19. Jahrhunderts 147 Vera Henkelmann Die Anfänge der NSDAP in Bad Sachsa am Südharz 1923/24–1930 Markus Jaeger

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Literaturschau Zeitschriftenübersicht Harzraum für das Jahr 2012

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Rezensionen

183

Regional

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800 Jahre Anhalt. Geschichte, Kultur, Perspektiven (= stekos historische bibliothek 2), hg. vom Anhaltischen Heimatbund e.V., Dößel 2012  (Bernd Feicke) Stolberg 1210–2010. Zur achthundertjährigen Geschichte des Geschlechts, hg. von Philipp Fürst zu Stolberg-Wernigerode und Jost-Christian Fürst zu Stolberg-Stolberg, Redaktion: Gaby Kuper, Dößel 2010  (Monika Lücke) Ralf Staufenbiel (Hg.): Heimatbuch Kloster Gröningen. Mit Elementen des regionalen Brauchtums, 1. Teil, Kloster Gröningen 2012  (Christof Römer) Archäologie

185

Veit Dresely u.a.: Königin Editha und ihre Grablege in Magdeburg (= Archäologie in Sachsen-Anhalt, Sonderbd. 18), Halle 2012  (Bernd Feicke) Montan-/ Münzwesen

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Monika Lücke, Wilfried Matzdorf: Der geprägte Reformator Thomas Müntzer in der Numismatik. Katalog mit Verzeichnung der numismatischen Spezialsammlung der Mühlhäuser Museen, hg. von Thomas T. Müller, Thomas Müntzer-Gesellschaft e.V., Mühlhausen 2012  (Hans-Jürgen Grönke)

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Inhalt

Rechtsgeschichte

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Heung-Sik Park: Krämer- und Hökergenossenschaften im Mittelalter (= Göttinger Forschungen zur Landesgeschichte 8), Bielefeld 2005  (Bernd Feicke) Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte (HRG), 2. völlig überarbeitete und erweiterte Auflage, hg. v. Albrecht Cordes, Heiner Lück, Dieter Werkmüller, Christa Bertelsmeier-Kierst, 15./16. Lieferung: Kaiser-Konfiskation, Berlin 2012  (Dieter Pötschke) Kirche und Kultur

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Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginen­häuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, hg v. Josef Dolle, unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer. Teil 1: Abbingwehr bis Gandersheim; Teil 2 Gartow bis Mariental; Teil 3: Marienthal bis Zeven; Teil 4: Literatur und Register (= Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen 56), Gütersloh 2012 (Christof Römer) Clemens Brodkorb, Peter Häger (Hg.): Jahrbuch für mitteldeutsche Kirchen-und Ordens­ geschichte, 7. Jg, Heiligenstadt 2011  (Paul Lauerwald) Carina Brumme: Das spätmittelalterliche Wallfahrtswesen im Erzstift Magdeburg, im Fürstentum Anhalt und im sächsischen Kurkreis. Entwicklung, Strukturen und Erscheinungsformen frommer Mobilität in Mitteldeutschland vom 13. bis zum 16. Jahrhundert (= Europäische Wallfahrtsstudien 6), Frankfurt a.M. 2010  (Immo Eberl) Christof Römer, Monika Lücke (Bearb.): Die Mönchsklöster der Benediktiner in MecklenburgVorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen (= Germania Benedictina X, 1–2), hg. v. der Historischen Sektion der Bayerischen Benediktinerakademie München, St. Ottilien 2012  (Bernd Feicke) Urkundenbuch des Augustinerchorfrauenstifts Dorstadt, bearbeitet von Uwe Ohainski (= Veröff. d. Historischen Kommission für Niedersachsen u. Bremen 258; Quellen und Forschungen zur Braunschweigischen Landesgeschichte 47), Hannover 2011 Urkundenbuch des Klosters Osterode (Göttingen-Grubenhagener Urkundenbuch, 6. Abteilung), bearbeitet von Manfred von Boetticher, Detlef Busse, Thomas Franke, Sabine Graf, Isabelle Guerreau, Christian Hoffmann, Hildegard Krösche, Sven Mahmens (= Veröff. d. Historischen Kommission für Niedersachsen u. Bremen 266), Hannover 2012  (Michael Scholz) Der Gandersheimer Schatz im Vergleich. Zur Rekonstruktion und Präsentation von Kirchenschätzen, hg. v. Hedwig Röckelein (= Studien zum Frauenstift Gandersheim und seinen Eigenklöstern 4), Regensburg 2012  (Michael Scholz) Ute Küppers-Braun, Thomas Schilp (Hg.): Frauenkonvente im Zeitalter der Konfessionalisierung (= Essener Forschungen zum Frauenstift 8), Essen 2010 Thomas Schilp (Hg.): Frauen bauen Europa. Internationale Verflechtungen des Frauenstifts Essen (= Essener Forschungen zum Frauenstift 9), Essen 2011  (Dieter Pötschke) Anja A. Tietz: Der frühneuzeitliche Gottesacker. Entstehung und Entwicklung unter besonderer Berücksichtigung des Architekturtypus Camposanto in Mittedeutschland (= Beiträge zur Denkmalkunde 8), Veröff. des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle 2012  (Bernd Feicke) Studien zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser, Berlin  (Bernd Feicke)

Inhalt

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Silke Siebrecht: Friedrich Eberhard von Rochow. Domherr in Halberstadt – praktischer Aufklärer, Schulreformer und Publizist. Handlungsräume und Wechselbeziehungen eines Philanthropen und Volksaufklärers in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (= Presse und Geschichte – Neue Beiträge 71; zgl. Philanthropismus und populäre Aufklärung, Studien und Dokumente 6), Bremen 2013  (Bernd Feicke) Christina Grummt: Caspar David Friedrich. Die Zeichnungen. Das gesamte Werk, 2 Bde., München 2011  (Bernd Feicke) Jörg Voigt: Beginen im Spätmittelalter, Frauenfrömmigkeit in Thüringen und im Reich (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen [Kleine Reihe] 32, Köln, Weimar, Wien 2012  (Hans-Jürgen Grönke)

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Zeitfolge Hans K. Schulze: Von der Harzburg nach Canossa. Kaiser Heinrich IV., Papst Gregor VII. und die Sachsen (= edition metropolis 3), Jena, Quedlinburg 2012  (Bernd Feicke) Atlas zur Geschichte und Landeskunde von Sachsen, Vorsitzender der Redaktion Karlheinz Blaschke, Leipzig, Dresden 2012  (Bernd Feicke) Thomas Lau: Unruhige Städte. Die Stadt, das Reich und die Reichsstadt (1648–1806), München 2012  (Paul Lauerwald) Manfred Schröter: Die Schicksale der Nordhäuser Juden 1933–1945, überarbeitete und ergänzte Auflage, Nordhausen 2012  (Hans-Jürgen Grönke)

Berichte Internationale Tagung »Das Burger Landrecht« Zur Entwicklung der Landrechte und ihrer Symbolik im Mittelalter« am 12./13.10.2012 in Burg bei Magdeburg Dieter Pötschke 10. Westerhäuser Museumstag zur Entwicklung der Verkehrs­infrastruktur im Nordharz Bernd Feicke Protokoll der Jahreshauptversammlung 2013 in Heringen/Helme Hans-Jürgen Grönke

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212 213

Inhalt

Autoren Prof. Dr. Immo Eberl, Stadtarchiv, Spitalstraße 4, 73479 Ellwangen Dr. Bernd Feicke, Straße des Friedens 269, OT Westerhausen, 06502 Thale Ute Fuhrmann, Wellbachweg 5, 06485 Gernrode Hans-Jürgen Grönke, Andersen-Nexö-Straße 2, 99734 Nordhausen Dipl.-Jur. Julia Hartwig, Schleiufer 20, 39104 Magdeburg Dr. des. Vera Henkelmann, Am Riffersbach 42, 52249 Eschweiler Hans-Heinrich Hillegeist, Brauweg 9, 37073 Göttingen Markus Jaeger, Stargarder Weg 6, 37083 Göttingen Dr. Christian Juranek, Am Schloss 1, 38855 Wernigerode Dr. Eberhardt Kettlitz, Raymundstraße 7, 04177 Leipzig Dr. Friedhart Knolle, Grummetwiese 16, 38640 Goslar Paul Lauerwald, Töpferstr. 16, 99734 Nordhausen Friedrich-A. Linke, Hinter den Brüdern 9, 38640 Goslar Dr. Monika Lücke, Ahornweg 9, OT Nauendorf, 06193 Wettin-Löbejün Dr. Uwe Moos, Berggasse 33, 04600 Altenburg Dr. Dieter Pötschke, An der Wublitz 25B, 14542 Leest Fritz Reinboth, Theodor-Francke-Weg 52, 38116 Braunschweig Dr. Christof Römer, Am Wasserturm 5, 38102 Braunschweig Falko Rost, Bruchbreite 15, 38173 Dettum Dr. Michael Scholz, Dattelner Straße 20, 39307 Genthin Rainer Vogt, Neue Behrensdorfstraße 30, 06502 Thale Karlheinz Wauer, Wallstraße 29, 06484 Quedlinburg Prof. Dr. Lutz Wille, Oberer Griethweg 21, 69198 Schriesheim

Autoren

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BEITRÄGE ZUR TAGUNG DES ARBEITSKREISES HARZARCHÄOLOGIE AM 10.11.2012 IN WALKENRIED

Vorwort zu den Tagungsbeiträgen und Tätigkeits­bericht 2012 des Arbeitskreises Harz-Archäologie

Am 12. Mai 2012 traf sich der Arbeitskreis um 10.00 Uhr im Museum »Tabakspeicher« in Nordhausen, wo zu Beginn der Tagung Dr. Mario Küsner über das Großprojekt »Industriegebiet Goldene Aue – Möglichkeiten Planung und Methodik« referierte. Im Anschluss daran sprach Markus Wehmer zum Thema »Von der Bandkeramik bis zum Mittelalter – erste Grabungsergebnisse im Industriegebiet Goldene Aue«. Nach dem Mittagessen führten uns beide Referenten über die Grabungsfläche. Dabei konnten die Teilnehmer zahlreiche Funde und Befunde vor Ort in Augenschein nehmen, so u.a. die ersten Grubenverfärbungen einer bandkeramischen Siedlung. Die durch die Luftaufnahmen und Geomagnetik bereits bekannten Kreisgräben waren auch schon freigelegt. Leider waren die im Zentrum bestatteten Personen nicht mehr erhalten. Nach der Besichtigung der Grabungsfläche fuhren die Teilnehmer zu ehemaligen Dorfstellen (Wüstungen) in der Umgebung. Erster Anlaufpunkt war die Wüstung Thiemderode. Von ihr ist bemerkenswert, dass die Kirche ehemals durch einen Wall und Graben geschützt war und bis heute noch erkennbar ist. Von der Wüstung Crimhilderode konnten im Laufe der Jahre zahlreiche Scherben und rechteckige Dachziegeln geborgen werden wie sie auch bei den Ausgrabungen in Walkenried sichergestellt werden konnten. Der Standort der Wüstung Harzfeld ist bis heute ein beliebter Ausflugsort. Erhalten sind von ihr noch die 3–4 m hohe Westwand und Grundmauern des Kirchenschiffes. Hier endete die Exkursion und bei schönem Wetter traten die Teilnehmer die Heimreise an. Am 10. November hatte der Arbeitskreis nach Walkenried in das Freizeitzentrum zu einer Tagung mit Exkursion eingeladen. Das Interesse an den Vorträgen und der Ausgrabung am Kloster war überwältigend. 86 Teilnehmer waren erschienen und Dank der Hilfe des Gaststätten-Ehepaares Cybok fanden alle Platz und konnten den Vorträgen lauschen. Nach der Begrüßung sprach zuerst Dr. St. Flint zu der aktuellen Ausgrabung am Kloster Walkenried. Fritz Reinboth informierte über die Lage von Alt-Walkenried. H.-J. Grönke ging auf den so genannten Fleglerkrieg 1412 und die dabei entstandenen Wüstungen im Südharz ein. F.A. Linke berichtete über die partielle Wüstung Astfeld. Dr. E. Kettlitz informierte über die Ausgrabungsergebnisse der Wüstung Rodenbeke und zum Abschluss sprach Dr. L. Klappauf über neue Erkenntnisse anhand der aktuellen Untersuchungen am Rammelsberg. Nach dem Mittagessen begann es leider zu regnen, so dass die Exkursion unter Leitung von Herrn Fritz Reinboth zur Flur von Alt-Walkenried nur mit Schirm durchgeführt werden konnte. Die Erklärungen zur Ausgrabung am Kloster übernahmen Dr. Flint und Dr. Moos.

Vorwort

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Für seine langjährige Arbeit als Leiter des Arbeitskreises wurde Herrn Dr. Lothar Klappauf noch einmal recht herzlich gedankt. Herr Dr. Stefan Flint, Herr Friedrich A. Linke und Herr Hans-Jürgen Grönke leiten in den folgenden Jahren den Arbeitskreis. Die Vorträge findet der Leser im Anschluss an diesen Tätigkeitsbericht. Hans-Jürgen Grönke

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Vorwort

Zur Vorgeschichte des sogenannten Fleglerkrieges und seine Folgen in der »Goldenen Aue« Hans-Jürgen Grönke Der poetische Zauber, der in der Vergangenheit lange Zeit die Standorte ehemaliger Ortschaften (Wüstungen) umgab, hat seit Jahren einer nüchternen und streng wissenschaftlichen Betrachtungsweise Platz gemacht.1

Die Landschaft zwischen Thüringer Wald und Harz war im Mittelalter eines der territorial zersplittertsten Gebiete Deutschlands. Hier hatten sich unterschiedlich große Territorialherrschaften herausgebildet, die sich untereinander aber oft nicht grün waren und befehdeten. So erlebte das Fehdewesen eine Blütezeit, da nur selten eine die Bauern schützende Landesherrschaft vorhanden war. Außer den vielen kleinen Fehden, die sich zum Teil über viele Generationen hinzogen, sei als Beispiel größerer kriegerischer Auseinandersetzungen der sogenannte »Thüringische Grafenkrieg« der Jahre 1342–46 genannt, den Friedrich II., der Ernsthafte, von Thüringen gegen einige Grafen, die sich ihm widersetzten, führte.2 Diese Auseinandersetzung dauerte auch noch in Form ständiger Kleinkriege eigentlich bis zum Ende des 14. Jahrhunderts. Ursache für die meisten Fehden waren im Mittelalter in der Regel Erbstreitigkeiten und Gebietsansprüche auf fremdes Territorium. So entbrannte zwischen der Stadt Nordhausen und den Grafen von Hohnstein eine Fehde um den Höhenzug Kohnstein bei Niedersachswerfen. Der Berg gehörte zu einem Teil den Herren von Salza als Reichslehen, zum anderen den Hohnsteiner Grafen. Diese hatten 1363 auf dem südöstlichen Bergsporn die Schnabelsburg errichtet, um von dort die Handelsleute und Salzaer Bürger, die in den Harz oder aus ihm kamen, (heute: B 80) zu kontrollieren bzw. zu plündern. Um einem langen Streit mit den Hohnsteinern aus dem Wege zu gehen, verkauften die Herren von Salza ihren Anspruch am Kohnstein an die Stadt Nordhausen. Dagegen protestierten nun aber die Hohnsteiner. Sie selbst beanspruchten den gesamten Bergrücken für sich. Es kam zur feindlichen Auseinandersetzung. Die Stadt warb Kriegsleute unter dem Hauptmann Andreas von Buttlar aus der Umgebung von Mühlhausen an. Dieser überfiel mit seinen Leuten die Dörfer der Hohnsteiner. Bei einem dieser Raubzüge wurde auch der Graf Heinrich IX. von Hohnstein-Kelbra gefangen genommen. Man ließ ihn aber bald frei, nachdem er versprochen hatte, sich an einem der nächsten 1 Erich Neuss: Wüstungskunde der Mansfelder Kreise, Seekreis und Gebirgskreis, Erstes Heft, Böhlaus Nachfolger, Weimar 1971, S. IV. 2 Reinhard Jonscher: Kleine thüringische Geschichte. Vom Thüringer Reich bis 1945, JenzigVerlag, Gabriele Köhler, Jena 1993, S. 69.

Zur Vorgeschichte des sogenannten Fleglerkrieges in der »Goldenen Aue«

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Tage zu stellen. Leider hielt er dieses Versprechen nicht ein. Bei der Schlichtung der Fehde 1368 durch den Thüringer Landgrafen hatten die Nordhäuser dem Grafen von Hohnstein 1500 Mark Silber zu zahlen und als Gegenleistung wurde die Schnabelsburg abgerissen und durfte auch nicht wieder aufgebaut werden. Von den Salzaischen Gütern wurde der Stadt nur die südöstliche Ecke des Kohnsteins zugesprochen, und ihr das Recht gewährt, hier Steine für die Stadtmauer abzubauen.3 Welche Dörfer durch Andreas von Buttlar geplündert bzw. zerstört wurden, ist leider nicht überliefert. Diese Fehde war kaum beendet, da nahm Dietrich VIII. von Hohnstein-Heringen die Ermordung Ottos von Hohnstein durch Walkenrieder Mönche (vor 81 Jahren) zum Anlass, als Landesherr den 4. Teil der Jahreseinkünfte von den Walkenrieder Gütern (Grangien) in der Goldenen Aue zu verlangen (1404/05). Der Walkenrieder Abt weigerte sich, diese Forderung zu erfüllen. Infolge dessen plünderte Dietrich VIII. von Hohnstein-Heringen die Grangien des Walkenrieder Klosters. Nun wandte sich der Abt an König Ruprecht und bat um Hilfe. Ruprecht ließ ein Reichsheer aufstellen, dem auch die Städte Goslar, Mühlhausen und Nordhausen unter Leitung von Heinrich IX. von Hohnstein-Kelbra angehörten. Es kam zu Auseinandersetzungen mit Dietrich VIII. 1410 wurde in einem Vergleich dem Hohnsteiner der 4. Teil der Jahreseinkünfte von den Grangien des Klosters in der Goldenen Aue zugesprochen.4 Nach dieser Einigung mit dem Kloster Walkenried behauptete Dietrich VIII., dass bei der Gebietsteilung 1394 sein Großvater bei der Aufteilung durch den Vater Heinrich VIII. übervorteilt worden war. Aus diesem Zwist zwischen Dietrich VIII. und seinen Verwandten kam es zum sogenannten »Fleglerkrieg« Um nun diese Teilung zu revidieren und seinen Vetter Heinrich  IX. zu schädigen, verbündete sich Dietrich VIII. mit Friedrich von Heldrungen, der auf der Burg Heldrungen regierte. Dieser Friedrich hatte in seinem Dienst eine sogenannte Gefolgschaft, d.h. eine Gruppe von Söldnern, Bauern, Dreschern, Madern, Pflug Bengel etc., die mit Mistgabeln und Flegeln ausgestattet waren – daher der Name Fleglerkrieg – und die für Geld alles taten.5 Dieser Haufen fiel nun in die benachbarten Gebiete von Heinrich IX. ein. Sie überfielen meistens bei Nacht die Dörfer mordeten, plünderten und steckten sie in Brand. So wurden nach der Kelbraer Chronik innerhalb weniger Wochen in den Burgämtern Kelbra und Hohnstein 15 Dörfer vernichtet.6 In der Nacht zum 18.  September 1412 besetzten die angeworbenen Söldner von Friedrich V. Edler Herr von Heldrungen die Burg Hohnstein und nahmen Ulrich von Hohnstein gefangen. Sein Sohn Heinrich IX. konnte fliehen.7 Andere Historiker 3 Heinrich Heine: Geschichte von Nordhausen und dem Kreis »Grafschaft Hohenstein«, Hannover/Berlin 1900, S. 29f. 4 Hermann Hiller: Geschichte der Stadt Heringen an der Helme, Selbstverlag 1927, S. 52. 5 M. Joh. Arn. Zeitfuchs: Stolbergische Kirchen-und Stadt-Historie…, Frankfurth/Leipzig 1717, S. 123f. 6 Friedrich Wilhelm Ernst Lehmann: Die Geschichte der Stadt Kelbra am Kyffhäuser, gebunden mit einer Heimatkunde, Selbstverlag 1900, S. 29f. 7 Zeitfuchs 1717 (wie Anm. 5), S. 123.

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Hans-Jürgen Grönke