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Dr. Harald Schmitt

Glück, Angst und Depression Erfahrungen aus meiner psychischen Erkrankung

»Ich habe erfahren, dass sich mein Leben nur rückwärts erklären lässt!«

Danksagung: Ich danke allen Menschen, von denen ich lernen durfte!

Inhalt I. Einleitung ................................................................. 13 II. Aus meinem Leben ................................................. 15 III. Streiflicht aus meiner ersten manischen Erkrankungsphase ....................................................... 20 IV. Bemerkungen zu meiner Behandlung ..................... 22 V. Blutdruck, OPUS DEI und meine Ängste ................. 28 VI. Auf dem Weg zu mehr Glück ................................ 30 VII. Kommunikation .................................................... 42 VIII. Beziehungen ........................................................ 56 IX. Loseblattsammlung ................................................ 64 X. Lebenslauf .............................................................. 69 XI. Anhang.................................................................. 72 XII. Literatur ................................................................ 73 Impressum .................................................................. 74

I. Einleitung Liebe Leserinnen und Leser, Dinge sind für mich immer dann interessant, wenn ich sie selbst entdecken darf. Unter Berücksichtigung dieser Erkenntnis möchte ich mich in diesem Buch bemühen, ausschließlich aus meinem Leben und von meinen Erfahrungen zu berichten. So möchte ich Ihnen Raum für Ihre eigenen Entdeckungen lassen. Auf der Suche nach Glück habe ich viele »Lebensberater« mit äußerst mäßigem Erfolg studiert. Erst, als ich diese enttäuscht zur Seite gelegt und nur noch auf mich selbst gehört habe, gelangen mir zutreffende, wirklich eigene Erfahrungen. Diesen meinen Erfahrungsschatz möchte ich Ihnen heute durch dieses Buch zur Verfügung stellen. Es existiert der Spruch: »Jeder Jeck is anders!« (Jeder Mensch ist anders!). Ich bin davon überzeugt, dass folglich auch der Weg zum Glück für jeden Menschen auf diesem Planeten einzigartig ist. Daher meine Bitte: Verwenden Sie meine Erfahrungen nur als Anregung und nicht als »Rezept« für die Gestaltung Ihres! Lebens. Einzig durch eigenes Ausprobieren und anschließendes kritisches Prüfen der resultierenden Veränderungen gelang mir in der letzten Zeit eine zunehmende Verbesserung in Richtung meines glücklicheren Lebens. Diese besitzt bei mir bis jetzt kein erkennbares Ende. Der Spruch: »Der Weg ist das Ziel!« trifft diese Erfahrung sehr gut. Auch wenn Sie sich ausgehungert

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und kraftlos vorkommen, wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen die Ausdauer, den Mut und das Selbstvertrauen, um in zunächst kleinen Schritten mit Erfolg auf dem von Ihnen selbst entworfenen Weg zu immer mehr Glück voranzukommen. »Sie sind einzigartig auf diesem Planeten und besitzen folglich auch einzigartige Glücksmomente!« Ich wünsche Ihnen, dass es Ihnen gelingt, Ihr Leben auf Ihre ureigene Weise zu gestalten. Falls es Rückschläge geben sollte, schöpfen Sie liebevoll zunächst Kraft. Hier kann ein zuverlässiges, möglichst engmaschiges soziales Netz aus Familie und Freunden etc. sehr unterstützend wirken. Ich habe mich bemüht, dann anschließend auf eine neue, nun verbesserte Art vorwärts zu kommen. Hier gilt das chinesische Sprichwort: »Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt!« Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen viel Freude bei der Lektüre dieses Buches! Ihr Dr. Harald Schmitt

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II. Aus meinem Leben In diesem zweiten Kapitel möchte ich Ihnen gerne einen Einblick in die Geschichte meines Lebens geben. So erhalten Sie ein Beispiel, das Sie nach reichlichem Überlegen und Prüfen für Ihr Leben beliebig abwandeln, ergänzen oder vielleicht auch für sich verwerfen können. Mir war es beim Entwurf meines Lebensmodells wichtig, dass die entscheidenden Impulse aktiv von mir sowie meinen Gedanken und Gefühlen ausgingen. Ich habe über einen langen Zeitraum über die im Folgenden aufgeführten Zusammenhänge meines Lebens nachgedacht. Ich wollte das ganze Leben, bis hinein in meine früheste Kindheit, glücklich werden! Meine Eltern, denen ich wie jedes Kind zunächst nacheiferte, lebten mir vor, dass zur Erreichung dieses Zustandes die möglichst vollständige Hingabe – bis hin zur Selbstaufgabe – zur katholischen Kirche sowie gegenüber der Obrigkeit notwendig sei. Als Grundstruktur in dieser streng katholischen, autoritären Erziehung wurde von mir meist das Prinzip »Liebe (Glück, Wärme, Annahme …) für Leistung« empfunden. Durch diese scheinbare Liebesstruktur kann ich mich im Rückblick gegenüber Eltern, Kirche und Vorgesetzten kaum an ein wahres Lob erinnern! Dies hatte zur Folge, dass ich später Lob nicht gut aushielt!

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So hatte ich nicht den Stolz und die daraus resultierende Kraft zur Entwicklung einer wahren Pubertät über einen gewöhnlichen Zeitraum. Durch eine solche Entwicklungsphase wäre ich schrittweise in die Lage versetzt worden, mein Leben nach wirklich eigenen Vorstellungen zu gestalten. Meine wahre Pubertät fand (viel zu spät und abrupt) erst im 28. Lebensjahr, meiner Schnittstelle zwischen Kindheit (als »kleines Kind« im Elternhaus) und Doktor der Chemie (im eigenen Laboratorium, mit eigenen Mitarbeitern) statt. Bis zu dieser Schnittstelle hatte sich mein schließlich fast verzweifelter Katholizismus, auf der Suche nach Glück, immer mehr verstärkt. Damit verbunden waren die zunehmende Selbstaufgabe und Hingabe gegenüber der Kirche! Schließlich hatte ich nicht das Selbstwertgefühl und das daraus resultierende Selbstbewusstsein, um durch dieses eine unabhängige und real existierende Kraftquelle zu besitzen. Nach der Promotion und mit dem Auszug aus meinem Elternhaus (altes Modell) nach Krefeld in die eigene Wohnung (neues Lebensmodell) fand ich heraus, dass durch diese Trennung das gesamte katholische Kartenhaus für mich zusammenstürzte. Im ersten Jahr der Einsamkeit, der Kälte und in dem Bewusstsein, auf dem Gebiet des eigenen Überlebens schlecht ausgebildet zu sein, flüchtete ich jeden Freitagabend nach Dienstschluss in Krefeld als Laborleiter sofort

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in das Dorf meiner Kindheit und Jugend, um hier bei meiner Mutter mit »Wärme« versorgt zu werden. Am Montagmorgen trat ich in diesem Jahr des Durchhaltens mit meinem unsoliden Lebensmodell die wöchentliche Arbeit in Krefeld wieder an. Ich verfügte zunächst über keine kirchliche Heimat mehr und auch nicht über ein soziales Netz, das dieses Vakuum in meinem Leben hätte ausfüllen können. Da ich achtundzwanzig Jahre nach dem Prinzip »Liebe für Leistung« getrimmt worden war, stürzte ich mich zur Rettung dieses bisherigen Lebensprinzips in die Arbeit. Hier fand ich die ersehnte Heimat! Die Erfahrung, die ich bisher mit Menschen gemacht hatte, beeindruckte unseren damaligen Direktor. Nach Ablauf der Probezeit eröffnete er mir, dass er für mich schon sehr frühzeitig die Leitung eines Produktionsbetriebes als Vorgesetzter vorgesehen hatte. Durch diesen Vertrauensbeweis erhielt ich einerseits die ersehnte Anerkennung meiner Arbeit, mir wurde aber andererseits bewusst, dass durch die räumliche Lage des Betriebes im Osten von Deutschland ein regelmäßiger Heimaturlaub und somit die »Aufladung« meiner psychischen Kräfte durch die Nähe zu meiner Mutter nur sehr schwer möglich würde. Durch diese angekündigte Beförderung wurde mir endgültig bewusst, wie wenig geeignet für mich das von meinen Eltern vorgelebte katholische Lebensprinzip zur Gestaltung meines Lebens war.

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In solch einer Not wagte ich zaghaft den ersten wirklich eigenen Schritt, indem ich mich nicht mehr dem von mir zunehmend als Gehirnwäsche empfundenen Sonntagsgottesdienst aussetzte, der für mich durch den Satz des Kyries: »HERR ERBARME DICH, CHRISTUS ERBARME DICH, HERR ERBARME DICH« geprägt ist. Nach meinem Verständnis zieht sich der Inhalt dieser Formel durch die gesamte Liturgie der katholischen Kirche. Ich fand für mich heraus, dass eine Loslösung aus diesem Gedankengut, wenn auch nur langsam, in meinem Leben möglich ist. Durch diese Erkenntnis, die das gesamte, jahrtausendealte katholische System für mich überflüssig machte, wuchs in mir zunehmend Angst. Diese wurde für mich durch das Gedankengut der streng konservativen, katholischen Vereinigung OPUS DEI verkörpert, deren Beziehungen bis in den Vatikan reichen sollen. Die von mir entwickelte selbständige Sichtweise machte jedoch für mich eine katholische Kirche als Schlüssel zum Glück überflüssig bis kontraproduktiv. Im Verlauf von Tagen, Wochen und Monaten entwickelte sich in meinem Inneren die panische Angst, dass meine gefährlichen, weil selbständigen Gedanken gegenüber der katholischen Kirche (verkörpert durch OPUS DEI) aus meinem Gehirn »herausgelesen« werden könnten und ich mich somit in Lebensgefahr befand! Ich war krank! Wie tief meine Verwurzelung in der Struktur der katholischen Kirche war, zeigt die Tatsache, dass ich trotz

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meiner schizoaffektiven Erkrankung weitere acht Jahre des zähen Ringens brauchte, um aus ihr auszutreten. Seit etwa zweiundzwanzig Jahren bricht in den aktiven Phasen meiner Krankheit die Angst der Verfolgung durch die Kirche aus meinem tiefsten Inneren an die Oberfläche. Dies hat für mich, meine Familie und mein berufliches Umfeld weitgehende Folgen. In diesen Phasen sehe ich Dinge und Zusammenhänge oft sehr klar und fühle mich gezwungen, »den Finger in diese Wunden« (s.u.) meines privaten und beruflichen Umfeldes zu legen1). Meine natürliche Hemmschwelle, diese Erkenntnisse auch rücksichtslos zu äußern, schwindet in Folge fast vollständig. (zu 1): An dieser unbewussten Formulierung können Sie erkennen, wie sehr verhaftet ich in meinem Unterbewusstsein noch heute, zweiundzwanzig Jahre später, in der katholischen Kirche lebe.)

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III. Streiflicht aus meiner ersten manischen Erkrankungsphase In diesem kurzen Kapitel möchte ich Ihnen am Beispiel meines Handelns im ersten manischen Krankheitsabschnitt meiner schizoaffektiven Erkrankung3) (siehe XI. Anhang) die Möglichkeit geben, sich ein eigenes Bild über diese zu machen: Nach einer bei Minusgraden vor der Polizeistation und in der Vorhalle des Krankenhauses durchfrorenen und durchwachten Nacht machte ich mich am frühen Sonntagmorgen des 1. Advent 1992 auf den Fußmarsch von Bergisch Gladbach nach Köln. Durch Zufall kam ich nach dem langen Marsch genau in dem Augenblick im Kölner Dom an, als die Predigt des dortigen Sonntagshochamtes gerade vorüber war und sich der Priester von der Predigtkanzel herab zum Volk begab. Ich nahm all meinen Mut zusammen und nutzte die Gunst des Augenblickes, um die Predigtkanzel zu stürmen. Ich wollte folgende Botschaft verkünden: »Liebe versammelte Gemeinde, bitte achten Sie auf Ihre Worte! Sie wissen gar nicht, wie viel Unheil sie mit diesen anrichten können!« Krankhaft fühlte ich eine beinahe übermenschliche Kraft, als ob ich in der Lage sei, mich mit der gesamten Welt anzulegen – ähnlich wie Jesus es vor etwa 2000 Jahren getan hatte. In Folge kam ich für etwa vier Monate, unter einer zunächst mit körperlicher Gewalt durch eine große

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Überzahl von kräftigen Pflegern injizierten Dosis eines Psychopharmakons, in eine Klinik. Nach dieser ersten manischen Episode fiel ich psychisch in ein lange anhaltendes »depressives Loch«. So war mein Körper physisch in der Lage, sich von den durchlebten Anstrengungen (u.a. durch Entbehrung von Schlaf und Ernährung …) zu erholen. Heute, zweiundzwanzig Jahre später, stehe ich auf dem Standpunkt, dass die Wahl der Religionsgemeinschaft jedem Menschen persönlich überlassen werden sollte!

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IV. Bemerkungen zu meiner Behandlung An dieser Stelle möchte ich Ihnen gleich sagen: Ich bin von Hause aus Chemiker und kein Mediziner! Gemäß der Devise: »Schuster bleib bei deinen Leisten!« werde ich daher nur von meinem Krankheitsbild und aus der Sicht des Patienten berichten. Ich leide seit 1992 an einer schizoaffektiven Erkrankung3). Unter dieser versteht man in der Psychiatrie eine meist periodisch wiederkehrende, tiefgreifende Störung der Geistestätigkeit, die Funktionen wie Denken, Erleben, Fühlen und Handeln gleichzeitig betrifft (siehe auch Kapitel XI – Begriffsbestimmung).

Meine Erkrankung und ihre Behandlung Die letzten Jahre verbrachte ich auf mehreren meist »geschützten« Stationen unterschiedlicher Kliniken. Während dieser Zeit wurde versucht, mir durch eine ganzheitlich ausgerichtete Behandlung zu helfen: • pharmakologische Behandlung • psychologische Behandlung • Sporttherapie • Ergotherapie , Malen, Musik, Yoga … Da es bisher in der Psychiatrie noch keine eindeutige, direkte Messmethode zur Bestimmung des Krankheitsgrades der Patienten gibt, ist das medizinische Team

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gezwungen, sich aufgrund des subjektiven Urteils auf die Beantwortung der Frage: »Wie geht es Ihnen?« einen Rückschluss über den Erkrankungsgrad und die Erkrankungsart des Befragten zu bilden. Dies erfordert viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Gleichzeitig ist die Gefahr einer falschen Auslegung von subjektiven Eindrücken sehr groß. Eine ganz neue und effektivere Form der Zusammenarbeit entsteht, wenn es dem medizinischen Team gelingt, mein Vertrauen zu gewinnen. Dies setzt voraus, dass das medizinische Personal versucht, mich als Patienten auf Augenhöhe zu betrachten. In diesem Zusammenhang steht der Auftritt des Mediziners als »Gott in Weiß« gegenüber mir, dem Patienten, als medizinischem Fall und »Nummer« zur Diskussion. Wenn ich mich in meiner Gesamtheit angenommen fühle, bin ich bereit, aktiv mit dem medizinischen Team zu arbeiten. Zusammen mit meiner persönlichen Empfindung kann so eine ganz neue und effektivere Form der Therapie entstehen. Bei entsprechender Schulung durch das Personal spüre ich meist als Erster und somit rechtzeitiger, was sich in meinem Inneren beim Herannahen einer neuen Krankheitsphase abspielt. Eine solche Behandlung kann größeren Schaden für alle Beteiligten, unter anderem in Form von langen Klinikaufenthalten, vermindern helfen.

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Pharmakologische Behandlung An dieser Stelle erkläre ich, welche Erfahrungen ich bei mir und vielen Mitpatienten bezüglich der Einnahme von Psychopharmaka gemacht habe. In der Literatur existieren Quellen, nach denen von 100 Wiedererkrankungen ca. 70 % auf die Nichteinnahme von verordneten Psychopharmaka zurückzuführen sind, während die Rückfallquote von Patienten mit regulär verordneten und deren regulärer Einnahme nur 25 % beträgt. Nachteilig bei dieser regulären Medikation wirken sich allerdings die zu erwartenden Nebenwirkungen aus. Deren Liste kann sehr lang sein. Solange ich (ca. 1992 – 1996) noch nicht verheiratet war, ergaben sich bei mir keine Rückfälle der Krankheit. Da ich sehr sensibel bin und meine Liebe zunächst teilweise von Verlustangst meiner Frau gegenüber geprägt war, wurden in Folge die Zeitabstände zwischen den (aktiven) manischen Phasen immer kürzer und deren Intensität immer größer. Einen Grund sehe ich in privaten und beruflichen Konflikten, die ich aufgrund von mangelhaftem Selbstbewusstsein nicht durch eine geeignete Kommunikation abbauen konnte. Aus eigener Erfahrung berichte ich von drei Argumenten gegen die Einnahme von Psychopharmaka. Ich habe sie im Verlauf meines Klinikaufenthaltes bei mir selbst und bei meinen Mitpatienten immer wieder beobachten können:

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»Wenn ich die Medizin nicht mehr nehme, bin ich wieder gesund!« Angst vor den Auswirkungen der Psychopharmaka auf meine Psyche (Bleibe ich der, der ich bin?) Eingriff des medizinischen Teams in meine Freiheit. Durch diesen bin ich nur noch teilweise »Kapitän auf meinem Boot«.

Nebenwirkungen meiner Psychopharmaka (Stand: 12/2013) An dieser Stelle gebe ich Ihnen einen Überblick über die Nebenwirkungen meiner Psychopharmaka, die ich gezwungenermaßen als meine Wirklichkeit akzeptiert habe: • Schwierigkeiten bei der Kommunikation • Probleme beim Lesen • Geringere psychische Belastbarkeit • Starke Müdigkeit • Tremor und Beeinträchtigung der Motorik (wesentliche Bereiche wie Essen, Schreiben und Gehen …) • Beeinträchtigung beim Hören (durch Tinnitus und Rauschen vor allem bei Hintergrundgeräuschen) • Starke Gleichgewichtsstörungen (z.B. beim Gehen …) • Geschwindigkeitsauflösung

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(kein sicheres Führen eines PKW mehr möglich) • Steuerung meiner Atemtätigkeit unter psychischem Druck • Bluthochdruck • Potenzstörungen • Schilddrüsenvergrößerung • geschädigte Nieren • »bleischwere« Arme und Beine • »Ich fühle mich wie eingesperrt in Watte« • Trauriger, starrer Blick, meist auf den Boden und nicht in die Augen meines Gesprächspartners gerichtet Weiterer ganzheitlicher Behandlungsansatz:

Psychologische Behandlung durch Verhaltenstherapie Zur Unterstützung meiner eigenen Aktivitäten durch Nachdenken wurde mir die Unterstützung durch wöchentliche psychologische Gespräche vermittelt. Diese haben mir beim Weiterdenken sehr geholfen.

Sporttherapie Speziell für mich wurde ein leichtes Sportangebot bereitgestellt (leichte Gymnastik / Zirkeltraining). Auch dieses

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hat mir sehr geholfen. Aufgrund meiner Medikation bin ich nur in der Lage, leichten Sport auszuüben.

Ergotherapie Die unter dem Begriff Ergotherapie zusammengefassten Behandlungsmethoden (Basteln, Malen, Musizieren, Yoga) haben bei mir die Besinnung auf meinen körperlichen Zustand (Selbstwahrnehmung) gefördert.

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V. Blutdruck, OPUS DEI und meine Ängste Von Dezember 1992 bis in das Jahr 2013 hinein war ich immer wieder der Angst vor der religiösen Verfolgung durch die Vereinigung OPUS DEI hilflos ausgeliefert. Durch Zufall stieß ich zuletzt, nach mit Unterbrechungen fast zweijährigem Klinikaufenthalt, auf meine Sichtweise, um in mir, neben der pharmakologischen Behandlung, die Ängste bewusst und somit effektiv zu verscheuchen. Vor einiger Zeit wachte ich nachts in der Klinik auf und stellte bei mir eine erhöhte Pulsfrequenz fest. Ich bat die Pflegekräfte, meine Blutdruckwerte zu bestimmen. Diese waren deutlich erhöht. Obwohl ich meiner Sorge Ausdruck verlieh, befahlen mich die Pfleger wieder in mein Bett. In mir kam Angst auf, und meine Gedanken waren in Folge immer stärker auf meinen Puls fixiert. Nachdem einige Zeit verstrichen war, meldete ich mich mit meinen Sorgen (besser: Ängsten) wieder bei dem Pflegepersonal. Die Blutdruckwerte waren nochmals gestiegen und mit ihnen meine Beunruhigung. Bis in den frühen Morgen hinein blieb ich auf diese Weise wach und dachte an die erhöhten Werte. Erst kurz vor dem Wecken fiel ich in den längst überfälligen Schlaf. Im Verlauf des neuen Morgens sanken meine Blutdruckwerte wieder in einen normalen Bereich. Es erwachte in mir die Betrachtungsweise, dass meine Ängste sich durch die Fixierung meiner Gedanken über Tage, Wochen und schließlich sogar Monate auf sie steigern können.

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Für die Auslösung meiner schizoaffektiven Erkrankung3) habe ich auf diese Weise eine Erklärung gefunden. Wegen der krankhaften Fixierung meiner Gedanken auf eine scheinbare, nicht fassbare, permanente Bedrohung über Tage, Wochen und Monate durch die streng konservative Gruppierung OPUS DEI wurde ich in den Wahnsinn getrieben.

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VI. Auf dem Weg zu mehr Glück In diesem Kapitel gebe ich mir wichtige Gedanken und Notizen auf meinem Weg zu mehr Glück wieder. Sie bilden nur eine Momentaufnahme in meinem sich ständig entwickelnden Leben. Durch diese Perspektive bin ich nicht mehr unbedingt passiv dem Schicksal ausgesetzt. Es gelang mir, durch liebevolles, ständiges Üben in meinem Leben eine gewisse Loslösung von meiner Einstellung gegenüber der Hoffnungslosigkeit. Ich habe es auf meine! Weise versucht und habe empfunden: »Ich bin einzigartig auf dieser Welt!« Auf diese Aussage bin ich stolz. Sie ruft in mir ein Gefühl der Freiheit und des Glücks hervor. Folgende Punkte möchte ich gerne betrachten: • Selbstwahrnehmung • Stolz, Selbstbewusstsein und Sicherheit • Freiheit und Egoismus • Glück

Selbstwahrnehmung Grundlage für meinen persönlichen, gesunden Stolz Körpergefühle Die Voraussetzung der bewussten Wahrnehmung meiner Wirklichkeit wird durch die Empfindung der Signale

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meiner Sinne (physische Signale) und der durch sie ausgelösten Empfindungen (psychische Signale) möglich. Selbstwahrnehmung lässt sich verbessern! Die Wahrnehmung meiner Gefühle und Gedanken ist keine starre Größe. Ich empfinde sie als veränderbar. Sie lässt sich durch mein ständiges, liebevolles Training vergrößern. Was für eine schöne Erfahrung! Selbstwahrnehmung im Alltag Oft fühle ich mich abgelenkt im Alltag und bin in diesem Zustand nicht in der Lage, meine Sinne und meine Gedanken bewusst wahrzunehmen. In einem solchen Zustand wird mein Handeln aus meinem Unterbewusstsein heraus bestimmt. So kommt es, dass ich auf meine Umwelt reagiere, wie ich bei klarem Verstand niemals reagieren würde. Diese spontanen Reaktionen schaden meist mir und meinem sozialen Umfeld. Vermischung von Gedanken und Gefühlen Oft nehme ich meine Umwelt in einer anfänglichen Vermischung von Gedanken und Gefühlen wahr. Erst, wenn es mir gelungen ist, dieses Durcheinander durch Überdenken zu trennen, gelingt mir eine der gegebenen Situation angemessene Reaktion. Ich halte es für klug, über wichtige Reaktionen, wenn dies möglich ist, zunächst einmal zu schlafen, um am nächsten Tag ausgeruht und mit dem notwendigen Abstand meine gefestigte und nun gründlich durchdachte Position zu vertreten.

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Übungen zur Verbesserung der Selbstwahrnehmung Mein Gehirn war von Reizen überflutet. Dadurch sank meine Sensibilität zur bewussten und somit erfolgreichen Steuerung meiner Handlungen. Deshalb übte ich über Jahre den Verzicht auf jegliche Art von Medien wie Hörfunk, Fernsehen und Zeitschriften. Ich betone: Dies war mein Weg! Mein erster Schritt war die Verbesserung meiner Selbstwahrnehmung durch das Ausschalten der aufgezählten Störfaktoren und der vernünftige, wirklich selbständige Gebrauch meines Gehirns. Meine Selbstwahrnehmung kann ich durch regelmäßiges, liebevolles Training vergrößern. Für dieses Training benötige ich keine besonderen Hilfsmittel. Es reicht, wenn ich mich regelmäßig in unterschiedlichen Situationen mit meiner Aufmerksamkeit bewusst den Signalen meiner Sinne widme und dabei den Einfluss meiner sonstigen störenden Gedanken möglichst vermeide.

Stolz, Selbstbewusstsein und Sicherheit Wahrnehmung meiner Welt Die bewusste Wahrnehmung meiner Gedanken und Gefühle bildet meine Selbstwahrnehmung. Diese ist keine feste Größe! So wird es mir ermöglicht, durch ständiges Üben meine Sensibilität gegenüber mir und meiner gesamten Umwelt zu vergrößern. Auf diese Weise ist mein Zustand nicht schicksalhaft, unveränderbar vorgezeichnet. Bei entsprechendem Training durch eine geeignete Reflexion meiner Gedanken und Gefühle erzeugt

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diese Erkenntnis in mir ein Gefühl des Stolzes und der Sicherheit: »Ich kann mir helfen!« Aufgeschlossene Begegnung mit meiner Umwelt Ich bemühe mich, meiner Umwelt aufgeschlossen zu begegnen. Deren Rückmeldung ermöglicht mir eine Abschätzung meines Verhaltens. Hier gelten die Sprüche: »Wie du kommst gegangen, so wirst du auch empfangen!« und »Wie du in den Wald hineinrufst, so schallt es auch heraus!« Diese Art der Reflexion bildet für mich eine Möglichkeit der Selbsterkennung. Meine Wirklichkeit verändert sich ständig! Meine Wirklichkeit verändert sich ständig. Hier gilt der Spruch: »Alles ist im Fluss begriffen!« Ich habe erkannt, dass es in meinem Leben nur eine einzige Art der Annahme durch die bemühte Auseinandersetzung mit ihm, jedoch tausende Arten der Flucht gibt. Zum Beispiel durch die Flucht in den Alkohol- und Drogenkonsum, generell aber der Flucht durch übergroßes Konsumverhalten! Dieses senkt meine Sensibilität gegenüber unangenehmen Empfindungen. Auf diese Weise laufe ich Gefahr, dass nicht reflektierte Empfindungen in mein Unterbewusstsein übergehen und von hier aus unbewusst mein Handeln steuern. Ein kühler Kopf Ich versuche mich meinen Ängsten möglichst zu stellen. Wenn ich bereit bin, ihnen mit meinem Verstand zu be-

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gegnen, bin ich schrittweise in der Lage, bewusst gegen sie vorzugehen. Ich spüre dann meist das beruhigende Gefühl, dass ich, egal, welche Situation auch auf mich zukommt, eine Chance habe, auch weiterhin am Ruder meines Lebens zu bleiben. Meine anfängliche verzweifelte Panik wird so geringer. Auf diese Weise habe ich das Gefühl, meinen Ängsten mit kühlerem Kopf begegnen zu können und auf sie somit bewusster zu reagieren. So bin ich nicht länger ein Spielball der Gewalten. Dieses Gefühl bildet die Grundlage meines persönlichen, gesunden Stolzes und somit meiner Sicherheit! Selbstbewusstsein Bei mir hat sich in einem nun über Jahre andauernden und wahrscheinlich nie endgültig abgeschlossenen Prozess ein Weg zur Vergrößerung und, wenn nötig, standhaften Verteidigung eines meiner höchsten Güter, dem meiner Freiheit, ergeben. Hier gilt der Spruch: »Die Welt ist wild und gefährlich und jeden Augenblick kann etwas passieren!« Deshalb arbeite ich an Methoden, um mich im Ernstfall angemessen verteidigen zu können. Ich wünsche mir Querdenker Ich wünsche mir Querdenker, deren Denken und Handeln durch eigenen und somit berechtigten Stolz gekennzeichnet ist. Diese Eigenschaft ist für mich der Garant für meine Freiheit.

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Impressum Dr. Harald Schmitt Glück, Angst und Depression Erfahrungen aus meiner psychischen Erkrankung Erfahrungsbericht/Ratgeber 1. Auflage • Juli 2015 ISBN Buch: 978-3-95683-230-7 ISBN E-Book PDF: 978-3-95683-231-4 ISBN E-Book epub: 978-3-95683-232-1 Lektorat: Manuela Weitz Umschlaggestaltung: Ralf Böhm [email protected] • www.boehm-design.de © 2015 KLECKS-VERLAG Würzburger Straße 23 • D-63639 Flörsbachtal [email protected] • www.klecks-verlag.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung und Vervielfältigung – auch auszugsweise – ist nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung des Verlages gestattet. Alle Rechte, auch die der Übersetzung des Werkes, liegen beim KLECKSVERLAG. Zuwiderhandlung ist strafbar und verpflichtet zu Schadenersatz.

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Alle im Buch enthaltenen Angaben wurden vom Autor nach bestem Wissen erstellt und erfolgen ohne jegliche Verpflichtung oder Garantie des Verlages. Der Verlag übernimmt deshalb keinerlei Verantwortung und Haftung für etwa vorhandene Unstimmigkeiten. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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Dr. Karin Bach Burn-out Das Leben nach der Diagnose Sachbuch/Ratgeber Taschenbuch • 162 Seiten ISBN Buch: 978-3-942884-85-3 ISBN E-Book PDF: 978-3-942884-86-0 ISBN E-Book epub: 978-3-95683-099-0 »Humor ist, wenn man trotzdem lacht.« Unter diesem Motto nähern wir uns der Thematik des Burn-out, beleuchten den Hintergrund der Erkrankung, erleben die Sichtweise unserer Angehörigen und erfahren hier, was uns denn so krank gemacht hat. Wer es ablehnt, sich mit seiner Selbstmissachtung auseinander zu setzen, der lege schleunigst dieses Buch ins Regal zurück und setze seine frustrane Suche nach dem wahren Schuldigen fort. Dieses Buch wendet sich an alle, ob Arzt oder nicht, die mit dem Burn-out-Syndrom konfrontiert wurden, sei es als Betroffener oder als Angehöriger.

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Nadine Helm Plötzlich war alles anders Dunkler Schatten Depression Autobiografische Erzählung Taschenbuch • 86 Seiten ISBN Buch: 978-3-942884-41-9 ISBN E-Book PDF: 978-3-942884-42-6 ISBN E-Book epub: 978-3-95683-147-8 »Plötzlich war nichts mehr wie zuvor. Bis zu diesem Tag an dachte ich immer, dass so etwas nur anderen Menschen passieren würde, aber doch niemals mir selbst. Menschen, die nicht alles im Griff haben. Menschen, von denen man weiß, wie schlecht es um sie steht. Ich hatte mich getäuscht. Ich hatte die drohende Gefahr völlig unterschätzt. Nicht im Geringsten wäre ich davon ausgegangen, dass ich in diese schreckliche Lage geraten würde. Noch nie zuvor hatte ich mich so sehr geirrt und dabei erkannt, dass ich nichts im Griff hatte.« Plötzlich war alles anders ist ein erschütternder Erfahrungsbericht, der die entscheidenden Wendepunkte im Leben der Autorin schildert. Ein Unfall in jungen Jahren, die Scheidung der Eltern, Gewalt in der Partnerschaft und ein Suizidversuch gipfeln schließlich in einer schweren und zu spät erkannten depressiven Störung, die Nadine Helm fast den Boden unter den Füßen entzieht.

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Der schmale Band will Betroffenen in erster Linie Mut machen und trägt durch seine bezeichnende Offenheit entscheidend zur Enttabuisierung der Krankheit bei. Plötzlich war alles anders ist das mutige Portrait einer Frau, die sich ins Leben zurückgekämpft hat.

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Dr. Ralf Kunkel Mut zum Besuch beim inneren Kind Fachbuch/Ratgeber Taschenbuch • 75 Seiten ISBN Buch: 978-3-95683-064-8 ISBN E-Book PDF: 978-3-95683-065-5 ISBN E-Book epub: 978-3-95683-122-5 Für das kreativ, spannend und empathisch geschriebene und durch viele Bilder anschaulich gestaltete Buch kreierte der Autor die Figur eines Beraterbären (Mutmacher), der aus seinem Beratungsalltag erzählt. Anhand von frei erfundenen Fällen werden in konkreter, ansprechender und direkt mit dem Leser kommunizierender Art verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, wie man auf kreative, imaginative, spielerische, fürsorgliche und heilsame Weise mit inneren Selbstanteilen (z.B. innere Helfer, Wohlfühlorte, Bilder von Verstorbenen, innere Kinder; oder traurige, wütende, ängstliche innere Seiten) in Kontakt kommen kann. Der Begriff ›Inneres Kind‹ kommt aus der Psychologie und meint innere Anteile, die die Erfahrungen von früher in sich gespeichert haben. In dem Buch sind hilfreiche Interventionen und Strategien aus der Psychodramatherapie, Traumatherapie, Tiefenpsychologie und Verhaltenstherapie dargestellt. Das Buch liefert hilfreiche Ansätze für alle interessierten Menschen, die Kontakt zur eigenen Innenwelt aufnehmen möchten, es ist hilfreich für von seelischem Leid Betroffene, aber auch für im Umgang mit kreativen The-

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rapieformen noch nicht erfahrene Berater und Therapeuten.

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