Stadtgespräche aus Balingen

Conny und Reinhard Stoll starten am Vereinsheim ›Linde‹ . ... 35 Anschluss gefunden///. Hannes Schneider ist im Eisenbahnmuseum gefragt . . . . . . . . 153.
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B al in gen M ic ha el K ai se r

St a d tg e s p r ä c h e au s

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© 2013 – Gmeiner-Verlag GmbH Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch Telefon 0 75 75 / 20 95 - 0 [email protected] Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2013 Lektorat  / Redaktion: Ricarda Dück Satz: Julia Franze Umschlaggestaltung: U.O.R.G., Lutz Eberle, Stuttgart Bildbearbeitung: Alexander Somogyi Kartendesign: Alexander Somogyi Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten Printed in Germany ISBN 978-3-8392-4261-2 978-3-8392-1475-6

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Auf Brettern, die die Welt bedeuten /// Tobias Strobel setzt Zeichen im Skatepark Weilstetten . . . . . . . . . Mit spitzer Feder gut gebettet /// Boris Retzlaff tritt im Live-Klub ›Sonnenkeller‹ auf. . . . . . . . . . . Balingen mit Schwermetall überzogen /// Horst Franz rockt das Ausstellungsgelände. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erfolg fliegt einem nicht um die Ohren /// Wolfgang Strobel kämpft in der ›Sparkassen-Arena‹. . . . . . . . . . . Heiß aufs Spielen mit kühlem Kopf /// Clemens Wolff sitzt gerne beim Friedenskreuz. . . . . . . . . . . . . . . . . Ihre großartige Stimme erreicht jeden /// Juandalynn R. Abernathy probt in der Längenfeldschule .. . . . Ein Loblied auf einen Arbeitsplatz /// Wolfgang Ehni spielt Orgel in der Stadtkirche .. . . . . . . . . . . . . . . . Eine Steinfigur mit schwerem Stand /// Ritter Ulrich thront auf dem Marktbrunnen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Fasnet auf die Sprünge geholfen /// Petra Mann zitterte an der Wilhelm-Kraut-Straße .. . . . . . . . . . . Mit Märchen einen Traum erfüllt /// Sigrid Maute erzählt gerne am Stiegelbrunnen .. . . . . . . . . . . . . . . Arbeiten und wohnen wie im Urlaub /// Silke und Oliver Mitsch im ›Alpen- und Seerosengarten‹ .. . . . Bibel- und sattelfest zugleich /// Christof Seisser mobilisiert die Heselwanger Kirche . . . . . . . . . . . Auf dem richtigen Weg /// Ute Herter steuert auf die Rosenfelder Straße zu .. . . . . . . . . . . . . Ohne Leine alles fest im Griff /// Hubert Asam therapiert in der Rosengartenstraße. . . . . . . . . . . . .

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Ein Tagesablauf voller Bewegung /// Nico Willig trainiert bei der TSG Balingen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 Streetwork mit Hand und Fuß /// Nadine Hempkes Tür in der Ebertstraße steht offen .. . . . . . . . . 73 Ein Obelisk als Ehrung /// Gedenken an Friederike Rösler auf dem Friedhof .. . . . . . . . . . . . 77 Ein Ehrenamt in Balance /// Hans Löwen führt durchs ›Museum für Waage und Gewicht‹ .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 Die Freude am Lesen /// Maxi Rapp leitet die Balinger Stadtbücherei .. . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 Kreativität kennt keine Grenzen /// Marita Linder-Schick im Atelier der Jugendkunstschule .. . . . . 87 Auf der Zielgeraden /// Christine Gess läuft im Au-Stadion auf .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Mit dem ›Wägele‹ unterwegs /// Silke Heck bricht vom Städtischen Bauhof auf .. . . . . . . . . . . . . . . 97 Eine tierische Herzensangelegenheit /// Ernst Hermann Maier engagiert sich in der Dorfstraße .. . . . . 101 Angekommen im Kommen und Gehen /// Ilona und Harry Baader leiten die Jugendherberge .. . . . . . . . . 107 Feines Gespür für guten Geschmack /// Elisabeth Birmanns genießt im Café-Laden ›Die Melange‹ .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 Mit Stöcken über Stock und Stein /// Conny und Reinhard Stoll starten am Vereinsheim ›Linde‹ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 Tödlicher Abstieg /// Nicodemus Frischlin lebt in Erzingen fort .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119

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Ein unermüdlicher Spendensammler /// Klaus Schlotterbeck ist in der Marienburger Straße aktiv . . . . 121 Ihr Sucher ist eine wahre Fundgrube /// Ingeborg Kreher hat den Marktplatz im Visier .. . . . . . . . . . . . . . 125 Tierisch gutes Bio-Futter /// Angelika Stifel produziert in der Martin-Göhring-Straße . . . . 129 Fette Beute mit einem Husarenritt /// Conrad Widerhold ist in der Widerholdstraße präsent . . . . . . . 133 Der Opernchor gibt den Takt an /// Margrit Nürnberger singt in der Stadthalle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 Dörfliche Kultur für die Nachwelt erhalten /// Dieter Gaiser initiierte das Endinger Ortsmuseum .. . . . . . . . . . 143 Auf dem Markt für den Weltladen /// Betty und Gebhard Wörner stehen in der Friedrichstraße . . . . 149 Anschluss gefunden /// Hannes Schneider ist im Eisenbahnmuseum gefragt . . . . . . . . . 153 Der Tag einer Nachtwächterin /// Gretel Kommer kommt im Täle zur Ruhe .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 Ein verkannter Revolutionär aus Dürrwangen /// An Gottlieb Rau erinnert die nach ihm benannte Straße .. . . 163 Mit der Weite des Heubergs /// Günter Ernsts Leben ist der Bronnhaupter Hof .. . . . . . . . . . . . . 169 Es passiert immer etwas Schönes /// Margrit Damm begrüßt ihre Gäste im ›Café Klatsch‹ .. . . . . . . 173 Mit dem ›Donnerkeil‹ unterwegs /// Hannes Schurr rollt im Auftrag der Sparkassenstiftung .. . . . . 177

Bildverzeichnis .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185

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Auf Brettern, die die Welt bedeuten Tobias Strobel setzt Zeichen im Skatepark Weilstetten

Für Tobias Strobel aus Dürrwangen läuft auf seinem rollenden Brett alles rund. Seinen Platz hat er auf der Skateanlage bei Weilstetten gefunden. »Dort fühle ich mich frei«, sagt der 25-Jährige und spricht von Zufriedenheit, vielen Freunden und Bekannten, denen er begegnet. Der Skatepark, eine Investition der Stadt unweit der nach Albstadt führenden Bundesstraße 463, sucht im Umkreis von 50 Kilometern seinesgleichen. Nach dessen Eröffnung 2010 sind Fahrten nach Ravensburg oder Stuttgart weitgehend hinfällig geworden. Seitdem fühlt sich Strobel der Balinger Skaterszene verbunden – und sie sich ihm. Das Bindeglied klebt den jungen Leuten gewissermaßen an den Füßen: Boards mit individuellen Designs. Die jeweilige Unterseite ist übersät mit den Ideen von Strobel. In Kleinserien vertreibt der Jungunternehmer Jahr für Jahr um die 100 Bretter. Ihre Lebensdauer beträgt zwischen drei und zwölf Monaten, doch es kommt durchaus vor, dass die Stücke bereits nach acht Wochen heruntergefahren sind. Dann brechen sie glatt durch – nach Aberdutzenden von harten Sprüngen. Skater gelten eben als besonders ›abgefahren‹: aufgrund ihrer waghalsigen Fahrweise, aber auch aufgrund ihres Auftretens und ihrer Einstellung. Während sich ein Fahrradfahrer in den allermeisten Fällen ein vormontiertes Gefährt kaufe, erklärt Strobel den entscheidenden Unterschied, stelle sich ein Skater seinen Untersatz selbst zusammen, stimme seine Rollen auf die Achsen ab, bevorzuge diese und jene Kugellager. Und er lege immer größten Wert aufs Design, auf die gute Erkennbarkeit des Logos und den Namen des Labels. Von beiden Elementen geht eine absolute Signalwirkung aus. Daraus setzt sich der ›Strichcode‹ des Fahrers zusammen. Er identifiziert sich vollkommen mit seinem Brett, plakatiert seine Art von Grundhaltung. Und ein Skater trägt das Board immer so, dass die gestaltete Unterseite deutlich zu sehen ist. Auch in gebildeten Teams gilt es, seine Position zu behaupten. Jeder will der Bessere sein, doch alle geben einander auch Tipps, verraten Kniffe und helfen sich gegenseitig. Der harte Wettbewerb der 11

Skater beruht auf fester Freundschaft. Auf einem Zusammengehörigkeitsgefühl. Sie geben sich einen Namen, sprühen ihn auf die Bretter, legen sich Gruppen-T-Shirts zu, filmen sich in jeder Menge Sequenzen, mit denen sie ihre Sprünge dokumentieren und die sie ins Internet stellen. »Richtig zufrieden ist man nie«, entschlüsselt Strobel die Seele eines Skaters und dessen Antrieb, es immer wieder zu versuchen. Ununterbrochen. Bis zu 100mal am Stück. »Das Verrückte daran ist, du probierst es den ganzen Tag – und wenn es klappt, ist alles vergessen.« Strobels Augen leuchten, wenn er von wohltuender Euphorie spricht und von den Momenten, in denen er »die Krise kriegt«, weil das Wetter schlecht ist und er nicht auf seinem eigens Strobel-Skateboards sind kreative gestalteten Board stehen kann. Experimentierfelder Der Ausbruch aus dem Schema F. »Ich wollte gestalterisch freier sein«, beschreibt Strobel den Drang, sein »Ding durchzuziehen«, seine Boards unverkennbar werden zu lassen und eine eigene kleine Marke zu gründen. Strobel aus Dürrwangen. Stücke, in die unzählige Ideen einfließen. »Ich habe meinen Spaß daran.« Anfangs experimentierte er mit aus Karton ausgeschnittenen Schablonen, heute erledigt er alles am Computer. Er setzt herkömmliche Muster in einen anderen Zusammenhang, spielt mit Farbe und Form, mit schiefen Ebenen. Er wandelt ab und peppt auf. Vielfach brennen sich seine Gedanken als Blickfänge ein; ab und an verlangt die Hintergründigkeit der Botschaft allerdings, dass zweimal hingesehen werden muss. Jedes Jahr fallen seine Motive anders aus und sie fallen auf fruchtbaren Boden. Inzwischen ist es jedenfalls so, »dass jede Menge Boards von Strobel in Balingen unterwegs sind«. 12

Tobias Strobel setzt Zeichen im Skatepark Weilstetten

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Dennoch läuft die Skateboard-Marke bei Strobel noch nebenher. Er studiert Wirtschaftsinformatik an der Fachhochschule in Albstadt und absolvierte nach der Schulzeit bereits eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Von klein auf betrieb er Sport. Er spielte Handball beim TV Streichen und kickt nach wie vor mit seinen Freunden. Hin und wieder satteln sie auf Basketball um, je nach Lust und Laune. Über allem aber steht das Gefühl, auf seinem Brett unterwegs zu sein. Unbedingte Leidenschaft zu verspüren, sich diesem ausgemachten Einzelsport zu stellen. »Du musst dich selber immer pushen.« Üben und kämpfen. Nicht nachlassen. Bis die Tricks gelingen. Und dabei komplett abschalten. Auf einem besonderen Brett aus Ahornholz. Aus Kanada. Von Übersee werden seine Skateboards als Rohlinge, in Plastikfolie verschweißt, mit acht vorgebohrten Löchern für die Achsen angeliefert. Strobel lässt die Schichthölzer bedrucken und vertreibt sie über seinen Onlineshop. Außerdem arbeitet er mit zwei Szeneläden in Sigmaringen und Ulm zusammen. Und er stattet sein eigenes Fahrerteam mit seinen Brettern aus, die die Balinger Truppe sichtbar von allen anderen abhebt. Auf der Anlage in Weilstetten. Auf dem Platz von Tobias Strobel.   

S K AT E PA R K W E I L S T E T T E N HURDNAGELSTRASSE 72336 BALINGEN-WEILSTETTEN W W W. S T R O B E L S K AT E B OA R D S . D E

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