Stadtgespräche aus Wien

... Der Weiße Hai und der Schuh ///. Dr. Ernst Mikschi forscht im Naturhistorischen Museum . ... Erinnerungen an Johann Nestroy am Nestroyplatz . . . . . . . . . . 119.
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© 2014 – Gmeiner-Verlag GmbH Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch Telefon 0 75 75 / 20 95 - 0 [email protected] Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2014 Lektorat /Redaktion: Ricarda Dück Satz / Umschlaggestaltung: Alexander Somogyi Kartendesign: Kim-Anna Bucher Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten Printed in Germany ISBN 978-3-8392-4415-9 ISBN 978-3-8392-4414-2

Gewidmet meinem Wien-Team: meinem fabelhaften Sohn, meinen tollen Eltern, meinem besten Freund sowie Elisabeth, Steffi und Claudia

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Es gibt solche Momente /// Herrn Hermes’ Nachtschicht in der Girardigasse. . . . . . . . . . . . . . Erinnerungen an viele Leben /// Renate Halpers Zeitreise im Kaffeehaus ›Rüdigerhof‹. . . . . . . . . Wer ist eigentlich Ottmar? /// Franz Blei trat am Zentralfriedhof in ein Fettnäpfchen. . . . . . . . Flörzenbacher skorbut nihet /// Georg Breinschmid ist im Josef-Kaderka-Park kreativ. . . . . . . . Wie die Spinnerin am Kreuz /// Hermes Phettberg wartet im Restaurant ›Chinatown‹. . . . . . . . . Das Haus der Laster /// Alma Mahlers wilde Zeiten in der Steinfeldgasse. . . . . . . . . . . . . . . Das Eichhörnchen und der Nachtfalter /// Eduard Winter rätselt im Narrenturm. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Auf der ewigen Suche nach Ruhe /// Hugo Wolf übernachtete am Opernring. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zwischen Kaffee, Kuchen und Kunst /// Günter Hawelka verbrachte seine Jugend im ›Café Hawelka‹. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wien kopfüber /// Nina Reinstadler und Lalith kuscheln im Tierpark Schönbrunn. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Amerikanisch-österreichisches Wetttrinken /// Oskar Kokoschka becherte in der ›American Bar‹. . . . . . . . . . . . . . Nackte Tatsachen /// Hubsi Kramar zieht blank im ›Max Reinhardt Seminar‹. . . . . . Das verschmähte Fensterrecht /// Friedensreich Hundertwasser prägt die Kegelgasse. . . . . . . . . . . . . Aus dem Leben einer Königin /// Die Pummerin thront im Stephansdom. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Weiße Hai und der Schuh /// Dr. Ernst Mikschi forscht im Naturhistorischen Museum. . . . . .

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Vienna is moving /// Christine Reiler taucht im Westbahnhof unter. . . . . . . . . . . . . . . . . 77 Darwin oder Gott? /// Emil Zuckerkandl provozierte an der Wiener Universität. . . . . 81 Wie gewonnen, so zerronnen /// Josef Hader spielte als Straßenkünstler in der Kärntner Straße. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 Helden in Badelatschen /// Die Männer vom MA 44 lösen Fälle im Strandbad ›Gänsehäufel‹. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Die Sache mit dem Vokal ›u‹ /// Helmut Qualtinger trieb Schabernack im Unterrichtsministerium. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 Im Gänsemarsch /// Christine Rothstein und Mimi schnattern vor dem Burgtheater. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 Ein Verfechter der österreichischen Sprache /// Gerald Pichowetz kämpft im ›Gloria Theater‹ für den Dialekt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 Resl und Mäusl auf ewig vereint /// Maria Theresia blieb in der Kapuzinergruft stecken. . . . . . . . . . 107 Unter freiem Himmel /// Otto Lechner horcht auf der Friedensbrücke. . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 Essen – Trinken – Sparen /// Andrea Schröfl hält im Lokal ›Schnitzelwirt‹ das Geld zusammen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 Herzstich gegen Scheintod? /// Erinnerungen an Johann Nestroy am Nestroyplatz. . . . . . . . . . . 119 Manege frei für Magier, Clowns und Freaks /// Robert Kaldy-Karo verzaubert die Besucher am Ilgplatz. . . . 121 Der Zauber des Sommers /// Emmy Schörg flieht von der ›Tschauner Bühne‹ in Ottakring. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

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Der gehörnte Ehemann /// Alexander Girardi grinst im Girardipark. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Spinn i? /// Roland Neuwirth entdeckt Exotisches in der Weißgerberlände. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zu hässlich für Wien? /// Franz Schuberts Denkmal im Stadtpark. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ein ungewöhnlicher Heiratsantrag /// Lina Loos versprach in der Teinfaltstraße die Ehe. . . . . . . . . . . . . Einmal ins Jenseits und zurück /// Dr. Wittigo Keller schaut in der Goldeggasse dem Tod ins Auge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aller guten Dinge sind drei /// Mona Seefrieds spannende Zeit am ›Theater in der Josefstadt‹. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wien strahlt in Orange /// Johannes Graf besucht seine Kollegen in der Zelinkagasse . . Ein exquisites stilles Örtchen /// Kaiserin Sisi gestaltete sich in der Hofburg ein Refugium. . . . . Was im Verborgenen schlummert /// Herbert Fechters Erkenntnisse vor der Schottenkirche. . . . . . . . Ein Traum in Gold /// Marko Simsa tritt im Wiener Musikverein auf. . . . . . . . . . . . . . . . Zeigt der Arsch nach Wien? /// Martin Obermann schenkt seine Weine in der Cobenzlgasse aus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der große Traum /// Natalie Alison auf Autogrammjagd am ›Theater an der Wien‹.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Bildverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 Quellenverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188

»Jeder Wiener ist eine Sehenswürdigkeit« Karl Kraus, österreichischer Schriftsteller



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Es g ib t so lc he Mom ente … Herrn Hermes’ Nachtschicht in der Girardigasse

»Willst du wissen, wie mich eine Leuchtreklame in Erklärungsnöte bezüglich meiner sexuellen Orientierung gebracht hat?«, fragt Herr Hermes und zündet sich dabei lässig einen Tschick an. Dann schmunzelt er, stößt ein raues Lachen aus und trinkt einen großen Schluck von seinem Bier. Dass dieser Mann Geschichten zu erzählen weiß, merkt man sofort. Ihn umgibt diese gewisse Aura – ganz klar: Herr Hermes ist eine coole Sau. Radiomoderator bei FM4, Stimme des berühmten Kommissars Brenner in den Wolf-Haas-Verfilmungen, ein bekanntes Gesicht im Fernsehen und, und, und. Die Liste seiner beruflichen Akti­ vitäten ist lang. Der 1974 im Wiener Viertel Döbling geborene Entertainer hat seinen Lebensmittelpunkt seit jeher in der österreichischen Hauptstadt. »Wien ist schon sehr meins«, sagt er und berichtet von Orten, die ihn besonders mit der Stadt verbinden. Zum Beispiel von seiner Studentenbude in der Äußeren Mariahilfer Straße, unweit des Westbahnhofs. Die hat er in den ersten Jahren seines beruflichen Erfolges weiter gehalten. Dass er direkt beim Straßenstrich residierte, war ihm ziemlich egal. Bis der Mann von der Wäscherei, dem er seine weißen Showanzüge zum Reinigen brachte, ihn eines Tages schmunzelnd fragte: »Wo stenga denn deine Madln eigentlich?« Herrn Hermes’ Entgegnung, er sei kein Zuhälter, nein, er sei sogar vom ORF, wurde lediglich mit einem ungläubigen Grinsen quittiert: »Jo, jo, vom ORF! Eh klor!« Da begriff Herr Hermes, dass es im Leben einfach Momente gibt, in denen jede Erklärung überflüssig ist. Aber zurück zur Leuchtreklame. Wie jeder Student ging Herr Hermes früher gerne aus. Dabei passierte ihm einmal eine äußerst skurrile Geschichte. Um die zu erzählen, muss man allerdings etwas ausholen, sonst funktioniert die Pointe nicht. Also: Früher hatte er ein Stammcafé, in dem der Koch das fertige Essen durch ein Loch in der Wand den Kellnern zuschob. Irgendwie blieb dieser Koch Herrn Hermes besonders in Erinnerung. Doch genug der Vorgeschichte, wagen wir uns an den Hauptteil. Eines Abends kam der Herr Hermes in der Barnabitengasse vorbei, wo ein Leuchtreklame13