Themenblatt 10: Fischerei und Aquakultur

entwicklung/33345.htm]. → „Förderung einer verantwortungsvollen Fischerei“. [http://www.giz.de/fischerei]. → KfW-Themenseite: „Naturressourcen und ...
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Fischerei und Aquakultur Welche Bedeutung haben Fischerei und Aquakultur für ländliche Entwicklung und Ernährungssicherung? Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in küstennahen Regionen. Für viele Millionen Menschen sind die Meere und Küstenzonen die Basis ihres Lebens. Fischerei und zunehmend Aquakultur – also zum Beispiel Fischzucht – sind nicht nur wichtige Einkommensquellen, sondern liefern auch als Nahrungsmittel hochwertiges Protein. Der größte Teil der weltweiten Fischereiwirtschaft wird von Kleinfischern betrieben. Mehr als 95 Prozent von ihnen leben in Entwicklungsländern. Doch vielfältige Probleme bedrohen zunehmend ihre Lebensgrundlagen – etwa die anhaltende Überfischung der Meere, ökologisch und sozial unverträgliche Aquakulturen sowie die Auswirkungen des Klimawandels auf Meere und Süßwasser-Ressourcen.

Hintergrund Der größte Teil der Gesamtanlandungen – sowohl aus dem Meer als auch aus Binnengewässern – stammt aus Entwicklungsländern. Mehr als 200 Millionen Menschen in Entwicklungsländern beziehen Nahrung und Einkommen aus marinen Ressourcen. Laut Welternährungsorganisation FAO 1 werden weltweit bereits rund 57 Prozent der kommerziell wichtigen Fischbestände vollständig genutzt, 30 Prozent sind überfischt oder sogar vernichtet. Nur 13 Prozent der Bestände werden nicht voll genutzt. Neben der Überfischung bedrohen jedoch auch Klimawandel und Meeresverschmutzung die Fischbestände. Um die steigende Nachfrage nach Fisch zu decken, hat sich in Entwicklungsländern, insbesondere in Asien, die Aquakultur in den letzten Jahren rasant entwickelt. Sie ist inzwischen der am stärksten wachsende Sektor in der globalen Nahrungsmittelproduktion, nicht zuletzt, weil viele Konsumenten in Industrieländern Zuchtfische bevorzugen. 1 The state of world fisheries and aquaculture, fao, rom 2012: http://www.fao.org/docrep/016/i2727e/i2727e00.htm

Viktoriasee, kenia: die kleinen omena-sardinen sind die wichtigste Einkommensquelle der fischerinnen und fischer. deutschland unterstützt frauengruppen bei der Verarbeitung und Vermarktung der fische. foto: © gIZ / dirk ostermeier

Ein Trend mit Schattenseiten: Das Futter für Zuchtfische besteht zu einem Viertel aus Fischmehl. Für jedes Kilogramm Zuchtlachs – um ein Beispiel zu nennen – müssen also etwa vier Kilogramm Fisch verfüttert werden. Zudem werden die mit Reststoffen oder Chemikalien wie Hormone oder Antibiotika verschmutzten Abwässer der intensiven Fischzucht häufig ungeklärt entsorgt und gefährden die Ökosysteme. Hinzu kommt, dass Aquakultur und Landwirtschaft oft um das Wasser konkurrieren. Etwa ein Drittel der weltweiten Fischproduktion wird grenzüberschreitend gehandelt, wobei gut die Hälfte der Exporte aus Entwicklungsländern stammt. Da Fisch und Fischprodukte zu den wichtigsten internationalen Handelsgütern zählen, ist ein ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltiger Umgang mit den Fischereiressourcen unerlässlich. Nur durch ein nachhaltiges Management und die nachhaltige Nutzung der aquatischen Ressourcen lassen sich Ernährung und Einkommen der davon abhängigen Menschen langfristig sichern. Das gilt nicht nur für Entwicklungsländer: Auch in Industrieländern ist Fisch ein wichtiger Bestandteil des Speiseplans.

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Unser Beitrag zur nachhaltigen Nutzung aquatischer Ressourcen Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit berät und unterstützt die Partnerländer beim nachhaltigen Management der Küstenzonen und der marinen Ressourcen. Grundlage dafür sind internationale Abkommen wie die Biodiversitätskonvention oder der internationale Verhaltenskodex für verantwortungsvolle Fischerei. Die Kooperationsländer werden auch bei der Einführung von Kodizes und Nachhaltigkeitsstandards für verantwortungsvolle Fischerei, wie beispielsweise das Siegel des Marine Stewardship Council (MSC), beraten, die auch bei der Aquakultur eine wichtige Rolle spielen.

Zur Beratung gehören zum Beispiel Raumnutzungsplanung, Trainings und Schulungen sowie Vermittlung bei Konflikten, wenn unterschiedliche Interessen eine Lösungsfindung erschweren. Zudem bringt das BMZ entwicklungspolitische Aspekte – etwa das Gebot der Nachhaltigkeit sowie die wichtige Rolle der Fischerei als Nahrungs-, Beschäftigungs- und Devisenquelle – in die internationale Fischereipolitik ein, beispielsweise bei der Reform der EU-Fischereipolitik, bei Fischereipartnerschaftsabkommen zwischen der EU und Drittländern sowie bei der Welternährungsorganisation FAO. Damit Regulierungen nicht wirkungslos verpuffen, fördert die deutsche Entwicklungszusammenarbeit funktionierende Überwachungssysteme. Sie investiert zum Beispiel in den Schutz von Mangrovenwäldern und Korallenriffen, in die effiziente Überwachung von Schonzeiten oder in die Bekämpfung illegaler Fischerei.

Ein Beispiel aus der Praxis Philippinen: Nachhaltiges Management schützt Fischbestände Die Philippinen sind bekannt für ihren Reichtum an aquatischen Ressourcen und Fischen. Auf dem Archipel mit mehr als 7.000 Inseln und 36.000 Küstenkilometern leben circa 80 Prozent der etwa 100 Millionen Einwohner vom Meer. Fast überall sind Fisch und Meeresfrüchte die Hauptquelle für tierisches Protein. Doch die Versorgung ist in Gefahr: Während die Bevölkerung und damit die Nachfrage wächst, nehmen Überfischung, nicht nachhaltige und illegale Fischerei sowie die Zerstörung wichtiger Ökosysteme wie Korallenriffe, Seegraswiesen und Mangrovenwälder zu.

lungszusammenarbeit daher bei Einrichtung und Überwachung von Meeresschutzgebieten unterstützt. So kann sich der Fischbestand erholen und die Produktivität des Meeres wieder wachsen. Davon profitiert insbesondere die Kleinfischerei, von der mehr als 700.000 Menschen abhängen. Daneben werden Kleinfischer bei der Kultivierung von Meeresorganismen, wie Schwimmkrabben und Meeresalgen, beraten. Das lindert den Druck auf die Fischbestände und eröffnet den Fischern zusätzliche Einkommensquellen. Auch die Zertifizierung von Aquakulturprodukten nach einem lokalen, auf Naturland-Kriterien basierendem Standard, wird gefördert. Denn damit erzielen die Fischerfamilien höhere Einnahmen und erschließen sich einen neuen Absatzmarkt.

Zahlreiche Städte und Gemeinden in den Provinzen Leyte und Negros Occidental werden von der deutschen Entwick-

Zum Weiterlesen: → BMZ-Themenseite: [http://www.bmz.de/fischerei] → GIZ-Themenseiten: „Fischerei und Küstenzonen“ [http://www.gtz.de/de/themen/laendlicheentwicklung/33345.htm] → „Förderung einer verantwortungsvollen Fischerei“ [http://www.giz.de/fischerei]

→ KfW-Themenseite: „Naturressourcen und Tropenwald“ [http://www.kfw-entwicklungsbank.de/ebank/DE_Home/ Sektoren/Naturressourcen,_Tropenwald/index.jsp] → Fisheries and Aquaculture Department, Food and Agriculture Organization (FAO) of the United Nations [http://www.fao.org/fishery/en] → Marine Stewardship Council [www.msc.org]

kontakt: referat 314 ländliche Entwicklung; landwirtschaft; Ernährungssicherung E-mail: [email protected]