Themenblatt 4: Internationale Agrarforschung

gleichen Teilen privat und öffentlich finanziert, in Entwick- lungsländern zu über 90 Prozent mit öffentlichen Mitteln. Eine besondere Rolle in der öffentlichen ...
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Internationale Agrarforschung Welche Bedeutung hat internationale Agrarforschung für ländliche Entwicklung und Ernährungssicherung? Rund sieben Milliarden Menschen leben derzeit auf der Erde. Etwa 870 Millionen von ihnen hungern, eine weitere Milliarde leidet unter Mangelernährung. Bis 2050 wird die Weltbevölkerung auf über neun Milliarden Menschen anwachsen. Dieses Wachstum konzentriert sich fast ausschließlich auf Entwicklungs- und Schwellenländer. Um alle Menschen sowohl mit ausreichender Nahrung zu versorgen, aber auch die steigende Nachfrage nach hochwertiger, eiweißreicher Kost zu decken, muss die weltweite Nahrungsmittelproduktion bis 2050 um 70 Prozent steigen. Die internationale Agrarforschung trägt maßgeblich dazu bei, mit ressourcenschonenden Anbaumethoden die Produktion nachhaltig zu steigern und so Armut und Hunger wirksam zu bekämpfen.

Hintergrund Die Herausforderungen für die Agrarforschung sind gewaltig. Denn die Nachfrage nach Nahrungsmitteln wächst und die Ernährung der Bevölkerung muss gesichert werden, obwohl → pro Kopf immer weniger Ackerland und Weidefläche zur Verfügung stehen, → fruchtbare Böden degradieren, → Wasser knapper wird und → die biologische Vielfalt schwindet. Zudem erhöht der Klimawandel die Risiken der landwirtschaftlichen Produktion und verschärft damit den Hunger und die Ressourcenprobleme. Das gilt vor allem für Entwicklungs- und Schwellenländer, die häufig weniger Möglichkeiten haben, sich gegen die Folgen des Klimawandels zu wappnen.

Entwicklungsorientierte agrarforschung hat für Ernährungssicherung, ressourcenschutz und anpassung an den klimawandel eine herausragende bedeutung. deutschland unterstützt insgesamt 17 internationale agrarforschungsinstitute finanziell und personell. foto: © gIZ / bärbel högner

Agrarforschung arbeitet weltweit daran, die Erkenntnisse rund um die Landwirtschaft zu verbessern. In Industriestaaten wie Deutschland oder den USA wird Agrarforschung zu gleichen Teilen privat und öffentlich finanziert, in Entwicklungsländern zu über 90 Prozent mit öffentlichen Mitteln. Eine besondere Rolle in der öffentlichen Agrarforschung spielen die internationalen Agrarforschungsinstitute, von denen der größte Teil in der globalen Forschungspartnerschaft CGIAR zusammengeschlossen ist. Viele Institute wurden schon Anfang der 1970er-Jahre gegründet, als erstmals anhaltendes Bevölkerungswachstum und stagnierende Ernteerträge die Welternährung als globale Herausforderung erkennbar machten. Der Auftrag dieser Agrarforschungsinstitute ist es, zur Ernährungssicherung und Verbesserung der Lebensbedingungen der armen Bevölkerung beizutragen. Erforscht werden die wichtigsten Nahrungskulturen der Entwicklungsländer wie Mais, Reis, Weizen, Kartoffeln oder Maniok. Die Institute widmen sich aber auch der Verbesserung der Fleisch- und Fischproduktion, dem Management natürlicher Ressourcen in der Landwirtschaft oder der nachhaltigen Bewirtschaftung tropischer Wälder. Alle Forschungsergebnisse dieser öffentlich geförderten Institute – von besserem Saatgut bis zu neuen Technologien – sind öffentliche Güter und somit allen zugänglich. Bauern können die neuen Weizen-, Gemüse-, Reis- oder Maissorten

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selbst weiter züchten, ohne Lizenzgebühren bezahlen zu müssen, wie dies vielfach bei den Ergebnissen der privaten Agrarforschung der Fall ist. Das ist besonders wichtig für die Landwirtschaft in ärmeren Regionen.

Unser Beitrag zur internationalen Agrarforschung Die vom BMZ unterstützte internationale Agrarforschung ist entwicklungsorientiert. Sie ist ein integraler Bestandteil der Entwicklung ländlicher Räume und der Ernährungssicherung. Beide nehmen in der deutschen Entwicklungspolitik eine zentrale Rolle ein. Das BMZ unterstützt insgesamt 17 internationale Agrarforschungsinstitute seit über 40 Jahren, gegenwärtig mit etwa 20 Millionen Euro pro Jahr. Neben der finanziellen Unter-

stützung der Institute und der Entsendung von deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wirkt das BMZ auch aktiv an der Strategiebildung und Politikformulierung in der Agrarforschung mit. Außerdem stärkt die deutsche Entwicklungspolitik Forschungseinrichtungen der Entwicklungsländer durch Einbindung in die globalen Forschungsprogramme und fördert wissenschaftliche Netzwerke in Afrika. Durch die Zusammenarbeit der internationalen Agrarforschungsinstitute mit deutschen Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen entwickeln sich Forschungsnetzwerke, die den Wissens- und Erfahrungsaustausch ermöglichen. Auf diese Weise wird das in Deutschland vorhandene Know-how noch besser für die Ernährungssicherung und Armutsbekämpfung genutzt und der Transfer neuer Ergebnisse erleichtert.

Ein Beispiel aus der Praxis Neue Diagnoseverfahren für Lungenseuche bei Rindern Die Lungenseuche bei Rindern ist die schwerwiegendste bakterielle Tierkrankheit in Afrika südlich der Sahara. Etwa 15 Prozent der infizierten Rinder sterben, die anderen erkranken chronisch, wodurch ihre Milch-, Fleisch- und Arbeitsleistung deutlich abnimmt. Fachleute schätzen die wirtschaftlichen Schäden durch die Lungenseuche in den am stärksten betroffenen Ländern auf mehr als 44 Millionen Euro pro Jahr. Am International Livestock Research Institute (ILRI) in der kenianischen Hauptstadt Nairobi erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Unterstützung der deutschen

Entwicklungszusammenarbeit neue Diagnosemethoden, mit denen sich die Krankheit auch bei chronisch kranken Tieren schnell und sicher nachweisen lässt. Denn chronisch kranke, aber auch infizierte Rinder, bei denen die Krankheit noch nicht ausgebrochen ist, stellen eine ständige Bedrohung dar. Bislang war es jedoch kaum möglich, sie aufzuspüren. Ist die Seuche jedoch erst einmal ausgebrochen, sind Quarantänemaßnahmen in abgelegenen Gebieten nur schwer durchzuführen und zu kontrollieren. Wandernde Herden verschleppen die Krankheit und gefährden so gesunde Tiere. Parallel zu den neuen Diagnoseverfahren arbeiten die ILRI-Forscherinnen und -Forscher auch an neuen, wirksameren Impfstoffen gegen die Lungenseuche.

Zum Weiterlesen: → BMZ-Themenseite: [www.bmz.de/agrarforschung] → „Entwicklungsorientierte Agrarforschung schafft Chancen“: BMZ-Informationsbroschüre 8, 2011: [http://www.bmz.de/de/publikationen/themen/laendliche_entwicklung/Materialie216_Informationsbroschuere_08_2011.pdf]

→ GIZ Beratungsgruppe Entwicklungsorientierte Agrarforschung [www.giz.de/agrarforschung] → CGIAR – A Global Agricultural Research Partnership [www.cgiar.org]

kontakt: referat 314 ländliche Entwicklung; landwirtschaft; Ernährungssicherung E-mail: [email protected]