Prof. Querulix Am Abgrund hat man den besten Überblick

"Der Mensch ist ein Seil," stellte einst Friedrich Nietzsche fest, "ge- .... bensumwelt geschaffen, die das Menschentier, das er im Kern immer noch ist, vollkommen ...
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Am Abgrund hat man den besten Überblick - Unvergnügliche Notizen über das Menschentier und seine Welt Manfred R.A. Rüdenauer, Dipl.-Kfm. EditionAutorDigital 978-3-943788-16-7 M.R.A. Rüdenauer, Hamburg 2009 ff. Neubearbeitung als eBook 2012 Alle Rechte vorbehalten

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Prof. Querulix

Am Abgrund hat man den besten Überblick Unvergnügliche Notizen über das Menschentier und seine Welt

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Inhalt 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

Von den Wurzeln allen Übels Die Macher(innen) geben sich die Ehre Von Karriere, Leistung und Erfolg Wirtschaftliche Ein- und Ausblicke Über leicht und schwer unlösbare Probleme Begriffsbestimmungen Vom Fortschritt und seinen Widersprüchen Vom Menschen an sich Von der Macht, dem Rudelkampf, und vom Staate Freiwillige Sklaven Über Scheinheiligtum, Tugend und Moral Einige unerbetene Warnungen und Ratschläge

Stichworte

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1 Von den Wurzeln allen Übels Schweres genetische Gepäck Das Gute hat seinen Quell im Bösen wie das Böse den seinen im Guten; der Zusammenhang ist nicht zu lösen, in uns'ren genetischen Statuten. Zunächst vielen Dank, liebe Leserin, lieber Leser, daß Sie sich für dieses Büchlein interessieren. Ich weiß nicht, was Sie dazu gebracht hat und was Sie erwarten. Wenn Sie der Titel neugierig gemacht hat und Sie jetzt wissen möchten, von welchem Abgrund hier die Rede ist und was es da zu sehen gibt, brauchen Sie nur weiter zu lesen. "Der Mensch ist ein Seil," stellte einst Friedrich Nietzsche fest, "geknüpft zwischen Tier und Übermensch - ein Seil über einem Abgrunde." Von diesem Abgrund ist hier die Rede. Genau an diesem symbolischen Abgrund stehen wir und blicken hinab in die Tiefe des Menschenwesens. Was wir da zu sehen bekommen, bringt uns nicht gerade ins Schwärmen: Unverstand regiert die Welt. Der Verstand stellt ihm dazu die Mittel und Methoden zur Verfügung und die Vernunft steht klagend und trauernd daneben. Der Adam des 21. Jahrhunderts funktioniert auch heute noch nach dem von seinen Vorfahren ererbten biologischen Konstruktionsplan. Sukzessiv hinzu erworben hat er in den letzten ca. eineinhalb Millionen Jahren nur die Fähigkeit, seine Triebe und Rudeltierinstinkte intelligenter und mit ausgeklügelten technischen Hilfsmitteln auszuleben. Nicht einmal in demokratisch verfaßten Staaten, deren Politiker kaum eine Gelegenheit auslassen, von den Idealen der Freiheit, der Gerechtigkeit und der Menschenwürde zu schwadronieren, können sich die Bürger deshalb darauf verlassen, daß die Mächtigen ihre grundlegen-

8 den Rechte respektieren und schützen. Im Zweifel gilt immer noch das Recht des Stärkeren, vor allem, wenn Macht- und Wirtschaftsinteressen im Spiel sind. Wir sind davon nicht überrascht. Diese Feststellungen dürften das menschliche Treiben in allen historischen Zeiten zutreffend charakterisieren. Daß die Menschheit bisher aber alle ihre Schwachheiten überlebt hat, spricht für die Zähigkeit unserer Spezies und läßt erwarten, daß sie sich mit ihrem Aussterben, jedenfalls soweit sie das selbst in der Hand hat, noch etwas Zeit lassen wird. Politiker würden jetzt sagen: Derzeit kein Handlungsbedarf. Also, munter weiter so! Warum nicht? Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert, weiß der Volksmund, und die Menschheit scheint danach zu handeln. Wie es aussieht, keineswegs völlig erfolglos. Man hat zwar böse Blessuren davongetragen, aber im großen und ganzen ist doch alles gut gegangen - wenigstens bis heute und für diejenigen, die diese Feststellung als überlebende Nachfahren noch treffen können. Was noch ist, kann aber bald vergehen. Und dann hört der Spaß am rück- und umsichtlosen Draufloshandeln bestimmt sehr schnell auf. Ist denn der Mensch nicht lernfähig? Hat er nicht die Wahl, sich vernünftiger zu verhalten als es ihm seine ererbten urtümlichen Instinkte und Triebe eines räuberischen Rudeltieres nahelegen? Besitzt er nicht alle geistigen Potentiale, die ihm ermöglichen würden, eine friedlichere und menschenfreundlichere Welt zu schaffen und dabei auch die Bedürfnisse der Natur zu respektieren, die schließlich sein Lebensraum ist? Im Prinzip ja, würde Radio Eriwan antworten. Es kommt darauf an ... Der berühmte Verhaltensforscher Konrad Lorenz soll einmal gesagt haben, den reinen Unsinn zu glauben, sei ein Privileg des Menschen. Wir fügen hinzu: Und dann auch danach zu handeln! Der Mensch ist

9 tatsächlich von allen Lebewesen das Unvollkommenste. Ja, Sie lesen richtig: Das Lebewesen, das die Herrschaft über die Erde an sich gerissen hat, ist auch das Lebewesen, welches am wenigsten zu ihr paßt, eine Art Fremdorganismus, weder für seinesgleichen noch für die ihn umgebende belebte und unbelebte Natur besonders angenehm zu ertragen. Nur sehr eingeschränkt kompatibel mit seinem Lebensraum, könnte man auch sagen. Vom Standpunkt der übrigen Natur aus betrachtet ist der Mensch ein unfertiges Wesen, ein Versuch der Evolution, der nicht so recht geglückt zu sein scheint. Wie so Vieles im Leben haben auch die Konstruktionsmängel des Menschen Licht- und Schattenseiten. Wäre der Mensch (im Unterschied zu anderen Tieren, auch zu seinen nächsten Verwandten, den Menschenaffen) nämlich nicht so unfertig, so wenig angepaßt, dann würde er nicht so viel lernen (müssen) und nicht so viel Neues schaffen. Aber er würde auch nicht so viel zerstören. Unser Dasein wäre dann bei weitem nicht so spannend und abwechslungsreich wie es ist. Aber es wäre viel friedlicher und die Menschen würden einander respektvoller und gerechter behandeln. Biologisch ist der Mensch an die Lebenswelt seiner Vorfahren angepaßt, die schon vor mehr als drei Millionen Jahren gelebt haben. Nur sein Gehirn ist seit ca. 1 Million Jahre weit in die Zukunft vorausgeeilt und hat ihm - im wahrsten Sinne des Wortes! - gewaltige Verstandeskräfte gegeben. Sie ermöglichen ihm zwar, die Erde und alles, was darauf lebt, seinem Willen zu unterwerfen und nach seinen Bedürfnissen zu gestalten. Nur leider ist es nicht sein Verstand, der dabei das Kommando hat. Wo es langgeht, bestimmt immer noch das Menschentier der Vorzeit, das nach wie vor tief in ihm steckt. Wie eh und je ist dieser alte Adam ständig auf der Suche nach Lebensraum, Freßbeute und Sexualpartnern, wenn er sich nicht gerade auf die faule Haut legt, sich vielleicht

10 von Mitmenschen bedienen läßt. Nach wie vor ist er ständig mit der Sorge um seinen Rang im Rudel und mit der Verteidigung alter sowie der Eroberung neuer Beute und Reviere beschäftigt. Er hat sich inzwischen allerdings den aufrechten Gang angewöhnt, trägt Kleidung anstelle eines Haarpelzes, und hat eine Fülle von Werkzeugen, Verfahren und Methoden erfunden, um sich das Dasein zu erleichtern. Seine Erfindungen helfen ihm, seine archaischen Bedürfnisse immer besser und kraftsparender zu befriedigen und dabei alles aus dem Wege zu räumen, was ihn daran hindern könnte. Alle anderen Raubtiere fressen nicht mehr, als sie zum Überleben benötigen, und bekämpfen einander nicht mehr, als zur Sicherstellung ihrer und ihres Rudels Ernährung und Fortbestand notwendig ist. Menschentiere dagegen kennen keine solchen Grenzen, sie wollen immer mehr: Mehr Beute, mehr Macht, mehr Raum und mehr Ruhm. Das stammhierngesteuerte räuberische Rudeltier Mensch nutzt sogar Recht und Gesetz als Kampfmittel gegen seinesgleichen. Dabei wurden die doch erfunden, um Instinkthandlungen zu unterbinden, die geeignet sind, das Zusammenleben innerhalb und zwischen den Menschenrudeln zu stören und das Überleben der Art zu gefährden. Die immer wieder gestellte Frage, warum die zahlenmäßig weit überlegenen Menschen-„Schafe“ die Übergriffe der Minderzahl an Menschen-„Wölfen“ auf ihr Leben, ihre Gesundheit, ihre Menschenwürde und ihr Eigentum bisher noch nicht erfolgreich abwehren konnten, ist müßig. Denn ebenso natürlich wie das Fressen ist das Fressen-lassen – seit längerem allerdings verbunden mit der Hoffnung, daß es den Nachbarn treffen werde. Das Überleben der Stärksten und deren Fortpflanzung maximierte in der bisherigen Geschichte der Art ihre Überlebenschancen. Im archaischen Teil des Menschengehirns, der im Zweifel den Ton angibt, ist deshalb auch die Unterwerfung des Schwächeren unter den Stärkeren, das Mitläufertum, der Gehorsam,

11 die Rolle des Nützlichen Idioten, ja sogar die physische Aufopferung für die Rudelführer programmiert. Und mehr noch: Die trügerische Hoffnung einzelner Schwacher, dadurch an der Beute des Starken teilhaben zu können, daß man vor ihm katzbuckelt und ihm bei der Drangsalierung der Nachbarn behilflich ist, verhindert die Solidarität der Schwachen und stärkt die Position der Starken zusätzlich. Deshalb läßt sich die große Mehrheit der Menschenherde - zuweilen zwar widerstrebend oder gar aufbegehrend, letztlich aber doch schicksalsergeben - für dumm verkaufen, schurigeln und ausnutzen. Dem Überleben der Menschheit schadet diese natürliche Programmierung inzwischen aber sehr viel mehr als sie ihr nützt. Die Dummheiten, die das Menschentier im Umgang mit seinem Lebensraum und im Verhältnis der Rudel untereinander seit Beginn der sogenannten Zivilisation begeht, haben immer verheerendere Auswirkungen. Aber das Menschentier scheint unentrinnbar gefangen im Käfig seiner Gene. Obwohl die geistigen Eliten der Menschenrudel seit Jahrtausenden bereits auf das Problem hinweisen, schafft die Menschheit nicht die sprichwörtliche „Kurve“. Das Mißverhältnis von hochentwickelter Verstandeskraft und archaischen hormonell-emotionalen Antrieben des Menschen hat zu einer grotesken Kluft zwischen Denken und Handeln, zwischen hohem moralischem Anspruch und barbarischem alltäglichem Verhalten geführt. Der Mensch hat sich vermöge seiner Geisteskräfte eine künstliche Lebensumwelt geschaffen, die das Menschentier, das er im Kern immer noch ist, vollkommen überfordert. Die von ihm selbst vorangetriebene Evolution seiner Lebensumwelt ist seiner eigenen Evolution um viele Jahrhunderttausende vorausgeeilt, sodaß er heute in einer Welt leben muß, in die er überhaupt nicht paßt.