Am Abgrund hat man den besten Überblick

Das Ende der Menschheit ist ebenso gewiß wie das der Dinosaurier, aber es ist zeitlich nicht bestimmbar. Deshalb wird sich unsere Spezies mit all ihren selbst ...
644KB Größe 3 Downloads 77 Ansichten
3

Verfasser: Konzept und Herausgeber: ISBN: Copyright:

Im freien Fall - von der intelligenten Dummheit des Menschentiers ihren Folgen Manfred R.A. Rüdenauer, Dipl.-Kfm. EditionAutorDigital 978-3-943788-22-8 M.R.A. Rüdenauer, Hamburg 2012. Alle Rechte vorbehalten

4

5

Prof. Querulix

Im freien Fall Von der intelligenten Dummheit des Menschentiers ihren Folgen

eBook-Ausgabe - Dem Nutzer ist bekannt, daß dieses Manuskript sowohl urheberrechtlich wie auch verlagsrechtlich geschützt ist. Mit dem Erwerb der Datei verpflichtet er sich ausdrücklich, diese Rechte zu wahren, insbesondere diese Datei nicht an Dritte weiterzugeben und nur maximal einen Ausdruck für den eigenen Gebrauch herzustellen. Hiervon abweichende Vereinbarungen, insbesondere solche der gewerblichen Nutzung, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Verfassers.

7

Inhalt 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

Fertigmachen zum Sprung Die Macher(innen) geben sich die Ehre Von Karriere, Leistung und Erfolg Wirtschaftliche Ein- und Ausblicke Über leicht und schwer unlösbare Probleme Begriffsbestimmungen Vom Fortschritt und seinen Widersprüchen Vom Menschen an sich Von der Macht, dem Rudelkampf, und vom Staate Freiwillige Sklaven Über Scheinheiligtum, Tugend und Moral Einige unerbetene Warnungen und Ratschläge

Index

9 21 27 35 51 55 77 85 95 111 115 119 127

8

9

1 Fertigmachen zum Sprung Zunächst vielen Dank, liebe Leserin, lieber Leser, daß Sie sich dieses Büchlein zugelegt haben. Ich weiß nicht, was Sie dazu gebracht hat und was Sie erwarten. Wenn Sie der Titel neugierig gemacht hat und Sie jetzt wissen möchten, von welchem Abgrund hier die Rede ist und was es da zu sehen gibt, brauchen Sie nur weiter zu lesen, um einen Blick in den weit klaffenden Abgrund zu werfen. Betrachtete man das Treiben des Menschentiers auf der Erde als ein Experiment, das höhere Mächte mit den herrschenden Bewohnern dieser kleinen Kugel im Sonnensystem anstellen, käme man wohl zu dem Ergebnis, daß entweder die Experimentatoren Vabanque spielen, gemeine Sadisten sind, oder sie die Kontrolle über ihren Versuch verloren haben. Was die Alphatiere der Menschheit mit ihrer Macht inszenieren, könnte man als absurdes Theater bezeichnen, wenn sie dabei nicht soviel Leid und Elend erzeugten und letztlich die Existenz unserer Art aufs Spiel setzten. Es scheint tatsächlich nur noch die Frage zu sein, ob sich das Menschentier mit seiner hochintelligenten Dummheit selbst abschafft oder ob es vorher schon von den Naturkräften, die unsere Erdkugel immer noch zu einem gefährlichen Wohnort für Lebewesen machen, vernichtet wird. Leider wissen wir nicht, wieviel Zeit uns noch bleibt. Wüßten wir es, dann könnten wir uns einfach darauf einrichten. Vielleicht wäre dann unser Entsetzen über die großen Probleme, die unsere Alphatiere bis dato angehäuft haben und wie es aussieht entweder nicht lösen wollen oder nicht lösen können, vollkommen überflüssig. Warum sollten wir uns über die CO2-Belastung der Atmosphäre und die Erderwärmung aufregen, wenn der nächste Ausbruch eines Supervulkans – sagen wir – in 10 oder 20 Jahren zu erwarten wäre? Warum sollten sich junge Menschen dann noch wegen ihrer prekären Arbeitsverhältnisse und ihrer voraussehbar vollkommen unzureichenden Altersversorgung sorgen? Bildung für alle, unabhängig vom Geldbeutel ihrer Eltern, Inte-

10 gration der Zuwanderer aus anderen Nationen – warum sollten wir uns darüber Gedanken machen, wenn in 10 oder 20 Jahren aus natürlichen Gründen sowieso definitiv Schluß wäre mit dem Experiment Mensch? Und Prof. Querulix könnte sich die Mühe ersparen, dem Menschentier den Spiegel vorzuhalten. Das Ende der Menschheit ist ebenso gewiß wie das der Dinosaurier, aber es ist zeitlich nicht bestimmbar. Deshalb wird sich unsere Spezies mit all ihren selbst geschaffenen Problemen auf unbestimmte Zeit weiter herumschlagen müssen. Die große Mehrheit der Menschen wird weiterhin unter dem elenden Gewurstel, das die herrschende Minderheit Politik nennt, leiden. Die Minderheit wird sich währenddessen weiterhin eines wenigstens materiell guten Lebens erfreuen. Glücklicher als die benachteiligte, ausgebeutete und zu einem nicht unbeträchtlichen Teil geradezu versklavte Mehrheit wird sie allerdings auch nicht sein. Je umfangreicher das Gepäck, das einer mit sich durch sein Leben schleppt, desto geringer ist nämlich erfahrungsgemäß seine Freude am Leben. "Der Mensch ist ein Seil," stellte einst Friedrich Nietzsche fest, "geknüpft zwischen Tier und Übermensch – ein Seil über einem Abgrunde." Von diesem Abgrund ist hier die Rede. Genau an diesem symbolischen Abgrund stehen wir gegenwärtig und blicken hinab in die Tiefe des Menschenwesens. Was wir da zu sehen bekommen, bringt uns nicht gerade ins Schwärmen: Unverstand regiert die Welt. Der Verstand stellt ihm dazu die Mittel und Methoden zur Verfügung und die Vernunft steht klagend und trauernd daneben. Der Adam des 21. Jahrhunderts funktioniert auch heute noch nach dem von seinen Vorfahren ererbten biologischen Konstruktionsplan. Sukzessiv hinzu erworben hat er in den letzten ca. zweieineinhalb Millionen Jahren nur die Fähigkeit, seine Triebe und Rudeltierinstinkte intelligenter und mit zunehmend ausgeklügelteren technischen Hilfsmitteln

11 auszuleben. Nicht einmal in demokratisch verfaßten Staaten, deren Politiker kaum eine Gelegenheit auslassen, von den Idealen der Freiheit, der Gerechtigkeit und der Menschenwürde zu schwadronieren, können sich die Bürger darauf verlassen, daß die Mächtigen ihre grundlegenden Rechte respektieren und schützen. Im Zweifel gilt immer noch das Recht des Stärkeren, vor allem, wenn Macht- und Wirtschaftsinteressen im Spiel sind. Wir sind davon nicht überrascht. Diese Feststellungen dürften das menschliche Treiben in allen historischen Zeiten zutreffend charakterisieren. Daß die Menschheit bisher aber alle ihre Schwachheiten überlebt hat, spricht für die Zähigkeit dieser Spezies und läßt erwarten, daß sie sich mit ihrem Aussterben – jedenfalls soweit sie das selbst in der Hand hat – noch etwas Zeit lassen wird. Politiker würden jetzt sagen: Derzeit kein Handlungsbedarf. Oder: munter weiter so! Warum nicht? Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert, weiß der Volksmund, und die Menschheit scheint danach zu handeln. Wie es aussieht, keineswegs völlig erfolglos. Man hat zwar böse Blessuren davongetragen, aber im großen und ganzen ist doch alles gut gegangen – wenigstens bis heute und für diejenigen, die diese Feststellung als überlebende Nachfahren noch treffen können. Was noch ist, kann aber bald vergehen. Und dann hört der Spaß am rück- und umsichtlosen Draufloshandeln bestimmt sehr schnell auf. Ist denn der Mensch nicht lernfähig? Hat er nicht die Wahl, sich vernünftiger zu verhalten als es ihm seine ererbten urtümlichen Instinkte und Triebe eines räuberischen Rudeltieres nahelegen? Besitzt er nicht alle geistigen Potentiale, die ihm ermöglichen würden, eine friedlichere und menschenfreundlichere Welt zu schaffen und dabei auch die Bedürfnisse der Natur zu respektieren, die schließlich sein Lebensraum ist? Im Prinzip ja, würde Radio Eriwan antworten. Es kommt darauf an ...

12 Der berühmte Verhaltensforscher Konrad Lorenz soll einmal gesagt haben, den reinen Unsinn zu glauben, sei ein Privileg des Menschen. Wir fügen hinzu: Und dann auch danach zu handeln! Der Mensch ist tatsächlich von allen Lebewesen das Unvollkommenste. Ja, Sie lesen richtig: Das Lebewesen, das die Herrschaft über die Erde an sich gerissen hat, ist auch das Lebewesen, welches am wenigsten zu ihr paßt, eine Art Fremdorganismus, weder für seinesgleichen noch für die ihn umgebende belebte und unbelebte Natur besonders angenehm zu ertragen. Nur sehr eingeschränkt kompatibel mit seinem Lebensraum, könnte man auch sagen. Vom Standpunkt der übrigen Natur aus betrachtet ist der Mensch ein unfertiges Wesen, ein Versuch der Evolution, der nicht so recht geglückt zu sein scheint. Wie so Vieles im Leben haben auch die Konstruktionsmängel des Menschen Licht- und Schattenseiten. Wäre der Mensch (im Unterschied zu anderen Tieren, auch zu seinen nächsten Verwandten, den Menschenaffen) nämlich nicht so unfertig, so wenig angepaßt, dann würde er nicht so viel lernen (müssen) und nicht so viel Neues schaffen. Aber er würde auch nicht so viel zerstören. Unser Dasein wäre dann bei weitem nicht so spannend und abwechslungsreich wie es ist. Aber es wäre viel friedlicher und die Menschen würden einander respektvoller und gerechter behandeln. Biologisch ist der Mensch an die Lebenswelt seiner Vorfahren angepaßt, die schon vor mehr als drei Millionen Jahren gelebt haben. Nur sein Gehirn ist seit ca. 1 Million Jahre weit in die Zukunft vorausgeeilt und hat ihm - im wahrsten Sinne des Wortes! - gewaltige Verstandeskräfte gegeben. Sie ermöglichen ihm zwar, die Erde und alles, was darauf lebt, seinem Willen zu unterwerfen und nach seinen Bedürfnissen zu gestalten. Nur leider ist es nicht die Vernunft, die dabei das Kommando hat. Wo es langgeht, bestimmt immer noch das Menschentier der Vorzeit, das nach wie vor tief in ihm steckt. Wie eh und je ist dieser alte Adam