Partei oft wichtiger als der Standort

weich? Und warum wird er dann im Magen aber wieder hart wie Stein? Anna warnte Herrn ... Caquelon vom Gast nicht ganz allein leer gegessen wurde.
308KB Größe 3 Downloads 294 Ansichten
Thema. Nachrichten Nelson Mandela erfolgreich operiert Johannesburg. Dem früheren süd­ afrikanischen Präsidenten Nelson Mandela sind während seines Klinik­ aufenthaltes die Gallensteine entfernt worden. Der Eingriff gestern Samstag sei «erfolgreich verlaufen». Der 94-jäh­ rige Friedensnobelpreisträger erhole sich im Krankenhaus von der Opera­ tion, teilte das Büro von Präsident Jacob Zuma mit. Mandela ist seit einer Woche im Krankenhaus. DPA

Fortschritte im Kampf gegen die Euro-Krise Berlin.  Der Chef des Euro-Rettungs­ schirms ESM, Klaus Regling, hält ein Ende der Euro-Krise in zwei bis drei Jahren für möglich. «Gut die Hälfte» der Arbeit sei getan, sagte Regling der Zeitschrift «Focus». «Es sind gute Fortschritte erzielt worden. Es dauert noch zwei oder drei Jahre, dann haben alle Euro-Länder Haushaltsdefizite unter drei Prozent ihres Bruttoinland­ produkts, und sie sind auf gutem Wege zu einem ausgeglichenen Haushalt.» Die ursprünglichen Annahmen zur Ent­ wicklung in Griechenland seien jedoch zu optimistisch gewesen. SDA

Grossandrang zur Abstimmung in Ägypten Kairo. Rund 26 Millionen Stimm­ berechtigte waren gestern aufgerufen, über den umstrittenen Entwurf der ersten Verfassung seit dem Sturz von Langzeitmachthaber Hosni Mubarak vor knapp zwei Jahren abzustimmen. Wegen des grossen Andrangs blieben die Wahllokale zwei Stunden länger geöffnet. Die Opposition beklagte zahlreiche Wahlrechtsverstösse. Die zweite Runde ist für Samstag nächster Woche geplant. DPA

Bombe in Bonn – Verdächtiger identifiziert Köln. Nach dem gescheiterten Bom­ benanschlag am Bonner Hauptbahnhof haben die Ermittler offensichtlich mindestens einen Tatverdächtigen näher identifiziert. Der Westdeutsche Rundfunk meldete gestern, identifiziert sei ein Tatverdächtiger aus dem rheini­ schen Langenfeld. Medien berichteten zudem von möglichen Verbindungen des Täters zum islamistischen Terror­ netzwerk Al Qaida. DPA

Lottozahlen Schweiz 1, 9, 12, 22, 27, 42 | Zusatzzahl 36 Joker 225714 | Pluszahl 1 | Replay 2 Deutschland 4, 25, 27, 30, 31, 40 | ZusZ 19 | SupZ 6 Spiel 77 5224104 | Super 6 647027 Frankreich 11, 24, 26, 33, 41 | Zusatzzahl 9 Gewinnquoten Schweizer Zahlenlotto   2 Fünfer mit Zusatzzahl und PZ je Fr. 60 224.75   2 Fünfer mit Zusatzzahl je Fr. 27 235.30   9 Fünfer mit Pluszahl je Fr. 5060.– 61 Fünfer je Fr. 2257.– Gewinnquoten Joker   2 mit 5 Richtigen je Fr. 10 000.– 15 mit 4 Richtigen je Fr. 1 000.– Sämtliche Angaben ohne Gewähr.

 | Sonntag, 16. Dezember 2012 | Seite 2

Partei oft wichtiger als der Standort Nordwestschweizer Nationalräte sind uneins im Kampf um eine starke Region Von Thomas Lüthi Basel. Eine Region Basel, die in Bun­

desbern wahrgenommen wird und sich mit ihren politischen Anliegen durch­ setzen kann – dieses Ziel bleibt wohl noch lange unerreicht. Während Jahren lähmte das Gezänk der beiden FDP-Na­ tionalräte Hans Rudolf Gysin und Peter Malama eine für die Region fruchtbare Parlamentsarbeit. Diese Ära ist zwar vorbei. Aber viel besser ist es nicht ge­ worden mit der Einigkeit, auch wenn nicht mehr öffentlich gestritten wird. Viele Organisationen versuchen seit Jahren, die gemeinsamen Interessen von Basel-Stadt und Baselland zu bün­ deln, damit die Region in Bern mit ver­ einten Kräften auftritt. SVP-Nationalrat Sebastian Frehner war im Februar die­ ses Jahres führend bei der Gründung der Parlamentarischen Gruppe Region Basel. Sie zählt 31 Bundesparlamenta­ rier aus der ganzen Schweiz, darunter fast alle der 14 National- und Stände­ räte aus den beiden Basel.

Ständeräte der Region verpflichtet

Doch die Gruppe hat bei den linken Politikern Akzeptanzprobleme. Sie verei­ nigt vor allem bürgerliche Mitglieder und vertritt wirtschaftsfreundliche Anliegen. Nicht dabei sind die Basler Ständerätin Anita Fetz (SP) sowie die Baselbieter SP-Nationalräte Susanne Leutenegger Oberholzer und Eric Nussbaumer. Ein spezielles Gremium mit Kantonsparla­ mentariern finde sie nicht nötig, sagt Fetz. Und Leutenegger zweifelt, ob es diese Gruppe wirklich brauche  – auch wenn sie von Anlässen des Vereins schon positiv angetan war. Nussbaumer fühlt sich nicht immer den gemeinsamen Interessen der Regi­ on verpflichtet. Vor allem dann nicht, wenn sie von bürgerlicher Seite geför­ dert werden. Beispielhaft zeigte sich das in der Herbstsession, als es um die Medikamentenpreise ging. Alle rot-­ grünen Nationalratsmitglieder lehnten einen Vorstoss ab, der weitere Preissen­ kungen verhindern will. Sie votierten damit gegen die Interessen der Pharma­ industrie. Die beiden SP-Ständeräte Fetz und Claude Janiak (BL) vertreten dagegen einen pharmafreundlicheren Mechanismus zur Preisfestsetzung im Interesse der Arbeitsplätze. Nussbaumer kann mit der Haltung seiner Parteikollegen im «Stöckli» le­ ben. Denn er unterscheidet zwischen

Schweres Gepäck. Susanne Leutenegger Oberholzer (l.) und Anita Fetz auf dem Weg ins Bundeshaus.  Foto Keystone

den im Proporz gewählten National­ ratsmitgliedern und den Ständeräten, die «im Sinne einer Majorzvertretung» ihres Kantons gewählt würden. Er sieht sich, wie die übrigen linken National­ ratsmitglieder, vor allem seiner Partei verpflichtet. Standort wichtiger als Partei Ein anderes Beispiel aus der Herbst­ session zeigt, dass Nationalräte auch über ihren parteipolitischen Schatten springen können, wenn es um die Re­ gion geht. So votierte SVP-Vertreter Frehner in zahlreichen Einzelabstim­ mungen konsequent und im Einklang mit den Mitte-links-Vertretern für hö­ here Beiträge als seine Partei, als der Nationalrat Fördergelder für Bildung, Forschung und Innovation sprach, von denen auch die Region Basel profitiert. Demgegenüber waren Caspar Baader (SVP) und Daniela Schneeberger (FDP) ebenso konsequent gegen zusätzliche

Gelder. Unterschiedliche Wertvorstellun­ gen werden sich wohl nie in jedem Fall den Standortinteressen unterordnen las­ sen, sodass sich diese Anliegen in Bun­ desbern durchsetzen lassen. Auch wenn eine Fusion der Kantone Basel-Stadt und Baselland eine «riesige Stärkung der ­Region» brächte, wie Leutenegger Ober­ holzer glaubt. Mehr Beachtung in Bern erhofft sich der Baselstädter Regierungspräsident Guy Morin durch eine eigene Interes­ senvertreterin in Bern. Dafür zuständig ist seit ein paar Monaten die Medien­ wissenschaftlerin Muriel Uebelhart. Sie hat bei den Parlamentariern bisher ein unterschiedliches Echo ausgelöst. Fetz bezeichnet deren Arbeit als hilfreich. Und auch Uebelhart selber ist zufrieden mit dem Feedback, das sie von den ­National- und Ständeräten bekommt. SP-Nationalrat Beat Jans wünscht sich von der Lobbyistin eine aktivere Rolle als Scharnier zwischen der Metro­

politankonferenz Basel und den regio­ nalen Bundesparlamentariern. In der Metropolitankonferenz sprechen sich die Nordwestschweizer Regierungen über gemeinsame Politikgeschäfte ab. Ein Problem der Lobbyistin aus Ba­ sel und der Metropolitankonferenz: Sie werden von den meisten Baselbieter Nationalratsmitgliedern als Repräsen­ tanten regionaler Interessen nicht ak­ zeptiert. Thomas de Courten (SVP) in­ formiert sich bei der Baselbieter Regie­ rung; der Metropolitankonferenz fehle die demokratische Legitimation, um Themen festzulegen. CVP-Vertreterin Elisabeth Schneider setzt auf die Parlamentarische Gruppe Region Basel. «Die ist viel besser als die Lobbyistin.» Und die Metropolitankonfe­ renz nimmt sie für ihre Arbeit «eher ­weniger wahr». Wie Leutenegger glaubt auch Schneider an die Kraft der Kan­ tonsfusion, um die Region in Bundes­ bern zu stärken.

«Die Parlamen­ «In der Parla­ tarische Gruppe mentarischen Region Basel Gruppe Region bringt mir nichts Basel läuft es für das Tages­ gut. Sie ist geschäft. Ihre besser als die Themen wer­ Lobbyistin, die den nicht nach Morin angestellt Prioritäten der hat. In der Regierung bestimmt, sondern Gruppe arbeiten fast alle Nord­ nach den Sponsoren, die ihre westschweizer Parlamentarier Anlässe finanzieren.» über die Parteigrenzen hinweg.»

«Ich hatte noch «Der Metropoli­ keine Gelegen­ tankonferenz heit, Frau fehlt eine Uebelhart rich­ demokratische tig kennenzu­ Legitimation zur lernen. Von ihrer Festlegung der Arbeit habe ich Schwerpunkte. noch nicht viel Mein Ansprech­ wahrgenom­ partner ist die men. Was eine solche Interes­ Baselbieter Regierung. Eine senvertreterin bewirken kann, Lobbyistin aus Basel muss ich wird sich erst weisen müssen.» nicht in Anspruch nehmen.»

Nationalrat Beat Jans, SP BS

Nationalrätin Daniela Schneeberger, FDP BL

Nationalrätin Elisabeth Schneider, CVP BL

Nationalrat Thomas de Courten, SVP BL

Reichlins Problem

Verteidigung mit Käse Von Linus Reichlin Habe ich schon erwähnt, dass Anna Cheftexterin einer mittelgrossen Werbeagentur ist, die unter anderem die Produkte einer japanischen Firma bewirbt, welche sich mit makrobiotischem, in Reis­ essig eingelegtem Ingwer und anderen Lebensmitteln mit innerer Qualität, wie der Slogan lautet, auf dem Schweizer Markt etablieren will? Der Slogan, der von Anna stammt, hatte dem Chief Executive der Firma, Herr Yoshimoto, so gut gefallen, dass er während seines Schweizbesuchs unbedingt mit Anna schlafen wollte. Dies konnte sie abwenden, indem sie Herrn Yoshimoto zu

einem Raclette-Essen in einen Walliser Keller einlud. Man muss wissen, dass die Japaner mit Käse keinerlei Erfahrung haben. Er ist für sie ein exotisches Nahrungsmittel voller Rätsel. Warum zum Beispiel wird er, wenn man ihn erhitzt, weich? Und warum wird er dann im Magen aber wieder hart wie Stein? Anna warnte Herrn Yoshimoto: «Don’t eat too much. And don’t drink beer!» Aber Herr Yoshimoto war von der aus seiner Sicht barbarischen Atmosphäre im Walliser Keller und der Aussicht auf nach Käse riechenden Küssen von Anna so begeistert, dass er für Warnungen kein Ohr hatte. «This beer is delicous!», sagte er. «And the cheese is so soft – like your beautiful skin!» Nach einer Stunde schwamm in Herrn Yoshimotos Magen ein kiloschwerer Klumpen Käse in kaltem Bier. «Excuse me, I’m very sick!», sagte Herr Yoshimoto, als Anna ihn mit der Unterstützung eines Kellners die Treppe des Walliser Kellers hinaufschleppte.

Ein Taxi wartete, aber Herr Yoshimoto wollte unter keinen Umständen ins Hotel, denn dort wäre er seinen Untergebenen, dem Lower Executive, Herrn Kaneko, und dem Most low and coffee-making Executive, Herrn Sakagami, begegnet. In seinem Zustand, betrunken und von Magenkrämpfen geschüttelt, hätte er vor ihnen sein Gesicht verloren. Also nahm Anna ihn mit zu uns nach Hause. «Liebling», sagte sie zu mir, «das ist Herr Yoshimoto. Er hat eine Art RacletteVergiftung und misstraut den westlichen Ärzten.» Herr Yoshimoto, selbst in seinem Zustand die Höflichkeit wahrend, verbeugte sich vor mir. Doch die Verbeugung übte einen Druck auf seinen sehr gereizten Magen aus, und wir alle hätten gern die Uhren eine Minute zurückgedreht, um ungeschehen zu machen, was jetzt geschah. Eine Viertelstunde später lag Herr Yoshimoto auf unserem Sofa. Es ging ihm nach der Verbeugung etwas besser, aber er war sehr bleich, und das

Heimweh überkam ihn. Dass Japaner nicht wei­ nen, ist ein Vorurteil. Sie weinen sogar äusserst gern, und gerade vor anderen Menschen. Herr Yoshimoto erzählte mir beim Weinen von seiner Heimatstadt Kyoto und dass es schrecklich sei, fernab der Lieben sterben zu müssen. Dann sagte er, er habe zur Sexualität eine moderne, westliche Einstellung. Es mache ihm nichts aus, dass ich mit Anna verheiratet sei. Darüber werde er hinweg­sehen, sobald es ihm wieder besser gehe. Am nächsten Tag ging es ihm besser, und uns blieb nichts anderes übrig, als ihm zum Frühstück ein Fondue aufzutischen und ihm zu verstehen zu geben, dass es in der Schweiz als unhöflich gilt, beim Frühstück vom Tisch aufzustehen, bevor das Caquelon vom Gast nicht ganz allein leer gegessen wurde. So ist also der Käse die einzige Waffe, über die wir Schweizer verfügen, um uns gegen die Welt zu verteidigen.