M&A - Allen & Overy

Bayer bietet den Akti- onären der Agrarchemie Gruppe USD 122 je Aktie, ... Quartal 2016 sticht insbesondere der Verkauf der. Bilfinger Gebäudesparte für ...
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M&A – DEUTSCHLAND (2. QUARTAL 2016) Der deutsche M&A-Markt zeigt sich weiterhin stark – auch noch nach der Brexit Entscheidung?

Ein starker Markt Auch im zweiten Quartal 2016 zeigt sich der deutsche M&A-Markt in überzeugender Verfassung. Nach der Übernahme des Geschäfts mit rezeptfreien Medikamenten von Merck & Co. im Jahr 2014 greift Bayer erneut ins internationale M&A-Geschehen ein. Seinerzeit handelte es sich bei einem Kaufpreis von rund USD 14,2 Mrd. um den größten Zukauf in der Geschichte des Leverkusener Life Science Konzerns. Das jetzige Angebot von Bayer, den US-amerikanischen Monsanto Konzern zu übernehmen, stellt diese Transaktion jedoch weit in den Schatten. Bayer bietet den Aktionären der Agrarchemie Gruppe USD 122 je Aktie, was zu einer Gesamtbewertung der Zielgesellschaft von rund USD 62 Mrd. führt. Damit wäre die Transaktion die größte Übernahme eines deutschen Unternehmens im Ausland. Bislang beansprucht Daimler diese Position mit der Übernahme von Chrysler, die seinerzeit ein Volumen von rund USD 43,1 Mrd. hatte. Bis zu dieser Wachablösung sind jedoch noch verschiedene Hürden zu nehmen. Zwar zeigt sich das Monsanto Management grundsätzlich offen für Gespräche, bezeichnet den aktuell gebotenen Preis jedoch als deutlich zu niedrig und gewährt Bayer bislang trotz verhaltener eigener aktueller Finanzkennzahlen keine Due Diligence Prüfung. Auch die Reaktionen der Stakeholder sind höchst unterschiedlich. Während von Seite der US-amerikanischen Kunden Zustimmung zur Transaktion signalisiert wird, kam es in Deutschland bereits zu Demonstrationen von Verbraucherschützern, die sich insbesondere gegen die genveränderten Produkte von Monsanto richten. Aktionäre des Bieters schließlich diskutieren über die ideale Gewichtung des Bereichs Agrarchemie innerhalb des Bayer Konzerns. Deshalb wird in Anlehnung an den geplanten Zusammenschluss von Dow Chemical und DuPont mit nachfolgender Aufteilung in drei Spartengesellschaften bereits die mögliche Abspaltung des Agrarchemie-Bereichs nach erfolgreicher Durchführung der MonsantoTransaktion ins Gespräch gebracht. Das Manage-

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ment von Bayer stellt sich nach eigenen Angaben auf einen Marathon ein. Für viel Aufmerksamkeit sorgte im zweiten Quartal auch das öffentliche Übernahmeangebot des chinesischen Herstellers von Haushaltsgeräten Midea an die Aktionäre des Roboterbauers Kuka. Mit einem Transaktionsvolumen von über EUR 4 Mrd. wäre diese Übernahme das mit Abstand größte bisherige chinesische Investment in Deutschland. Vor dem Hintergrund der deutlich zunehmenden Aktivitäten chinesischer Investoren in Deutschland und des zum Bereich zentraler Zukunftstechnologien zählenden Geschäftsfelds von Kuka äußerte das deutsche Bundeswirtschaftsministerium Bedenken hinsichtlich der geplanten Transaktion; die Abwanderung von marktführendem Know-how sei für Deutschland nachteilig und müsse verhindert werden. Da die vom deutschen Außenwirtschaftsrecht vorgesehene Eingriffsschwelle der Gefährdung der öffentlichen Ordnung oder Sicherheit im vorliegenden Fall jedoch nicht überschritten ist, wurde von politischer Seite zunächst eine konkurrierende Transaktion mit einem als weniger kritisch angesehenen Erwerber ins Gespräch gebracht. Interessenten waren dafür jedoch nicht zu finden. Schließlich gaben auch die bisherigen KukaGroßaktionäre Voith und Loh bekannt, ihre Beteiligungen in Höhe von 25,1 % bzw. 10 % an Midea abzugeben. Während zwischenzeitlich berichtet wurde, das primäre politische Interesse sei weniger auf die Verhinderung dieser speziellen Transaktion als vielmehr auf die Öffnung des chinesischen Marktes für ausländische Investoren gerichtet, will das Bundeswirtschaftsministerium den Schutz von Zukunftstechnologien nun auf die europäische Agenda setzen. Von Bieterseite war indessen zu hören, man sei final durchaus mit einer Beteiligung an Kuka in Höhe von lediglich 49 % zufrieden. Soweit ersichtlich, wurden jedoch keine entsprechenden Treuhand- oder AbverkaufsVereinbarungen getroffen. Vielmehr wurden verschiedene Schutzinteressen im Rahmen einer Investorenvereinbarung berücksichtigt.

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Aus der Vielzahl hochkarätiger Transaktionen unter Beteiligung von Finanzinvestoren im zweiten Quartal 2016 sticht insbesondere der Verkauf der Bilfinger Gebäudesparte für insgesamt bis zu rund EUR 1,2 Mrd. an EQT hervor. Dies weniger aufgrund des stark strukturierten Kaufpreiselements; der zunächst zu zahlende Kaufpreis beläuft sich auf rund EUR 900 Mio. In Höhe von EUR 100 Mio. wird der Kaufpreis bis zur Weiterveräußerung der Gebäudesparte durch EQT gegen eine Verzinsung von jährlich 10 % gestundet. Ein weiterer Teil des

Kaufpreises in Höhe von rund EUR 200 Mio. ist gemäß Angaben von Bilfinger in ein Earn-outähnliches Instrument umgewandelt, durch welches der Konzern an einem Wiederverkaufserlös beteiligt wird. Bemerkenswert ist diese Transaktion jedoch insbesondere deshalb, weil der Traditionskonzern dadurch wesentliche Teile seines Umsatzes abgibt. Marktteilnehmer werten dies als Zeichen für eine endgültige Zerschlagung der Gruppe, nicht zuletzt auf Drängen des Großaktionärs Cevian.

Große deutsche Outbound-Deals*

Transaktionen in allen Marktsegmenten Im zweiten Quartal kam es noch zu einer Vielzahl weiterer Transaktionen. Für rund USD 3,8 Mrd. will Evonik das Spezialchemie-Geschäft von Air Products & Chemicals übernehmen. Für den US-amerikanischen Konzern handelt es sich bei dem Verkauf um Teil einer großangelegten Umstrukturierung; für Evonik um den größten Zukauf der Unternehmensgeschichte. Henkel erwirbt für rund EUR 3,2 Mrd. den Waschmittelhersteller Sun Products und reiht sich damit ein in die Gruppe der Unternehmen, die ihr Geschäft durch Milliarden-Übernahmen in den USA ausbauen. Dasselbe gilt für BASF, das die Lack-Sparte durch den Zukauf von Chemetall für rund EUR 2,8 Mrd. stärkt.

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Parallel zum geplanten Monsanto-Erwerb gibt die Argarchemie-Sparte von Bayer das Verbraucher Geschäft Bayer Garten und Bayer Advanced an die französische SBM Gruppe ab. Im Energie-Sektor kam mit dem Verkauf von Thyssengas durch Macquarie an EDF und den niederländischen Infrastruktur Fonds DIF für einen kolportieren Kaufpreis im Bereich zwischen EUR 500 Mio. und EUR 700 Mio. ein aufwendiges Verkaufsverfahren zum vorläufigen Abschluss. Im Gleichlauf hierzu vereinbarten Siemens und die spanischen Gamesa die Zusammenlegung ihres jeweiligen Geschäfts mit Windturbinen. Für rund EUR 1 Mrd. übernimmt Siemens eine Beteiligung in Höhe von 59 % an Gamesa und lässt so das weltweit größte Unternehmen für Windenergie entstehen.

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Vibracoustic, das Gemeinschaftsunternehmen von Trelleborg und Freudenberg hingegen wird aufgelöst. An Stelle eines zunächst geplanten Börsengangs des Joint Venture wird nunmehr Freudenberg die 50 %-Beteiligung von Trelleborg übernehmen. Nachdem die Anteilseigner der United Arab Shipping Company ihre grundsätzliche Zustimmung zum sondierten Zusammenschluss mit Hapag-Lloyd signalisiert haben, wird auch die Zusammenlegung von deren ContainerschiffGeschäft zur dann fünftgrößten Container-Reederei der Welt zunehmend wahrscheinlich. Von den zahlreichen Transaktionen im mittleren und unteren Marktsegment sind etwa das

öffentliche Übernahmeangebot des chinesischen FGC an die Aktionäre des Anlagenbauers Aixtron mit einem Transaktionsvolumen von rund EUR 675 Mio., der Erwerb von drei Tochterunternehmen der schwedischen SKF Gruppe durch den Zulieferer Stabilus für insgesamt rund EUR 300 Mio. oder der Erwerb einer Beteiligung von rund 65 % am Hersteller von Überwachungsanlagen Motobix durch Konica Minolta von der Gründerfamilie und Privatinvestoren für rund EUR 110 Mio. zu nennen. Diese Deals stehen jedoch nur als Beispiele für eine Vielzahl insbesondere Mittelstands-basierter Transaktionen im zweiten Quartal 2016.

M&A-Transaktionen mit deutscher Beteiligung 2010 – 2016

Aktive Finanzinvestoren Finanzinvestoren nehmen weiterhin deutlichen Einfluss auf den M&A-Markt in Deutschland. Für rund USD 2,1 Mrd. geben AEA Investors und Ontario Teachers` Pension Plan den LogistikSpezialisten Dematic an Kion ab. Teile des Kaufpreises sollen durch eine Kapitalerhöhung finanziert werden; dies wäre eine der wenigen Transaktionen im ansonsten nicht erst seit der Brexit

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Entscheidung ruhigen Kapitalmarkt. Für rund EUR 1,6 Mrd. erwirbt der französische Hersteller von Haushaltsprodukten SEB das Traditionsunternehmen WMF von KKR. Rund EUR 1,5 Mrd. lässt sich CVC eine 60 %-Beteiligung am Anbieter von Sportwetten Tipico kosten und konnte sich so insbesondere auch gegen chinesische Interessenten durchsetzen. Die Gründer des Unternehmens bleiben weiterhin mit 40 % beteiligt.

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Tui konnte das Buchungsportal Hotelbeds für rund EUR 1,2 Mrd. an Cinven abgeben, während Bain Capital den Bremsenhersteller FTE Automotive für rund EUR 820 Mio. an den Automobilzulieferer Valeo verkaufte. Triton erwarb eine Beteiligung von 80 % an der Dienstleistungssparte des Familienunternehmens Voith, das selbst mit 20 % beteiligt bleibt, und der Hersteller von Kunstdärmen Kalle wechselt von Silverfleet zu Clayton Dubilier & Rice; und damit bereits zum vierten Finanzinvestor in Folge. Von den Transaktionen unter Beteiligung von Finanzinvestoren im unteren Marktsegment ist insbesondere das öffentliche Übernahmeangebot von Lone Star an die Aktionäre der Isaria Wohnbau mit einem Transaktionsvolumen von rund EUR 110 Mio. erwähnenswert. Nach der gescheiterten feindlichen Übernahme der Deutsche Wohnen durch Vonovia mit einem Transaktionsvolumen von rund EUR 14 Mrd. handelt es sich dabei um die einzige nennenswerte Transaktion im Immobiliensektor.

Ausblick Auch im zweiten Quartal 2016 zeigt der deutsche M&A-Markt seine Stärke. Während international zunehmend im Vorjahr vereinbarte Transaktionen abgesagt werden, unterbreitet Bayer ein USD 62 Mrd.-Angebot zur Übernahme von Monsanto und wagt damit die bislang größte Übernahme eines deutschen Unternehmens im Ausland. Flankiert wird dieser mögliche Mega-Deal durch

zahlreiche Transaktionen im Milliarden-Bereich, getrieben auch durch überaus aktive Finanzinvestoren, und durch eine Vielzahl von insbesondere Mittelstands-basierten Transaktionen im mittleren und unteren Marktsegment. Mit der Brexit Entscheidung des britischen Volkes hat jedoch eine neue Zeitrechnung begonnen. Die Auswirkungen des Referendums sind weder in politischer noch in wirtschaftlicher Hinsicht abzusehen. Für den traditionell von Transaktionen unter US-amerikanischer Beteiligung geprägten und nun ins Visier chinesischer Investoren genommenen deutschen M&A-Markt muss das nicht notwendigerweise nachteilig sein. Dass Zeiten der Unklarheit jedoch grundsätzlich kein positives wirtschaftliches Umfeld schaffen, ist nicht zu leugnen. Nicht zuletzt der Verlauf des geplanten Zusammenschlusses der Deutsche Börse mit der London Stock Exchange wird zeigen, welche Transaktionen unter den neuen Gegebenheiten durchführbar sind; und auch auf die Belastbarkeit der Kapitalmärkte ist in der derzeitigen Situation ein besonderes Augenmerk gerichtet. Vor diesem Hintergrund gilt in diesem Jahr mehr denn je: Entscheidend ist, wie der M&A-Markt über den Sommer kommt.

Kontakt

Dr. Hans Schoneweg Tel: +49 40 82 221 2113 [email protected]

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