Facebook löscht Salzburger Verkehrsseite

dem Namen „Meridian Salzburg. München“ gegründet – und in- nerhalb kurzer Zeit 1000 Mitglie- der angezogen. Die Namensände- rung bezieht sich auf das ...
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8 SALZBURG AKTUELL

D ONNERSTAG, 12. NOVEMBER 20 15

Facebook löscht Salzburger Verkehrsseite Eine Gruppe sollte Salzburger Zugpassagieren helfen, Geld zu sparen. Doch nach vier Jahren hat Facebook die 14.000 Mitglieder starke Seite gesperrt. Die Hintergründe geben Rätsel auf. RALF HILLEBRAND

Facebook hat offenbar etwas gegen den Austausch von Bayerntickets.

Mitglieder vermuten, dass die Deutsche Bahn dahintersteckt“, sagt Radl. Die DB hat vor Kurzem die „Mitfahrer-App“ lanciert, die ebenso den Netzwerkgedanken um Gruppenkarten wie das Bayernticket bedienen soll. „Vielleicht war es der Bahn nicht recht,

BILD: SN/PRIVAT

SALZBURG. Die Idee ist simpel. Aber dafür umso nützlicher. Eine Handvoll junger Salzburger und Bayern hat 2011 die FacebookSeite „Bayernticket SalzburgMünchen“ gegründet. Über die geschlossene Gruppe wurden Leute vernetzt, die sich gemeinsam ein Bayernticket, eine Gruppenfahrkarte der Deutschen Bahn, teilen wollten. „Wenn man das Ticket allein zahlt, kostet es 23 Euro. Fährt man mit vier anderen, zahlt jeder nur 8,60 Euro“, sagt Lisa Radl. Die Traunsteiner Studentin ist eine der Administratoren der Gruppe, die in den vergangenen vier Jahren beeindruckende 14.000 Mitglieder gesammelt hat. Doch seit wenigen Tagen gibt es die Gruppe nicht mehr. Facebook hat „Bayernticket Salzburg-München“ gelöscht – angeblich ohne jegliche Begründung oder Vorwarnung. „Ich war gerade in einer Vorlesung, als ich kurz auf Facebook geschaut habe. Plötzlich ist der seitenfüllende Hinweis aufgepoppt, dass ich etwas gepostet habe, das nicht dem Gemeinschaftsstandard entspricht“, beschreibt Radl. Daraufhin sei sie von Facebook abgemeldet worden. Als sie sich wieder eingeloggt habe, war die Seite verschwunden. „Den anderen Administratoren ist das Gleiche passiert“, ergänzt die 20-Jährige. Doch wieso ist die 14.000 Mitglieder schwere Gruppe plötzlich entfernt worden? Radl und ihre Kollegen haben sich an den Facebook-eigenen Support-Service gewendet. Eine Antwort gibt es bislang jedoch nicht. Auch eine SN-Anfrage an die deutsche Pressestelle des Social-Media-Riesen blieb bis zu Redaktionsschluss unbeantwortet. „Viele unserer

„Auf einmal war die Gruppe weg – ohne jegliche Begründung.“

Lisa Radl, Gruppen-Administratorin

dass wir der App Konkurrenz gemacht haben. Und das auch noch erfolgreich: Pro Tag haben wir 400 bis 500 Leute vermittelt.“ Die Deutsche Bahn wehrt sich gegen die Vorwürfe. „Wir begrüßen jede legale Möglichkeit, die es unseren Fahrgästen ermöglicht, sich zu vernetzen“, sagt ein DB-Sprecher auf Anfrage. Es sei lediglich nicht gewünscht, wenn

sich Gruppen während der Fahrt bildeten. Dies schaffe Spielraum für Tricksereien. „Alles, was vor den Fahrten passiert, ist uns recht“, ergänzt der Sprecher. Doch wenn die Deutsche Bahn nicht hinter dem Gruppenbann steht, was hat es dann mit der Sperre auf sich? Facebook hängt grundlegend der Ruf nach, sein Universum zu wenig stark zu regeln – vor allem, wenn es um hetzerische Postings oder entsprechende Gruppen geht. Die Richtlinien, die die Social-MediaPlattform für das Verhalten von Mitgliedern ausgibt, sind wohl bewusst schwammig gehalten. So müsse etwa der „Schutz der Rechte anderer Personen“ gegeben sein. Und im Absatz darunter wird vielsagend ergänzt: „Wir können sämtliche Inhalte und Informationen, die du auf Facebook postest, entfernen, wenn wir der Ansicht sind, dass diese gegen unsere Richtlinien verstoßen.“ Angesichts solcher und

BILD: SN/FOTOLIA/IDEY/DPA, MONTAGE: DOPSCH

ähnlicher Vermerke wird es für die Mitglieder von „Bayernticket Salzburg-München“ wohl schwer, ihre Gruppe wiederherstellen zu lassen – obwohl dies technisch wohl möglich ist. Doch Lisa Radl und ihre Kollegen geben nicht auf. Die Studenten haben bereits eine neue Gruppe unter dem Namen „Meridian Salzburg München“ gegründet – und innerhalb kurzer Zeit 1000 Mitglieder angezogen. Die Namensänderung bezieht sich auf das Zugangebot der Bayerischen Oberlandbahnen, das man ebenso mit dem Bayernticket nutzen kann. Wie wichtig der Neustart der Gruppe für die Mitglieder ist, zeigt die Reaktion von Catherine Hyza. Die 34-jährige Salzburgerin hat sich bei den SN gemeldet, als die Ursprungsseite gelöscht wurde: „Die Gruppe ist für mich wirklich so etwas wie eine große Familie geworden. Toll, dass die Administratoren das durch Facebook nicht zerstören lassen.“