Ein elitärer Brieffreund

Coverbild: Fotolia, 42720025 - Sunrise in the sea with softwave and cloudy© moggara12. Printed in Germany. Taschenbuch: ISBN 978-3-8459-1054-3.
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Denis Atuan

Ein elitärer Brieffreund Erotischer Roman

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© 2013 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2013 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: Fotolia, 42720025 - Sunrise in the sea with softwave and cloudy© moggara12 Printed in Germany Taschenbuch: Großdruck:

ISBN 978-3-8459-1054-3 ISBN 978-3-8459-1055-0

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ISBN 978-3-8459-1056-7 ISBN 978-3-8459-1057-1 Mini-Buch ohne ISBN

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Lieber Brieffreund!

Am Freitag, dem 6. April ging ein gewisser Peter Mond, (Südfrucht GmbH & Co. KG) in der tunesischen Touristenstadt Monastir ins Internet-Café 'Publinet'. Erst wunderte er sich, dann schimpfte er leise vor sich hin. Hunderte, dann Tausende von jungen Leuten kamen ihm entgegen. Vor dem Verwaltungsgebäude der Stadt war kein Durchkommen mehr. Er machte einen Umweg, knurrte einen tunesischen Polizisten an, der ihn vom Bürgersteig auf die Straße umleiten wollte. Schließlich verdünnte sich die schiebende und drängende Masse. Das 'Publinet' war voll, natürlich auch sein Stammplatz besetzt. Offensichtlich ein Tourist, Europäer wahrscheinlich. Peter Mond unterhielt sich mit dem Inhaber des Ladens: Klar, heute ist der Todestag Bourgibas, des 4

Befreiers Tunesiens von der französischen Kolonialherrschaft. Hier in Monastir ist er begraben. Deshalb kommt heute auch der jetzige Präsident, deshalb der Auftrieb. "Du musst noch einen Augenblick warten, aber dein Platz wird wohl bald frei. Das ist auch ein Alemand, der sitzt da schon seit Stunden." Peter guckte sich den Touristen verstohlen von der Seite an. Der las einen Text vom Bildschirm. Seine rechte Hand, sehr gepflegt, schmal, lange Finger, ein untrüglicher Beweis gehobener Sozialschicht, zitterte, klopfte nervös auf der Tischplatte, statt ruhig die Maus zu halten. Die Linke lag verkrampft in seinem Schoß. Schwer, das Alter zu schätzen, sinnierte Peter, so um die 40. Sympathischer Typ. Wohl aus der Marina, denn das T-Shirt trug auf dem Rücken das Logo der E.M.Y.R., der 'East Mediterranean Yacht Rallye'. In Monastir überwintern alljährlich hunderte von Yachten. An erster Stelle französische dann deutsche und schließlich der internationale Rest der 5

Yachtflotte. Manche lassen ihre Boote in der Marina zurück und leben den Winter über im kalten und nassen Europa, andere ziehen es vor, an Bord zu bleiben und den weniger kalten und erheblich weniger nassen Winter im nordafrikanischen Klima zu überleben. Der Rally-Mann schob seinen Stuhl zurück und stand abrupt auf. Er kam zum Tresen, legte den Zettel mit seiner Ankunftszeit vor und zahlte. Peter Mond ging aufatmend zu dem frei gewordenen Platz. Dort begann das gewohnte Spiel mit der Maus: InternetExplorer, dann www.Hotmail.com, um seine Email-Eingänge abzurufen. Schließlich zog er eine DVD aus der Tasche, um einen längeren vorbereiteten Brief an seine Firma zu schicken. Da merkte er, dass das Fach besetzt war. Er drückte auf den Auswerfer, entfernte die vergessene DVD, schob seine ein und ließ wieder die Maus ihre Schuldigkeit tun. Markieren, Kopieren, Einfügen, Senden, nun, jeder Emailbenutzer kennt es. Dann guckte er noch 6

einmal auf der Webseite vom Deutschen Wetterdienst nach, um sich das Wetter für die nächsten Tage geben zu lassen – stabile Hochdrucklage, kein Tief in Sicht -- stand ebenfalls auf und bezahlte seine knappe halbe Stunde. Die gefundene DVD gab er dem Inhaber, falls der Deutsche den Verlust merkt und wiederkommt. Bei seinem nächsten Besuch im 'Publinet' hatte Peter Mond diese DVD längst vergessen. Der Inhaber gab sie ihm mit der Bemerkung, dass es ja ein Alemand war und Peter ihn doch sicherlich finden könne. Peter schüttelte den Kopf, aber was sollte er machen? Ablehnen wäre unhöflich. Vielleicht findet er den Rally-Mann ja in der Marina. Er versuchte es, gab sich alle Mühe, aber ohne Erfolg. Etliche Yachten hatten das gute Wetter genutzt und ihre Heckleinen losgeworfen, entweder ostwärts in Richtung Türkei oder westwärts nach Spanien. Jemand glaubte, sich an den RallyMann zu erinnern: "Ziemlich ungesellig der Kerl, hielt sich wohl für etwas Besseres, war 7

glaub ich allein an Bord, hat das Boot einem der vielen zurück gekommenem Weltumsegler abgekauft und gleich umgetauft. Das macht man nicht." In seinem Hotelzimmer setzte sich Peter an sein Notebook und schob die an ihm hängen gebliebene DVD ein.

Lieber Brieffreund! Oder sollte ich eigentlich 'Lieber E-MailFreund' schreiben? Nein, ich finde, das klingt zu dämlich. Bleiben wir also beim ‚Brieffreund'. Ein ganz liebes Dankeschön dafür, dass Du auf meine Anzeige unter "Bekanntschaften" geantwortet hast. Klar, Du willst erst einmal wissen, wer und wie ich bin. Also, dass ich Sabine heiße und 18 Jahre alt bin, das hast Du ja in der Anzeige gelesen. Wohnort und Nachnamen habe ich natürlich ausgelassen. Wer gibt schon im Internet seine Anonymität auf? Ist es so nicht weitaus praktischer? 8

Wir können über alles reden, wir brauchen dabei nicht rot zu werden und keine Angst zu haben, dass uns die eigenen Worte einmal einholen werden. Ihr Männer seid doch alle erst einmal daran interessiert, wie man aussieht. Also, Größe 1,72m, Gewicht 56 kg, Haarfarbe braun, Augen ebenfalls. Oberweite? Ja ziemlich, da brauche ich mich nicht zu verstecken. Wenn Du willst, schicke ich Dir mit nächster Mail ein Foto von mir, vorausgesetzt natürlich, ich bekomme auch ein Bild von Dir. So, das wären die Äußerlichkeiten. Was ist wesentlich? Ich bin neugierig, aber das stand ja schon in der Anzeige. Zusätzlich bin ich abscheulich schüchtern. Ich traue mich einfach an keinen von den Jungs ran. Außerdem kann ich keinen von denen leiden. Wenn die zudringlich werden, lass ich sie einfach stehen. Nachher zu Hause ärgere ich mich dann über mich selbst. In ein paar Monaten werde ich hoffentlich mein Abitur in der Tasche haben. Wahr9

scheinlich soll ich dann auf die Uni, Biologie. Hat ja gute Aussichten. Ich werde Dich dann klonen, falls ich Dich nicht zuvor per Genmanipulation vergiftet haben werde. Hobbys? Da ist das Lesen. Verzieh nicht Dein Gesicht, wenn ich zugebe, dass das noch sehr undifferenziert ist. Ich lese einfach alles, was mir unter die Finger kommt. Also bitte, keine Arztromane und ähnliche Groschenliteratur. Aber ich kenne so ziemlich alle Agatha Christies, alle Harry Potters, selbstverständlich 'Sophies Welt' und was so alles auf den Bestsellerlisten erscheint. 'Sophies Welt' fand ich besonders aufregend, Ich hatte mich völlig in die Rolle Sophies hineinversetzt und mein Verhältnis zu meinem Philosophielehrer geradezu schockierend ausgesponnen. (Ich hoffe, meine Offenheit schockiert Dich nicht.) Außer Lesen ist da noch die Malerei. Es macht mir Spaß, mit Pinsel und Palette umzugehen, aber eine Künstlerin bin ich nicht und werde es auch nicht. Schließlich ist da mein PC, den ich vor einem 10

Jahr zu meinem Geburtstag bekam. Der nimmt viel von meiner Zeit in Anspruch. Und da sagen die Leute, dass der Computer den Menschen Zeit schenke! Ich glaube, so ein PC ist der größte Zeitvernichter seit Momos Zigarren rauchenden Ungeheuern. Na ja, manchmal bin ich ein bisschen vorschnell in meinem Urteil. Später beim Studium wird er mir wieder helfen, Zeit zu sparen. So, findest Du nicht auch, dass das für den Anfang eigentlich reicht? Von Dir weiß ich ja noch gar nichts, außer dass Du Henning heißt und 33 Jahre alt bist. Jetzt bist Du dran, den Schleier einen Zipfel zu lüften. Tu was für meine Neugier und lass mich nicht zu lange warten. Deine Brieffreundin Sabine.

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Hallo Sabine!

Da habe ich aber Glück gehabt, dass ich aus dem ganzen Wust von Anzeigen Deine ausgesucht habe. Schnell vorweg das Unwesentliche: 1,80 m, 75 kg, ebenfalls alles braun. Körperbau normal, außer der berühmten Blinddarmoperationsnarbe 'keine besonderen Kennzeichen' in meinem Reisepass. Gesund und munter, kein Fußballer, auch kein großer Sportler. Nur die Segelei macht mir viel Spaß. Ich bin den ganzen Urlaub mit einem Boot unterwegs. Ja, allein. Ich war verheiratet, bin geschieden. Kinder keine. Auch sonst solo. Deshalb habe ich ja auch auf Deine Anzeige geantwortet. Ich bin kein 'Einhandsegler'. Von Zeit zu Zeit brauche ich das 'Du', um mich auszuquatschen. 12

Meine Brötchen verdiene ich in der Informatikbranche. Ich sage den Leuten, dass ihre Anlagen und Netzwerke völlig unbrauchbar seien, dass sie sie wegwerfen sollen und mache ihnen eine viel schönere neue und teurere Anlage. Und jetzt kommen wohl die Hobbys an die Reihe. Aber da habe ich ja schon 'Segeln' hingeschrieben. Schade, dass so wenig Frauen sich für die Segelei begeistern können. Meine Exe hat mir letztendlich deshalb den Laufpass gegeben. Allerdings muss ich zugeben, dass jener Urlaub nicht gerade zu den erholsamsten gehörte, Eigentlich hatte es nur geregnet, es war kalt und der Wind kam immer von vorn. Und dann mussten wir ab Gotland die halbe Ostsee nach Kiel immer gegen an kreuzen. Ich bin eigentlich auch kein großer Draufgänger oder Ladykiller, wie es heute wohl heißt. Auch bei mir sitzen etliche Hemmungen zwischen Auge und Gehirn. Gesehen und für nett befunden, aber das Gehirn verweigert 13

die passende Bemerkung zum Ansprechen oder ich traue mich einfach nicht, das zu sagen, was ich nicht weiß. Zu Hause könnte ich mich dann in den Körperteil beißen, auf dem ich meist sitze. Auch ich lese gern und viel. Außer den Krimis kommen bei mir -- lach nicht – noch SFBücher dazu. Das stammt noch aus meiner Studienzeit, wo ich im Anglistischen Seminar einmal ein Referat über SF halten musste. Bei Sophie hatte ich schon immer den Verdacht, dass da die Lehrer-SchülerBeziehungen gen Ende des Buches ein wenig aus dem Ruder liefen. Schreib mir doch bitte etwas ausführlicher darüber, es interessiert mich wirklich sehr. Und habe bitte keine Bedenken, es könne mich schockieren! Meine liebste Brieffreundin, Du merkst, wie ich versuche, Dich auszuholen, neue Informationen aus Dir und über Dich zu bekommen. Schließlich möchte ich Dich weder verschrecken, noch den Kontakt mit Dir riskieren. Ich

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möchte, dass Du weiterhin -- so wie Sophie auf ihre Briefe – auf meine E-Mail wartest. Ganz liebe elektronische Grüße, Dein Henning.

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