Die Zisterzienser und ihre Weinberge in Brandenburg - Libreka

Ora et labora – und die Weinkultur der Zisterzienser. 16. Wein – ein Geschenk der Götter. 20. Die Kirche und das römische Erbe der Weinkultur. 21. Klöster als Weinbaubetriebe des Mittelalters. 26. Kloster Cîteaux und der burgundische Weinbau. 30. Der Clos de Vougeot – der berühmteste Weinberg von Cîteaux. 33.
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Die Zisterzienser und ihre Weinberge in Brandenburg

Studien zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser • Band 30

Roland Fröhlich

Die Zisterzienser und ihre Weinberge in Brandenburg

Lukas Verlag

Abbildung auf dem Umschlag: Titelgraphik des Werkes von Johannes M. Colerus: Oeconomica und Haußbuch. Anderer Teil. Zum Calendario Oeconomico und perpetuo gehörig. Darin gehandelt wird / zum Ersten: Vom Weinbau, Wittenberg 1598.

© by Lukas Verlag Erstausgabe, 1. Auflage 2010 Alle Rechte vorbehalten Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte Kollwitzstraße 57 D–10405 Berlin www.lukasverlag.com Korrektorat: Anne Fiedler Reprographie, Satz und Umschlag: Lukas Verlag Druck: Elbe Druckerei Wittenberg Printed in Germany ISBN  978–3–86732–070–2

Inhalt

Vorwort

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Teil I: Die Weinkultur der Zisterzienser auf dem Weg nach Brandenburg

Ora et labora – und die Weinkultur der Zisterzienser Wein – ein Geschenk der Götter Die Kirche und das römische Erbe der Weinkultur Klöster als Weinbaubetriebe des Mittelalters Kloster Cîteaux und der burgundische Weinbau Der Clos de Vougeot – der berühmteste Weinberg von Cîteaux Das Wissen um die »Lage« Eigenwirtschaft und Weinbau Der Dézaley – Weinmonument in »bester Lage« Die Abtei Clairvaux Die Abtei Himmerod Abtei Eberbach und der Rheinwein Abtei Ebrach und die Silvanerrebe Die Klöster des Niederrheins und die Zisterzienser Brandenburgs Die Klöster Altenberg und Kamp Kloster Volkenroda Kloster Walkenried Kloster Pforte und der Weinbau an der Saale Der Weinbau auf den Grangien Der Weinbau im Saaletal Wozu brauchte das Kloster die Weinberge? Die Sequestrierung Die Erben des Klosters Pforta Kloster Altzelle

16 20 21 26 30 33 37 39 41 45 46 47 52 63 65 67 68 69 73 75 75 78 83 86

Teil II: Die Zisterzienser und ihre Weinberge in Brandenburg

Die Zisterzienser und der brandenburgische Weinbau Wer brachte die Rebe und Weinkultur nach Brandenburg? Die Weinberge des Klosters Lehnin Der Weinbau des Klosters unter der Landesherrschaft der Askanier (1180–1319) Der Weinberg in Lehnin-Kaltenhausen Der Weinbau unter der Landesherrschaft der Wittelsbacher und Luxemburger (1320–1415) Der »Alte Weinberg« am Klosterhof Töplitz Kloster Lehnin und der Weinbau unter der Landesherrschaft der Hohenzollern Der Weinberg am Klosterhof Mühlenbeck Die Kirchenweinberge in Werder Das Ende von Lehnin Das weinkulturelle Erbe Lehnins und die Werderschen Weinberge Die Erben der Kirchenweinberge in Werder (Havel) Die »Werderischen Weinberge« Chorin und der Weinbau bei Liepe und Oderberg Was ist von den Choriner Klosterweinbergen bekannt? Das Ende Chorins Weinbau der märkischen Zisterziensernonnenklöster Die Klöster Lindow und Marienfließ bei Stepenitz Kloster Heiligengrabe Das verschwundene Kloster Marienwerder bei Seehausen in der Uckermark Kloster Zehdenick Kloster Boitzenburg Das Kloster Friedland und der Wriezener Weinbau Kloster Ziesar Die Weinberge von Kloster Zinna und der Luckenwalder Weinbau Die Zisterzienser von Jüterbog und der Jüterboger Weinbau Das Kloster Dobrilugk und der Niederlausitzer Weinbau Die Klosterweinberge bei Senftenberg Das Marienkloster und die Weinberge von Mühlberg (Elbe)

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Inhalt

Der Weinbau im Neuzeller Stiftsgebiet Wo lagen die Weinberge? Der bäuerliche Weinbau Poppos Anweisungen zum Weinbau in Brandenburg Verein Neuzeller Klosterwinzer e.V. Zusammenfassung: Der Anteil der Zisterzienser bei der Einführung und Förderung der Weinkultur im heutigen Land Brandenburg Grundbesitz Wein für das Heilige Abendmahl Wein als Wirtschaftsfaktor Wein für die Gäste Wein für den Konvent Die Qualität der Klosterweine Die Rebsorten Brandenburgs Die kurfürstlich-königlichen Weinmeister-Ordnungen Johann und Jacob Colerus Höhepunkt und Rückgang

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Teil III: Rückgang und Erlöschen des Weinbaus in Brandenburg

Gründe für den Niedergang 294 »Weinberge« – Zeugen einer einst blühenden untergegangenen Kultur 311

Anhang

Dank Siglen Literaturnachweis Abbildungsnachweis

Inhalt

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Vorwort

Diese Arbeit widme ich Herrn Prof. Dr. Heinz-Dieter Krausch, Ehrenmitglied der Landesgeschichtlichen Vereinigung der Mark Brandenburg und Träger des Bundesverdienstkreuzes, weil ich weiß, dass er einer der besten Kenner der Geschichte des brandenburgischen Weinbaus ist und die Erforschung dessen Geschichte für notwendig hält. Am 8. November 1995 erfolgte die Gründung des »Vereins zur Förderung des historischen Weinbaus im Raum Werder (H.) e.V.«. Die Anregung hierzu kam vom damaligen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe. Die Gründungsmitglieder waren sich darin einig, dass der Weinberg am Wachtelberg nicht nur deshalb erhalten werden muss, um Wein zu erzeugen, wovon es in der Welt schon übergenug gibt, sondern vor allem, um ihn als Denkmal des brandenburgischen Weinbaus zu pflegen und allen Brandenburgern in Erinnerung zu bringen, dass der hiesige Weinbau über viele Jahrhunderte ein Landeskulturzweig war. Dieses Ziel des Vereines wurde in dessen Satzung festgeschrieben. Nach der Gründung des Vereins suchte ich im Januar 1996 nach Absprache mit dem Vorstand Dr. Krausch auf. Ich hatte fast alle seine Veröffentlichungen zur Geschichte des brandenburgischen Weinbau gelesen und kannte auch die von ihm betreute Diplomarbeit von Siegfried Seidel aus Golm »Der ehemalige Weinbau im Havelland«. In unseren Gesprächen betonte Dr. Krausch sehr den Wert dieser Diplomarbeit. Er bot mir auch an, für unsere eigenen Forschungen die Bibliographie zur Geschichte und Kultur des Weines der Gesellschaft für Geschichte des Weines e.V. zu nutzen, an der er mitgearbeitet hatte. 1997 schlug Dr. Krausch vor, auf der Grundlage seiner Kartei, die sich damals bei der Historischen Kommission befand, eine Karte aller Weinorte herauszugeben. Dieses Vorhaben fand die Unterstützung des damaligen Direktors des Landeshauptarchivs, Dr. Beck. Im Zuge dessen beauftragte mich Dr. Krausch, das Historische Ortslexikon für Brandenburg und die Schmettau’sche Kabinettskarte preußischer Provinzen östlich der Weser von 1767/87 durchzuarbeiten. Das ist mit Gewinn erfolgt. 1998 teilte mir Dr. Krausch dann aber mit, dass er für sein Vorhaben – die Herausgabe einer Karte aller Weinorte – keine Zeit mehr hätte. Das wichtigste Ergebnis meiner zweijährigen Zusammenarbeit mit Dr. Krausch war, dass er mir bei einer der letzten Zusammenkünfte die Kopie einer Kritik zu Eberhard Waldau: »Der historische Weinbau im nordöstlichen Mittel-

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europa«, Diss. Tübingen 1977, übergab.1 Sie ist nur mit »K.« unterschrieben. Dr. Krausch sagte mir bei der Übergabe dieser Kopie, dass er der Verfasser sei und ich sie mir sehr genau durchlesen solle. Es handelt sich um eine Art Programm zur Erforschung der Geschichte des brandenburgischen Weinbaus. Diese Literaturkritik weist Dr. Krausch als einen der besten Kenner auf diesem Gebiet aus. Das zeigt sich sowohl bei der Würdigung der Verdienste des o.g. Autors als auch bei den kritischen Bemerkungen. Zum Verdienst heißt es: »Der Verfasser ist sichtlich mit großem Fleiß an seine Aufgabe herangegangen und hat eine Fülle von Material herangetragen, welches die bisherigen Vorstellungen über den ostmitteleuropäischen Weinbau wesentlich ergänzt. Als Kernstück seiner Befunde muss das von Seite 109 bis Seite 164 reichende Verzeichnis der Weinbauorte angesehen werden. […] Außerordentlich verdienstvoll ist auch die Wiedergabe der Weinbauflurnamen in der leider noch unveröffentlichten Flurnamensammlung der Prov. Brandenburg in Berlin Dahlem, die auf diese Weise der Forschung zugänglich gemacht werden, wertvoll auch die Zusammenstellung der Weinbauflurnamen auf den gedruckten Messtischblättern.« Bei den kritischen Äußerungen setzt Dr. Krausch an den Anfang: »Obwohl der Verf. in sein Arbeitsgebiet ausdrücklich auch Thüringen, Anhalt und die Provinz Sachsen einbezieht, enden seine Belege und auch seine kartografischen Darstellungen im wesentlichen an der Saale-Elbe-Linie. Der Hauptteil der genannten drei Länder kommt somit nirgendwo zur Behandlung.« Etwas später heißt es: »Wie der Verfasser schreibt, wäre ihm eine Benutzung der Archive in der DDR nicht möglich gewesen, doch hätten die dadurch bedingten Lücken weithin durch literarische Quellen geschlossen werden können. Die Auswertung sämtlicher in den verschiedensten Staats- und Stadtarchiven der DDR vorhandener Archivalien hätte die Möglichkeit des Autors sicher schon in zeitlicher Hinsicht weit überstiegen.« Dann folgen viele sehr gute Hinweise, was bei künftigen Forschungen beachtet werden sollte und welches Potential in den Archiven und Bibliotheken noch ausgeschöpft werden müsste. So z.B. die Kartensammlungen der Deutschen Staatsbibliothek Berlin und diejenigen des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz in Berlin Dahlem. Dr. Krausch weist ferner auf noch nicht genutzte Möglichkeiten des Autors hin: »Hingewiesen sei ferner auf die an der Pädagogischen Hochschule Berlin-Lankwitz angefertigte Abschlussarbeit über den Weinbau in der Mark unter besonderer Berücksichtigung von Spandau von Theodor Krafft (1966) sowie auf die Beiträge zur Geschichte des Weinbaus im Havelland von Siegfried Seidel (im Rathenower Heimatkalender

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1977, S. 79–84). Die meisten dieser Arbeiten hätten z.B. in der Bibliothek der Landesgeschichtlichen Vereinigung zur Verfügung gestanden. Hingewiesen bleibt auf die ebenfalls nicht benutzte ›Bibliografie für Geschichte des Weines‹ von Renate Schoene, Mannheim 1976.« Am Schluss heißt es dann: »Fasst man zusammen, so wird man sagen müssen, dass die Untersuchung die von ihr gesteckten Ziele nicht erreicht hat. Es ist zu fragen, ob eine so weit gespannte und vielschichtige Aufgabe im Rahmen einer Dissertation überhaupt zu bewältigen ist und noch dazu von einem Autor, der keinen vollen Zugang weder zu den Quellen noch zu den Gegebenheiten im Gelände hat. Man gewinnt auch den Eindruck, dass es dem Verfasser an der rechten Anleitung und Betreuung, vor allem in regionalhistorischer Hinsicht, gefehlt hat. […] So aber bleibt leider manche Feststellung ohne rechte Beweiskraft und vieles lückenhaft und an der Oberfläche. Dadurch kann die Arbeit nur als ein erneuter Ansatz zur Erfassung des historischen Weinbaus im nordöstlichen Mitteleuropa gewertet werden, keinesfalls aber als definitive Darstellung. Was an Positivem bleibt, sind im wesentlichen die Zusammenstellung der bisher bekannt gewordenen Weinbauorte und Weinbauflurnamen und hoffentlich auch die Anregung weiterer Forschungen auf diesem, Historische Geografie, Agrar-, Wirtschafts- und Landesgeschichte gleichermaßen berührenden Gebiet.« (S. 154) Die Herausgabe der Karte aller Weinorte hätte diesem Erfordernis entsprochen. Ich habe mir die Arbeit von Dr. Waldau in der Bibliothek erneut angesehen. Hier heißt es im Abschnitt III »Der Weinbau in der Zeit seiner Ausbreitung« unter c »Vordringen und Träger des Weinbaus«: »Die Zeugnisse belegen eindeutig eine west-östliche Verlaufsrichtung und zeigen, dass die Ausbreitung als Folge der deutschen Ostsiedlung zu verstehen ist.« (S. 27) Etwas später schreibt Waldau »Das Verdienst, den Weinbau im Untersuchungsgebiet eingeführt zu haben, gebührt hauptsächlich der Kirche. Auch hier stehen, wie es Welte und Schröder für das von ihnen untersuchte Gebiet festgestellt haben, Einführung des Christentums und Beginn des Weinbaus in unmittelbarem Zusammenhang. […] Da die Kirche den Wein für sakrale Zwecke benötigte, ist das Interesse daran zu verstehen. Besonders sind hier die Zisterzienser zu erwähnen, die sich um die Urbarmachung des Kolonisationsgebietes und um die ersten Anlagen des Weinbaus verdient gemacht haben (Sello 1881, S. 51f.).« (S. 28) 1 Die Kritik erschien im Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte, Bd. 30, 1979, S. 150–154.

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In den späteren Abschnitten zeigt Waldau, dass die Kirche diese tragende Rolle allmählich verlor und die Feudalherren und das Bürgertum die dominierende Rolle übernahmen. Waldaus Darstellungen stimmen hier völlig mit den Auffassungen solcher Weinhistoriker wie Bassermann-Jordan, Hahn und anderen überein, aber auch mit den Forschungen von Dr. Krausch sowie von Dr. Rudolf Lehmann. Rudolf Lehmann hatte seine wissenschaftliche Laufbahn mit der Erforschung der Zisterzienser in der Niederlausitz begonnen. 1916 schrieb er seine Dissertation zum Thema »Die ältere Geschichte des Cisterzienserklosters Dobrilugk in der Lausitz«, und 1942 veröffentlichte er das »Urkundenbuch des Klosters Dobrilugk und seiner Besitzungen«. Beide Arbeiten bilden die Grundlagen für die Arbeit von Dr. Krausch »Der frühere Weinbau in der Niederlausitz«, die er Rudolf Lehmann zu dessen 75. Geburtstag widmete. Auch mein Manuskript zum Weinbau des Klosters Dobrilugk stützt sich sehr stark auf diese zwei Arbeiten von Rudolf Lehmann. Dr. Krausch war von 1961 bis 1991 an der Akademie der Wissenschaften in Berlin an der Forschungsstelle für Limnologie tätig. Im Internet steht über ihn: »Obwohl er wegen ›fehlender politischer Reife‹ nicht Professor wurde, betreute er viele Diplom- und Doktorarbeiten«. Ende April 2006 wurde Heinz-Dieter Krausch mit dem Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschlands ausgezeichnet. Im Februar 2009 wurde er zum Ehrenprofessor ernannt. Es fällt auf, dass bei allen diesen Auszeichnungen und Ehrungen seine Leistungen und Veröffentlichen auf dem Gebiete der Geschichte des brandenburgischen Weinbaus nicht erwähnt wurden. (Vgl. im Anhang die Aufstellung seiner Veröffentlichungen zum Weinbau.) Es lohnt nicht, darüber zu rätseln, warum diese Leistungen nicht genannt worden sind. Wir sollten vielmehr die»Literaturkritik« zu Waldau als Aufforderung an uns verstehen, die Geschichte des brandenburgischen Weinbaus so zu erforschen, wie es darin Dr. Krausch gefordert hat. Ich denke, die Veröffentlichung meines Manuskripts »Die Zisterzienser und ihre Weinberge in Brandenburg« ist ganz im Interesse und im Sinne von ihm. Im Ersten Teil dieser Arbeit wird herausgearbeitet, dass für die gesamte Zeit des Mittelalters die römisch-katholische Kirche mit ihren Klöstern der entscheidende Träger der Verbreitung und Pflege der Weinkultur war. Im Zweiten Teil wird belegt, dass auch in Brandenburg, wo die erfolgreiche Besiedelung des Gebietes östlich der Elbe und die Errichtung der Mark durch die Markgrafen nicht möglich gewesen wäre ohne die Christianisierung der slawischen Gebiete,

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alsbald Weinberge für den unverzichtbaren Messwein benötigt wurden. Was die Leistungen der Kirche und ihrer einzelnen Ordensgemeinschaften betrifft, so hatten die Zisterzienser ohne Zweifel den größten Anteil an der Ausbreitung der Weinkultur im heutigen Land Brandenburg. Freilich pflegten neben ihnen auch die Benediktiner, Kartäuser, Dominikaner, Templer und Johanniter die Weinkultur und beförderten ihre Ausbreitung. Über das Wirken der Zisterzienser in Brandenburg hat zum ersten Mal Theodor Fontane in seinen »Wanderungen durch die Mark Brandenburg (Havelland)« berichtet. Er liefert darin eine kurze Geschichte der Zisterzienser von der Gründung des Ordens im Jahre 1098 bis zu seiner Auflösung durch die Französische Revolution im Jahr 1789. Was den Anteil der Zisterzienser am brandenburgischen Weinbau betrifft, konnte sich Fontane indes noch nicht darüber äußern, da es zu seiner Zeit noch keine entsprechenden Forschungen gab. Die dominierende Rolle der Zisterzienser auf diesem Gebiet beruhte zunächst darauf, dass sie zeitweilig in einem Drittel des Landes die Grundherrschaft ausübten. Überall wo sie sich niederließen und die Natur es erlaubte, erwarben sie sehr frühzeitig Weinberge oder legten selbst welche an. Zum andern beruhte sie darauf, dass die Zisterzienser einen sehr großen Bedarf an Messwein für das Heilige Abendmahl hatten. Das betraf sowohl die eigene Klosterkirche als auch die vielen Kirchen in den Städten und Dörfern, über die sie das Patronat besaßen. Das Brandenburgische Klosterbuch gibt erstmals für fast alle Zisterzienserklöster eine genaue Übersicht, über wie viele Kirchen die Klöster verfügten bzw. das Patronat besaßen. Daraus wird deutlich, wie hoch der Messweinbedarf war. Hinzu kam der wachsende Bedarf an Wein für die Gäste- und Krankenbetreuung und für den Konvent. In einigen Klöstern war der Klosterwein außerdem auch ein Handelsgut. Die Qualität dieser Weine war auf alle Fälle so gut wie die Weine der zisterziensischen Erben. Es gibt also genügend Gründe, die Leistungen der Zisterzienser auf dem Gebiet der Weinkultur herauszustellen. Wir können es wohl als gutes Zeichen werten, wenn nicht lange vor dieser Veröffentlichung Fritz Wagner »Essays zur Zisterziensischen Literatur« erschienen sind. Der Autor erinnert ebenfalls daran, dass Fontane seine 1862 begonnen »Wanderungen« mit einer Würdigung der Zisterzienser begann. Zugleich blickt Wagner weit über den märkischen Tellerrand hinaus, da die zisterziensische Kultur eine gesamteuropäische war. Auch das vorliegende Buch versucht, dies zu berücksichtigen. Prof. Dr. Roland Fröhlich

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Potsdam, im Februar 2010

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