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Ausbildung ist. Die Betriebsberater der IHK stehen ebenso bereitwillig für. Außentermine zur Verfügung wie die zuständigen Ansprech- partner für die einzelnen ...
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FACHANGESTELLTER MARKT- UND SOZIALFORSCHUNG

Fokus

Als Partner agieren Dr. Jörg Maas zu den Kriterien erfolgreicher Zusammenarbeit von Schule und Ausbildungsbetrieb

Ein ereignisreiches Jahr für den Ausbildungsberuf der/des Fachangestellten Markt- und Sozialforschung (FAMS) geht zu Ende: Mit Beginn des neuen Ausbildungsjahres im August 2011 ist der sechste Jahrgang eingeschult worden. Nach einer rückläufigen Zahl von Einstellungen im Jahr 2010 ist die Zahl der Schüler im gerade abgelaufenen Jahr wieder angestiegen. Der folgende Bericht beschäftigt sich mit der Frage, wie Ausbildungsbetrieb und Berufsschule erfolgreich zusammenarbeiten können, um die Relevanz des nach wie vor jungen Berufsbildes voranzutreiben. Dabei werden ein inhaltlicher und ein organisatorischer Schwerpunkt gesetzt.

In der Verordnung über die Berufsausbildung zum/zur Fachangestellten für Markt- und Sozialforschung vom 6. April 2006 heißt es: „Die in dieser Verordnung genannten Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten sollen so vermittelt werden, dass die Auszubildenden zur Ausübung einer qualifizierten beruflichen Tätigkeit im Sinne des … Berufsbildungsgesetzes befähigt werden, die insbesondere selbstständiges Planen, Durchführen und Kontrollieren einschließt.“ Der erste Aspekt beschäftigt sich somit damit, wie theoretische Grundlagen und praxisrelevante Anforderungen miteinander verbunden werden können.

Handlungsorientierter Unterricht: Betriebliche Problemstellungen in die Schule! Die Berufsschule und die Ausbildungsbetriebe erfüllen in der dualen Berufsausbildung einen gemeinsamen Bildungsauftrag. Für die FAMS-Auszubildenden geht es im Rahmen der betrieblichen Ausbildung unter anderem darum Abbildung 1: Die Lernfelder des Rahmenlehrplans FAMS orientieren sich an typischen Geschäftsprozessen eines Unternehmens, das Markt- und Sozialforschung betreibt: 1

Die Ausbildung in der Markt- und Sozialforschung mitgestalten

2

Geschäftsprozesse der Markt- und Sozialforschung analysieren

3

Dienstleistungen der Markt- und Sozialforschung anbieten

4

Markt- und Sozialforschungsprojekte planen

5

Werteströme von Projekten der Markt- und Sozialforschung dokumentieren

6

Markt- und Sozialforschungsprojekte vorbereiten

7

Markt- und Sozialforschungsprojekte durchführen

8

Daten von Markt- und Sozialforschungsprojekten auswerten

9

Projektdokumentationen erstellen

10

Projektpräsentationen gestalten und organisieren

11

Markt- und Sozialforschungsprojekte nachbereiten

12

Gesellschaftliche Prozesse mit der Markt- und Sozialforschung analysieren

13

Ein Markt- oder Sozialforschungsprojekt umsetzen

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Der Aufruf geht an Unternehmen, die sich für diese Ausbildung interessieren, mit Ihren Überlegungen und Fragen auf die Berufsschulen mit FAMS-Fachklassen und die Industrie- und Handelskammern zuzugehen.

Berufsbildung, arbeits-, sozial- und tarifrechtliche Grundlagen vermittelt zu bekommen, sich mit Fragen der Arbeitsorganisation sowie Datenschutz und Datensicherheit zu beschäftigen, kundenorientierte Kommunikation, Teamarbeit und Kooperation zu erlernen und Markt- und Sozialforschungsprojekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette – d. h. von der Projektkonzeption über die Datenerhebung und Auswertung bis zur Projektnachbereitung – zu begleiten. Die Berufsschule unterstützt diese Ausrichtung mit einem handlungsorientierten Unterricht. Im Rahmenlehrplan für den Ausbildungsberuf FAMS1) werden für die Gestaltung eines handlungsorientierten Unterrichts unter anderem folgende Orientierungspunkte genannt: Didaktische Bezugspunkte sind betriebliche Situationen, die für die Berufsausübung bedeutsam sind (Lernen für Handeln). Die im Unterricht eingesetzten Handlungen müssen von den Lernenden möglichst selbstständig geplant, durchgeführt, überprüft, gegebenenfalls korrigiert und schließlich bewertet werden. Und sie sollten ein ganzheitliches Erfassen der beruflichen Wirklichkeit fördern.

1) Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 08.03.2006

Fokus Wie sehr der handlungsorientierte Unterricht mit betrieblichen Spezifika einhergeht, zeigt die Konzeption der 13 Lernfelder (siehe dazu Abbildung 1), die als Grundlage für die Gestaltung des schulischen Teils der Ausbildung dient. Sie verdeutlicht zudem, wie weit der betriebliche Handlungsspielraum der FAMS-Auszubildenden gehen sollte und auf welche verantwortungsvollen (zukünftigen) Aufgaben die duale Ausbildung vorbereitet: So werden Kundenorientierung und marktforschungsprozessbezogene Handlungskompetenz besonders herausgestellt. Betriebliche und schulische Ausbildung sollen die sachgerechte Bearbeitung grundlegender Problemstellungen und Begriffe in der Markt- und Sozialforschung ermöglichen. Die Förderung von Orientierungswissen, das Lösen komplexer und exemplarischer Aufgabenstellungen, systemorientiertes und vernetztes Denken und Handeln sind dementsprechend Bestandteile der Ausbildung.

Wie wird man zum IHK-registrierten Ausbildungsbetrieb? Welche Auflagen sind von betrieblicher Seite zu erfüllen? Wo kann die Ausbildereignungsprüfung absolviert werden und wie aufwändig ist sie? Wie sieht eine beispielhafte Stellenausschreibung aus? Wie findet man geeignete Auszubildende? Wie ist der Ausbildungsvertrag aufgebaut? Wie läuft die betriebliche und wie die schulische Ausbildung ab? Was sind Besonderheiten der IHK-Zwischen- und Abschlussprüfung? Welche Regularien bestehen bzgl. der Übernahme von fertigen Azubis? Wie sind die Gehaltseinstufungen? Wie sehen die Zukunftsprognosen aus? Welche Karrierewege stehen fertigen FAMS offen?

Meilenstein einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen den Partnern im dualen System ist – bezogen auf diesen inhaltlich-fachlichen Aspekt – somit der Transfer praxisrelevanter Handlungssituationen aus den Instituten beziehungsweise Unternehmen in die Schulen: Hier sind die Unternehmen aufgefordert, ihre spezifischen Problemstellungen – anonymisiert oder anhand von Daten aus Eigenstudien – zu übermitteln. Dieses Know-how ermöglicht dann die Erarbeitung handlungsorientierter Unterrichtskonzepte durch die Lehrer!

Support zum Start: Wie man ein FAMS-Ausbildungsbetrieb wird So mancher Kollege aus den Instituten oder der betrieblichen Marktforschung hat möglicherweise von guten Erfahrungen gehört, die andere Unternehmen mit der Ausbildung zum FAMS gemacht haben. Oder er hat den Arbeitgeber oder in die Selbstständigkeit gewechselt und möchte nun selbst zum Ausbildungsbetrieb werden. Auch hier kann die Berufsschule in Zusammenarbeit mit dem Dritten innerhalb des Systems der dualen Berufsausbildung – der Industrie- und Handelskammer – zum Partner und Ratgeber werden. So hat etwa das Joseph-DuMont-Berufskolleg in Köln im Frühjahr dieses Jahres das Berufsbild im Rahmen einer Roadshow interessierten Betrieben vorgestellt und einige möchten nun zukünftig ausbilden. Hier tauchen eine ganze Reihe Fragen auf, auf die Schule und IHK Antworten geben können, wie etwa:

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Fokus

FAMS-Workshop auf dem BVM-Kongress 2008, Moderation Iris Schuster, Forschungswerk

Aus mehreren Terminen, die ich als Bildungsgangleiter FAMS in den vergangenen Monaten mit interessierten Betrieben durchgeführt habe, kann ich berichten, wie fruchtbar die Weitergabe von Informationen und Erfahrungen mit der FAMSAusbildung ist. Die Betriebsberater der IHK stehen ebenso bereitwillig für Außentermine zur Verfügung wie die zuständigen Ansprechpartner für die einzelnen Ausbildungsberufe des dualen Systems, die gerne über inhaltliche und zeitliche Vorgaben der Ausbildereignungsprüfung berichten, damit diese – gerade in Start-up-Unternehmen mit beschränkten Ressourcen – nicht zum Stolperstein wird.

Der Aufruf geht an dieser Stelle an Unternehmen, die sich für diese Ausbildung interessieren, mit ihren Überlegungen und Fragen auf die Berufsschulen mit FAMS-Fachklassen und die Industrie- und Handelskammern zuzugehen! Die Erfahrungen aus den ersten Jahren zeigen ganz deutlich, dass für die FAMS in den Instituten und Unternehmen die vielseitigsten Aufgaben bereitstehen – womöglich auch in Ihrem Unternehmen? Die organisatorische Unterstützung durch die Berufsschule endet dann keineswegs mit der Einstellung der ersten Auszubildenden. Ganz im Gegenteil, hier sollte sich eine intensive Zusammenarbeit der dualen Partner während der – in der Regel drei – Ausbildungsjahre fortsetzen. Zentrale Angebote und Aufgaben auf schulischer Seite sind beispielsweise die regionale Vernetzung der Ausbildungsbetriebe, die Durchführung von Ausbilder-Arbeitskreisen und -Sprechtagen sowie die Organisation von Azubi-Tausch-Börsen. Zu diesen Punkten an späterer Stelle mehr. Dr. Jörg Maas Leiter des Bildungsgangs FAMS am Joseph-DuMontBerufskolleg, Köln, und nebenberuflicher Dozent an der Rheinischen Fachhochschule, Mitglied im BVM-Fachbeirat

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