Zugang Angehöriger der Roma- Ethnie zu Gesundheitsdiensten und ...

04.10.2012 - Sind diese medizinischen Dienste für ein Kind der Roma-Ethnie in Serbien .... Personen, die Notfallhilfe benötigen; sozial bedürftige Personen, ...
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Zugang Angehöriger der RomaEthnie zu Gesundheitsdiensten und Sozialhilfe in Serbien Gutachten der SFH-Länderanalyse Adrian Schuster

Bern, 4. Oktober 2012

Einleitung Aufgrund der Anfrage vom 16.Juli 2012 an die SFH-Länderanalyse gehen wir von folgendem Sachverhalt aus: Die gesuchstellende Familie mit zwei Kindern ist serbischer Nationalität und gehört der Roma-Ethnie an. In Serbien lebten sie in einem Roma -Lager. Der siebenjährige Sohn leidet an Asthma, ausgelöst durch eine Milbenallergie. Als Behandlung wird eine Kombination von Kortison und Bronchodilator ( Vannair 100/6) verschrieben. Zudem ist der Sohn aufgrund einer erlittenen Hirnblutung in seiner Mobilität eing eschränkt und benötigt physiotherapeutische Behandlung. Der Anfrage haben wir die folgenden Fragen entnommen: 1. Ist die Behandlung von Asthma mit Medikamenten und Bronchodilator in Serbien möglich? 2. Gibt es die Möglichkeit der Behandlung mittels Physiotherapie in Serbien? 3. Sind diese medizinischen Dienste für ein Kind der Roma -Ethnie in Serbien zugänglich? 4. Gibt es die Möglichkeit einer durch Sozialhilfe finanzierten W ohnung für A ngehörige der Roma-Ethnie in Serbien? 5. Gibt es eine Möglichkeit eines kostenlosen Transports zur Schule für ein Kind der Roma-Ethnie in Serbien? Die Schweizerische Flüchtlingshilfe SFH beobachtet die Entwicklungen in Serbien 1 seit mehreren Jahren. Aufgrund von Expertenauskünften und eigenen Recherchen nehmen wir zu Ihren Fragen wie folgt Stellung:

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Ist die Behandlung von Asthma mit Medikamenten und Bronchodilator in Serbien möglich?

Vannair 100/6 ist in Serbien nicht registriert. Das Generika des genannten Medika2 ments ist dagegen in Serbien registriert und erhältlich: Symbicort Turbohaler ist eine Kombination der Wirkstoffe Budenosid und Formoterol. Bis zum Alter von 18 3 Jahren wird es von der Krankenversicherung vollumfänglich bezahlt. Personen über 18 Jahren müssen 65% Prozent der Kosten bezahlen. Die Kosten für das Medik ament sind folgendermassen:

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www.fluechtlingshilfe.ch/herkunftslaender. Emailauskunft der Apotheke Beograd am 8. August 2012; Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) / Internationale Organ isation für Migration (IOM) / ZIRF – Counselling Form for Individual Enquiries, 10. Juni 2011: www.bamf.de/SharedDocs/MILoDB/EN/Rueckkehrfoerderung/Laenderinformationen/Rueckkehrfragen/rf -srb-allg-med-versorgungdownload-englisch.pdf?__blob=publicationFile. Emailauskunft der Apotheke Beograd am 8. August 2012.

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Symbicort Turbohaler 60/ (80μg + 4,5μg) 1918 Serbische Dinar ( 16,24 Euro) Symbicort Turbohaler 60/ (160μg + 4,5μg) 2351 Serbische Dinar ( 19,90 Euro) Symbicort Turbohaler 60/ (320μg + 9μg) 4430 Serbische Dinar ( 37,51 Euro)

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Gibt es die Möglichkeit der Behandlung mittels Physiotherapie in Serbien?

Die Behandlung mittels Physiotherapie ist in Serbien möglich. Nach Angaben einer Kontaktperson der Serbischen Gesellschaft für Physiotherapeuten sind in Serbien 4 3412 PhysiotherapeutInnen im nationalen Register verzeichnet. Der Zugang zu physiotherapeutischer Behandlung ist mehrheitlich auf urbane Regionen konzen t5 riert. In ländlichen Gebieten kann dieser entsprechend erschwert sein. Die Kosten für Physiotherapie werden von der Krankenkasse übernommen, wenn sie durch e i6 nen Arzt verschrieben werden.

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Zugang zu medizinischen Diensten

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Krankenversicherung

In Serbien gibt es eine obligatorische Krankenversicherung. Die Regulation of Vo7 luntary Health Insurance von 2008 regelt das freiwillige Krankenkassensystem. Aktuell gibt es zehn private Anbieter für die freiwillige Krankenversicherung, die Zahl 8 der privat Versicherten ist mit knapp 95'000 jedoch relativ klein. Bei der obligatori9 schen Krankenversicherung waren Ende 2010 6‘843‘ 998 Personen versichert. Versicherte. Folgende Personengruppen sind zu Leistungen der obligatorischen 10 Krankenversicherung anspruchsberechtigt: Angestellte, selbständig Erwerbstätige , freiberuflich Tätige und Rentner Innen. Zusätzlich sind folgende Personengruppen ohne Einkommen anspruchsberechtigt: Arbeitslose, welche bei der Nationalen A rbeitsagentur (NEA) gemeldet sind; Kinder unter 15 Jahren, Schüler und Universitätsstudenten bis zum Ende der Ausbildung (maximal bis zum Erreichen des 26.

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Emailauskunft einer Kontaktperson der Serbischen Gesellschaft für Physiotherapeuten vom 18. September 2012. 5 Ebenda. 6 Emailauskunft einer Kontaktperson der Serbischen Gesellschaft für Physiotherapeuten vom 18. September 2012; Institute for Social Insurance, Health Insurance Act, Artikel 42 : www.zso.gov.rs/doc/Health%20Insurance%20Act.pdf (Zugriff am 19. September 2012). 7 Analytical Support on the Socio-Economic Impact of Social Protection Reforms (Asisp), Annual National Report 2012, Pensions, Health Care and Long Term Care, Republic of Serbia, März 2012, S.16: www.socialprotection.eu/files_db/1285/asisp_ANR12_SERBIA.pdf . 8 Ebenda. 9 Institute for Social Insurance, Health insured persons in Serbia in 2010 : www.zso.gov.rs/doc/statistika/zdravstveno/eng/Health%20insured%20persons%20in%20Serbia%20i n%202010.pdf. 10 Einbezüglich hauptberuflicher Bäuerinnen und Bauern. Serbien – Zugang der Roma zu Gesundheits- und Sozialdiensten – 4. Oktober 2012

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Lebensjahres); Frauen im Rahmen des Mutterschutzes, das heisst im Falle einer Schwangerschaft und zwölf Monate nach der Entbindung; Personen über 65 Jahren; Personen mit einer Behinderung; Flüchtlinge und intern Vertriebene (IDPs), welche sich in Serbien aufhalten; Personen, die Volkszugehörige der Roma sind und keinen permanenten Aufenthaltsort haben; Personen, die wegen HIV oder anderer Erkran11 kungen/Störungen behandelt werden; Personen im Endstadium chronischer Nierenschwäche, Abhängige, Transplantationspatienten sowie kranke und verletzte Personen, die Notfallhilfe benötigen; sozial bedürftige Personen, wie dauerhafte Bezieher von Sozialhilfe und anderen mate riellen Hilfen, in Übereinstimmung mit den Sozialversicherungsvorschriften; Personen mit einem Einkommen unterhalb 12 einer gesetzlich festgelegten Grenze . Nichtversicherte Minderheiten. Gemäss des Republic Fund of Health Insurance waren im Jahr 2009 rund 93 Prozent der Bevölkerung durch die obligatorische Kran13 kenkasse versichert. Die restlichen 7 Prozent waren laut des Berichts des Analytical Support on the Socio-Economic Impact of Social Reforms vor allem Angehörige der Roma, Ashkali und Ägypter, Flüchtlinge und intern Vertriebene, Asylbewerber, 14 aber auch Angestellte, deren Arbeitgeber keine Beiträge für sie entrichtet. Dies, obwohl gemäss des Gesetzes zur Krankenversicherung die meisten dieser Pers onengruppen Anspruch auf Leistungen hätten. Gemäss Weltgesundheitsorganisation und UNICEF bleibt die Abdeckung der marginalisierten und ärmeren Bevölkerungsgruppen, insbesondere Angehörigen der Roma-Ethnie, durch die Krankenversiche15 rung weiterhin eine grosse Herausfor derung. Voraussetzungen. Personen in temporärer oder dauerhafter Anstellung können einen Antrag zur Aufnahme stellen. Der jeweilige Arbeitgeber muss die entsprechenden Beiträge an den Health Insurance Fund einzahlen und es wird eine Ge16 sundheitskarte (zdravstvena knjižica) ausgestellt. Diese berechtigt zum Bezug der 17 Leistungen. Arbeitslose und Personen anderer Kategorien müssen ein sogenan ntes Arbeitsbuch ausgestellt bekommen ( radna knjižica) und sich dann bei der zuständigen NEA ihres Wohnortes registrieren lassen. Im dritten Schritt kann die Person einen Antrag bei der Krankenversicherung am jeweiligen Wohnort stellen. A rbeitslose Personen, die bei der NEA registriert sind, erhalten eine kostenlose Kra n18 kenversicherung.

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Infektionskrankheiten, Krebs, Hämophilie, Diabetes, ernsthafte psychologische Störungen (Psych osen), Epilepsie, Multiple Sklerose, Autoimmunerkrankungen, und entzündliches Rheuma. Institute for Social Insurance, Health Insurance Act; BAMF / IOM / ZIRF, Länderinformationsblatt Serbien, August 2011, S.9f.: www.bamf.de/SharedDocs/MILo DB/DE/Rueckkehrfoerderung/Laenderinformationen/Informationsblaetter/cfs -serbiendownload.html?nn=2252406. Republic Fund of Health Insurance, Number of Insurees, Website: www.eng.rfzo.rs/index.php/number-of-insurees (Zugriff am 19. September 2012). Asisp, Annual National Report 2012, März 2012, S.16. World Health Organization (WHO), Serbia, Fact and Figures: www.euro.who.int/en/where-wework/member-states/serbia/facts-and-figures (Zugriff am 19. September 2012). Eine Studie von UNICEF aus dem Jahre 2010 zeigte auf, dass Angehörige der Roma -Ethnie nicht genügend durch die staatliche Krankenversicherung abgedeckt sind . UNICEF, Access for Women and Children to Services in the Rural Areas of Serbia and Proposed Measures to Improve the Situation, April 2011: www.unicef.org/serbia/Access_for_women_and_children_to_services_eng.pdf. BAMF/ IOM / ZIRF, Länderinformationsblatt Serbien, August 2011, S.11. Republic Fund of Health Insurance, Registration and Deregistration, Website: www.eng.rfzo.rs/index.php/registration-deregistration (Zugriff am 19. September 2012). BAMF/ IOM / ZIRF, Länderinformationsblatt Serbien, August 2011, S.11.

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In der Regel setzt die Aufnahme in die obligatorische Krankenversiche rung einen 19 ständigen legalen Aufenthalt und eine Registrierung in Serbien voraus : Die amtliche Bescheinigung über den W ohnsitz ( prijava stana), der Identitätsnachweis (Per20 sonalausweis) und das Arbeitsbuch sind einzureichen. Rückkehrende müssen sich mit diesen Unterlagen an das Arbeitsamt wenden und innerhalb von 30 Tagen den Einschluss in die Krankenversicherung beantragen, um die Gesundheitskarte zu 21 erhalten. Die Notwendigkeit, den Anspruch auf die Versicherung durch verschiedene amtliche Dokumente belegen zu müssen, kann für Angehörige der Roma-Ethnie eine grosse Hürde darstellen. Verschiedene Nichtregierungsorganisationen kritisieren in einer Eingabe im Jahre 2011 an das UN Committee on the Elimination of Racial Discrim ination, dass Roma ohne Registrierung eines permanenten oder temporären Wohnsitzes oder ohne die citizens’ unique personal number (CUPN) nicht versichert werden können. Personen mit beschränkten finanziellen Mitteln können sich die Reise zum ursprünglichen permanenten W ohnsitz oft nicht leisten, um sich dort von der Polizei die CUPN zu bestätigen. Der Krankenversicherungsfonds verweigert in solchen Fällen sowohl die Registrierung für die Versicherung als auch die Weiterleitung 22 der Anfrage zur Bestimmung des CUPN an die zuständi ge Polizeistation. Leistungen. Die von der staatlichen Krankenversicherung erfassten Personen h aben Anspruch auf Behandlung im öffentlichen Gesundheitssystem Serbiens. Die Kostendeckung durch die obligatorische Krankenversicherung beträgt je nach Art 23 der medizinischen Behandlung zwischen 100 und 65 Prozent. In Notfällen können Kinder bis 15 Jahre, Inhaber einer Geburtsurkunde, eines Passes oder Personalausweises und schwangere Frauen eine kostenlose medizinische Versorgung erha l24 ten.

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Beschränkungen des Zugangs zum Gesundheitssystem

Selbstzahlungen. Die existierenden Selbstzahlungen für Arztbesuche auf primärer und sekundärer Ebene als auch für Medikamente sind ein Hindernis im Zugang zu 25 medizinischer Versorgung. Gemäss einer Studie der W eltgesundheitsorganisation aus dem Jahre 2010 berichten rund 59 Prozent der Patienten von einer zusätzlichen Zahlung, die für das Ausstellen eines Rezeptes oder einer anderen Dienstleistung bei medizinischen Fachpersonen des öffentlichen Gesundheitssystems notwendig

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Schweizerische Flüchtlingshilfe, Südserbien – Soziale Situation vertriebener Personen, 28. Februar 2011, S. 3. BAMF/ IOM / ZIRF, Länderinformationsblatt Serbien, August 2011, S.11. Schweizerische Flüchtlingshilfe, Südserbien – Soziale Situation vertriebener Personen, 28. Februar 2011, S. 3; BAMF/ IOM / ZIRF, Länderinformationsblatt Serbien, August 2011, S.11. Praxis / Regional Centre for Minorities / Cekor / Chris, Information submitted to the Committee on the Elimination of Racial Discrimination on the occasion of Initial Periodic Report of Serbia, 78th Session , Februar 2011, S. 22: www.ecoi.net/file_upload/1930_1308562351_praxis regionalcentreforminorities-cekor-chris.pdf. Siehe Institute for Social Insurance, Health Insurance Act, Artikel 45. Institute for Social Insurance, Health Insurance Act; Bundesamt für Migration und Flüchtlinge / internationale Organisation für Migration, Länderinformationsblatt Serbien, August 2011, S.9f.: www.bamf.de/SharedDocs/MILoDB/DE/Rueckkehrfoerderung/Laenderinformationen/Informationsblaetter/cfs -serbiendownload.html?nn=2252406. Asisp, Annual National Report 2012, März 2012, S.16.

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war. Nach verschiedenen Schätzungen machen die Selbstzahlungen zwischen 25 27 und 35 Prozent der Ausgaben für Gesundheitsdienste aus. Für Personen mit stark beschränkten finanziellen Mitteln kann dies den Zugang zum Gesundheitssystem beeinträchtigen. Zugangsbeschränkungen für Angehörige der Roma-Ethnie. Der serbische Staat hat in jüngster Zeit Anstrengungen unternommen, den Zugang der Roma zum G esundheitswesen zu erleichtern. Ein neues Gesetz vom September 2012 soll die E r28 langung einer Geburtsurkunde stark vereinfachen. Dieses Dokument ist notwendig, um andere amtliche Dokumente zu erhalten, welche für den Zugang zu verschied enen staatlichen Diensten erforderlich sind. Im Februar 2012 hat die Regierung Serbiens eine nationale Deklaration zur Gesun dheit der Roma verabschiedet und ein 29 verstärktes Engagement in diesem Bereich zugesichert. Das serbische Gesundheitsministerium hat ein System von Gesundheitsmediatoren etabliert: Die 75 Medi atoren der Roma-Ethnie sind in 59 Gemeinden tätig und sollen den Angehörigen der Roma-Ethnie die Beschaffung von Gesundheitsausweisen erleichtern, den Kontakt mit Sozial- und Gesundheitsdiensten etablieren sowie spezifische Gesundheitsbe30 dürfnisse der Roma identifizieren. Es scheint aber unbestritten, dass die Roma weiterhin einen erschwerten Zugang zu 31 Gesundheitsdiensten haben. Thomas Hammarberg, der Menschenrechtskommissar des Europarats, kritisierte in seinem Bericht von Mitte 2011, dass die Roma trotz der erzielten Fortschritte noch immer wegen fehlender Informationen, unvollständiger 32 Dokumente und Armut nur beschränkten Zugang zu Gesundheitsdiensten hätten. Eine Studie von BMC International Health and Human Rights von 2011 kommt zum Schluss, dass der Zugang der Roma zum Gesundh eitswesen erheblich eingeschränkt ist, zusätzlich zu den oben genannten Punkten wird die geographische L a33 ge der Kliniken als weiterer Faktor genannt. Das European Roma Rights Centre 26

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WHO, Evaluation of the organization and provision of primary care in Serbia , 2010, S.100: www.euro.who.int/en/where-we-work/member-states/serbia/publications2/evaluation-of-theorganization-and-provision-of-primary-care-in-serbia. Ebenda; Asisp, Annual National Report 2012, März 2012. Der Standard, Die unsichtbaren Menschen Belgrads, 12. September 2012: www. derstandard.at/1345166789499/Die-unsichtbaren-Menschen-Belgrads; Amnesty International, Serbia, New law will help to end legal invisibility [EUR 70/016/2012], 3. September 2012: www.amnesty.org/en/library/asset/EUR70/016/2012/en/c81ecafc -0cf9-43d6-b404459bbe4be655/eur700162012en.pdf. WHO, Scaling up action for Roma health in Serbia and beyond , 2. März 2012: www.euro.who.int/en/what-we-do/health-topics/health-determinants/socialdeterminants/news/news/2012/03/scaling-up-action-for-roma-health-in-serbia-and-beyond (Zugriff am 19. September 2012). Ebenda; Asisp, Annual National Report 2012, März 2012, S. 16; Open Society Foundations, Roma Health Mediators, Successes and Challenges, Oktober 2011: www.soros.org/sites/default/files/roma-health-mediatiors-20111022.pdf. US Department of State, USDOS - US Department of State: Country Report on Human Rights Pra ctices for 2011 - Serbia, 24. Mai 2012: www.ecoi.net/local_link/217678/338441_de.html; UNCERD, Consideration of reports submitted by States parties under article 9 of the Convention; Concluding observations of the Committee on the Elimination of Racial Discrimination; Serbia [CERD/C/SRB/CO/1] , 13. April 2011, S.4: www.ecoi.net/file_upload/1930_1308230391_g1142110.pdf . CoE-CommDH - Council of Europe - Commissioner for Human Rights: Report by Thomas Hammarberg, Commissioner for Human Rights of the Council of Europe, following his visit to Serbia on 12-15 June 2011 [CommDH(2011)29], 22. September 2011, S. 15f.: www.ecoi.net/file_upload/1226_1317112713_com-instranet.pdf. BioMed Central, International Health and Human Rights 2011 , Idzerda et al., Access to primary healthcare services for the Roma population in Serbia: a second ary data analysis, Ausgabe 11:10, 2011, S. 1: www.biomedcentral.com/content/pdf/1472-698X-11-10.pdf.

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und andere NGOs berichten zudem von Diskriminierungen oder der Ablehnung einer adäquaten Behandlung der Angehörigen der Roma-Ethnie durch medizinisches 34 Fachpersonal.

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Gibt es die Möglichkeit einer durch Sozialhilfe finanzierten Wohnung für Angehörige der Roma-Ethnie in Serbien?

Prekäre Bedingungen in Roma-Siedlungen. Eine Studie aus den Jahren 2009 bis 2010 zeigt auf, dass es trotz gegenteiliger Behauptung der Regierung zu Diskrim i35 nierung in Bezug auf den Zugang zu W ohnungen kommt. Die hygienischen und sanitären Zustände der oft illegalen Roma-Siedlungen in Serbien sind prekär, oft 36 bestehen nur ungenügende Möglichkeiten zur Beheizung im W inter . Zwangsumsiedlungen durch die Behörden in neu erstellt e Containersiedlungen verbessern die Situation der BewohnerInnen nicht immer, da die neuen Siedlungen oft ebenfalls katastrophale Bedingungen aufweisen und teilweise auf ehemaligen Müllhalden e r37 richtet wurden. Erschwerter Zugang für Roma zu Sozialwohnungen. Es gibt in Serbien keine zentrale staatliche Einrichtung, die Sozialunterkünfte oder W ohnungen für Sozialfä l38 le und Rückkehrende zur Verfügung stellt. Es liegt im Zuständigkeitsbereich von Gemeinden und Städten, Sozialwohnungen anzubieten. Diese könnten in Einzelfällen aktiv werden, und versuchen Lösungen anzubieten, allerdings komme dies nur 39 selten vor. Gemäss Auskunft des Rrepublic Institute for Social Protection sei die dafür vorhandene finanzielle Unterstützung für verletzliche Personen sehr gering 40 und könne eine Familie nicht genügend absichern. In Belgrad ist das Konzept der Sozialwohnungen am meisten fortgesch ritten: Dort gibt es ein System in welchem Antragsteller miteinander um Sozialwohnungen ko n-

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European Roma Rights Center (EERC), Parallel submission by the European Roma Rights Centre to the Committee on the Elimination of all forms of racial discrimination on Serbia for its consider ation at the 78th session 14 February to 11 March 2011, 27. Januar 2011, S. 7: www.errc.org/cms/upload/file/serbia-cerd-submission-27-january-2011.pdf; Praxis / Regional Centre for Minorities / Cekor / Chris, Information submitted to the Committee on the Elimination of Racial Discrimination on the occasion of Initial Periodic Report of Serbia, 78th Session, Februar 2011, S. 22. EERC, Parallel submission by the European Roma Rights Centre to the Committee on the Elimination of all forms of racial discrimination on Serbia for its consideration at the 78th session 14 Fe bruary to 11 March 2011, 27. Januar 2011, S. 4. CoE-CommDH - Council of Europe - Commissioner for Human Rights: Report by Thomas Hammarberg, Commissioner for Human Rights of the Council of Europe, following his visi t to Serbia on 12-15 June 2011, 22. September 2011, S.16; Der Standard, Die unsichtbaren Menschen Be lgrads, 12. September 2012; SFH, Südserbien – Soziale Situation vertriebener Personen, 28. Februar 2011, S. 3. Der Standard, Die unsichtbaren Menschen Belgrads, 12. September 2012; Human Rights Watch, World Report 2012, Serbia, 22. Januar 2012: www.hrw.org/world -report-2012/serbia. BAMF/ IOM / ZIRF, Länderinformationsblatt Serbien, August 2011, S.11. Emailauskunft einer Kontaktperson vom 23. August 2012 von UNICEF Serbien. Emailauskunft einer Kontaktperson vom 23. August 2012 des serbischen Rrepublic Institute for Social Protection.

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kurrieren. Dabei werden Punkte nach bestimmten Kriterien vergeben, zum Beispiel je nach Status der Anstellung, Dauer des Arbeitsverhältnisses und Anzahl der Fam ilienmitglieder. Für langfristige Arbeitsverhältnisse bekommt man Zusatzpunkte. Die Kriterien benachteiligen viele Roma, die eine Sozialwohnung benötigen, da unter 41 Roma die Arbeitslosigkeit höher und das Bildungsniveau niedriger sind. Nach Angaben einer Kontaktperson sind in den letzten fünf Jahren nur 30 Prozent der durch diese Massnahmen vergebenen 450 Sozialwohnungen an Roma-Familien zugeteilt 42 worden.

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Gibt es eine Möglichkeit eines kostenlosen Transports zur Schule für ein Kind der RomaEthnie in Serbien?

Trotz der Anstrengungen des serbischen Staates, Kinder und Jugendliche mit Behinderungen in Schulen und andere Bildungsinstituten zu integrieren, ist die Umsetzung entsprechender Massnahmen in der Realität nicht immer gegeben. Gemeinden und Städte wären verpflichtet, die Transportkosten eines Kindes, welches in grosser 43 Distanz zur Schule wohnt, zu übernehmen. Allerdings gibt es nur wenige organisierte Transportmöglichkeiten, insbesondere für Kinder mit körperlichen Behinde44 rungen. Verschiedene spendenfinanzierte Organisationen für Personen mit körperlichen Behinderungen organisieren zudem Transportmöglichkeiten, welche für ihre Mitglieder kostenlos sind. In Belgrad gibt es im Rahmen des städtischen öffentlichen Verkehrs spezialisierte Minibusse dieser Organ isationen für den kostenlosen Trans45 port von Personen mit körperlichen Behinderungen. In den meisten Gemeinden und Städten sind die Möglichkeiten begrenzter als in Belgrad. Nach Angaben einer Kontaktperson kann manchmal im Einzelfall eine Lösung für den Transport eines Kindes mit Behinderung gefunden werden, meist müssten die Eltern die Kinder aber 46 selber zur Schule bringen. Ausserhalb von Belgrad scheinen die Möglichkeiten eines kostenlosen Transports zur Schule für ein Kind mit körperlicher Behin derung eingeschränkt. Dies gilt auch für Angehörige der Roma -Ethnie, trotz Anstrengungen 47 des serbischen Staates, den Zugang der Roma zum Bildungssystem zu erleichtern. SFH-Publikationen zu Serbien und anderen Herkunftsländern von Flüchtlingen finden Sie unter www.fluechtlingshilfe.ch/herkunftslaender Der SFH-Newsletter informiert Sie über aktuelle Publikationen. Anmeldung unter www.fluechtlingshilfe.ch/news/newsletter

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EERC, Parallel submission by the European Roma Rights Centre to the Committee on the Elimin ation of all forms of racial discrimination on Serbia for its consideration at the 78th session 14 Fe bruary to 11 March 2011, 27. Januar 2011, S. 6. Emailauskunft einer Kontaktperson vom 23. August 2012 von UNICEF Serbien. Ebenda; Emailauskunft einer Kontaktperson vom 23. August 2012 des serbischen Rrepublic Institute for Social Protection. Emailauskunft einer Kontaktperson vom 23. August 2012 von UNICEF Serbien. Emailauskunft einer Kontaktperson vom 23. August 2012 der NGO Center for Independent Living Serbia; GSP Beograd, Special Transport (Webseite des öffentlichen Verkehrs der Stadt Belgrad) : www.gsp.rs/english/specialtransport.htm (Zugriff am 24. September 2012). Emailauskunft einer Kontaktperson vom 23. August 2012 von UNICEF Serbien. CoE-CommDH - Council of Europe - Commissioner for Human Rights: Report by Thomas Hammarberg, Commissioner for Human Rights of the Council of Europe, following his visit to Serbia on 12-15 June 2011 [CommDH(2011)29], 22. September 2011, S. 16f.

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