Stadtgespräche aus Dresden - Buch.de

... tierische Oase am Stadtrand ///. Jakob Rothe schenkt Kindern in Nickern ein wenig Natur . ... Sven Voigt gründete die Filmgalerie Phase IV . . . . . . . . . . . . . . 113.
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Dresden Ute Nitzsche Frank Goldammer

Stadtgespräche aus

Dresden Ute Nitzsche Frank Goldammer

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© 2015 – Gmeiner-Verlag GmbH Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch Telefon 0 75 75 / 20 95 - 0 [email protected] Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2015 Lektorat / Redaktion: Ricarda Dück Satz: Julia Franze Umschlaggestaltung: Alexander Somogyi Bildbearbeitung: Alexander Somogyi Kartendesign: Mirjam Hecht Druck:978-3-8392-4703-7 AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten ISBN Printed in Germany ISBN 978-3-8392-1714-6

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Kommt aus dem Schrank /// Jonas Friedrich Leonhardi ist im Staatsschauspiel engagiert . . . . 11 Zwischen Schreibtisch und Barock /// Jana Kursave arbeitet im und für den Zwinger  . . . . . . . . . . . . . . . 15 »Ich habe mich in das Haus verliebt« /// Dieter Jaenicke leitet das Europäische Zentrum der Künste  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Über den Dächern der Stadt /// Gunther Emmerlich erzählt in seinem Stammlokal Luisenhof .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Als Hofnarr Fröhlich durch Dresden /// Matthias Christian Schanzenbach führt zum Congress Center  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 A cappella in der Elbestadt /// Die Band »medlz« singt auf dem Konzertplatz Weißer Hirsch  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Eine tierische Oase am Stadtrand /// Jakob Rothe schenkt Kindern in Nickern ein wenig Natur  . . . . 35 Ein neuer alter Aussichtsturm /// Peter Froebel engagiert sich für die Bismarcksäule  . . . . . . . . . . . . 39 Ein Wunder der Natur /// Winfried Gensch ist per Du mit den Affen im Dresdner Zoo  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Moderner Körperkult /// Uwe Götzel und Alexander Wöllert piercen im Studio Stichcode  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 Das wandelnde Kriminalarchiv /// Wolfgang Schütze lebt Geschichte im Polizeimuseum  . . . . . . . . 51 »Es hat mich zutiefst beeindruckt« /// Renate Beutel hält die Frauenkirche in Bildern fest .. . . . . . . . . . 55 Vom Drahtseil in den Eiskanal und zurück /// Mario Müller-Milano ist Chef des »Weihnachts-Circus«  . . . . . 59 Er macht jetzt in Farbe /// Rolf von Rheydt im Atelier auf der Königsbrücker Straße  . . . 63

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Mehr als 10.000 Starts in einem Leben /// Egon Würgau ist das Urgestein des »Dresdener Rennvereins«  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 Kaffee, Möhrenkuchen und Lesungen /// Katrin Schulze gehört die Cafeteria »Erdgeschoss« . . . . . . . . . . . 71 Dampfloks, Pioniere und ein Elefant /// Daniel Henke ist Lokführer bei der Parkeisenbahn  . . . . . . . . . . 75 Botschafterin der Eierschecke /// Gudrun Kaiser verkauft Köstlichkeiten am Zwingerteich  .. . . 81 Honig, süße Medizin /// Stefan Weiland herrscht am Dammweg über Zehntausende  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 Sein Herz schlägt für Dresden /// Klaus Tempel liebt die Semperoper  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Eis lässt sie nicht kalt /// Claudia Gütter jagt Geschmacksnoten in Altkleinzschachwitz  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 Er macht Wein mit Aussicht /// Lutz Müller ist Winzer am Schloss Albrechtsberg . . . . . . . . . . . . . 99 »Wir legten einfach los!« /// Petra, Fanny und Sarah kochen im Restaurant »Falscher Hase«  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 Alles dreht sich um den Ball /// Max von der Wippel will in der »Margon Arena« hoch hinaus  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 Kino für Liebhaber /// Conny Apel lässt in der Tharandter Straße Filmrollen rollen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 DVD für alle, nicht für jedermann /// Sven Voigt gründete die Filmgalerie Phase IV .. . . . . . . . . . . . . . 113 Süße Sachen mit Kultstatus /// Heidi Haselbauer serviert Eis in der St. Petersburger Straße  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 1.001 Märchen über der Stadt /// Rainer Petrovsky bezaubert unter der Kuppel der Yenidze .. . 121

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Schwachstrompionier im Starkstromzeitalter /// Heinrich Barkhausen forschte am Institut für Elektrotechnik .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ein Stern für Dresden /// Stefan Hermann kocht im Restaurant »bean&beluga« .. . . . »Ich werde fürs Quatschen bezahlt« /// Jutta Nestler ist die »Stadtkommandantin« in der Festung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Erfüllung eines Lebenstraums /// Rolf Hoppe ist der »Prinzipal« des Hoftheaters  . . . . . . . . . . . . . Büchernarr schläft in Kästners Kinderzimmer /// Christian Budde sorgt für Lektüre in der Österreicher Straße  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zwischen Großstadt und dörflicher Idylle /// Johannes Gärtner spaziert gerne rund um den Körnerplatz .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Überall auf der Welt zu Hause /// Sabine und Götz Wiegand planen und feiern in Altlaubegast . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . In den Weiten des Universums /// Mike Firchau betreut die Sternwarte an der Plattleite  .. . . . . Echter Christstollen per London-Taxi /// Rüdiger Zopp bäckt in der Bahnhofstraße »very british« . . . . Zeugin der Besetzung der Stasi-Zentrale /// Kerstin Quandt berichtet an der Gedenkstätte Bautzner Straße  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Den Curry-Sisters geht’s um die Wurst /// Susanne und Simone Meyer-Götz im Laden auf der Louisenstraße  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beständig ist nur der Wandel /// Jens Besser macht auf der Schäferstraße Kunst für alle  . . . . . Er trainiert ohne Scheu /// Kelvin Kalvus lässt an den Elbwiesen alles rund laufen  . . . .



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Ko mmt aus dem Sch ran k Jonas Friedrich Leonhardi ist im Staatsschauspiel engagiert

Jonas Friedrich Leonhardi hat seinen Beruf früh für sich entdeckt. Schauspieler wollte er werden, das stand fest, spätestens seit er in der 8. Klasse in der Jugendtheaterwerkstatt am »Societaetstheater« seine erste Bühnenluft schnupperte. In Oschatz 1990 geboren und die ersten Jahre aufgewachsen, inmitten der ländlichen Idylle, hatten ihm seine Eltern den Gefallen getan und waren 2000 nach Radebeul bei Dresden gezogen. »Also schon Stadt, aber nicht so dolle«, sagt er rückblickend. Man kommt nicht umhin, den jungen Mann nach wenigen Sekunden einfach sympathisch zu finden. Locker, offen und bodenständig, bringt er zitierfähige Sätze hervor, wir werden darauf zurückkommen … Vorbilder hat er nicht, weder in der Theater- noch in der Filmlandschaft. Sein eigenes Ding möchte er machen, so wie bisher. Gleich nach dem Abitur ging Leonhardi zwei Jahre lang auf die Schauspielschule nach Leipzig, die letzten beiden Studienjahre verbrachte er im »Schauspielstudio« am Staatsschauspiel Dresden. Er hätte auch woanders hingehen können, für die Ausbildung nach Frankfurt am Main oder für ein Erstengagement nach Bonn, bemerkt er zögernd. Und er fragt sich manchmal, ob er damals nicht zu bequem war und ob nicht manches zu glatt ging, und man möchte ihm sagen: »Nein, hast alles richtig gemacht.« Da er sich als Mitglied des »Schauspielstudios« bereits während des Studiums mit verschiedenen Auftritten am Staatsschauspiel Dresden profilieren konnte, nahm man ihn gerne auf, als er das Diplom in der Tasche hatte. Nun genießt er ein Festgehalt, eine weltweite Seltenheit in der Branche. Kaum ein anderes Land leistet sich festangestellte Schauspieler und wenige Nationen können sich an einer derart vielfältigen Theaterlandschaft erfreuen wie wir. Über viel Freiheit bei der Wahl seiner Rollen verfügt der junge Sachse allerdings nicht, das geht auch nicht wirklich, räumt er selbst ein. Denn ein derart großes Ensemble wie in Dresden mit so vielen Stücken pro Saison muss gut organisiert sein. Leonhardis Repertoire umfasst zurzeit sieben, acht Rollen, wobei er bei manchen lediglich zwölf Zeilen zu sagen hat und bei anderen wiederum den Hauptpart übernimmt. 11

»Klaus im Schrank«: Jonas Friedrich Leonhardi und seine Kollegin Nina Gummich

Eine seiner Hauptrollen ist die des Klaus in Erich Kästners Stück »Klaus im Schrank«, welches mit ihm im November 2013 uraufgeführt wurde und von Kindern wie Erwachsenen gleichermaßen gerne gesehen wird. Wobei die Kleinen ehrlichere, unmittelbare Zuschauer sind, die lachen und schreien und im Allgemeinen mit all ihren Gefühlen bei der Sache sind. Die Frage, ob es Parallelen zwischen den Dresdnern als solchen und dem Publikum gebe, beantwortet der Schauspieler sogleich mit einem Nicken. Dresden sei, um es vorsichtig auszudrücken, nicht immer großstädtisch, meint Leonhardi, ein wenig provinziell sei es in manchen Dingen, beinahe wie ein großes Dorf. Und gleichermaßen begegneten die Theaterbesucher neueren Stücken zuerst mit einer gewissen Skepsis, verschränkten die Arme vor der Brust, als dächten sie: »Nu, mach ma! Isch seh mir das erscht mal an!« Meist aber entpuppe es sich doch als offen und tolerant. Seinen bisherigen Höhepunkt erlebte der junge Mime 2013, nachdem er bei einem großen Casting vorgesprochen hatte, ziemlich sicher sogar ein paar Zeilen Text vergessen hatte und dennoch eine Zusage erhielt: Er wurde für die »ARTE«-Serie »14 – Tagebücher des Ersten Weltkriegs« engagiert. Das war eine große Sache für ihn, aufre12

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Jonas Friedrich Leonhardi ist im Staatsschauspiel engagiert

gend, die Dreharbeiten in Frankreich und Kanada, und sehr bewegend natürlich. Immerhin stellte er mit der Figur Ernst Jüngers einen Menschen dar, der das Elend dieses Krieges in all seinem Ausmaß erlebt hatte. Besonders beeindruckend war für den jungen Mann der Moment, als er erkannte, dass die Pistole, mit der man ihn ausgestattet hatte, wirklich aus dem Jahre 1918 stammte, und es nicht ausgeschlossen war, dass sie während des Kriegs benutzt worden war. Dies hatte ihn innehalten, ihm seine Verantwortung gewahr werden lassen, die diese Rolle mit sich brachte. Nach der Ausstrahlung der Serie 2014 erreichten seine Agentur Anfragen, berichtet er stolz, aber nicht alles könne man annehmen, zum Beispiel einen Part in der einen oder anderen Seifenoper, zu schnell lande man in einer Schublade. Er würde gerne noch mehr Filme drehen, das Theater jedoch möchte er nicht missen, den direkten Kontakt zum Publikum, die Herausforderung neuer Rollen und das gute Gefühl, auf der Bühne zu stehen. Hier in Dresden lässt es sich gut leben, und eigentlich will er gar nicht weg, auch wenn er von einer großen Karriere träumt, und an diesem Punkt kommen wir zu dem angekündigten Zitat: »Denn Dresden«, sagt Jonas und hält kurz inne, »Dresden ist wie eine dicke Oma – etwas langsam und bequem, aber sie hat immer auch etwas Süßes für einen parat.« Da mag man als Urdresdner zuerst nach Luft schnappen, lässt man jedoch den Satz Revue passieren, freundet man sich mit ihm nicht nur an, sondern stellt fest, dass es ganz genau so ist.

S TA AT S S C H A U S P I E L D R E S D E N T H E AT E R S T R A S S E 2 01067 DRESDEN W W W. S TA AT S S C H A U S P I E L - D R E S D E N . D E

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