Protokoll Preisgericht

03.12.2010 - Energiekonzept: Kaplus Sören Vollert, Eckernförde. Freianlagen: Sven Andresen, Landschaftsarchitekt. 1090. BKS Architekten, Hamburg. 2.
66KB Größe 6 Downloads 480 Ansichten
Protokoll Preisgericht Niederschrift zur Jurysitzung am 3.12.2010 in Handewitt Am 3.12.2010 um 10.10 Uhr tritt die Jury zur Beurteilung der eingereichten Entwürfe zum Realisierungswettbewerb für Neubau Haus 3 am Schulzentrum Handewitt zusammen. Für den Auslober begrüßt Herr Bürgermeister Dr. Arthur Christiansen die anwesenden Juroren und Sachverständigen und stellt ihre Anwesenheit namentlich fest. Es sind erschienen als A Fachpreisrichter Dipl. Ing. Eggert Bock, Architekt BDA Rendsburg Dipl. Ing. Prof. Michael Breda, Architekt, Kiel Dipl. Ing. Julian Weyer, Architekt BDA, Aarhus (ab 10:45 Uhr) B Sachpreisrichter: Dr. Hans-Werner Johannsen, Schulleiter Dietrich Manusch, Vorsitzender Schulausschuss Boy Pickel, Vorsitzender Infrastrukturausschuss C Sachverständige Berater: (ohne Stimmrecht) Dr. Arthur Christiansen, Bürgermeister, Gemeinde Handewitt Jörg Pantel, Gemeinde Handewitt Rüdiger Vollmer, Gemeinde Handewitt D Vorprüfung Dipl.Ing. Dieter Richter, Architekt BDA + Stadtplaner, Kiel Dipl. Ing. Gabriele Richter, Architektin, Kiel Aus dem Kreis der Fachpreisrichter wird Eggert Bock einstimmig mit eigener Enthaltung zum Vorsitzenden des Gremiums gewählt. Der Vorsitzende prüft die Anwesenheitsliste und bestimmt als Protokollführer: Gabriele Richter Alle zur Sitzung zugelassenen Personen geben die Versicherung zur vertraulichen Behandlung der Beratungen. Sie erklären weiter, dass sie bis zum Tage der Jurysitzung weder Kenntnis von einzelnen Entwürfen erhalten noch mit Verfahrensteilnehmern einen Meinungsaustausch über die Aufgabe geführt haben. Der Vorsitzende fordert die Anwesenden auf, bis zur Entscheidung des Beurteilungsgremiums alle Äußerungen über vermutliche Verfasser zu unterlassen. Die Preisrichter versichern, dass sie während des Bearbeitungszeitraumes keinen Kontakt zu den Teil1

nehmern hatten. Er versichert dem Auslober, den Teilnehmern und der Öffentlichkeit die größtmögliche Sorgfalt und Objektivität der Jury in Anlehnung an die Grundsätze für die Auslobung von Wettbewerben (RPW 2008). Der Vorsitzende erläutert die in der Auslobung und im Kolloquium erarbeiteten Beurteilungskriterien. Die Jury beschließt, die Kriterienliste in der vorgelegten Form anzuwenden. Bericht der Vorprüfung Die Ergebnisse der Vorprüfung werden von Herrn Richter vorgetragen und dem Beurteilungsgremium in schriftlicher Form als Vorprüfbericht übergeben. Von den 5 zur Teilnahme eingeladenen Büros wurden 5 Arbeiten fristgerecht eingereicht. Alle Arbeiten wurden mit neuen Kennzahlen anonymisiert und dem Preisgericht zur Bewertung vorgelegt. Die formalen Wettbewerbsleistungen werden von allen Beiträgen im Wesentlichen erfüllt. Die Jury stellt auf der Grundlage des Vorprüfungsberichtes die Wettbewerbsfähigkeit aller Arbeiten fest und begrüßt, dass sehr unterschiedliche Lösungsansätze in Konzept und Gestaltung zur Begutachtung vorliegen. Es folgt ein erster Informationsrundgang. Informationsrundgang

ca. 11:20 – 12:00 Uhr

Alle Beiträge werden in einem Informationsrundgang ausführlich und wertfrei erläutert. Dabei werden Verständnisfragen zu den Arbeiten diskutiert und mit der Aufgabenstellung bzw. dem Auslobungstext präzisiert. 1. Rundgang

ab 12:25 Uhr

Im anschließenden Rundgang, dem ersten wertenden Rundgang, werden die Entwürfe anhand der Beurteilungskriterien intensiv diskutiert und bewertet sowie besonders im Hinblick auf die Umsetzungen der Vorgaben des Nutzungskonzeptes betrachtet, wobei ein besonderer Augenmerk auf die Verknüpfung mit den vorhandenen Strukturen, die Gliederung der Baumassen, Einfügung in das Baufeld und die Anbindung und Verknüpfung mit dem Bestand gelegt. Aufgrund deutlicher Mängel, bezüglich der in der Auslobung aufgeführten Bewertungskriterien zur städtebaulichen Ausrichtung und Einbindung in den weiteren Schulcampus sowie den Abgleich der einzelnen Funktionen und der Erschließung, werden im Verlauf des 1. Rundgangs folgende Arbeiten einstimmig ausgeschieden: −

Arbeit 1087

Die städtebaulich und architektonisch indifferente Lösung sowie das weit über die Auslobung hinausgehende Flächenangebot stellen eine wirtschaftliche Realisierung und ökonomische Bewirtschaftung in Frage.

2



Arbeit 1086

Die konventionelle Anmutung und die Großmaßstäblichkeit bieten keine zeitgemäße Lösung für ein neues Schulgebäude. Die funktionale Enge der Erschließungsflächen ohne natürliche Belichtung bietet keine Aufenthaltsqualitäten. Somit verbleiben für die engere Wahl folgende Arbeiten: − − −

Arbeit 1088 Arbeit 1089 Arbeit 1090

Nach dem 1. Rundgang wird die Sitzung für einen Mittagsimbiss von 13:30 Uhr bis 14:05 Uhr unterbrochen. Engere Wahl Mit einer weiteren kritischen Beurteilung des Gesamtkonzeptes und der Entwurfsidee der einzelnen Arbeiten werden die Qualitätsunterschiede der Beiträge deutlich herausgearbeitet. Noch offene Einzelfragen werden in der Jury ausführlich diskutiert. In der Folge wird der Unterschied der Entwurfsansätze gewürdigt und die besonderen Qualitäten in Bezug auf die Fassadengestaltung, das Nutzungs- bzw. Raumkonzept sowie die städtebauliche Einbindung und die Realisierbarkeit herausgestellt.

Beurteilungen Im weiteren Verlauf erfolgt eine schriftliche Beurteilung der in der Wertung verbliebenen Arbeiten. Arbeit 1088 Die vorgeschlagene Anbindung an Haus 2 und 4 ist durch überdachte, offene Gänge gegeben, was begrüßt wird. Der Pausenhof bleibt hierdurch gut erreichbar. Der zweibündige Baukörper mit breiter Innenzone komplettiert die bestehende Anlage überzeugend. Die Aufteilung der Geschosse in Sonderräume im EG sowie Klassenräume im OG ist denkbar. Der zusätzlich überdachte Zugang von Süden kann auch für Pausenaufenthalte genutzt werden, wie auch die Anbindezone im Norden. Die strenge grundrissliche Anordnung der Klassenräume lässt kaum pädagogische Entwicklungsmöglichkeiten zu, auch die Lage der Gruppenräume an den Enden der Flurzone wird bemängelt, da hier kein Außenbezug möglich ist. Die konische Raumausbildung im Erdgeschoss an den jeweiligen Enden der Verkehrszone ist positiv zu bewerten. Die Raumdispositionen sind nachvollziehbar. Die Gestaltung des Baukörpers, insbesondere die Ausbildung der Ost- und Westansichten kann nicht überzeugen, ebenso wie die massive Einrahmung der Obergeschossfenster. Begrüßt wird die vorgeschlagene Satteldachform mit dem durchlaufenden Firstoberlicht, das stimmig zum Innenraum korrespondiert. 3

Die Materialwahl der Fassade und des Daches mit Glasfaserbeton-Platten wird kritisch gesehen, da sie dem Vandalismus in Schulen schwer standhalten. Die vorgeschlagenen Entwurfslösungen lassen sowohl eine günstige Erstellung als auch einen wirtschaftlichen Betrieb erwarten. Die Kenndaten liegen alle im mittleren Bereich. Arbeit 1089 Der Entwurf ist städtebaulich relativ unproblematisch. Das „Übergreifen“ des Pausenhofes nach Westen wirkt unnötig und könnte auf den Eingangsbereich reduziert werden – gerne mit einer Überdachung als Verbindung zu Haus 4. Die Anbindung an Haus 2 im EG ist sehr überzeugend und die Verlagerung des Lehrerzimmers wirkt als Verbesserung sowohl durch die Lage/Blick, sowie als neue Zentralposition mit gutem Kontakt zu den Klassenzimmern. Grundrisse und Innenräume/Aula wirken sehr überzeugend und umsetzbar. Die etwas monotonen Fassaden nehmen wenig Bezug zum Bestand, wobei die Ablesbarkeit der unterschiedlichen Nutzungen begrüßt wird. Die Innengestaltung scheint die im Erläuterungsbericht erwähnte Heterogenität gut aufzugreifen, und dies sollten die Fassaden auch besser mit mehr Leben umsetzten. Die Idee eines räumlich und materialmäßig markanten Oberlichtes ist gut und richtig. Die gezeigte Shed-Lösung wirkt unnötig massiv. Auch die Fassaden im Eingangsbereich können durch Bearbeitung gewinnen. Die gesamte Organisation der Grundrisse wirkt sehr überzeugend und kommt einer neuen Lernkultur entgegen. Auch die Mischung aus Luftraum, Balkonen, Gruppenflächen, etc. ist ein Plus. Mit Durchblicken, Flexibilität und neuen Nutzungsmöglichkeiten für die gesamte Schule. Die kompakte Anordnung aller Flächen schafft kurze Wege und eine gewisse Flexibilität. Der Bereich Chill/Cafe/Lehrküche/Essraum wirkt gelungen und kann nach Innen und Außen vielfältig genutzt werden. Die Kompaktkeit des Entwurfs sollte in gute Wirtschaftlichkeit umsetzbar sein und lässt das Nachhaltigkeitskonzept erreichbar wirken. Arbeit 1090 Den Verfassern gelingt unter Aufbruch des vorgefundenen Themas „Innenhöfe“ eine behutsame aber eigenständige Ergänzung und Fortführung des Ensembles. Die entstehende diagonale Blick- und Bewegungsachse vom Eingang zum Freiraum baut gute räumliche Beziehungen auf. Die Maßstäblichkeit und Gliederung des Baukörpers entspricht dem Duktus der vorhandenen Struktur. Die freundliche und transparente Gestaltung entspricht der Konzeption vielfältiger räumlicher Durch- und Ausblicke. Trotz eigenständiger Formensprache gelingt es, die Verbindung zum Bestand mittels Materialwahl und Proportion herzustellen. Erschließung und Verbindungen ins Umfeld sind gut gelöst. Die Gliederung und Organisation der Nutzungsbereiche ist klar und sinnvoll. Der innenliegende Erschließungsgang im OG unterstützt in seiner Transparenz das Gebäudekonzept, führt aber zu längeren Wegen und bietet kaum Aufenthalts- und pädagogische Gestaltungsmöglichkeiten. Das Angebot eines Außenklassenraumes ist interessant, könnte aber sinnvoller durch Freiarbeitsbereiche ersetzt werden. Die stringente Anlage des OG-Grundrisses führt zwar zu klarer Raumwirkung, aber auch zu ungünstigem Zuschnitt der Gruppenräume. Der Einsatz einer reinen Glasfassade im Bereich der Klassen erscheint sowohl nutzungsbezogen wie bauphysikalisch problematisch. Das vielfältige Raumangebot des Gebäudes wird durch einen hohen Anteil an Hüllflächen erkauft, was auf eine energetisch Projektierung ungünstige Auswirkungen hat. Der Entwurf erkauft das günstige Verhältnis von Nutz- zur Gebäudefläche durch ein sehr reduziertes Angebot an freien Arbeits- und Aufenthaltsmöglichkeiten. 4

Festlegung der Rangfolge und Verteilung der Preise Für die in der Wertung verbliebenen Arbeiten beschließt das Preisgericht unter Würdigung der Erkenntnisse zur Aufgabenstellung und den sich daraus ergebenden Qualitäten für die neue Bebauung folgende Rangfolge: Arbeit

1089

Rang 1

Stimmenverhältnis: einstimmig

Arbeit

1090

Rang 2

Stimmenverhältnis: einstimmig

Arbeit

1088

Rang 3

Stimmenverhältnis: einstimmig

Somit ergibt sich folgende Rangfolge mit den Preissummen gemäß Auslobung: 1. Preis

Arbeit 1089

6.250,00



2. Preis

Arbeit 1090

3.750,00



3. Preis

Arbeit 1088

2.500,00



Empfehlung des Preisgerichts Das Gremium empfiehlt dem Auslober, die Verfasser des 1. Preises mit der Kennzahl 1089 mit der weiteren Planung zu beauftragen und an der Entwurfsidee festzuhalten. Folgende Anregungen sollen dabei Berücksichtigung finden: Die vorgeschlagene Form des Oberlichtes als Sheddach ist zu überarbeiten. Der Bezug zum Bestand und die innenräumliche Wirkung sollen dabei im Fokus stehen. Eine überdachte Anbindung an Haus 4 scheint notwendig und sollte in der weiteren Planung berücksichtigt werden. Nach Öffnung der Umschläge mit den Verfassererklärungen werden die Namen der Verfasser festgestellt und durch Dieter Richter verlesen: Kennzahl: 1086

Verfasser

Platzierung

Asmussen und Partner Architekten, Flensburg Axel Gülstorff angestellte Mitarbeiter: Christina Dieckhoff, Angelika Herbst Sonderfachleute: Oemig & Partner, Herr Dressler, Kiel

1. Rundgang

5

1087

Heino Brodersen Architekt, Flensburg angestellte Mitarbeiter: Jesco Kurth, Stefan Jochheim

1. Rundgang

1088

Schuster Architekten, Düsseldorf Jochen Schuster Sonderfachleute: Stahl + Weiss Büro für Sonnenenergie, Freiburg

3. Preis

1089

Petersen Pörksen Partner Architekten, Lübeck angestellte Mitarbeiter: Max Weber, Jan Conrad Energiekonzept: Kaplus Sören Vollert, Eckernförde Freianlagen: Sven Andresen, Landschaftsarchitekt

1. Preis

1090

BKS Architekten, Hamburg Brinkmeier, Krauß, Stanczus angestellte Mitarbeiter: Henning Scheidt, Susanne Gorka

2. Preis

Der Vorsitzende entlastet die Vorprüfung und bedankt sich für die sorgfältige Vorbereitung der Sitzung. Er dankt den Preisrichtern und Beratern für ihr Engagement und wünscht dem Auslober für die weitere Entwicklung und Realisierung der Erweiterung des Schulzentrum Handewitt „Neubau Haus 3“ - viel Erfolg. Die Sitzung des Preisgerichts wird um 16:20 Uhr geschlossen. gez. Eggert Bock Architekt BDA, Vorsitzender des Preisgerichts

6