Lieber sein statt malochen

#3 4. August 2017 www.si-gruen.ch CHF 7.– powered by. «Lieber sein statt malochen» ..... Der Test soll für den Alltag sensibilisieren und Spass bereiten.
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GRUEN

#3 4. August 2017 www.si-gruen.ch CHF 7.–

100% Grün. 100% Lifestyle.

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Moderatorin

GÜLSHA ADILJI «Lieber sein statt malochen» Rotkreuz-Chef Markus Mader über gute Hilfe und die Flüchtlingskrise

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6 Seiten Weekend-Trip Geniessen im Puschlav

Taten statt Worte Nr. 251

Da schau her: faire Bedingungen für Kleinbauern und Arbeiterinnen Seit 1992 sind wir Partnerin der Max Havelaar-Stiftung und setzen uns damit für nachhaltigen Anbau und fairen Handel ein. Aus gutem Grund: Fairtrade sorgt bei Kleinbauern und Arbeiterinnen für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen. Schweizweit haben wir das grösste Angebot an exotischen Früchten, Blumen, Kaffee, Reis, Schokolade und weiteres aus fairem Handel. Dies sind bereits über 550 Produkte und wir bauen unser Fairtrade-Sortiment laufend aus – damit es wirklich allen schmeckt.

Alles über das Nachhaltigkeits-Engagement von Coop auf: taten-statt-worte.ch

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GRUEN Fotos: Sarah Maurer (1), Flurina Rothenberger (1), zvg (1)

EDITORIAL FANTASTISCHES Als Joiz 2011 auf Sendung ging, war ich bereits dem jugendlichen Alter entwachsen. Doch Moderatorin Gülsha Adilji, sein freches Aushängeschild, konnte man – egal wie alt – nicht übersehen. Den Sender gibt es inzwischen nicht mehr, sie ist geblieben. Für unsere Cover-Geschichte unternahmen wir mit ihr an einem heissen Sommertag eine Radtour durch Zürich. Unterwegs traf sie auch auf Jungs mit gestählten Bodys und Gummiböötli – das lustige Bild dazu gibt es auf Gülshas Instagram-Account. Humorvoll, aber auch nachdenklich zeigte sich die Moderatorin danach im Interview. Ab Seite 14 Heisser Sommertag Nummer zwei: Markus Mader, Direktor des Schweizerischen Roten Kreuzes, empfing uns morgens um halb neun an der Geschäftsstelle in Bern. Im Eingang standen noch Malerutensilien herum, und es roch nach Farbe, das ganze Gebäude wurde total saniert und energietechnisch auf den neusten Stand gebracht – eine Solaranlage ziert nun das Dach. Während des Fototermins auf

der Kleinen Schanze erzählte Mader von seiner nächsten Reise nach Haiti – ein Land, das in den vergangenen Jahren besonders stark unter Naturkatastrophen gelitten hat. Wir wollten von Markus Mader wissen, wie der Klimawandel seine Arbeit beeinflusst und wie gute Hilfe funktioniert. Das Interview ab Seite 34 Unsere Mode-Fotografin Sara Merz ist zwar in Zürich aufgewachsen – doch der Bruno Weber Park war auch für sie eine Neuentdeckung. Oberhalb von Dietikon und Spreitenbach hat der 2011 verstorbene Künstler einen Skulpturenpark mit wundersamen Fabelwesen geschaffen. Bruno Webers Drachen, Schlangen und Einhörner boten eine inspirierende Kulisse, um Schweizer Designer-Mode mal anders zu zeigen. Lassen Sie sich verzaubern – und besuchen Sie den Park einmal selber! Die Modegeschichte ab Seite 54 Wenn Redaktorin und Fotografin gleichermassen überschwänglich von einer Reise berichten («War suuuper!»), kann bei der Geschichte nicht mehr viel schiefgehen. Christa

DIE SCHWEIZ ENTDECKEN

Oben: Der Bruno Weber Park kann am Mittwoch, Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr besucht werden, im Bild die Hausweiheranlage mit zwei Schlangenstegen. Rechts: Redaktorin Christa Hürlimann unterwegs im Bernina Express für die Reportage «Ein Wochenende im Puschlav».

Hürlimann und Flurina Rothenberger erkundeten für unsere Weekend-Reportage das Puschlav. Die herzlichen Menschen im Bündner Tal beeindruckten sie – aber auch die gute Küche. Sogar in der einfachsten Beiz esse man gut, und überall werde mit lokalen Zutaten gekocht. Kein Wunder: Im Puschlav ist der Anteil an Bio-Bauern besonders hoch. Wo die besten Pizzoccheri aufgetischt werden und wie heimattreu die Puschlaver sind, lesen Sie in der Reportage ab Seite 64 Geniessen Sie den Sommer! Barbara Halter, Redaktionsleiterin SI GRUEN

„Im Puschlav isst man in der einfachsten Beiz gut.“

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AUFGETISCHT Felchenvariation im Restaurant Alpenblick in Wilderswil BE.

Starter

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6 Tiny House Movement: Weniger ist mehr – vom Leben im Minihaus 8 Kaley Cuoco: Die Schauspielerin macht eine Trinkflasche zum hippen Accessoire 10 Bruno Manser: 17 Jahre nach seinem Verschwinden: ein Dok-Film forscht nach

Storys

NOTHILFE SRK-Chef Markus Mader über Klimawandel und Flüchtlinge.

14 Gülsha Adilji: Die Moderatorin lebt vegan: «Ich kann gar nicht anders» 22 Kartause Ittingen: Das Kloster betört mit Rosenduft und idyllischer Ruhe 28 Zurück zur Natur: Wie die Aare wieder zu ihrer alten Form fand 34 Markus Mader: Der Chef des Schweizerischen Roten Kreuzes im Interview 40 Velt: Zwei junge Schweizer definieren den Herrenschuh neu 48 Madagaskar: Nur mit der Ruhe – auf der afrikanischen Insel wird nicht gestresst 54 Fashion: Schweizer Designer-Mode, inszeniert im Bruno Weber Park 64 Ein Wochenende im Puschlav: Genusstour rund um Palazzi und Pizzoccheri 72 «Alpenblick», Wilderswil: Was Spitzenkoch Richard Stöckli aus Bergkäse alles kreiert

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WEEKEND-TRIP Dolce Vita auf der Piazza in Poschiavo GR.

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Money 80 «Watt’s up?»: Schüler lernen, wie Strom produziert wird 82 Ich fahre GRUEN: Giulia Steingruber testet den Opel Ampera-e 86 Swiss Design: Melanie Kohler hatte Plastik satt und entwirft nun Emailgeschirr

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MÄRCHENHAFT SCHÖN Mode und Fabelwesen im Bruno Weber Park.

Styling: Modegeschichte (kleines Bild mit Einhorn): Jumpsuit, Julian Zigerli. Outfit Gülsha: Baumwollbluse, Maska. Ohrschmuck, A Peace Treaty, beides bei Making Things. Trainerhosen, Kenzo, bei Modissa.

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COVER

Foto: Mirjam Kluka Styling: Martina Russi Hair & Make-up: Helve Leal Assistenz: Marco Rosasco Outfit: Stricktop mit Streifen, Norse Projects, bei Qwstion. Weisse Jeans, Levi’s. Ohrschmuck, A Peace Treaty, bei Making Things.

Fotos: Fabian Häfeli, Ornella Cacace, Flurina Rothenberger, Sara Merz, Mirjam Kluka, Anja Schori, Colourbox, Zoe Tempest.

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MINIMALISMUS Gülsha Adilji will keine neuen Kleider mehr kaufen.

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FÜRS FUSSVOLK Patrick Rüegg (l.) und Stefan Rechsteiner designen Schuhe.

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JÖ-EFFEKT Im Ankarana National Park auf Madagaskar leben Kronenmakis.

LANGLEBIG Das Emailgeschirr vom Schweizer Label YIV.

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BLOGGER MIT BOTSCHAFT SEIDENSCHALS EXOTISCH BEDRUCKT Eigentlich sind die Foulards von Foulalà viel zu schön, um sie zu raffen und um den Hals zu schlingen: Denn entfaltet man die Seidentücher, kommen Sommervögel, Ananas, Quitten und exotische Blumen zum Vorschein. Ein kleines Äffchen sitzt neben Palmblättern, geometrische Formen tanzen wild mit allen Tönen des Farbfächers. Die drei Luzerner Designerinnen Paola Di Valentino, Livia Martinelli und Maya Peer entwerfen diese bunten Welten und huldigen so ihrer Liebe zum klassischen Foulard. Zum Beispiel Modell Monkey Palms, 90 × 90 cm, CHF 190.–. www.foulala.com

Anna Schunck und Marcus Werner wollen eine gesündere, sauberere, bessere Welt. Die beiden wohnen auf einem Bauernhof in Brandenburg und berichten auf ihrem Blog Viertel \ Vor über Ecofashion und Upcycling-Labels. Sie führen Interviews mit grünen Unternehmern oder geben Tipps zur Abfallvermeidung. Die Seite ist hübsch gestaltet und macht Lust zum Durchklicken sowie zum Verweilen. www.viertel-vor.com

TINY HOUSE MOVEMENT

Der Traum vom kleinen Haus

LEBEN EN MINIATURE Eine Villa mit zehn Zimmern? Fehlanzeige! Immer mehr Menschen träumen von einem winzigen Haus. Tiny House Movement heisst die Bewegung aus den USA, die sich dem minimalistischen Wohnen verschrieben hat und auch bei

uns Nachahmer findet. Auf Blogs und Instagram (#tinyhousemovement) sieht man fantastische Häuser. Reduziert wird an Fläche, nicht an Komfort. Mit viel Kreativität werden kleinste Räume optimal genutzt, wie zum Beispiel beim Minimalhaus Koda vom estnischen Büro Kodasema. Das würfelförmige Gebäude für zwei Personen ist in

vier bis sieben Stunden aufgebaut. Vom offenen Wohnbereich führt eine kleine Treppe hoch zum Bett, darunter befinden sich Bad und Küchenzeile. Koda braucht dazu wenig Energie, und auf Wunsch können Solarpanels auf dem Dach angebracht werden. www.kodasema.com und www.tiny-houses.de

„Die Herkunft meiner Lebensmittel ist mir wichtig. Am besten finde ich es, wenn sie direkt aus meinem Garten kommen. Ich besitze ein paar nette Hennen. Es gibt keine besseren Eier.“ Tilda Swinton, Schauspielerin

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Fotos: Bulls Press (1), Tönu Tunnel (1), zvg (1)

Reduziert aufs Nötigste: Im Minihaus Koda wohnen zwei Personen auf 26 Quadratmetern Fläche.

«Wo scheint die Sonne, wenn sie untergeht?»

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TASCHENPOST VON UNTERWEGS Die Freitag-Brüder helfen packen: In ihren Geschäften kann man sich für maximal drei Wochen eine Reisetasche ausleihen – und zwar kostenlos. Bedingung: von unterwegs Schnappschüsse mit dem Hashtag #gonewithfreitag posten. Bis Ende September müssen alle Taschen zurück sein! www.freitag.ch

TRINKFLASCHE STATT HANDTASCHE

Der neue It-Bag

FERTIG PLASTIK Immer viel trinken, diese Regel haben wir verinnerlicht. Dass sich damit auch richtig viel Geld verdienen lässt, beweist die New Yoker Unternehmerin Sarah Kauss. Sie gilt als eine der einflussreichsten Businessfrauen der USA – und das dank einer Trinkflasche! Ihre S’well Bottle ist aus Edelstahl gefertigt, Getränke bleiben darin 24 Stunden kalt oder 12 Stunden heiss. Dazu sieht sie so gut aus, dass jeder It-Bag daneben verblasst. Mehr noch, Trinkflaschen sind als Accessoires zeitgemässer als teure Handtaschen. Denn mit ihr kann sich die Trägerin gleich als umweltbewusster Mensch profilieren, schliesslich verzichtet man so auf Plastik und verhindert Abfall. Das wissen auch S’well-Bottle-Fans wie die Schauspielerinnen Kaley Cuoco oder Julia Roberts. Und: Wie lautet das meistgehörte Schönheitsrezept von Stars und Sternchen? Genau. www.swellbottle.com

TIERISCH SCHWEIZERISCH AUSSTELLUNG Kuh, Murmeli, Steinbock oder Bernhardiner? Das Zürcher Landesmuseum hat sich auf die Suche nach einem Schweizer Nationaltier gemacht – und dabei allerlei Wissenswertes über die vier Protagonisten zusammengetragen. So erfährt man zum Beispiel, wieso heutige Kühe meist einen Magneten im Magen haben oder wem das Lawinensuchgerät Barryvox seinen Namen verdankt. Kinder freuen sich ab dem «erkriechbaren» Murmeltierbau und die Eltern über den Einblick per Infrarotkamera. Die Ausstellung dauert bis 11. März 2018. www.nationalmuseum.ch

„Ich finde es gut, wenn das Klischee des veganen Hippies ersetzt wird durch das des stylischen Veganers, der Porsche fährt.“ Attila Hildmann, Veganer und Kochbuchautor

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Fotos: Bulls Press (1), Oliver Nanzig (1), zvg (1), WENN (1)

Flasche als modisches Accessoire: Schauspielerin Kaley Cuoco («The Big Bang Theory») mit einer S’well Bottle.

«Zu Hause. Nutzen Sie Ihren Solarstrom – auch wenn die Sonne nicht scheint.» erig? Neugmiehr dazu in ddeer r

o rtage en Sie Erfahr n Publirepo i-gruen e d h/s folgen ww.bkw.c w unter

Home Energy – die unabhängige und nachhaltige Energielösung. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Solarstrom für Ihr Eigenheim selber produzieren, effizient speichern, intelligent steuern und rund um die Uhr nutzen können. Besuchen Sie uns vom 21. bis 24. September 2017 an der Bau+Energie Messe Bern, BERNEXPO in der Halle 03.02, Stand 08.

ENERGIE FÜR MORGEN

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GRUEN Bruno Manser lebte wie ein Einheimischer im Urwald von Sarawak, Malaysia. Im Jahr 2000 verschwand er spurlos.

BRUNO MANSER

Sein Kampf wird weitergeführt ZURÜCK NACH BORNEO Im Mai 2000 ist der Basler Umweltaktivist Bruno Manser in den Wäldern von Sarawak, Malaysia, verschwunden. Sein Kampf für die indigene Bevölkerung und gegen die Abholzung des Regenwalds auf Borneo hat ihn wohl das Leben gekostet. Ein schwedisches Filmteam hat sich wäh-

rend fünf Jahren auf Spurensuche begeben und begleitete Menschen, die Mansers Ideen weiterführen. Zum Beispiel den Schweizer Lukas Straumann, Historiker und Leiter des Bruno Manser Fonds, der im Bereich des illegalen Holzschlags und der Korruption recherchiert und Strafverfahren gegen Akteure einleitet. Ein anderer Protagonist in «The Borneo Case» ist Mansers ehemaliger Weggefährte, Mutang Urud vom Volk der Penan. Er war Mitorganisator der Protestaktionen gegen die Holzfirmen und musste aus Angst vor der malaysischen Regierung aus seiner Heimat fliehen. Mutang lebt heute im Exil in Kanada. Das Festival Filme für die Erde zeigt «The Borneo Case» am 22. September 2017. An diesem Freitag laufen gleichzeitig

Am 22. September wird der Film innerhalb des Festivals Filme für die Erde gezeigt.

an sechzehn verschiedenen Orten in der Schweiz sechs Filme rund ums Thema Nachhaltigkeit. Nach dem Dokumentarfilm über Bruno Manser (18 Uhr) folgt «Chasing Coral» von Jeff Orlowski. Vom Regenwald wechselt die Szenerie unters Wasser ins Korallenriff – eine ebenso schöne wie bedrohte Welt. Begleitet wird das Festival von einem Podiumsgespräch. Der Eintritt ist kostenlos. www.theborneocase.ch und

„Sogar in der brutalen, beschädigten Welt, in der wir leben, gibt es Schönheit. Eine verborgene, ungestüme Schönheit. Wir müssen sie suchen, pflegen und lieben.“ Arundhati Roy, Autorin

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Fotos: ddp images (1), zvg (1), Fotogloria / LUZphoto (1)

Ein Dokumentarfilm zeigt die aktuelle Situation im Gebiet, wo Umweltaktivist Bruno Manser einst lebte. Zu sehen ist er am Festival Filme für die Erde.

PUBLIREPORTAGE

Die modulare Energielösung Home Energy gibt es neu auch für Mehrfamilienhäuser. Wir präsentieren sie vom 21. bis 24. September an der Bau+Energie Messe in Bern.

Haben Sie die Sonne auf Ihrer Seite? Wer eine ebenso ökonomische wie ökologische Energielösung sucht, wird hier fündig: Vom 21. bis 24. September 2017 präsentieren wir unsere Lösung Home Energy an der Bau+ Energie Messe an der Bernexpo und zeigen, wie Energie der Zukunft aussieht. Mit Home Energy nutzen Sie die Kraft der Sonne – Tag und Nacht.

Unsere Experten geben in der Halle 3.2 am Stand E08 Tipps, worauf Eigenheimbesitzer achten müssen, wenn sie umbauen, modernisieren oder neu bauen und an einer intelligenten Energielösung interessiert sind. Neben wertvollen aktuellen Informationen erhalten sie – natürlich nicht nur an der Messe – eine persönliche und individuelle Beratung zur zukunftsgerichteten modularen Energielösung Home Energy. Das heisst: Solarstrom selber

produzieren, effizient speichern sowie intelligent steuern und nutzen. Für Mehrfamilienhäuser Die modulare Energielösung Home Energy wird massgeschneidert auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden angepasst. Diese können das volle Solarstrom-Potenzial flexibel nutzen und den eigenen Energieverbrauch intelligent steuern. Und das alles aus einer Hand. So werden Eigenheimbesitzer innert kurzer Zeit zu unabhängigen Stromproduzenten. Neu bieten wir Home Energy auch für Mehrfamilienhäuser an – das wir im Modell ebenfalls an der Bau+ Energie Messe präsentieren. Kostenlose Beratung Auch Interessierte, denen ein Messebesuch nicht möglich ist, können sich kostenlos beraten lassen. Die Anmeldung zu einem persönlichen und unverbindlichen Beratungstermin erfolgt per Formular auf unserer Website. www.bkw.ch/si-beratung

Exklusiv für SI-GRUEN-Leser

Fotos: zvg (2)

ES HET, SOLANGS HET! Auf Schnellentschlossene wartet ein Gratiseintrittsticket im Wert von 12 Franken für die 16. Bau+Energie Messe vom 21. bis 24. September 2017, BERNEXPO. Die Bau+Energie ist die führende Messe mit Kongress für energieeffizientes Bauen und Sanieren, modernen Holzbau und erneuerbare Energien. Mit 350 Ausstellern zeigt sie den aktuellen Stand der Bauwirtschaft und wohin sich das nachhaltige und energieeffiziente Bauen entwickelt. Ein Muss für Profis und für alle, die besser bauen wollen. www.bau-energie.ch. Hier sichern Sie sich Ihr Ticket: www.bkw.ch/si-tickets

Marché-Concours – gewinnen Sie Tickets! Ein Muss für alle, die Pferde lieben: Im Herzen der Freiberge findet in Saignelégier vom 10. bis 13. August die grösste nationale Pferdeshow MarchéConcours national de Chevaux statt. Mit einem volkstümlichen Umzug und ländlichen Pferderennen bietet er ein farbenfrohes Spektakel für Gross und Klein. Ganz klar, wer Pferde liebt, trifft sich im August im Jura zum Volksfest, das unvergessliche Augenblicke schafft. Auch dieses Jahr sind wir als Hauptsponsorin dabei, bereits zum 16. Mal in Folge. Schauen Sie in der BKW Lounge vorbei – es warten tolle Aktivitäten auf Sie und Ihre Familie. Wir freuen uns auf Ihren Besuch. Gewinnen Sie zweimal zwei Tickets für die Parade mit dem Gastkanton Tessin am Sonntag, 13. August, unter: www.bkw.ch/si-augenblicke

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GRUEN FOOTPRINT

DER GRUEN-FOOTPRINT

Raus, aber richtig! Baden, Sport treiben, draussen sein: Im Sommer locken die tollsten Outdoor-Aktivitäten. Nicht alle sind dabei auch ein Aufsteller für unsere Natur. Wie «grün» verbringen Sie Ihre Freizeit? Testen Sie sich! WANDERZEIT

IHR PERSÖNLICHER GRUEN-FOOTPRINT 1 Aktivität 2 Ort 3 Anreise 4 Ausrüstung 5 Unterkunft 6 Verpflegung 7 Getränke 8 Respekt

TOTAL PUNKTE

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1 WAS FÜR AKTIVITÄTEN UNTERNEHMEN SIE AM LIEBSTEN IN IHRER FREIZEIT? O Ich mag motorisierten Sport, zum Beispiel Motorbootfahren, Gokart, oder Sonntagsausfahrten mit dem Auto. 0 O Ich mache Sport ohne Motor, zum Beispiel Rudern, Schwimmen im Freibad oder Biken. 10 O Ich gehe shoppen. 1 O Ich praktiziere Yoga im Freien, gehe wandern oder schwimmen in natürlichen Gewässern. 12 O Ich lese oder schaue fern. 10 2 WO VERBRINGEN SIE MEISTENS IHRE FREIZEIT? O In der Indoor-Anlage, zum Beispiel im Fitnesscenter. O Draussen in der freien Natur. O In der öffentlichen Badi, auf dem Fuss- oder Golfplatz. O Auf Kunstschnee oder einer asphaltierten Rennstrecke. O Zu Hause in meiner Wohnung. 3 WIE GELANGEN SIE AN IHREN FREIZEITORT? O Per Heli oder Flugzeug. O Mit dem Auto.

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Foto: Comet Photoshopping. Illustration: Nigel Simmonds

Ein Ausflug zum Berggasthaus Aescher im Alpsteingebiet macht Freude. Wer umweltbewusst handelt, reist mit dem Zug ins Appenzellerland.

Schweizer Wanderwege www.wandern.ch Netzwerk für den Langsamverkehr www.schweizmobil.ch Bus für Wanderungen www.busalpin.ch

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Mit ÖV oder Elektrovelo. Auf dem Velo oder zu Fuss. Mit dem Motorrad. Ich verbringe meine Freizeit meist daheim.

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4 EIN BLICK IN IHREN SCHRANK: WIE SIND SIE FÜR OUTDOOR-AKTIVITÄTEN AUSGERÜSTET? O Ich liebe Outdoor-Geschäfte und bin immer auf dem neusten Stand, was Technik und Mode betrifft! O Ich leihe mir den Grossteil der Ausrüstung aus. O Ich nutze meine Ausrüstung über Jahre und flicke, was möglich ist. O Mein Equipment besteht aus Secondhand-Teilen. 5 SIE PLANEN EIN WOCHENENDE IRGENDWO IN DER SCHWEIZ. WO ÜBERNACHTEN SIE MEISTENS? O Ich suche mir ein Drei- bis Fünfsternehotel. O Ich nehme mein Zelt mit. O Ich buche mir ein Zimmer in der Schweizer Jugendherberge oder im Öko-Hotel (mit Label). O Ich schlafe im Wohnwagen. O Ich übernachte zu Hause und starte jeweils erneut von dort.

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7 WAS FÜR GETRÄNKE HABEN SIE UNTERWEGS DABEI? O Ich fülle meine Flasche mit Leitungswasser. O Ich steh auf Süssgetränke oder Tee. O Bei mir gibt es meist Bier und/oder Kaffee aus der Thermoskanne. 8 WIE BEWEGEN SIE SICH IN DER FREIEN NATUR? O Ich vermeide es, Wildtiere zu stören, und bleibe auf markierten Wegen. O Ich will so viel wie möglich erleben und bewege mich kreuz und quer durch Feld und Wald. O Zu Hause auf dem Sofa spielt die Natur keine Rolle.

AUSWERTUNG

O 51 bis 80 Punkte O Mehr als 80 Punkte

65 000 Kilometer Wanderwege führen durch die Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein.

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6 EIN SONNTAGSAUSFLUG STEHT AN, SIE GEHEN ZUM BEISPIEL WANDERN. WIE VERPFLEGEN SIE SICH UNTERWEGS? O Mit Protein-Shakes und Kraftriegeln. O Ich wähle ein Restaurant mit gutbürgerlicher Küche. O In meinem Rucksack habe ich frische und gesunde Verpflegung von zu Hause mit dabei. O Meine Outdoor-Aktivitäten kröne ich meistens in einem Gourmet-Restaurant. O Ich grilliere jeweils gern, vor allem viel Fleisch.

O Bis 50 Punkte

DIE ZAHL

Unser dringender Tipp: Bewegen Sie sich in Ihrer Freizeit mehr mit eigenem Antrieb, anstatt fossile Ressourcen zu verbrennen! Nicht schlecht – aber Ihr Verhalten lässt sich noch verbessern. Sehr schön, Sie erholen sich im Einklang mit der Natur.

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BESSER LEBEN Würde man die Schweizer Wanderwege aneinanderreihen, könnte man 1,6 Mal um die Erde laufen. Das ist weltweit ein einmaliges Angebot! Übrigens: Zum Netz gehört auch das Fürstentum Liechtenstein. Um an den Ausgangspunkt einer Wanderung zu gelangen, nimmt man am besten Tram, Bus oder Zug. Das ist

entspannend und schont die Umwelt, denn die öffentlichen Verkehrsmittel verursachen im Vergleich zum Privatverkehr nur einen Bruchteil an Abgasen, Russpartikeln und Lärm. Leider wählen trotzdem viele für ihre Freizeitaktivitäten den Personenwagen: 44 Prozent aller Fahrten werden für diesen Zweck getätigt.

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WEITERE TIPPS O Verknüpfen Sie Beruf und Freizeit: Gönnen Sie sich beispielsweise am Arbeitsplatz etwas Fitness über Mittag. O Mit dem Auto ins Fitnesscenter fahren? Das geht sportlicher: Wer das Velo nimmt, trainiert auf dem Hin- und Rückweg und schont gleichzeitig die Umwelt. O Einfach mal abschalten: Geniessen Sie regelmässig einen Tag ohne Smartphone und Internet – das entspannt!

Der WWF unterstützt Menschen dabei, ihren ökologischen Fussabdruck zu verringern. Für eine Standortbestimmung bietet der WWF den Footprint-Rechner im Internet und in der WWF Ratgeber-App an. Konkrete Tipps und Tricks gibts ebenfalls. Swisscom unterstützt als Partnerin den WWF Footprint-Rechner und die WWF Ratgeber-App. www.wwf.ch/footprint

Schweizer Jugendherbergen www.youthhostel.ch Reparieren statt wegwerfen www.wwf.ch/reparieren www.reparaturfuehrer.ch

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GRUEN COVER

GÜLSHA ADILJI

Vorlaut voraus Plaudern ist ihr Job: Moderatorin und Autorin Gülsha Adilji, 31, spricht über humorlose Veganer und erklärt, wieso gegen den Zustand der Welt manchmal nur Prosecco hilft. Text: Barbara Halter / Fotos: Mirjam Kluka / Styling: Martina Russi Hair & Make-up: Lilith Amrad, Style Council

Gülsha Adilji ist beim Jugendsender Joiz gross geworden, heute macht sie Kleinkunst und schreibt Kolumnen.

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GRUEN COVER

Wie umweltbewusst verbringt Gülsha Adilji ihre Freizeit?

Frech quasselte sich Gülsha Adilji zum Aushängeschild von Joiz. Den Jugendsender gibt es inzwischen nicht mehr. Nun schreibt die 31-jährige Ostschweizerin Kolumnen, steht mit ihrem Programm «D’Gülsha Adilji zeigt ihre Schnägg» auf der Bühne, und hat ab dem 23. August eine neue Sendung auf Teleclub Zoom. Zum Interview im Zürcher Volkshaus ist sie mit ihrem Rennrad gekommen, an einem Pfosten am Trottoir steht es angekettet, während Gülsha kerzengerade am Tisch sitzt. GRUEN: Hat Ihr Velo einen Namen? Ja, es heisst Gabi. Wie ist es dazu gekommen? Das passiert halt einfach so. Ich sah das Velo und dachte: «Ah, Gabi.» Ihr Vorgänger hiess Juri Jakob, ein Mountainbike mit dicken Pneus. Viel zu schwer für die Stadt – dann kam glücklicherweise Gabi um die Ecke. Sie bringt mich von A nach B und wird mich noch Kopf und Kragen kosten. Wieso das? Ich bin immer zu spät dran und fahre dann megaschnell, ich schneide die Kurven, und rote Ampeln sind für mich bloss eine Empfehlung. Kurz, Sie sind der totale Horror für alle Autofahrer. Und für alle Fussgänger und anderen Velofahrer dazu. Mein Albtraum sind dafür jene mit den gemieteten Züri-Velos. Die können nicht fahren und versperren nur den Weg. Fahren Sie auch Auto? Nein, ich habe leider nicht mal den Ausweis. Obwohl das eigentlich Allgemeinbildung wäre. Wieso haben Sie es nie gelernt? Immer wenn ich Geld hatte, arbeitete ich wahnsinnig viel und hatte keine Zeit dafür. Hatte ich Zeit, fehlte mir das Geld.

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1 Aktivität

10

2 Ort

7

3 Anreise

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4 Ausrüstung

2

5 Unterkunft

12

6 Verpflegung

0

7 Getränke

4

8 Respekt

4

Total Punkte

103

103 Punkte = Applaus, Applaus, Velofahrerin Gülsha punktet im Freizeit-Test! Wer wie sie radelt, statt ins Auto zu sitzen, tut der Umwelt und sich selbst Gutes. Der GRUEN-Footprint wurde vom WWF Schweiz für SI GRUEN entwickelt. Der Test soll für den Alltag sensibilisieren und Spass bereiten. Berechnen Sie Ihren eigenen Footprint auf den Seiten 12 und 13.

Anderes Thema: Erzählen Sie uns einen Veganer-Witz? Können sich bitte mal alle Veganer melden? … Niemand? Ah, ihr seid einfach zu schwach, um eure Arme zu heben. Oder: Wie weiss man, ob jemand Veganer ist? Er sagt es dir. Gut, ich bin erleichtert. Manchmal hat man das Gefühl, Veganer seien humorlose Menschen. Alles nur ein Vorurteil? Ich kann nicht für alle sprechen, doch jene Veganer, die ich kenne, sind lustig. Aber es kann durchaus sein, dass einige spassbefreit wirken. Wenn man sich ernsthaft dem Veganismus verschreibt, dann wird es halt sehr schnell sehr ernst.

Man ist überzeugt von seiner Haltung und kann nicht verstehen, dass andere nicht so leben wollen. Als Veganer muss man vieles in der Gesellschaft ausblenden, sonst wird das Leben schwierig. Das betrifft aber nicht nur die Ernährung. Sondern? Wenn eine Freundin mit einer Tüte voller Kleider von H&M kommt und diese mir stolz zeigt, muss ich das hinnehmen und schweige besser. In mir drinnen schreit es aber: «Wie kann sie bloss?» «Es ist voll mühsam, vegan zu leben», haben Sie in einem Interview gesagt. Wieso tun Sie es trotzdem? Ich kann gar nicht anders. Ich habe einen sehr ausgeprägten

Gerechtigkeitssinn, und ich möchte nicht Teil eines grausamen Systems sein. Zudem lasse ich mich nicht für dumm verkaufen, wenn Firmen mir erklären wollen, Fleisch sei megafein, und Ärzte behaupten, ohne Fleisch könne man nicht gesund leben. Das stimmt einfach nicht. Wie haben Sie sich mit dem komplizierten Part des Veganismus arrangiert? Ich versuche, entspannt zu bleiben, wenn ich auswärts mit Freunden esse und bei der Wahl des Restaurants nicht mitentscheiden kann. Dann begnüge ich mich halt mit einem Salat. Aber es stimmt schon: Als Veganer reduziert sich die Auswahl an Essen auf Gemüse, Früchte, Hülsenfrüchte, Körner, Nudeln und Reis runter. Würden Sie einen FleischEsser daten? Ja, auf jeden Fall. Das ist überhaupt kein Problem. Was aber nicht geht, ist, wenn mein Partner billiges, importiertes Fleisch kaufen würde – das gäbe Diskussionen. Wie und wo kaufen Sie ein? Dort, wo ich wohne, bei Migros oder Coop. Ich kaufe saisonal ein, verzichte weitgehend auf Dinge wie Avocados oder Äpfel aus Neuseeland und wähle Bio-Produkte, wenn möglich mit DemeterLabel – doch ich verdiene auch nicht unendlich viel. Wenn ich im Bio-Laden Kartoffeln für zehn fünfzig das Kilo sehe, macht mich

„Als Veganer muss man vieles in der Gesellschaft ausblenden, sonst wird das Leben schwierig.“

Gülsha Adilji www.atelieer.ch In der Stadt Zürich Velo fahren www.velo-zuerich.ch www.provelozuerich.ch

Erste Doppelseite: Costumized Jeansjacke, Peace Club, bei Burning Lights. Jeanshosen, Levi’s. Schuhe von Gülsha privat. Fahrrad, Weisswangenkauz. Rechts: Bomberjacke aus Leinen, Jungle Folk. Baumwollbluse, Maska, Ohrschmuck, A Peace Treaty, beides bei Making Things.

DER GRUEN-FOOTPRINT

Anders leben: Veganismus war der erste Schritt, nun hat Gülsha ihren Schrank entrümpelt und will keine neuen Kleider mehr kaufen.

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GRUEN COVER

„Ich möchte lieber sein statt malochen. Und ich schäme mich auch nicht dafür, dass ich wenig arbeite.“

Aufgewachsen ist Gülsha in Niederuzwil SG. Heute fühlt sie sich in der Stadt Zürich zu Hause.

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Sie gehören zur Generation Y, die lieber das Glück sucht, als viel Geld zu verdienen. Passt diese Beschreibung auf Sie zu? In diesem Punkte ganz klar – ich möchte lieber sein statt malochen. Und ich schäme mich auch nicht dafür, dass ich wenig arbeite. Als wie umweltbewusst würden Sie Ihren Haushalt beschreiben? Ich bin immer noch daran, meinen Vorrat an herkömmlichen Putzmitteln aufzubrauchen – da bin ich echt schlecht. Und auf Weichspüler kann ich leider auch nicht verzichten. Baden oder duschen? Duschen, ganz klar. Baden finde ich total langweilig, und

entspannen kann ich mich dabei auch nicht. Bevor Sie bei Joiz anfingen, studierten Sie Biotechnologie mit dem Ziel, «in einem Chemielabor etwas zu entwickeln, um Pflanzen zu retten …» Habe ich das mal gesagt? (Lacht.) Das war wohl nicht so ernst gemeint! Ich konnte mir damals eher vorstellen, mal zu dozieren. Haben Sie zu Hause Pflanzen? Ja, zwei Peperoncini-Pflanzen. Eine Sorte, die mein Vater gezüchtet hat. Die behüte ich wie meinen Augapfel. Ihr Vater ist Hobbygärnter? Ja und ein sehr ambitionierter dazu. Er hat einen Schrebergarten.

„Ich war ein typisches BalkanKind. Meine Eltern hatten kein Verständnis und kein Geld für Sachen wie Bio-Fleisch.“ 20

Gab es diesen schon, als Sie noch zu Hause wohnten? Damals hatten wir den Garten gleich bei unserem Haus. Mein Vater pflanzte Gurken, Kürbisse, Zwiebeln und anderes auf kleinstem Raum. Jedes Jahr baute er das Tomatenhaus neu – und ich musste ihm dabei helfen. Der schlimmste Job ever! Holz halten, Plastikplane bringen, Schnur holen … Wirklich uncool. Ihr Vater hatte einen Garten, waren Sie ein Öko-Kind? Nein, gar nicht. Ich war ein typisches Balkan-Kind. Wir waren drei Mädchen, nicht «super rich», eher untere Mittelschicht. Meine Eltern hatten kein Verständnis und kein Geld für Sachen wie BioFleisch. Plaudern ist Ihr Job. Wie gut sind Sie darin, andere Leute von einem nachhaltigen Lebensstil zu überzeugen? Megaschlecht. Und es funktioniert auch nicht. Denn solche Veränderungen sind ein Prozess, der jeder selber durchmachen muss.

Vegan leben www.vegan.ch www.zueri-vegan.ch www.ellenbelle.ch Teilen statt besitzen www.pumpipumpe.ch

Vorhergehende Doppelseite: Bluse aus Baumwolle, Levi’s. Sonnenbrille Komono, bei Big. Ohrschmuck, A Peace Treaty, bei Making Things. Kleines Bild links: T-Shirt, Peace Club, bei Burning Lights. Boyfriend-Jeans, Levi’s. Ohrschmuck, A Peace Treaty, bei Making Things. Rechts: Sweater, Sanikai. Dekonstruierte Jeans, Levi’s. Sonnenbrille Vintage, bei Nude Attitude. Ohrschmuck, A Peace Treaty, bei Making Things. Fahrrad, Weisswangenkauz. Fotoassistenz: Marco Rosasco.

GRUEN COVER

das fast wahnsinnig. Ich verstehs zwar, aber trotzdem: Können Kartoffeln wirklich soooo viel kosten? Verzichten Sie als Veganerin auch auf Kleider aus Leder und Wolle? Ja, und ich kaufe auch sonst keine neuen Sachen mehr. Ausser Unterwäsche. Man braucht zum Leben gar nicht so viel. Ich habe vor einem halben Jahr unendlich viele Kleider weggegeben und meinen Schrank um zwei Drittel erleichtert. Und wissen Sie was? Es fehlt mir kein einziger Pulli. Im Gegenteil: Ich besitze immer noch viel zu viele. Sie haben genug von unserer Konsumgesellschaft. Ich habe einfach genug von der Verarschung, dass man seine innere Leere mit Konsumgütern füllen soll. Es wird alles versucht, damit wir Frauen uns schlecht und hässlich fühlen und glauben, dass wir für unser Glück dringend neue Kleider und Schminkzeugs benötigen. Das ist falsch und macht vieles kaputt. Es ist ja nicht so, dass man sich nicht schön anziehen soll, aber ich bin dafür, alles etwas entspannter zu sehen. Wie reagiert eigentlich Ihr Umfeld auf Ihren Lebenswandel? Die engsten Freunde wissen, dass ich mal Abende habe, an denen ich hässig bin und über unsere paradoxe Gesellschaft diskutieren will. Dann trinke ich zwei Prosecco und versuche zu vergessen, dass wir unsere Welt kaputt machen.

Vor dem Job als Moderatorin bei Joiz arbeitete Gülsha als Pharmaassistentin und begann ein Biotechnologie-Studium.

«Rote Ampeln sind für mich bloss eine Empfehlung.» Wenn Gülsha mit ihrem Velo in der Stadt Zürich unterwegs ist, passen alle anderen besser auf.

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GRUEN REPORTAGE

KARTAUSE ITTINGEN

Kunst und Rosen Mönche gibt es in Ittingen seit 1848 keine mehr. Dafür wandeln Ruhesuchende durch die Klosteranlage, die wie ein kleines Dorf funktioniert. Text: Leoni Hof / Fotos: Anne Gabriel-Jürgens

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In zwei der ehemaligen Mönchsklausen in Ittingen bei Warth TG finden Kunstschaffende ein Atelier auf Zeit.

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GRUEN REPORTAGE

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Dieser Ort steigt einem sofort in die Nase. Süss und verspielt riecht es hier, schwer und dramatisch wenige Schritte weiter. «Belle Amour» duftet mit «Musquée sans soucis» um die Wette. Auf dem weitläufigen Gelände der Kartause Ittingen ist der Name der Rose Programm. Man lässt sich vom Geruch leiten, von Stock zu Stock, an die 1000 gibt es hier, über 250 verschiedene Sorten. Die Besucher der Klosteranlage in Warth TG surren wie Bienen von Blüte zu Blüte. Beflügelt von diesem Fest aus Farben und Duft. Dass es einem schier die Sprache verschlägt. Ein «Wunderbar» verlässt hier und da die Lippen und bleibt zwischen den üppigen Blüten hängen. Die Ruhe legt sich einem auf die Schultern, lässt lustwandeln. Wir finden da zur Ruhe, wo schon die Glaubensbrüder zur inneren Einkehr zusammenkamen. Dabei ist dieser Ort tatsächlich ein Geheimtipp. Im nur knapp eine Stunde entfernten Zürich schaut man in fragende Gesichter, wenn man von seinem Wochenendziel erzählt. Gerade mal einer schwärmt vom Ittinger Bier. Zu Recht, wie sich später herausstellen wird. Ob bereits die Mönche im Kloster Rosen anbauten, ist nicht überliefert. Im 12. Jahrhundert siedelten sich zunächst die Augustiner an, später die Kartäuser. 1848 wurde das Kloster im Zuge der Säkularisierung von der Thurgauer Regierung aufgehoben. Die Bankiersfamilie Fehr machte den Ort zu einem Landherrensitz. Und empfing hier sogar den deutschen Kaiser Wilhelm II. 1977 übernahm die Stiftung Kartause Ittingen mit dem selbst auferlegten Auftrag, die Anlage in ihrem historischen Bestand zu erhalten. Tatsächlich werden die gleichen klösterlichen Werte wie einst auch heute gelebt: Fürsorge, Spiritualität, Gastfreundschaft,

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Selbstversorgung, Kultur und Bildung.

Die Performance könnte ebenso gut in einer Galerie in Berlin stattfinden Die Kartause gestaltet sich wie ein kleines Dorf. Auf den 100 Hektaren Land gibt es einen Bauernhof, zwei Hotels, ein Restaurant, das evangelische Begegnungs- und Bildungszen-

trum Tecum und zwei Museen. In geschützten Wohn- und Arbeitsstätten leben und werken ausserdem geistig oder psychisch beeinträchtigte Menschen. Zur Anlage gehören eine Kellerei, eine Holzofenbäckerei, es wird gekäst – und das wortwörtlich ausgezeichnet –, Wein angebaut sowie Hopfen für das Ittinger Bier, dessen Ruf ihm schon vorauseilt. Rund 150 Personen aus 50 Berufen finden hier

Arbeit. Dazu kommen 60 Beschäftigte in den Werkstätten. Neben Wein und Hopfen werden auch Obst, Getreide, Gemüse, Kräuter und Blumen angebaut. Als der Tag sich verabschiedet, weht die laue Sommerluft Akkordeonklänge herüber. An diesem Abend findet die Lange Nacht der Bodenseegärten statt, die hier ganz im Zeichen von Kunst und Klang steht. Am Schifferklavier begleitet die

Die Kartause www.kartause.ch Die beiden Museen in der Kartause Ittingen www.kunstmuseum.ch www.ittingermuseum.tg.ch Wanderung

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1 Im Rebhaus befindet sich ein Wohnheim für Menschen mit psychischer oder geistiger Beeinträchtigung – hier wird die klösterliche Tradition der Fürsorge weitergelebt. 2 Markus Landert, Direktor des Kunstmuseums Thurgau und des Ittinger Museums, beim Werk «Mandala» des Künstlerduos Kühne/Klein. 3 Die 68 Hotelzimmer sind einfach gehalten und eingebettet in die Natur. Zur Begrüssung liegen Apfelchips auf dem Bett, und in der Minibar gibt es Bier und Wein aus eigener Produktion. 4 In der Barockkirche des Klosters. 5 Brot, Wurst oder Käse: Brigitte Keller leitet den Laden. Das ganze Sortiment gibt es auch im Webshop.

Musikerin Angela Pina Ganzoni ihre Lieder von Liebesleid und wundersamen Begegnungen. In den Gläsern samtet roter Wein. Natürlich vom Rebberg um die Ecke. Es wird dunkel, und die Besucher schwirren wie Glühwürmchen umher. Mit Taschenlampen ausgestattet, erkunden sie die Museen – wie anders ein bekanntes Werk im Lichtkegel doch wirkt, nur Teile von sich preisgebend. Die Künstlerin Zilla Leutenegger hat im kleinen Kreuzgarten ein selbstspielendes Piano aufgestellt, über dem ein voller Mond aufgeht. Und in der «Arbeitszelle» aus Acrylglas des Künstlers Olaf Nicolai findet eine Performance statt, die in die Nachtruhe dröhnt, als befänden wir uns in einer angesagten Galerie in Berlin. Oder so. Zumindest nicht wie im Thurgauer Kloster. So treffen in der Kartause Ittingen immer wieder Geschichte auf Geschichten und Vergangenes auf Gegenwart. Im Ittinger Museum lässt sich erfahren, wie die Mönche hier in Stille und Einsamkeit lebten. Fast meint man, sie hu-

zur Kartause www.wanderland.ch/de/routen/route-0918.html Historische Rosen www.naturimgarten.ch/pflanzen/historische-rosen.html

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GRUEN REPORTAGE

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1 Die Rosen blühen vom Frühsommer bis in den Herbst hinein. Ein Besuch lohnt sich ganzjährig. 2 Kunst im Garten: die Grossplastik «Loop» des Duos Bildstein | Glatz. 3 Schafe und Kühe, Reben und Obst: Der Landwirtschaftsbetrieb des Klosters gehört zu den grössten im Kanton Thurgau.

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und Gegenwart. So viel gibt es zu entdecken. Zu viel für ein kurzes Wochenende. schen noch immer über die Gänge zu ihren kargen Zellen. Nackte Füsse über kühlen Stein. Erst recht, wenn man sich auf den «Ittinger Walk» macht und die kanadische Künstlerin Janet Cardiff einem ins Ohr raunt: «Lass uns durch die nächste Tür gehn. – Präg dir dieses Bild gut ein.» Ihre AudioFührung bringt einen an Orte, an die man sonst nicht gekommen wäre. Man taucht ein in ihre Geschichte, so gekonnt verwebt Cardiff Vergangenheit

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Bei Sonnenschein legten sich die Mönche ins Thymianbeet Im Geist notiert man sich wiederzukommen. Wenn es in der Stadt mal wieder zu dicht wird, im Tram und im Kopf. Vielleicht im Winter. Von November bis April finden die Ittinger Sonntagskonzerte statt. Arrivierte Musiker sind dabei zu hören, aber auch die Weltklasse von morgen. Vielleicht reizt einen auch die kreative Schreibwerkstatt, seit 1983 ist das

Kloster auch Kultur- und Seminarzentrum. Einzigartig muss es hier sein, wenn der Schnee alles zudeckt oder der Nebel zwischen den dicken Mauern aufsteigt, es noch stiller wird als still. Wo könnte man die Zeit des Rückzugs und der Erholung besser begehen? Ohne dabei auf kulinarische Genüsse verzichten zu müssen. Sei es im Restaurant oder dem umtriebigen Hofladen, dem man einen Besuch abstatten muss. Brigitte Keller verkauft hier neben Klostercake und Birnbrot besonders oft den feinen Käse aus hofeigener Milch. Über 80 Prozent der verkauften Waren kommen von der Kar-

tause selbst: Rohprodukte, die hier veredelt werden, oder hausgemachte Spezialitäten aus der Küche. «Laufend werden neue Produkte entwickelt, das Sortiment ändert sich ständig», sagt Keller stolz. Ein Souvenir, das unbedingt den Weg ins Necessaire finden sollte, ist die Rosencreme. Einmal dran geschnuppert, und man wähnt sich zurück im Thurgauer Garten Eden. Auch die Mönche sollen sich damals an Wohlgeruch ergötzt haben, bei Sonnenschein legten sie sich ins Thymianbeet, um den ätherischen Duft tief einzuatmen und so zu mehr geistiger Klarheit zu gelangen. Einen Versuch ist es wert.

Kunstschaffende, zurzeit in der Kartause zu sehen www.bildsteinglatz.com www.zilla.ch www.cardiffmiller.com

PUBLIREPORTAGE

NATURKOSMETIK-WORKSHOP

Ein Tag für die Schönheit Beste Freundinnen gesucht: Am 16. September 2017 können zehn Leserinnen am Weleda Naturkosmetik-Workshop in Zürich teilnehmen. Bewerben Sie sich! Die Haut ist ein wichtiger Spiegel unserer Person. Sie reagiert ein Leben lang feinfühlig auf äussere und innere Impulse. Deshalb ist es wichtig, achtsam mit ihr umzugehen, die Haut zu pflegen und zu schützen. Weleda steht für eine natürliche, ganzheitliche Pflege und lässt sich bei der Entwicklung ihrer Produkte von der Natur leiten. Aus anthroposophischer Sicht besitzt jede Pflanze eine eigene Wesensart und Biografie. Der Granatapfel etwa gedeiht in einem dynamischen Prozess, und seine Samen haben eine antioxidative Wirkung – was ihn unter anderem zur passenden Leitpflanze für die Haut ab 40 Jahren macht. Der Granatapfel und andere Pflanzen stehen im ersten Teil des Weleda Naturkosmetik-Workshops im Hotel Greulich in Myrtha Leuthold ist seit 20 Jahren Weleda ProduktFachberaterin und leitet den Gesichtspflege-Workshop im Hotel Greulich in Zürich. Im Living Penthouse Loft (grosses Bild) lernen die zehn Leserinnen wie sie ihr Gesicht ganzheitlich pflegen können.

Programm

SI GRUEN Leserinnen-Workshop Samstag, 16. September 2017 09.30–10.00

Begrüssung im Hotel Greulich, Zürich

10.00–12.00

Workshop 1: «Pflanzenbetrachtung» mit Torsten Arncken, Agrarwissenschaftler und Pflanzenforscher

12.00–13.30

Mittagessen im Herman’s Wohnzimmer

13.45–16.00

Workshop 2: «Naturkosmetik Gesichtspflege» mit Myrtha Leuthold

Ab 16.00

Individueller Hamam-Besuch im Stadtbad Zürich / Volkshaus

Zürich im Zentrum. Mit allen Sinnen werden diese erfahren. Im zweiten Teil geht es dann um die Gesichtspflege: Weleda Fachberaterin Myrtha Leuthold erklärt den zehn Teilnehmerinnen, wie sie sich den persönlichen Hautbedürfnissen entsprechend pflegen können. Zum Abschluss des Tages steht ein entspannender Besuch im Hamam des Stadtbads Zürich an – ausserdem erhält jede der Gewinnerinnen eine Geschenktasche mit Weleda Produkten im Wert von rund CHF 100.–. Alle Infos zur Bewerbung finden Sie im Talon.

Ja, ich will teilnehmen!

Gönnen Sie sich und Ihrer Freundin eine Auszeit. Für den Weleda Workshops zu zweit können Sie sich bis zum 1. September 2017 bewerben. Die 5 Gewinnerinnen (fünf Beste-Freundinnen-Paare) werden von SI GRUEN ausgewählt und am 6. September 2017 informiert. Der Anlass findet am 16. September 2017 im Hotel Greulich in Zürich statt. Die Teilnahme am Wettbewerb ist kostenlos. An- und Abreise gehen zulasten der Teilnehmerinnen. Name Vorname Strasse / Nr. PLZ / Ort

Telefon E-Mail Geburtsdatum Name Begleitperson Talon mit Freundinnen-Foto einsenden an: Ringier Axel Springer Schweizer AG, Schweizer Illustrierte, Weleda Workshop, Flurstrasse 55, Postfach, 8021 Zürich oder per E-Mail (Betreff: Weleda Workshop) an [email protected] Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Keine Barauszahlung. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Mitarbeiterinnen von Weleda, der Ringier AG und Ringier Axel Springer Schweiz AG sowie ihrer Tochtergesellschaften sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Die Teilnehmerinnen erklären sich damit einverstanden, dass über den Workshop ein Nachbericht im Magazin SI GRUEN mit Fotos von den Gewinnerinnen erscheint.

GRUEN REPORTAGE

Die Biber sind entlang der Aare und der Alten Aare wieder heimisch. Im Mühletal sieht man einen ihrer immensen Bauten.

BERNER SEELAND

Natur reloaded

Flussläufe wurden über Jahrzehnte begradigt und korrigiert. Mit Renaturierungsprojekten sollen sie wieder ursprünglicher werden – zum Beispiel entlang der Aare. Text: Monique Ryser / Fotos: Roland Tännler

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Daniel Marbacher, Präsident des BKW Ökofonds, im Gebiet Gauchert, wo die Aare einen neuen Seitenarm bekommen hat.

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GRUEN REPORTAGE

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Die Aare hat einen neuen Seitenarm. 370 Meter lang, mit einer Insel zwischen Haupt- und neuem Nebenlauf, geschaffen aus dem Aushubmaterial. Eine Magerwiese bedeckt den Uferbereich, und etwas nach hinten versetzt tummeln sich Frösche im Amphibienteich. Flussaufwärts produziert das Wasserkraftwerk Niederried-Radelfingen Strom, flussabwärts das Wasserkraftwerk Aarberg (beide zertifiziert als «naturemade star!», das Gütesiegel für Ökostrom). Daniel Marbacher, der Präsident des BKW Ökofonds, ist stolz auf die neu geschaffene Wasserlandschaft im Gebiet

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Gauchert in der Gemeinde Radelfingen im Berner Seeland. «Diesen Seitenarm hat es schon früher gegeben. Durch die Gewässerkorrekturen wurde er zugeschüttet und die Aare in ein begradigtes Bett gelegt.» Die Zeiten ändern sich. Heute wünscht man sich Natur zurück, wohingegen in den letzten Jahrhunderten andere Bedürfnisse im Vordergrund standen: Die Flüsse überschwemmten, machten das Land unbewohn- und unbebaubar, in den sumpfigen Uferregionen gab es Mücken, welche Krankheiten übertrugen. Der Fluss war Lebensspender und Feind zugleich. Dazu kam, dass mit dem Bau von Wasserkraftwerken eine gleichmässige Zufuhr und Fliessgeschwindigkeit benötigt wurde. «Die Lösung schien in Begradigungen und Befestigungen der Flüsse zu liegen. Am Ufer entstand neues Land, das durch Landwirtschaft und Siedlungen genutzt werden konnte. Fauna und Flora entlang der Flüsse hingegen verarmten», erklärt Daniel Bernet vom Fischereiinspektorat des Kantons Bern und Mitglied im Lenkungsgremium des Ökofonds. Heute wolle man den Gewässern wieder einen Teil der Natürlichkeit zurückgeben. «Im Gauchert war das dank einer Landumlegung möglich», so Bernet. Denn die Landbesitzer müssten einverstanden sein, werde doch früher gewonnenes Land wieder der Natur zurückgegeben. Finanziert wurde das Projekt durch Wasserbausubventionen von Bund und Kanton, den Renaturierungsfonds des Kantons Bern, den

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BKW Ökofonds und die Standortgemeinde Radelfingen. Seit seiner Gründung im Jahr 2000 hat der BKW Ökofonds acht Millionen Franken investiert. Unter anderem auch in die Alte Aare, den Flusslauf der Aare zwischen Aarberg und Büren, der mit der Juragewässerkorrektion im 19. und 20. Jahrhundert so geändert wurde, dass sie heute in den Bielersee fliesst. Wie Renaturierung mitten im Siedlungsgebiet aussieht, zeigt «AARbiente III» in Aarberg. Die Alte Aare fliesst entlang

den Gärten eines Wohnquartiers. Der kanalartig eingeengte Flusslauf wurde in eine lauschige Auenlandschaft verwandelt. «Ein Hausbesitzer hat uns sogar Land für ein Biotop mit Wasser aus dem Fluss zur Verfügung gestellt», freut sich Marbacher. 150 Projekte wurden bereits unterstützt und realisiert, 90 weitere sind geplant oder in Umsetzung. Dem Ökofonds gehören neben Vertretern der BKW auch Vertreter des Kantons Bern und von Naturschutzorganisationen an. «Nur wenn

BKW Ökofonds www.bkw.ch/oekofonds Wasserlandschaft Gauchert www.be.ch/renf Revitalisierung der Alten Aare www.alte-aare.ch

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Foto: Christof Angst / BKW

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1 Daniel Marbacher zeigt, wie mit Bepflanzung Verstecke für Fische und Amphibien geschaffen wurden. 2 Die renaturierte Alte Aare gleich neben einem Wohnquartier in Aarberg. 3 + 4 Die Biber sind zurück! Auf dem Bild ein Jungtier. Mit Rohren, die als Biberpässe dienen, ermöglicht man ihnen trotz Verbauungen durch die Wasserkraftwerke, den ganzen Fluss entlangzuwandern. 5 Eine Fischtreppe beim Wasserkraftwerk Aarberg. So können die Fische den Fluss aufwärtsschwimmen. 6 Daniel Marbacher im Gebiet «AARbiente III» in einem Wohnquartier in Aarberg.

wir zusammenarbeiten, gibt es auch gute Lösungen», so Marbacher. Gespeist wird der Ökofonds durch je einen Rappen pro Kilowattstunde, den die BKW-Kundinnen und -Kunden bezahlen, die «naturemade star!»-zertifizierten Strom aus Wasserkraft beziehen. Ist ein Projekt realisiert, muss es betreut werden. So kümmert sich beispielsweise Felix Leiser, der im Mandat für den Ökofonds arbeitet, darum, dass sich in den neu angelegten Gebieten keine Neophyten breitmachen. Ihn macht besonders stolz, dass der Laubfrosch entlang eines längeren Abschnitts der Aare wieder heimisch ist. Daniel Marbacher freut sich über das Engagement seiner Mitstreiter. «Für uns ist es eine Herzensangelegenheit.» Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit BKW.

Biber in der Schweiz www.cscf.ch Invasive Pflanzen www.neophyten-schweiz.ch Juragewässerkorrektionen www.bve.be.ch

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«Der Weg entsteht, wenn man ihn geht» Wir alle haben Phasen im Leben, in denen wir nach dem Sinn suchen: Warum bin ich hier? Was ist meine Aufgabe? Oft taucht die Sinnfrage dann auf, wenn in unserem Leben etwas Bestehendes infrage gestellt wird. Sei es zum Guten, wenn wir beispielsweise Eltern werden, oder sei es in der Krise – wenn eine Beziehung zerbricht oder ein Schicksalsschlag uns ereilt. Ich bin Naturwissenschaftlerin und gehöre damit wohl zu den Menschen, die als faktenorientiert beschrieben werden. Ja, Fakten sind mir wichtig. Sie sind Leitplanken, innerhalb derer wir uns bewegen. Tatsachen anzuerkennen, heisst aber nicht, dass wir nicht nach dem Sinn unseres Tuns suchen sollen. Im Gegenteil: Wie leer wäre unser Geist, unser Leben, wenn wir nicht ein höheres Ziel hätten; etwas, das über die Befriedigung unserer eigenen Bedürfnisse hinausgeht? Was für uns Menschen gilt, gilt auch für Unternehmen. Denn was sind Unternehmen anderes als eine Gruppe von Menschen, die am selben Projekt arbeiten? Deshalb muss auch eine Firma, muss jede Arbeitsstelle einen Sinn haben und sinnvoll sein. Nein, nicht jede Arbeit ist in jedem Moment mit Sinn

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gefüllt – trösten Sie sich, auch meine Arbeit als CEO nicht. Gerade deshalb ist es wichtig, dass wir ein fernes Ziel sehen, das weitergeht als die tägliche Arbeit. Wir wurden und werden bei der BKW immer wieder mit Veränderungen konfrontiert. Das ursprüngliche Geschäftsmodell – vereinfacht gesagt die Produktion und der Ver-

trieb von Strom – hat sich überlebt. Wir müssen uns weiterentwickeln, teilweise neu erfinden. Mit dem rasanten Technologiewandel und den sich ändernden Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden kommen laufend Neuerungen dazu. In der Fülle von Möglichkeiten, die sich uns bieten, gilt es, auf die richtigen zu fokussieren.

Aus diesem Grund haben wir uns Zeit genommen, ein höheres Ziel zu formulieren, das uns in unseren Entscheiden leitet. Wir wollen Energie neu denken. Und wir wollen Lösungen für eine lebenswerte Zukunft für unsere Gesellschaft bereitstellen. «Lösungen für eine lebenswerte Zukunft» – darin sehen wir den Sinn unseres Tuns. Effizienz ist dabei ein grosses Thema: Wie vergeuden wir möglichst wenig Energie und verbinden – zum Beispiel über unsere Infrastrukturen –, was immer mehr zusammengehört? Oder wie werden Gebäude zu kleinen Kraftwerken? Auf dem Weg dahin braucht es Mut. Teilweise führt das auch zu Wehmut – denn wer etwas Neues schaffen will, muss sich von Altbewährtem lösen. Am einfachsten fallen uns Veränderungen dann, wenn wir sie als Chance sehen. Daran arbeiten wir täglich. Denn der Weg entsteht, wenn man ihn geht.

Suzanne Thoma ist CEO der BKW Gruppe, eines international tätigen Energie- und Infrastrukturunternehmens mit Sitz in Bern.

BKW Gruppe www.bkw.ch Strategie Energiezukunft Schweiz www.bfe.admin.ch/energiestrategie2050

Foto: Roland Tännler

GRUEN KOLUMNE

SUZANNE THOMA

„Weisst du, es gibt Familientraditionen, die sogar richtig gut sind.“

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familia – jeder braucht etwas Heimat

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GRUEN INTERVIEW

MARKUS MADER

Solidarisch mit der Welt Zuhören und beobachten: So funktioniert für den Chef des Schweizerischen Roten Kreuzes gute Hilfe. Klimawandel und Kriege machen dies vermehrt nötig.

Interview: Barbara Halter Fotos: Ornella Cacace GRUEN: Herr Mader, die Nothilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes bei Umweltkatastrophen hat Tradition. Werden Sie durch den Klimawandel vermehrt gefordert? Sicher, ja. In verschiedenen Ländern südlich der Sahara oder in Südamerika, in denen wir früher alle paar Jahre eine Dürreperiode hatten, wechselt das Wetter nun innerhalb eines Jahres mehrmals zwischen Überschwemmungen und Dürren. Durch den Klima-

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wandel sind solche Ereignisse heute häufiger, wiederkehrender und intensiver geworden. Was bedeutet das für Ihre Arbeit? Prävention ist sehr wichtig. Wir schulen beispielsweise die Menschen, damit sie wissen, wie sie sich bei einer Überschwemmung oder einem Wirbelsturm verhalten müssen. Wenn wir eine neue Schule bauen, wird sie so konzipiert, dass sie bei einem Hurrikan auch als Unterschlupf taugt. Welche Länder sind vom Klimawandel besonders betroffen? Jene im südlichen Afrika, der Subsahara. In Ländern wie

Äthiopien, Uganda, Südsudan oder Niger sind die Probleme zudem eine Kombination von Ereignissen. Die Auswirkungen des Klimawandels verstärken eine an sich schon schwierige Situation. Teils sind in diesen Ländern korrupte Regierungen an der Macht. Staatspräsidenten wirtschaften in ihre Tasche, statt ihren Verpflichtungen nachzukommen. Unterstützen Sie da nicht die Falschen? Wir sind selten auf nationaler Ebene tätig. Unser Ziel ist die Stärkung der Zivilgesellschaft, damit die Leute auf regionaler oder lokaler Ebene ihr Recht auf eine Gesund-

heitsversorgung einfordern können. Korruption und schlechte Regierungsführung sind insbesondere Probleme auf nationaler Ebene und im Gesundheitssektor, in dem das SRK arbeitet, weniger verbreitet. Und man muss eines klarstellen: Korruption braucht immer zwei Seiten – die Geldgeber sind oft Firmen aus der westlichen Hemisphäre. Unsere Wirtschaft ist da involviert. Egal ob regionale oder nationale Ebene: Ihre Mitarbeiter vor Ort werden mit der Korruption konfrontiert. Ja, das ist klar. Als Massnahme beziehen wir die lokale

Das Schweizerische Rote Kreuz www.redcross.ch Das Rote Kreuz international www.icrc.org www.redcross.int

Markus Mader in der komplett renovierten Geschäftsstelle des SRK in Bern. Das Gebäude ist nun energietechnisch auf dem neusten Stand und hat eine Solaranlage auf dem Dach.

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GRUEN INTERVIEW In Nähe zum Bundeshaus: Die Geschäftsstelle des SRK befindet sich nur ein paar Minuten vom Park Kleine Schanze in Bern entfernt.

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Bevölkerung mit ein, damit sie der Regierung auf die Finger schaut. Andersrum gibt es heute auch neue Möglichkeiten wie der Cash-Ansatz. Das bedeutet? Man verteilt nicht mehr Hilfsgüter, weil dabei immer ein Teil abgezweigt und verkauft werden kann, sondern gibt den Menschen direkt Geld. Über Handys oder Kreditkarten kann man weltweit Geld transferieren, das die Menschen dann abholen. Zur Erkennung arbeitet man bei der Kreditkarte mit Eye-Scannern, beim Handy sind es individuelle Geräte, die meist Frauen gehören. So schliesst man Korruption praktisch aus. Das Hilfspäckli mit Mehl und Öl gehört also der Vergangenheit an? Schon längst! Mit dem CashAnsatz stärkt man die lokalen Märkte – statt unser überflüssiges Milchpulver nach Afrika zu fugen und die örtliche Wirtschaft zu zerstörten. Man respektiert zudem die Würde der Empfänger, sie entscheiden selbst, was sie brauchen. Sie waren diesen April in Syrien, in Damaskus. Was für Erkenntnisse haben Sie auf dieser Reise gewonnen? Die Menschen wollen unbedingt in ihrem Land bleiben, auch wenn die Situation sehr schwierig ist. Beeindruckt hat mich der wahnsinnig grosse Einsatz des Syrischen Roten Halbmonds, mit dem wir zusammenarbeiten und der bereits über sechzig Freiwillige im Krieg verloren hat. Ist das SRK auch selbst vor Ort aktiv? Nein, aber wir planen, auf Januar 2018 tätig zu werden. Bisher waren und sind wir im Libanon, auf der Migrationsroute und hier in der Schweiz im Integrationsbereich aktiv. Unser Ziel ist aber, so nah wie möglich zu sein, um vor Ort viel zu bewirken und zu sorgen, dass die Menschen in ihrer Heimat bleiben können.

Ein Ostschweizer in Bern: Seit neun Jahren leitet Markus Mader das SRK.

Wie erlebten Sie Damaskus? Es ist erstaunlich, wie das Leben trotz Krieg für die Menschen weitergeht. Kinder gehen in die Schule, die Leute kaufen auf dem Mark ein, die Strassen waren verstopft, die Universität geöffnet. Die Präsenz der Security war spürbar, aber nicht riesig. Wie schätzen Sie Ihr persönliches Risiko ein, das Sie mit einer solchen Reise eingehen? Sie haben Familie. Ja … (zögert), ich glaube, man überschätzt das Risiko. Das Gefährlichste auf solchen Missionen ist immer das Autofahren. Mit Abstand am meisten Mitarbeitende sterben bei Unfällen. Ein guter Fahrer ist darum das Wichtigste. Dazu haben wir Leute vor Ort, die die Lage kennen. Ihren Weisungen folgen wir strikt. 65 Millionen Menschen befinden sich laut UN-Flüchtlingshilfswerk zurzeit auf der Flucht. Europa wird dabei herausgefordert. Was bedeutet das für Ihre Arbeit? Es ist ganz wichtig zu wissen, dass 40 dieser 65 Millionen Menschen interne Vertriebene im eigenen Land sind. Weitere 20 Millionen halten sich in den Nachbarländern auf. Uganda,

Libanon, Kenia, Jordanien sind zurzeit mit Abstand am stärksten betroffen. Nur ein kleiner Teil der Menschen kommt zu uns. Dann ist es Jammern auf hohem Niveau, wenn Europa und die Schweiz von einem Flüchtlingsproblem sprechen?

Wenn die Menschen hier Angst haben, muss man das ernst nehmen. Grundsätzlich erlebe ich die Schweizer Bevölkerung aber als sehr solidarisch und hilfsbereit. In der jetzigen Situation müssen wir die Integration bei uns fördern und gleichzeitig die Menschen vor Ort unterstützen. Darum erachte ich es auch als falsch, dass in der letzten Sparrunde im Parlament ein Viertel der Einsparungen von der Entwicklungshilfe kommen musste. In unserer Bundesverfassung steht: Wir sind solidarisch, und zwar nicht nur untereinander, sondern mit der ganzen Welt. Sie sind seit neun Jahren Direktor des SRK. Gibt es Momente, in denen Sie wegen der vielen Probleme auf dieser Welt verzweifeln? Meine Auslandsreisen sind immer eine Achterbahn, ein gefühlsmässiges Auf und Ab. Neben Elend und Ausweglosigkeit sehe ich aber auch, wie viel wir mit den Geldern von den Spendern, der Glückskette und dem Bund bewirken können.

DER GRUEN-FOOTPRINT Wie umweltbewusst verbringt Markus Mader seine Freizeit?

1 Aktivität

12

2 Ort

7

3 Anreise

64

4 Ausrüstung

2

5 Unterkunft

0

6 Verpflegung

6

7 Getränke

4

8 Respekt

4

Total Punkte

99

99 Punkte = Markus Mader schneidet im Test vorbildlich ab! Die Übernachtungen im Drei- bis Fünf-Sterne-Hotel während seiner Ferien macht er durch Velofahren und Zu-Fuss-Gehen locker wieder wett. Der GRUEN-Footprint wurde vom WWF Schweiz für SI GRUEN entwickelt. Der Test soll für den Alltag sensibilisieren und Spass bereiten. Berechnen Sie Ihren eigenen Footprint auf den Seiten 12 und 13.

Nationale Tätigkeiten und Mitglieder www.samariter.ch www.slrg.ch www.blutspende.ch www.redog.ch www.rega.ch

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GRUEN INTERVIEW

Wir haben bisher viel von Auslandeinsätzen gesprochen. Das SRK ist aber primär für die Schweizerinnen und Schweizer da, zum Beispiel im Bereich Bildung oder Gesundheit. Vieles basiert auf Freiwilligenarbeit. Funktioniert diese in einer Gesellschaft, die sich immer mehr individualisiert, überhaupt noch? Wir spüren keinen Rückgang der Freiwilligenarbeit, sie funktioniert aber auf eine andere Art. Die Leute sind heute nicht mehr bereit, ein Leben lang Samariter zu sein, nur weil der Grossvater oder die Mutter es waren. Sie suchen ein Engagement, das für sie zeitlich und inhaltlich stimmt – was ich absolut verstehe. Wenn mir eine Tätigkeit entspricht, arbeite ich auch gut. Sonst riskiert man, in einem Helfersyndrom gefangen zu sein, und das ist aus meiner Sicht schlecht. Wie funktioniert gute Hilfe? Man hört zu, beobachtet, was die Betroffenen brauchen, und gibt ihnen Raum zur Mitarbeit und Mitgestaltung. Wie weit ist das Thema Umweltschutz ein Tätigkeitsfeld des SRK? Wir verpflichten uns der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, die die Weltgemeinschaft und die Schweiz unterschrieben haben. Alle unsere Aktivitäten, unsere ganze Einkaufskette, unsere Geldanlagen sind nach diesen Zielen ausgerichtet. Was für einen Beitrag leisten Sie privat im Bereich Umweltschutz?

Mehrmals im Jahr besucht Markus Mader Projekte vor Ort, diesen April war er in Damaskus.

Ich befinde mich in einem Interessenkonflikt: Beruflich fliege ich viel, und ich wohne zudem eher grosszügig, beides schadet meinem ökologischen Fussabdruck. Ich besitze aber kein Auto, fahre Velo oder ÖV, kaufe nur biologische

Produkte ein, spare Wasser und Strom, mit meiner Familie verbringe ich Ferien in der Schweiz. Aber leider wiegen alle diese Bemühungen das Fliegen und Wohnen nicht auf. Da muss ich einfach ehrlich sein.

„Die Leute sind nicht mehr bereit, ein Leben lang Samariter zu sein, nur weil der Grossvater oder die Mutter es waren.“ 38

ZUM HILFSWERK Das Schweizerische Rote Kreuz umfasst 24 Kantonalverbände, fünf Rettungsorganisationen und zwei Institutionen. Es wird durch Spenden und öffentliche Gelder finanziert. Markus Mader, 53, ist seit 2008 Direktor des SRK. Er war früher Delegierter des IKRK (u. a. in Pakistan und Afghanistan) und als Parteiloser Gemeindepräsident von Eggersriet SG. Mader ist Vater von zwei erwachsenen Adoptivkindern aus Äthiopien.

Agenda 2030 www.eda.admin.ch/agenda2030/de/home.html Aktionen www.2xweihnachten.ch www.jeder-toner-zaehlt.ch

Versprochen: All unser Fisch ist nachhaltig.

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Mehr zu diesem eingelösten Versprechen auf generation-m.ch

GRUEN UNTERNEHMEN

Perfekt gestylt von Kopf bis Schuh: Die VeltGründer Patrick Rüegg (l.) und Stefan Rechsteiner vor der Manufaktur in Othmarsingen AG.

VELT-SCHUHE

Zwei Designer fassen Fuss 40

Velt für den Sommer – und für die wichtigsten Habseligkeiten: Im November kommt die erste Taschenkollektion auf den Markt.

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GRUEN UNTERNEHMEN

Designt in Berlin, hergestellt in der Schweiz: Velt macht Schuhe für den Mann von heute. Mit ihnen kann er in die Badi, ins Büro oder auf eine Hochzeit. Text: Christa Hürlimann Fotos: Anja Schori High Heels, Pumps, Ballerinas, Sandaletten oder gar schicke Boots – Frauen haben ein Schuhgestell voller Möglichkeiten, wenn sie sich das Outfit für ein Hochzeitsfest oder einen anderen formellen Anlass zusammenstellen. Männern hingegen bleibt meist nur eine Wahl: der klassische Herrenschuh. Genau dies störte die Zürcher Patrick Rüegg, 34, und Stefan Rechsteiner, 37, die zusammen an der Fachhochschule Nordwestschweiz Produktdesign stu-

dierten. Klassische Herrenschuhe wie der Budapester langweilten sie, Sneakers fanden sie zu casual, um damit auf einem Hochzeitsfest von Freunden zu erscheinen. Sie suchten nach Alternativen – und merkten, dass sie eine Marktlücke gefunden hatten. Sie spannen die Frage weiter: Wie sieht der Mann von heute aus? Und welcher Schuh passt zu ihm? «Der klassische Herrenschuh hat sich seit hundert Jahren nicht verändert – die Männer, die ihn tragen, aber sehr», sagt Patrick Rüegg. In Berlin, wo die beiden nach dem Studium unabhängig voneinander hingezogen waren, entwickelten sie neben ihren Projekten als Freelancer gemeinsam Ideen für einen zeitgemässen Herrenschuh. 2012 gründeten sie das Label Velt, in Anlehnung an die Aargauer Gemeinde Veltheim, wo sie ihre ersten Entwürfe in einer Schuhfabrik verwirklichen liessen:

DER GRUEN-FOOTPRINT

Wie umweltbewusst verbringt Stefan Rechsteiner seine Freizeit? 1 Aktivität

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3 Anreise

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Total Punkte

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102 Punkte = Ein echtes Vorbild! Ist ja klar, dass er mit seinen selber designten Schuhen am liebsten zu Fuss geht. Sind sie ausgetreten, ersetzt er sie übrigens nicht, sondern lässt sie neu besohlen. Cleverer Öko-Spartipp! Der GRUEN-Footprint wurde vom WWF Schweiz für SI GRUEN entwickelt. Der Test soll für den Alltag sensibilisieren und Spass bereiten. Berechnen Sie Ihren eigenen Footprint auf den Seiten 12 und 13.

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Halbschuhe mit Turnschuhsohle – oder umgekehrt: schicke, wertige Turnschuhe. Immer aus feinstem Leder von ausgesuchten europäischen Gerbereien, vorwiegend aus Deutschland. Ihre Markenzeichen: Die Modelle sind oft zweifarbig und haben Sohlen mit Korkanteil. Mittlerweile verkauft Velt pro Jahr 3000 Paar Schuhe, die beiden Gründer arbeiten Vollzeit für ihre Firma und beschäftigen in ihrem Designstudio in Berlin ein fünfköpfiges Team. Hergestellt werden die Schuhe nach wie vor in der Schweiz, allerdings nicht mehr in Veltheim, sondern in Othmarsingen AG, in der Nähe von Lenzburg. Dorthin ist der Schuhtechniker Antonio Zullo gezogen, als die Veltheimer Schuhfabrik, in der er gearbeitet hatte, altersbedingt aufgegeben wurde. Er konnte das Inventar übernehmen und machte sich selbstständig. Einer seiner ersten und bis heute wichtigsten Kunden: Velt.

In Othmarsingen im Bünztal entstehen die hippen Berliner Schuhe Als Patrick Rüegg und Stefan Rechsteiner die Schuhmanufaktur besuchen, trägt Antonio Zullo Sneakers. «Er darf das, er ist ja eigenständig und arbeitet auch noch für andere Auftraggeber», sagt Rechsteiner lachend. An diesem Morgen stellt Zullo mit seinem Team gerade Kampfstiefel für die Armee her. Obwohl es nur noch wenige Schuhproduzenten gibt in der Schweiz und die Arbeitskräfte viel teurer sind als in anderen Ländern, war für das Velt-Duo klar, dass es seine Schuhe hier herstellen lassen will. «Die Qualität stimmt, wir sprechen die gleiche Sprache, und nicht jeder ist so offen für

1 Das Leder für die VeltSchuhe stammt aus fair geführten Betrieben, vorwiegend aus Deutschland. 2 Zu jedem Anlass ein passendes Modell. 3 Schuhtechniker Antonio Zullo zieht einen Schaft über den Leisten, dann kommen Brand-, Zwischenund Laufsohle darauf. 4 Gut in Form: die Leisten für die Velt-Schuhe.

neue Ideen wie Antonio», erklärt Rechsteiner. Anstatt mit zwölf verschiedenen Stanzmessern pro Schuh arbeitet Zullo mit einer CADZuschnittmaschine, welche all die verschiedenen auf dem Bildschirm angezeigten Lederstücke eines Schuhs mit nur einem Messer schneidet. So spart er viel Geld. «Da wir ja jeden Schuh in sieben Grössen anbieten wollen, bräuchten wir für alle unsere Modelle über hundert Stanzmesser», erklärt Patrick Rüegg. Die zugeschnittenen Teile näht Zullos Team zum Schaft zusammen, dem Oberteil eines Schuhs. Diesen ziehen sie über den Leisten, der die Form des Schuhs vorgibt, zwicken die Brandsohle an und montieren Zwischen- und Laufsohle darauf. Damit sie bei den Grössen flexibler sind, kaufen sie neben fixfertigen Sohlen auch ganze Kunststoffplatten ein. Aus ihnen stanzt und leimt Zullos Team genau die Grössen, die sie brauchen. Mit Zullo hatten die Velt-Gründer von Anfang an den idealen Schuhtechniker gefunden. Die folgenden zwei Jahre suchten Patrick Rüegg und Stefan Rechsteiner die passenden Produzenten für die verschiedenen Bestandteile ihrer Schuhe. Sie achten nicht nur auf Qualität, sondern auch auf ein gutes Arbeitsklima. Dazu gehören faire Bedingungen für die Angestellten sowie die Einhaltung der Umweltschutzrichtlinien. Das Duo bezieht alle Materiali-

Velt www.velt.ch Händler in Zürich & Wien www.qwstion.com In München www.akjumii.com In Utrecht www.puhashop.nl In Hongkong

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www.konzepp.com In Thun www.portenier.ch In Basel www.rivierabasel.ch In Luzern www.boutique-mai.ch In Bern www.ooonyva.ch

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GRUEN UNTERNEHMEN

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en für seine Schuhe aus Europa: das Leder aus Bayern, die Leisten aus Hannover, den Kunststoff für die Sohlen aus Portugal, den Kork aus Spanien. «Für deutsches Leder haben wir uns entschieden, weil wir hier die besten Betriebe gefunden haben. Aber auch, weil die Kommunikation einfach ist und wir von Berlin aus gut hinfahren können», sagt Rüegg. «Die Suche nach den passenden Produzenten hat viel Spass gemacht», ergänzt sein Geschäftspartner. Mühsamer empfanden sie die folgenden beiden Jahre. Irgendwie muss-

ten sie ihre Schuhe ja nun an den Mann bringen. «Wir dachten: Wir haben so coole Schuhe, warum kauft die keiner?» Sie hatten zwar Start-upCoaches zur Seite. «Aber was wir wirklich wissen mussten, haben wir erst mit der Zeit herausgefunden», sagt Rechsteiner. «Wirtschaftlich gesehen hatten wir nach unserem Studium keine Ahnung. Das Unternehmertum mussten wir Schritt für Schritt erlernen.» Mit einem Koffer voller Schuhe tingelten sie von Laden zu Laden, von Messe zu Messe, bemühten sich um Auftritte

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an Fashion-Events, bauten ihre Präsenz in den sozialen Medien sowie den Onlineshop auf und schossen Boutiquen Geld vor. Neben ihrem Sitz in der Schweiz gründeten sie eine weitere Firma in der EU, um den Versand zu vereinfachen.

Nordamerikaner haben die grössten Füsse, Asiaten die kleinsten Die Schweiz ist bis anhin der wichtigste Markt für sie. VeltSchuhe kosten gut 200 bis knapp 300 Franken. «In der Schweiz fragen die Leute: Wie

„In der Schweiz fragen die Leute, wie Velt handgemachte Schuhe so preisgünstig hinkriegt. In Berlin rufen sie: Sind die teuer!“ 44

kriegt ihr handgemachte Schuhe so günstig hin? In Berlin rufen sie: «Sind die teuer!» Hierzulande half auch der Eidgenössische Designpreis, den sie zweimal gewannen. «Er ist wie ein staatliches Siegel und brachte uns viel Aufmerksamkeit», sagt Rechsteiner. «Über die Grenzen hinaus, in Europa, ist es schwieriger, auf uns aufmerksam zu machen.» Auch in Asien wollen sie ihre Schuhe verkaufen. «Weil unsere Leisten relativ schmal sind, passen sie den Asiaten, die weltweit die kleinsten Füsse haben.» Nordamerikaner haben die grössten Füsse, die Europäer liegen irgendwo dazwischen. In der Schweiz verkauft Velt am meisten Schuhe in den Grössen 42 bis 44, im Tessin und südwärts etwas kleinere, in Norddeutschland gar in der Grösse 46. Mehr als die Hälfte aller Kunden trägt Grösse 43. Am meisten Schuhe verkauft Velt über den Onlineshop, daneben ist das Label in einigen

Velts Schuhtechniker Antonio Zullo www.the-shoemaker.com Eidgenössischer Designpreis www.swissdesignawards.ch

1 In der Schuhmanufaktur in Othmarsingen AG: ein Schaft wird zusammengenäht. 2 Wie Guetsli ausstechen: Die CAD-Maschine schneidet aus dem Leder die einzelnen Teile für einen Schuh. 3 Das Velt-Duo: Patrick Rüegg (l.) und Stefan Rechsteiner.

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Fashion-Stores in grösseren Schweizer Städten sowie in Deutschland, Österreich, Holland und Hongkong vertreten. «Ich finde es jedes Mal total cool, wenn ich jemanden auf der Strasse mit unseren Schuhen sehe», erzählt Patrick Rüegg. Manchmal schicken ihnen Freunde per Whatsapp Fotos von Männern mit VeltSchuhen. «Wir bekamen auch schon begeisterte Rückmeldungen von älteren Herren.» Das zeigt, wie vielfältig die Schuhe

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sind. Aber auch, dass der Designprozess nie fertig ist. Oder wie es Patrick Rüegg sagt: «Die Zeit läuft – das Design läuft.» Zudem stellen sich die beiden bereits den nächsten Herausforderungen: Anfang November erscheint eine Taschenkollektion. Und irgendwann folgen die ersten Modelle für die Frau. «Dafür haben wir extra eine Designerin angestellt», sagt Patrick Rüegg – «eine Frau weiss besser, was Frauen gefällt.» Weiter verraten sie nur so viel: «High Heels wird es vorerst nicht geben.» Aber sie versprechen: Auch die Frauen sollen in Zukunft mit Velt-Schuhen ins Büro, in die Badi und an ein Hochzeitsfest gehen können.

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GRUEN REISEN

MADAGASKAR

Entdeckung der Gelassenheit Reisen in Madagaskar erfordert Geduld und Zeit. Statt «schnell, schnell» heisst es auf der Insel «mora, mora» – immer mit der Ruhe. Orte zum Verweilen gibt es viele: Nationalparks, Traumstrände oder einfach kleine Dörfer mit netten, lebenslustigen Menschen.

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Blick in den Dschungel: der Eingang zu den Fledermaushöhlen im Ankarana National Park im Norden Madagaskars.

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GRUEN REISEN

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Text: Barbara Halter Es ist Mittwoch und kein guter Tag, um den heiligen See mit den Krokodilen zu besuchen. Reiseleiterin Flavi schüttelt den Kopf und rät ab: Freitag, Samstag und Montag seien geeignet für einen Besuch, erklärt sie. Dienstag und Donnerstag hingegen würden Unglück bringen – und da der Mittwoch dummerweise dazwischenliegt, ist er ungünstig. Der Reisende aus dem Westen staunt, doch so funktioniert Madagaskar. Das Überirdische steht gleich neben dem Rationalen. Ein dichtes Geflecht von Tabus und Verhaltensweisen durchzieht den Alltag der Menschen. Fady heissen diese Regeln und Bräuche, die je nach Region oder Volksgruppen wieder ganz anders lauten.

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Wir sind unterwegs im Ankarana National Park im Norden der Insel. Beim Eingang zum Reservat lernten wir Charles kennen. Der drahtige ältere Mann mit den munteren Augen wohnt dort in einer kleinen Holzhütte und ist einer der erfahrensten Guides im Park. Er kennt sich mit allen Tabus aus. «Für uns ist es wichtig, dass die Touristen die Regeln und die lokale Kultur respektieren», sagt er. Der Park hat für die Einheimischen eine religiöse

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Bedeutung, einige Höhlen dienten als Gräber und Verstecke. Menstruierende Frauen dürfen diese nicht betreten, und es ist ebenso «fady», Kichererbsen oder Schweinefleisch in die Höhlen zu bringen. Unser Ziel ist die Grotte des Chauve-souris, die Fledermaushöhle. Auf dem Weg zeigt der Guide auf einen winzigen Wieselmaki, der hoch oben auf einem Baum in einem Knubbel der Rinde schläft. Zum Eingang der Grotte, ähnlich einer

Kirchenkuppel, führen unzählige in den steilen Hang geschlagene Stufen nach unten. Robuste Schuhe sind auf dem sandig-rutschigen Pfad im Innern der Grotte von Vorteil, eine Taschenlampe ebenfalls. Das grelle Sonnenlicht wird bald schummrig, dafür intensiviert sich der Geruch nach Tierkot und weckt Kindheitserinnerungen an Besuche in der Zoohandlung. Über den Köpfen an der Decke hängen Tausende von schlafenden Fledermäusen.

„Das handwerkliche Können ist in Madagaskar fantastisch, was es braucht, ist Design.“ François Xavier Mayer, Gründer des Mode-Labels Ivahona

Naturparks in Madagaskar www.parcs-madagascar.com Ivahona und «Fifou» Mayer www.ivahona.com www.princesse-bora.com (Hotel auf

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Ab und zu fiept und quietscht es, und ein Flattern geht durch die Kolonie. An den Seitenwänden – Phobiker bitte wegschauen – lassen sich im Schein der Taschenlampe Spinnen mit langen, schwarz-weiss gestreiften Beinen beobachten. Neben dem unterirdischen, teils unerforschten Höhlensystem in Ankarana ist der Park bekannt für seine faszinierenden Steinlandschaften. Sie entstanden aus riesigen Korallenbänken, die aus dem Meer emporgehoben wurden. Wind und Wasser durften sich über 200 Millionen Jahre Zeit lassen, um aus dem grauen Stein spitze, nadelähnliche Gebilde zu formen und

ihre Oberfläche wie nassen Karton zu wellen. In Felsnischen gedeihen Baobab-Bäume oder Elefantenfussgewächse.

Die Tsingy Rouge aus porösem Sandstein ähneln Termitenhügeln Hängebrücken führen im Ankarana National Park über die Tsingys, wie die Madagassen diese Karstformationen nennen. Tsingy bedeutet «auf Zehenspitzen laufen», übertragen auf die Nadeln eine kreative Beschreibung: Man stelle sich nur mal jemand vor, der in Eile über die spitzen Felsen huscht.

1 Eine Verkäuferin auf dem Markt in Hell-Ville, dem Hauptort von Nosy Be. 2 In den Gewässern um Nosy Be sind Fischer mit traditionellen Segelbooten unterwegs. 3 Mittagessen am Strand von Nosy Tanikely: Die Insel ist ein beliebter Spot zum Schnorcheln. Im türkisblauen Wasser lassen sich Meeresschildkröten beobachten. 4 Tsingys in der Nähe des Ankarana National Parks.

In der Nähe des Ankarana National Parks lassen sich die Tsingy Rouge besuchen, rötliche Formationen aus porösem Sandstein, die an Termitenhügel erinnern und das Resultat neuerer Erosion sind. Eine sandige, kurvige Buckelpiste führt zu ihnen, die einiges an Geduld und einen stabilen Magen abverlangen. Ganz generell darf man die Distanzen in Madagaskar nicht unterschätzen. Die Insel ist eineinhalbmal so gross wie Deutschland.

Auf den Strassen verkehren Sammeltaxis, Taxi-Brousse genannt. Wer kann, leistet sich ein Auto mit Chauffeur. Während der langen Fahrten auf der Route nationale hat man genügend Musse, das madagassische Alltagsleben zu beobachten. Abseits der Städte leben die Menschen in einfachen Holzhütten ohne fliessendes Wasser oder Strom. Die Wände sind aus Stöcken gezimmert, das Dach besteht aus den Blättern der fächerförmigen Ravenala. Der Baum der Reisenden ist das Wahrzeichen Madagaskars und heisst so, weil man in der Not den Holzstamm am Blattansatz anbohren und davon trinken kann. Immer wieder ziehen vor dem Autofenster leuchtend grüne Reisfelder vorbei – das Grundnahrungsmittel der Insel. Ein wiederkehrendes Detail sind auch die geflochtenen

Ile Sainte-Marie) Ankarana National Park www.yorkpareik.wixsite.com/ankarana-lodge www.iharanabushcamp.com www.cetamada.org

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GRUEN REISEN

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bauten Bahnhof von Antananarivo, der Hauptstadt von Madagaskar. Der dunkle Holzboden verleiht dem Raum Eleganz, in schlichten Regalen stehen geflochtene Taschen und modische Accessoires für den Strand. Gleich hinter dem Bahnhof arbeiten in den Werkstätten sechzig Leute für Ivahona. Hinzu kommen Frauen in den Dörfern und Wäldern, die Fasern wie Bast oder Schilf schneiden und daraus Taschen oder Hüte flechten. Alle Pro-

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dukte werden im Land gefertigt, das ist Mayer wichtig. «Die Qualität und das handwerkliche Können sind in Madagaskar fantastisch. Was es dringend braucht, ist Design. Viele Produkte für Touristen kommen zu ethnomässig daher und haben später zu Hause keinen Nutzen mehr.» Ivahona beliefert inzwischen 200 Händler in Europa und Japan, geplant ist eine Boutique in Montreux. Die Herstellung und den Verkauf von handwerklichen Produkten bezweckt auch die Frauenvereinigung Ravinala auf Nosy Be. Die Insel vor der Westküste bietet tropische Traumstände, Riffs zum Schnorcheln und

Tauchen. Das Dörfchen Marodoka, in dem der Verein Ravinala Touristen bewirtet und Rundgänge anbietet, ist ein verschlafenes Nest am Meer. Madame Mariama, Gründerin von Ravinala, hat es allerdings nicht mit der Ruhe. Die Lage vieler Frauen hier bringt sie in Rage – auch weil sie die Situation nur zu gut kennt. «Mein Mann hat mich verlassen; als geschiedene Frau zog ich alleine drei Kinder gross. Ich arbeitete viel, litt, und ich vermisste die Liebe.» Den Frauen des Vereins heizt sie gerne ein. «Kämpft für eure Rechte», fordert sie und erklärt zur Erheiterung der Zuhörerin-

Organisation, mit der Ivahona zusammenarbeitet www.grainesdebitume.org Nosy Be www.ravinala-marodoka.com (Frauen-Association)

Fotos: Barbara Halter (5), zvg (1), Louise Jasper-Gardner (1), ddp images (1), AnzenbergerAgency (1)

Korbtaschen aus hellen Naturfasern. Sie werden am Markt mit Kartoffeln, Zwiebeln und Lauch gefüllt, Frauen balancieren die Taschen auf dem Kopf oder versorgen darin ihre Nähutensilien. «Subika» nennt man diese Taschen, erfahren wir einige Tage später von François Xavier «Fifou» Mayer. Der Schweizer mit Wurzeln in Kreuzlingen ist in Madagaskar geboren, seine Familie lebt schon in der siebten Generation hier. Er hat einen bunten Fächer an Visitenkarten in seinem Jeanshemd stecken. Der Mann ist Hotelier (in Montreux und auf der madagassischen Insel Sainte-Marie), als studierter Biologe in einem Verband zum Schutz von Meeressäugetieren tätig – und gründete 2009 mit Partnerin Mia das Mode-Label Ivahona. Eine der Boutiquen befindet sich im alten, zur Kolonialzeit ge-

1 Frauen verkaufen am Strand mit Stickereien verzierte Tischtücher. 2 Madame Mariama gründete auf Nosy Be die Frauenorganisation Ravinala. 3 Zwischenstopp auf der Route nationale: Reisen braucht in Madagaskar Zeit und Geduld. 4 Eine Tasche als Souvenir: Das Mode-Label Ivahona entwickelt madagassisches Handwerk weiter. Gegründet wurde es vom Schweizer François Xavier Mayer.

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nen ihren Drei-Punkte-Plan im Umgang mit Männern (wichtigste Regel: «Ich lebe mein Leben, du deins»). Während man sich amüsiert, denkt man gleichzeitig, dass ihre Tipps nicht so weit von jenen der westlichen Beziehungsratgeber entfernt liegen.

«Mora, mora» nähert man sich dem gemütlichen Puls des Landes an Beim Spaziergang durch Marodoka trifft man später auf der Strasse lustige, neugierige Kinder. Das nachmittägliche Licht wechselt sachte in den Abend über. In der Bar neben dem Haus der Ravinala-Frauen gibts zur eiskalten Cola eine frische Meeresbrise. Und «mora, mora» – «langsam, langsam», wie die Madagassen gern sagen – nähert man sich dem gemütlichen Puls des Landes an.

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DER NORDEN UND TANA TIPPS ANKARANA NATIONAL PARK Drei Tage kann man gut im Gebiet verbringen. Im Park ist ein Guide obligatorisch. Übernachten: Ankarana Lodge (nah beim Haupteingang) oder Iharana Bush Camp (etwas weiter vom Park entfernt, dafür von toller Landschaft umgeben, mit dem Label Fair Trade Tourism zertifiziert). Nosy Be

Moçambique

Tsingy Rouge Ankarana National Park 0

20 km

Antananarivo SI Grafik: Nigel Simmonds

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IVAHONA IN ANTANANARIVO Die meisten Touristen machen halt in Tana, wie die madagassische Hauptstadt meist genannt wird – und sei es nur bei der An- und Abreise. Shoppingtipp: Boutique Ivahona im alten Bahnhof, von dort aus einen Spaziergang über die Prachtstrasse Avenue de l’lndépendance unternehmen. NOSY BE Madagaskars grösste vorgelagerte Insel. Beliebt zum Tauchen und Schnorcheln (z. B. bei Madaplouf Diving). Einblicke in die Kultur und Rundgang durch Marodoka mit der Frauenorganisation Ravinala (Tel. 032 41 322 797). Nicht über die vielen italienischen Touristen auf der Insel wundern: von Mailand aus gibt es Charterflüge direkt nach Nosy Be. REISEZEIT Grundsätzlich das ganze Jahr über. Ideal sind April/Mai und September/Oktober, dann umgeht man auch die Hochsaison. Wer gerne Chamäleons sehen möchte, reist zwischen Dezember und April (in der Regenzeit) oder im September nach Madagaskar.

100 km

www.divinginmadagascar.com (schnorcheln und tauchen) Fair-Trade-zertifizierte Hotels in Madagaskar www.fairtrade.travel/Madagascar/

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GRUEN FASHION

MODE

Stoff für einen Tagtraum Göttinnen, Geister und Paradiesvögel, vereint in einem Reich. Im Bruno Weber Park treffen fantastische Wesen auf die Sommerkollektion von Schweizer Mode-Designern. Fotos: Sara Merz / Redaktion: Victoria Steiner / Hair & Make-up: Nicola Fischer, Style Council / Model: Pia P., Linden Staub

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Overall aus Leinen und Modal, komplett kompostierbar, FREITAG, Top, H & M, Schuhe, MANGO.

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GRUEN FASHION

Diese Seite: Oversize-Kleid aus Leinen, Made in Italy, CLAUDIA BERTINI, Ohrringe, DORYPHOROS × ENSOIE. Linke Seite: Plisseekleid aus Leinen, JULIAN ZIGERLI, Ohrringe, STUDIO MASON, Armreif und Ringe, FELIX DOLL, Schuhe, MANGO.

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GRUEN FASHION

Diese Seite: Jacke und Hose, Siebdruck auf Denim, JULIA SEEMANN. Linke Seite: Mantel und schmale Hose mit Bundfalten, in Silber, Samtbustier, CHRISTANDL. Ballerinas, ZARA.

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Rechte Seite: Jacke aus BioBaumwolle, COLTRANE, Body, H & M.

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Bezugsquellen: CHRISTANDL www.christandl.co, CLAUDIA BERTINI www.claudiabertini.com, COLTRANE www.coltraneworks.com, DOROTHÉE VOGEL www.dorotheevogel.com, DORYPHOROS www.doryphoros.ch, FELIX DOLL www.felixdoll.com, FREITAG www.freitag.ch/de, H & M www2.hm.com, JULIAN ZIGERLI www.julianzigerli.com, JULIA SEEMANN www.juliaseemann.com, MANGO www.mango.com, STUDIO MASON www.studio-mason.com. Produktion: Susanne Märki

Diese Seite: Geringeltes Kleid aus feiner Merinowolle, DOROTHÉE VOGEL, Ohrringe, DORYPHOROS, Armreif und Ringe, FELIX DOLL.

GRUEN FASHION

GRUEN FASHION

BERLIN, BERLIN

Schauspielerin Heike Makatsch, 45, in einem Seidenkleid von Lala Berlin. Sie lebe in der deutschen Hauptstadt «ein sehr beschauliches, unglamouröses Leben», sagt sie.

SCHLICHT

Ohrschmuck aus vergoldetem Messing von der Basler Designerin Jenny Nyfeler. www.aisso.ch CHF 69.–

HINGUCKER

Die Designerin Jeanne Zizi de Kroon unterstützt mit ihrem Label Frauen in Entwicklungsländern. www.zazivintage.com, ca. CHF 500.–

Bester Schnitt Die Riemchensandalette von Hessnatur sorgt für einen eleganten Auftritt. Gewachstes Rindsglattleder aus artgerechter Tierhaltung. www.hessnatur.com CHF 299.–

BEGLEITERIN Abendtasche von Nine to Five mit abnehmbarem Schulterriemen, aus chromfrei gegerbtem Kalbsleder. Die zwei separaten Innenfächer helfen, Ordnung zu halten. www.avocadostore.de, ca. CHF 240.–

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Einst wollte Schauspielerin Heike Makatsch Schneiderin werden, heute trägt sie gern deutsche Labels. Ihre neuste Entdeckung ist Zazi Vintage aus Berlin. Redaktion: Karin Anna Biedert

Während der Filmfestspiele in Cannes brillierte Heike Makatsch in einem hellblauen Kleid des Berliner Trendlabels Zazi Vintage. Die Eco-Fashion-Marke produziert Kleider aus alten Seidenstoffen und unterstützt gleichzeitig Frauen in Entwicklungsländern, die unter fairen Bedingungen von zu Hause aus nähen können. Der Verkauf jedes Kleidungsstücks ermöglicht zudem einem indischen Mädchen ein Jahr lang den Schulbesuch. Ein weiterer Grund für Heike Makatsch, welche Mutter dreier Mädchen ist, die Marke in die Welt hinauszutragen.

C&A-Zertifizierung www.c2ccertified.org Projekte hinter Zazi Vintage www.freeagirl.nl www.iphdindia.com

IM KREISLAUF

Das Bio-BaumwollShirt aus der Cradleto-Cradle-Kollektion von C & A soll sich nach elf Wochen auf dem Komposthaufen zersetzt haben. In diversen Farben erhältlich. www.c-a.com/c2c CHF 9.–

Fotos: Action Press (1), zvg (5)

HÖHENRAUSCH

GRUEN BEAUTY IMMER SOMMER

Das Bronzepuder-Duo Mineral Sun Glow Powder von Lavera enthält natürliche Mineralien und verleiht einen zarten Bräunungseffekt. In zwei Farbnuancen. www.lavera.de, ca. CHF 11.–

ERSTE HILFE

Das Aloe vera Hydro Repair Gel von Santaverde enthält u. a. reinen Aloe-veraSaft und Nachtkerzenöl. Es besänftigt und befeuchtet intensiv. Jetzt neu auch ohne Duft. www.santaverde.de, ca. CHF 47.–

SANFTE FRISCHE Die 24h Deo Roll-On von Weleda schützen

selbst sensible Haut zuverlässig und enthalten keine porenverschliessenden Aluminiumsalze. In den Editionen Zitrus, Granatapfel und Men. www.weleda.ch, je ca. CHF 9.50

Schön auf Kurs Keine giftigen Inhaltsstoffe mehr in der Hautpflege, fordert US-Schauspielerin Olivia Wilde. Dem stimmen wir zu – und zeigen unsere Lieblingsprodukte für den Sommer. Redaktion: Kristina A. Köhler NATÜRLICH GEPFLEGT

Fotos: Trunk Archive (1), zvg (5)

MAGISCHE ESSENZEN

Die Bio-Hydrolate von Farfalla eignen sich für die Gesichtspflege und als erfrischende Körpersprays. Das Ylangblütenwasser besänftigt die Haut und erregte Gemüter. www.farfalla.ch CHF 14.50

SAMTHÜLLE

Die Körperöle von Ella Brantë werden in Deutschland handgefertigt, nach traditionellen sri-lankischen Rezepturen. Beruhigend wirkt das Öl mit Rosengeranie und Zimtrinde. www.greenglam.de, je ca. CHF 53.–

Olivia Wilde, 33, US-Actrice («Her», «Dr. House») und zweifache Mama, ist das Gesicht von True Botanicals, einem Luxus-NaturkosmetikBrand aus Kalifornien.

Körperöle www.ellabrante.com Naturkosmetik www.truebotanicals.com www.hammambasar.ch www.natrue.org/de

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GRUEN WEEKEND-TRIP

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1 Pflückglück: Nicolò Paganini vom Agriturismo Coltiviamo Sogni in seiner Beerenplantage in Campascio. 2 Süsses Glück: Spezialität des Albergo Ristorante Belvedere am Berninapass ist das täglich frische Kuchenbuffet – auf 2189 Metern über Meer! 3 Geschichtsträchtiger Speisesaal: Das «Albrici» am Dorfplatz von Poschiavo ist das erste Hotel des Tals, erbaut im 17. Jahrhundert.

EIN WOCHENENDE IM PUSCHLAV

Am Tisch bei Mamma und Nonna Es ist klein und eng, aber die Puschlaver lieben ihr Tal innig. Wer die frische Luft aufgesogen und die handgemachten Pizzoccheri gekostet hat, versteht sie.

Text: Christa Hürlimann Fotos: Flurina Rothenberger

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Ist es das behagliche Gefühl, eingebettet zu sein zwischen den mächtigen Bergketten? Die frische Luft? Die Nähe zu Italien? Oder sind es am Ende doch die Pizzoccheri, liebevoll zubereitet von den Mammas und Nonnas in dem Bündner Südtal? So genau kann es niemand erklären, aber Fakt ist: Während andere kleine Täler den Wegzug der jüngeren Generationen beklagen müssen, kehren viele Puschlaverinnen

und Puschlaver nach Ausbildungsjahren fern von daheim zurück in ihr Tal, das am Berninapass auf 2300 Metern über Meer beginnt und an der italienischen Grenze auf 550 Metern endet. 5000 Einwohner beheimatet es, ist gerade mal 25 Kilometer lang und bietet Natur vom Gletschergarten bis zur Palmenallee. Das italienischsprachige Tal ist durchzogen vom Flüsschen Poschiavino und dem «Star auf Schie-

Gletschergarten von Cavaglia www.ghiacciai.info www.bernina-glaciers.ch Mühle in Aino www.mulinoaino.ch Pastafabrik in Poschiavo

Flanieren und das Dolce Vita geniessen: Italianità auf der Piazza mitten in Poschiavo vor der prächtigen Bergkulisse.

www.pastificio.ch Vermietung von Velos, E-Bikes und Kinderanhängern www.balzarolo.ch Schifffahrt Lago di Poschiavo www.sassalbo.ch

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Im Ristorante Motrice zeigt Ornella Isepponi den Gästen, wie die besten Pizzoccheri entstehen So viel zu den Schätzen, welche die Puschlaver von der Natur oder von ihren Vorfahren geschenkt bekamen. Heute noch tragen viele Einheimische und auch Zugezogene täglich mit Herzblut dazu bei, dass nicht nur die Jungen im Tal bleiben oder zurückkommen, sondern auch Touristen. Während andere grossmundig von Nachhaltigkeit reden, wird diese im Puschlav selbstverständlich gelebt. «Wir haben hier alles, was man zum täglichen Leben braucht», sagt Ornella Isepponi vom Ristorante Motrice in Poschiavo. Milch, Fleisch, Getreide, Kräuter, Obst und Beeren sowie Trauben aus dem angrenzenden Veltlin werden in den kleinen Betrieben in den beiden Gemeinden Poschiavo und Brusio zu Käsespezialitäten, Wurstwaren, Brot, Pasta, Tee, Gewürzen, Fruchtsäften, Konfitüren, Bier und Wein verarbeitet, ein Grossteil davon in Bio-Qualität. Ornella Isepponi bezieht auch die Zutaten für ihr Restaurant mit Puschlaver Spezialitäten aus dem Tal. Das Gemüse kommt je nach Saison sogar aus dem eigenen Garten. Mit ihrer Enkelin geht sie gerne Wildkräuter sammeln. «Mein Anti-Burnout-Programm», erzählt sie lächelnd, während sie den Teig aus dem aromatischen

Buchweizenmehl für ihre Pizzoccheri knetet, die als die besten in der Region gelten. Donnerstags zeigt sie an der «PizzoccheriMania» interessierten Gästen, wie man sie macht. Kochen gelernt hat die vierfache Mutter auf der Alp im Veltlin, auf der sie mit sieben Geschwistern aufgewachsen ist. Später ist sie nach Poschiavo gezogen und übernahm mit ihrem Mann das Restaurant, das seine Familie seit vier Generationen führt. Er leitet zudem die Druckerei Isepponi nebenan. «Ich kann nicht genau erklären, warum wir Puschlaver so an unserem

«New York hat mir gefallen, aber nach drei, vier Tagen hat man die Stadt gesehen. Ist halt nicht wie das Puschlav», sagte ein junger Einheimischer zum Tourismusdirektor. Tal hängen», sagt Fausto Isepponi. «Aber ich habe eine schöne Geschichte dazu: Als ich einmal im Herbst mit dem Velo weit oben am Berg haltmachte, vor mir eine Wiese mit zwei Rehen, gegenüber unser Hausberg Sassalbo im warmen Abendlicht – da kamen mir die Tränen vor Glück.» Auch Nicolò Paganini weiter unten im Süden des Tals, in Campascio, wird emotional, wenn er auf sein Dorf schaut. Auf der Strasse hoch nach Cavaione hat man eine wunderbare Aussicht auf die Beerenplantagen seines Agriturismo Coltiviamo

KRÄUTER & KINDHEITSERINNERUNG

„ Als Engadinerin mag ich natürlich mein Tal am liebsten, aber das Puschlav ist total herzig – und sehr nah gelegen. Die Familie einer Freundin besitzt ein Maiensäss oberhalb von Poschiavo, dort machten wir als Teenies gerne Mädels-Weekends und gingen wandern. Zum Beispiel zur Alpe San Romerio mit wunderbarer Aussicht vom Berninapass bis ins Veltlin. Heute schätze ich vor allem die tollen Produkte aus dem Tal, etwa das aromatische Buchweizenmehl oder die Kräuter- und Blumenmischungen von Reto Raselli. Seinen Betrieb in Le Prese habe ich erst kürzlich für eine Werbekampagne besucht. Eine tolle Inspiration für mein zweites Kochbuch, das im September erscheint. Nadia Damaso, Food-Bloggerin, Kochbuchautorin und Schauspielschülerin



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Sogni und auf Campascio. «Für mich das schönste Dorf der Welt», sagt er schmunzelnd. Für ihn war immer klar, dass er nach der Ausbildung hierher zurückkehren würde. Sein Vater war Gemüsehändler, er hingegen wollte selber etwas anbauen, und wie sich bei seinen Forschungen herausstellte, eignet sich der Boden für Beeren. Heute besitzt er neun Hektaren mit Beerenkulturen und Steinobst, in der Hochsaison beschäftigt er bis zu vierzig Pflückerinnen, viele davon sind Hausfrauen aus der Region. «Frauen sind feinmotorisch geschickter – und vor allem: Sie können gleichzeitig pflücken und sich unterhalten!», sagt Paganini lachend. «Es ist tatsächlich so: Sobald ein Mann zu plaudern beginnt, hört er auf zu pflücken …» Zum Betrieb gehört auch der Rebberg seines Schwagers im Veltlin. Die Beeren verkaufen sie als Tafelfrüchte, verarbeiten sie zu Konfitüren, Sirup, Säften, Essig oder beliefern Coop damit für Joghurt des Labels Pro Montagna. Nicolò Paganini mag die Beeren am liebsten pur. Oder aber in den Kreationen der Köche vom Agriturismo Miravalle in Brusio. Seit einem Jahr verfügt sein Betrieb nämlich über wunderschöne Hotelzimmer. Wenn er Gruppen zu Gast hat, engagiert er die befreundeten «Miravalle»-Köche. Dann gibts die Früchte etwa in Brombeer-Risotto oder Heidelbeer-Gnocchi zu geniessen.

Das Schiff auf dem Lago di Poschiavo war eine Bieridee zu später Stunde unter Freunden Auch die Schifffahrt auf dem Lago di Poschiavo ist durch eine Zusammenarbeit unter Freunden entstanden. Postauto-Unternehmer Gianluca Balzarolo, der mit seinem Team Taxidienste anbietet und einen Getränkehandel, ein Reisebüro sowie eine Velowerkstatt mitsamt Vermietung führt, erzählt: «Bei einem Feierabendbier kam plötzlich die Idee auf, so ein Boot auf dem See wäre toll …» Kurze Zeit später stach die «Sassalbo» in den Lago di Poschiavo – und dank jener Bieridee und vereinten Kräften können heute kleine und grosse Gäste Rundfahrten auf dem See unternehmen. Zudem organisieren die Einheimischen gemeinsam Anlässe wie das Wildkräuterfestival im Mai oder das Kastanienfest im Oktober. Auch Tourismusdirektor Kaspar Howald ist der Zusammenhalt und die Heimatliebe der Puschlaver aufgefallen, als er vor vier Jahren sein Amt antrat. Aufgewachsen in Trimmis bei Chur, studierte er später

Foto: Daniel Pochetti

GRUEN WEEKEND-TRIP

nen»: dem Bernina Express. Die eindrückliche Berninastrecke zur italienischen Grenzstadt Tirano wurde von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt. Der Zug kann den Höhenunterschied nur dank dem ebenso berühmten Kreisviadukt von Brusio bewältigen. In Poschiavo mit seinen prächtigen Palazzi aus dem 19. Jahrhundert schliesslich wähnt man sich in einem italienischen Städtchen – mit prächtiger Schweizer Alpenkulisse dahinter.

Alpe San Romerio www.sanromerio.ch Kräuter Raselli in Le Prese www.bioraselli.ch Sport Hotel Raselli in Le Prese www.sporthotel-raselli.ch

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1 Wie im Bilderbuch: Blick von Miralago auf den Lago di Poschiavo. 2 Wie im Museum: Die Zimmer in der einstigen Säumerstation La Rösa können gebucht werden, wenn im Haus Events stattfinden. 3 Poschiavo verfügt über eine der letzten Handwebereien. Das Sortiment wird gerade mit tollen Textilien und Accessoires aufgefrischt. 4 Wie ein Anis-Chräbeli in Brotform: das Puschlaver Ringbrot. 5 Ein Muss für Pferdefans: Auf dem Hof Al Canton in Le Prese züchtet die Familie Zanetti-Lazzarini seltene Berberpferde. Derzeit haben sie sechs Fohlen auf der Weide. Die Chefin zeigt sie Interessierten gern auf einer Führung.

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Hotel Le Prese www.hotel-leprese.ch Minigolf www.laromantica.ch Hausgemachte Gelati im Biobistro Semadeni www.hotelsemadeni.ch

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GRUEN WEEKEND-TRIP

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in Zürich und arbeitete dann in Rom. Als er und seine italienische Frau eine Familie gründeten, wollten sie aufs Land ziehen. «Das Puschlav liegt ideal, von hier aus ist alles schnell erreichbar.» Oder umgekehrt: Man ist von überallher schnell wieder daheim. Darüber war auch jener junge Puschlaver froh, mit dem sich Kaspar Howald nach dessen Aufenthalt in New York unter-

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bei der Zugstation Alp Grüm. Zu Fuss erreicht man nach einem kurzen Aufstieg das Albergo Ristorante Belvedere. Dort bietet Marcel «Mio» Miozzari ein süsses Kuchenbuffet, täglich frisch gebacken, auf fast 2200 Metern über Meer! Wer spontan seine Reise verlängern will, kann eines seiner charmanten Zimmer buchen. Den anderen empfiehlt sich die stündige Wanderung zur Zugstation Ospizio Bernina – die ideale Gelegenheit, heimlich ein paar Abschiedstränen zu verdrücken.

Der Bernina ist für Puschlaver «der Pass der Tränen»: Sie weinen beim Abschied – und vor Freude bei der Heimkehr.

Hallenbad in Poschiavo www.piscina-poschiavo.ch Museen www.museoposchiavino.ch Station Alp Grüm www.daprimo.com

Illustration: Anna Haas

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hielt: «New York hat mir gefallen, aber nach drei, vier Tagen hat man die Stadt gesehen», habe er ihm erzählt. «Ist halt nicht wie das Puschlav.» Und ein älterer Mann sagte einmal zu Kaspar Howald: «Der Bernina ist für uns der Pass der Tränen, denn du weinst immer zweimal: wenn du gehst, weil du gehen musst, und wenn du wiederkommst aus Freude, weil du endlich wieder hier bist.» Um den bitteren Abschied zu versüssen, lohnt sich für Ausflügler ein Zwischenhalt

1 Rosa verkauft Glace in der ehemaligen Säumerstation La Rösa. 2 Zwei Bündner Berühmtheiten: der Bernina Express und der Kreisviadukt von Brusio. 3 Risotto mit Beeren vom Agriturismo Coltiviamo Sogni, kreiert von den «Miravalle»-Köchen. 4 Aus Buchweizenmehl, Salz, Wasser, Butter, Käse, Gemüse und einer Portion Liebe macht Ornella Isepponi vom Ristorante Motrice in Poschiavo die besten Pizzoccheri des Puschlavs.

EIN WOCHENENDE IM PUSCHLAV ERLEBEN

6 RISTORANTE MOTRICE Die besten Pizzoccheri machen Isepponis. Via da Spultri, 1 BERNINA EXPRESS Ins Puschlav Poschiavo. www.ristorante-motrice.ch unbedingt per Zug reisen! Sitzplatz7 RINGBROT Erhältlich zum Beispiel in reservation nicht vergessen. www.rhb.ch der Panetteria Alpina. Via Principale, Le 2 VALPOSCHIAVO TURISMO Kaspar Prese. www.panetteria-alpina-leprese.ch Howald und sein Team haben die besten 8 AGRITURISMO MIRAVALLE Tolle Tipps für Aktive, Geniesser und Familien. Aussicht und köstliches Essen bietet Familie Poschiavo, Stazione. www.valposchiavo.ch Migliacci in Brusio. www.miravalle.ch 9 MIRALAGO Wunderbare Seesicht SHOPPEN & GENIESSEN und feines Essen gibts im Albergo bei der Zugstation Miralago. www.miralago.ch 3 LA RÖSA Einst Säumerstation, heute 10 AL CANTON Seltene Berberpferde wunderbares Gasthaus mit Ziegenproduk- und biologische Teekräuter gibts bei der ten. Das Haus ist als Ganzes buchbar, ein- Familie Zanetti-Lazzarini auf dem Biohof zelne Zimmer bei Events. www.larosa.ch Al Canton in Cantone, Le Prese. Auf 4 CASEIFICIO VALPOSCHIAVO BioWunsch mit Führung und einer Einführung käserei in San Carlo. www.caseificio.ch in «Pferdisch». www.al-canton.ch 5 EGP PAGANINI Lädeli mit Produkten 11 HANDWEBEREI Poschiavo hat eine aus dem Tal. Vial da la Stazion 288, der letzten Handwebereien der Schweiz Poschiavo, Tel. 078 632 15 04. mit schönen Textilien. www.tessitura.ch

SCHLAFEN 12 AGRITURISMO COLTIVIAMO SOGNI Bett und Beeren: Wer Produkte für 200 Franken kauft, schläft gratis in einem der wunderschönen neuen Zimmer. Preis pro Person und Nacht CHF 60.–. Familie Paganini, Via Cantonale 225, Campascio. www.coltiviamo-sogni.ch 13 HOTEL ALBRICI Lange Geschichte, witziger Gastgeber: Für Interessierte gibts im ältesten Hotel von Poschiavo (erbaut im 17. Jahrhundert) dienstags und sonntags Führungen. DZ ab CHF 190.–. Familie Zanolari, Plaza da Cumün. www.hotelalbrici.ch 14 ALBERGO RISTORANTE BELVEDERE Bett und Süsses auf 2189 m ü. M.: Gastgeber Marcel Miozzaris Spezialität ist sein Kuchenbuffet. Zimmer ab CHF 60.– pro Person. Wahnsinns-Aussicht inklusive. www.belvedere-alpgruem.ch

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GRUEN SELBERMACHEN

MATERIALLISTE • Baumwollstoff in Bio-Qualität, ca. 20 × 20 cm • Zickzackschere • Bienenwachs in Bio-Qualität (im Block oder als Perlen, erhältlich im Reformhaus) • 2 Bögen Backpapier • Bügeleisen und Bügelunterlage

SCHRITT 1

Den Baumwollstoff mit der Zickzackschere zu einem Quadrat zuschneiden, glatt auf Backpapier auslegen und kleine Stücke Bienenwachs gleichmässig darauf verteilen. Tipp: Das Bienenwachs lässt sich sehr einfach mit einem Sparschäler vom Block schaben.

Einwickeln in Bienenwachs Tschüss Alufolie! Käse, Apfelhälften, Sandwiches oder Gemüsestücke bleiben auch im Bienenwachstuch frisch. Mit unserer Anleitung stellt man ruckzuck seine eigenen Tücher her. Nichts mehr wegwerfen, so lautet die Devise der Zero-Waste-Bewegung. Was gut klingt, ist im Alltag gar nicht so einfach realisierbar. Wir verpflegen uns oft unterwegs, kaufen spontan ein. Zurzeit eröffnen in vielen Städten zwar Geschäfte, die Lebensmittel im Offen-

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verkauf anbieten – doch wie bitte bleibt der Käse im Kühlschrank frisch? Geübte ZeroWaste-Anhänger verwenden dafür Bienenwachstücher. Abgeschaut wurde das Prinzip in der Natur: Bienen nutzen Wachs nicht nur zur Lagerung ihrer Honigvorräte, sondern auch zur Konservierung. Aus Baumwollstoff und Wachs lassen sich solche Tücher leicht selbst herstellen. Das Berliner Start-up Makerist bietet online Anleitungen und Videokurse rund ums Nähen, Stricken und Häkeln.

SCHRITT 2

Ein zweites Backpapier auf den Stoff mit den Wachsstücken legen und auf mittlerer Stufe bügeln, bis das Wachs geschmolzen und in den Stoff eingezogen ist. Eventuell zusätzlich Wachs einbügeln, wenn an einer Stelle noch etwas fehlt.

SCHRITT 3

Sobald das gesamte Stoffstück gleichmässig vollgesogen ist, wird es im heissen Zustand von den Backpapieren gelöst und zum Abkühlen über eine Schüssel gelegt. Überschüssiges Wachs kann durch erneutes Bügeln mit einem sauberen Backpapier entfernt werden. Hinweis: Das Tuch ist nicht für rohes Fleisch geeignet. Nach Gebrauch feucht abwischen. Kein heisses Wasser verwenden, da sich sonst das Wachs löst.

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Fotos: zvg (4)

Die mit Bienenwachs beschichteten Tücher sind Ersatz für Aluoder Frischhaltefolie.

GRUEN GENUSS

Bauern im Einklang Früher belächelt, heute begehrt – die Nachfrage nach biodynamischen Produkten wird immer grösser. Seit Kurzem gibt es im Coop Demeter-Milch. Einer der Lieferanten ist das Gut Rheinau: ein Hof mit Visionen. Text: Lisa Merz Fotos: Stephan Rappo Nirvana, Isis und Wuppa kauen gemächlich das frische Kleegras mit Kräutern, das vor ihnen liegt. Zweimal täglich bekommen die 55 Kühe Futter, nicht von einer Maschine, sondern vom Bauern persönlich. Der Kuhstall auf dem Gut Rheinau nahe Schaffhausen wurde so konzipiert, dass möglichst viel von Hand gemacht werden muss. «Biologisch-dynamische Landwirtschaft ist nicht nur ein Label, es ist eine Lebenseinstellung. Bei uns könnten viele Arbeiten auch von Maschinen erledigt werden», sagt Andreas Wälle. Seit vier Jahren lebt der Bauer mit seiner Frau Agnes und den drei jüngsten Kindern auf dem Betrieb. Zusammen mit zwei anderen Familien führt er den grossen und vielseitigen ehemaligen Gutsbetrieb als GmbH. Zusätzlich bietet das Gut Rheinau Menschen mit Einschränkungen Wohn-, Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Jeden Morgen um sechs Uhr kehren die Kühe von ihrem nächtlichen Ausflug auf

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Andreas Wälle, Bauer auf dem Gut Rheinau, ist es wichtig, dass Tiere «wesensgerecht» gehalten werden.

die Weide in den schattigen Stall zurück und werden gemolken. Die Mutterkühe tränken zuerst noch ihre Kälber. «Bei uns kennt jedes Kalb seine Mutter, und alle trinken bis zu sechs Monate von einem Euter», erklärt Andreas Wälle. Die Milch wird von der Molkerei Biedermann in Bischofszell TG abgeholt und verarbeitet (jährlich 200 000 Liter). Von dort geht ein Teil der Demeter-Milch zu Coop. «Wenn ich die biodynamische Landwirtschaft nicht kennengelernt hätte, wäre ich nicht Bauer geworden», sagt Andreas Wälle. Sich ernsthaft mit diesen Ideen

auseinanderzusetzen, eröffnet ganz neue Dimensionen.» Teilweise ist dem Landwirt der Run auf Demeter fast etwas suspekt. Was für Andreas Wälle seit über dreissig Jahre Normalität ist, wird plötzlich gross progagiert. Zum Beispiel, dass man ohne Antibiotika arbeitet. «Das ist für uns selbstverständlich!» 1 Auf dem Gut Rheinau in Rheinau ZH kennt jedes Kalb seine Mutter. 2 Demeter-Kühe geben etwa 5500 Liter Milch im Jahr. Bei konventioneller Haltung können es bis zu 10 000 Liter sein. 3 Demeter-Vollmilch gibts in mehreren grösseren Coop-Filialen für CHF 1.95 pro Liter.

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Gut Rheinau www.gutrheinau.ch Coop www.coop.ch Molkerei Biedermann www.biomolkerei.ch Fintan www.fintan.ch

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GRUEN GENUSS

«ALPENBLICK»

Bergkost für G Der Wilderswiler Spitzenkoch Richard Stöckli setzt auf Regionales. Etwa Käse von der Alp Nessleren – aus Milch von seinen Kühen Kirscha und Rosa.

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Der Berner Oberländer Chef Richard Stöckli schätzt es, dass die Älpler Hans und Markus (v. l.) auf der Nessleren noch traditionell käsen.

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GRUEN GENUSS

Text: Elsbeth Hobmeier Fotos: Fabian Häfeli Rosa und Kirscha haben es gut. Sie geniessen in der Herde die Sommerfrische auf der Alp, das saftige Gras und die gesunde Bergluft auf der Nessleren hoch oben im Berner Saxettal. Zum Dank geben sie tüchtig Milch. Das kupferne Käsekessi in der urchigen Alphütte wird jeden Tag mindestens einmal gefüllt. Bis gegen 300 Kilo Bergkäse können Richard und Yvonne Stöckli jede Saison nach Wilderswil ins Hotel Alpenblick tragen – und als Mitbesitzer der Alp ihre zwei Kühe Rosa und Kirscha den ganzen Sommer weiden lassen. Im schönen grossen Berner Oberländer Gasthaus findet dieser Bergkäse reissenden Absatz. Er erfreut die Hotelgäste beim Frühstück, er liegt auf dem Käsewagen inmitten von mindestens vierzig verschiedenen Schweizer Sorten. Er ist eine «chüschtige» Grundlage für Richard Stöcklis Kreationen: Käsebretzeli, Sablés oder Käsemousse zum Apéro (siehe Rezept), als Kruste auf dem Schweinsfilet oder fein gehobelt über dem Tomatensalat. Und nie fehlen darf der Bergkäse beim privaten Zmorge der Stöcklis, da wäre Familienhund Mena bitter enttäuscht. Richard Stöckli ist eng verbunden mit seiner Heimat. Schon als Bub half er mit beim Heuen an den steilen Hängen und freute sich auf Tee, Brot und Käse zum Zvieri. Er kletterte den Verstecken der

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Das Hotel www.hotel-alpenblick.ch Die Region www.berneroberland.ch www.thunersee.ch www.interlaken.ch www.wilderswil.ch Tellspiele

1 Aus Richard Stöcklis «Alpenblick»-Küche: marinierte Felchen aus dem Thunersee. 2 Auf der Nesslerenalp sömmern die beiden Kühe der Stöcklis. Aus ihrer Milch entsteht hier oben der begehrte Bergkäse fürs Restaurant. 3 Ein gutes Team: Yvonne Stöckli leitet den Service und pflegt den Weinkeller, Richard Stöckli steht am Herd. 4 Heimelige Atmosphäre im Gourmetstübli des «Alpenblicks».

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BERGKÄSE-MOUSSE Zum Apéro, ergibt 8 bis 10 Portionen

5 dl Rahm Salz, Schwarzer Pfeffer Muskat ½ Lorbeerblatt 1 kleiner Thymianzweig 1 kleine Knoblauchzehe, angedrückt 1 Spritzer Tabasco 6 Eigelb 150 g Bergkäse, gerieben (von der Nesslerenalp, jährig oder älter) 4 Blatt Gelatine, eingeweicht 2 dl Doppelrahm, halb geschlagen Den Rahm mit Salz, Pfeffer, Muskat, Lorbeer, Thymian, Knoblauch und Tabasco erhitzen. Dann durch ein Sieb passieren, auf die Eigelbe giessen und in einem Wasserbad allmählich zu einer cremigen Konsistenz eindicken lassen. Den geriebenen Käse dazugeben und schmelzen lassen. Die ausgedrückte Gelatine hineingeben, auflösen und kalt rühren. Bevor die Masse anfängt fest zu werden, den Doppelrahm unterheben. Den Schaum in eine Form füllen und im Kühlschrank fest werden lassen. Gelee

Hühner nach, um die Eier zu holen. Und musste im Gemüsegarten helfen, wenn die anderen Kinder ins Schwimmbad gingen. Dennoch wusste er schon damals, dass er Koch werden wollte.

Von der einfachen Dorfbeiz zum mehrfach ausgezeichneten Gourmetlokal und Hotel Nach der Lehre in Interlaken und den Wanderjahren in grossen Häusern der Schweiz kam Richard Stöckli mit zwanzig wieder heim nach Wilderswil und übernahm den Familienbetrieb. Der war damals noch eine Dorfbeiz, und die erste Saison in einem harten Winter war mit undichten Fenstern und zu wenig heissem Wasser für den jungen Unternehmer nicht gerade ein Aufsteller. In den folgenden Jahren wurde renoviert, umgebaut, dazugekauft: Heute ist der «Alpenblick» ein wahres Bijou mit vierzig komfortablen Zimmern, einer rustikalen Bauernstube, einem gepflegten Gourmetstübli, einer schattigen Terrasse. Richard

Stöcklis Kochkunst ist mit 16 GaultMillauPunkten und einem Michelin-Stern ausgezeichnet, seine Frau Yvonne mit dem Titel «Sommelière des Jahres 2016». Seit 37 Jahren führt er den Betrieb, seit 1991 arbeitet Yvonne Stöckli tatkräftig mit. Kennengelernt hat sich das Paar dank einem Kochkurs, bei dem Yvonne ohnmächtig zusammenbrach und sich Richard rührend um sie sorgte … Ein Jahr später heirateten sie. Die Kinder sind inzwischen erwachsen: Tochter Riccarda beginnt im Herbst ein Jus-Studium, Sohn Timothy hat soeben einen Eistee aus der Region lanciert. Innovativ ist auch des Vaters Küche. «Ich habe mir im Lauf der Jahre viele Gedanken gemacht», sagt Richard Stöckli. «Überall gab es Loup de Mer, Poulet de Bresse, Brasato aus dem Piemont, Gastrokritiker und Gäste verlangten nach Internationalität. Ich entschloss mich jedoch schon früh, stärker auf unsere Region und ihre Produkte zu setzen», erklärt er. In seinem aktuellen Menü «Symphonie des

www.tellspiele.ch Musical «Cats» www.thunerseespiele.ch Seaside Festival www.seasidefestival.ch

2 Gelatineblätter, eingeweicht 1 dl Apfelessig-Balsamico von Baerg Marti Swiss Mountain Essence Die eingeweichten Gelatineblätter unter den Apfelessig-Balsamico ziehen, die Mousse mit einer dünnen Schicht dieses Gemischs überziehen. Ca. 12 Stunden im Kühlschrank fest werden lassen. Ein feines Messer in heisses Wasser tunken, Mousse damit in mundgerechte Würfel schneiden und zum Beispiel auf Löffel anrichten.

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GRUEN GENUSS

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Sommers» bietet er eine Felchenvariation mit mariniertem Gemüse an, gebratenen Zander mit Artischocken und getrockneten Tomaten, einen kurz gegarten Saibling mit Estragon und eine während 24 Stunden geschmorte Kalbsbrust. Der Saibling und die Felchen kommen aus dem Thunersee, das Fleisch liefert die Metzgerei Blaue Kuh im nahen Matten. Lange am Knochen gereift ist das Entrecôte vom HerefordRind, ein Klassiker im «Alpenblick». «Schwiinigs» gibt es nicht allzu oft, ein Hit ist allerdings die ewig geschmorte Brust vom Ormalinger Weideschwein, welche Stöckli kühn mit einem Langostino und einer asiatisch gewürzten Sauce kombiniert. Einen guten Teil seiner Freizeit verbringt Richard Stöckli im grossen Garten. Hier zieht er Setzlinge, pflanzt verschiedene

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Tomatensorten, erntet Kräuter, Beeren und Obst. Aus der Ernte macht Stöckli Konfitüren für das Frühstücksbuffet oder Chutneys und in Curry eingelegte Zucchetti, die er zum Raclette serviert. Auch Steinpilze oder Schopftintlinge, die er in Blätterteig packt oder mit Brät füllt, sammelt er selber oder erhält sie von Nachbarn.

Yvonne Stöckli ist der «Weinguru» im Haus und trägt den Titel «Sommelière des Jahres 2016» Etwas einfacher wird in der Dorfstube gekocht. Dort ist der Unspunnenspiess mit seiner «Sauce der 1000 Düfte» der grosse Renner, aber auch das Kalbsgeschnetzelte mit Rösti und das Original Wiener Schnitzel. «Das beste 676 Kilometer ausserhalb von Wien», meint Stöckli lachend.

„Ich habe mich früh entschlossen, stärker auf unsere Region und ihre Produkte zu setzen.“ 76

1 Seit 37 Jahren führt Richard Stöckli den «Alpenblick» in Wilderswil BE und hat aus der einstigen Dorfbeiz ein Bijou gemacht. 2 Dank der Salzkruste bleibt der Saibling schön saftig. Im «Alpenblick» wird er am Tisch tranchiert.

Zu all diesen Genüssen liegt im grossen Weinkeller ein passender Tropfen. Mit der Leidenschaft für Wein von ihrem Mann angesteckt, ist Yvonne Stöckli heute der «Weinguru» im Haus. Sie verwaltet den Keller und das 5,55 Kilo schwere Weinbuch. «Ich berate die Gäste gerne, aber dränge mich nicht auf», sagt die Sommelière. Grosses Gewicht setzt sie auf Schweizer Weine, von denen sie auch im Offenausschank eine schöne Auswahl anbietet. Bei den Flaschenweinen füllen allein die weissen Walliser sechs Seiten der Karte. Besonders begeistert ist Yvonne Stöckli vom Sauvignon Blanc des Genfers Jean-Pierre Pellegrin – der ist derart rar, dass sie ihn nur ausschenkt, wenn der Chef oder die Chefin ein Gläschen mittrinken dürfen. Hotel Restaurant Alpenblick Oberdorfstrasse 3, 3812 WilderswilInterlaken, Tel. 033 828 35 50, DZ mit Frühstück ab ca. CHF 120.–

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GRUEN BKW

«WATT’S UP?»

Wo kommt der Strom her? Christoph Aegerter hat das Programm «watt’s up?» schon zweimal für seine Klassen in der Schule Gurzelen BE für das Schulfach Natur – Mensch – Mitwelt gebucht. «Die Animatorinnen und Animatoren bringen viel Material zum Experimentieren mit, das ich so selber nicht bieten könnte», sagt er. Energie, Strom, Klima – das seien wichtige Themen, mit denen sich die Kinder befassen müssten. Aegerter hat jeweils das Programm für die 5. und 6. Klasse gebucht, bei dem es um die Stromproduktion und um Energieträger geht. «Der Unterricht der Lehrpersonen ist neutral und nicht ideologisch», erklärt er. Was auch für ihn spannend gewesen

sei, sei das Modul über den Stromhandel. «Die Kinder mussten verschiedene Kraftwerke zusammenschalten und schauen, dass die Nachfrage gedeckt war.» Das sei gar nicht so einfach. «Die Kinder hier in Gurzelen wissen, dass die Milch nicht aus dem Tetra Pak kommt», sagt Aegerter mit Schmunzeln. «Es ist nicht schlecht, wenn sich auch Jugendliche damit auseinandersetzen, dass auch Strom nicht einfach so aus der Dose kommt, sondern dass sie wissen, was es alles braucht, damit wir unsere Smartphones aufladen können.» Sandra Brigger ist eine der Animatorinnen, die mit dem Programm «watt’s up?» in Schulen zu Besuch geht. Am liebsten unterrichtet sie das

LEBEN AM WASSER Ab Frühling 2018 bietet die BKW für die ganze Schweiz das neue, kostenlose Schulangebot «Leben am Wasser» an. Im Zentrum stehen die Umwelt in ihrer Komplexität und Vielfalt sowie die Auseinandersetzung mit ihr als Lebensgrundlage. Schülerinnen und Schüler setzen sich mit natürlichen Ressourcen und deren Begrenztheit auseinander. Das forschende, entdeckende und kompetenzorientierte Schulangebot wird im Kraftwerk Aarberg im Besucherzentrum sowie in der näheren und weiteren Umgebung durchgeführt. Mehr Infos unter: www.wattsup.ch

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Modul für die 5. und 6. Klasse: «In einem Experiment müssen die Kinder vier Räder zum Laufen bringen. Dafür haben sie Wasserdampf, Wasser, Wind und Muskelkraft zur Verfügung», erklärt sie. In der Materialbox sind auch Dinge wie ein Dynamo. «Wir erklären, wie damit Strom erzeugt werden kann», so Brigger. Ein weiteres Lernelement stellt die Schwierigkeit beim Speichern von Elektrizität dar und wieso dies in grossen Mengen nicht funktioniert. Im Theorieteil erkläre sie, wie in der Schweiz Strom produziert werde. In den Modulen für die 3. und 4. Klasse gehe es um einfache Stromkreise, für die Schülerinnen und Schüler der 7. bis 9. Klasse um die Energieeffizienz. «Es geht um

Dinge des Alltags, über die man sich sonst nicht so viele Gedanken macht.» Am Schluss gebe es jeweils tosenden Applaus. Laut BKW sind bis anhin rund 140 000 Schülerinnen und Schüler in Schulklassen besucht worden. Das Programm wird im Kanton Bern respektive im Versorgungsgebiet der BKW angeboten. Grund für das Programm «watt’s up?» ist, dass die BKW Grundlagenwissen über Energie vermitteln will. Das Programm bringt, in Absprache mit den Erziehungsdirektionen, dieses Energiewissen zu den Schülerinnen und Schülern. Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit BKW.

Fotos: Ruben Wyttenbach / BKW (4), zvg (1)

Mit dem Programm «watt’s up?» vermittelt die BKW in Schulen Grundlagenwissen über Energie, Energieerzeugung und -verbrauch.

Die Wasserkraft in der Schweiz www.bfe.admin.ch/wasserkraft Woher stammt der Strom aus meiner Dose? www.stromkennzeichnung.ch

WASSER, WIND UND SONNE Vor Ort erleben, wie Strom gemacht wird: Die Wasser-, Wind- und Sonnenkraftwerke bieten in Besucherzentren viele Informationen.

WASSERKRAFTWERK

Schülerinnen und Schüler in Gurzelen beobachten ein Experiment. Wie wird aus Wind Strom? Die Kinder können selber Strom herstellen.

Die Schwankungen im Stromverbrauch: Wieso ist trotzdem immer genug da?

Beispielhaft: Das neue Wasserkraftwerk Hagneck liefert 40 Prozent mehr Strom als das alte und umfasst umfangreiche Renaturierungsmassnahmen. Die Energieinfrastrukturlandschaft am Aare-Hagneck-Kanal wurde zur «Landschaft des Jahres 2017» gewählt. Besucht werden können auch die Wasserkraftwerke Aarberg, Wynau/ Schwarzhäusern und Mühleberg, die alle entlang der Aare Strom erzeugen.

SONNENKRAFTWERK Ein 4D-Hologrammtisch im Besucherzentrum des Sonnenkraftwerks visualisiert den «intelligenten Berg» Mont-Soleil und zeigt, wie Wind, Wasser, Sonne und Netze genutzt werden. Angeboten werden auch Rundgänge durch die Sonnenund Windkraftwerke.

WINDKRAFTWERK 16 Windturbinen bilden auf dem Mont-Crosin den grössten Windpark der Schweiz. Auf einer geführten Besichtigung kann man das Innenleben einer Windturbine kennenlernen. Öffnungszeiten und Infos zum Besuch der Kraftwerke: www.bkw.ch/si-besucher

Wie hoch ist mein aktueller Energieverbrauch? www.2000watt.ch Effizienter Einsatz von Strom www.bfe.admin.ch/energieetikette

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GRUEN AUTO

GIULIA STEINGRUBER

„Ich muss mich ausbreiten FACTS & FIGURES OPEL AMPERA-E Antrieb Elektromotor, 204 PS, 360 Nm, Front Fahrleistungen 0–100 km/h 7,3 s, Spitze 148 km/h (abgeriegelt), Reichweite 520 km Verbrauch 13,6 kWh / 100 km = 0 g CO2/km Masse (L/B/H) 4,16/1,77/1,59 m, 1691 kg, Laderaum 381 bis 1274 Liter Preis ab CHF 41 900.–

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Die Schweizer Kunstturnerin Giulia Steingruber pendelt zwischen Gossau und Biel. Jetzt zur Abwechslung im elektrischen Opel Ampera-e. Text: Jürg A. Stettler Fotos: Andreas Graber Noch etwas müde wirkt Kunstturnerin Giulia Steingruber, als sie früh am Morgen zum Fotoshooting in La Chaux-de-Fonds NE vorfährt und sagt: «Einen weiteren Kaffee könnte ich gut vertragen. Ich trinke gerne bis zu acht Tassen pro Tag. Der erste Kaffee am Morgen ist fast schon ein Ritual für mich.»

Letzten Sommer gewann Giulia Steingruber an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro am Sprung die Bronzemedaille. Diesen April musste sie die Europameisterschaft absagen wegen eines Aussenband-Teilanrisses und einer Knochenabsplitterung im Sprunggelenk. Die 23-jährige Gossauerin trainiert bereits wieder rund dreissig Stunden pro Woche. Dies, obwohl der Knöchel noch recht geschwollen ist. Giulia Steingruber zuckt nur mit den Schultern. GRUEN: Haben Sie keine Schmerzen? Kaum, ich kann nur am Boden noch nicht voll trainieren. Weil der Knöchel noch recht

Opel www.opel.ch Kunstturnerin Giulia Steingruber giulia-steingruber.ch Schweizerischer Turnverband www.stv-fsg.ch Elektro-Opel

von Gossau nach Biel und wieder zurück. Und sonst lade ich ihn eben über Nacht wieder auf. Meinen Adam S muss ich ja auch tanken. Sie denken da sehr pragmatisch. Ja, mein Auto muss mich einfach zuverlässig von A nach B bringen. Da ist es mir egal, ob es ein Elektro-Auto oder ein Benziner ist. Was gefällt Ihnen am Adam besonders? Er ist klein, frech, man kann ihn überall gut parkieren, und mit seinen 150 PS bin ich auch flott unterwegs. Sie pflegen einen sportlichen Fahrstil? Ich fahre gerne zügig, aber immer im Bereich des Erlaubten. Zudem versuche ich, sparsam, also vorausschauend und in einem möglichst hohen Gang, zu fahren. Auf längeren Strecken werde ich schnell müde. Zwei bis drei Stunden Fahrt gehen, danach brauche ich eine längere Pause. verbringe ich die Freizeit mit meinen KolleSind Sie eine gute Beifahrerin? gen oder entspanne in der Badi. Seit ich selbst fahre, verfolge ich das Nach Bronze in Rio und der Verletzung Geschehen auf der Strasse zwar aktiver haben Sie eine Pause eingelegt und sind als zuvor, aber ich bin keine Beifahrerin, verreist. War das eine gute Erfahrung? die dauernd rummotzt. Ja, Australien war genial! Eine so grosse Worauf können Sie im Auto nicht Reise werde ich sicher wieder machen. verzichten? Aber erst in drei oder vier Jahren, nach den Auf Musik! Dank Spotify und CarPlay nächsten Olympischen Spielen. funktioniert das perfekt. Meist höre ich Sie sind momentan nicht nur sportlich Charts-Songs, und die Lieder dürfen gefordert, sondern auch schulisch. durchaus ein bisschen Pep haben. Zudem Das stimmt, ich hole die Matura im Fernhabe ich immer einen kleinen Engel aus studium nach. Später würde ich gerne PsyMetall dabei, den mir meine Mutter zur chologie studieren. Es braucht aber sehr bestandenen Fahrprüfung geschenkt hat. viel Disziplin, um dranzubleiben. Dank der Wie steht es mit Ordnung in Ihrem Auto? Unterstützung meiner Eltern kann ich mich (Zögert.) Oje, Ordnung ist generell ein voll auf Sport und Schule konzentrieren. heikles Thema. Ich muss mich ausbreiten Sie pendeln seit neun Jahren zwischen können, sei es im Auto oder in meinem Gossau SG und Biel BE. Wie viele KiloZimmer – dort kann es zum Teil chaotisch meter fahren Sie pro Jahr? aussehen. Meine Mutter kriegte deshalb früher oft die Krise. Wenn ich nach dem (Lacht.) Viele … Vielleicht zu viele! Alleine Wochenende daheim in Gossau wieder durchs Pendeln kommen rund 20 000 KiloRichtung Biel fahre, achte ich nun darauf, meter zusammen. Mit dem Gubrist und dass ich mein Zimmer den vielen Baustellen nicht allzu unordentlich zwischen Biel und Gossau zurücklasse (lacht verist es momentan auf der schmitzt). Autobahn schon sehr Eine Krise hatte Ihre mühsam. Für die Fahrt zur Mutter bezüglich Auto Schule nach Zürich nehme schon mal, erinnern ich daher meist den Zug. SPAREN MIT FAHREN Sie sich? Sonst geniesse ich die Zwar sind E-Mobile in der (Lacht.) Ja, das ist aber Flexibilität, die mir mein Anschaffung teurer. Doch lange her. Als Kind Opel Adam S bietet. Energie Schweiz berechnete, hatte ich die glorreiche dass man bei einer JahresNun fahren Sie zur Idee, das Auto unseres fahrleistung von 11 500 KiloAbwechslung den rein Nachbarn mit Kreidemetern satte 840 Franken elektrischen Ampera-e. blumen zu verzieren. und somit 63 Prozent der Keine ReichweitenEs war ein teurer Spass, Spritkosten sparen kann! angst? das Auto musste neu Und je öfter man fährt, Nein, im Alltag schaffe ich lackiert werden. umso mehr spart man. locker 400 Kilometer. Also

„Ich habe immer einen kleinen Engel im Auto, den mir meine Mutter zur bestandenen Fahrprüfung geschenkt hat.“

können“ geschwollen ist, muss ich mich «rantasten». Es geht aber schon ganz gut. Nach all den Jahren unter Zoltan Jordanov haben Sie nun einen neuen Trainer. Eine grosse Umstellung für Sie? Unter Fabien Martin herrscht eine andere Stimmung. Aber es ist genauso intensiv wie zuvor, einfach auf eine andere Art. Martin hat frischen Wind gebracht. Das ist gut und gibt zusätzliche Motivation für mein nächstes Ziel: die Weltmeisterschaft Ende September in Montreal. Wenn Sie so intensiv trainieren, wie schalten Sie da ab? Wohl kaum beim Sport, oder? Doch, manchmal gehe ich mit meinen Eltern Tennis spielen. Aber am liebsten

GRUEN FAHRTIPP

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GRUEN AUTO

Dank seines Lithium-IonenAkkus mit 35,8 kWh schafft der VW e-Golf mit den markanten LED-Tagfahrleuchten nun bis 300 Kilometer Reichweite.

Golf bleibt Golf Überzeugend, aber ohne Überraschungen: Dafür fährt der VW e-Golf nach seinem Update mit mehr Reichweite und höherwertiger Ausstattung vor.

Schon vor über 40 Jahren stellte Volkswagen seinen ersten Elektro-Golf vor. Damals ersetzte ein 27 PS starker Gleichstrommotor, der einfach an das serienmässige Vierganggetriebe angeflanscht wurde, den Vierzylinder-Benziner. Die Blei-Säure-Batterien füllten damals den ganzen Kofferraum. Die Zeiten haben sich geändert, doch der VW Golf bleibt auch mit E-Antrieb weiterhin ein solider Wagen. Mit der aktuellen Überarbeitung der siebten Generation des deutschen Bestsellers profitiert natürlich auch der e-Golf von einem umfassenden Update. Aus den 27 PS von 1976 sind inzwischen sportliche 136 PS und 290 Nm geworden, sodass der Kompaktwagen locker in 9,6 Sekunden auf 100 km/h sprintet und bis zu 150 km/h schnell wird. Batterie im Kofferraum? Das war einmal! Mittlerweile ist die Lithium-Ionen-Batterie platzsparender untergebracht, und der Elektro-Golf wartet heute mit satten 341 bis 1231 Litern Stauraum auf – nur rund 40 Liter weniger als beim Golf mit herkömmlichem Verbrennungsmotor. Die neue Batterie hat einen weiteren Vorteil: Bei gleichem Volu-

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FACTS & FIGURES VW E-GOLF Antrieb Elektromotor, 136 PS, 290 Nm, Front Fahrleistungen 0 bis 100 km/h 9,6 s, Spitze 150 km/h (abgeriegelt), Reichweite 300 km Verbrauch 12,7 kWh / 100 km = 0 g CO2/km, Energieeffizienz A Masse (L/B/H) 4,27/1,80/1,48 m, 1615 bis 1795 kg, Laderaum 341 bis 1231 Liter Preis CHF 40 200.–

GEWOHNT SOLID Der VW e-Golf glänzt mit beachtlichen 341 bis 1231 Litern Stauraum und gut ablesbaren digitalen Instrumenten.

Electrosuisse – Fachgesellschaft e’mobile www.e-mobile.ch Elektromobilität bei VW www.emobility.volkswagen.ch

Fotos: zvg (3)

Text: Jürg A. Stettler

men verfügt sie jetzt über eine klar höhere Ladedichte. Der Energiegehalt kletterte von 24,2 kWh auf 35,8 kWh, und damit erhöht sich auch die Reichweite des e-Golfs, der nach Norm nun 300 Kilometer (im Alltag vermutlich gegen 250 km) schaffen soll. Auch durch gute Verarbeitung, üppige Sicherheits- und Komfortausstattung, moderne Assistenzsysteme und hohe Funktionalität bleibt der e-Golf ein typischer Golf. Sein hübsches Cockpit zum Beispiel überzeugt mit gut ablesbaren digitalen Instrumenten sowie perfekter Vernetzung.

GRUEN AUTO

MITSUBISHI OUTLANDER PHEV Dank neuer Front mit breiten Chromstreben und schmalen Scheinwerfern mit LED-Tagfahrlicht tritt der SUV jetzt noch ausdrucksstärker auf. Ausgerüstet mit zwei Elektromotoren mit jeweils 82 PS und einem 2,0-Liter-VierzylinderBenziner mit 190 PS, bietet der Allrounder dank 4×4 stets gute Traktion und viel Stabilität. Der optimierte Plug-in-Hybrid-Antrieb verschafft dem Fünfplätzer, der mit 731 bis 1602 Litern Laderaum glänzt, zudem neu bis zu 52 Kilometer rein elektrische Reichweite und eine Gesamtreichweite von bis zu 800 Kilometern. Zu kaufen ist der Outlander PHEV ab CHF 39 999.–. www.mitsubishi-motors.ch

4×4-Umweltfreund SPORTLICHER SPAREN VOLVO XC60 T8 Auch der neue Kompakt-SUV der Schweden fährt mit Plug-in-Hybrid-Antrieb vor. Die Kombination aus Benzinund Elektromotor (320 + 87 PS, 400 Nm) bietet 45 Kilometer reine E-Reichweite und daher einen Normverbrauch von 2,1 Liter plus 19 kWh/100 km. Zudem sprintet er in 5,3 Sekunden am sportlichsten von allen XC60 auf Tempo 100. Clevere Technik und viel Komfort haben aber ihren Preis – CHF 77 950.–. www.volvocars.ch

PORSCHE LÄSST ES SUMMEN HONIGBIENEN Das 132 Hektaren grosse Werks- und Offroadgelände von Porsche in Leipzig (D) bietet bereits 75 Auerochsen, 27 Exmoor-Ponys und diversen Vogelund Reptilienarten eine Heimat. Nun werden auf einer 40 Hektaren grossen, naturbelassenen Fläche noch 25 Bienenvölker mit je 60 000 Tieren angesiedelt. Sie dürften pro Jahr rund 1,4 Tonnen Porsche-Honig produzieren. www.porsche.ch

PURISMUS FÜR WARMDUSCHER

Kyburz eRod Den puristischen Stromer gibts nun auch mit Hardtop (Aufpreis CHF 5900.–). Geblieben ist der unglaubliche Fahrspass des nur 625 Kilo leichten 61-PS-Elektroflitzers. Ab CHF 31 000.–. www.kyburz-switzerland.ch

Fotos: zvg (5)

Vorbildlicher Tscheche SKODA OCTAVIA G-TEC Das «Grünste Auto des Jahres 2017» profitiert, wie die ganze Modellreihe, von einem umfassenden Facelift. Das Update beinhaltet eine markantere Optik, neues Infotainmentsystem und eine Fülle an Fahrassistenzsystemen. Ein bivalent (Erdgas/Benzin) ausgelegter 1,4-Liter-Turbo mit 110 PS sorgt für den Antrieb und verhilft dem Kombi zu 1300 Kilometern Reichweite. Preis: ab CHF 27 770.–. www.skoda.ch

Touring Club Schweiz www.tcs.ch Die Schweizer Imker www.bienen.ch News zu Erdgas-Autos www.erdgasfahren.ch

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GRUEN SWISS DESIGN

Neues Leben für Vintage-Klassiker Melanie Kohler hat ihr ganzes Erspartes eingesetzt, ihren festen Job gekündigt – und das alles für Teller, Schalen und Becher. Unter dem Label YIV entwirft sie heute erfolgreich Emailgeschirr und andere Schätze.

Text: Lisa Merz Fotos: Zoe Tempest Bum, klirr, tätsch! Schon wieder segelt ein Teller vom Tisch, und schon wieder zerbricht er in zwei Teile. Eines lernen Eltern schnell: Das typische Plastikgeschirr für Kinder überlebt nicht lange. «Das war auch bei uns so. All der Kunststoff in unserem Haushalt gab mir zu denken. Vor allem, weil auch die Folgen für unsere Gesundheit noch nicht absehbar sind», sagt Melanie Kohler und spricht auf den Weichmacher Bisphenol A an, welcher das Hormonsystem beeinflussen soll. «Da ich ziemlich radikal sein kann, habe ich so gut wie möglich versucht, Plastik aus meinem Haushalt zu verbannen: die Schneidebrettchen, die Schoppen und die Kochlöffel – alles kam raus und wurde ersetzt.» Nur beim Kindergeschirr wurde es schwierig. Die Ansprüche: Robust, funktional, nachhaltig und schön sollte es sein. Weil sie nichts Passendes fand, sorgte Melanie Kohler selbst dafür – vor zwei Jahren gründete sie YIV. Unter dem Label entwirft sie Emailgeschirr, das langlebig, aus natürlichen Rohstoffen und recycelbar ist. Melanie Kohler sitzt am langen Holztisch in ihrer Churer Wohnung, einen Strauss mit lilafarbenen Hortensien darauf, vor ihr die neusten Stücke ihrer Kollektion. Teller, Schüsseln und Becher stapeln sich ineinander, die Farben wie aus einer exquisiten Bonbonschachtel. Rosa, Lachs,

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Petrol, Grün und Hellblau – jede Kombination löst neue Entzückung aus. Nächtelang feilt Melanie Kohler am richtigen Design, setzt sich dann mit Experten des Familienbetriebs Riess in Österreich zusammen, um die Ideen in die Tat umzusetzen. «Leider eine der letzten europäischen Email manufakturen, die es noch gibt. Zudem arbeiten sie mit Ökostrom aus eigener Wasserkraft, das Konzept hat mich überzeugt», sagt Melanie Kohler. Email ist Eisen, das mit Glas bei 850 Grad verschmolzen wird. Jedes Stück ist ein Unikat, alles wird von Hand produziert. Fast immer braucht es für Melanie Kohlers Entwürfe Werkzeug, das zuerst entwickelt werden muss. Die neuste Innovation: ein Deckel, der auf die Schüsseln passt. Somit kann man Resten gleich im Kühlschrank verstauen und praktisch stapeln. Ein besonderes Special: Die Deckel lassen sich mit Wachsstift temporär beschriften. Design hat Melanie Kohler nie studiert, obwohl es sie immer reizte. Stattdessen machte sie eine Ausbildung zur Primarlehrerin und absolvierte die Hotelfachschule in Zürich. «Beides Berufe, die ich auch liebe!» Nebenbei war Melanie Kohler aber immer kreativ. Während ihrer Ausbildung nähte sie Taschen und verkaufte sie in einem Laden in Luzern. «Es brannte schon immer in mir», sagt sie. «Ich habe tausend Ideen.» Melanie Kohler entwirft auch Decken und Kissen mit Arvenspänen und Dinkelspreu. Das Design

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passt farblich zum Geschirr, und auch hier steht Nachhaltigkeit an oberster Stelle. Hundert Prozent GOTS-zertifizierte BioBaumwolle. Das bedeutet: Sie ist frei von Pestiziden, chemischen Düngern, gesundheitsbedenklichen Farbstoffen, ohne Schwermetallverunreinigungen

und wird fair produziert. Genäht werden die Decken in dem nahe gelegenen Familienbetrieb David Fussenegger in Vorarlberg. Die Arvenspäne kommen aus dem Engadin und die Bio-Dinkelspreu aus dem bernischen Huttwil. Die Innenkissen füllt und näht Melanie Kohler.

Onlineshop www.yiv.ch Emailmanufaktur Riess www.riess.at Familienbetrieb Fliri www.fliri-arvenmoebel.ch Textilmanufaktur David

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1 Recycelbares Multitalent: Email eignet sich für alle Herdtypen, für den Kühlschrank, ist aromaneutral, schnitt- und kratzfest. 2 Melanie Kohler, 35, aus Chur gründete YIV vor zwei Jahren – weil sie es satt hatte, ständig das kaputte Plastikgeschirr ihrer Tochter zu entsorgen. 3 In der Natur hat die Designerin die besten Ideen – zu Hause wird dann gepröbelt und kombiniert. 4 Seit diesem Frühling gibt es auch YIV-Decken und Arvenkissen, alles aus GOTSzertifizierter Bio-Baumwolle.

YIV steht für das Gute von früher, in modernes Design verpackt. Die Abkürzung des Labels für «Your Ideal Vintage» bedeutet so viel wie: dein perfekter Klassiker. «Einfache Dinge wie Email oder Baumwolle zeichnen sich durch ihre Qualität aus – das wussten schon unsere Grossmütter und Grossväter.» Wenn Melanies Tochter Linn Balbina heute einen Teller auf den Boden schmeisst, gibts höchstens eine kleine Delle im Geschirr. «Das macht nichts, funktionieren tut es deswegen immer noch. Und wenn ich die Teller und Schüsseln trotzdem einmal satt habe, wird daraus einfach ein schöner Blumentopf – perfekt multifunktional», sagt Melanie Kohler und lacht.

MELANIE KOHLER MEIN SCHWEIZER DESIGN Branding «Marina und Cornel von Modulator wissen punktgenau und deutlich, was ich meine, und helfen mir bei der Visualisierung von YIV.» www.modulator.ch Schuhe «Ena Ringli von Yép ist genauso verrückt nach Schuhen wie ich. Ihre Schuhe stehen für höchste Ansprüche in Bezug auf Design, Qualität und Nachhaltigkeit.» www.yepstore.ch Upcycling «Kein Gebastle, sondern Upcycling auf hohem Niveau. Kipekee haucht alten Blechdosen, Heizlüftern und Ölfässern neues Leben ein.» www.kipekee.com

Fussenegger www.davidfussenegger.com Spycher Handwerk www.spycher-handwerk.ch GOTS-Standard www.global-standard.org

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GRUEN SHOPPING

Bereit fürs Nichtstun Strand, Berge – oder einfach eine Woche Balkonien: Im August sind Ferien angesagt. Ob daheim oder unterwegs, diese Produkte versüssen die schönste Zeit des Jahres. Redaktion: Barbara Halter

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AB DIE POST!

BEERENTRAUM

DURSTLÖSCHER

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BEGLEITER AUF DER BIKETOUR

BEHAGLICH IM MASSENSCHLAG

WÜRZIGER WANDER-SNACK

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SAUBERE HÄNDE

FERIEN IM GARTEN

ZEHEN FREI

Die Reisetasche PL 32 ist aus alten Postsäcken gefertigt. Pflanzlich gegerbte Ledertrageriemen. www.karlenswiss.ch CHF 225.–

Bio-Nussmischung mit Mandeln, Cashew-, Hasel- und Baumnüssen von Naturaplan. Bei Coop, 150 g CHF 4.50

Riecht fein nach Lavendel und desinfiziert: Hand-Hygienespray von Dr. Bronner’s. Zum Beispiel bei www.natkind.ch, 60 ml CHF 10.90

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Vitaminreiche Zwischenverpflegung: Bio-Heidelbeeren aus der Schweiz, Spanien oder Italien. Bei Migros, Wochenpreise

Leichter Schlafsack «Travelsheet», aus Baumwolle, von Cocoon, atmungsaktiv und angenehm. Bei Bächli Bergsport CHF 29.–

Sonnenschirm «Matteo», das Eukalyptusholz stammt aus FSC-zertifiziertem Anbau. Bei Do it + Garden Migros, CHF 169.–

Hüttentee und Green Tea Lemongrass (ganz ohne Zucker) in Bio-Qualität, von Naturaplan. Erhältlich bei Coop, 50 cl CHF 1.30

Eine Bündner Spezialität: Berg-Grisoni von Pro Montagna. Rohwurst nach traditioneller Rezeptur. Bei Coop CHF 5.95

Flipflops aus Bio-Baumwolle und Naturkautschuk, fair produziert in Pakistan. Im Helvetas Fairshop, Grössen 36–46 CHF 44.–

Fotos: zvg (20)

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Experte für leichte Schlafsäcke www.cocoon.at Pflegeprodukte www.drbronner.ch www.dr.hauschka-med.de Fair produzierte Sneakers und

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VERLEIHT NOBLESSE

Sonnenbrille «La Princesse», aus Holz, nominiert für den German Design Award 2018. Bei www.einstoffen.ch CHF 199.–

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ERLEBNISSE FESTHALTEN

Nostalgisch schön: Notizbüchlein mit Dampfschiff oder anderen Schweizer Sujets. Bei www.thisislekka.com, Format A6 CHF 14.90

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GEMÜTLICH FRÜHSTÜCKEN

Vollkorn-Müesli mit Aronia und Himbeeren, ohne Zuckerzusatz und vegan. Von Bio Familia, 375 g CHF 5.90

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PICKNICK EINPACKEN

Lunchsäckli aus Baumwolle in EdelweissMuster, mit Kordel zum Zusammenziehen. Bei www.consol.ch/webshop CHF 28.–

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UNTERWEGS KNABBERN

Mini-Dinkel-Zwieback mit Tomate-Chili, Röstzwiebel und Karotte-Kürbis. Bei Alnatura Migros, 100 g CHF 2.20

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LEICHTE BRISE

Grauer Baumwoll-Hoodie aus der HerrenKollektion von Calida, Made in Green by Oeko-Tex. Bei www.calida.com CHF 89.90

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FÜR KLEINGELD UND KARTEN

Alles dabei: kleines Portemonnaie von Kleinbasel, metallic laminiertes Glanzleder. Bei www.kleinbasel.net CHF 79.–

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INS HANDGEPÄCK

Die Mundspülung Salbei als praktische Reisegrösse. Unterstützt die Zahnreinigung. Von Dr. Hauschka Med, 100 ml CHF 4.90

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VIVA LA DIVA

Badeanzug «Zenia» vom dänischen Label Underprotection, aus recyceltem Polyester. Zum Beispiel bei www.dottis.ch CHF 185.–

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STOSSEN WIR AN

Ginger Beer von Zobo in Feldmeilen, alkoholhaltig, vegan und bio. Erhältlich zum Beispiel bei Schürch Getränke oder Schüwo CHF 3.90

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ZU FUSS DURCH DIE WELT Vom Montblanc zum Matterhorn, der Toubkal-Rundweg im Hohen Atlas oder der Sentiero Azzurro in Ligurien: Der eindrückliche Bildband «Wanderlust» vereint legendäre Wege. Manche wie der Baker Train in Uganda sind so abenteuerlich, dass man sie lieber nur vom Sofa aus in Gedanken erwandert. Andere nimmt man sich gleich für den nächsten Urlaub vor. Ganz allgemein weckt das Buch Lust, die Wanderschuhe zu schnüren und loszulaufen. CHF 49.50, www.shop.gestalten.com

Flipflops www.ethletic.com Getränkemanufaktur www.zobo-getraenke.ch Bademode und Unterwäsche www.underprotection.dk

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GRUEN

Impressum Leitung GRUEN / Leiter Zeitschriften Urs Heller Redaktionsleitung Barbara Halter Mitarbeit Karin Anna Biedert, Elsbeth Hobmeier, Leoni Hof, Christa Hürlimann, Kristina A. Köhler, Anita Lehmeier, Lisa Merz, Monique Ryser, Victoria Steiner, Jürg A. Stettler

ANITA LEHMEIER

Bildredaktion Susanne Märki (Leitung), Regula Revellado

DIE GRUEN-KOLUMNE

Mehr Sex fürs Klima

Satztechnik Dominic Koch Design Beling Thoenen Design

Chlor vom Planschbecken und Fritteuse. Es tönt auch noch wie anno dazumal: Wellenschlag am Ufer, wenn das Dampfschiff vorbeifährt, das Klatschen vom Sprungturm, wenn ein Köpfler zum Ränzler wird, Kindergeschrei, der Sommerhit von Enrique Iglesias vom iPod-Böxli nebenan (einst wars sein Vater Julio, der aus dem Transistorradio schnulzte), die genäselte Durchsage «Nummer 34, einmal Pommes frites, bitte am Kiosk abholen». Und dann die Gespräche der LiegestuhlNachbarn. Da klagte die Bikini-Dame (tätowierter Schmetterling am Knöchel) ihrer Kollegin (Kelten-Band am Oberarm)

Bildbearbeitung Ringier Redaktions-Services Korrektorat Irène Müller, Susan Winkler Verlag Ringier Axel Springer Schweiz AG, Flurstrasse 55, 8048 Zürich, Tel. 058 269 20 00 [email protected] Leiter Content- & MarketingPartnerschaften Thomas Passen Marketing Verena Baumann, Patricia Heller Vermarktung Admeira AG Chief Sales Officer Arne Bergmann Managing Director Publishing Beniamino Esposito Head of Marketing Publishing Thomas Kords Head of Sales Yellow / Special Interest Jano Berni Sales Service Stefanie Ammann Sales Service Anzeigen +41 58 909 99 62, [email protected] Anzeigenpreise und AGB www.admeira.ch

„Das Gletschereis schmilzt schneller als die Eiswürfel in meinem Gin Tonic.“ von der Mühsal ihrer Wohnungssuche. «Wäre eine Traumwohnung. Alles topmodern, aber kein Waschturm. Nur eine Waschmaschine für vier Parteien – im Keller! Kein Tumbler, nur Wäscheleinen!!» Keltin gibt Schmetterling recht: «Voll Steinzeit.» Und erklärt, ohne Waschturm nicht leben zu können. Sie wechsle jeden Tag die Bett- und Frotteewäsche, das sei ihr kleiner Luxus. «Ich finde frische Bettwäsche besser als Sex. Putzen ebenso. Man fühlt sich megagut danach, so frisch.» Mir fiel der Kiefer runter, die Raketen-Glace gleich mit. Ich ging ins Wasser. Und grübelte darüber, ob mehr Sex der Umwelt helfen würde – und ob ich nächstes Jahr doch wieder ohne schlechtes Gewissen in die Ferne fliegen soll.

Druck Swissprinters AG 4800 Zofingen Telefon 058 787 30 00 Papier Inhalt: Furioso matt, FSCzertifiziert, 80 g/m2 Umschlag: WFC, matt gestrichen, FSC-Mix, 200 g/m2

Foto: Christian Hug

Der Sommer, wie er sich bisher präsentierte, ist ganz nach meinem Geschmack: süttig heiss, Tag für Tag für Tag und sogar nachts. Herrlich! Mir sind Kälte und Eis zutiefst zuwider, ausser im Gin Tonic drin. Oder wenn sie so weit weg sind wie Alpengletscher oder Polarkappen. Nun siehts da leider schlecht aus, sehr schlecht. Gletscherund Polareis schmelzen schneller als die Eiswürfel in meinem Drink bei 32 Grad. Mögen Mister Trump und Herr Köppel den Klimawandel für «fake news» oder eine Verschwörung von hysterischen Umweltschützern und verirrten Wissenschaftlern halten: Mir wird mulmig, wenn ich an die kläglichen Überreste des Aletschgletschers denke oder an die erbärmlich mageren Eisbären, die auf handtuchkleinen Schollen treiben, statt dick und prall wie wollige Weisswürste durch Eiswüsten zu wandern. Tja, was tun statt nur lamentieren? Kein Haarspray mehr aus der Dose benutzen – aber sprayt ausser Herr Trump noch irgendein Mensch auf Erden sein Haar? Brav den Klimakompensationsbatzen bezahlen nach dem Fliegen? Eine gute Sache, ganz im Sinne des Ablasshandels, dieser katholischen Erfindung aus dem finsteren Mittelalter: Man sündigt fröhlich, dann zahlt man – und ist fein raus. Ich habe mich entschlossen, diesen Sommer gar nix zu kompensieren und meine Ferien daheim zu verbringen. Petrus (oder allen anderen Fliegern und der folglichen Instant-Klimaerwärmung) sei Dank herrschte hier im Juni Tropenhitze. Ich verbrachte nostalgieselige Tage in der Seebadi. Da duftets noch immer wie einst in unbeschwerten Kindertagen: nach Sonnencreme, Raketen-Glace, frisch gemähtem Gras, nassem Holz vom Steg,

Grafik / Produktion Laura Bendixen (Leitung / Layout), Nigel Simmonds (Illustration)

PERFO RMAN CE

neutral Drucksache No. 01-17-574959 – www.myclimate.org

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© myclimate – The Climate Protection Partnership

Bundesamt für Umwelt www.bafu.admin.ch (Stichwort Klima)

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