Informelle Logik - Buch.de

Christopher W. Tindale. Grundkurs. Informelle. Logik. Begründen und Argumentieren im. Alltag und in den Wissenschaften übersetzt von Thomas Keutner ...
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eigener Argumente. Eine paradigmatische Analyse gesellschaftlichpolitischer und wissenschaftlicher Argumentationstypen und -strategien veranschaulicht den weiten Anwendungsbereich der Informellen Logik. Jedem Kapitel sind zahlreiche Übungsaufgaben angehängt, den Abschluss dieser Einführung bildet die Analyse eines Fallbeispiels für politisches Argumentieren und stellt so eine Zusammenführung der zuvor präsentierten Instrumente dar.

Tindale · Grundkurs Informelle Logik

Der Gegenstand der Informellen Logik ist das Hervorbringen, die Analyse und die Kritik von Begründungen und Argumenten im Alltag und in den Wissenschaften. Hierfür bedient sie sich eines Instrumentariums, das nicht nur der klassischen Schlusslehre, sondern ebenso auch der Rhetorik und Argumentationslehre entstammt. Daher liefert sie sowohl eine Lehre der Schlüsse und Fehlschlüsse als auch eine Charakterisierung des Argumentierenden und seines Auditoriums. Das Werkzeug der Informellen Logik wird vorgeführt am Beispiel von Techniken zur Identifizierung von Thesen, Begründungen und Argumenten. Eine Betrachtung der Unterscheidungskriterien guter und schlechter Argumente erlaubt sodann die Bewertung von Begründungen wie auch die Produktion starker

Christopher W. Tindale

Grundkurs Informelle Logik Begründen und Argumentieren im Alltag und in den Wissenschaften übersetzt von Thomas Keutner

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Tindale · Informelle Logik

Christopher W. Tindale

Grundkurs Informelle Logik Begründen und Argumentieren im Alltag und in den Wissenschaften Übersetzt von Thomas Keutner

mentis MÜNSTER

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© 2013 mentis Verlag GmbH Eisenbahnstraße 11, 48143 Münster, Germany www.mentis.de Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk sowie einzelne Teile desselben sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zulässigen Fällen ist ohne vorherige Zustimmung des Verlages nicht zulässig. Printed in Germany Einbandgestaltung: Anne Nitsche, Dülmen (www.junit-netzwerk.de) Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten ISBN 978-3-89785-822-0

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 Kapitel 2: 2.1 2.2 2.3 2.4

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Wesen der Informellen Logik . . . . . . . . . . . . . Die Techniken der Informellen Logik . . . . . . . . . . Der Gang der Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Was heißt »Begründen«? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Was ist eine These? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Was ist ein Grund? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Was ist ein Argument? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Grundzüge des argumentierenden Begründens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Textanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das komplexe Argument . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tatsachenbezogene und bewertende Aussagen . . . . Annahmen und verborgene Komponenten . . . . . . . Die Bestimmung der Hauptthesen in einer Begründung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Kapitel 3: 3.1 3.2 3.3

Die Strukturen des Begründens . . . . . . . . . . . . Indikatoren und Kontexte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Standardisierung von Argumenten . . . . . . . . . Eine Methode zum Umgang mit umfassenderen Texten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4 Die Analyse mit Diagrammen . . . . . . . . . . . . . . . .

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Kapitel 5: Fragen des sprachlichen Ausdrucks . . . . . . . . . 5.1 Mehrdeutigkeit und Vagheit als Probleme des begründenden Denkens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Vorbelastete Sprache und persuasive Definitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Kapitel 4: 4.1 4.2 4.3 4.4

Die Ziele des Begründens . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Kontexte der Argumentation . . . . . . . . . . . . . Die Charakteristik von Auditorien . . . . . . . . . . . . Typen von Auditorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Besondere und universelle Auditorien . . . . . . . . . .

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INHALTSVERZEICHNIS

5.3 Die Relevanz guter Definitionen für die Vermeidung sprachlicher Probleme . . . . . . . . . . . . . Kapitel 6: 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5

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Gutes Begründen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kriterien für gute Argumente . . . . . . . . . . . . . . . . Akzeptabilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Relevanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hinreichende Stützung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Antithesen und Zurückweisungen . . . . . . . . . . . . .

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Kapitel 7: Schlechtes Begründen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.1 Eine Einführung in Fehlschlüsse . . . . . . . . . . . . . . 7.2 Begründungen, die den Bedingungen in Kap. 6 nicht entsprechen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.3 Einige Beispiele größerer Fehlschlüsse . . . . . . . . .

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Kapitel 8: Strategien der Begründung in gesellschaftlichen und politischen Debatten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.1 Eine Einführung in Argumentschemata . . . . . . . . . . 8.2 Einige Argument-Schemata . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Kapitel 9: Begründungsstrategien in wissenschaftlichen Debatten . . . . . . . . . . . . . . . 9.1 Wissenschaftliche Kontroversen . . . . . . . . . . . . . . . 9.2 Die grundlegende Bewertung wissenschaftlicher Thesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.3 Einige wichtige Argumentschemata in wissenschaftlichen Debatten . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Kapitel 10: Begründungen liefern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.1 Zentrale Fragen für die Analyse und Konstruktion von Argumenten . . . . . . . . . . . . . . . . 10.2 Eine Falldarstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Zum Autor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Vorwort

Zielsetzung der Informellen Logik 1. Nach Bearbeitung dieser Einführung in die Informelle Logik sollte der Leser bzw. die Leserin in der Lage sein, sich in Situationen orientieren zu können, in denen Argumente vorgebracht oder kritisiert werden: Welche Thesen werden aufgestellt? Welche Stützung erfahren die vorgebrachten Thesen? An ein wie beschaffenes Auditorium wendet sich der oder die Argumentierende? Wie sind die zur Begründung vorgebrachten Argumente zu bewerten? Etc.; 2. Der Leser bzw. die Leserin sollte das in dieser Einführung vermittelte argumentative Instrumentarium anwenden können, um selbst gute Argumente liefern und um fremde Argumente bewerten zu können; 3. Insbesondere sollte der Leser bzw. die Leserin die Besonderheiten der Anwendung dieses Instrumentariums in verschiedenen Typen von Debatten überblicken – Gesellschaft, Politik und Wissenschaft –, um sich an diesen mit eigenen Argumenten oder durch die Kritik und die Analyse der Argumente Anderer beteiligen zu können.

Danksagung Ich danke meiner studentischen Hilfskraft, Herrn Emrah Even, für seine unschätzbare Hilfe bei der Vorbereitung dieses Textes, besonders für die Unterstützung bei der Identifizierung einer Vielzahl der verwendeten Fallbeispiele. Ebenso danke ich Herrn Jens Lemanski für die Ausarbeitung der Marginalien und Frau Cornelia Trump für die Anfertigung des Typoskripts.

Einführung

Informelle Logik ist die Untersuchung des »gewöhnlichen« oder alltäglichen Begründens, und sie umfasst einen weiten Bereich von Fertigkeiten, die sich auf das Erkennen und Analysieren guter Argumente und auf das Hervorbringen starker eigener Argumente beziehen. Offensichtlich ist das Gegenstück hierzu die Formale Logik – die Untersuchung formaler Schlusssysteme. Menschen liefern oft Begründungen, indem sie sich formaler Muster des Argumentierens bedienen, und diese sind für den Informellen Logiker von Interesse. Doch die Informelle Logik umfasst einen weiteren Bereich und umschließt all das, was für das Verständnis unseres Argumentierens in alltäglichen Situationen relevant sein könnte. Die Wurzeln der Informellen Logik kann man in der Philosophiegeschichte sehen, beginnend bei Aristoteles im Griechenland des 4. Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung und sich fortentwickelnd bis hin zum Werk heutiger Philosophen wie dasjenige Stephen Toulmins und Chaim Perelmans im 20. Jahrhundert. Die Informelle Logik selbst ist jedoch eine jüngere Disziplin der akademischen Forschung, die ihren Ausgang in den 1960er Jahren bei einem Anliegen nimmt, das am stärksten in Nordamerika zum Ausdruck kam, dass nämlich die Logik zu einer praktischeren Disziplin werden solle. Die Schlüsselfiguren unter jenen Erneuerern, die zu der Disziplin beitrugen, waren die Kanadier J. Anthony Blaire und Ralph Johnson in den 1970ern. Sie sahen eine Notwendigkeit zu pädagogischen und theoretischen Herangehensweisen, die aus allgemeinen Quellen des Argumentierens schöpften, und sie konzentrierten sich auf die allgemeinen Fertigkeiten, die geschärft werden müssen, wenn man mit diesen umgehen will. Seitdem wurde das Feld immer weiter fortentwickelt.

Das Wesen der Informellen Logik Wie die Erwähnung von Alltagsargumenten nahe legen könnte, geht es in der Informellen Logik um Argumente und Gegenargumente, da diese die hauptsächlichen Vehikel darstellen, mit denen Menschen ihre Behauptungen und Begründungen transportieren. Zu allermeist sind Argumente, wie wir sehen werden, Sammlungen von Propositionen und Feststellungen. Doch einige Informelle Logiker haben die Definition von »Argument« auch auf visuelle Bilder, emotionale Einstellungen und sogar auf Gesten erweitert, soweit diese als Behauptungen von Thesen und als Unterstützung einer Behauptung betrachtet werden dürfen. Gegenargumente oder Zurückweisungen entstehen in Situationen, in denen Begrün-

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EINFÜHRUNG

den Teil eines Dialogs ist, dessen Teilnehmer die eigenen Konklusionen stützen und die Konklusionen der Gegenpartei bestreiten. Die Informelle Logik betrifft auch die Kriterien, die als Steuerungsinstrumente guter Argumente identifiziert werden können (und die, wenn sie nicht erfüllt sind, Kennzeichen schlechter Argumente darstellen). Dementsprechend ist es wichtig, die Frage zu beachten, was als relevanter Grund für eine These gelten dürfen soll, und daher die Frage nach dem Begriff der Relevanz im Allgemeinen; ob die Gründe für eine These akzeptabel sind und daher die Frage nach dem Begriff der Akzeptabilität; und ob genug Prämissen vorliegen, um eine These zu tragen, und daher die Frage nach einem Begriff des Hinreichenden. Ein weiteres gängiges Merkmal der Informellen Logik ist ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit gegenüber einer Theorie der Fehlschlüsse – die traditionelle Untersuchung von Mustern des schlechten Begründens. So verstanden stellen Fehlschlüsse Formen der unzureichenden Argumentation dar, die mit hinreichender Regelmäßigkeit auftreten, so dass sie identifiziert und in ihren Bedingungen untersucht werden können. Doch ebenso gibt es auch positive Argumentationsschemata, deren Bedingungen, sind sie erfüllt, vernünftige Ergebnisse hervorbringen. Die Informelle Logik hat auch aus Einsichten Nutzen gezogen, die in der Tradition der Rhetorik entwickelt wurden, und wir werden diesen Vorteil im vorliegenden Text mit einbeziehen. Die Aufmerksamkeit gilt hier nicht nur dem Argument, das ein Argumentierender vorbringt, sondern auch Aspekten des Argumentierenden selbst, und besonders dem Auditorium, das ihm vorschwebt. Die Beachtung des Auditoriums ist ein Hauptanliegen der Rhetorik. Stellen wir aber bestimmte Fragen nach einem Argumentierenden, dann können wir auch davon Gebrauch machen, was Rhetoriker als das Ethos einer Person bezeichnen, ihren Charakter. In vielen Fällen alltäglichen Begründens spielt es für ein Auditorium eine Rolle, wer eine These aufstellt. Und daher versuchen Argumentierende oft, ihr Gewicht in einer Debatte zu steigern, indem sie auf Aspekte des eigenen Charakters aufmerksam machen. Schließlich achtet die Informelle Logik nicht nur auf die vorgebrachten Argumente, sondern auch auf Verpflichtungen, die Argumentierende durch ihre Argumente übernehmen. Argumentierenden, die gute Begründungen liefern wollen, wachsen bestimmte Pflichten zu, wenn sie in die Tätigkeit des Argumentierens eintreten: Sie sollten ihre Beweise nicht auf einseitige Art und Weise auswählen, sondern jeweils einen ausgewogenen Fall darstellen; dies heißt auch, dass sie Einwände antizipieren und beantworten; und dass sie mit ihrem Auditorium in fairer Weise umgehen.

DIE TECHNIKEN DER INFORMELLEN LOGIK

Die Techniken der Informellen Logik Jenseits des besonderen Gehalts und der Interessen, die mit der Informellen Logik verbunden sind, gibt es auch gewisse Schritte, die Teil ihrer Verfahren sind, und die bei der Entwicklung nützlicher Techniken weiterhelfen. Begründen ist etwas, was wir alle tun. Doch vielleicht begründen wir in besserer oder schlechterer Weise, ohne den Unterschied recht zu bemerken. Insbesondere achten wir selten in kritischer Weise auf unsere eigenen Begründungen. Doch so, wie wir alle schreiben, und doch Wert auf die Verbesserung unseres Schreibens legen können, so können wir auch unsere Begründungen verbessern, indem wir darauf achten, wie sich Begründende verhalten. Drei Techniken der Informellen Logik werden uns im Folgenden beschäftigen. (i) Wir werden uns zuerst mit der Analyse des Begründens befassen. Dies schließt die Fähigkeit zur Identifizierung und Organisation verschiedener Teile des Begründens mit ein, etwa von Thesen, Gründen und Argumenten. (ii) Zweitens werden wir uns mit der Bewertung von Begründungen befassen. Hier werden wir dazu übergehen, die Unterschiede zwischen guten und schlechten Begründungen zu betrachten, indem wir die entsprechenden kritischen Fragen anwenden, und indem wir vernünftige kritische Bewertungen starker und schwacher Argumente entwickeln. Solche bewertenden Techniken umfassen auch die Fähigkeit zur Aufdeckung und Behandlung von Fehlschlüssen. (iii) Drittens befassen wir uns mit der Produktion von Begründungen: Das Gegenstück zur Analyse und Bewertung ist die Fähigkeit zur Anwendung des Erlernten, indem wir starke kritische Begründungen vorbringen, die die zuvor erörterten Fehler vermeiden.

Der Gang der Untersuchung Die folgenden Kapitel werden Sie in systematischer Weise in die Prinzipien der Informellen Logik einführen, beginnend bei den Bausteinen des Argumentierens und seiner Darstellung, und fortschreitend bis hin zur Untersuchung besonderer Schemata, die wir unserem Repertoire argumentativer Techniken hinzufügen können. Wir beginnen mit der Untersuchung der Grundlagen des argumentativen Begründens, mit der Betrachtung von Thesen, Gründen und Argumenten. Wir beschäftigen uns dann mit der Lektüre von Texten derart, dass wir ihre argumentativen Bestandteile identifizieren und abheben können. Haben wir diese einmal extrahiert, dann müssen sie in einer Art und Weise angeordnet werden, die ihre Beziehungen innerhalb der Argumente abbildet. Hierfür wird eine Methode für die diagrammatische Darstellung der Struktur von Argumenten eingeführt. Immer noch als Teil einer Hinführung zum Thema werden wir dann damit beginnen,

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EINFÜHRUNG

über das Auditorium nachzudenken, an das Argumente gerichtet sind, und über Typen von Auditorien, um die es vielleicht gehen kann. Nach der Identifizierung, Extraktion und diagrammatischen Darstellung von Argumenten können wir uns der Frage ihrer Bewertungen zuwenden. Wir beginnen, indem wir zunächst die in Argumenten verwendete Sprache und einige allgemeine Probleme, wie das der Ambiguität und das der Vagheit betrachten, die hier auftreten können. Wir sind dann bereit für die Betrachtung der Hauptkriterien der Bewertung, insbesondere die Kriterien der Relevanz, der Akzeptabilität und der Frage nach einer hinreichenden Begründung. Diese liefern die Schlüsselbedingungen, die eine gute Begründung erfüllen muss. Im Gegensatz hierzu werden wir einige allgemeine Fehlschlüsse betrachten, die solche Bedingungen nicht erfüllen. Wir erreichen hiermit eine ausgewogene Balance starker und schwacher Fälle, bei denen das Hauptgewicht auf den starken liegt. Die nächsten beiden Kapitel befassen sich mit einigen besonderen Feldern oder Bereichen, in denen wir in Alltagssituationen Begründungen liefern und den Argumentschemata, die in diesen Feldern besonders verbreitet sind. Wir betrachten zum Beispiel das »Dammbruchargument« (slippery slope), das in vielen gesellschaftlichen oder moralischen Debatten auftritt, und das Wesen des kausalen Argumentierens, das für viele wissenschaftliche Begründungen grundlegend ist. Auch wenn wir im Alltag vielleicht nicht eigentlich zu wissenschaftlichem Argumentieren gezwungen sind, führt uns doch die Welt, in der wir leben, notwendig dazu, Ergebnisse dieser Begründungsprozesse zu betrachten und auf sie zu reagieren, wie uns etwa ein Thema wie das des Klimawechsels schmerzlich verdeutlicht. Das Schlusskapitel zieht die Prinzipien unserer Untersuchung in Form einer Diskussion der Konstruktion von Argumenten zusammen, und wir betrachten unsere Thesen, das Auditorium, an das sie gerichtet sind, und die beste Art und Weise der Anordnung unserer Argumente, wenn wir in guter und fairer Weise argumentieren wollen. Die Prinzipien der Informellen Logik versorgen uns mit nützlichen und notwendigen Instrumenten, wenn wir über unsere Möglichkeiten in der gegenwärtigen Gesellschaft verhandeln. Unterwegs laden sie uns zur Teilnahme an einigen der wichtigsten Debatten unserer Zeit ein, wenn Menschen um uns herum Argumente über den Wert verschiedener Verfahrens- und Handlungsweisen austauschen. Bewerten wir diese Debatten, und nehmen wir an ihnen auf der Grundlage jener Einsichten teil, die uns die Informelle Logik anbietet, dann liegt hier das Versprechen einer produktiveren und scharfsinnigeren Teilhabe an unserer Gemeinschaft.

DER GANG DER UNTERSUCHUNG

Weiterführende Lektüre Groarke, L., »Informal Logic«, 2007, Stanford Encyclopedia of Philosophy: hhttp: // plato.stanford.edu /entries /logic-informal / i Groarke, L. u. C. W.Tindale, Good Reasoning Matters: A Constructive Approach to Critical Thinking, 4. Ausg. Toronto 2008 Johnson, R. H., The Rise of Informal Logic, Newport 1996 Johnson, R. H. u. J. A.Blair, »Informal Logic: Past and Present«, in: Johnson, Ralph H. u. J.Anthony Blair (Hg.), New Essays in Informal Logic, Windsor 1994, 1–19 Johnson, R. H. u. J. A.Blair, Logical Self-Defense, New York 2006 Walton, D., Informal Logic: A Handbook for Critical Argumentation, 2. Ausg. Cambridge 2008

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