Ich will heute erst etwas sagen und danach, wenn Ihr Interesse über

dersetzen. Ihr habt hier eine Organisation und ihr habt im Rahmen dieser Organisation viel Gutes geleis- tet. Ihr sollt noch mehr im Bereich der Bildung leisten. Ihr seid Tibeter und ihr sollt versuchen, gute Botschafter des tibetischen Volkes zu sein. Das ist sehr wichtig. Es reicht nicht aus, nur ein tibetisches Gesicht zu haben ...
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Rede S.H. des Dalai Lama an die Tibeter der Audienz am 1. August 2009 in Frankfurt Ich will heute erst eine kurze Rede halten und danach, wenn Ihr Zeit habt, soll Kelsang Gyaltsen den sino-tibetischen Dialog erläutern, denn ich gehe davon aus, dass viele von Euch Interesse daran haben. Nach jüngsten archäologischen Funden gibt es seit 30.000 Jahren Menschen im Schneeland. Dies wird durch archäologische Ausgrabungen aus Amdo belegt. Die Ausgrabungen in Amdo haben Zeugnisse des Steinzeitalters zu Tage gefördert, wie mir vor drei-vier Jahren ein chinesischer Archäologe berichtet hat. Auch andere Funde aus Westtibet oder Amdo belegen, dass sie zwischen sieben- und achttausend Jahre alt sind. Als ich mich an der Harvard Universität zu einem Vortrag aufhielt, kam ein chinesischer Archäologe mit vielen Fotos von Funden aus der Chamdo-Gegend zu mir. Seiner Meinung nach war die tibetische Zivilisation autochton, im Gegensatz zur offizieller chinesischer Auffassung, die behauptet, dass die tibetische Zivilisation auf China zurückgeht. Er sagte mir, dass seine Funde die offizielle Darstellung widerlegen. Ich fand es sehr interessant, gerade von einem Chinesen Tatsachen und Wahrheiten über unsere Vergangeheit zu erfahren. Auch wenn die Wiege der Menschheit vor hunderttausend Jahren in Afrika lag, so macht dies deutlich, dass die Menschen über Zentralasien und Tibet nach China gelangt waren. Daher scheint das tibetische Volk, wenn nicht älter, aber auch nicht jünger zu sein als das chinesische Volk. Ich wollte dies erwähnt haben, auch wenn das nicht so wichtig ist. Die größte Errungenschaft ist, dass das tibetische Volk seine eigene Schrift und Sprache entwickelt hat. Viele Völker auf dieser Erde haben zwar eine reichaltige geschichtliche Tradition, aber nicht alle verfügen über eine eigene Schrift und Sprache. Wir Tibeter haben eine eigene Schrift, die nicht erst in jüngster Zeit entwickelt worden ist. Eine rudimentäre Form der tibetischen Schrift soll vor Thömi Sambhota, dem Kultusminister von Songtsen Gampo, gegeben haben. Die Bön-Tradition spricht von der Mari-Schrift aus Zhangzhung. Daraus soll die heutige tibetische Schrift hervorgegangen sein. Wie dem auch sei, ist die Schrift und Sprache des tibetischen Volkes im Stande, der ältesten und reichsten Schrift und Sprache Asiens, Sanskrit, mitzuhalten. Die über 100 Bände zählenden Kagyur (Worte Buddhas) und die über 200 Bände zählenden Tengyur (Kommentierte Abhandlungen) wurden meist direkt aus dem Sanskrit ins Tibetische übersetzt. Nicht nur dies. Zur Deutung schwieriger Passagen im Sanskritoriginal sind tibetische Übersetzungstexte eine große Hilfe. Viele Gelehrte sagen, dass die tibetischen Übersetzungen aus dem Sanskrit viel klarer und verständlicher sind als chinesische Übersetzungen aus dem Sanskrit. Auf diese Errungenschaft können wir Tibeter wahrlich stolz sein. Nicht wahr? Auf einen anderen Aspekt unserer Kultur sind wir ebenfalls stolz. In der Welt gibt es viele buddhistische Länder. Auch gibt es viele Länder, in denen der Buddhismus nach SanskritTradition überliefert ist, wie China. Der Buddhismus in China ist älter als der in Tibet. Von China aus ging der Buddhismus nach Korea, Taiwan und Japan. Darüber hinaus gibt es viele Länder mit Theravada-Tradition. Aber bisher ist es vermutlich nur der tibetische Buddhismus, der mit der Naturwissenschaft im Dialog steht. Dies passiert nicht, weil wir Tibeter zu dumm oder weil wir gegenüber der Naturwissenschaft zu unterwürfig sind und so die Neugier der

Wissenschaft geweckt haben. Nicht wahr? Der Buddhismus ergründet sowohl die äußeren materiellen als auch die inneren psychischen Phänome. Diejenige, die sich strengen geistigen Schulungen unterziehen, zeichnen sich durch außergewöhnliche Phänome aus. Das können wir beobachten. Ich möchte euch eine Geschichte erzählen. Im letzten Jahr ist der Gaden Trizur (ehemaliger Throninhaber von Ganden) Lobsang Nyima verstorben. Vier oder fünf Tage später habe ich von seinem Tode gehört, dass er sich noch im Thugdam (Verweilen im Meditationszustand nach dem klinischen Tod) befindet. Im Deleg Hospital in Dharamsala liegen Meßgeräte der Wissenschaftler, die das Gehirn von Dharma-Praktizierenden im Thugdam-Verweilen messen sollen. Da wir diese Geräte haben, habe ich das Deleg Hospital angewiesen, diese Geräte zu benutzen, denn Rinpoche verweilt nach seinem Tode noch im Thugdam. Daraufhin schickte das Deleg Hospital zwei Personen, die das Gerät bedienen können. Etwa 10 Tage nach dem Tode haben sie elektrische Strömung im Gehirn festgestellt, die aufgenommen wurden. Diese Aufnahme wurde dann später von Experten der Wisconsin Universität (Dr. Richard Davidson), mit dem man zusammenarbeitet, untersucht. Ich traf Dr. Davidson in diesem Jahr in Dharamsala während des jährlichen Dialoges zwischen Wissenschaft und Spiritualität und er hat mir erzählt, dass zehn Tage nach dem Tode des Gehirns von Trizur Rinpoche elektrische Strömung zu sehen war. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ist so was nicht möglich und gibt es auch hierzu keine wissenschaftliche Erklärung. Aber, da es sich um Phänomen bei einer einzigen Person handelt, kann keine allgemein gültige Schlußfolgerung abgeleitet werden. Dazu bedarf es weiterer Untersuchungen und wenn weitere Untersuchungen ähnliche Erkenntnisse zutage fördern, können daraus dann wissenschaftliche Erkenntisse abgeleitet werden. Vereinzelte Ergebnisse reichen nicht aus, allgemeingültige Erkenntnisse abzuleiten. Persönlich findet er das Ergebnis sehr spannend und außergewöhnlich. Die buddhistische Kultur, die in tibetischer Schrift und Sprache überliefert ist, ist auch vom Nutzen für die Menschheit im 21. Jahrhundert und durchaus fähig, sinnvolle Beiträge zu leisten. Vor über zwei Jahrzehnten haben wir angefangen, einen Dialog zwischen dem tibetischen Buddhismus und der Wissenschaft zu führen. Die Chinesen machen uns das nach und haben jüngst angefangen, in China Treffen zwischen dem Buddhismus und der Wissenschaft zu organisieren. Wie sinnvoll dies gelaufen ist, weiß ich noch nicht. Es sieht stark nach einer Nachahmung aus. Unserer Dialogreihe in Dharamsala liegen ehrliche Absichten zugrunde. Wir verfolgen keinerlei politische Absichten, um die Chinesen zu ärgern. Aber die Chinesen unterstellen uns - egal was wir Tibeter in Angriff nehmen - stets politische Absichten. Solche Einstellung zwingt sie zwangsläufig zur Nachahmung. Wie dem auch sei, wird meine Überzeugung weiter gefestigt, dass die geistige Kultur Tibets, die aus unserer Schrift und Sprache hervorging, sehr hoch entwickelt ist. Hingegen ist unsere materielle Entwicklung rückständig. Wir haben uns immer begnügt, den Pak (Tsampateig) im Ledersack zu kneten und ihn mit Hackfleisch in Chilisauce oder Trockenfleisch zu essen. Wir waren noch nicht einmal in der Lage, auch eine vernünftige Nadel oder einen Nagel herzustellen. Einige Älteren unter euch werden sich sicherlich noch erinnern, daß es unten am Fuße des Potala das Schmieddorf namens Zhöl Döbäl gab. Dort arbeiteten Gold-, Silber-, Bronz- oder Eisenschmied. Dort wurden Nägel hergestellt, die den Spitznamen "Flachkopfnagel" trugen. Wenn man diese Nägel mit einem Hammer einschlug, kippte er entweder nach rechts oder links um. Jedenfalls vertrug der weiche Nagel keinen Hammerschlag und war zu Nichts nutze. So war das

Niveau unserer technischen Entwicklung (lacht köstlich und der ganze Saal tobt). Ein Schmied im Döbäl war berühmt, weil er nur einen Hammer und eine Zange besaß. Er wurde bekannt als Ein-Hammer, Ein-Zange-Schmied (lachen alle köstlich). Daher waren wir, was die technische und handwerkliche Entwicklung angeht, sehr arm und rückständig, aber die innere geistige Entwicklung außerordentlich hoch. Wenn wir uns anschauen, wie viele Tibeter und wie viele Chinesen große Abhandlungen über die Dokrtin und Philosophie der Nalanda-Tradition des Buddhismus verfaßt haben, so ist es eindeutig, daß viel mehr Tibeter solche Abhandlungen verfaßt haben, obwohl der Buddhismus in China gut 300 Jahre älter ist und China eine viel größere Bevölkerung hat. In China gibt es aber nur wenige große Gelehrten, die solche Standardabhandlungen verfaßt haben. In Tibet hingegen gab es zuhauf solche außergewöhnliche Gelehrten in allen Schulen: Sakya, Kagyu, Nyingma und Gelug und dies sowohl in der ersten, als auch in der zweiten Verbreitung des Buddhismus. Dies hat nicht mit Eigenlob zu tun. Ich kann dies mit einem Beispiel beweisen. Eine Abhandlung von Tsong Khapa "legs bshad snying po" wurde von einem großen indischen SanskritGelehrten aus Varanasi mit Hilfe eines Tibeters ins Sanskrit übersetzt. Diesen indischen Gelehrten kenne ich persönlich und ich habe ihn später gefragt, ob der Autor von "legs bshad snying po" einen Platz unter den Nalanda-Gelehrten haben würde. Er erwiderte, Tsong Khapa wird nicht nur einen Platz in der Reihe der Nalanda-Gelehrten, sondern ihm stünde einer der vordersten Plätze zu. Dies belegt klar, welche geistige Leistung das tibetische Volk erbracht hat. Ich treffe immer Chinesen, chinesische Gelehrte und Akademiker. Aber seit den Märzereignissen in Tibet gebe ich mir besondere Mühe, mit Chinesen Gespräche zu führen. Einige von ihnen erzählen mir, dass die gute alte chinesische Kultur und Tradition jetzt gänzlich verloren gegangen ist. Zur Zeit geht es in China nur noch ums Geld, die gute alte Kultur und Tradition sind verloren gegangen. Die Diktatur des kommunistischen Einparteiensystems wird aber nicht lange fortbestehen. Zur Wiederbelebung der guten Kultur und Tradition in China wird nicht nur viel Zeit benötigt, sondern sie wird auch sehr schwierig werden. Tibet braucht zur Überwindung seines Problems die Unterstützung des chinesischen Volkes, das ist richtig und entspricht der Tatsache. Aber zur Wiederbelebung der guten Sitten und der geistigen Kultur in China müssen die Tibeter dem chinesischen Volk zu Hilfe kommen. So sagen einige Chinesen. Verstanden? In der Zukunft bleibt wahrscheinlich die Würde des tibetischen Volkes und der Wert der tibetischen Kultur geschützt. Warum erzähle ich dies. Das tibetische Volk hat in den letzten 60 Jahren unbeschreibbar viel gelitten und einige hundertausend Tibeter haben ihr Leben verloren. Das Leid war unbeschreibbar. Wenn wir auf die jüngste Zeit zu sprechen kommen, so haben viele Tibeter nach den Märzereignissen unsäglich viel gelitten. Je mehr sie leiden, um so stärker wird ihr Wille und Mut werden, sich für die Sache des tibetischen Volkes einzusetzen, und sie gehen nicht verloren. Nicht wahr! In den letzten 60 Jahren, aber wenn wir vom 1959 ausgehen, dann sind 50 Jahre vergangen, haben es die chinesischen Kommunisten, weder mit friedlichen noch mit drastischen Mitteln geschafft, die Tibeter zu bezwingen. Das zeigt ganz eindeutig, dass wir Tibeter überzeugt sind, dass wir eine gemeinsame Volkszugehörigkeit und ein eigenes Regierungssystem haben. Das ist sehr eindeutig. Das ist ein Grund, warum immer mehr Chinesen heutezutage Interesse an Tibet zeigen und Sympathie für Tibet bekunden. Wie ich schon sagte, bemühe ich mich seit den Märzereignissen, noch mehr mit Chinesen zu reden. In vielen Ländern komme ich ständig mit Chinesen

zusammen, mal Einzelnen, mal in Gruppen. Nach unserer Information wurden 680 Schriften von Chinesen über Tibet verfaßt, in denen große Sympathie für das tibetische Volk bekundet wird, da wir die Politik der Gewaltlosigkeit und des Mittleren Weges im gegenseitigen Interesse verfolgen. Alle hegen Sympathie für Tibet und unterstüzten unseren Ansatz, einige Autoren gehen sogar so weit zu sagen, daß Tibet ein unabhängiges Land ist und dem tibetischen Volk das Recht auf Unabhängigkeit zusteht. Wie dem auch sei, stammen über 100 Schriften von Chinesen aus dem Festland. Das zeigt, daß unser gerechtes Anliegen mehr und klare Anerkennung findet. Das tibetische Volk hat in den letzten 50 Jahren gemeinsam ihr Ziel verfolgt und versucht, der Wahrheit zum verdienten Sieg zu verhelfen. Wir haben nicht engstirnig, auch nicht nur unser eigenes Interesse hochgehalten, sondern auch das gegenseitige Anliegen mitberücksichtigt. Auch wenn unsere Bemühung seitens der chinesischen Regierung nicht gewürdigt wird, so erhalten wir doch eine Würdigung seitens der chinesischen Bevölkerung. In der Welt gibt es viele, die anerkennen, dass das Anliegen des tibetischen Volkes gerecht und die Politik der Gewaltlosigkeit lobenswert sei. Heute Morgen hat unser langjähriger deutscher Freund Schwarz-Schilling in unserer Unterredung unseren Ansatz sehr hoch gelobt. Die tibetische Position ist vernünftig, offen und berechenbar. Wir haben große Zustimmung und Lob erfahren. Viele wichtige Menschen in vielen Ländern, die Verantwortung tragen, erkennen unseren Ansatz an. Kaum jemand wirft uns vor, daß wir Tibeter zu schwach sind oder, daß wir unter Wert verhandeln. Ich muß dies klar sagen, denn unter uns Tibetern gibt es viele sehr engagierte Menschen, die die Politik des Mittleren Weges kritisieren, weil sie von vorneherein viel zu viel aufgegeben haben. Ich kann die Auffassung dieser Menschen sehr gut nachvollziehen, denn das chinesische Regime hat dem tibetischen Volk solches Leid zugefügt, und historisch gesehen steht dem tibetischen Volk das Recht zu, was die Politik des Mittleren Weges nicht anstrebt. Sie sind mit diesem Ansatz nicht einverstanden und ich kann diesen Unmut gut nachvollziehen. Aber in Wirklichkeit wird unsere jetzige Politik, sei es von Chinesen oder Tibetern daheim, voll unterstützt. Die Position von Tibetern in Tibet erfahre ich in direkter Begegnung, wenn ich mit ihnen persönlich zusammentreffe, oder sie übermitteln mir die Botschaften anderer, die nicht kommen können. Die Unterstützung für die Politik des Mittleren Weges ist eindeutig. Aber die letztendliche Entscheidung liegt beim tibetischen Volk. Wenn ich den überwältigenden Zuspruch sehe, scheint unsere Politik des Mittleren Weges nicht falsch gewesen zu sein. Auch wenn die chinesische Regierung nicht darauf eingeht und eine Lösung bisher nicht erreicht wurde, ist in der Welt und vor allem in der chinesischen Bevölkerung der Zuspruch relativ groß, daß unsere Position vernünftig, offen, gerecht und vor allem im gegenseitigen Interesse ist. Ich möchte euch sagen, euren bisherigen großen Mut nicht zu verlieren. Wenn ich davon rede, den Mut nicht zu verlieren, meine ich nicht, daß Ihr die Faust zusammen ballen sollt. Dabei meine ich, daß ihr große Anstrengung in der Bildung zeigen sollt, vor allem auf dem Gebiet der modernen Bildung, wo wir große Rückstände aufzuholen haben. Es ist sehr wichtig, diesen Rückstand aufzuholen. Andererseits haben wir eine tiefgründige Kultur, die eng mit der buddhistischen Lehre verflochten ist. Es ist sehr wichtig, darüber etwas zu wissen. Ob jemand an die Religion glaubt oder nicht, ist eine Sache des Einzelnen. Aber wir sollen Interesse an der Doktrin und der Philosophie des Buddhismus zeigen und uns mit ihnen vertraut machen. Wir Tibeter haben eine falsche Einstellung, wonach das Studium der buddhistischen Lehre oder Dialektik als eine Angelegenheit von Mönchen oder gar eine Angelegenheit von Kloster-Instituten angesehen

wird. Wenn Mönche und Nonnen dann nicht ans Studium, sondern nur Rituale oder Zeremonie denken, wird solche Einstellung verstärkt. Es ist gänzlich falsch zu glauben, daß die Aufgaben von Laien nur darin besteht, Glauben an die Religion zu haben, Lamas einzuladen und von ihnen diese und jene Langlebenseinweihung zu empfangen und dann zu preisen, daß sie ein langes Leben haben würden. Oder andere glauben, daß sie nun reich werden, da sie die Einweihung von Norlha (Gott des Reichtums) erhalten haben. Aber der Gott des Reichtums ist nicht in der Lage, Reichtum zu verschenken. Die heutigen Millionäre und Milliadäre sind nicht reich geworden, weil sie den Gott des Reichtums angebetet haben. Dazu ist Fleiß nötig. Inzwischen haben auch Tibeter dies erkannt, denn sie gehen Wollstoffprodukte verkaufen oder ähnliches. Sie verdienen ihr Geld mit Fleiß und allerlei Arbeit und vertrauen nicht nur auf den Gott des Reichtums (lacht). Nicht wahr! Die Tibeter heutzutage stellen sich der Wirklichkeit. Es ist sehr wichtig, daß sich die Masse mit dem Buddhismus geistig auseinandersetzt. Das erachte ich als äußerst wichtig. Verstanden? Auch wenn ihr heute der tibetischen Schrift und Sprache nicht mächtig seid, gibt es inzwischen viele Bücher über tibetischen Buddhismus auf Deutsch oder Englisch. Ihr sollt so viel wie möglich darüber lesen und euch darmit auseinandersetzen. Ihr habt hier eine Organisation und ihr habt im Rahmen dieser Organisation viel Gutes geleistet. Ihr sollt noch mehr im Bereich der Bildung leisten. Ihr seid Tibeter und ihr sollt versuchen, gute Botschafter des tibetischen Volkes zu sein. Das ist sehr wichtig. Es reicht nicht aus, nur ein tibetisches Gesicht zu haben, Ihr mußt auch den inneren Wert eines guten Tibeters kultivieren. Das wollte ich euch sagen.

Rede S.H. des Dalai Lama an die Tibet-Unterstützer während der Audienz am 1. August 2009 in Frankfurt (Er wendet sich zu der Ecke, in der die Vertreter von Tibet-Unterstützern sitzen). Nun zu unseren Unterstützern. Wir sind euch sehr zu Dank verpflichtet, denn Ihr habt in dieser schweren Zeit unsere gerechte Sache unterstützt. Dafür gebührt euch unser großer Dank. Wie ich schon vorher gesagt habe, wird die gerechte Sache Tibets immer klarer und klarer. Dies gilt insbesondere unter den Chinesen, chinesischen Intellektuellen. Gerade in dieser Zeit möchte ich euch bitten, noch stärker die gerechte Sache Tibets bekannt zu machen, für die Sache Tibets zu werben und den Mut nicht zu verlieren. Wenn wir die Lage in Tibet selbst betrachten, sieht sie pessistisch aus. Aber wenn wir die Sache im größeren Zusammenhang sehen, gibt es berechtigten Anlaß zum Optimismus. Deshalb möchte ich euch bitten, euren Mut nicht zu verlieren und euer Engagement für Tibet fortzusetzen. Es ist wichtig, die Lobbyarbeit im Parlament weiterzuführen. Es gibt eine Tibetgruppe im Bundestag und durch Zusammenarbeit mit ihr solltet Ihr dazu beitragen, die Tibet-Arbeit in Deutschland zu verstärken. Bis wir eine Lösung für die politische Sache erreichen, können wir noch zwei, fünf oder gar zehn Jahre warten. Aber wir brauchen eine sofortige Lösung, um die schlimmen Umweltsschäden abzuwenden, denn dies nimmt von Monat zu Monat zu. Die Umweltzerstörung macht keine Pause und die Zeit läuft ab, nicht wahr? Deshalb möchte ich unsere Unterstützer bitten, sich verstärkt dem Umweltschutz zu widmen. Beim Umweltschutz Tibets geht nicht nur um das Wohlergehen von nur sechs Millionen Tibetern, sondern die Flüsse, die in Tibet entspringen, sind Lebensadern von über eine Milliarde Menschen. Nach einigen Experten beträgt die globale Erwärmung 0,1%, aber die Erwärmung auf dem Hochplateau von Tibet hingegen beträgt 0,3%. Daher nimmt die Erwärmung drastich zu. Nach Auffassung einiger chinesischer Umweltexperten spielt Tibet für die globale Erwärmung eine sehr wichtige Rolle. Sie sprechen von drei Polen: Nordpol, Südpol und Drittpol. Mit dem Drittpol ist Tibet gemeint. Das macht die Bedeutung des Umweltschutzes in Tibet aus. Es ist meine Hoffnung, dass Umweltexperten aus Deutschland, vielleicht auch auf Regierungsebene, mit chinesischen Experten zusammenkommen und in Tibet erforschen, welche Schäden dort bereits entstanden sind, um ggfls. Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Daher möchte ich unsere Unterstützer bitten, sich nicht nur für die Einhaltung der Menschenrechte oder für Religionsfreiheit, sondern auch für den Schutz der Umwelt einzusetzen. Das ist sehr, sehr wichtig. Manchmal bin ich über die Degradierung der Umwelt mehr besorgt und das wollte ich euch unbedingt sagen. Das ist alles. (Danach wieder zu den Tibetern gewandt). Ich glaube, viele von euch haben Interesse, mehr über den sino-tibetischen Dialog zu erfahren. Kelsang Gyaltsen soll eine Erläuterung geben. Ich glaube, es ist gut, jetzt dem alten Mönch eine Pause zu gönnen. Einverstanden? Ich werde mich jetzt zur Ruhe begeben. Das ist alles, was ich sagen wollte. Inoffizielle Übersetzung: VTD