FASTNACHTSPREDIGT - 2. März 2014 in Oberstdorf 8. Sonntag im ...

02.03.2014 - für die Kinder der Welt und für die Frommen. Humor ist jetzt Pflicht, fast ein .... Selig, die ihr arm seid vor Gott, er schaut auf euch mit all eurer ...
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FASTNACHTSPREDIGT

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2. März 2014 in Oberstdorf

8. Sonntag im Jahreskreis A Lesung Phil 4,6-9 (vom 27. So.i.J. A) Evangelium Mt 5,1-12a (vom 4.So.i.J. A) Die närrischen Tage sind wieder gekommen für die Kinder der Welt und für die Frommen. Humor ist jetzt Pflicht, fast ein Kirchengebot; Denn Frohsinn und Freude tut unserer Zeit Not! Doch immer noch haben hier manche Bedenken: Darf man im Gottesdienst überhaupt daran denken, mit Beten und Singen auch Fastnacht zu feiern? Schickt sich das hier im katholischen Bayern? im Papst-Benedikt-Land, in dem wir hier wohnen bewundert, beneidet von allen Regionen? Doch seit einem Jahr ist alles anders geworden. Bei uns hier im Süden und hoch oben im Norden! Es war Faschingsmontag vergangenes Jahr oder Rosenmontag, der 11. Februar fürwahr: In Mainz war um 11 Uhr 11 der große Zug gerade gestartet, von Deutschlands Fastnachtern im Fernsehen erwartet. Ich selber mit Kochlöffel stand bei mir in der Küche vom pfarrherrlichen Herd kamen schon Pfannkuchen-Gerüche -, da seh’ ich im Fernsehen beim Karnevalstreiben einen Schriftzug im Bild unten plötzlich steh’n bleiben. Auf ihm war Verrücktes zu lesen, ein gar seltsames Stück: „Papst Benedikt der Sechzehnte tritt noch heute zurück!“ Viele meinten, das sei wohl nur Faschingstheater, da macht man sich lustig über den Heiligen Vater! Doch mit so etwas soll man nicht scherzen das ist wahrlich nichts für empfindsame Herzen!“ Ausgerechnet Papst Benedikt ein römischer Jeck? Da bleibt einem die Luft weg vor lauter Schreck. Doch dann kommen Live-Bilder aus dem päpstlichen Rom: Zwei Häuser rechts weiter vom Petersdom, ist grad eine Sitzung im Apostolischen Palast, eine Sitzung am Rosenmontag – wie das nur passt? Vorn spricht er, Papst Benedikt, auf seinem Thron. Und manche Kardinäle, die ahnen wohl schon was er in Latein aller Welt nun zu sagen hat: - nämlich: „Signori Cardinali, ich bin müde und matt! In zwei Wochen, ich sag’s heute Euch schon, da geh ich ganz einfach in Rom in Pension. Mit Beten, Spazierengehen und sehr viel Schreiben werd’ ich mir fortan die Zeit schon vertreiben!“ Stille! - Nicht alle haben es gleich richtig verstanden, weil ihr Latein nicht mehr ausreichend vorhanden. Auch die Reporter hatten so ihre Qual, all das zu berichten aus dem Apostolischen Saal. Das war die Sensation aus dem päpstlichen Rom: nicht Karneval, sondern Papst Benedikt in Bild und im Ton! Und abends, an diesem Tag voller Fasenacht, da hat es in Rom noch gestürmt und gekracht!

Ein heller Blitz vom Himmel schrägt und ins Kreuz der Peterskuppel schlägt. Auch im Himmel hat man somit zur Kenntnis genommen, was auf Erden Papst Benedikt Neues begonnen! Zwei Wochen später, da war es so weit: Papst Benedikt in den päpstlichen Hubschrauber steigt und fliegt über Rom hinweg in die Albaner Berge nach Castel Gandolfo zu seiner Herberge. Und wiederum zwei Wochen später schaut auf den Sixtinischen Schornstein ein jeder, ob weißer Rauch aufsteigt oder noch nicht? Die Spannung ist überall, auf jedem Gesicht. Zweimal raucht’s schwarz, doch dann wird er weiß, die Glocken ertönen, und jedermann weiß: „Gaudium magnum - große Freude“: Jetzt ist es so weit: Habemus-Papam-Festeszeit! Doch es dauert recht lange, bis der neue Name genannt. Darauf wartet jetzt jeder voll Erwartung, gespannt. Ich selbst war beim Elternabend zur Erstkommunion: als übers Handy die Nachricht kam: 76 Jahre sei er schon, der Neue, „Jorge Mario Bergoglio“ heißt er mit Namen, und aus Argentinien würde er stammen. Das war’s! Der Beifall war freundlich, höflich, geartet. Man hatte eigentlich schon jemand Jüngeren erwartet! Und dann nennt er sich auch noch „Franziskus“, wie sonderbar! Noch kein Papst vor ihm hatte diesen Namen fürwahr! Dann, endlich, öffnet sich an der Loggia das goldene Tor Und aus dem Hintergrund, da kommt einer hervor, kein Papst, ein einfacher Bischof, nur weiß gekleidet! Ohne Mozetta und Stola er die Hände ausbreitet und wünscht „Buona sera“ – „Guten Abend“ mit einfachem Worte, und vom Ende der Welt sei er gekommen zu diesem Orte: „Und jetzt bitt’ ich um Stille“, sagt er, „und um Euer Gebet, dass Gottes Segen meinen Dienst hier mit trägt!“ Zweihunderttausend Menschen im Gebet für den Heiligen Vater, das war führwahr kein frommes Theater! Sogar die Reporter wissen nichts mehr zu sagen, sie können nur staunen und müssen selber nachfragen, was das alles bedeutet, - eine ganz neue Zeit – Papst Franziskus ist für jede Überraschung bereit! Am nächsten Morgen fuhr er im Kleinauto nach Maria Maggiore, schier unerkannt schreitet er durch die Tore, bringt der Muttergottes die versprochenen Blumen und frägt dann im Hotel nach dem Rechnungsvolumen für seine Logis vor dem Konklave in Rom das alles soll jetzt beglichen sein schon. Und im Vatikan braucht er keinen Apostolischen Palast, da ist er im „Haus Sancta Martha“ viel lieber zu Gast. Fast ein Jahr ist seitdem schon wieder vergangen Mit Höhen und Tiefen, wo sollt’ man anfangen? Von bischöflichen Badewannen wurde berichtet, nicht in Rom, sondern in Limburg wurden solche gesichtet! Geld spielt keine Rolle, wenn’s einem nicht g’hört! Darüber sind viele bis heute empört!

Und wir hier in Oberstdorf, im Paradies vor den Bergen? Hier möchten immer mehr richtige Allgäuer werden! Sie versuchen es mit der hiesigen Sprache; doch oft klingt es Kölsch oder Norddeutsch nach Lage. Ja - Oberstdorf im Tale der Täler, dem Himmel so nahe, schwärmen manche Erzähler. In zwei Wochen dürfen wir schon wieder wählen: Bürgermeister, Gemeinds’rät, dann geht es ans Zählen. Vielleicht hilft uns hierzu die Botschaft des Herrn, vom heutigen Sonntag, wir hörten’s grad’ gern: Als Jesus die vielen Menschen sah, da ruft er aus: Kommt her, ganz nah, und hört die Botschaft euch jetzt an, die euch der Vater kundgetan: Selig, die ihr arm seid vor Gott, er schaut auf euch mit all eurer Not! Selig seid ihr, wenn ihr traurig seid. Gott tröstet euch doch in all eurem Leid! Selig, die ihr frei seid von Gewalt, die Barmherzigen, ob jung oder alt. Selig, wenn ihr den Frieden wollt, das ist viel mehr wert als Geld und als Gold. Schließlich: selig, wenn euch die Menschen schmähen – Gottes Huld dauert ewig, sie wird nicht vergehen! Das ist Jesu Botschaft für unsere Zeiten, in der viele sich erneut zum Wahlkampf bereiten in ganz Bayern, in uns’ren Gemeinden allen, nach dem Pfarrgemeinderat jetzt also noch Kommunalwahlen. Christsoziale, Freie Wähler, Liberale, Sozialisten und Unabhängige Oberstdorfer, so heißen die Listen Da wird jetzt gerungen und politisiert und übereinander so Manches parliert. Man sagt: Liebe Wählerinnen und Wähler! Die Anderen zu wählen, das wäre ein Fehler. Versucht’s doch mit uns, und ihr werdet erleben, wie euch wird das Paradies hier auf Erden gegeben! Doch wie es auch kommen wird in unserem Ort, wir machen einfach mit jedem fort, der für das Wohl aller sich fest engagiert und das Miteinander auch echt praktiziert, nicht bloß mit Worten, sondern durch Taten besticht und nicht das Blaue vom Himmel verspricht. Sicher hat Jesus an die Politiker gedacht, als er bei der Bergpredigt sagte: „Habt acht: Selig, wenn ihr werdet beschimpft und verlacht, grad so haben es die Leut auch mit mir schon gemacht. Aber wehe, wenn ihr ständig auf Lob seid getrimmt. Ihr wisst es doch selber, dass das niemals stimmt: „Du aber sollst den Nächsten lieben und leben mit ihm in Frieden. Und wer dir Feind ist, hab ihn gern – Der wird schon noch ein Anderer wer’n.“

Herr Jesus, du lenkst unsern Blick nach oben. zu Gott, unserm Vater, den dürfen wir loben, weil er aufgehen lässt die Sonne auch heute für die guten und für die anderen Leute, und der schickt vom Himmel, allen zum Segen, Gerechten und Ungerechten, den nötigen Regen. Freuen wir uns, dass zu uns kommen die Gäste! Sie zu bewirten, das ist das Beste. Ihnen die Tage hier schön zu gestalten, den Tourismus im Ort gut zu verwalten; mit Herzlichkeit und mit neuen Ideen in eine gute Zukunft zu gehen. Wir leben hier doch, das ist ganz gewiss fast so wie in der Bibel im Paradies: die Hiesigen mit einem Stammbaum fürwahr, der zurückreicht in manch vorchristliches Jahr, die Touristen mit Migarationshintergrund sind, multikulturell, ein trefflicher Fund, um die Sehnsucht nach vielen Gästen zu stillen und die einheimischen Geldbeutel zu füllen. Die Rheinländer,die Preußen,die Schwaben,die Bayern, woll’n hier sich erholen und gehörig auch feiern. Die Luft, die Berge, die Wiesen, die Auen Wir dürfen das alles tagtäglich anschauen. Zum Schluss sagt uns Jesus in seiner Predigt: Das Eine ist vor allem ganz nötig: Das Fundament eures Lebens setzt nicht auf den Sand, damit euer Lebenshaus hat lange Bestand. Der Glaube gibt eurem Leben den Halt, dies gilt auch heut’ noch für Jung und für Alt. Wer nur „Herr, Herr“, ruft, doch Anderes tut, bei dem fehlt weit mehr als nur ein bisschen Mut. Dem fehlt das richtige Fundament des Lebens; der müht sich umsonst ab, oft leider vergebens. Drum bauet auf Fels in eurem Leben, auf Gott, der euch allen will Zuversicht geben, dass es sich lohnt, ein Mitmensch zu sein, für Recht und Gerechtigkeit treten fest ein. Und wer andern auf Erden den Hunger stillt, hat Gottes Willen ganz sicher erfüllt. Geht also hinaus, verkündet es gern: die Frohe Botschaft von unserem Herrn! Erzählt sein froh machendes Evangelium Überall in unsrer friedlosen Welt herum! Tretet auf als Christen in Gottes Namen, führt wieder viele in der Kirche zusammen! Freuet euch allzeit – auch nach Helau, und wenn vorbei ist die Fastnachtsschau! Richtet euch her, Gemeinde und Hirt, dass es für euch wieder Ostern wird. Sprecht Mut euch zu in Gottes Namen. Das wünscht euch der Pfarrer. In Ewigkeit. Amen! Peter Guggenberger, 2. März 2014