Fastnachtspredigt am 19. Februar 2012 in Oberstdorf zum 7. Sonntag ...

19.02.2012 - Liebe Fastnachtsgemeinde ! „Ich weiß nicht, was ... Doch Deutschland ist nicht verwaist, nicht allein, nicht in Berlin ... wenn so viele es gar nicht mehr können verstehen, dass zum ... Christ sein, das geht nicht einfach so ganz von allein! Da muss man ... Es wär halt nur schön, wenn die nicht blieben zu Haus, ...
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Fastnachtspredigt am 19. Februar 2012 in Oberstdorf zum 7. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B Lesung: Evangelium:

2 Kor 1,18-22 Mk 2,1-12

Liebe Fastnachtsgemeinde ! „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin. Ein Märchen aus uralten Zeiten, das geht mir nicht aus dem Sinn.“ So hat’s Heinrich Heine geschrieben. – Es ist in Erinnerung geblieben, genauso wie seine anderen Zeilen, bei denen ich heute möchte verweilen: „Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um meinen Schlaf gebracht.“ Was sich bei uns abspielt, das ist gar nicht heiter. Soll das bei uns gehen immer so weiter? Präsidenten treten jetzt dauernd zurück, und wir haben mit ihnen nicht unbedingt Glück. Wer traut sich da noch zu kandidieren? lässt sich fortan von den Medien vorführen wie es bei uns ist in den letzten Wochen geschehen Man kann das alles schier nicht mehr verstehen. Doch Deutschland ist nicht verwaist, nicht allein, nicht in Berlin und nicht am Rhein, denn: „Die schönste Jungfrau sitzet Hoch oben wunderbar. Ihr goldnes Geschmeide blitzet, sie kämmt ihr goldenes Haar.“ Hoch oben hinauf, bis auf den Gipfel der Macht hat Angela Merkel es nunmehr gebracht. Die Griechen schütteln derzeit nur ihr Haupt! Einst wurde ihnen die schöne Helena geraubt; gen Troja sind sie dann aufmarschiert und haben schon damals ganz fest demonstriert. Die Helena wollen sie heute nicht mehr. Jetzt muss unser Euro ganz schnell daher! Doch Angela sitzt wie Pythia auf diesem Schatz und hütet ihn sicher, und macht niemand Platz. Sie sieht nicht direkt aus wie Aphrodite und ihr Outfit ist mitunter von besonderer Güte. Doch wie Athene mit Rüstung und mannhaftem Herz bereitet sie Gegnern mitunter viel Schmerz.

Die Griechen in all ihren Problemen Ergreift es mit wildem Weh Sie würden den Euro gern nehmen schauen gebannt hinauf in die Höh. Ich fürchte, die Wellen verschlingen Am Ende die Griechen in ihrem Wahn Doch sicher hat das nicht mit Singen die Angela Merkel getan. Ja, denk ich an Europa in der Nacht, bin ich schier um meinen Schlaf gebracht. Doch Europa ist groß und Europa ist weit Gibt es nicht auch bei uns so manchen Streit? Denk ich an Augsburg in der Nacht - doch das hat mich noch nicht um den Schlaf gebracht! Nur tagsüber, genauer besehen könnt einem schon leicht die Freude vergehen, was sich derzeit tagtäglich so tut, da bekommt man schon fast ein klein wenig Wut. Anstatt dass man einander mit Achtung begegnet wird aneinander vorbei oft geredet. Anstatt dass man einander Mut macht im Glauben lässt man sich die Zeit mit Strukturfragen rauben. Anstatt einander zu helfen in schwierigen Zeiten sich manche verlegen auf Zanken und Streiten. Und denk ich an Oberstdorf zur Nacht – Da ist es auch durchaus angebracht, nachdenklich zu werden, wie es weiter wird gehen, wenn so viele es gar nicht mehr können verstehen, dass zum Christ-Sein der Gottesdienst zählt, und mag noch so viel los sein sonst hier in der Welt ! Christ sein, das geht nicht einfach so ganz von allein! Da muss man schon ganz fest beisammen sein, und Gottesdienst feiern jeden Sonntag fürwahr und nicht nur zwei oder dreimal im Jahr. Wie der Täufer Johannes komm’ ich mir da vor als Rufer in der Wüste, als heiliger Tor. Dem Heiland will Johannes die Wege bereiten und die Bußfertigen zur Umkehr begleiten, die bei der Taufe im Jordan von neuem beginnen, rechtschaffen zu leben, und den Himmel gewinnen. Unsere Pfarrei trägt den Namen „St. Johannes Baptist“, was für uns alle Verpflichtung und Auftrag auch ist. Er, unser Kirchenpatron, zeigt dazu den Weg eindeutig und klar, dass es jeder versteht: „Seht auf das Lamm Gottes, den Heiland der Welt, der euch zu Jüngern hat ausgewählt“.

Zur Gemeinschaft mit ihm seid ihr eingeladen, Sonntag für Sonntag – auch in den heutigen Tagen. „Tut dies zu meinem Gedächtnis“, heißt doch Jesu letztes Vermächtnis. Dem woll’n wir uns stellen, ob es nun passt oder nicht! Christus ist für uns Hoffnung und Licht. Drum sind wir auch heute zur Messe beisammen und wissen uns eins in Seinem Namen. Auch wenn längst nicht alle zur Kirche mehr gehen und Jesu Einladung nicht mehr verstehen: Wir beten und singen am Sonntag, und feiern die heilige Messe, wie es Brauch ist in Bayern. Wir, die Einheimischen und auch die Gäste, wissen uns eingeladen am Sonntag zum Feste, hören Jesu froh machendes Wort und setzen dann während der Woche den Lebensweg fort. Die Losung heißt, auf Jesus zu schauen und seiner froh machenden Botschaft vertrauen, wie damals einst in Kafarnaum: Da waren die Leute schon gar nicht dumm, Das Leben war schwer, viel Weh und viel Ach. Da stiegen sie Jesus buchstäblich aufs Dach, sie waren voll Eifer und deckten es ab und ließen den Kranken zu Jesus hinab. Er solle ihn heilen und Gesundheit ihm geben. Jesus sagt nur: Deine Sünden sind dir vergeben. Da sind sie enttäuscht: Er sollte ihn heilen, und nicht beim Sünden vergeben verweilen. Jesus erkannte sofort, was sie dachten: „Ihr sollt Gottes Heilswirken nicht schmählich verachten! Und dass ihr es glaubt, drum sag ich: Steh auf, nimm deine Tragbahre und geh nach Haus! Da staunen sie, können’s gar nicht verstehen: „So etwas haben wir noch nie gesehen!“ Dabei war’s fürwahr nicht die erste Tat, die Jesus bei ihnen gewirket hat. Er war doch öfters schon im Ort, in Kafarnaum, - und ging wieder fort, um auch anderswo Gottes Wort zu verkünden und die Menschen zu befreien von Sünden. Jesus sagt nicht: „Ihr müsst zu mir kommen!“ Er hat den Weg zu den Menschen genommen Ist zu ihnen gegangen, bis in die Dörfer hinein, weil er überall bei den Menschen wollt’ sein. Drum heißt’s auch für uns: In die Dörfer hinaus! Es wär halt nur schön, wenn die nicht blieben zu Haus,

sondern auch selber zur Kirche hin gehen weil sie sich als Gemeinschaft von Christen verstehen! Ja, sich verstehen, fällt gegenwärtig schwer: Da kommt Bischof Konrad von Görlitz daher und sagt uns, dass es ganz anders wird werden nicht erst im Himmel, sondern hier schon auf Erden, in Augsburg, in unserem Bistum fürwahr, und das noch heuer, zum Ende vom Jahr. Als Fastenspeise wird’s uns geboten am kommenden Sonntag, so künden’s die Boten, da gibt es vom oberen Hirten ein Wort, wie es weiter wird gehen auch bei uns im Ort. Nur gut, dass wir weit weg sind vom Schuss! Da brauchen wir nicht gleich haben Verdruss. Sollen sie es erst anderswo versuchen und dort Erfolg und Zustimmung verbuchen mit dem Fusionieren von ganzen Pfarreien. Da sind wir ganz ruhig und wollen nicht schreien, vielmehr uns dabei gehörig was denken, uns offene Ohren und Mitgefühl schenken und Mut machen und Mittun beim gemeinsamen Beten einander verstehen in all unseren Nöten, vielleicht auch dem Pfarrer geben ein gutes Wort, dass er nicht allein ist am heiligen Ort mit einer recht kleinen Schar von Getreuen – Das wird ihn ganz sicher im Herzen erfreuen, wenn dann nach Fastnacht, schon in wenigen Tagen recht viele den Weg in die Kirche her wagen, am Aschermittwoch, zum Fastenbeginn das wird sicher für alle ein großer Gewinn. Ja, Kirche umarmen, das wäre schon schön, doch nicht nur von außen! In die Kirche wir geh’n, um uns umarmen zu lassen von Christus, dem Herrn, und einander umarmen; denn wir haben uns gern! Unsere Zuversicht bleibt uns erhalten Auf Ostern hin zielt unser Schalten und Walten Nicht Alaaf und Helau wir werden dann singen, das Halleluja fürwahr, das wird dann erklingen am 8. April, da ist es so weit: Aufs Osterfest hin machen wir uns bereit. Ich lade euch ein, miteinander zu gehen, in der Nachfolge Jesu zusammen zu stehen Sein Wort führt uns Sonntag für Sonntag zusammen. Jetzt mache ich Schluss. In Ewigkeit. Amen.

Peter Guggenberger, 18. Februar 2012