Erdöl-Förderung im Nordost-Atlantik | Greenpeace

Spenden sind steuerabzugsfähig. Erdöl-Förderung im Nordost-Atlantik ... Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland,. Island, Luxemburg, die Niederlande,.
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Erdöl-Förderung im Nordost-Atlantik Wie das Öl unsere Meere verschmutzt Durch die Aktivitäten der Ölindustrie geraten jedes Jahr mehrere tausend Tonnen Öl in den Nordost-Atlantik – der Großteil davon im ganz normalen Förderbetrieb. 1

OSPAR Das Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt im Nordost-Atlantik nennt sich OSPAR (Oslo-Paris-Übereinkunft). 16 Länder, einschließlich der

in die Zuständigkeit der OSPAR, werden aber durch andere Übereinkommen 2 abgedeckt. Jedes Jahr veröffentlicht die OSPAR Dokumente, die offizielle Daten über Emissionen im OSPAR-Raum enthalten. Im Gebiet der OSPAR befanden sich 2014 insgesamt 761 Offshore-Installationen in Betrieb, die entweder Emissionen an die Atmosphäre oder Öl und Chemikalien ins Meer abgeben haben. 3 494 davon sind Öl(169) und Gasförderplattformen (325). Die meisten dieser Plattformen befinden sich in der Nordsee.

Öl-Verschmutzungen durch regulären Betrieb Insgesamt haben die Ölförderländer der OSPAR 2014 ca. 269 Mio. Tonnen Öläquivalente gefördert. Das ist ein Rückgang von knapp 47 Prozent zur Fördermenge 2004 4. Der Abwärtstrend der letzten Jahre setzt sich somit fort.

Abbildung 1: Geltungsraum der OSPAR

Europäischen Union, sind Vertragspartner der OSPAR: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Island, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Portugal, die Schweiz, Schweden, Spanien, Großbritannien und die Europäische Union. Die OSPAR verabschiedet zum Schutz der Meere in ihrem Geltungsraum verbindliche Entscheidungen (Decisions) und unverbindliche Empfehlungen (Recommendations). Der Geltungsraum ist in Abbildung 1 zu sehen. Die schraffierten Meeresbereiche fallen nicht

Schon die normale Ölförderung auf See sorgt für chronische Verschmutzungen. Dies sind die größten Quellen solcher Verschmutzungen:

1. Produktionswasser Hauptquelle der Öleinträge in die Nordsee ist das sogenannte Produktionswasser. Dabei handelt es sich um ölhaltiges Wasser, das bei der Förderung von Öl auftritt und von den meisten Installationen ins Meer abgegeben wird. Die erlaubte Menge an Restöl wird von der OSPAR durch eine Empfehlung seit 2001 beschränkt. Seit 2007 ist der Wert auf 30 mg pro Liter Wasser reduziert. 16

2

1 Daten aus den OSPAR-Berichten „Discharges, spills and emissions from offshore oil and gas installations in 2014“ und „Assessment of impacts of offshore oil and gas activities in the North-East Atlantic“. Siehe auch: www.ospar.org unter Publikationen.

Die Ostsee ist durch das HELCOM-Übereinkommen von 1992, das Mittelmeer durch das BarcelonaÜbereinkommen von 1976 abgedeckt. 3 Eine ausführliche Auflistung der Plattformen (ab S.10 und S.25) und viele weitere Informationen finden sich im OSPAR Bericht „Discharges, spills and emissions from offshore oil and gas installations in 2012“ von Andrew Taylor et al. (http://www.ospar.org). 4 S. Fußnote 1 S. 54

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Installationen überschreiten nach den aktuellen OSPAR-Daten weiterhin diesen Grenzwert. Davon befinden sich eine im dänischen Sektor, vier im norwegischen und 11 im Sektor Großbritanniens. 11 dieser 16 Installationen haben den Grenzwert auch 2012 erneut überschritten.

2. Ballastwasser Ballastwasser wird aus dem Meer in die Tanks der Plattformen gepumpt, wenn aus den Tanks Öl zum Abtransport abgefüllt wird. Rückstände des Öls mischen sich mit diesem Ballastwasser. Wenn es wieder abgelassen wird, um für neues Öl Platz zu machen, gelangt das Öl-Wasser-Gemisch ins Meer. So wurden im Jahr 2014 ca. 48 Tonnen Öl ins Meer abgegeben. Im Geltungsbereich der OSPAR gelangten im Jahr 2014 insgesamt 8485 Tonnen Öl durch Produktions- und Ballastwasser ins Meer. Das ist im Vergleich zum Vorjahr eine Abnahme von 16 Prozent. Tabelle 1: Gesamtmenge ausgetretenes Öl durch Produktions- und Ballastwasser nach Land in 2014

Land

Dänemark Deutschland Großbritannien

Gesamtmenge (gerundet) an ausgetretenem Öl durch Produktions- und Ballastwasser 2014 (Tonnen). In Klammern Werte von 2013 254 0,7 4427

Irland Niederlande Norwegen Spanien Total

3671 0 8485

Tabelle 2: Unfallbedingte Ölaustritte im OSPARGeltungsbereich in Anzahl und Menge: Jahr

2014

Ölaustritte >1 Tonne: Anzahl

17

Menge

195,8 Tonnen

Ölaustritte ≤ 1 Tonne: Anzahl

555

Menge

34,2 Tonnen

Gesamt: Anzahl

572

Menge

230 Tonnen

Quelle: „Discharges, spills and emissions from offshore oil and gas installations in 2014“ (S.20 ff)

Bohrflüssigkeiten

(3459)

Bohrflüssigkeiten haben verschiedene Funktionen beim Bohren. Sie sorgen für Druckstabilität, Kühlung und helfen beim Abtransport von feinkörnigen Gesteinspartikeln, so genanntem Bohrklein. Bohrflüssigkeiten auf Dieselöl-Basis dürfen seit 1987 nicht mehr verwendet werden. In den tieferen Abschnitten der meisten Bohrlöcher sind die auf Öl basierenden Flüssigkeiten nicht verboten, da sie nach dem derzeitigen Stand der Technik dort noch notwendig sind.

(0)

Bohrklein

(266,9) (0,8) (6188,2)

0,13 84,4

angestiegen (484). Die dabei ausgelaufene Menge Öl hat sich im Vergleich zum Vorjahr erhöht. 2007 traten im norwegischen Sektor bei der Beladung eines Tankers an einer VerladeVorrichtung vor Norwegen über 3.000 Tonnen Öl aus. Die Menge an ausgelaufenem Öl schwankte im Zeitraum von 2004 bis 2014 zwischen 63 und 3.900 Tonnen Öl im Jahr.

(0,12) (114,4)

(10.081)

Quelle: „Discharges, spills and emissions from offshore oil and gas installations in 2014“ (S.11 ff) (Abrufbar als pdf auf www.ospar.org)

Ölaustritte durch Unfälle 2014 ereigneten sich 572 Unfälle im OSPAR-Raum, bei denen 230 Tonnen Öl ins Meer gelangt sind. Die Zahl der Unfälle ist im Vergleich zum Vorjahr wieder

Bohrklein ist das zerkleinerte Material, das

bei Bohrungen entsteht und mit der Bohrflüssigkeit an die Oberfläche transportiert wird. Es wird in der Regel einfach auf dem Meeresgrund unter der Plattform abgelagert. Dadurch entstehen unter den Plattformen große Haufen dieser Substanz. Wenn Bohrklein aber mit ölbasierten Bohrflüssigkeiten kontaminiert ist, wird es entweder in den Boden

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gepresst oder an Land gebracht, um dort behandelt zu werden. Durch StichprobenUntersuchungen ist die OSPAR zu dem Schluss gekommen, dass kein unmittelbarer Handlungsbedarf zur Verringerung der Verschmutzung durch Chemikalien aus der Bohrflüssigkeit nötig ist. Die Bohrkleinhaufen werden beim Entfernen der Plattform abgesaugt, wodurch laut OSPAR nur eine geringe Sekundär-Verschmutzung entsteht. Allerdings verringere sich die Artenvielfalt im Radius von drei bis sechs Kilometern zu Gunsten opportunistischer Arten. Opportunistische Arten sind Organismen, die schnell freie Nischen besiedeln können – also einen Lebensraum, der auf Grund von Umweltveränderungen keine Besiedelung durch die ursprünglichen Bewohner zulässt. Laut OSPAR sind die Auswirkungen der Bohrkleinhaufen zwar nur im direkten Umfeld und kurzlebig wahrzunehmen, können aber auf empfindliche Organismen wie Korallen negative Auswirkungen haben.

Chemikalien Die Einleitung von Chemikalien ins Meer wird von der OSPAR seit 2001 reguliert. Die Gesamtmenge an Chemikalien, die auf See verwendet wurde, belief sich 2014 auf ca. 900.000 Tonnen (2013 937.000). Davon wurden im selben Jahr 270.000 Tonnen ins Meer geleitet, also ein Drittel der Gesamtmenge Davon wurden 70 Prozent von der OSPAR als für die Umwelt mit keinem bis kleinem Risiko eingestuft 5. 2014 wurden dem Meer keine LCPA-Substanzen (List of Chemicals or Priority Action) zugeführt. Diese Substanzen gelten als umweltschädlich und sollen durch ungiftige Substanzen ersetzt werden. Insgesamt hat sich die Abgabe schädlicher Substanzen ins Meer seit 2001 deutlich verringert Die restliche Chemikalienmenge stellt laut OSPAR keine Gefahr für die Meeresumwelt dar.

Emissionen in die Atmosphäre Neben Öl und Chemikalien werden auch Abgase freigesetzt. Die OSPAR hat keine 5

Pose little or no risk to the environment (PLONOR)

eigene Regelung für diese Emissionen. Abgase entstehen bei der Verbrennung von Erdgas, beim Testen der Bohrlöcher, bei der Reinigung und natürlich auch durch die Tanker, die an den VerladeVorrichtungen beladen werden. Dabei wurden im Jahr 2014 28,8 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) an die Atmosphäre abgegeben, eine leichte Abnahme im Vergleich zu 2013. Die Werte von Stickoxiden (NOx), Methan (CH4) und flüchtigen organischen Substanzen (VOC) sind im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. während die von Schwefeldioxid (SO2) laut OSPAR im selben Zeitraum leicht abgenommen haben.

Auswirkungen Die Auswirkungen der Offshore-Aktivitäten im Nordost-Atlantik sind nachweisbar. Rückstände von Öl und Chemikalien können laut OSPAR zum Beispiel in Miesmuscheln gefunden werden – in bis zu einem Kilometer Entfernung von Plattformen. Bei Schellfischen wurden von der OSPAR Veränderungen im Erbgut festgestellt – vermutlich durch die Aufnahme kontaminierter Sedimente. Die rund 8.700 Tonnen Öl, die im Jahr 2014 ins Meer gelangt sind, entsprechen etwa einem mittelschweren Tankerunglück. Die Hauptquelle für Öleinträge in den

Abbildung 2: Ölplattformen in der Nordsee ©Martin Langer/Greenpeace

Geltungsbereich der OSPAR bleibt das sogenannte Produktionswasser. Eine Empfehlung der OSPAR sieht eine deutliche Absenkung der Ölrückstände im Produktionswasser bis 2020 vor.

Greenpeace fordert:

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• Keine neuen Tiefseebohrungen (ab einer Tiefe von 200 Metern). • Überprüfung der bestehenden Anlagen auf ihre Sicherheit. • Minimierung der Schadstoffeinleitungen durch Plattformen mit demZiel“ Zero Discharges“. • Einrichtung und Respektierung von großflächigen Meeresschutzgebieten im OSPAR-Raum. • Ein Sofortverbot für jegliche industrielle Nutzung im OSPAR-Geltungsbereich des Arktischen Ozeans außerhalb der Ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ). Zum Weiterlesen: Öl Report 2015, Greenpeace 2015 Ospar report on discharges, spills and emissions from offshore oil and gas installations in 2014, Offshore industry series, 2016 20 Jahre Brent Spar: Offshore Öl- und Gasförderung im Nordostatlantik, Greenpeace 2015

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