Ein Brief von seiner Mutter

war, am 27. Dezember 1914 an Leopold nach Hause. ... Lieber Leo, meinen allerbesten Dank für deine so frdl. ... gehabt. Nun, mein lieber Junge, sollte alles.
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Musketier Leopold Herzog

6. Infanterie Division InfanterieRegiment N 20 2. Bataillon 5. Kompanie 3

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Diesen Brief schrieb sein Schulfreund Bernhard, der schon im Felde war, am 27. Dezember 1914 an Leopold nach Hause.

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Belgien im Dez. 1914 Lieber Leo, meinen allerbesten Dank für deine so frdl. Zeilen und liebe Überraschungen. Wie geht es dir? Hoffentlich doch gut! Mir geht es den Umständen ents.prechend immer noch einigermaßen. Wie dir wohl bekannt ist, hatten wir bei Diksmuiden,Ypern sowie Wormhoudt bereits gekämpft. Jetzt sind wir aber nach einem ganz anderen Flügel gekommen und haben nämlich bei Nieuwport ein ganz anderes Schlachtgebiet die Dunen sowie den Nordsee-

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strand kennengelernt. Hier stehen wir fortwährend unter zwei Feuern und haben große Verluste gehabt (d.achten Kompanieführer). Es ist hier eine Hundekälte und sind die Hände schon ganz steif, deshalb bitte meine schlechte Schrift zu entschuldigen. Doch nun Schluß, denn diesen einem verwundeten Kameraden, geht, mitgeben. Darum sei du Eltern und Bruder herzlichst

Brief will ich der zum Lazarett sowie deine l. gegrüßt von deinem Freunde Bernhard

Gleichzeitig wünsche ich Fröhliche Weihnachten Fröhliches neues Jahr. Eins wird zu spät, das andere zu früh kommen - aber es ist Krieg -

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Ein Postkarte vom Vater zum Osterfest 1916

Berlin, 23.4.16 Mein lieber Junge! Damit mir die Feiertage nicht all zu lang werden, will ich Dir ein paar Zeilen zukommen lassen. Ernst ist mit seinen Freunden eine Osterpartie machen, Rudi ist bei Eckarts und ich muß hübsch zu Hause bleiben, werde mich auch noch 8 Tage schonen und erst die Woche darauf wieder ins Geschäft gehen. Zeit zur Erholung habe ich ja leider genug. Deine letzte Karte an Otto war aber nicht richtig. 11

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Du kannst doch von Otto nicht verlangen, daß er Dir 10 teure Cigaretten kauft, wo soll der Junge das Geld hernehmen, in solchem Fall mußt Du immer an mich schreiben; und damit die Cigaretten nicht fehlen, sende ich morgen früh ein Paketchen an Dich ab. Hoffentlich bist Du wieder ganz auf dem Posten. Das Wetter muß doch dort sehr günstig sein, hier ist's seit dem l. Feiertag windig und kalt, während gestern der erste Sommertag war. Hoffentlich wird die Geschichte mit Amerika nicht allzu schlimm, leider wird der Krieg dadurch wieder in die Länge gezogen und müssen wir die Hoffnung auf Frieden immer einen Monat nach dem anderen aufschieben, aber mal muß ja doch Frieden werden und wünsche ich, daß ich Dich gesund wieder kriege. Der älteste Sohn von Rosenow ist jetzt auf Urlaub hier, auch der jüngere soll noch kommen. Nun leb wohl und sei herzl, gegrüßt von Deinem Vater

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Ein Brief von seiner Mutter

Wenn Du Geld brauchst schreibe an uns,nicht an Tante Pankow, 4, Mai 1916 Mein lieber guter Junge! Heut könnt ich Dir wieder mal etwas schicken. 3 Pakete a l Pfund, Inhalt Kriegskuchen, Marmelade, Stückchen Butter, Stück Fleisch, l Tafel Schokolade von Rudis Geburtstagstisch, Ostereier, Bonbon. Hoffentlich kommt alles gut an, wenn Du es überhaupt bekommst. Hier hört man augenblicklich viel, viel Klagen, das die Pakete geöffnet werden und so manches daraus verschwunden ist. Frau Treder hat 3 leere Karton wieder bekommen, in einem waren noch ein paar Pfefferminzplätzchen im ändern Stek. Pfefferkuchen im dritten die kleinen Geschichten aus einer Zeitung, die sie zum lesen geschickt hatte. Tschirzwitz ist noch auf Urlaub hier, der hat auch für eine Abteilung Paket-Übernahme, kam auch einer von den Kameraden an ihn heran u. sagte, der ist im Lazarett, er hat gesagt, ich soll mir das Paket nehmen. Tschirzwitz meint, Mensch, mir kannst du 15

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das nicht vorerzählen, wie sollte der wissen, das er nach1 m Lazarett kommt, nee, Freundchen, meine Hände bleiben rein. Sein Vorgänger hatte solche Geschichten gemacht, der ist gleich nachfm Schützengraben gekommen, 3 Tage drauf hat ihn die Kugel gehabt. Nun, mein lieber Junge, sollte alles gut in Deine Hände kommen, dann verzehre es mit gutem Appetit und in Gesundheit, so wie ich wieder etwas habe, schicke ich es Dir, Du weißt ja, mein Junge, wie gern alle hier, Euch tapferen Kämpfen eine Freude zu bereiten, wir gewillt sind, bloß uns werden immer mehr die Hände gebunden. Am Montag war ich mit den Kindern bei Eckarts, sind dann nach Lichterfelde gefahren, haben dort im Garten Kaffee getrunken. Die Leute sind schon tüchtig beim Bauen, Eckarts möchten gern Ende dieses Monats einziehen, ich glaube, wenn sie Anfang Juli rein können, wird's noch früh sein.

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Tante hat mir von ihrem ersten Rabar (Rhabarber) etwas abgegeben u. der Gärtner mußte mir einen Strauß winden., Frau Baumeister Kühn war auch da, ihr Gatte hat die Bauerei unter sich. Tante hat sich auch eine Ziege zugelegt, weil die Milch auch knapp ist, so bekommt sie täglich von dem Tier l 1/2 Ltr. Milch, Heinz soll einen Ziegenbock bekommen. Aus unserem Garten habe ich gestern die ersten Radieschen gegessen, Jetzt bin ich dabei ein neues Kriegsbrot zu backen, obfs gelingt? Wollen1s hoffen. Auch habe ich gestern als Butterersatz etwas Neues gefunden. Rezept, Zwiebeln, saure Gurke, Senf, Essig, Prise Zucker u. Salz u. Pfeffer. Zwiebel und Gurke recht klein schneiden, dann alles tüchtig zusammen rühren, das schmeckt sehr pikant. Wenn Du das alles bekommst dort, probiere es mal, schneidest Dir alles in Dein Essnapf. Möchte Dir gern

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alles schicken, bloß die Gurke beschlägt schnell, deshalb kann ich nicht. Ich muß jetzt leider aufhören mit Dir zu erzählen, jetzt kommt einer nach dem ändern zu Haus, und ich muß wieder Kartoffelsalat machen, da es doch kein Brot mehr ohne Marken giebt kommt die Kartoffel fast gar nicht mehr bei uns vom Tisch, und Dir fehlt sie. Soll ich Dir mal Pellkartoffeln schicken, Du machst Dir dann Salat davon, was dazu gehört schicke ich Dir mit, außer Hering u. Aepfel. Ich glaube, Du findest da Liebhaber. Also bitte beantworte mir, wenn Du Zeit hast, diesen Brief etwas ausführlich, damit ich meinem Soldaten auch ein bischen Schuld abtragen kann für das schöne zu Hause sitzen. Mein lieber guter Großer, bleibe mir bloß gesund, damit wir uns so Gott will schneller Wiedersehen als wir Alle denken. Nun Leb Wohl, mein lieber Junge, es grüßt Dich herzlich Deine

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Mutter

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Ein Brief von seinem Bruder Otto Pankow 5.V.16 Lieber Bruder! Mit dieser Karte will ich Dir noch einiges aus dem Geschäft mitteilen. Max war 3 Tage hei seiner Bella in Kitzingen. Reute früh ist der Chef Senior nach Kissingen abgedampft, um sich von seiner letzten l4tägigen St.Gallen Reise zu erholen. Am 2. Juni ist Zollrevision u. werde ich da wohl einiges zu tun haben. Herr Kern, der nach Dir die Auslandspost in der Expedition erledigt hat, ist jetzt auch als Schweizer Grenzsoldat nach dort eingezogen worden. Du hast ihn doch bei Deinem letzten Hiersein noch kennen gelernt? Wenn ich Schwein haben sollte, eröffnet sich mir im Geschäft eine feine Sache. Kippel hat sich nämlich als Vertreter gemeldet bei mir und soll ich mit Frl. Katsch das Stofflager weiter führen. Bis jetzt ist jedoch noch nichts genaues raus und habe ich hier zu Hause auch nichts gesagt im Falle alles wieder schief geht. Doch hoffe ich stark darauf und befestigt mich auch Kippel in dieser Sache. Natürlich werde ich dann wohl mehrbekommen. Mit Gruß 0 t t o leh möchte Dich bitten, noch nichts nach Hause zu schreiben. Ich gebe Dir über den weiteren Verlauf desselben noch Nachricht. O t t o 23

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Pankow 5.v.16 Lieber Bruder! Erhalte soeben Deine Karte vom 1. d. und möchte sie Dir gleich beantworten. Aug Deine vorige Karte habe ich Dir leider nicht geantwortet und hole ich hier einiges nach. Was Folge 3 bedeutet scheinst Du ja jetzt zu wissen, wie ich an der heutigen Karte 5 sehe. Ich wollte Dir damit die Möglichkeit geben, zu kontrollieren, ob Du alle vorher gehenden Karten, also 1 u. 2 erhalten hast. Daher die Nummern. Hast Du eigentlich mein Paket nicht erhalten? Es ist nun schon beinahe 3 Wochen weg! Im Geschäft werde ich jetzt dauernd gefragt, was Du machst und wo Du steckst. Leider kann ich nichts beantworten, da ich doch selbe? nur so schlau bin wie alle andern, Du darfst wohl nicht schreiben, ob Du im Graben oder in Ruhe liegst u. wo? Frl. Ellert scheint ja über Deine letzte Karte sehr erfreut gewesen zu sein, u. wollte sie Dir gleich antworten. Die Muhle kriegt täglich 2 3 Feldpostbriefe aus dem Felde nach hier. Die muß ja große Bekanntschaft haben. Sonst geht alles noch gut. Was ist denn eigentlich mit Dir los? Lassen Deine Schwindelanfälle nicht nach? Melde es doch mal, vielleicht wirst Du ordentlich mal auskuriert? Also indem ich hoffe, daß Du Dich bald besser fühlst u. Du da drausssn wie jeder andere Deinen Mann stehst, schliesse ich mit der Hoffnung auf ein baldiges gesundes Wiedersehen. Dein Bruder 0 t t o 25

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Berlin 5. Mai 1916 Mein lieber Junge! Soeben kommen Deine Karten v. 30.4. u. 1.5. an und danke ich Dir von Herzen dafür, schreibe nur mögl. oft eine Zeile wenigstens, Du kannst Dir doch denken, wie wir auf Nachricht von Dir warten, man macht sich so schon genug Gedanken. Inzwischen wirst Du wohl mein Paket mit Cigaretten bekommen haben, morgen werde ich Dir etwas Chokolade schicken, damit Du mal was extras hast. Hier ist alles noch beim Alten. Und ob es bald Frieden giebt? Wir wollen es hoffen, vorläufig siehts noch nicht danach aus, aber verliere nur den Mut nicht. Wie ist es, soll ich Dir ein Feldpostpäckchen mit Cognac oder Arrac schicken? Kann Dich der Arzt wegen der Anfälle nicht mal ein paar Tage ins Revier schicken, damit Du mal aufholst, sieh doch mal zu, ob Du das nicht schaffst. Viele Grüße von Deinem V a t e r

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Eine Bildpostkarte von seiner Tante Else, der Schwester seiner Mutter

5. 5. 1916 Mein lieber Junge! Eben erhalten wir Deine liebe Karte vom 30/4. herzlichen Dank dafür. Meinen Brief mit Inhalt wirst Du hoffentlich inzwischen erhalten haben. Heute schicke ich Dir ein paar frisch gelegte Eier von unseren Hühnern „guten Appetit". Morgen schicke ich Dir wieder von dem Gebäck, was Du so gern ißt. Papa war am Dienstag bei uns und machte uns Andeutungen, daß Du schon möglich weiter sein könntest. Das stimmte mich recht traurig. Möchtest Du doch noch recht lange auf jetziger Stelle bleiben. Gieb mir Bescheid, ob das heutige Päckchen gut ankam und ob es schmeckte. Dann erfindet man mehr neue Kniffe. Weiter von Herzen alles Gute wünscht Deine getreue Tante Else Salz ist in einer kleinen Tüte bei 29

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Eine Feldpostkarte von seinem Freund Gustav Haase

Geschrieben, den 6. Mai 1916 Lieber Leopold! Besten Dank für Deine 1. Karte vom 20. v.Mts. Ich freue mich, daß Du noch gesund und munter bist. Hoffentlich können wir mal

wieder

gemütlichen

in

Berlin

Bummel

bald

machen.

-

einen

Hast

Du

wieder was von Liersch gehört. - Ich wundere mich sehr, daß Deine Karte zu mir so lange geht, sind ja ziemlich 10 Tage, da

geht

es

ja

bald

nach

Rußland

schmeller. - Laß bald von Dir hören und bleibe fernerhin immer gesund. Dies Dir wünschend verbleibt mit frdl. Grüßen Dein Freund G u s t a v 31

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Berlin, 8.V.16 Lieber Bruder! Während meiner Frühstückszeit möchte ich Dir einige Zeilen schreiben. Ich habe nämlich durch Zufall von unserem Herrn Jahn gehört, daß sein Bruder bei Dir in derselben (5-ten) Kompagnie ist. Er schrieb, daß sie jetzt aus dem Graben abgelöst worden sind u. wieder mal Ruhe haben. Da Du noch nicht geschrieben hast, ob Du schon im Graben warst, war ich sehr erstaunt u. muß ich jetzt wohl annehmen, daß Du auch schon den Graben kennen gelernt hast. Warum hast Du es mir denn nicht geschrieben? Du weißt doch, daß man auf Nachricht von Dir brennt, um zu erfahren, wo Du steckst. Papa hat in Schönhausen Land gepachtet u. werden wir da mal ordentlich Gemüse pflanzen. Schade, daß Du nicht mehr hier bist, denn jetzt werden tüchtige Leute zum Umgraben gebraucht. Hoffentlich gedeiht alles, der Boden ist mächtig fett hoffentlich nicht soviel gestohlen. Nun sei gegrüßt

(von Otto [Anmerkung]) 33

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Ein Brief von seinem jüngsten Bruder Kurt. Kurt war damals 7 Jahre alt.

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Lieber Leopold. Ich sende Dir die Herzlichsten Grüße. Das ist der fersprochene Brief. üMae Der Hans Puder ist am 8.5.16 hergekommen er konte nicht die Zeit abwarten. Als er oben kam lief er gleich zum Regal und holte gleich die Eisenbahn und dann kam er erst zu Mama und sagte Gutentag Tante Marta. Leopold wir sind noch alle Gesund keiner ist krank nun schließe Frieden und komm auf Urlaub wenn Du kommst Backen wir einen großen Kuchen. Selbst

ausgedacht.

Recht baldieges Wiedersehen grüßt Dich Dein Bruder Kurt

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Ein Brief von seinem jüngerem Bruder Rudolf. Rudolf war damals 12 Jahre alt.

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Berlin den, 10. Mai 1916 Lieber Bruder! Deine dankend

Liebe

Karte

erhalten.

habe Ich

ich habe

am mich

9.5.16 sehr

gefreut, daß Du meinen Brief so schnell bekommen hast. Übrigens danke ich Dir für Deine nachträgliche Gratulation. Wir haben jetzt wieder unregelmäßiges Wetter. Aber trotzdem steht fast alles in Blüte. Heinz hat jetzt eine Ziege bekommen, und wenn er in den Gar-

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ten kommt, dann ist sein erstes immer Mulle, Mulle, Mulle und gibt ihr eine Hand voll Gras. Die Ziege gibt 2 mal täglich 1 1/2 Liter Milch also 3 Liter täglich. Nun sei herzlichst gegrüßt von Deinem Bruder Rudi

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Ein langer Brief von seiner Mutter

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Pankow, 11. Mai 1916 Mein lieber guter Junge! Herzlichen Dank für Deine lieben Zeilen, die wir am 8.5. erhielten. Die Freude kannst Du Dir nicht vorstellen, wenn Deine Zeilen kommen, und wenn gar ein versteckter Wunsch drin steht. Der Vater schneidet ein Kasten, wenn nicht gleich ein neuer bei der Hand ist, die Mutter holt das versteckt Gewünschte, die Brüder wetteifern, wer zuerst mit der Schnur da ist. So siehst Du, mein lieber Junge, es will jeder sein Teilchen für unsern lieben Feldgrauen tun. Halte Du Dich nur tapfer, sei nicht vorwitzig, achte auf jeden Schritt, den Du tuest, das Du nicht in diese heimtückschen Wolfsgruben fällst. Beherzige die Ratschläge Deiner älteren Kameraden, damit wir uns, so Gott will, gesund wiedersehen. Mein lieber Großer, am Montag 8.5. habe ich gleich ein Paket mit Dauerwurst abgeschickt, heut den 11.5. einen gefüllten Kuchen, der Dir so gut geschmeckt hatte, mit gemahlenem

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Kaffee, ich hoffe, das Du ihn jetzt gebrauchen kannst. Wenn .ja, dann schicke ich mehr, denn, mein lieber Junge, das merke Dir ein für Alle mal, für unseren Feldgrauen ist alles da. Den 12. oder 13. dieses mts. schicke ich Dir ein Kriegsbrot mit Fett, .senn es geht, höhle ich es aus, und tue das Fett hinein und dann die ausgehölten Krumen wieder drauf, bitte achte dann auf dieses Paket. Auch soll in diesen Tagen der Schinken von unserm Weihnachts- Schwein kommen, dann bekommst Du selbstverständlich gleich etwas geschickt. Lieber Junge, am Dienstag 9. war ich mit den Kindern bei Eckarts, da war zufällig der Brief on für angekommen, ich habe mich so darüber gefreut, das Du die Geschichte doch nicht so ernst nimmst, wie wir angenommen hatten. Du glaubst nicht, lieber Junge wie mir die Geschichte in den Kopf rumgegangen ist, man will doch blos Dein Gutes nicht Dein Unglück.

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In einem Brief an mich machtest Du mal eine Andeutung von wegen Privater Sache, fragte Papa mich gleich, was meint er denn damit, ich sagte, ich nehme an, er meint die schönen Tage, die er mit Haase Und der Freundin. Er hat doch immer mir* und Onkel Rudolf gesagt, es ist nur die reine Freundschaft, weiter weiß ich auch nichts. Papa sagte aber, das glaube ich nicht, da steckt'mehr hinter, so lange er im Felde ist, erwähne ich nichts davon, kommt er uns gesund w&eder, was wir uns ja von Herzen wünschen, dann rede Ich mit ihm, hört er nicht, dann muß er die Folgen tragen. So, mein lieber guter Junge, nun weißt Du alles, ich hatte darüber solange geschwiegen, weil ich nie allein war, heut bin ich es. Papa ist Samen kaufen, wir wollen für diesen Winter besser sorgen für Gemüse und Hülsenfrüchte. Wir haben nähmlich ein Stückchen Land gepachtet in NiederSchönhausen hinter die Baracken des LehrInf.Reg. Onkel Wilhelm

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Interpolierter Text, da Papierteile fehlen

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u. Rudolf und wir, so sind die drei Gebr. Herzog mit Neffen Georg wieder zusammen. Seit Montag wird schon fleißig umgegraben u. gepflanzt. Ernst und Otto gehen auch helfen, wenn sie nicht zur Schule müssen. Wenn Du dann heimkommst*, mein lieber Junge, haben wir wenigstens zu essen* nur Kartoffeln können wir nicht pflanzen, da der Boden zu sumpfig ist. Mein lieber großer Junge, nun habe ich Dir mal wieder einen Streifen erzählt, willst Du mir mal etwas schreiben über gewisses Privates, dann bitte lege einen Zettel bei Tante Else bei, ich werde jetzt wieder mal öfter nach ihr sehen. Gesund ist Gott Lob, hier alles, der Kleine hat Dir gestern ein selbst verfertigten Brief geschrieben, ohne das auch nur einer ein Wort ihm geholfen hat, aber nun ist er stolz. Mein lieber guter Junge, für heut sag ich Dir Leb Wohl auf gesundes baldiges Wiedersehen und grüßt Dich von Herzen Deine M u t t e r

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Interpolierter Text, da Papierteile fehlen

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Ein weiterer Brief von seinem Leutnant Gustav Haase aus Flandern

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Freund,

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Flandern, d. 11. V. 16 Lieber Leopold! Besten Dank für Deine 1. Karte vom 5.1V. Ich freue mich, daß Du noch wohl und munter bist und Deine Feuertaufe gut überstanden hast. Allerdings ist das keine Erholung für Deine Nerven, auch ich habe in letzter Zeit sehr viel damit zu tun. - Hier sind jetzt die Tage merklich kühler geworden, es regnet hier manchmal ganz anständig. - Sonst wüßte ich weiter nichts Dir mitzuteilen. - Laß bitte bald wieder etwas von Dir hören und sei inzwischen vielmals gegrüßt von Deinem aufrichtigen Freund Gustav

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Ein Weihnachtsgedicht von seinem Bruder Rolf

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Es stellt sich schon bei Groß und Klein Der holde Weihnachtszauber ein. Ein Singen Klingen überall Man hört schon Weihnachtsglockenschall; Denn leis' das liebe Christuskind Ein feines Weihnachtsglöcklein schwingt. Es drang zu Dir auch sicher schon Der feine Weihnachtsglockenton Zog sicher ein auch in Dein Herz Und mildert Deinen großen Schmerz. Den zugefügt Dir Feindeshand Im Kampfe für das Vaterland. Wie bin ich stolz, daß Du im Feld Gekämpft hast wie ein tapfrer Held Gabst hin sogar Dein teures Blut Und schützest unser Hab und Gut. Was Du für's Vaterland getan Vergelten Dir wohl niemand kann. Doch wenn Du heimkehrst glaub es mir Will ich es doppelt danken Dir. Dich hegen, pflegen will ich dann Erleicht'rung schaffen wo ich kann. 0 Weihnachtsglocken läutet fein Dem Bruder die Gesundheit ein. Daß er, nur das mein Herz begehrt, Schon bald, recht, recht bald wiederkehrt. Drum nicht verzagt, nur frohen Mut, Ich hab' Dich lieb und bin Dir gut. Gedenk am heil'gen Abend Dein Und werd im Geiste bei Dir sein. 61

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Drück jetzt aufs Brieflein einen Kuß Und sende Dir den Weihnachtsgruß. Mit herzlichsten Weihnachtsgrüßen wünschend bin ich Dein getreuer Bruder Rudi

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Hier enden die Briefe.

Verletzung im September 1917

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