DIE ZEIT

sie 1961 als tibetische Pflegekinder in die. Schweiz kamen. Der Industrielle ... im Organisationskomitee des Tibet Film Festi- vals, das im Oktober zum neunten ...
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12 SCHWEIZ

13. S E P T E M B E R 2018

DIE ZEIT No 38

Im Exil und doch daheim

Sie sind Atheisten, Buddhisten, Aktivisten – und besuchen nächste Woche den Dalai Lama, wenn er in die Schweiz kommt. Was bewegt junge Tibeter?

Fotos (Ausschn.): Christian Grund für DIE ZEIT

VON SAMANTA SIEGFRIED

Für Tsepel Olivia Samling, 21, sind die Geschichten ihrer Großeltern die engste Verbindung nach Tibet

Lobsang Reichlin, 28, hat seinen Job als Primarlehrer aufgegeben, um ein tibetisches Restaurant zu eröffnen

Tenzin Dechen Khampo, 23, kam erst vor sechs Jahren in die Schweiz. Eines Tages will sie wieder zurück

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enn Tsepel Samling an Tibet denkt, dann denkt sie an ihren Großvater. Einen gläubigen Mann, der gut Geschichten erzählen konnte. Schöne, aber auch traurige. So wie jene von seiner Flucht aus dem besetzten Tibet nach Indien, die ihn über die schneebedeckten Berge des Himalaya geführt hat. Wo es so kalt war, dass manchen Flüchtlingen die Zehen erfroren und abfielen wie verfaulte Zähne. Um diesem Schicksal zu entgehen, opferte die Familie des Großvaters in einer kalten Nacht das Pferd, das sie mitgenommen hatte, schlitzte dessen Bauch auf und steckte die Füße hinein, um nicht zu erfrieren. Tsepel Olivia Samling, so heißt die 21-jährige Frau, die die Geschichte erzählt, mit vollem Namen, stellt sich selber mit ihrem zweiten Vornamen vor: Olivia. »Ist irgendwie einfacher«, sagt sie in der Wohnung im Berner Mattenhof-Quartier, wo sie zusammen mit ihren zwei jüngeren Halbgeschwistern, ihrer Mutter und ihrem Stiefvater lebt. Sie ist gerade von der Schule nach Hause gekommen, sie absolviert die Fachmittelschule in Bern, Bereich Gesundheit. Samling trägt ein bauchfreies Top zu roten Schlaghosen, ihre Nägel sind lang und bunt lackiert: rosa, pink, silbern. Als Tochter einer Tibeterin und eines Italieners kam sie in der Schweiz zur Welt und wuchs hier auf. »Kannst du gut Italienisch?«, laute die Frage, die Samling am häufigsten gestellt werde, wenn es um ihre Herkunft gehe. »Nicht so gut wie Tibetisch«, antwortet sie dann. Wer es nicht weiß, würde kaum erraten können, woher sie stammt, die junge Frau mit den dunkelbraunen, mandelförmigen Augen und dem eben gebräunten Teint. Samling empfindet die Kulturen ihrer Familien als sehr gegensätzlich. »Die Italiener sind temperamentvoll, die Tibeter eher zurückhaltend.« Ihre Nonna sei geradezu verschwenderisch im Gegensatz zum tibetischen Großvater. »Ich habe ihr immer gesagt: Kauf mir nicht so viele Dinge, mein Großvater schickt sie sowieso nach Indien.« Samling war drei Jahre alt, als sich ihre Eltern trennten und sie mit ihrer Mutter im Jahr 2000 zu den tibetischen Großeltern nach Rikon im Tösstal zog. Das Dorf im Zürcher Oberland ist seit 55 Jahren das Mekka der tibetischen Exilgemeinschaft in der Schweiz. Soldaten der Volksrepublik China hatten im Verlauf der 1950er-Jahre das Gebiet Tibets besetzt. Die Tibeter, die für Autonomie kämpften, wehrten sich dagegen. China schlug die Aufstände nieder. 1959 flüchtete der 14. Dalai Lama, das weltliche und geistliche Oberhaupt der Tibeter, ins Exil nach Indien. Seine Vertreibung war begleitet von Kampfhandlungen, mehr als 80.000 Tibeter kamen dabei ums Leben, Tausende flüchteten. So auch der Großvater von Tsepel Olivia Samling. Dass er in Rikon eine neue Heimat fand, liegt an der Metallwarenfabrik Kuhn Rikon. Als der Bundesrat 1963 auf Initiative des Internationalen Roten Kreuzes die Einreise von 1000 Tibetern in die Schweiz bewilligte, boten die Unternehmer Henri und Jacques Kuhn 24 von ihnen ein Obdach an – und eine Anstellung in ihrer Fabrik. Wenige Jahre später gründete die Familie Kuhn das Tibet-Institut, ein buddhistisches Zentrum, 1968 wurde ein Kloster eingeweiht, finanziert von den Unternehmern und Spendern. Es ist bis heute das einzige tibetisch-buddhistische Kloster außerhalb Asiens. Zu dessen 50-jährigem Bestehen reist der Dalai Lama kommende Woche in die Schweiz. Dass Olivia Samling Tibetisch spricht, hat sie ihren Großeltern zu verdanken. »Wir haben vor jedem Essen gebetet«, erinnert sie sich. Der Großvater habe täglich seine Verbeugungen gemacht, ein Reinigungsritual von Buddhisten. Samling selbst findet Buddhismus zwar »schon interessant«, aber: »Mein Stiefvater ist Atheist, vielleicht hat mich das mehr überzeugt.« Trotzdem wird sie für den Besuch des Dalai Lama nach Rikon reisen. »Das gehört dazu. Allein der Großmutter zuliebe.« »Wenn sich nicht einmal Tibeter für ihre Befreiung einsetzen, wer dann?« Auch Lobsang Reichlin, 28, wird beim Besuch des Dalai Lama dabei sein. Anders als Samling, für die ihre tibetischen Wurzeln im Alltag kaum eine Rolle spielen, hat er seine Herkunft zum Beruf gemacht. Und dafür seinen Job als Primarlehrer aufgegeben. Er sitzt im Restaurant Tenz im Zürcher Lochergut. Im März 2017 hat er es zusammen mit zwei tibetischen Kollegen eröffnet. Die Momos, die gefüllten Teigtaschen, kommen gut an: Das Lokal ist oft ausgebucht, bald kommt ein zweiter Standort hinzu. Obwohl Reichlin ein tibetisches Restaurant führt, fühlt er sich eher als Schweizer. »Meine Kindheit hätte kaum schweizerischer sein können«, sagt er mit Ostschweizer Dialekt. Tibetisch hat er nie gelernt. Aufgewachsen ist er im Toggenburg. Seine Familie ist katholisch, fast jeden Sonntag gingen sie zur Messe. Sie feierten Ostern, den Samichlaus, fuhren nach Adelboden zum Skifahren oder zum Campen an den Neuenburgersee. Aber eben nicht nur: Alle drei Jahre reiste die Familie Reichlin in den Sommerferien nach Bylakuppe in Südindien, in eine der größten tibetischen Siedlungen des Landes. Fast alle Verwandten von Reichlin leben dort. Reichlin ist das jüngste von drei Kindern. Seine Eltern waren noch keine zehn Jahre alt, als sie 1961 als tibetische Pflegekinder in die Schweiz kamen. Der Industrielle Charles Aeschimann ließ damals zusammen mit dem 14. Dalai Lama 160 Kinder aus einem Heim in Indien auf Schweizer Familien verteilen. Dadurch entkamen die Kinder zwar der Not und dem Elend

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Dass Schweizer Waffen mitten in KriegsWas den Bundesrat dazu gebracht hat, den n einem Punkt sind sich immer alle einig: Die schweizerische humanitäre Export von Kriegsmaterialien zu erleichtern, gebieten keine absurden Fantasien von überTradition und die Neutralität sind wich- schreibt er im Juni in einer Medienmittei- eifrigen Pazifisten sind, zeigten unlängst wietig und gut und sollen auch in Zukunft hoch- lung. Es gehe um die »Aufrechterhaltung der der Recherchen des SonntagsBlicks. Dieser gehalten werden. Die Frage ist nur: Wie lassen relevanten industriellen Kapazität«, unter machte publik, dass Handgranaten und Grasich diese Prinzipien und Werte mit dem Export »Wahrung der internationalen Verpflichtun- natwerfer aus der Schweiz in Libyen zum von Kriegsmaterial vereinbaren? Und da be- gen der Schweiz sowie ihrer außenpolitischen Einsatz kamen, und dass auch der IS mit Schweizer Waffen hantierte. Grundsätze«. ginnen die großen Differenzen. Das Recht auf Leben, auf körperliche und Die Regierung betrachtet ihr Vorgehen völWieder einmal diskutiert die Schweiz über den Umgang mit Waffen. Es geht um eine Lo- kerrechtlich also als konform. Formaljuristisch geistige Unversehrtheit, persönliche Freiheit und das Verbot von Folter und grausamer Beckerung der Kriegsmaterialverordnung, die re- mag das stimmen. Auch gibt es Gründe, bessere und schlech- handlung sind Grundrechte. In deren Kerngelt, unter welchen Bedingungen die Rüstungsindustrie Panzer, Waffen und Munition tere, die für ein liberales Waffenrecht sprechen: bereich, dazu gehören das Recht auf Leben und das Folterverbot, darf der Staat ins Ausland liefern darf. Der Bundesrat gar nicht eingreifen. Um andere möchte, dass in Zukunft Exporte in Grundrechte einzuschränken, müssen Länder möglich sind, in denen Bürgerklare Voraussetzungen erfüllt sein: Es krieg herrscht. Bisher ist das verboten. braucht ein entsprechendes Gesetz, ein Ein breit abgestütztes Komitee aus öffentliches Interesse, und die Grundbürgerlichen und linken Politikern, aus rechte Dritter müssen in die ÜberVertretern der Kirchen und Nichtlegungen miteinbezogen werden. regierungsorganisationen hat am MonSpielt man diese Abwägung getag angekündigt, gegen diesen Entdanklich durch, ist es nur sehr schwer scheid eine Volksinitiative zu lancieren. »Korrektur-Initiative« nennen sie das Der Bundesrat will Schweizer Waffen in Länder nachvollziehbar, wie das Ergebnis zugunsten von erleichterten Exporten Anliegen. Die Initianten wollen in der exportieren, in denen Bürgerkrieg herrscht. ausfallen kann. Und warum sollen für Bundesverfassung festschreiben, dass Das verursacht unnötiges Leid VON ALINE WANNER Menschen, die nicht in der Schweiz aus der Schweiz in Zukunft kein leben, andere Regeln gelten als für Kriegsmaterial mehr in Länder geliejene hier? fert werden darf, die in einen internen Hinzu kommt: Die Situation in Ländern, bewaffneten Konflikt involviert sind oder wo eine fortschrittliche Sicherheits- und WehrMenschenrechte systematisch und schwerwie- technikindustrie zu unterhalten, militärische in denen Krieg herrscht, ist für jene, die aktiv gend verletzt werden. Damit soll der gesetz- Verteidigung zu sichern, Traditionen zu be- involviert sind, anspruchsvoll und hochkomliche Zustand wiederhergestellt werden, der bis wahren, Arbeitsplätze zu schaffen, wirtschaft- plex. Oft befassen sich Regierungen, der UNSicherheitsrat, beteiligte Parteien, Vermittler vor 2014 galt, als die Exportbedingungen lichen Profit zu erzielen. Aber abgesehen davon, dass es nicht Auf- und Nichtregierungsorganisationen jahrelang schon einmal gelockert worden waren. Innerhalb von zwei Tagen haben die Initi- gabe der Regierung ist, einer tatsächlich oder mit einem Konflikt, ohne entscheidende Fortanten 25.000 Unterstützer für ihr Anliegen ge- vermeintlich kriselnden Industrie zu neuem schritte zu erzielen – und ohne eine befriedifunden. Jede und jeder soll mindestens vier Aufschwung zu verhelfen, müssen all diese gende Lösung zu finden. Im Falle der Kriegsmaterialexporte muss die weitere Unterschriften sammeln. So dürfte die Argumente gegen eines bestehen können: das Risiko nämlich, dass die Schweiz mit dem Schweiz nicht einmal aktiv etwas für den FrieInitiative problemlos zustande kommen. den tun, sie kann es einfach lassen. Und darauf Würde ihr das Volk zustimmen, könnte Export von Waffen in Kauf nimmt. Durch deren Gebrauch und nicht selten verzichten, das Waffenrecht zu lockern und nicht mehr passieren, was jetzt geschehen ist: dass der Bundesrat selbst über die Lockerung auch Missbrauch, etwa wenn die Waffen in die Firmen zu erlauben, noch mehr Länder auf der der Exportregeln entscheiden kann. Derzeit ist falschen Hände gelangen, werden Menschen Welt mit Kriegsmaterial zu beliefern. Damit dies möglich, weil die Bestimmungen in einer verletzt und getötet, die zur falschen Zeit am würde die Schweiz einen Beitrag zur HumaVerordnung und nicht in einem Gesetz ge- falschen Ort sind. Und das bedeutet immer: nität leisten, die in vielen Kriegsgebieten zunehmend schwindet. großes menschliches Leid. regelt sind.

des indischen Flüchtlingslagers. Trotzdem bleibt die Aktion bis heute umstritten, weil viele der Kinder – darunter auch die Eltern von Reichlin – keine Waisen waren, wie es damals in der Öffentlichkeit dargestellt wurde. Zwar haben in den meisten Fällen die Eltern oder die Verwandten die Einwilligung für die Reise in die Schweiz gegeben, damit ihre Kinder eine bessere Zukunft haben können. Bei manchen hinterließen die plötzliche Entwurzelung und die Platzierung in ein völlig fremdes Umfeld jedoch traumatische Spuren. Viele der Pflegekinder, darunter auch Reichlins Eltern, sagen dennoch, dass sie froh sind, in der Schweiz aufgewachsen zu sein. »Meine Eltern haben es gut getroffen«, sagt Reichlin. Der Vater kam zu einer Familie nach Schwyz, die Mutter nach Basel. Kennengelernt haben sich die beiden Jahre später im Verein Tibeter Jugend Europa (VTJE). Die Eltern waren politisch aktiv, hätten ihren Sohn aber nicht dazu gedrängt, dies auch zu sein. Trotzdem opfert Reichlin seit dem Jugendalter fast seine gesamte Freizeit für Tibet. Er sei halt ein Typ, der sich gerne engagiere, sagt er. Und da man ihm seine Herkunft so deutlich ansehe, die breite Nase, die schmalen schwarzen Augen, das dichte Haar, sei er nicht umhingekommen, sich mit seinen Wurzeln auseinanderzusetzen. Bis er zum Schluss kam: »Wenn sich nicht einmal die Tibeter für ihre Befreiung einsetzen, wer dann?« Jahrelang war Reichlin in dem VTJE aktiv. Heute will er neue, kreative Wege finden, sich mit der Tibet-Frage auseinanderzusetzen. Er ist im Organisationskomitee des Tibet Film Festivals, das im Oktober zum neunten Mal gleichzeitig in der Schweiz und in Indien stattfinden wird. »Viele Tibeter sind in manchen Belangen schon eher konservativ«, sagt Reichlin. Besonders bei der älteren Generation beobachtet er eine Angst davor, das traditionelle Image zu verlieren. »Vor lauter Bewahren darf aber das Gestalten der Zukunft nicht auf der Strecke bleiben.« Das sei auch ganz im Sinne des Dalai Lama, dessen wichtigste Botschaft für Reichlin ist: »Nehmt die Dinge selber in die Hand.«

Lasst es bleiben!

Sie will eines Tages zurück nach Tibet, um dort als Forensikerin zu arbeiten In keinem anderen Land Europas leben so viele Menschen tibetischer Abstammung wie in der Schweiz. Die Aufstände 2008 während der Olympischen Spiele in Peking haben erneut viele Tibeter in die Flucht getrieben. Lange zählte die Exilgemeinschaft 2500 Mitglieder, heute ist sie auf 8000 gewachsen. Viele der Tibeter gelten als papierlos. Seit 2013 haben die Behörden die Einreise in die Schweiz verschärft. Das Staatssekretariat für Migration änderte auch die Herkunftsbezeichnung in den Ausweisen der Migranten. Heute steht darin nicht mehr »staatenlos« oder »Tibet (Volksrepublik China)«, sondern »Volksrepublik China«. Dass Personen aus Tibet, wenn sie einen Pass benötigen, nun die chinesische Botschaft in Bern aufsuchen müssen – und nicht mehr die tibetische Vertretung in Genf – sorgte für Kritik. Tenzin Dechen Khampo kam erst vor sechs Jahren in die Schweiz. In Tibet, sagt die 23-Jährige, müsse sie flüstern, wenn sie mit Freunden sprechen wolle. »Weil du nie weißt, wer dich ausspioniert.« Bereits als Mädchen sei ihr klar geworden, dass es schwierig sein werde, etwas zu verändern. Sie war 17, als sie mithilfe des Ersparten ihrer Großeltern in die Schweiz reiste. Sie kannte niemanden hier und konnte kein Wort Deutsch. Am Anfang lebte sie in einem Asylzentrum für unbegleitete Jugendliche in Affoltern am Albis. »Das war schon ein Kulturschock«, sagt sie heute, in perfektem ZüriDeutsch. Khampo sitzt in einem Restaurant am Zürcher Hauptbahnhof und trinkt eine Zitronenlimo. Mit der Schweiz habe sie sich ein Land ausgesucht, das sicher sei und in dem die Werte der Demokratie hochgehalten würden. Doch der zunehmende Einfluss Chinas mache ihr Sorgen. »Die Welt darf nicht vergessen, dass Tibet einmal ein unabhängiges Land war«, sagt Khampo mit ruhiger Stimme. Sie spricht vom Geschichtsbewusstsein, von Bildung und Buddhismus, den wichtigsten Waffen der Tibeter. »In Tibet glaubt die Bevölkerung fest daran, dass in absehbarer Zukunft alle vereint sein werden.« Erst im Exil wurde Khampo mit dem Gedanken konfrontiert, dass vielleicht auch in den nächsten Jahrzehnten nicht passieren wird. »Das schmerzt«, sagt sie. Khampo hat in den zwei Jahren, in denen sie auf ihren Asylentscheid wartete, Deutsch gelernt. Danach hat sie ein zehntes Schuljahr in Winterthur absolviert und sich mit dem ersten Zwischenzeugnis für eine Lehrstelle als Biofachlaborantin an der ETH Zürich beworben. Mittlerweile ist sie dort fest angestellt. Sie hofft, dank ihrer Ausbildung irgendwann als Forensikerin in Tibet zu arbeiten und damit etwa die Todesursache von politischen Häftlingen aufzuklären. Bis es so weit ist, engagiert sich Khampo hier im Exil. Im April ist sie in den Vorstand des Vereins Tibeter Jugend Europa (VTJE) gewählt worden. Ein Engagement, das einem Vollzeitjob gleichkomme. »Ich will vor allem versuchen, den Exiltibetern ein Gefühl für ihre Wurzeln zu vermitteln«, sagt Khampo. Denn sie bringe etwas mit, das vielen anderen Mitgliedern fehle: Das Wissen, wie es ist, in Tibet zu leben. Sie sei dankbar, in der Schweiz zu sein, mittlerweile genieße sie hier ein gutes Leben. Aber das ist für sie nicht entscheidend. Denn Tenzin Khampo ist nicht gekommen, um zu bleiben. »Mit allem, was ich hier tue, verfolge ich nur ein Ziel: eines Tages in ein unabhängiges Land zurückzugehen.« Vorerst aber kehrt Khampo zurück zum Dalai Lama, nächste Woche, nach Rikon, ins Zürcher Oberland. Das bedeutet ihr viel.

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