Die EU in der Krise: Wie hat sich der Integrationswille ausgewählter ...

Zuerst waren nur die Banken von dieser Krise betroffen. Als dem ... crisis. Based on the Eurobarometer, citizens views will also be taken into consideration.
248KB Größe 3 Downloads 36 Ansichten
Rene Kohlweiss

Die EU in der Krise Wie hat sich der Integrationswille ausgewählter Mitgliedsstaaten durch die Krise verändert?

disserta Verlag

Kohlweiss, Rene: Die EU in der Krise: Wie hat sich der Integrationswille ausgewählter Mitgliedsstaaten durch die Krise verändert? Hamburg, disserta Verlag, 2015 Buch-ISBN: 978-3-95425-358-6 PDF-eBook-ISBN: 978-3-95425-359-3 Druck/Herstellung: disserta Verlag, Hamburg, 2015 Covermotiv: © carlosgardel – Fotolia.com

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden und die Diplomica Verlag GmbH, die Autoren oder Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Alle Rechte vorbehalten © disserta Verlag, Imprint der Diplomica Verlag GmbH Hermannstal 119k, 22119 Hamburg http://www.disserta-verlag.de, Hamburg 2015 Printed in Germany

KURZFASSUNG Die Weiterentwicklung der Europäischen Union ist seit ihrer Gründung Gegenstand von Diskussionen und zahlreichen Publikationen. Besonders interessant ist hier, wie es mit der politischen Integration der einzelnen Mitgliedsstaaten weitergeht. Die Finanz- und Wirtschaftskrise der vergangenen Jahre hat diese Entwicklungen maßgeblich beeinflusst. Zuerst waren nur die Banken von dieser Krise betroffen. Als dem Bankensystem in einigen Ländern der Zusammenbruch drohte, mussten mehrere Finanzinstitute von den jeweiligen Staaten aufgefangen bzw. verstaatlicht werden. Da hier enorme Beträge in die Hand genommen werden mussten, gerieten die betroffenen Länder schnell in einen finanziellen Engpass. Es wurde notwendig, dass die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sich untereinander mit finanziellen Mitteln aushalfen. Die Krise wirkte sich in der Folge auch negativ auf das Wirtschaftswachstum aus und erschwerte damit die Schuldenreduktion der Länder zusätzlich. Daraus ergeben sich nun die Fragestellungen, wie sich diese Ereignisse auf die zukünftige politische Zusammenarbeit in der Europäischen Union auswirkten und welches Integrationsmodell durch die Krise gestärkt wurde. Sehen die Spitzenpolitiker trotz (oder gerade) wegen der Krise mehr Europa als sinnvoll an oder ist eine Folge der Krise, dass die Länder in Zukunft weniger zusammenarbeiten werden? Auch die Meinung der Bevölkerung wird für die Beantwortung dieser Fragen herangezogen.

I

ABSTRACT The further development of the European Union is currently a highly debated topic. Especially political integration of individual member states is an important part of this discussion. The financial and economic crisis of the last few years has influenced this development significantly. At the beginning only the banks were affected by the crisis. Shortly thereafter, the whole banking system threatened to collapse, so the states had to nationalize these financial institutions. The states had to raise high amounts for the stabilisation of the markets. Financial problems of the prevailing states were one of the consequences. This led to the member states had to help each other. The political cooperation of the European Union has also been affected by the crisis. The following research study deals with the question of how the political cooperation between member states has been influenced by the the crisis. This paper aims to identify whether the European politicians want more or less European cooperation as a consequence of the crisis. Based on the Eurobarometer, citizens views will also be taken into consideration.

II

TABELLENVERZEICHNIS

Tabelle 1: Stimmengewichtung im Rat der Europäischen Union .......................................................... 32 Tabelle 2: Stufenplan zur Währungsunion ............................................................................................. 34 Tabelle 3: Unwiderrufliche Euro-Umrechnungskurse ........................................................................... 35 Tabelle 4: Dimensionen der politischen Integration .............................................................................. 40 Tabelle 5: Sektorale und vertikale Integration der Europäischen Union ............................................... 46 Tabelle 6: Gegenüberstellung der österreichischen Werte des Eurobarometers .................................... 75 Tabelle 7: Gegenüberstellung der deutschen Werte des Eurobarometers .............................................. 84 Tabelle 8: Gegenüberstellung der französischen Werte des Eurobarometers ........................................ 91 Tabelle 9: Gegenüberstellung der britischen Werte des Eurobarometers .............................................. 97

III

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS AG

Aktiengesellschaft

AT

Österreich

BZÖ

Bündnis Zukunft Österreich

CDU

Christlich Demokratische Union Deutschlands

CSU

Christlich-Soziale Union in Bayern

DE

Deutschland

EAG

Europäische Atomgemeinschaft

EFSF

Europäische Finanzstabilisierungsfazilität

EFSM

Europäischer Finanzstabilisierungsmechanismus

EG

Europäische Gemeinschaft

EGKS

Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl

EP

Europäisches Parlament

ESM

Europäischer Stabilitätsmechanismus

EU

Europäische Union

EuGH

Europäischer Gerichtshof

Euratom

Europäische Atomgemeinschaft

EWG

Europäische Wirtschaftsgemeinschaft

EZB

Europäische Zentralbank

FDP

Freie Demokratische Partei

FPÖ

Freiheitliche Partei Österreichs

FR

Frankreich

GASP

Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik

IWF

Internationaler Währungsfond

KMU

klein- und mittelständische Unternehmen

MEP

Member of European Parliament

Mio.

Million

Mrd.

Milliarde

ÖVP

Österreichische Volkspartei

SAA

Stabilisierungs- und Assoziierungsprogramm

SPD

Sozialdemokratische Partei Deutschlands

SPÖ

Sozialdemokratische Partei Österreichs

UK

United Kingdom

USA

United States of America

VK

Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland

WWU

Wirtschafts- und Währungsunion

IV

INHALTSVERZEICHNIS Kurzfassung......................................................................................................................................... I Abstract .............................................................................................................................................. II Tabellenverzeichnis.......................................................................................................................... III Abkürzungsverzeichnis .................................................................................................................... IV Inhaltsverzeichnis .............................................................................................................................. V

1

2

Einleitung ................................................................................................................................. 11 1.1

Titel .................................................................................................................................. 11

1.2

Ausgangssituation ............................................................................................................ 11

1.3

Forschungsfrage und Forschungsziel ............................................................................... 13

1.4

Vorgehensweise und Methodik ........................................................................................ 13

1.5

Thematische Abgrenzung ................................................................................................. 15

1.6

Argumentationskette ........................................................................................................ 16

Entwicklung der Europäischen Union...................................................................................... 17 2.1

2.1.1

Begriff Europa .......................................................................................................... 17

2.1.2

Erste politische Zusammenarbeit ............................................................................. 17

2.1.3

Europagedanke in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ........................................ 17

2.1.4

Europarat .................................................................................................................. 19

2.1.5

Gründung der EGKS ................................................................................................ 19

2.1.6

Vertrag von Rom ...................................................................................................... 20

2.1.7

Erweiterungen .......................................................................................................... 21

2.1.8

Verträge .................................................................................................................... 26

2.2

3

Geschichtlicher Hintergrund ............................................................................................ 17

Aufbau der EU-Institutionen ............................................................................................ 30

2.2.1

Europäischer Rat ...................................................................................................... 30

2.2.2

Europäische Kommission ......................................................................................... 30

2.2.3

Rat der Europäischen Union..................................................................................... 31

2.2.4

Europäisches Parlament ........................................................................................... 32

2.2.5

Kontrollinstitutionen ................................................................................................ 33

2.3

Währungsunion ................................................................................................................ 34

2.4

Zwischenresümee ............................................................................................................. 36

Modelle .................................................................................................................................... 39 3.1

Begriff der Integration ...................................................................................................... 39

3.2

Integrationstheorien .......................................................................................................... 40

V

3.2.1

Föderalismus ............................................................................................................ 41

3.2.2

Intergouvernementalismus ....................................................................................... 42

3.2.3

Funktionalismus ....................................................................................................... 43

3.2.4

Sektorale Integration ................................................................................................ 44

3.2.5

Multilevel-Governance-Theorie ............................................................................... 47

3.3

3.3.1

Staatenbund .............................................................................................................. 48

3.3.2

Europa der Regionen ................................................................................................ 49

3.3.3

Europa der zwei Geschwindigkeiten ........................................................................ 49

3.3.4

Vereinigte Staaten von Europa ................................................................................. 53

3.4 4

Zwischenresümee ............................................................................................................. 57

Standpunktveränderungen ........................................................................................................ 59 4.1

Eurorettungsschirm .......................................................................................................... 59

4.1.1

Ursachen der Schulden- und Wirtschaftskrise.......................................................... 59

4.1.2

Teile des Eurorettungsschirms ................................................................................. 60

4.1.3

Fiskalpakt ................................................................................................................. 65

4.2

5

Integrationsmodelle .......................................................................................................... 48

Standpunkte einzelner Mitgliedsstaaten ........................................................................... 66

4.2.1

Österreich ................................................................................................................. 66

4.2.2

Deutschland .............................................................................................................. 77

4.2.3

Frankreich ................................................................................................................. 86

4.2.4

Vereinigtes Königreich............................................................................................. 93

Auswirkungen der Krise ......................................................................................................... 100 5.1

Auswirkungen auf die Meinung der Spitzenpolitiker..................................................... 100

5.2

Auswirkungen auf die Meinung der Bevölkerung ......................................................... 103

6

Resümee ................................................................................................................................. 105

7

Literaturverzeichnis ................................................................................................................ 109

VI

Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit und Übersichtlichkeit wird in dieser Studie auf die jeweilige Angabe des anderen Geschlechts verzichtet und ausschließlich die maskuline Bezeichnung verwendet.

VII

1

EINLEITUNG

1.1 Titel Der Titel der Studie lautet: Die EU in der Krise – Veränderung der Positionen einzelner EU-Mitgliedsstaaten bezogen auf die politische Zusammenarbeit in der Europäischen Union durch die Eurokrise

1.2 Ausgangssituation Wohin steuert der Supertanker Europäische Union? Diese Frage stellt sich schon seit ihrem Bestehen. Die Metapher vom Supertanker passt sehr gut zu dem politischen Projekt Europa. Man assoziiert diese Institution sofort mit einem riesigen Stahlkoloss auf dem Meer, der langsam, aber beständig dahinfährt. Bei diesem trägen Monstrum sind Richtungsänderungen nur sehr schwer möglich. Dies lässt sich auf die wichtigsten Verträge übertragen, da es oft bis zu zehn Jahre benötigt, bis ein solches Werk von allen nationalen Parlamenten ratifiziert wurde. Churchill äußerte 1946 Folgendes zur Zukunft des Kontinents in Bezug auf die Verhinderung eines neuen Krieges: Trotzdem gibt es ein Heilmittel, das, allgemein und spontan angewendet, die ganze Szene wie durch ein Wunder verwandeln und innerhalb weniger Jahre ganz Europa, oder doch dessen größten Teil, so frei und glücklich machen könnte, wie es heute die Schweiz ist. Dieses Mittel besteht in der Erneuerung der europäischen Völkerfamilie oder doch einer so großen Zahl ihrer Mitglieder, wie es im Rahmen des Möglichen liegt, und ihrem Neuaufbau unter einer Ordnung, unter der sie Freiheit, Sicherheit und Frieden leben kann. Wir müssen eine Art Vereinigte Staaten von Europa errichten. (…) Die Struktur der Vereinigten Staaten von Europa wird, wenn sie richtig und dauerhaft errichtet werden soll, so geartet sein müssen, dass die materielle Stärke einzelner Staaten an Bedeutung einbüßt. (…) Wenn alle Staaten Europas dieser Union fürs erste nicht beitreten wollen oder können, so müssen wir doch alle

11

jene sammeln, die willens und imstande sind, es zu tun. (…) So möge denn Europa erstehen!1 Heute könnte man zumindest behaupten, dass der Weg dorthin beschritten wurde. Immerhin wurde einige Jahre nach diesem Vortrag die erste supranationale europäische Organisation – die Montanunion – gegründet. Nach Jahrzehnten der Verhandlungen ist das politische Projekt Europa von sechs auf 28 Mitglieder angewachsen, und durch immer weitere Verträge sind diese Mitgliedsstaaten näher aneinandergerückt. Auch der Name hat sich von Europäischer Gemeinschaft zu Europäischer Union gewandelt. Besonderen Einfluss auf die Entwicklung der politischen Zusammenarbeit in Europa hatte in den vergangenen Jahren die Finanzkrise. Der 15. September 2008 veränderte die Finanzwelt nachhaltig. An diesem Tag schlitterte die US-amerikanische Investmentbank Lehman Brothers in den Konkurs. Nur wenige konnten an diesem Tag ahnen, was diese Pleite für die Weltwirtschaft bedeuten sollte. Die Leitindizes der wichtigsten Industriestaaten verloren deutlich an Wert und das ökonomische Wachstum kam in der Folge zum Erliegen. In der Zeit, die seit Beginn der Krise vergangen ist, lässt sich nun festhalten, dass sich die Finanzkrise mit ihrem Ursprung in den Vereinigten Staaten von Amerika in eine Schuldenkrise der Staaten Europas weiterentwickelt hat.2 Das Platzen der Immobilienblase traf in Europa Irland besonders hart, da sich dort die Kreditvergaben ähnlich wie in den USA gestaltet hatten. Die größten Banken wurden nach und nach vom Staat gestützt bzw. ganz aufgekauft. Als die eigenen Geldmittel erschöpft waren, mussten der Internationale Währungsfonds (IWF) und die EU mit Milliardenbeträgen den Bankrott der grünen Insel abwenden.3 Im Laufe der Zeit sind auch anderen EU- und Euro-Mitgliedsstaaten die Staatsschulden über den Kopf gewachsen. Neben Irland kamen auch die südlichen Länder Portugal, Spanien und vor allem Griechenland in Bedrängnis. Dort gab es sogar schon im November 2009 Spekulationen über die Staatspleite.4

1

Portisch (2011), S. 67ff.

2

Vgl. Pitzke (2011), o. S., [online].

3

Vgl. Meier (2010), o. S., [online].

4

Vgl. Sustala/Szigetvari (2009), o. S., [online].

12

Diese Ereignisse ließen den Europäischen Rat öfter als üblich zusammentreffen. Schnell waren diese Treffen von dem Begriff Krisengipfel geprägt. Um die Märkte zu beruhigen, wurde der Eurorettungsschirm geschaffen, unter den sich die Länder, die Schutz benötigen, stellen können. Als das Ausmaß der notwendigen finanziellen Mittel stieg, wurde auch dieser Schutzschirm aufgestockt. Diese momentane Situation ist bis jetzt zweifellos die größte Herausforderung, die der Euro beziehungsweise seine Mitgliedsstaaten seit der Gründung der Gemeinschaftswährung zu lösen haben. Obwohl von der Eurokrise die Rede ist, sind auch Staaten betroffen, die nicht an der Währungsunion teilnehmen. Es bleibt spannend zu sehen, ob die Krise hier als Chance für eine weitere Vertiefung der EU gesehen wird oder ob sich das Projekt gar als unnötig erweist und die einzelnen Nationen Europas wieder eigene Wege gehen werden.

1.3 Forschungsfrage und Forschungsziel Die maßgebliche Fragestellung, auf der diese Studie aufbaut, lautet: Welches Modell der politischen Zusammenarbeit wird aus Sicht ausgewählter EUMitgliedsstaaten durch die aktuelle Eurokrise gestärkt? Durch diese Arbeit wird das folgende Forschungsziel erreicht: Auswirkungen der Eurokrise auf den Standpunkt einzelner Mitgliedsstaaten in Bezug auf die zukünftige politische Zusammenarbeit der Europäischen Union

1.4 Vorgehensweise und Methodik Die vorliegende Studie lässt sich in sechs Hauptkapitel einteilen. Das erste davon ist naturgemäß die Einleitung, die aus der Ausgangssituation, der Forschungsfrage mit dem dazugehörigen Ziel, einer thematischen Abgrenzung und der Argumentationskette besteht. Kapitel zwei beschäftigt sich zunächst mit den ersten Entwicklungen der grenzüberschreitenden politischen Zusammenarbeit in Europa. Mit der Gründung der ersten Vorläuferorganisationen der heutigen Europäischen Union wird der Weg bis zum heutigen Stand beschrieben. Besonders hervorgehoben werden die einzelnen Erweiterungsschritte und die dadurch notwendig gewordenen vertraglichen Veränderungen der Union. Abgeschlossen 13