Buch und Buchhandel in Zahlen 2015

monitor Verlagswesen“, erstellt von der Unternehmensberatung Bartholomäus & Cie. Die jährlich erhobene Analyse verzeichnet 262 Übernahmen und ...
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Buch und Buchhandel in Zahlen 2015

Buch und Buchhandel in Zahlen 2015

Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH Braubachstraße 16 60311 Frankfurt am Main Telefon: +49 69 1306-550 Telefax: +49 69 1306-255 www.mvb-online.de

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Buch und Buchhandel in Zahlen 2015

Herausgegeben vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels e. V. Frankfurt am Main

Impressum

ISBN 978-3-7657-3298-0 ISSN 0068-3051

Herausgeber

Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. Marktforschung Frankfurt am Main Redaktion

Jana Lippmann Text

Sabine Cronau Satz, Grafik und Layout

www.imke-krueger-gestaltung.de Druck

Rachfahl Druck, Bad Vilbel Umschlaggestaltung

TMC The Marketing Company GmbH & Co. KG, Frankfurt am Main

© Juli 2015 MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH, Frankfurt am Main

Inhalt Grußwort   4 1. Wirtschaftliche Lage und Perspektiven  5 1.1 Branchenumsatz und Branchenentwicklung  5

1.2 Entwicklung der Warengruppen und Editionsformen  12 1.3 Umsatzentwicklung im deutschsprachigen Ausland  22 2. Das E-Book in Deutschland  25 3. Buchlese- und Buchkaufverhalten  32 3.1 Buchleser und Buchkäufer  32 3.2 Kaufkraftkarte für Bücher  40 4. Betriebswirtschaftliche Kennzahlen  42 4.1 Buchhändlerische Betriebe  42 4.2 Verlagsbuchhandel  49 4.3 Sortimentsbuchhandel  55 4.4 Bahnhofsbuchhandel  71 4.5 Preisentwicklung  72 5. Außenhandel mit Gegenständen des Buchhandels  76 6. Die Buchproduktion in Deutschland  81 6.1 Inländische Titelproduktion  81 6.2 Übersetzungen in die deutsche Sprache  95 6.3 Lizenzen  102 7. Fachmedien  118 8. Buchmessen  120 9. Beschäftigung und Berufsbildung im Buchhandel  122 9.1 Beschäftigung  122 9.2 Ausbildung  124 10. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels  126 11. Anhang  127

Tabellen des Anhangs   127 Adressen   148 Quellenverzeichnis   151 Register   153

Grußwort Der deutsche Buchmarkt durchlebt einen kontinuierlichen Veränderungsprozess: Insgesamt ist er geprägt von großer wirtschaftlicher Stabilität. Verlage und auch Buchhandel haben dabei das Potenzial der Weiterentwicklung erkannt und nutzen es. Das Jahr 2014 war geprägt von fehlenden Top-Bestsellern insbesondere in der Belletristik. Deshalb lag der Umsatz auf dem Buchmarkt auch 2,2 Prozent unter dem Vorjahr. Ausgewirkt hat sich das insbesondere auf den Online-Buchhandel, der stationäre Buchhandel in Deutschland zeigte sich demgegenüber stabiler. Hier wirkt sich die Neuausrichtung des Buchhandels vor Ort aus – dazu gehören zielgenaues Marketing, die stärkere Einbindung der Kunden in die Aktivitäten vor Ort und der Ausbau des eigenen Online-Geschäftes. Das E-Book hat insgesamt seinen Platz auf dem Buchmarkt gefunden. Abgeschwächt hat sich allerdings die Umsatzsteigerung mit E-Books, auch weil das Preisniveau der erworbenen Titel gesunken ist. Deutschland ist ein Land der Leser. Als zweitgrößter weltweit ist der deutsche Buchmarkt in seiner Qualität und Vielfalt vorbildlich. Ziel der Branche ist es, dieses Angebot zu erhalten und auszubauen gegen alle monopolistischen Tendenzen weltweit. „Buch und Buchhandel in Zahlen 2015“ liefert in seiner 63. Ausgabe die komplette Zusammenstellung der Zahlen und zentralen Entwicklungen des vergangenen Jahres. Seit 1952 bietet der Börsenverein mit diesem Zahlenkompendium alle Daten, Fakten, Zahlenreihen und zentrale Trends rund um den deutschen Buchmarkt an. Für die Erhebung und Detailauswertungen der Warengruppen wie Belletristik, Sachbuch, Ratgeber, Kinder- und Jugendbücher, Reisen sowie Essen und Trinken arbeitet der Börsenverein mit GfK Entertainment zusammen. Basis dieser Auswertungen sind die Entwicklungen in den zentralen Vertriebswegen für den Endkunden – Sortimentsbuchhandel, Bahnhofsbuchhandel, E-Commerce und Warenhäuser. Mit „Buch und Buchhandel in Zahlen 2015“ ist der Börsenverein zentrale Anlaufstelle und kompetenter Partner für alle Marktzahlen rund um das Buch. Heinrich Riethmüller Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V.

1.1 Branchenumsatz und Branchenentwicklung

1. Wirtschaftliche Lage und Perspektiven 1.1 Branchenumsatz und Branchenentwicklung Große Wachstumssprünge sind auf dem Buchmarkt derzeit nicht möglich – doch die Branche hat keinen Grund, sich selbst und das Bücherjahr 2014 kleinzureden. Diese Bilanz zog der Börsenverein bei seiner Wirtschaftspressekonferenz im Juni 2015. Unter dem Strich 5 schloss die Branche das vergangene Jahr mit einem leichten Umsatzminus ab: Die Einnahmen auf dem gesamten Buchmarkt sind 2014 um 2,2 Prozent gefallen – von 9,54 auf 9,32 Milliarden Euro. Dennoch: Insgesamt zeige sich die Branche aktiv und selbstbewusst, so der Verband: „Die Verlage behaupten sich im Print- wie auch im Digital-Geschäft und der stationäre Buchhandel entwickelt sich stetig besser als der Onlinehandel.“ Den Umsatzrückgang des vergangenen Jahres führt der Börsenverein vor allem auf den Mangel an Megasellern zurück: 2014 sind mit den zehn Toptiteln auf dem Buchmarkt 20,2 Prozent weniger Umsatz gemacht worden als im Vorjahr. Im Fünfjahresvergleich (Tabelle 1) sorgt das vergangene Jahr damit für eine Umsatzdelle. 2013 konnte die Branche ganz leicht zulegen, in den beiden Jahren davor prägten ebenfalls Minuszeichen das Bild – doch nicht ganz so deutlich wie 2014. Die zurückliegenden Monate standen für die Branche aber nicht nur im Zeichen ökonomischer Bilanzen und digitaler Herausforderungen. Die politische Arbeit, das eigene Selbstverständnis rückten stärker in den Vordergrund – zum einen durch die Verhandlungen über das Freihandelsabkommen TTIP, mit dem der Börsenverein eine Gefahr für die Buchpreisbindung in Deutschland heraufziehen sieht, zum anderen durch den Anschlag auf die Redaktion der französischen Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“. Die Buchbranche reagierte nach den Morden von Paris auf Initiative des Börsenvereins mit einer Solidaritätswelle im Netz und machte deutlich, dass sie sich nicht nur für den eigenen wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch für die Freiheit des Wortes stark macht. „Li- Tab. 1: Geschätzte Umsätze buchhändlerischer Betriebe zu Endverbraucherteratur transportiert Ideen, und Ideen kann preisen 2010 – 2014 man nicht mit Waffen zerstören. Ideen sind Grundlage für Veränderung, sind Ausdruck Umsatz in Mio. € Veränderung in % für Menschlichkeit und sind Voraussetzung 2010 9.734 +0,4 2011 9.601 -1,4 für eine offene Gesellschaft“, das betonte 2012 9.520 -0,8 Börsenvereinsvorsteher Heinrich Riethmül2013 9.536 +0,2 ler bei der Eröffnung der Leipziger Buchmes2014 9.322 -2,2 Quelle: Börsenverein des Deutschen Buchhandels se im Frühjahr 2015.

1.1 Branchenumsatz und Branchenentwicklung

Tab. 2: Geschätzte Umsätze buchhändlerischer Betriebe zu Endverbraucherpreisen 2010 - 2014

6

Sortimentsbuchhandel (ohne E-Commerce) Sonstige Verkaufsstellen Warenhäuser Versandbuchhandel (einschl. Internet) Davon: Internet Versandbuchhandel Verlage direkt Buchgemeinschaften Insgesamt

Veränd. 10/09

2010 Umsatz in Mio €

Anteil in %

Veränd. 11/10

2011 Umsatz in Mio €

Anteil in %

-2,8

4.923

50,6

-3,0

4.775

49,7

+1,7 -10,4

913 206

9,4 2,1

0,0 -13,1

913 179

9,5 1,9

+11,3

1.669

17,1

+2,3

1.708

17,8

+14,1 +0,6 +1,5 -0,9 +0,4

1.351 318 1.802 221 9.734

+5,0 -9,1 +1,7 -12,7 -1,4

1.419 289 1.833 193 9.601

13,8 3,3 18,5 2,3 100,0

14,8 3,0 19,1 2,0 100,0

Ein großes Thema für die Buchbranche war darüber hinaus die Geschäftspolitik von Amazon. Der Online-Händler legte 2014 mehreren großen, international aktiven Verlagen im Konditionenpoker die Daumenschrauben an – durch Lieferverzögerungen bei Titeln aus den entsprechenden Häusern. In Deutschland waren die Verlagsgruppen Bonnier Media und Bastei Lübbe betroffen, die sich erst nach monatelangen Verhandlungen mit Amazon einigen konnten. „Wir befürchten, dass monopolartige Unternehmen wie Amazon versuchen, ihre Dominanz durch Missbrauch ihrer Marktmacht immer stärker auszuspielen“, so Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, bei der Wirtschaftspressekonferenz. „Wir fordern die EU-Kommission deshalb auf, eine wirkungsvolle Marktmacht- und Einflusskontrolle einzurichten, die dem digitalen Zeitalter angemessen ist.“ Die Sorgen der Buchbranche werden in Brüssel offenbar durchaus gehört: Nachdem der Börsenverein 2014 gegen Amazon Beschwerde beim Bundeskartellamt eingelegt hatte, leitete die EU-Kommission im Juni 2015 eine „förmliche kartellrechtliche Untersuchung bestimmter Geschäftspraktiken“ ein, bei der es um den E-Book-Vertrieb von Amazon geht. Dabei will sie vor allem Konditionen-Klauseln in den Verträgen zwischen Amazon und Verlagen genau prüfen. Auch bei anderen Themen bekommt die Branche Unterstützung von der Politik. Im Rahmen einer Gesetzesnovelle sollen E-Books ab 2016 ausdrücklich in das Buchpreisbindungsgesetz aufgenommen werden. Außerdem setzt sich die Bundesregierung in Brüssel für einen einheitlichen Mehrwertsteuersatz für digitale und gedruckte Bücher ein. Und Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat 2015 zum ersten Mal den „Deutschen Buchhandlungspreis“ ausgelobt, der das stationäre Sortiment im Wettbewerb mit digitalen Angeboten stärken und unterstützen soll.

1.1 Branchenumsatz und Branchenentwicklung

2012 Veränd. Umsatz in Anteil in 12/11 Mio € %

2013 Veränd. Umsatz in Anteil in 13/12 Mio € %

2014 Veränd. Umsatz in Anteil in 14/13 Mio € %

-3,7

4.598

48,3

+0,9

4.639

48,6

-1,2

4.583

49,2

+1,5 -11,3

927 159

9,7 1,7

+2,2 -10,7

947 142

9,9 1,5

-2,6 -17,3

922 117

9,9 1,3

+6,3

1.815

19,1

-2,1

1.777

18,6

-5,9

1.672

17,9

+10,4 -13,9 +0,8 -10,4 -0,8

1.567 249 1.848 173 9.520

-3,1 -26,0 +1,5 -21,0 -2,2

1.511 161 1.904 122 9.322

16,5 2,6 19,4 1,8 100,0

-0,5 -12,4 +1,5 -10,4 +0,2

1.559 218 1.876 155 9.536

16,3 2,3 19,7 1,6 100,0

16,2 1,7 20,4 1,3 100,0

Quelle: Börsenverein des Deutschen Buchhandels

Der stationäre Buchhandel in Deutschland hat 2014 einen Umsatz von 4,58 Milliarden Euro erwirtschaftet (Tabelle 2). Die Einnahmen des Sortiments sind nach einer kleinen Aufwärtsbewegung 2013 im vergangenen Jahr wieder leicht zurückgegangen – und zwar um 1,2 Prozent. Wenn man jedoch bedenkt, dass 2014 mit der Weltbild-Insolvenz einer der großen Buchhandelsfilialisten ins Straucheln geraten ist und auch die Konkurrenten Thalia und Hugendubel ihr Filialnetz zurechtstutzen, dann scheint der Umsatzrückgang des stationären Buchhandels eher moderat auszufallen. Bemerkenswert ist, dass der stationäre Buchhandel trotz der Umsatzschmälerung im Vergleich zu den Vorjahren Marktanteile zurückerobert hat. Das Sortiment sichert sich aktuell 49,2 Prozent aller Branchenumsätze (2013: 48,6 Prozent, 2005: 54,8 Prozent). Damit arbeitet es sich wieder an die 50-Prozent-Marke heran, die es 2011 zum ersten Mal unterschritten hatte. Einen deutlichen Umsatzknick von minus 3,1 Prozent hatte nach Börsenvereinsberechnungen dagegen der Internet-Buchhandel zu verbuchen. Er schnitt sich 2014 nur noch 16,2 Prozent vom Umsatzkuchen ab, das entspricht einem Gesamtumsatz von 1,51 Milliarden Euro. Bereits im Vorjahr musste der Internet-Buchhandel in der Statistik Federn lassen (minus 0,5 Prozent) – nachdem er 2012 noch eine Zuwachsrate in zweistelliger Größenordnung eingefahren hatte (plus 10,4 Prozent). „Zum zweiten Mal in Folge liegt der stationäre Buchhandel vor dem Online-Buchhandel, die Schere zwischen der Umsatzentwicklung beider Vertriebswege öffnet sich sogar immer weiter. Das ist beeindruckend, aber nicht überraschend, denn der Buchhandel steckt viel Energie in den Ausbau und die Modernisierung seiner Konzepte“, kommentierte Vorsteher Heinrich Riethmüller die Minuswerte des Online-Handels bei der Wirtschaftspressekonferenz.

7

1.1 Branchenumsatz und Branchenentwicklung

Auch der herstellende Buchhandel büßte diesmal Umsatz ein Die Verlage, die jahrelang auf eine anhaltend gute Umsatzentwicklung zurückblicken konnten, blieben 2014 ebenfalls hinter dem Umsatzlevel des Vorjahres zurück: Wie aus der Schnell-Umfrage des Börsenvereins hervorgeht, sanken ihre Einnahmen um 0,4 Prozent (Tabelle 24, Kapitel 4.2 Verlagsbuchhandel). Ein genauer Blick auf die einzelnen Geschäftsfelder zeigt allerdings, dass es nach wie vor Wachstumspotenziale im Verlagswesen gibt: 8 Mit Online-Diensten erwirtschafteten die Verlage satte 8,8 Prozent mehr Umsatz als im Vorjahr. Auch das Zeitschriftengeschäft landete mit 1,2 Prozent im Plus. Die höchsten Einbußen meldeten die Verlage bei den Nebenrechten (minus 8,1 Prozent), die Verluste im klassischen Buchgeschäft halten sich mit minus 0,7 Prozent in Grenzen. Alles in allem scheint die Digitalisierung den Buchmarkt nicht ganz so dynamisch zu verändern wie zunächst gedacht. Das belegen auch die aktuellen E-Book-Zahlen. Elektronische Lektüre hat sich auf dem Markt etabliert, aber sie dominiert ihn nicht – dieses Fazit zieht der Börsenverein zur Entwicklung des digitalen Buchgeschäftes in Deutschland. Im vergangenen Jahr ist der Umsatz mit E-Books am Publikumsmarkt (ohne Schul- und Fachbücher) um 7,6 Prozent und damit nur noch einstellig gestiegen (2013: plus 60,5 Prozent), der Anteil der digitalen Bücher an den Einnahmen des Privatkundenmarktes liegt nun bei 4,3 Prozent (2013: 3,9 Prozent, Abbildung 6 und 7, Kapitel 2). In Kapitel 2 finden sich weitere Kennzahlen zur Lage des E-Books auf dem Publikumsbuchmarkt. Wie sich die Umsätze der Branche nach Vertriebswegen verteilen, zeigen Tabelle 2 und Abbildung 1: Dabei wird deutlich, dass nur ein Vertriebskanal das Jahr 2014 mit positiven Vorzeichen abschließen konnte – und das ist das Direktgeschäft der Verlage (1,90 Milliarden Euro, plus 1,5 Prozent, Marktanteil: 20,4 Prozent). In den vergangenen fünf Jahren hat der Anteil des Direktvertriebes damit um knapp zwei Prozentpunkte zugelegt (2010: 18,5 Prozent). In diesen Zahlen spiegeln sich die vielen offenbar erfolgreichen Vertriebs- und Marketing-Aktivitäten der Verlage im Netz wider, die ihre Bücher über Verlags-Websites, Blogs und Facebook-Seiten an die Kunden bringen. Einen massiven Umsatzeinbruch von 26,0 Prozent musste dagegen der klassische Versandbuchhandel hinnehmen, hier dürfte die Weltbild-Krise ihre Spuren hinterlassen. Mit dem Buchverkauf via Katalog, Mailing oder Telefon wurden 2014 nur noch 161 Millionen Euro umgesetzt. Der Anteil am Gesamtmarkt lag bei 1,7 Prozent. 2013 war das Volumen mit 218 Millionen Euro deutlich höher gewesen, 2010 kam der klassische Versandhandel noch auf 318 Millionen Euro und einen Marktanteil von 3,3 Prozent.

1.1 Branchenumsatz und Branchenentwicklung

Abb. 1: Geschätzte Umsätze buchhändlerischer Betriebe zu Endverbraucherpreisen 2014 Buchgemeinschaften 122 Mio. €

Sonstige Verkaufsstellen 922 Mio. €

1,3% 9,9%

Verlage direkt 1.904 Mio. €

Versandbuchhandel 161 Mio. €

20,4%

49,2%

1,7%

Sortimentsbuchhandel (ohne E-Commerce) 4.583 Mio. €

16,2%

Internetbuchhandel 1.511 Mio. €

1,3%

Warenhäuser 117 Mio. €

Umsatz 2014: 9.322 Mio. €

Quelle: Börsenverein des Deutschen Buchhandels, 2015

Aus der Zeitreihe in Tabelle 2 lassen sich weitere Langzeittrends herauslesen: – Die Buchgemeinschaften büßen weiter an Relevanz ein und stellen mittlerweile nur noch 1,3 Prozent aller Umsätze (2010: 2,3 Prozent). Der Bertelsmann-Konzern zog im vergangenen Jahr die Reißleine und kündigte an, sein Club- und Direktmarketinggeschäft mit zuletzt 52 Clubfilialen bis Ende 2015 stillzulegen. – Auch die Krise der großen Warenhäuser schlägt auf den Buchmarkt durch. Wurden dort 2010 noch 2,1 Prozent aller Branchenumsätze getätigt, sind es aktuell nur noch 1,3 Prozent (2005: 4,3 Prozent). – Anders als in den Vorjahren gab es 2014 sogar Einbußen bei den „Sonstigen Verkaufsstellen“, zu denen Discounter, Supermärkte und Tankstellen, aber auch Elektronikfachmärkte gehören. Dieser Vertriebskanal verlor 2,6 Prozent seiner Umsätze. Der Marktanteil der so genannten Nebenmärkte blieb mit 9,9 Prozent aller Einnahmen dennoch konstant (2010: 9,4 Prozent, 2005: 8,9 Prozent).

Seit fünf Jahren im Plus: Die Bilanz des Einzelhandels Der gesamte Einzelhandel schloss 2014 mit einem Plus ab – das fünfte Jahr in Folge. Der Umsatz kletterte nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts (Destatis) um 1,9 Prozent (siehe Tabelle 29, Kapitel 4.3). Zweistellige Zuwachsraten verbucht unverändert der Online-Handel. 2014 stiegen die Einnahmen via Internet um 17 Prozent, der Handelsver-

9

1.1 Branchenumsatz und Branchenentwicklung

band Deutschland (HDE) geht davon aus, dass der E-Commerce 2015 um weitere 12 Prozent zulegen wird. Mit einem Umsatz von 43,6 Milliarden Euro würde er dann ca. 9,4 Prozent der gesamten Einnahmen im Einzelhandel stellen. Dass der Online-Handel das Einkaufsverhalten verändert und damit auch die Kundenfrequenz in den deutschen Innenstädten sinkt, zeigt eine aktuelle Studie des Instituts für Handelsforschung. Mehr als 33.000 Besucher von 62 Innenstädten wurden dabei zur Attraktivität der Stadtzentren befragt. Ein Ergebnis: 20 Prozent kaufen mittlerweile verstärkt 10 online ein und besuchen die City seltener zum Einkaufen. Kleinstädte und Metropolen sind dabei gleichermaßen von Frequenzverlusten betroffen.

Aktuelle Prognosen zum E-Commerce Doch auch im Online-Handel wachsen die Bäume nicht mehr in den Himmel. Das belegt die Jahresbilanz, die der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (bevh) vorgelegt hat. Demnach haben die deutschen Konsumenten im Jahr 2014 Waren im Wert von 49,1 Milliarden Euro im sogenannten Distanzhandel bestellt. 41,9 Milliarden Euro davon entfallen auf den E-Commerce, der damit gut 85 Prozent vom Gesamtumsatz dieser Branche stellt (2013: 81 Prozent). Alles in allem hat der Online-Handel mit Waren im Jahr 2014 nur noch um 7 Prozent zugelegt. Gerechnet hatte der Verband zunächst mit einer zweistelligen Zahl. Klare Gewinner in der Gunst der Kunden sind nach bevh-Angaben die Multichannel-Händler, die den Kunden auf mehreren Kanälen ansprechen. Hier ist der Buchhandel gut aufgestellt. „Die meisten Buchhandlungen haben gut funktionierende Onlineshops, für den Sortimentsbuchhandel ist Multichannelling kein Fremdwort mehr. Er ist damit zum Vorbild geworden für den gesamten Einzelhandel“, wie Vorsteher Heinrich Riethmüller in seinem Jahresbericht auf den Buchtagen Berlin 2015 deutlich machte. Der Börsenverein weist den Anteil des Sortimentsbuchhandels am Gesamtumsatz der Branche ausdrücklich mit dem Hinweis „ohne E-Commerce“ aus. Das, was die stationären Händler im Netz einnehmen, fließt stattdessen mit in das große Tortenstück „Internetbuchhandel“, das zwar von Amazon dominiert sein dürfte, aber keineswegs ganz besetzt wird. Während der Börsenverein den Internetbuchhandel mit einem Umsatzminus von 3,1 Prozent derzeit eher auf dem Rückzug sieht, kommt der Bundesverband der Deutschen Versandbuchhändler zu einem anderen Ergebnis: Er weist in der Statistik für 2014 ein Umsatzplus von 6,5 Prozent für den Online-Buchhandel aus und schätzt das Gesamtvolumen mit 2,45 Milliarden Euro auch deutlich höher ein (Börsenverein: 1,51 Milliarden Euro). Außerdem legen die Versandbuchhändler regelmäßig eine Schätzung zum Marktanteil des großen Konkurrenten aus Seattle vor. Den Buchumsatz von Amazon in Deutschland schätzt

1.1 Branchenumsatz und Branchenentwicklung

der Verband aktuell auf 2,2 Milliarden Euro (2013: 1,9 Milliarden Euro). Der Marktanteil des US-Konzerns am vom Versandbuchhandelsverband ausgewiesenen Umsatz des Internetbuchhandels in Deutschland läge demnach bei fast 90 Prozent (Vorjahr: 83 Prozent). Der Börsenverein, der nicht nur den Versandweg, sondern die gesamte Branche im Blick hat, setzt den Anteil des Internetbuchhandels mit 16,2 Prozent deutlich niedriger an (Tabelle 2, Abbildung 1). Und kommt zu dem Schluss, dass die große Wachstumsphase im Online-Geschäft vorbei ist. Gleichzeitig warnt aber auch der Branchenverband vor einer 11 weiter zunehmenden Machtkonzentration auf dem Buchmarkt.

Konsumklima: Die Perspektiven für 2015 sind gut Der HDE schätzt die Rahmenbedingungen für den Einzelhandel derzeit als „außerordentlich günstig“ ein. Die Situation am Arbeitsmarkt sei gut, die Preise dürften nur moderat steigen, die verfügbaren Einkommen würden spürbar zulegen: „Damit sind die Voraussetzungen für ein leichtes Wachstum im Einzelhandel gegeben“, so der HDE in seiner Jahresprognose für 2015. Trotzdem rechnet der Verband nur mit einem moderaten nominalen Umsatzplus von 1,5 Prozent. Angesichts niedriger Zinsen würden die Deutschen ihr Geld derzeit eher für hochwertige Konsumgüter wie Fahrzeuge oder Immobilien ausgeben. Wie das Jahr 2015 für den gesamten Buchhandel wird? Dazu lassen sich im Moment noch keine verlässlichen Aussagen treffen. Laut Branchen-Monitor BUCH sind die Einnahmen in den ersten sechs Monaten 2015 um 1,9 Prozent hinter dem Vorjahreswert zurückgeblieben (erfasste Vertriebswege: Sortimentsbuchhandel, Bahnhofsbuchhandel, E-Commerce, Warenhäuser). Im stationären Buchhandel summierte sich das Minus auf 3,2 Prozent. Das Sortiment kann damit nur auf starke Herbstprogramme und ein gutes Weihnachtsgeschäft hoffen, um den Rückstand gegenüber dem Vorjahr noch aufzuholen.

Das „Downsizing“ der Buchhandelsketten geht weiter Jahrelang haben die marktführenden Filialisten im Buchhandel mit Übernahmen und Eröffnungen für Schlagzeilen gesorgt. Doch mittlerweile hat sich der Wind gedreht: Die Ketten haben den Rückbau ihrer Filialnetze und Großflächen eingeläutet. Ein aktuelles Beispiel für diese Entwicklung ist die Buchhandelslandschaft in Hannover: Dort zog sich die Buchhandlung Lehmanns im Februar 2015 von der Großfläche (3.500 Quadratmeter) zurück. Hugendubel schloss im Juni 2014 in der Ernst-August-Galerie (knapp 1.800 Quadratmeter), um sich ganz auf sein zweites Geschäft in der niedersächsischen Landeshauptstadt zu konzentrieren.

1.2 Entwicklung der Warengruppen und Editionsformen

Auch die Buchhandelskette Thalia (Douglas-Konzern) setzt ihren Umbau fort und verkleinert viele Filialen. So hat Thalia im Juni 2015 in Ulm eine 1.600 Quadratmeter-Fläche aufgegeben – und stattdessen 370 Quadratmeter im neuen Einkaufszentrum Glacis-Galerie bezogen. Weitere Buchhandelsflächen sind durch die Insolvenz der Augsburger Weltbild-Gruppe verloren gegangen. Auch nachdem der neue Investor, die Droege Group, das Unternehmen übernommen und knapp 70 der rund 150 verbliebenen Filialen an die Buchhandlung 12 LesensArt verkauft hat, ist unklar, wie viele Standorte des ehemaligen Weltbild-Netzes tatsächlich auf Dauer erhalten bleiben.

Weltbild gehört zu den Mega-Deals des Jahres Die Übernahmen und Beteiligungen in der Branche bündelt Jahr für Jahr der „Transaktionsmonitor Verlagswesen“, erstellt von der Unternehmensberatung Bartholomäus & Cie. Die jährlich erhobene Analyse verzeichnet 262 Übernahmen und Beteiligungen deutscher Verlage für das Jahr 2014 – drei Prozent mehr als im Vorjahr. Das Gesamtvolumen der Transaktionen (gemessen am Umsatz der Kaufobjekte) bewegt sich der Studie zufolge mit rund 7,1 Milliarden Euro deutlich über dem Niveau des Vorjahres (6,2 Milliarden Euro). Alleine 45 Prozent dieser Summe entfallen dabei auf die beiden größten Deals – die Komplettübernahme von Gruner+Jahr durch Bertelsmann und den Weltbild-Verkauf an Investor Droege. Besonders aktiv waren die Verlagskonzerne Axel Springer und Bertelsmann mit jeweils 24 Transaktionen, gefolgt von Holtzbrinck und Burda mit jeweils 16. Ein großer Deal im Bereich der Wissenschaftsverlage ist in der Studie noch nicht erfasst: Im Januar 2015 wurde bekannt, dass sich ein Großteil der Holtzbrinck-Tochter Macmillan Science and Education mit Springer Science+Business Media zu einem Joint Venture zusammenschließt.

1.2 Entwicklung der Warengruppen und Editionsformen Mit welchen (Print- und Hörbuch-) Produkten die Buchbranche ihre Umsätze 2014 erwirtschaftet hat – dazu liefern die Statistiken der Marktforscher von GfK Entertainment und der darauf beruhende Branchen-Monitor BUCH nähere Informationen. Die Werte werden anhand von (Scanner-) Kassendaten erhoben. Es fließen allerdings nur die Barumsätze inklusive Kartenzahlung ein – und zwar in den Vertriebswegen Sortimentsbuchhandel, Bahnhofsbuchhandel, Warenhäuser und E-Commerce. Das Rechnungsgeschäft bleibt außen vor. Für die Editionsform Hörbuch werden die Abverkäufe außerdem in den Nebenmärkten

1.2 Entwicklung der Warengruppen und Editionsformen

ermittelt, zum Beispiel bei den großen Elektronikketten. Der Bahnhofsbuchhandel gehört erst seit 2014 zur Riege der Datenlieferanten – weil die Werte hier auch rückwirkend für 2013 und 2012 in die Statistik eingeflossen sind, können die Ergebnisse in den Tabellen von früheren Ausgaben von „Buch und Buchhandel in Zahlen“ abweichen. Eine Vergleichbarkeit innerhalb der dargestellten Tabelle ist also gegeben, über diese drei Jahre hinaus jedoch nur eingeschränkt möglich. Allerdings ist der Anteil des Bahnhofsbuchhandels an den Umsätzen des Buchmarktes relativ klein, so dass es hier nicht zu größeren Verschie13 bungen kommt. Der wichtigste Umsatzbringer für den Buchhandel ist unverändert das Hardcover – im Schulterschluss mit dem ebenfalls höherpreisigen Softcover (Tabelle 3). 2014 entfielen 72,9 Prozent aller hier berücksichtigten Umsätze auf diese Editionsform. Hard- und Softcover sicherten sich damit einen etwas höheren Marktanteil als 2013 (71,9 Prozent) und 2012 (70,8 Prozent). Im Mehrjahresvergleich gibt es immer wieder leichte Auf- und Abwärtsbewegungen, die auch mit der Preisgestaltung und den verkauften Auflagen einzelner Topseller zusammenhängen. Allerdings lässt sich aus der Zeitreihe schon seit einigen Jahren eine Umsatzverschiebung hin zum Hardcover herauslesen. Ein Teil dieses Erfolgs dürfte auch auf das Konto verkaufsstarker Softcover-Titel gehen, die mehr und mehr Plätze auf den Bestsellerlisten erobern – darunter aktuell die Romane von Lori Nelson Spielman (FISCHER Krüger) oder Ken Follett (Bastei Lübbe). Tab. 3: Anteile der Editionsformen am Gesamtumsatz* 2012 – 2014 (in Prozent)

Alle Warengruppen Belletristik Ratgeber Sachbuch

Hardcover/Softcover 2012 2013 2014 70,8 71,9 72,9 42,5 44,0 44,9 87,5 88,0 88,6 80,9 81,0 81,1

Taschenbuch 2012 2013 2014 25,4 24,3 23,3 52,6 51,0 50,1 10,6 10,3 9,8 17,8 17,8 17,4

Hörbuch/Audiobook 2012 2013 2014 3,8 3,9 3,9 4,9 5,0 5,1 1,9 1,7 1,6 1,3 1,1 1,5

* nur Sortimentsbuchhandel, Bahnhofsbuchhandel, Warenhäuser (jeweils Barumsatz), E-Commerce; Hörbuch einschließlich Nebenmärkte Durch die Aufnahme des Bahnhofsbuchhandels ab 2014 (rückwirkend bis 2012) können die Ergebnisse geringfügig von vorangegangenen Veröffentlichungen abweichen. Quelle: GfK Entertainment

Leicht nach unten geht es im Gegenzug für das Taschenbuch, das nun auf 23,3 Prozent Marktanteil kommt (2013: 24,3 Prozent, 2012: 25,4 Prozent). Nach den Erhebungen von GfK Entertainment haben Taschenbücher im vergangenen Jahr 6,0 Prozent weniger Umsatz generiert. Schon von 2012 auf 2013 waren die Umsätze um 4,4 Prozent gesunken. Ebenfalls sinkende Umsätze mussten die Hörbücher hinnehmen. Über Jahre hinweg waren Audiobooks ein Lieblingsprodukt des Buchhandels gewesen, das mit zweistelligen Zuwachsraten glänzen konnte. 2007 und 2008 stellten sie noch 4,8 Prozent der Umsät-