Buch und Buchhandel in Zahlen 2011

„Eine erstaunlich unaufgeregte Stimmung in der Branche“ konstatierte denn auch Börsen- .... handel nur die Umsätze der Buchclubs (minus sieben Prozent, ...
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Buch und Buchhandel in Zahlen 2011

Buch und Buchhandel in Zahlen 2011

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Buch und Buchhandel in Zahlen 2011

Herausgegeben vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels e. V. Frankfurt am Main

Impressum

ISBN 978-3-7657-3149-5 ISSN 0068-3051

Herausgeber

Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. Marktforschung Frankfurt am Main Text

Sabine Cronau Satz, Grafik und Layout

www.imke-krueger-gestaltung.de Druck

Rachfahl Druck, Bad Vilbel Umschlaggestaltung

O-Hammond Design, Frankfurt am Main

© Juli 2011 MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH, Frankfurt am Main

Inhalt Grußwort 4 1. Wirtschaftliche Lage und Perspektiven 5 1.1 Branchenumsatz und Branchenentwicklung 5 1.2 Umsatzentwicklung im deutschsprachigen Ausland 19 1.3 Buchleser und Buchkäufer 21 1.4 Kaufkraftkarte für Bücher 28 2. Betriebswirtschaftliche Kennzahlen 30 2.1 Buchhändlerische Betriebe 30 2.2 Verlagsbuchhandel 36 2.3 Sortimentsbuchhandel 42 2.4 Bahnhofsbuchhandel 55 2.5 Preisentwicklung 56 2.6 Außenhandel mit Büchern und Zeitschriften 59 3. Die Buchproduktion in Deutschland 65 3.1 Inländische Titelproduktion 65 3.2 Übersetzungen in die deutsche Sprache 78 3.3 Lizenzen 85 4. Fachmedien 99 5. Buchmessen 101 6. Beschäftigung und Berufsbildung im Buchhandel 104 6.1 Beschäftigung 104 6.2 Ausbildung 106 7. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels 8. Anhang 109 Weiterführende Tabellen 110 zu den buchhändlerischen Betrieben 111 zum Jahresbetriebsvergleich im Sortiment 113 zum Durchschnittsladenpreis 124 zum Außenhandel 127 zur Titelproduktion 128 Adressen 130 Quellenverzeichnis 133 Register 135

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Grußwort Die Leselust und das Interesse an gut aufbereiteten Inhalten sind ungebrochen groß. Auf dieser Wertschätzung bauen Verlage und Buchhandel auf und nutzen die digitalen Herstellungs- und Vertriebswege immer stärker miteinander vermischt, um zeitgemäße Angebote zu machen. Der Deutsche Buchmarkt bleibt auch 2010 stabil auf hohem Niveau und schließt bereits zum sechsten Mal in Folge mit einem positiven Ergebnis ab. Dabei verschieben sich allerdings die Marktanteile vom stationären Sortiment hin zum Online-Buchhandel, und auch der Vertrieb von E-Books wird wichtiger, wenngleich sich das im Umsatz noch nicht widerspiegelt. „Buch und Buchhandel in Zahlen 2011“ liefert in seiner 59. Ausgabe den kompletten Überblick über den aktuellen Buchmarkt in Zahlen. Sortiment, Verlage, Warengruppen, Betriebsvergleich – der Börsenverein bietet mit diesem Zahlenkompendium seit 1952 jährlich alle Daten und Fakten rund um den Deutschen Buchmarkt, analysiert Entwicklungen im Zeitvergleich und dokumentiert neue Trends. Die Zusammenarbeit des Börsenvereins mit media control GfK International macht zudem Detailauswertungen in den Sachgruppen Belletristik, Sachbuch, Ratgeber, Kinderund Jugendbuch, Reisen sowie Essen undTrinken möglich. Ausgewertet werden dabei die zentralen Vertriebswege im Publikumsbereich - Sortimentsbuchhandel, E-Commerce und Warenhäuser. Mit „Buch und Buchhandel in Zahlen 2011“ ist der Börsenverein für Branchenteilnehmer und Brancheninteressierte der kompetente und zuverlässige Partner für Marktzahlen rund um das Buch. Professor Dr. Gottfried Honnefelder Vorsteher Börsenverein des Deutschen Buchhandels

1.1 Branchenumsatz und Branchenentwicklung

1. Wirtschaftliche Lage und Perspektiven 1.1 Branchenumsatz und Branchenentwicklung Wie schnell entwickelt sich der E-Book- Tab. 1: Geschätzte Umsätze buchhändlerischer Betriebe 2006 – 2010 zu Markt in Deutschland? Werden die EinnahEndverbraucherpreisen men aus elektronischen Verkäufen mögliche 5 Umsatzrückgänge im Printgeschäft auffanUmsatz in Mio. € Veränderung in % gen? Und wie sichern sich Verlage und Buch2006 9.261 +1,1 handlungen ein möglichst großes Stück vom 2007 9.576 +3,4 9.614 +0,4 digitalen Kuchen? Diese Fragen haben die 2008 2009 9.691 +0,8 Branche 2010 besonders beschäftigt. Vor al2010 9.734 +0,4 lem das Thema E-Books war dabei präsenter Quelle: Börsenverein des Deutschen Buchhandels, 2011 denn je – zumal immer neue Drehscheiben für den E-Vertrieb entstehen. So ist die Telekom im Frühjahr 2011 mit ihrem „Page Place“ an den Start gegangen, Online-Versender Amazon hat seinen deutschen E-Book-Shop für den Kindle eröffnet. Vertriebspartner ist in vielen Fällen die brancheneigene Plattform libreka!, die den Verlagen als Drehscheibe die Kontrolle über ihre Inhalte sichern und auch kleineren Unternehmen den Zugang zum digitalen Markt ermöglichen soll. Während Verlage und Buchhandlungen die Märkte von morgen ausloten und dabei zunehmend Konkurrenz durch branchenfremde Akteure bekommen, machen sie ihr Geschäft von heute nach wie vor mit gedruckten Produkten. Und das lief auch 2010 gar nicht mal so schlecht: Im vergangenen Jahr sind die Umsätze buchhändlerischer Betriebe um 0,4 Prozent gestiegen (Tabelle 1). Alles in allem erwirtschaftete die Branche Einnahmen von gut 9,73 Milliarden Euro. Sie konnte ihr Umsatzniveau also nicht nur halten, sondern sogar leicht ausbauen. Tab. 2: Geschätzte Umsätze buchhändlerischer Betriebe 2006 – 2010 zu Endverbraucherpreisen: Anteile der Vertriebswege (in Prozent)

Sortimentsbuchhandel Sonstige Verkaufsstellen Warenhäuser Versandbuchhandel (einschl. Internet) Verlage direkt Buchgemeinschaften Insgesamt

2006 54,3 9,2 4,2

2007 53,6 9,1 3,7

2008 52,6 9,2 3,0

2009 52,3 9,3 2,4

2010 50,6 9,4 2,1

11,6

12,6

14,0

15,5

17,1

17,6 3,1 100,0

18,0 3,0 100,0

18,2 2,9 100,0

18,3 2,3 100,0

18,5 2,3 100,0

Quelle: Börsenverein des Deutschen Buchhandels 2011

1.1 Branchenumsatz und Branchenentwicklung

„Eine erstaunlich unaufgeregte Stimmung in der Branche“ konstatierte denn auch Börsenvereinsvorsteher Gottfried Honnefelder zum Auftakt der Leipziger Buchmesse im März 2011: Sie belege die Koexistenz von gedrucktem und digitalem Buch: „Inhalte werden neu inszeniert – und das erfreulicherweise nicht auf Kosten des gedruckten Buchs.“ Im Mehrjahresvergleich steht jedenfalls zum siebten Mal in Folge ein Pluszeichen vor der Jahresbilanz der Buchhandlungen und Verlage. Seit 2004 gehen die Branchenumsätze langsam, aber kontinuierlich nach oben. Das stärkste Wachstum konnte 2007 verbucht 6 werden, mit Mehreinnahmen von 3,4 Prozent. Ausgesprochen gut fällt die Jahresbilanz wieder für die Verlage aus. Ihre UmsatzentwickAbb. 1: Geschätzte Umsätze buchhändlerischer Betriebe zu Endverbraucherpreisen 2010 Buchgemeinschaften 221 Mio. €

Sonstige Verkaufsstellen 913 Mio. €

2,3%

9,4%

Verlage direkt 1.802 Mio. €

50,6

18,5%

Versandbuchhandel (einschl. Internet) 1.669 Mio. €

Sortimentsbuchhandel 4.923 Mio. €

17,1% 2,1%

Warenhäuser 206 Mio. €

Umsatz 2010: 9.734 Mio. €

Quelle: Börsenverein des Deutschen Buchhandels 2011

lung liegt mit einem Plus von 1,5 Prozent deutlich über dem Branchendurchschnitt. Damit ist der herstellende Buchhandel weiter im Aufwind: 2009 hatten die Verlage ihre Umsätze um 3,8 Prozent gesteigert und damit das stärkste Wachstum der vergangenen Jahre hingelegt. Das Jahr 2010 schloss etwas schwächer ab, aber dennoch erfreulich. Zu den Wachstumstreibern gehörten vor allem die Online-Dienste (plus 17,2 Prozent) und die „sonstigen Waren“ (Seminargeschäfte und ähnliches, plus 9,1 Prozent). Gleichzeitig sind mehr Bücher denn je auf den Markt gekommen (gut 95.800 Erst- und Neuauflagen, 2,9 Prozent mehr als 2009). Detaillierte Zahlen zur Jahresbilanz der Verlage liefert das Kapitel 2.2. Im Sortimentsbuchhandel liefen die Geschäfte im vergangenen Jahr schlechter als 2009.

1.1 Branchenumsatz und Branchenentwicklung

Hier lag das Umsatzvolumen bei 4,92 Milliarden Euro – die Einnahmen rutschten damit unter die Fünf-Milliarden Marke (minus 2,8 Prozent). Im Vorjahr hatte das Sortiment noch ein schmales Plus verzeichnet. Damals waren die Einnahmen von 5,060 Milliarden Euro auf 5,065 Milliarden gestiegen. Rechnet man die Vertriebswege Warenhäuser und E-Commerce zu den Buchhandelsumsätzen dazu, dann fällt die Jahresbilanz mit einem kleinen Zuwachs von 0,4 Prozent etwas freundlicher aus. Das geht aus dem Branchen-Monitor Buch hervor, den Media Control GfK 7 International seit 2003 monatlich im Auftrag des Börsenvereins erstellt.

Schwaches Weihnachtsgeschäft Für einen kräftigen Dämpfer sorgte 2010 ausgerechnet der alljährliche Hoffnungsträger der Branche: Das Weihnachtsgeschäft. Im Dezember schrumpften die Bar-Umsätze im Sortiment um 7,3 Prozent (über die drei Vertriebswege hinweg: minus fünf Prozent). Diese Umsatzdelle ließ sich in der Jahresbilanz nicht mehr auffüllen, die ohnehin für ein Wechselbad der Gefühle sorgte. Die Ausschläge beim Umsatz reichten im Sortiment von minus 7,8 Prozent im Januar bis plus 5,3 Prozent im September. Stand der Buchhandel mit seinem kleinen Wachstum 2009 noch besser da als der restliche Einzelhandel, der ein Minus von 3,7 Prozent hinnehmen musste, kehrt sich das Verhältnis diesmal um: Nach dem Krisenjahr 2009 hatten die Einzelhändler im vergangenen Jahr deutlich mehr in der Kasse (nominal plus 2,5 Prozent) – während der Sortimentsbuchhandel Federn lassen musste. Die Abwärtsentwicklung hat auch Folgen für den Marktanteil – und zeigt, welcher Strukturwandel sich im Moment bei den Vertriebswegen vollzieht. Der stationäre Buchhandel ist zwar mit einem Umsatzanteil von 50,6 Prozent immer noch der wichtigste Absatzkanal für Bücher. Doch die Marktverschiebung hin zum Online-Handel beschleunigt sich. Allein im vergangenen Jahr hat das Sortiment fast zwei Prozentpunkte vom Umsatzkuchen abgeben müssen. Der Mehrjahresvergleich verdeutlicht den Trend: 2006 lag der Anteil des Sortimentsbuchhandels an den Gesamtumsätzen der Branche bei 54,3 Prozent, heute sind es nur noch knapp über 50 Prozent (Abbildung 1 und Tabelle 2). Der Versandbuchhandel machte dagegen im vergangenen Jahr einen besonders großen Sprung nach vorn und schneidet sich mittlerweile 17,1 Prozent vom Umsatzkuchen ab (Vorjahr: 15,5 Prozent). Vor fünf Jahren kam er gerade mal auf 11,6 Prozent. Unter dem Strich konnten die Versender ihren Umsatz 2010 nach Börsenvereins-Berechnungen von 1,5 Milliarden Euro auf 1,67 Milliarden Euro steigern, ein Plus von 11,3 Prozent.

1.1 Branchenumsatz und Branchenentwicklung

Online-Handel wächst weiter Auf ähnliche Zahlen kommt der Bundesverband der deutschen Versandbuchhändler, der den Gesamtumsatz der Branche mit 1,62 Milliarden Euro beziffert (plus 6,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Den Löwenanteil davon sichern sich die großen Internet-Anbieter wie Amazon und Weltbild. Allerdings sind neben den Online-Umsätzen ebenso die Einnahmen aus dem traditionellen Versandhandel weiter gewachsen, wie der Bundesverband meldet 8 – und zwar um satte vier Prozent (2009: plus zwei Prozent). Rückläufig sind im Versandhandel nur die Umsätze der Buchclubs (minus sieben Prozent, Gesamtumsatz: rund 200 Millionen Euro). Bei den Zahlen zum Online-Shopping ist zu bedenken, dass der Buchhandel sein Sortiment mittlerweile über mehrere Kanäle anbietet – nicht nur im Laden, sondern auch über eigene Internetshops. Das gilt für Filialisten und Fachbuchhändler genauso wie für das kleinere, unabhängige Sortiment. Viele Marktteilnehmer profitieren damit ein Stück weit vom Aufwärtstrend im Internet-Handel – Amazon ist allerdings mit weitem Abstand der wichtigste Player im Netz. Die Multichannel-Strategie gilt im Moment als Zauberwort im Buchhandel – sprich: neben dem stationären Ladengeschäft werden weitere Vertriebskanäle genutzt. Der Buchhandel übernimmt dabei eine Vorreiterrolle im Einzelhandel: Nach Berechnungen des Handelsverbands Deutschland (HDE) nutzen 62 Prozent der Unternehmen, die Bücher verkaufen, das Internet als Vertriebsweg. Auf Platz zwei folgen mit weitem Abstand die Spielwarenanbieter (30 Prozent). Der Buchhandel reagiert damit auf das „hybride“ Bestellverhalten der Kunden, also die gleichzeitige Nutzung verschiedener Bezugsmöglichkeiten. Dieser Trend betrifft nicht nur einzelne Vertriebskanäle, sondern den gesamten Buchmarkt. Der Kunde von heute ist es gewohnt, verschiedene Bestellwege zu gehen, seine Bücher je nach Situation im stationären Buchhandel oder im Internet zu ordern. Ob er im Netz direkt beim Verlag bestellt oder bei einem Online-Versender – auch das macht für den Kunden keinen Unterschied. Das führt dazu, dass die Grenzen zwischen den einzelnen Vertriebswegen verwischen, die Kanäle nicht mehr so klar voneinander abzugrenzen sind wie es früher einmal der Fall war. Obwohl ein Webshop auch für kleinere, unabhängige Buchhandlungen mittlerweile zur Standardausstattung gehört, spielt das Online-Geschäft hier eine untergeordnete Rolle. Nur 1,4 Prozent des gesamten Umsatzes im Sortimentsbuchhandel entfallen auf InternetBestellungen, wie der Jahresbetriebsvergleich des Kölner Instituts für Handelsforschung zeigt. Die Daten liegen bislang allerdings erst für das Jahr 2009 vor (Tabelle 28, Zeile 9). Immerhin: Gegenüber 2008 (1,1 Prozent) hat sich der Wert leicht nach oben bewegt.

1.1 Branchenumsatz und Branchenentwicklung

Dass das Online-Shopping sein Potenzial noch nicht ausgereizt hat, zeigen aktuelle Zahlen, die der HDE vorlegt. Danach belief sich der gesamte E-Commerce-Umsatz im Einzelhandel im Jahr 2010 auf 23,7 Milliarden Euro (plus 8,2 Prozent gegenüber 2009). Für 2011 rechnet der Handelsverband mit einem weiteren Umsatzsprung von 10,1 Prozent auf 26 Milliarden Euro. Bücher gehören zu den populärsten Produkten im Netz. Nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) haben 2010 rund zwölf Millionen Bundesbürger Lesestoff via 9 Internet bezogen, gedruckt und digital. Damit nutzt rund ein Drittel aller Buchkäufer auch Online-Shops. Aufschlussreich sind zudem die Zahlen des Online Shopping Surveys 2011, der ebenfalls von der GfK erhoben wird und den Gesamtmarkt beleuchtet. Danach hat sich Amazon mit 24,7 Millionen Online-Käufern den Spitzenplatz der beliebtesten Shopping Sites vom Internet-Auktionshaus Ebay zurückgeholt. Und Weltbild (DBH-Gruppe) zieht an Otto vorbei auf den dritten Platz. Der Versender und Filialist betreibt damit die höchstplatzierte Shopping Site eines Multichannel-Anbieters. Besonders dynamisch entwickelte sich 2010 auch das mobile Shopping via Handy. Während der Versandhandel floriert, haben Warenhäuser und Buchclubs in den vergangenen Jahren kontinuierlich Anteile am Buchmarkt eingebüßt. Die Buchgemeinschaften kommen jetzt nur noch auf 2,3 Prozent (wie im Vorjahr, vor fünf Jahren: 3,1 Prozent). Die Warenhäuser liegen bei 2,1 Prozent. Ihr Anteil hat sich damit seit 2006 halbiert. Leicht nach oben zeigt die Kurve dagegen bei den Sonstigen Verkaufsstellen, hinter denen sich zum Beispiel Discounter und andere Lebensmittelmärkte verbergen. Das Wachstum fiel 2010 allerdings minimal aus – statt 9,3 Prozent der Umsätze sichern sich die so genannten Nebenmärkte jetzt 9,4 Prozent vom Umsatzvolumen der Branche. Zuwächse verbucht auch das Direktgeschäft der Verlage. Dieser Vertriebsweg, der ohne den Umweg über den Buchhandel direkt zum Kunden führt, erwirtschaftet heute 18,5 Prozent der Branchenumsätze (Vorjahr: 18,3 Prozent, 2006: 17,6 Prozent). Dramatische Verschiebungen im Jahresverlauf sind das natürlich nicht, aber die Tendenz geht hier seit Jahren nach oben. Vor allem kleinere Verlage setzen mehr und mehr auf den Direktvertrieb, weil der Zugang zum Handel durch den Konzentrationsprozess und die Rationalisierung beim Einkauf für viele schwerer wird. Auch Amazon wird dadurch für viele Verlage mit spezielleren Programmen zum wichtigsten Vertriebspartner.

Konsumklima Ob 2011 ein gutes Jahr für das Buch wird? Die Signale sind bisher verhalten. Der BranchenMonitor Buch, mit dem Börsenverein und Media Control Gfk International monatlich die

1.1 Branchenumsatz und Branchenentwicklung

Tab. 3: Anteile der Editionsformen am Gesamtumsatz* 2008 – 2010 (in Prozent)

Alle Warengruppen Belletristik Ratgeber Sachbuch

Hardcover/Softcover 2008 2009 2010 71,1 70,5 71,1 42,8 42,3 43,3 83,3 85,8 85,7 78,3 76,6 79,1

Taschenbuch 2008 2009 2010 24,1 25,2 24,8 51,3 51,7 51,2 12,6 11,7 11,8 19,9 21,8 19,6

*nur Sortimentsbuchhandel und Warenhäuser (jeweils Barumsatz); E-Commerce

Hörbuch/ Audiobook 2008 2009 2010 4,8 4,3 4,1 5,9 6,0 5,6 4,1 2,5 2,5 1,7 1,6 1,3

Quelle: media control GFK INTERNATIONAL

10

Umsätze messen, kam im Mai 2011 auf ein kumuliertes Minus von 1,8 Prozent (erfasste Vertriebswege: E-Commerce, Warenhäuser, stationärer Buchhandel). Betrachtet man nur den Sortimentsbuchhandel, trübt sich das Bild weiter ein: Hier ist bis Ende Mai ein Umsatzrückgang von 3 Prozent aufgelaufen. Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels erwartet für das laufende Jahr ein nominales Umsatzplus von 1,5 Prozent – und preisbereinigt zumindest stabile Einnahmen. Vielleicht findet die Buchbranche hier doch noch den Anschluss: „Vom Umsatzvolumen her rechnen wir mit einem ähnlichen Ergebnis wie im vergangenen Jahr“, so die vorsichtige Frühjahrsprognose von Börsenvereinsvorsteher Gottfried Honnefelder in Leipzig: „Allerdings wird der Strukturwandel sichtbare Auswirkungen auf die Verteilung der Umsätze haben.“

Entwicklung der Warengruppen Mit welchen Produkten die Buchbranche ihre Umsätze 2009 erwirtschaftet hat – dazu liefert der erwähnte Branchen-Monitor Buch nähere Informationen. Die Statistik wird anhand von Scannerdaten erhoben. Es fließen allerdings nur die Barumsätze im Sortimentsbuchhandel, in Warenhäusern und im E-Commerce ein – also die Umsätze, die mit Privatkunden erzielt werden. Das Rechnungsgeschäft bleibt außen vor. Der Löwenanteil wird im Buchhandel mit gebundenen Ausgaben (Hardcovern) erwirtschaftet: 2010 entfielen 71,1 Prozent aller Umsätze auf diese Editionsform, die ihren Anteil damit leicht ausbauen konnte (2009: 70,5 Prozent, Tabelle 3). Nach unten geht es im Gegenzug für das Taschenbuch, das nun auf 24,8 Prozent kommt (2009: 25,2 Prozent). Rückläufig sind die Umsätze beim Hörbuch, das jetzt nur noch einen Anteil von 4,1 Prozent am Gesamtmarkt hat (Vorjahr: 4,3 Prozent). Dieser Abwärtstrend dürfte mit den sinkenden Preisen und den steigenden Download-Zahlen im Audiobook-Segment zusammenhängen. Grundsätzlich allerdings hat sich am Marktzuschnitt der einzelnen Editionsformen eher wenig geändert.

1.1 Branchenumsatz und Branchenentwicklung

Betrachtet man nur die Belletristik, wird deutlich, dass hier das Taschenbuch den Ton angibt, mit einem Umsatzanteil von 51,2 Prozent, Hardcover erwirtschaften 43,3 Prozent des Belletristik-Umsatzes. Beide Werte weichen nur leicht von denen des Vorjahres ab. Während das Taschenbuch bei der Belletristik die Führung übernimmt, spielt es bei Sachbüchern und Ratgebern mit einem Umsatzanteil von 19,6 beziehungsweise 11,8 Prozent eine deutlich kleinere Rolle. Wie schon 2009 wurden auch im vergangenen Jahr 33,8 Prozent aller hier erfassten Bran11 chenumsätze mit belletristischen Büchern erwirtschaftet. Das geht aus Tabelle 4 hervor. Das Segment ist also weiterhin mit Abstand das wichtigste Genre im Buchhandel und hat seine Position im Lauf der Jahre ausgebaut. 2003, dem ersten Jahr der Erhebung, waren es 29,5 Prozent. Auch das Kinder- und Jugendbuch wird für die Branche immer wichtiger. Wurden 2003 noch rund 14 Prozent aller Umsätze mit der Kinder- und Jugendliteratur erwirtschaftet, waren es im vergangenen Jahr 15,2 Prozent (Vorjahr: 15,7 Prozent). Das Kinder- und Jugendbuch schneidet damit immer noch sehr gut ab – auch wenn im vergangenen Jahr die beflügelnde Wirkung von Topsellern wie Cornelia Funkes „Tintenherz“-Trilogie oder Stephenie Meyers „Biss“-Reihe nachgelassen hat. Trotz leichter Einbußen hat sich das Kinder- und Jugendbuch im vergangenen Jahr als zweitwichtigstes Genre der Branche behauptet – und die Ratgeber erneut auf Platz drei verwieTab. 4: Umsatzanteile* der Warengruppen nach Editionsformen 2008 – 2010 (in Prozent) Hardcover/ Hörbuch/ Taschenbuch Softcover Audiobook 2008 2009 2010 2008 2009 2010 2008 2009 2010 2008 2009 2010 32,3 33,8 33,8 19,4 20,3 20,6 68,8 69,4 69,9 39,9 47,3 46,4 Insgesamt

Belletristik Kinder- und Jugendbücher Reisen Ratgeber Geisteswissenschaften, Kunst, Musik Naturwissenschaften, Medizin, Informatik, Technik Sozialwissenschaften, Recht, Wirtschaft Schule und Lernen Sachbuch Insgesamt

14,6

15,7

15,2

15,7

17,1

16,5

7,6

8,8

8,3

33,3

33,3 34,9

6,5 15,1

6,1 14,1

6,0 13,9

8,2 17,6

7,8 17,1

7,7 16,7

2,3 7,9

2,3 6,5

2,1 6,6

1,8 12,9

1,0 8,1

0,7 8,5

4,7

4,4

4,5

5,6

5,5

5,6

2,3

2,0

2,0

3,2

1,6

1,7

5,2

4,9

4,7

7,0

6,6

6,4

0,9

0,9

0,7

0,2

0,2

0,4

3,0

2,7

2,7

3,6

3,3

3,1

1,8

1,6

1,7

0,3

0,3

0,5

9,4 9,2 8,8 12,6 12,6 11,9 0,7 0,6 0,6 5,0 4,6 3,8 9,3 9,0 10,3 10,2 9,8 11,5 7,7 7,8 8,2 3,4 3,6 3,3 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0

*nur Sortimentsbuchhandel und Warenhäuser (jeweils Barumsatz); E-Commerce

Quelle: media control GfK INTERNATIONAL

1.1 Branchenumsatz und Branchenentwicklung

Tab. 5: Umsatzanteile* innerhalb der Warengruppe Belletristik 2008 – 2010 (in Prozent) Hardcover/ Hörbuch/ Taschenbuch Softcover Audiobook 2008 2009 2010 2008 2009 2010 2008 2009 2010 2008 2009 2010 Erzählende Literatur 51,5 47,2 49,7 52,1 45,0 48,2 51,7 49,8 51,6 46,1 39,9 43,0 Spannung 24,9 28,3 27,0 16,2 22,1 20,2 31,5 32,8 32,2 29,4 32,6 32,7 Science Fiction, 6,7 7,6 8,1 5,1 5,5 6,6 8,0 9,3 9,4 7,7 8,0 7,6 Fantasy Gemischte Antholo0,2 0,2 0,2 0,2 0,1 0,2 0,1 0,1 0,2 0,7 0,6 0,4 gien Lyrik, Dramatik 1,4 1,2 1,2 1,2 1,1 1,1 1,3 1,1 1,2 3,5 2,5 2,0 Zweisprachige Aus1,7 1,1 0,8 3,4 2,2 1,4 0,3 0,3 0,3 1,0 0,6 0,4 gaben Comic, Cartoon, 7,3 8,7 6,9 7,7 11,1 8,8 6,5 6,1 4,6 11,0 15,0 12,9 Humor, Satire Geschenkbuch 6,3 5,7 6,2 14,1 12,8 13,6 0,5 0,4 0,5 0,6 0,8 0,9 Insgesamt 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 Insgesamt

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*nur Sortimentsbuchhandel und Warenhäuser (jeweils Barumsatz); E-Commerce

Quelle: media control GfK INTERNATIONAL

sen. Ratgeber geben seit einigen Jahren kontinuierlich Anteile ab und stellen jetzt 13,9 Prozent vom Umsatz. 2008 waren es noch 15,1 Prozent. Ausgeprägte Abwärtsbewegungen gibt es seit einigen Jahren beim Fachbuch. Das zeigt ein Blick zurück auf das Jahr 2003: Damals gingen noch 11,2 Prozent aller Umsätze auf das Konto von Geisteswissenschaften, Kunst und Musik, 2010 waren es gerade mal 4,5 Prozent. Nach unten zeigt die Kurve auch für den naturwissenschaftlichen Bereich (2010: 4,7 Prozent, 2003: 6,5 Prozent) – und für Sozialwissenschaft, Recht und Wirtschaft (2010: 2,7 Prozent, 2003: 6,3 Prozent). Die Position der Sachbücher dagegen ist 2010 deutlich gestärkt worden: Sie verbesserten ihre Umsätze um 14,3 Prozent und sicherten sich damit 10,3 Prozent der Einnahmen (Vorjahr: 9,0 Prozent). Für diesen Auftrieb gibt es vor allem einen Grund: Den umstrittenen Megaseller „Deutschland schafft sich ab“ von Thilo Sarrazin. Dass die Sachbuch-Umsätze im Monat Dezember 20 Prozent über Vorjahresniveau lagen, dürfte in erster Linie auf das Konto dieses Titels gehen, der im September erschienen ist und von dem bis Jahresende 1,1 Millionen Exemplare verkauft wurden. In der Belletristik war „Hummeldumm“ von Tommy Jaud der Bestseller des Jahres. Tabelle 5 schlüsselt auf, welche literarischen Segmente besonders erfolgreich waren. Die Erzählende Literatur hat wieder Boden wettgemacht und verbuchte ein Umsatzplus von 5,2 Prozent. Der Marktanteil kletterte dadurch von 47,2 auf 49,7 Prozent. Für die Spannungsliteratur, im Vorjahr ein Zugpferd der Belletristik, ging es dagegen beim Umsatz um 4,5 Prozent nach unten. Sie steuert nun 27 Prozent zu den Einnahmen in der Belletristik bei. Hier fehlte im vergangenen Jahr die Schubkraft von Ausnahme-Erfolgen wie Dan Browns Thriller