Bewässerung im Gartenbau

7 Kulturspezifische Methoden des. Wassereinsatzes 117. 7.1 Gemüse (Paschold) 117. 7.1.1 Gemüse im Freiland 118. 7.1.2 Gemüse im Gewächshaus 134.
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Peter-J. Paschold (Hrsg.) Bewässerung im Gartenbau

Peter-J. Paschold (Hrsg.)

Bewässerung im Gartenbau Mit Beiträgen von Heinrich Beltz, Prof. Dr. Ulrich Brückner, Dr. Erika Krüger-Steden, Dr. Ingrid Pfleger, Prof. Dr. Rolf Röber, Dr. Heinz Sourell

24 Farbfotos 27 Zeichnungen 38 Tabellen

4

Inhaltsverzeichnis Vorwort

4.2.2 Reihenregnerverfahren 46 4.2.3 Linear- und Kreisberegnungsmaschinen 48 4.2.4 Mobile Beregnungsmaschinen 52 4.3 Geschützter Anbau 55

6

1

Einleitung (Paschold)

1.1 1.2

Wasserverfügbarkeit 8 Notwendigkeit einer gesteuerten Bewässerung 9

8

2

Wasserverbrauch und Bewässerungsbedarf 14

2.1 2.1.1 2.1.2 2.2 2.2.1 2.2.2 2.3 2.4

Gemüse (Paschold) 17 Geschützter Anbau 18 Freiland 20 Obst (Krüger-Steden) 22 Wassermanagement 23 Fruchtqualität 25 Zierpflanzenbau (Röber) 28 Baumschule (Beltz) 30

5.5.1 5.5.2 5.5.3

Wasserhaushalt der Pflanzen (Paschold) 32 Wasserhaushalt in gewachsenen Böden (Brückner) 34 Wasserhaushalt in Substraten (Brückner) 39

4.1 4.1.1 4.1.2 4.1.3 4.1.4

Bewässerungstechniken (Sourell) 40

Planung von Bewässerungsanlagen Wasserbedarfsberechnung 40 Wasserentnahme 42 Pumpenantriebsart 43 Anlageart der Bewässerungsverfahren 43 4.2 Verfahren der Wasserverteilung im Freiland 44 4.2.1 Mikrobewässerung 44

Wasserprobennahme und -analyse 57 Allgemeine Richtlinien und Verordnungen 59 Parameter der Qualität von Bewässerungswasser 60 Bedeutung der Wasserqualität für die Gemüseproduktion (Pfleger/ Paschold) 65 Wasseraufbereitung für den Gartenbau (Röber) 68 Bedeutung der Qualität des Gießwassers 68 Wasserherkünfte 69 Anforderungen an die Qualität und Auswirkungen unterschiedlicher Qualitäten von Gießwasser auf die Produktion 70 Wasseraufbereitung und -desinfektion 72

5.5

3.1

4

5.1 5.2

5.4

Wasserhaushalt von Pflanzen, Böden und Substraten 32

3.3

Wasserqualität für die Bewässerung (Pfleger)

5.3

3

3.2

5

40

5.5.4

57

6

Steuern und Regeln der Bewässerung (Paschold)

6.1

Ziele und Inhalte der Bewässerungssteuerung 81 Ziele 82 Bewässerungssteuerung 83 Methoden der Bewässerungssteuerung 90 Überblick zu den Methoden 90 Bodenfeuchtesensoren 93 Klimatische Wasserbilanz 105 Fertigation und Chemigation (Sourell/ Paschold) 112

6.1.1 6.1.2 6.2 6.2.1 6.2.2 6.2.3 6.3

81

Inhaltsverzeichnis

6.3.1 Überblick 112 6.3.2 Fertigation 112 6.3.3 Chemigation 115

7 7.1 7.1.1 7.1.2 7.2 7.2.1 7.2.2 7.2.3 7.2.4

Kulturspezifische Methoden des Wassereinsatzes 117

Gemüse (Paschold) 117 Gemüse im Freiland 118 Gemüse im Gewächshaus 134 Obst (Krüger-Steden) 135 Baumobst 135 Beerenobst 138 Bewässerungssteuerung 141 Spezifische Bewässerungsverfahren für den Obstbau 144 7.3 Zierpflanzen (Röber) 148 7.3.1 Wirkung von Trockenstress 148 7.3.2 Verminderung der Substratfeuchte 148

7.3.3 Verminderung der relativen Luftfeuchte 149 7.3.4 Regelung der Wasserzufuhr 149 7.3.5 Weitere Besonderheiten bei Zierpflanzen 150 7.4 Baumschulen (Beltz) 150 7.4.1 Freilandkultur im offenen Boden 150 7.4.2 Containerkultur 152

8

Möglichkeiten und Grenzen der Bewässerung und Bewässerungssteuerung (Paschold) 158 Serviceteil

160

Literaturverzeichnis 160 Bildquellen 163 Zu den Autoren 164 Register 165

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6

Vorwort Wasser ist der Hauptbestandteil aller Pflanzen und damit die entscheidende Größe, um Wachstum, Entwicklung, morphologische Qualitätsausbildung sowie die Inhaltsstoffe und den Geschmack zu beeinflussen. Wasser steht auch in Deutschland nicht unbegrenzt zur Verfügung, sodass mit dieser Ressource verantwortungsbewusst umzugehen ist. Der Klimawandel verstärkt diese Problematik noch, da den Prognosen zufolge die Niederschläge zunehmend im Winter fallen, im Sommer dagegen bei steigenden Temperaturen abnehmen werden. Der Ausgleich der daraus resultierenden negativen Wasserbilanz eines Pflanzenbestandes erfolgt durch Bewässerung. Das erfordert nicht nur entsprechende Wasserressourcen, sondern auch Arbeitskräfte, die technischen Anlagen und erhebliche Energiemengen. Letztere stellen einen immer mehr ins Gewicht fallenden Kostenfaktor dar. Unbegründet hohe Bewässerungsgaben können somit einerseits das Betriebsergebnis negativ beeinflussen, andererseits ist die Bewässerung der entscheidende Faktor des Qualitätsmanagements. Dafür sind Sachkenntnisse erforderlich, die oftmals noch fehlen. Es ist eine Frage der Zukunftssicherung des Gartenbaus, das Wasser umweltschonend einzusetzen und die Nährstoffverlagerung in den Bereich unter die Wurzelzone so weit wie möglich zu limitieren. Dies ist ein wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit. Die effektive Bildung von hochwertiger Pflanzenmasse, quantitativ und qualitativ, unter Berücksichtigung der ökologischen Erfordernisse kann nur durch eine objektiv begründete Bewässerungssteuerung in Verbindung mit einer zunehmend verbesserten Bewässerungstechnik gewährleistet werden. Die größte Reserve für einen effektiveren Wassereinsatz liegt im bedarfsgerechten Wassereinsatz. Hierbei ist zu unterscheiden zwischen der angestrebten optimalen Ausbildung der Gesamtpflanzenmasse oder nur des marktrelevanten Pflanzenanteils auf der einen Seite und dem ökonomischen Optimum auf der anderen Seite. Diese Zielgrößen bedingen unterschiedliche Strategien des Wassereinsatzes. Der Schwerpunkt der Empfehlungen in diesem Buch liegt in der Erzielung eines hohen Ertrages an Marktware. Die ökonomischen Aspekte sind jedoch bei einzelnen Betrieben sehr unterschiedlich und unterliegen zudem starken jährlichen Schwankungen, sodass sie auf Betriebsebene kalkuliert werden müssen. Das Anliegen dieses Buches besteht darin, auf der Grundlage von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktischen Erfahrungen die Auswahl der jeweils geeigneten Bewässerungstechnik bzw. deren Einsatz nach objektiven Kriterien zu erleichtern. Dabei nehmen

Vorwort

die für alle Sparten des Gartenbaus gültigen Basiskenntnisse zum umweltschonenden Wassereinsatz einen relativ breiten Raum ein. Aber auch die Besonderheiten der einzelnen Sparten sowie schon jetzt absehbare Änderungen durch den Klimawandel wurden berücksichtigt. Informationen zu Investitionen und zum Arbeitszeitbedarf bei der Rohrberegnung, der Tropfbewässerung, den Beregnungsmaschinen mit Einzelregner oder Düsenwagen sowie für Kreis- und Linearberegnungsmaschinen wurden in diesem Buch nicht berücksichtigt, da dafür eine gesonderte Publikation erarbeitet wurde. Ausführliche Informationen sind in der KTBL-Datensammlung „Feldbewässerung“ enthalten, die im November 2009 erschienen ist. Insgesamt hoffen wir, den Lesern zahlreiche Anregungen für einen erfolgreichen Wassereinsatz geben zu können. Abschließend möchten wir uns bei Herrn Dipl.-Ing. Norbert Mayer für die Durchsicht und die Hinweise zum Manuskript bedanken. Unser Dank gilt auch Frau Constanze Holdschick für die Hilfe bei der Manuskripterstellung. Im Januar 2010 Die Autoren

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8

1 Einleitung Die Pflanzenproduktion auf hohem Ertrags- und Qualitätsniveau ist an ein ausreichendes Wasserangebot gebunden. Eine Limitierung des Wasserangebotes unter das pflanzenartspezifische Optimum führt immer zu einem art- und teilweise sortenspezifischen Produktivitätsrückgang der Biomasse- und Ertragsbildung einer Pflanze. Soweit nicht ökonomische Gründe für einen verminderten Wassereinsatz sprechen, ist eine politische Limitierung des Wasserangebotes für einen Gartenbaubetrieb gewinnmindernd und damit existenzgefährdend. Alle sonstigen Ressourcen, insbesondere die Arbeitskräfte, können unter den daraus entstehenden restriktiven Bedingungen nicht effektiv eingesetzt werden. Ein politisch verordneter Wassermangel würde den Berufsstand in seiner Existenz gefährden, wenn dieser nicht global einheitlich geregelt wäre. Einsparen von Wasser kann nicht heißen, um jeden Preis je Flächeneinheit weniger Zusatzwasser einzusetzen. Es ist sinnvoller, den Wasserverbrauch je Einheit verwertbaren Produktes zu vermindern und dabei die Verlagerung von Nährstoffen in das Grundwasser zu minimieren und zu kontrollieren. Bei der Bewertung des Wasserverbrauchs auf einer bewässerten Freilandfläche ist zu berücksichtigen, dass nach der Ernte die Restbodenfeuchte höher ist als auf einer Vergleichsfläche. Die Niederschläge auf dieser Fläche führen deshalb zu einer verstärkten Neubildung von Grundwasser.

1.1 Wasserverfügbarkeit Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge beträgt in Europa 319 mm, in Deutschland 778 mm, wobei erhebliche lokale Differenzierungen bestehen. In der Wasserverfügbarkeit steht Deutschland erst an 134. Stelle, bezogen auf alle Länder der Welt. Die Situation in Bezug auf die verfügbare Wassermenge pro Kopf der Bevölkerung ist damit nicht so günstig wie oftmals angenommen wird, und die Anforderungen an Wasser nehmen quantitativ und qualitativ jährlich zu. Die Niederschlagsverteilung schwankt in Deutschland erheblich, denn es gibt sowohl Gebiete mit unter 500 mm als auch solche mit über 1000 mm Niederschlag im Jahr. Dies wirkt sich auch auf die Wasserverfügbarkeit für den Gartenbau aus. Negative Wasserbilanzen bestehen vor allem im östlichen Harzvorland und im Oderbruch (Gebiet zwischen Berlin und Polen). In den Sommermonaten herrscht ein zunehmendes Wasserdefizit in großen Teilen Deutschlands, was die Bewässerung immer dringlicher macht. Vom Gesamtwasserverbrauch in Deutschland entfallen auf die Land- und Forstwirtschaft weniger als 1 %. Obwohl insgesamt nur etwa 24 % der Wasserressourcen ge-

Notwendigkeit einer gesteuerten Bewässerung

nutzt werden, tritt immer wieder lokaler Wassermangel auf, und zwar verstärkt in den östlichen Gebieten. Aber auch im südhessischen Raum zeigte 1992 die Wassernotstandsverordnung, dass Wasserknappheit auch in diesem Gebiet ein Thema sein kann. Die Auswirkungen der Klimaänderungen sind noch nicht klar abzusehen, doch auch das Jahr 2003 ließ einen Vorgeschmack aufkommen. Die lokale Differenzierung des Wasserangebotes ist bereits in den letzten Jahren größer geworden und soll nach den Prognosen noch stärker werden. Niederschläge fallen stärker im Winter, das Wasserdefizit in der Vegetationszeit wird größer und wenn es regnet, dann sind die Niederschläge oft intensiver, sodass sie nicht vollständig vom Boden aufgenommen werden können. Insgesamt sind jedoch die Voraussetzungen für eine gärtnerische Produktion aus der Sicht der Wasserversorgung in Deutschland als günstig zu beurteilen. Die Umsetzung des EU-Wasserrechtes stellt die Gartenbauer künftig vor völlig neue Herausforderungen beim Einsatz der Ressource Wasser. Ein effektiver Wassereinsatz sowie die Erhaltung und Verbesserung der Wasserqualität sind als wichtige Zukunftsaufgaben zu sehen. Jede Wasserquelle, Grund- und Oberflächenwasser, wird hinsichtlich ihrer Qualität und deren Erhaltung bzw. Verbesserung bewertet. Ein ungerechtfertigter Eintrag von Nährstoffen in den Grundwasserkörper wird in absehbarer Zukunft auch finanzielle Konsequenzen fordern. Ein objektiv begründeter, gesteuerter oder geregelter Einsatz von Wasser im Gartenbau wird sicher in Zukunft noch deutlicher von den Gartenbauern gefordert werden.

1.2 Notwendigkeit einer gesteuerten Bewässerung Der ressourcenschonende Umgang mit Wasser ist wesentlicher Bestandteil einer nachhaltigen Landbewirtschaftung, die auch als gute fachliche Praxis bezeichnet wird. Das gilt insbesondere für den Anbau gartenbaulicher Kulturen, bei denen oftmals innerhalb kurzer Zeit ein erheblicher Massezuwachs gewährleistet werden muss. Das erfordert ein bedarfsgerechtes Nährstoffangebot, welches jedoch nur bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Bodenfeuchte ausreichend genau kalkuliert werden kann. Bei der Bewässerung allein auf der Basis von Erfahrungen müsste eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigt werden. Dies jedoch ist im betrieblichen Alltagsstress kaum möglich, zumal in den Betrieben oft ein Spezialist für den Wassereinsatz fehlt. Zahlreiche Fehler können bei der Bewässerung auftreten (Abb. 1, Seite 10). Dies wird dem Anbauer jedoch nicht direkt bewusst, da die Folgen erst sehr viel später an der Pflanze sichtbar werden und der direkte Vergleich zu korrekt bewässerten Beständen fehlt. Die im Boden ablaufenden Prozesse bleiben dem Auge verborgen und zeigen sich nur

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10

Einleitung

Abb. 1 Pflanzenbauliche Fehler bei der Bewässerungsbemessung.

Seltene überhöhte Einzelgaben

Wassermangel

Bewässerungsfehler im Gartenbau Zu häufige kleine Einzelgaben

Unzureichende Abstimmung mit anderen Arbeiten

Zu hohe Bodenfeuchte Bei Kulturbeginn

Gegen Kulturende

teilweise in den Ergebnissen von Bodenanalysen und später im Wachstum. Nur in Versuchen wird deutlich, welche erheblichen Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum durch eine nach objektiven Kriterien gesteuerte Bewässerung erzielt werden können. Offensichtlich bei Wassermangel sind: – ungleichmäßiges, lückiges Auflaufen bzw. Anwachsen, – unsichere Ertragsbildung hinsichtlich Menge, Qualität und Erntezeitpunkt, – erhöhtes Risiko eines Nährstoffeintrages ins Grundwasser (Nährstoffmobilisierung zu unerwünschten Zeitpunkten), – verminderte Wirkung von Pflanzenschutzmitteln, Herbiziden und Düngern, – Einschränkungen bei der Sortenwahl, – verminderte Haltbarkeit nach der Ernte, z. B. bei Salatgemüse, – verhärtete Ernteprodukte (unerwünschtes Verholzen von Pflanzenteilen), – verstärkte Neigung zum Platzen von Früchten, Knollen etc., – größeres Risiko überhöhter Nitratgehalte in Ernteprodukten. Die unzureichende Abstimmung des Zusatzwassereinsatzes mit anderen pflanzenbaulichen Arbeiten bewirkt: – Einschränkungen der Wirkung von Pflanzenschutzmitteln und Herbiziden, – Förderung des Unkrautwachstums, – verzögerte Wirkung der N-Kopfdüngung oder erhöhte N-Auswaschung, – verminderte Ausnutzung von Nährstoffen und Wasser, – Störungen im Arbeitsablauf, – Strukturschäden des Bodens.

Notwendigkeit einer gesteuerten Bewässerung

Steuerung der Bewässerung bedeutet die Entscheidung für den jeweiligen Schlag, wann mit welcher Wassermenge und in welchem zeitlichem Abstand Zusatzwasser appliziert werden muss. Gegenwärtig wird oft dann bewässert, wenn dafür nach Auffassung und Erfahrung des Anbauers Bedarf besteht und wenn dies betriebswirtschaftlich am besten einzuordnen ist. Eine Übereinstimmung der ökonomischen und ökologischen Anforderungen kann jedoch nur gesichert werden, wenn die Bewässerung objektiv v gesteuert wird. Messbare Größen des Wasserhaushaltes und der Pflanzen sind derart mit Algorithmen zu verbinden, dass die Bewässerungsmengen und -rhythmen nachvollziehbar werden. Augenschein und Erfahrung reichen nicht aus, um die komplexen Beziehungen zwischen Boden, Pflanzenentwicklung und Witterung mit ausreichender Genauigkeit zu erfassen. Das Steuern der Bewässerung gewinnt an Bedeutung, da – nur in Verbindung mit dem gesteuerten Einsatz von Wasser die Umweltanforderungen und die Nitratproblematik gelöst werden können; – das Aufkommen an Wasser in geeigneter Qualität zur Bewässerung zwar gebietsweise unterschiedlich, aber insgesamt limitiert ist; – vorbehaltlich der Richtigkeit der Klimaprognosen der Wasserverbrauch insgesamt weiter steigen wird; – die für den Markt erforderliche hohe Produktqualität ohne Bewässerung nicht zu gewährleisten ist. Zu berücksichtigen sind auch die erheblichen Wechselwirkungen zwischen Wasserangebot und Nährstoffverfügbarkeit, insbesondere den Stickstoff betreffend, aber auch der langfristige Einfluss auf die Bodenfruchtbarkeit. Deshalb sind objektive Kriterien für die Festlegung der Wassermenge je Einzelgaben und für die Zeitpunkte der Bewässerung notwendig. Dabei ist es erforderlich, die pflanzenart- und entwicklungszeitspezifischen Erfordernisse, einschließlich der Durchwurzelungstiefe, zu berücksichtigen. Der Aufwand für die objektiv begründete Bewässerungssteuerung muss sich in vertretbaren Grenzen halten. Die dabei angestrebte Genauigkeit muss die Möglichkeiten der technischen Wasserverteilung und die unvermeidbaren Bodenunterschiede berücksichtigen. Kalkulationsmodelle und Messtechniken mit zu hoher Genauigkeit verursachen erheblichen Mehraufwand ohne ein entsprechendes Äquivalent an Nutzen. Die Zielstellungen sind Ertrags- und Qualitätssicherheit, ein umweltschonender Wassereinsatz sowie ein geringer Aufwand zur Ermittlung des Bewässerungszeitpunktes und der -menge für den Gärtner. Mit der gegenwärtig noch oft nach individuellen gärtnerischen

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Einleitung

Erfahrungen vorgenommenen Bewässerung werden erhebliche Reserven für das Produkt und die Umwelt verschenkt. Die Notwendigkeit der Bewässerung verstärkt sich auch wegen des globalen Wettbewerbs. Angesichts der niedrigen Preise für gartenbauliche Produkte kann kein Betrieb auf Dauer existieren, der den Witterungsschwankungen ohne die Möglichkeit einer Ertragsstabilisierung ausgeliefert ist. Unter den Witterungsbedingungen Deutschlands treten in jedem Jahr mehr oder weniger lange Zeitperioden auf, in denen die Bewässerung zur Ertragsstabilisierung und -steigerung beiträgt. In Gewächshäusern muss der Wasserbedarf vollständig durch die Bewässerung gewährleistet werden. Dieser liegt praktisch immer über den Niederschlägen auf der geschützten Anbaufläche. Das Auffangen der Niederschläge in Zisternen stellt mehr und mehr den Alltag dar. Weltweit gesehen, spielen ökologische Fragen bei der Bewässerung bisher noch eine untergeordnete Rolle. Bewässern zur Ertragsstabilisierung und -erhöhung ohne ökologische Restriktionen besitzt Priorität. Internationale Tagungen machen deutlich, dass gegenwärtig eine hohe Produktionssicherheit mit einem Überangebot an Wasser und Nährstoffen gewährleistet ist. Weltweit ist die Landwirtschaft mit einem Anteil von 70 % am Gesamtverbrauch der größte Wasserverbraucher, wobei etwa 60 % des Wassers verschwendet werden. Werden die ökologischen Aspekte durch die Anwendung einer sachgerechten Bewässerungssteuerung stärker beachtet, so erhöht der dafür erforderliche Aufwand die Kosten. Dem gegenüber stehen jedoch Einsparungen an Wasser und Energie und in vielen Fällen erhöhte Erträge und Qualitäten. Wird nur das möglicherweise eingesparte Wasser berücksichtigt, sind die Kosten einer objektiv gesteuerten oder geregelten Bewässerung höher. Noch genauer wäre zu kalkulieren, wie und bei welchen Kulturen sich der technische und personelle Aufwand des Einsatzes neuer wassersparender Bewässerungstechniken rechnet. Noch zu selten werden die Gesichtspunkte einer Produktverbesserung und der Umweltschonung bewertet. Auch über den hohen energetischen Aufwand für die Bewässerung sind sich viele nicht im Klaren. Am deutlichsten ist nachweisbar, dass bei objektiver Bewässerungssteuerung die Ertragsschwankungen vermindert und das Ertragsniveau insgesamt erhöht werden kann, wie die Versuchsergebnisse am Beispiel Weißkohl belegen (Abb. 2). Ohne eine Bewässerungssteuerung auf objektiver Basis können die notwendige Erhöhung der Produktqualität sowie die Schonung der Umwelt nicht zufriedenstellend erreicht werden. Ein deutlich verminderter Nährstoffeintrag in das Grundwasser lässt sich nur durch gesteuerte Bewässerung realisieren. Dabei ist die enge Wechselwirkung zwischen Düngung und Bewässerung zu berücksichtigen.

Notwendigkeit einer gesteuerten Bewässerung

Ertrag (%) 100

Bereich der Ertragsschwankungen

mit Beregnung

80 60

ohne Beregnung

40 20 0

1.

2.

3.

4.

1.

2.

3. 4. Versuchsjahr

Nicht zu vergessen sind auch die nicht unerheblichen Energiekosten für die Bereitstellung von Wasser. Im Verhältnis zu den Einnahmen aus dem Gartenbau sind diese Kosten stark angestiegen, sodass auch aus dieser Hinsicht der Zwang zum sparsamen Einsatz von Wasser ständig ansteigt. Insgesamt können alle diese Aspekte allein mit dem „grünen“ Daumen nicht berücksichtigt werden. Exakte Kenntnisse und technische Hilfsmittel sind notwendig, um künftig den Anforderungen des Wassereinsatzes gerecht zu werden.

Abb. 2 Einfluss der Bewässerung auf Ertragshöhe und -schwankungen bei Spätweißkohl.

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2 Wasserverbrauch und Bewässerungsbedarf Pflanzen benötigen zur Aufrechterhaltung ihrer Lebensfunktionen ein relativ kontinuierliches Wasserangebot. Eine limitierte Wasserbereitstellung ist mit eingeschränkter Produktivität gekoppelt, und dies ist als Wasserstress für die Pflanzen definiert. Dieses vom Produktivitätsoptimum abweichende Angebot kann temporär oder permanent auftreten. Die Auswirkungen sind entsprechend gering oder gravierend. Wird im Bereich der Landwirtschaft das Wasserangebot reduziert, so vermindert sich z. B. bei Zuckerrüben die Gesamtmassebildung stärker als der Zuckerertrag, doch das Produkt bleibt verkäuflich. Im Gartenbau dagegen ist die Vermarktung der Produkte infrage gestellt, wenn an Zierpflanzen Blüten abfallen, Salatköpfe gelbe Blätter aufweisen oder Erdbeeren zu klein werden. Gegenwärtig resultiert die Einstufung der Produkte in eine Handelsklasse vor allem aus der Bewertung der äußeren Merkmale. Innere Qualitätsmerkmale, wie Gehalte an wertgebenden Inhaltsstoffen, spielen gegenwärtig noch eine untergeordnete Rolle. Bei dem herrschenden Überangebot rücken jedoch Aspekte wie Vitamin- und Mineralstoffgehalte, Haltbarkeit und Geschmack immer mehr in den Vordergrund. Dies sind Eigenschaften von Produkten, mit denen sich der Anbauer gegenüber den Wettbewerbern auszeichnen und somit Vorteile bei der Vermarktung verschaffen kann. Auch der umweltschonende Anbau ist ein Gesichtspunkt, der bei einem Teil der Kunden die Kaufentscheidung beeinflusst. Der objektiv begründete Zusatzwassereinsatz stellt einen wesentlichen Teil dieses Konzeptes dar, entscheidet er doch maßgeblich über die Nährstoffverfügbarkeit und -verlagerung sowie den erforderlichen Pflanzenschutzmitteleinsatz. Das Bewässern auf der Basis objektiver Kriterien ist eine Herausforderung für die Betriebe, da unterschiedliche betriebliche Belange in die Entscheidungsfindung einzubeziehen sind. Der pflanzenbauliche Aspekt ist nur einer davon, doch hat er eine größere Bedeutung als gegenwärtig oft angenommen. Die Bewässerungssteuerung ist eine Aufgabe, bei deren Umsetzung in der Produktion noch erhebliche Reserven erschlossen werden können. Warum werden Fortschritte auf diesem Gebiet so langsam erzielt? Zum einen, weil die Effekte der sachgerechten Bewässerung nur sichtbar werden, wenn ein wirklicher Vergleichsanbau mit unterschiedlicher Bewässerung erfolgt. Das ist unter Praxisbedingungen jedoch nicht möglich und bleibt Versuchen vorbehalten. Zum anderen scheut man das eventuell auftretende Ertragsrisiko, wenn von einem mehr