Wie gemalt... - Reise-Inspirationen

03.02.2014 - Platz für für zwei Erwachsene und zwei Kinder, oder für drei Erwachsene. Für kulinari- ...... weltweit einzigen Thai-Küchenchef mit. Michelin ...
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Entdecken – Erleben – Genießen

REISE-INSPIRATIONEN • WINTER 2013

Alberta (Kanada)

Wie gemalt...

In dieser Ausgabe Kanada – Alberta Portugal – Azoren USA – New York

Schweiz – Zürich Nachhaltigkeit bei der Shangri-La Gruppe

Titelthema: Alberta Folgen Sie uns auf unserer Reiseroute von Edmonton über Jasper und Banff bis nach Calgary, jährlichem Austragungsort der Stampede, der größten WildWest-Show der Welt. ...Seite 16

Nahziel: Azoren Vulkangestein, historische Städte, Hortensiensträucher und eine lebendige Unterwasserwelt - neun Inseln mitten im Atlantik. ...Seite 26

Städteziel: New York Die Weltstadt an der Ostküste der USA steckt voller unbekannter Stadtteile, die es zu entdecken gilt. ...Seite 50

Inhalt Ausblick: Akropolis, Athen, Griechenland Hotel-News

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Kanada/Alberta: Impressionen

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Kanada/Alberta: In den Rockys zuhause Kanada/Alberta: Stampede – YaaaHoooo! Kanada/Alberta: Von Kopf bis Fuß – was man braucht Handgepäckkontrolle: Rebecca Lamb Azoren – Da wo das Hoch haust Haifang – Bedrohung für die Ozeane und den Tourismus auf den Azoren Hand & Fuß: Messerschleifer, Bohol, Philippinen New York – Neighborhood x Neighborhood New York: Schöner Schwitzen mit Ariane Hoteltipp: One Aldwych, London Was Kinder essen: Michelle aus Mexiko Für Leib + Seele: il Tavolo – Zürich bei Tisch Reise-Markt Flora & Fauna: Frangipani Nachhaltigkeit: Shangri-La Gruppe Impressum & Redaktion

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16 26 33 38 40 46 49 50 56 60 62 63 66 67 68 72

Titelbild Nachhaltigkeit: ShangriLa Gruppe

...ist bekanntermaßen vor dem Urlaub, liebe Leserinnen und Leser, sind Sie also schon mit der Planung des Jahresurlaubes für 2014 zugange? Wenn Sie noch auf der Suche nach einer zündenden Idee sind, kann ich Ihnen von Herzen die westkanadische Region Alberta empfehlen. Und das, obwohl ich noch nie dort war! Aber die Begeisterung, mit der unser Chefredakteur sich während seiner Recherchereise via facebook von dort gemeldet hat, die zahlreichen Bilder, geprägt von Action, Natur pur, saftigen Steaks und warmherzigen Menschen, die er uns zur Auswahl in die Bildredaktion gegeben hat und das Leuchten in seinen Augen, wenn er die Highlights dieser Reise zum Besten gibt, haben mich restlos überzeugt: Da muss ich auch mal hin! Respekt gebührt auch unserem Gastautor Gerald Nowak, der in den Gewässern der Azoren auf Tuchfühlung mit Blau- und Makohaien ging, die höchsten Gipfel erklommen hat, um uns tolle Bilder mit Fernsicht mitzubringen und nebenbei stets auf der Suche nach dem Azorenhoch war. Im Winter liegen Städtereisen hoch im Kurs. Nein, die klischeebelastete Hitliste der schönsten Weihnachtsmärkte haben wir Ihnen auch in diesem Jahr wieder erspart. Aber wenn es Sie nach New York zieht, planen Sie doch ein wenig Zeit für einen Besuch in der Bronx ein – es lohnt sich! Ich wünsche Ihnen jetzt schon einen schönen Jahreswechsel und hoffe, dass Sie uns auch in 2014 weiterhin die Treue halten. Herzlichst, Ihre

Das Nachhaltigkeitsprogramm der asiatischen Luxushotelgruppe wird von den Mitarbeitern mit Leben gefüllt ...Seite 68 2

Nach dem Urlaub...

Highway 16 zwischen Edmonton und Jasper, Kanada © Christoph Hoppe

Winter 2013 | Inhaltsverzeichnis

Ausblick Text & Bild : Judith Hoppe Fast jeder kennt den Anblick der Akropolis in Athen, wie sie auf dem Hügel über Athen thront, zumindest von Fotos. Doch was sieht man eigentlich, wenn man oben auf dem Berg angekommen ist? Na, Athen natürlich. Aber Hand aufs Herz (wenn Sie noch nicht in Athen waren): Hätten Sie vermutet, dass die Stadt sich so endlos weit auszudehnen scheint? Im Vordergrund zu sehen ist das Dionysostheater. Es galt als wichtigstes Theater im antiken Griechenland und ist die Geburtsstätte des Theaters der griechischen Antike und des Dramas überhaupt. Der Name geht zurück auf Dionysos, den Gott des Weins und der Ekstase. Ihm zu Ehren wurden in Athen alljährlich Festspiele gefeiert. Dazu gehörten auch Theatervorführungen, die im Theater stattfanden. Die berühmten klassischen Tragödien von Aischylos, Sophokles und Euripides hatten ihre Uraufführung bei den Dionysien. Das Dionysostheater liegt am Südhang der Akropolis. Die Akropolis in Athen ist seit 1986 UNESCO Weltkulturerbe. 3

Ausblick: Griechenland, Athen

+++Für Sie entdeckt+++Hotel-News+++Für Sie entdeckt+++Hotel-News+++ Bali, Indonesien | Traumhafte Hochzeit und Flitterwochen in romantischer Atmosphäre

Zentralvietnam, Vietnam | Avani Hotels & Resorts eröffnen erstes Hotel in Vietnam

Das The Mulia, Mulia Resort und Mulia Villas liegt direkt an der traumhaften Küste von Nusa Dua. Noch bis März 2014 bietet das Luxusresort ein Special für Paare an, die heiraten, ihr Eheversprechen erneuern, oder ihre Flitterwochen auf der „Insel der Götter“ verbringen möchten. Für das Ja-Wort können die Verliebten zwischen drei Kapellen, die bis zu 250 Sitzplätze bieten, wählen. Der Grand Ballroom ermöglicht rauschende Feiern für bis zu 5.000 Gäste. Auch intime, und private Trauungen, ganz nach den individuellen Wünschen des Brautpaares werden gerne erfüllt. Die drei Häuser der Anlage verfügen über zahlreiche Restaurants und Bars, die die Paare mit kulinarischen Genüssen verwöhnen und der kilometerlange Sandstrand lädt zu romantischen Spaziergängen ein. Einem unvergesslichen Erlebnis am anderen Ende der Welt steht also nichts mehr im Weg!

In Zentralvietnam, 15 Kilometer südlich der Stadt Quy Nhon hat, Anfang September, Avani Hotels & Resorts das Avani Quy Nhon Resort & Spa eröffnet. Das Hotel befindet sich an einem der schönsten Küstenabschnitte Vietnams und bietet seinen Gästen die idealen Voraussetzungen für einen gelungen Strand- und Badeurlaub. Der Privatstrand des Hotels lädt zum Entspannen und Sonnenbaden ein. Ein Highlight des Avani Quy Nhon Resort & Spa ist die hoteleigene Insel direkt vor der Küste, die durch eine kurze Kayaktour, oder per Anhalter im Fischerboot leicht zu erreichen ist. Das Eiland stellt die perfekte Kulisse zum Schnorcheln, Tauchen oder einfach nur zum Ausspannen dar. Insgesamt bieten 63 modern ausgestattete Zimmer und Suiten reichlich Komfort und vereinen traditionelle vietnamesische Elemente mit modernen Akzenten. Alle Zimmer bieten Platz für für zwei Erwachsene und zwei Kinder, oder für drei Erwachsene. Für kulinarische Genussmomente sorgen drei Restaurants und Bars mit vietnamesischen und internationalen Gerichten. Highlight ist das Hauptrestaurant „Dine“, das als einziges internationales Restaurant in Quy Nhon ganztägig Frühstück, Mittag- und Abendessen serviert. Das Hotel bietet zudem die Organisation eines gemütlichen Picknicks, oder eines romantischen Dinners am einsamen Strand der Insel an.

+++www.themulia.com+++ Enshi City, China | Mövenpick Hotels & Resorts eröffnet Fünf-Sterne-Hotel in China Anfang September hat die Hotelgruppe Mövenpick Hotel & Resorts das erste internationale Fünf-SterneHotel in Enshi City in der zentralchinesischen Provinz Hubei eröffnet. Aufgrund der zentralen Lage im Geschäftsviertel der Stadt eignet es ich hervorragend für Geschäftsreisende. Für Urlauber ist das Hotel ein idealer Ausgangspunkt für Erkundungen der typisch waldigen Hügellandschaft der Provinz Hubei. Die regionale Handwerkskunst der Tujia und der Miao prägt die Innenausstattung der 240 Zimmer, darunter 27 Suiten und eine Präsidentensuite. Gästen steht ein Aussenschwimmbad, ein Fitnesszentrum und das Flower Spa zur Verfügung, das eine Auswahl von Wellness-Anwendungen bietet. Im kulinarischen Bereich bietet das Mövenpick Hotel Enshi eine große Bandbreite. Das chinesische Restaurant Lotus Garten, das The Chef Theatre und das Dessert House laden zum Schlemmen ein. Bis 2015 sollen drei weitere Häuser in China eröffnet werden. +++www.moevenpick-hotels.com/enshi+++ 4

↑↑ Hochzeitspaar im Luxusresort↑ Präsidentensuite Mövenpick Hotel Enshi

Das Hotel verfügt über ein Spa mit traumhaften Blick auf den Ozean, das in einen üppigen Garten eingebettet ist.. Auf einer Fläche von 3.000 Quadratmetern werden Erholungssuchende mit vietnamesisch inspirierten Massagen und Anwendungen verwöhnt. Duftende Öle und Kräuter aus heimischen Pflanzen, sowie grüner Tee, finden in den Behandlungen Verwendung. Für Gäste, die gerne tiefer in die vietnamesische Kultur eintauchen möchten bieten Aktivitäten, wie ein Kochkurs, Fahrradausflüge in die tropische Natur und Besuche auf duftenden Märkten die optimale Gelegenheit. +++www.avanihotels.com+++

↑↑ Privatstrand↑ Zimmer Avani Quy Nhon Resort

Winter 2013 | Hotel-News

Impressionen einer Reise Es ist diese imposante Größe, die einen immer wieder einnimmt. Schmucke Dörfer und Städte wechseln sich ab mit nicht enden wollenden Tälern, die manchmal von kahlen, manchmal üppig bewaldeten Gipfeln umgeben sind. Die Landschaft ist abwechslungsreich, die Vielfalt der Menschen nicht minder: Kanada ist ein Einwanderungsland, neben den Ureinwohnern tummeln sich hier fast alle Ethnien der Erde. Text + Bilder: Christoph Hoppe

Highway 16 5

Zwischen Bergen, Wäldern, Flüssen und Seen: der Highway 16

Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

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Zwischen Edmonton und Jasper: Links und rechts des Weges gibt es jede Menge Fotomotive

Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

Maligne Lake

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Rund um den Maligne Lake ist jeder Blick ein Postkartenmotiv

Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

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Weltbekanntes Motiv: Spirit Island

Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

Weites Land 9

Spätestens Blick über dasseit Tal der vonJames JasperBond Episode „Skyfall“ weltbekannt: Die Insel deren Silhouette ihr den Spitznamen gab

Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

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Als Europäer muss man sich daran gewöhnen: Die schiere Größe des Landes ist überwältigend

Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

Rocky Mountains

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An der Grenze zu den US-Staaten Idaho und Montana liegen die kanadischen Rockys in Alberta und British Columbia

Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

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Man kann sich der Erhabenheit der Rocky Mountains nicht entziehen

Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

Stampede 13 Nostalgie, Tradition und Testosteron: Tragende Elemente der großartigsten Wild-West-Show der Welt

Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

14 Kälber mit dem Lasso und Jungtiere mit der Hand fangen, Bullen reiten, Pferde- und Wagenrennen: Das ist die Stampede! Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

Stationen einer Reise

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Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

Kanada

Alberta:

In den Rockys zuhause

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Die Rocky Mountains in der Nähe von Banff © Christoph Hoppe

Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

Wie aus dem Bilderbuch Text & Bilder: Christoph Hoppe Es dauert ein paar Stunden, aber dann beginnt man zu zweifeln. Unweigerlich stellt man sich die Frage, ob man nicht doch in einer dieser künstlich auf Harmonie getrimmten Welten vom Schlage „Walt Disney World“ gelandet ist. So manchen mag es vorkommen, als sei er plötzlich lebendiger Teil von Großvaters kitschigem Ölgemälde, jenem Hirsch, der umgeben von sattem Grün

und vor in die Tiefe stürzenden Bächen röhrend auf der Lichtung steht. Ist man nicht. Sondern in Alberta, Kanada, der wegen seiner reichlichen Ölvorkommen reichsten Provinz des nordamerikanischen Staates. Alberta gehört zu den so genannten „Prärieprovinzen“ zu denen man auch die Nachbarn Saskatchewan und Ma-

nitoba zählt. Nach Osten hin öffnet sich die Landschaft in Grasflächen, für die der Begriff „Weites Land“ geschaffen worden sein könnte: Nicht enden wollende Ebenen, auf denen Vieh weidet, unüberschaubare Wälder, tiefblaue Seen. Dazwischen, wie mit dem Pinsel hinein getupft, eine Scheune, eine Farm. Im Westen thronen die Ausläufer der Rocky Mountains, mal scheinen Täler wie mit der Axt tief zwischen schroffe, im Sommer immer noch schneebedeckte Gipfel geschlagen worden zu sein, mal bewegt man sich inmitten grau-braun-grüner, sanft-welliger Hügellandschaften. Und immer wieder Seen, Bäche, Flüsse. Und alles ist echt. Edmonton – Festival City Meine Reise beginnt in der Hauptstadt Edmonton, mit gut 800.000 Einwohnern die zweitgrößte Provinz. Dass hier so viele Menschen leben sollen, glaubt man kaum, bei uns wäre in einer vergleichbaren Ansiedelung deutlich mehr los, alles, insbesondere der Verkehr wäre dichter, kompakter. Und das liegt an der Tatsache, dass die Kapitale sich lang macht, einfügt in die Landschaft entlang des „North Saskatche-

17 ↑ Edmonton City: aufgeräumt, modern

Augenfällig: die Art Gallery of Alberta

wan Rivers“, der die große Ebene in zwei Teile schneidet. Keine andere Stadt in Nordamerika verfügt über ein größeres System zusammenhängender städtischer Parks, unter anderem elf Seen, 14 Schluchten und 22 einzelne Parkanlagen. Und damit ist klar: Freizeit gestaltet man in Edmonton draußen. Ich treffe James McCurdy von der hiesigen Tourismusbehörde, im „Zinc Courtesy“, einem modernen Restaurant mit ebenso zeitgemäßer Küche im GeWinter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

sem Ding stehen zu bleiben. Aber schon zehn Minuten später klappt alles wie am Schnürchen und einer vollen Stunde Spaß steht nicht einmal mehr meine Unbeweglichkeit im Wege. Edmontons Parklandschaft besitzt eine der weltweit größten Konzentrationen gesunder Amerikanischer Ulmen, die nicht vom Ulmensterben betroffen sind, dem die meisten Bäume dieser Art im östlichen Nordamerika zum Opfer gefallen sind. Banks-Kiefern, Küstenkiefern, Weißfichten, Moorbirken, Espen, Roteschen, Linden, diverse Pappeln und Weiden sowie Eschenahorne… wer sich für die Vegetationsvielfalt Nordamerikas interessiert, bekommt sie hier kompakt präsentiert. Ich hätte noch Stunden auf meinem

bäude der „Art Gallery of Alberta“ einer öffentlichen Kunstgalerie. Sie ist leicht zu finden, das Gebäude aus geschwungenen Stahl und Glas scheint ständig in Bewegung zu sein. Außerdem liegt sie am Sir Winston Churchill Square, dem Herzen Edmontons. Unser Dilemma: Ich habe nur zwei Tage in der Stadt, bevor ich meine Weiterreise antreten muss. „Viel zu kurz…“, sagt James, „…die könntest Du leicht hier im Gebäude verbringen, unsere Kunstgalerie enthält eine Sammlung von über 6.000 historischen und modernen Kunstwerken…“ Und selbst wenn man

nur einen Bruchteil dessen testen möchte, was außerhalb von Häusern an Aktivitäten in Edmonton angeboten wird, muss man schon gut zu Fuß/ auf dem Rad/Rollschuhen/Skateboards sein. „Nimm ein Segway, dann siehst Du wenigstens was“, rät James und lächelt, weil er weiß, dass Sightseeing mit diesem „Elektro-Rasenmäher-zumDraufstehen“ ein Riesenspaß ist. Gesagt, getan, Chris Szydlowski von „Segway Alberta“ dreht mit mir ein paar Übungsrunden, zu Beginn kommt man sich wie ein Trottel vor, weil man weder in der Lage ist, auf- oder abzusteigen, geschweige denn mit die-

18 ↑Der Autor im Glück: Hechtangeln auf dem „Spiegelsee“

Der Autor mobil: Mit dem Segway auf Erkundungstour

inzwischen lieb gewonnenen Gefährt verbringen können, aber Edmonton ist berühmt für seine Märkte entlang der 104 Street, nördlich der Jasper Avenue, die man nur zu Fuß betritt und wo man so ziemlich alles kaufen und als Nachweis für den eigenen Besuch Kanadas dienen kann. Zum Beispiel Schmuck im Stile der „First Nation“, die wir in Europa Indianer nennen, aber natürlich auch Leckereien zum sofortigen Verzehr, Dinge des täglichen Bedarfs. Apropos Hunger: Auf der Bourbon Street verliert man beim Vergleich der unzähligen Restaurants Pfunde, bevor man sie sich beim Abendessen dann wieder holen kann. Oder man amüsiert sich auf einem Festival, einer weiteren erwähnenswerten Besonderheit der Stadt. Mir ist es tatsächlich gelungen, keines zu erleben, aber soviel Pech hat man in Edmonton selten, denn über 30 Veranstaltungen finden übers Jahr hinweg statt. Kinderfeste, Schmuckhandwerk, Eisstockschießen, Film, Kulinarik, Klassik, Blues, Theater… Jede Tätigkeit, die den Einwohnern würdig erscheint, etikettiert man in Edmonton mit Festival – und feiert es dann auch! Ich wohne wenige Autominuten außerhalb der Innenstadt, meine Bleibe, das „Varscona Hotel on White“ liegt mitten in der so genannten „Provincial Historic Area“, in „Old Strathcona“, mit vielleicht 100 Bars, Nightclubs, Restaurants, einige davon in Laufweite. Überall kann man Musik hören, von Folk, über Rock bis Jazz. „Vielfalt“ steht als Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

mit Keith Rae, einen hoch dekorierten Angler-Guide der Region. Wegen der heftigen Regenfälle der letzten Wochen ist es unmöglich, mit der Fliege in den Flüssen auf Süßwasserräuber Jagd zu machen, also begeben wir uns mit seinem Boot, das er hinter seinem Truck herzieht, auf einen See, dessen übersetzte Indianername „Spiegel“ bedeutet. Und wir fangen. Mit jedem bekannten Rutentyp, alleine ich etwa 30 Hechte! Forellen, Barsche, alles was das Anglerherz erfreut. Die berühmte „Bullhead Trout“, eine endemische Variante der Forelle und DIE Trophäe der Region, blieb uns verwehrt. Ob ich ei-

ungeschriebenes Motto über dieser „Kleinstadt in der Großstadt“, für jeden etwas, unabhängig von der Füllstärke des Portemonnaies. Und eine solche bunte Mischung steht mir auch an der Rezeption gegenüber: Vier Menschen, vier Ethnien. Ein Pakistani, der zur einfacheren Identifizierung freundlicherweise einen Punjab-Turban trägt, eine Dame mit wahrscheinlich ungarischen Wurzeln, ein Skandinavier, ein Engländer. Und allesamt Kanadier, alle gleich freundlich, ohne aufgesetzte Blasiertheit, die man von den südlichen Nachbarn kennt. „Distanziert“ ist ein zu hartes Wort, aber man wahrt in Kanada

nen Fisch behalten dürfe, frage ich und Keith lacht: „Nahezu jeder in Edmonton fischt“, erklärt er, „Flüsse und Seen wären nach dem ersten Wochenende zum Saisonbeginn im April leer, auch wenn jeder nur einen mitnehmen dürfte – in unserer Parkregion herrscht überwiegend der Grundsatz: Catch and release“, also fangen und wieder frei lassen. Das finde ich fair, bedanke mich und mache mich auf die Reise. Und was für eine. Jasper – Rocky Mountains Village Mein nächstes Etappenziel ist Jasper, 366 Kilometer entfernt. Wer ohne Pau-

den Abstand zum Gast, Warmherzigkeit stellt sich mit der Zeit ein. Ausgesprochen wohltuend ist das. „Wenigstens sind die Ureinwohner eindeutig erkennbar“ sage ich während unserer Diskussion über Herkunft und Identität, und ernte ein müdes Lächeln, denn selbst diese sind beileibe nicht alle Kanadier und schon gar nicht alle gleich, Blackfoot, Stoney Nakoda, Pikani, ich lerne, dass man mit der Zeit auch diese zu unterscheiden weiß. Bevor ich mich auf den Weg nach Jasper in den Rocky Mountains mache, verbringe ich noch einen halben Tag

19 ↑Kneipenszene in Old Strathcona → Willkommen in Jasper!

Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

se durchfährt, wer durchfährt, braucht unter vager Berücksichtigung der Geschwindigkeitsregeln vier, vielleicht fünf Stunden. Tut aber keiner. Denn schon bald rauben die Nordausläufer der Rockys jedem Besucher den Atem, ständig möchte man anhalten, aussteigen, fotografieren oder einfach nur die Schönheit des Panoramas bewundern. Und man sollte – und darf – auch anhalten, manche Naturschauspiele lassen sich nicht im Vorbeigehen genießen. Die Bahnlinie verläuft parallel mal linker Hand, mal rechter, zur gut ausgebauten Straße. Von mindestens zwei Diesellokomotiven gezogen fahren auf ihr durchaus hunderte Meter lange Züge. Was vor dem Hintergrund des Bergpanoramas wunderschön aussieht, wird zur Geduldsprobe, wenn man die Bahnlinie kreuzen muss. In genau dieser Lage stehe ich neben meinem Wagen und kratze mich hilflos am Kopf, als ein landestypischer PickUp neben mir hält. Der junge Mann nennt seinen Namen, und schlägt vor, ihm zu folgen, er kenne einen Weg hinein nach Jasper, ohne über die Gleise zu müssen. Er war an mir schon einmal vorbeigefahren und noch einmal umgedreht, um mich einzusammeln. Am Ortsschild verabschiedet er sich mit einem freundlichen Nicken und lässt mich verblüfft zurück.

Rechten eine bunte Mischung aus Stein- und Holzhäusern, allesamt im typischen Westernstil. Vor meinem geistigen Auge dreht sich die Zeit um 100 Jahre zurück, ich denke mir die Autos weg und fühle mich in den Wilden Westen versetzt. Genau so muss der ausgesehen haben! Ganz automatisch wird der Gang breiter, ich suche den Horizont nach der Staubfahne einer eintreffenden Postkutsche ab, schiebe meine Schirmmütze tiefer in den Nacken und stoße die Tür zur „Jasper Brewing Company“, der lokalen Brauerei auf, wo mich, leicht verwundert, Amanda Stevens von „Jasper-Travel“ er-

wartet. Sie wird mir helfen, die wichtigen Attraktionen kennenzulernen, aber nicht bevor ich nicht den „Querschnitt“ der Braukunst des Hauses genossen habe. Auf einem Brett mit ausgestanzten Löchern stehen fünf Gläser, alle bis zum Rand gefüllt mit unterschiedlichen Bieren. Und das vor dem Abendessen. Alle lecker, in diesem Zustand hätte sie mir alles vorschlagen können, ich hätte zugesagt. Denn aktiv sein, also klettern, wandern, Rad- und Kajak fahren, RiverRafting und so vieles mehr, ist Drehund Angelpunkt des Tourismuskonzepts der Region. Aber die junge Frau, die in der Tourismusbranche arbeitet,

Es ist ein Dorf, ein großes, aber ein Dorf. Dreieinhalb Tausend Menschen leben hier am Zusammenfluss von Miette- und Athabasca River, zur Linken die obligatorische Bahnlinie, zur 20

Die Bergstation der Jasper Tramway auf dem Whistler Mountain; 2.277 Meter hoch

selbst jedoch nie verreist, ist gnädig. Ich darf hoch hinaus und tief hinunter und besuche eines der meist fotografierten Motive der Welt. Ich fahre mit der „Jasper Tramway“ auf 2.277 Meter Höhe den „Whistlers Mountain“ hinauf, keine andere Seilbahn in Kanada ist länger. Aus drei Gründen sollte man hier gewesen sein. Erstens verschafft man sich einen guten Überblick über das Tal, dass der „Athabasca“ Fluss, Albertas längster, in Jahrmillionen geschaffen hat. Es gibt zig Kilometer ausgebauter Wanderwege, von hier oben lässt sich leicht einer identifizieren, den man gehen will. Zweitens kann man rechter Hand des Flusses den „Patricia Lake“ sehen, der so schön ist, wie viele andere auch. Aber in ihm liegt ein Flugzeugträger (!), der im Zweiten Weltkrieg im Auftrag des britischen Geheimdienstes unter dem Decknamen „Habakkuk“ gebaut wurde. Man probierte ein Material aus, das Kriegsschiffe unsinkbar machen sollte und tat es hier, um vor neugierigen Blicken der Kriegsgegner sicher zu sein. Nach mehr oder weniger erfolgreicher Tests versenkte man dieses im Grunde funktionsfähige 1:1 Modell dann im See. Und wen ganzjährig 4 °C kaltes Wasser nicht schrecken, kann es sogar betauchen, es liegt auf 20 Meter Tiefe… Der dritte Grund, auf den „Whistler“ zu fahren: Man frühstückt hier ausgezeichnet und zwar kanadisch! Tim Poaps ist der Manager des „Treeline Restaurant“ und serviert mir, Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

was der Kanadier am Morgen isst: Englische Bagle, Ei Benedikt, mit Schinken und Ahornsirup. „Klar gibt es das auch andernorts“, erzählt er, „aber nicht in dieser Höhe, wo man mit etwas Glück Grizzlybären bei der Beerensuche beobachten kann. Und schon gar nicht vor einer solchen Kulisse!“ Recht hat er.

Landschaft ignorierte, löste sie sich einige Jahre später wieder auf – hinterließ aber Spuren auf der ganzen Welt. Es ist diese lächerlich kleine Insel, die man nach knapp einer Stunde Bootstour erreicht. „Spirit Island“ liegt in einer Bucht, ein paar Bäume stehen drauf, dahinter Panorama. Jedes Teil für sich genommen hübsch, aber nicht außergewöhnlich. Als Ensemble sensationell. Drucke von Gemälden der „Group of Seven“ dieses Eilands findet man auf der ganzen Welt.

Zurück auf 1.300 Meter Meereshöhe, denn so hoch liegt Jasper, holt mich eine Truppe ab, mit der ich auf dem „Athabasca“ eine Rafting-Tour unternehme. Man kommt nicht drumherum, denn es ist die Antwort eines jeden auf die Frage, was man in Jasper unbedingt gemacht haben soll… Es macht Spaß, keine Frage, die Touren sind für Touristen gemacht, entsprechend un-

gefährlich sind sie auch. Irgend jemand im Boot kreischt immer, denn nass wird man ganz sicher. Das Angebot des Regenponchos sollte man übrigens annehmen, wenn anschließend nicht geplant ist, sofort ins Hotel zurückzukehren… Maligne Lake – in der Welt zuhause Das Highlight des Tages wartet auf mich auf dem „Maligne Lake“ rund 50 Kilometer entfernt von Jasper. Um das Jahr 1910 herum stand dieser unwirklich wirkende, wild-romantische See schon einmal im Fokus, vor allem der ↑ Ein Guide bei der Einweisung für‘s Rafting

21 jede Gelegenheit

Kunstwelt. Denn für einen Zusammenschluss kanadischer Landschaftsmaler hielt das Gewässer als eines ihrer Lieblingsmotive her. Man nannte sie die „Group of Seven“, die sich zur Aufgabe gemacht hatte, Kanadas Weite und unberührte Schönheit auf Leinwand zu bannen. Nicht unumstritten, weil sie Menschen in der

Keine untypische Uferszene des Sees → Ross Pugh, Gesprächspartner für

Und da man heute kaum mehr Staffelei und Leinwand mit sich führt, sondern Fotoapparate, gibt es in den Sommermonaten eine von Ross Pugh, einem professionellen Fotografen aus Jasper, geführte Bootstour mit dem Namen „Through the Lens“ NUR für Fotografen. Das Schiff stoppt, wo man will, Ross hilft bei Gegenlicht genauso wie bei Fragen zur Geologie und Geschichte. Zweieinhalb Stunden hat man Gelegenheit, alles Sehenswerte zu verewigen. „Das Schöne an dieser Tour ist“, sagt Ross, „wir können machen, was wir wollen, Erfahrungen austauschen, voneinander lernen.“ Nicht zuletzt aus diesem Grund war dies der wahrWinter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

Schilder vor kreuzenden Karibus. Auch wenn man es nicht glauben mag, landschaftlich wird es noch atemberaubender als zuvor, dann, nach rund 100 Kilometern, wandelt sich das Bild allmählich. Flusstäler und Bergflanken werden karger, die Luft merklich kühler, bis man zum „Columbia Icefield Center“ gelangt: Startpunkt aller Gletscher-Exkursionen. Und umsteigen muss man, in den „Ice Explorer“ nämlich, einem riesigen, dreiachsigen Bus mit Ballonreifen. Diesen Fahrzeugtyp gibt es, abgesehen von einer militärischen Variante, nur hier. In ihm fühlt man sich absolut sicher, sobald er auf die Zunge des Gletschers zurollt. Ein zartes Mädchen steuert dieses Monster und erzählt fortwährend Witze über Glatteis.

scheinlich schönste Teil meiner Reise, weil alle Teilnehmer eine Passion teilten. Icefied Parkway – Auf Gletschers Zunge Auf meinem Weg Richtung Süden fahre ich über den Alberta Highway 93, besser bekannt als „Icefield Parkway“, der die Nationalparks von Jasper mit denen von Banff verbindet. Eine der wahrscheinlich schönsten befahrbaren Straßen der Welt. Links und rechts des Weges trifft man auf Elche, wilde Dickhornschafe, wer mehr Glück hat als ich, auch auf Bären. Aufmerksamkeit ist ohnehin angebracht, ständig warnen 22 ↑↑

Nicht nur ihretwegen ein Erlebnis, denn jedes Jahr schiebt sich der Gletscher einen Meter tiefer und drei breiter ins Tal. Und nimmt dabei wenig Rücksicht auf die umliegenden Berge. Glasklares, eiskaltes und absolut sauberes Wasser fließt in kleinen Rinnsalen zwischen soliden Findlingen herum, die das Eis aus den Massiven sprengte. Sehr beeindruckend. Lake Louise– Romantik, die weh tut Kurz vor Lake Louise, noch einmal 100 Kilometer gen Süden, biege ich links ab und folge einer schmalen Straße den Berg hinauf, die zu ihrem Abschluss hin gesäumt ist mit jeder Menge parkender Autos. Offensichtlich eine beliebte

Eindrücke vom Gletscher mit und ohne Hinweis auf den Standort ↑ Das grobe Biest und seine zarte Dompteurin Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

Gegend, am sprichwörtlichen Ende des Weges weiß man, warum das so ist: Moraine Lake! Eigentlich gibt es hier nichts, nur ein Hotel, die „Moraine Lake Lodge“, ein Haupthaus, umgeben von einigen Blockhäusern, die die Gäste beherbergen. Luxus pur, nicht nur wegen der liebevoll eingerichteten Zimmer und der exzellenten Küche. Sondern wegen des Sees. „Es ist genug!“ kommt mir in den Sinn, für soviel Kitsch, die Mutter Natur hier auftischt, bin ich nicht aufnahmefähig. Grünblau und spiegelblank liegt er still vor dem andächtig staunenden Besucher, der am Seeufer stehend allenfalls Zaungast 23 Moraine Lake: schön, mehr gibt es nicht zu sagen

Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

ist. Nicht nur mir geht das so, mir fällt auf, dass die Menschen flüstern, um nicht zu stören, während sich in der untergehenden Sonne Berge und Wälder auf der Wasseroberfläche spiegeln… Banff – Wo Museen stehen Es regnet heftig, als ich in Banff ankomme. Die Stadt liegt auf knapp 1.400 Metern Höhe und rund 130 Kilometer nordwestlich von Calgary, dem Endpunkt meiner Reise, an der „Alberta 1“, dem Trans Canada Highway. Auch hier kann man Wildwasser oder Gondel fah-

ren, an Western Trails teilnehmen, und so manches mehr, wegen des regnerischen Wetters aber besuche ich ein paar Museen, von denen es für einen so kleinen Ort mit nur 7.500 Einwohnern bemerkenswert viele gibt. Und endlich treffe ich auf einen Grizzly, im „Banff Park Museum“ steht einer, tot und ausgestopft auf dem Deckel einer Vitrine voller Dickhornschafe, aber immerhin. Ein anders Museum beschäftigt sich mit der Besiedelung der Region, das „Natural History Museum“, ein, zwei Kreuzungen weiter, ein weiteres mit dem Leben und der Geschichte von Kanadas Ureinwohnern.

24 Bei jedem Wetter sehenswert: Ausstellungen und museale Freigelände der Museen in Banff

Calgary – Yaaaahoooo! Die drittgrößte Stadt Kanadas liegt am Zusammenfluss vom „Bow River“ und „Elbow River“ und ist uns vor allem bekannt weil hier die Olympischen Winterspiele von 1988 stattfanden: Calgary. Die Sportstätten von damals sind bis heute in Betrieb, eingebunden in die entsprechende Infrastruktur. Eishockeystadien, Sprungschanzen, Eiskanäle und so einige Einrichtungen mehr, sind Trainings- und Leistungszentren für Sporteliten und die Jugend der Stadt gleichermaßen. Vor allem aber ein gutes Beispiel dafür, wie man noch Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

Jahre später aus teuren Anlagen für die „Spiele der Jugend der Welt“ Profit erwirtschaften kann. Sogar im Sommer kann man im Viererbob mitfahren, zwar auf Rollen, aber immerhin mit einem Olympiasieger am Steuer. Nach einem solchen Höllenritt bezweifelt übrigens keiner der Passagiere mehr, dass es sich beim Bobfahren um beinharten Sport handelt… Auf dem amerikanischen Kontinent ist Calgary aus einem ganz anderen Grund berühmt. Denn in der ersten Hälfte jeden Julis tauscht man hier, wo Öl- und Gasfirmen, Banken und Versicherungskonzerne ihren kanadischen Hauptsitz

25 ↑↑ Im Eiskanal

Freundliche Gastgeber ↑ Calgary‘s Skyline → Das klassische Outfit →→ Patriotismus groß geschrieben

haben, Anzug und Kostüm gegen Jeans, weißen Hut und Stiefel. Denn für zehn Tage ist die „Stampede“, die wohl aufregendste und großartigste Cowboy- und Outdoorshow der Welt (von der wir hier im Heft separat berichten), zu der es, vergleichbar mit unserem Karneval auch einen Schlachtruf gibt: YaaaHooo! Dieser Sommer war warm, die Menschen in Alberta sind überall freundlich und offen, die Landschaft ist unbeschreiblich. Wie so oft auf Reisen schleicht sich der Gedanke ein: „Hier möchte ich leben! Es ist perfekt!“ Ich lasse den Blick über das zauberhafte Bergpanorama streichen, meine Augen bleiben an den mit Schnee bedeckten Gipfeln hängen. Beiläufig erkundige ich mich nach den Temperaturen im Winter. -30 °C sind normal, -40° C nicht eben selten, schneefrei ist die niedriger gelegenen Teile der Region von Mai bis August, die Gipfel niemals! Vielleicht ist „Wiederkommen“ die bessere Idee…

Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

Stampede

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YaaaHoooo! 

Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

Wilde Stiere, harte Männer, Wagenrennen wie einst bei Ben Hur… Calgary‘s  Stampede ist die wahrscheinlich fulminanteste Cowboyshow der Welt: Männersache! Text & Bilder: Christoph Hoppe Calgary hat einen neuen Helden. Keinen aus dem Sport oder von einer Hollywood Leinwand. Nein, einen echten! Naheed Kurban Nenshi heißt er und ist der erste muslimische Bürgermeister einer nordamerikanischen Stadt überhaupt. Als der Austragungsort der Olympischen Winterspiele von 1988 Ende Juni in den Fluten eines Jahrhunderthochwassers zu versinken drohte, war er gar nicht in der Stadt. Also setzte das Gemeindeoberhaupt Himmel und

Hölle in Bewegung, um noch in der Nacht nach Hause zurück zu kehren und stand dann 48 Stunden ohne Pause inmitten seiner Bürger, zeitweise bis zu den Knien, im Dreck. Er löste drängende Probleme so gut es ging, improvisierte, änderte Gesetze und Verordnungen, die für diese Ausnahmesituation nie gemacht und nun schlicht hinderlich waren. In erster Linie ging es natürlich um Fragen des nackten Überlebens. Aber schon in zweiter oder drit-

ter, was wohl aus der Stampede würde. Dieser fulminanten Rodeoshow, einer Mischung aus Volksfest mit Fahrgeschäften, wie wir es in etwa vom Oktoberfest in München kennen und zudem das jährliche Familientreffen der „Stoney Nakoda“ Indianer, die man hier auch „the First Nation“ nennt. Jeden Tag erlebt man echte Cowboys, wilde Pferde und noch wildere Bullen, dynamische Wagenrennen. Und mehr: Die Calgary Stampede ist Austragungsort der Weltmeisterschaften im Rodeo: Die Preisgelder aller Disziplinen zusammen genommen liegen 2013 wieder um die zwei Millionen Dollar. Das heißt: Falls Rodeo-Cowboys und Bullenreiter überhaupt antreten können, für keinen der Wettstreite gibt es Ausfallprämien. Falls sie nicht stattfinden, gibt es – nichts! Was 100 Jahre lang außer Frage stand, die Stampede ist fester Bestandteil kanadischer Kultur, wurde in diesem Jahr zur echten Herausforderung. Denn hinter dem Festivalgelände, dem „Stampede Park“ laufen die Flüsse „Bow“ und „Elbow River“ zusammen und setzten den Park gut eineinhalb Meter unter Wasser. Elektrik, sanitäre Einrichtungen, Tribünen, Ställe, Umkleideräume: alles zerstört. Der Boden viel zu weich, um etwas anderes darauf

27 Das Desaster – und sein Master

zu spielen als Minigolf. Scott Schiffner ist 33 Jahre alt und dennoch ein alter Hase, was die Stampede betrifft. Seit Jahren schon nehmen er und seine Tiere an den verschiedenen Rodeo-Wettbewerben teil. Scott‘s Farm liegt ein wenig außerhalb der Stadt und ging dennoch, wie viele andere, im Hochwasser unter. Als er die Arena zum ersten Mal nach der Katastrophe inspizierte, sprach er die viel zitierten, verzweifelten Sätze: „Meine Bullen sind 2.000 Pfund schwer und muskelbepackt, besitzen massive Hörner – aber keinen Schnorchel! Ich weiß nicht, wie das gehen soll…! “ Das war am 24.Juni, die Show sollte am 5. Juli beginnen… Ich stehe ein paar Tage später ziemlich genau an der Stelle, von der aus auch Scott seinen Frust formuliert hatte, direkt an der Begrenzung des Ovals der großen Arena. Es sind knapp 30 °C, die Sonne scheint und – alles ist staubtrocken. Auf den Tribünen sitzen Tausende Zuschauer, unisono im Stampede-Outfit: Weißer Cowboyhut und -Stiefel sind Pflicht. Der Normalbürger trägt dazwischen Jeans und Karo-Hemd, manche Mädchen allerdings so wenig wie möglich: In der kanadischen Business-Metropole, wo ansonsten Kostüme, Krawatte und Anzug das Stadtbild prägen, Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

herrscht für zehn Tage Ausnahmezustand, eben auch was die Kleiderordnung betrifft. Einige Tausend Freiwillige tun sowieso jedes Jahr unentgeltlich Dienst während des Volksfestes – in diesem Jahr waren es wegen des Hochwassers noch viele Hundert mehr. Hinter den Kulissen halten Baustelzen statt Betonpfeiler die Tribünen zusammen, wo vor Kurzem noch feste Blockhäuser standen, müssen erst einmal Zelte genügen. Was nicht zu retten war, wurde abgerissen und durch Provisorien ersetzt. Aber niemand beklagt sich, im Gegenteil, die Bürger sind stolz! Und viele Gäste ausgesprochen dankbar 28

↑ Schöne Aus- und (An)sichten...

und voller Bewunderung für die Leistungsfähigkeit der Stadt. Das kann man in so vielen Gesichtern sehen. Und auf einem T-Shirt lesen, das weltweit bekannt wurde. Es trägt den Slogan „Hell or High Water“ und plakatiert den Trotz der Calgaryans, dass nichts, weder Hölle noch Hochwasser, sie davon abhält, die Stampede stattfinden zu lassen. Die Nationalhymne ist verklungen, der Marinehubschrauber mit der kanadischen Flagge dreht seine letze Runde, Zeit für den Auftritt von Flint Rasmussen, dem Rodeo Entertainer mit seinem zum Clown geschminktem Gesicht. Er Trotz Jahrhunderthochwasser: Volle Ränge

reißt Witze auf Kosten von Prominenten, Politikern und Größen der Region, schlägt Purzelbäume, wagt sich manchmal zwischen wilde Pferde und Bullen. Wie ein Ringsprecher beim Boxen, mit bebender, immer lauter werdender Stimme und unter dem aufbrausenden Applaus der Zuschauer, kündigt er das erste Highlight des Tages an: Chuckwagon-Race! Er benennt alle Fahrer des jeweiligen Vorlaufs einzeln, deren bisherigen Gewinnsummen und was für harte Kerle sie sind - als Europäer erwartet man irgendwie automatisch Formel-1-Rennboliden, die jeden Moment mit viel Lärm und hun-

derten Pferdestärken auf ihre Startposition in der Arena gehen. Stattdessen rollen lächerlich kleine, hölzerne Planwagen mit genau vier PS, begleitet von zwei Reitern, einer vorne, einer hinten, auf den Kampfplatz. Zusammen bilden sie ein Team, denn es geht nicht ausschließlich darum, mit dem Planwagen als Erster durchs Ziel zu kommen. Das hängt mit der Tradition des Rennes und dem ursprünglichen Zweck dieses Gefährts zusammen: Cowboys verwendeten sie während ihrer wochenlangen Viehtriebe als Feldküchen, die Anhänger mussten schnell auf- und wieder abgebaut werden können. Darum Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

Auf der Videowand beobachte ich das Geschehen ausserhalb des Sichtfeldes der Tribünen. Nach etwa eineinhalb Minuten kommen Ross, Reiter und Wagen aus der letzten Kurve über die Start-Ziellinie und alles ist für heute vorbei. Vor der Arena warten schon die nächsten Konkurrenten, doch es dauert ein paar Minuten, bis das mehrköpfige Schiedsrichterteam die Punkte vergeben hat: Wie dicht waren Reiter und Planwagen im Zieleinlauf beieinander, wer hat eventuell Ladung verloren, gab es Frühstarts…? Erst dann weiß der Wagenlenker, wie viele Punkte das Team am heutigen Tag gewonnen hat

nimmt der Wagenlenker das Rennen nicht sofort mit dem Startschuss auf, er muss warten, bis sein Mitstreiter hinter dem Wagen ein bierkistengroßes, rundliches Plastikgestell auf des Ladefläche geworfen hat, dann erst kann es losgehen. Dieses stilisierte „Fass“ muss unter allen Umständen während des Rennes auf dem Wagen bleiben, andernfalls droht Punktverlust und damit schmerzhafte Einbussen beim Preisgeld. Der Reiter vor dem Holzwagen steht noch mit beiden Beinen auf der Erde, stemmt sich verzweifelt gegen das un-

geduldig immer wieder steigende Gespann. Er hat in diesen Sekunden alle Hände voll zu tun, die Vollblüter im Zaum zu halten. Sie schnauben, stampfen und drängen gegen ihr Geschirr. Seit die Gäule ins Stadion geführt wurden, wollen die Biester nur eines: Rennen! Sekunden später brüllt der Wagenlenker ein Kommando, die Tiere werden frei gegeben, die Reiter steigen auf ihre eigenen Pferde und jagen dem Wagen hinterher. Die Erde bebt unter trommelnden Hufen und knarrenden Holzrädern, nur langsam legt sich die dichte Staubwolke wieder.

29 ➝ ↑Kaum zu halten: Die Vollblüter vor Beginn des Wagenrennens ➝ Kirk Moore demonstriert das „Fasswerfen“

und was in den noch folgenden während der Stampede verbessert werden muss. Nach zehn Tagen steht der Gesamtsieger fest. Das Wagenrennen ist nur eine Disziplin, wenn auch der wahrscheinlich beliebteste Wettstreit des gesamten WildWest-Show. In Anschluss, quasi zur Auflockerung aber mit derselben Akribie und Ernsthaftigkeit betrieben, werden von galoppierenden Pferden aus Kälber mit dem Lasso gefangen und Jungbullen mit der Hand niedergerungen. Auch hierbei geht es gegen die Zeit. Und damit um viel Geld. Genauso wie beim Pferderennen um vier Tonnen herum, als einziger Wettbewerb, der von Frauen bestritten wird. Begleitet von Kirk Moore, im wirklichen Leben Polizist, der mir das alles erklärt und auch immer wieder vorführt, beginne ich zu verstehen, dass dies hier keine Zirkusveranstaltung ist, sondern echter, ernst zu nehmender Sport. Speziell die Wagenlenker des Chuckwagon-Race sind nicht nur in Kanada, sondern in ganz Nordamerika Rockstars, die ihren Tieren und sich selbst das Äußerste abverlangen. Und die in einer besonderen Beziehung zueinander stehen. Denn bevor einer der Cowboys nach dem Rennen auch nur den typischen Hut vom Kopf genommen hat, versorgt er seine Tiere, behandelt Blessuren. Erst dann überlässt er die Pferde seinen handverlesenen Angestellten. Garry ist so ein Vertrauter. Im Stallbereich, wo Zuschauer keinen Zutritt haben, stehen Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

Calgary verdienen kann, sind überlebenswichtig für die Teilnehmer. Ebenso das Geld, das man mit Werbung auf den Planwagen erzielt. Bis zu 100.000 Kanadische Dollar kostet das Werbebanner für die zehn Tage, wobei, anders als beim Preisgeld, nur 60 % an die Cowboys gehen, 40 % erhält nämlich der Veranstalter der Stampede. Das muss man erklären. Die Calgary Stampede ist eine ehrenamtlich geführte, echte Non-Profit Organisation. Und während der zehntägigen Veranstaltung die drittgrößte, voll funktionsfähige Stadt des kanadischen Rocky-

Mountains-Staates Alberta. Für diese kurze Zeitspanne werden jedes Jahr eine komplette, von Calgary unabhängige Infrastruktur geschaffen, die auch benötigt wird, um jeden Tag 120.000 Menschen zu versorgen. Es wird eine Unzahl Reinigungspersonal eingesetzt, es gibt Restaurants, Cafés, medizinische Einrichtungen, eine eigene Polizeistation, Sicherheitskräfte, mehrere Einkaufszentren, Diskotheken und sogar verschiedene Stadtteile, wie das berühmte „Indian Village“. Alles, was die Stampede erwirtschaftet, trägt zur Verbesserung der Lebensqua-

Ganz im Gegensatz zum Geschehen in der vom Publikum abgewandten Seite der Arena. Rodeo ist das zweite Highlight des Tages, dessen Beginn sehnlichst vom Publikum erwartet wird. Pat Collins begleitet mich durch die „Boxengasse“ der Rodeoreiter. Er ist 68 Jahre alt und zum 67. Mal auf der Stampede – man könnte ihn als Experten bezeichnen. „Viele Menschen glauben, es handle sich hier um Wildpferde. Aber das sind sie nicht. Wir züchten sie auf einer Farm im Norden von Calgary. Ziemlich ungestüme Gesellen, eigentlich nicht zuzureiten“, erklärt mir der Fachmann. Diese spezielle Züchtung könnte man niemals vor einen Wagen spannen, sie laufen nicht besonders schnell und schon gar nicht lang. Im Grunde sind sie zu nichts zu gebrauchen, mit anderen Worten: Ideal für ein Rodeo! Eingezwängt in enge, so ge-

die wertvollen Huftiere in geräumigen Boxen, friedlich und ruhig nebeneinander, ganz so, als könnten sie kein Wässerchen trüben. „Das täuscht“, erzählt der junge Mann lächelnd, dessen Vater dieses Jahr wieder an den Rennen teilnimmt, „sobald Du ihnen das Geschirr umlegst, sind sie nur noch schwer zu bändigen. Dann können sie eine echte Gefahr für jeden um sie herum und vor allem für sich selbst sein!“ Was es tunlichst zu vermeiden gilt, denn jeder der mindestens vier Jahre alten, ehemaligen Galopper schlägt mit bis zu 91.000 Kanadischen Dollar zu Buche, mindestens 20 Vollblüter hat jeder Teilnehmer dabei. Der Unterhalt kostet ein Vermögen, die sechsstelligen Beträge, die man während der Show in ↑ Garry mit einem seiner teuren Tiere 30 ➝

lität in Calgary und dem südlichen Alberta bei. Zum Beispiel dafür, dass kein Mensch obdachlos sein muss. Mit Hilfe der Eintritts- und Sponsorengelder, der großen Lotterie und verschiedener anderer Events, bekommt hier jeder ein Dach über den Kopf. Man erwirtschaftet keine Gewinne, kein einziger Mitarbeiter erhält eine Vergütung. Damit sich das alles finanziell trägt, muss jeder seinen Beitrag leisten, eben auch die Cowboys. Trotz der vielen Menschen geht es, anders als bei vergleichbaren Veranstaltungen in Europa, bemerkenswert friedlich, freundlich, offen, fast schon familiär zu.

Vor jedem Wettbewerb herrscht großer Andrang

Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

nannte Buchten, die sich seitlich zur Arena hin öffnen lassen, „arrangiert“ sich die Welt-Elite der Rodeoreiter durchaus robust, nicht selten unter Zuhilfenahme von Faustschlägen, mit ihren wenig kooperativen Reittieren. Die nämlich bocken, schlagen donnernd gegen Holzwände aus. Ross und Reiter schnauben hörbar, schon das Aufsteigen scheint extrem anstrengend zu sein. Erst Recht der Ritt. Das Tor schwingt auf und das Pferd explodiert unter seinem nur durch eigene Muskelkraft, Gleichgewichtssinn und einem lächerlich

dünnen Halteseil gesicherten Cowboy auf dem Rücken. Und den will es loswerden. Erfahrungsgemäß dauert ein erfolgreicher Versuch bis auf sehr wenige Ausnahmen um die zehn Sekunden… Bevor ich danach fragen kann, erklärt mir Pat: „Klar ist das Stress für die Tiere. Fünf Minuten lang. Anschließend kommen sie für den Rest des Jahres wieder auf die Weide“. Der Tierschutz scheint dem Rodeosport gehörig im Nacken zu sitzen… Eine so rosige Perspektive haben Bullen freilich nicht. Sie werden über kurz oder lang zu Steaks verarbeitet. Bis da-

↑Pferd und Reiter bereiten sich fürs Rodeo 31 ➝

Volltreffer!

hin allerdings machen die Horntiere den Männern, die ihren Lebensunterhalt damit bestreiten, sich von den Rindern blaue Flecken, Knochenbrüche und Schlimmeres zu holen, das Leben zur Hölle. Was Aaron Roy aus Yellow Grasig im Nachbarstaat Saskatchewan stärker als sonst zu spüren bekommt. Anders als die Bullen in den Wettkämpfen zuvor stürmt sein Zentner schweres Tier nämlich nicht mitten in die Arena, um mit unbändiger Gewalt den Fremdkörper auf seinem Rücke loszuwerden. Sondern gerät schon an der Balustrade völlig außer Rand und Band. Mit allen vier Beinen in der Luft voll-

führt der Bulle eine überraschende, halbe Drehung und schleudert den Cowboy an die Umrandung. Mit dem linken Hinterhuf landen 1.500 Pfund Steakfleisch in Aarons Unterleib. Während das medizinische Personal den Geschundenen für den Abtransport vorbereitet, wird der „Treffer“ des stolz durch die Arena trabenden Bullen auf der Videowand immer wieder wiederholt – und stets begleitet von einem kollektiven Stöhnen des männlichen Publikums… Manchen Menschen vergeht bei so etwas der Appetit, ich aber will „Prärie Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

Austern“ essen, jene legendäre Spezialität, die man in ausgewählten Restaurants der Stadt während der Stampede genießen kann. „Balls are out“ hatte mir gestern noch die junge Dame, in sexy Shorts gekleidet und mit einer Oberweite gesegnet, die Gott aller Wahrscheinlichkeit nach so nicht vorgesehen hatte, zweideutig lächelnd mitgeteilt, für heute aber eine Portion im „Buzzards Restaurant & Bar“ zugesagt. Und genau das sind „Prärie Austern“: Stierhoden. Aus der Pfanne in Scheiben geschnitten, mit scharfer Chili-Sauce oder – wir sind in Nordamerika – frittiert. Ich darf mir die Zubereitung in der Küche ansehen, Chefkoch Paul Turgeon zaubert

aus den ursprünglich wenig appetitlich aussehenden Geschlechtsteilen eine wunderbare, geschmacklich eindeutig als Rind identifizierbare, Vorspeise. Mich kostet es keinerlei Überwindung, im Gegenteil: Es macht Lust auf mehr, ich bestelle – während der Tritt des Bullen in Aaron‘s Kronjuwelen immer wieder über den Äther flimmert – ein Rindersteak. Über kurz oder lang, das kann man an diesem bösartigen, über den Mund huschende Lächeln sehen, führen einige männlichen Gäste beide Ereignisse gedanklich zueinander…

dings achten sollte, ist während dieser überaus Testosteron geladenen Veranstaltung seiner Begeisterung mit dem richtigen Schlachtruf Ausdruck zu verleihen. Ein „Jiiha“ oder „Howdy“, wie wir es aus unzähligen amerikanischen Western kennen, ist ungefähr so falsch, wie den Jecken des Kölner Karneval, statt des ortsüblichen „Allaf“, den Mainzer Schlachtruf „Hellau“ entgegen zu brüllen. Zwar setzt es, ganz im Gegensatz zu den Rhein-Metropolen, keine Nackenschläge, aber böse Blicke ganz bestimmt. Denn während der Stampede in Calgary ruft man „Yaaa-Huuuu“! Und wer das weiß und einen weißen Hut trägt, gehört dazu. Egal, woher man kommt.

Die Menschen in Calgary sind weltoffen, freundlich und ausgesprochen tolerant, als Reisender kann man nicht viel falsch machen. Worauf man aller-

appetitlich: Das Ausgangsmaterial... ➝ 32 ↑↑Wenig

.... Im Ergebnis um so besser!

Der Autor genießt...↑und schweigt!

Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

Von Kopf bis Fuß: Was man braucht...

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Stiefelmacher bei der Arbeit

Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

Was man braucht, um für die Stampede passend gekleidet zu sein: Stiefel und Hut: ein Statement. Alles dazwischen: nur Kleidung! nehmen gebunden wird, denn wie man Stiefel macht, wird heute nirgendwo mehr gelehrt. Und zum anderen Maschinen, insbesondere in Deutschland hergestellte Nähmaschinen, die zum Teil um die vorletzte Jahrhundertwende herum gebaut wurden und durch ihre Präzision und Fertigungstiefe, Schnitte, Dekors und Applikationen erlauben, die mit modernen Apparaten nicht zu machen sind. „Selbst wenn sie wollten, unsere Mitbewerber können auf unserem

Text & Bilder: Christoph Hoppe „So etwas durfte man meinem Großvater nicht sagen“ erzählt Ben Gerwing, „Wenn jemand behauptete, er könne etwas nicht machen, steigerte das nur seine Motivation, es trotzdem zu versuchen.“ Die Rede ist von Clement F. Gerwing, dem Gründer der „Alberta Boot Co.“. Ende der 1970er Jahre verkaufte Bens Opa bereits Stiefel aus Quebec, Mexiko und natürlich den USA, aber selber

welche herstellen? In Calgary? Unmöglich, viel zu starke Konkurrenz! Zu wenig Kundschaft! Mit Herzblut und eiserner Disziplin und einer beständigen, gradlinigen und dennoch variantenreichen Produktlinie war Clement, allen Unkenrufen zum Trotz erfolgreich, 2008 feierte man 30jähriges Betriebsjubiläum. Zwei Schlüsselelemente stehen bis heute für den Erfolg des Stiefelmachers: Zum einen ein Mitarbeiterstamm, der eigens angelernt und so lange wie irgend möglich ans Unter34 ↑ Ben Gerwing liebt Stiefel...

...besonders die aus eigener Herstellung

Altes, deutsches Gerät...↑... In kompetenten Händen

Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

Qualitätsniveau gar nicht fertigen!“ erzählt der Firmenchef verschmitzt lächelnd. 200 Varianten der Fußbekleidung gibt es heute, im Normalfall für 300 - 1.500 Kanadische Dollar, Stiefel aus Alligator können bis zu 4.000 Kanadische Dollar kosten. 4.000 Paare produziert die Firma im Jahr, zuzüglich Sonderanfertigungen auch für die Reichen und Schönen dieser Welt. Aber eigentlich baut man Stiefel für die Stampede – denn mehr als zwei Drittel der Produktion gehen im Vorfeld des Mega-Events über den Ladentisch.

35 ↑ Dampf + Filz = Hut!

Die im Grunde gleiche Geschichte, nun von der „Gegenseite“ betrachtet: Im Jahr 1948 erhielt der Veranstalter der Calgary Stampede die Chance, sich als Ausrichter des „Grey Cup “ zu bewerben, dem Highlight des kanadischen Fußballs. Als Unterstützung für diese Kandidatur fuhr ein Sonderzug mit eine „Chuckwagon“, zwölf Pferden und 250 Fans von Calgary nach Ottawa. Der Stadtrat und spätere Bürgermeister Calgarys, Don MacKay, trug zu diesem Anlass zum ersten Mal und von da an quasi bei jeder Gelegenheit, einen weißen Hut der Firma „Smithbilt Hats“, den der Hutmacher Morris Shumiatcher 1946 aus importiertem, russischen Filz

Gerald formt Hüte seit 11 Jahren

Larry schon seit 25...

hergestellt hatte. Eine Tradition war geboren. Weiße Hüte sind aus Fell, Filzwolle oder Stroh. Der Stroh-Rohling wird in Mexiko hergestellt, im kanadischen Werk vollendet, Filz- und Fellhüte werden komplett in Calgary gefertigt. Was es braucht um einen guten „Weißen“ zu produzieren, ist dann wie bei den Stiefeln: eigens ausgebildete Mitarbeiter, denn Hutmacherschulen gibt es nicht. Und entsprechende Maschinen, Schablonen und Geräte die mangels Masse heute nicht mehr produziert werden. Darum werkelt man bei „Smithbilt Hats“ mit Pressen herum, die

zum Teil aus dem Jahre 1889 (!) stammen. Heißer Dampf formt den Rohling, Messingringe bestimmen die Hutgröße. Das Finish ist Handarbeit. Noch mehr Dampf, geschickte Hände, viel Erfahrung und offensichtlich ein gutes Maß an Gelassenheit führen zu einer Jahresproduktion von 20.000 Hüten – nicht nur weiße – die zwischen 100 und 1.000 Kanadische Dollar kosten. Im Gegensatz zu den anderen Kopfbedeckungen der Firma kann man den „Weißen“, das Symbol der Stampede, nur über „Tourism Calgary“ oder direkt ab Werk beziehen.

... macht deswegen auch das Finish! Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

Infobox Kanada/Alberta Kanada

Alberta Allgemeine Infos zu Alberta: Klima: Da sich Alberta 1.200 km in Nord-SüdRichtung (und etwa 600 km in OstWest-Richtung) ausdehnt, unterscheidet sich das Klima zwischen dem 49. und 60. Breitengrad beträchtlich. Nach dem südlichen Ontario ist das zentrale Alberta diejenige Region Kanadas mit der größten Wahrscheinlichkeit für Tornados. Gewitter sind häufig im Sommer speziell im zentralen und südlichen Alberta. Die Region um den Calgary-Edmonton Korridor ist berüchtigt für die höchste Häufigkeit an Hagel in Kanada. Generell hat Alberta kalte Winter mit Durchschnittstemperaturen zwischen −10 °C im Süden bis zu −24 °C im Norden. Im Süden entlang den Ausläufern der Rocky Mountains wird der Winter manchmal durch den Chinook unterbrochen, der die Temperaturen in kur36

zer Zeit auf bis zu 20 °C und mehr steigen lässt. Dies geschieht meist im Februar oder März. Im Sommer reicht die durchschnittliche Tagestemperatur in den Tälern der Rocky Mountains und im hohen Norden bis etwa 21 °C, in der trockenen Prärie des Südwestens bis zu 30 °C. Währung: CAD (Abkürzungen: $, C$) 1 CAD ca. 0,72 € Der kanadische Dollar (engl. Canadian dollar, frz. dollar canadien) heißt in der Umgangssprache „buck“ Einreisebestimmungen: Deutsche Staatsbürger benötigen für die Einreise nach Kanada kein Visum, der Aufenthalt in Kanada ist bis zu 6 Monaten möglich. Sie müssen über einen gültigen Reisepass sowie über ausreichende Geldmittel für den Aufenthalt im Lande verfügen, und die Rückkehr in das Heimatland muss gesichert sein (Rückflugticket o.ä.). Laut kanadischen Vorschriften muss der Pass bis zur Beendigung der Rückreise in das Heimatland gültig sein, viele Fluggesellschaften schreiben allerdings eine längere Gültigkeitsdauer vor. Netzstecker: Typ A und B: 100 Volt, 50 und 60 Hertz Anreise Alberta: British Airways Tägliche Verbindungen von 7 deutschen Flughäfen (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Mün-

chen und Stuttgart) mit nur einem Stopp in London Heathrow (Terminal 5). Air Canada Täglich direkt ab Frankfurt nach Calgary mit Zubringerflügen ab allen deutschen Flughäfen und optimalen Anschlussflügen nach Edmonton. Air Transat Air Transat bietet einmal in der Woche (sonntags) einen Direktflug von Frankfurt nach Calgary an. Condor 3 x wöchentlich mit Condor direkt ab Frankfurt nach Calgary und Zubringerflügen ab allen deutschen Flughäfen. KLM Täglich ab Frankfurt über Amsterdam nach Calgary.

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Banff The Juniper Hotel & Bistro 1 Mount Norquay Road Banff, Alberta  T1L 1E1 [email protected] www.thejuniper.com Calgary Hotel Blackfoot Calgary 5940 Blackfoot Tr. S.E. Tel.: +1- 403 252-2253 [email protected] www.hotelblackfoot.com Attraktionen

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Weitere Infos & Links Travel Alberta: Reisende erhalten deutschsprachiges Infomaterial über Alberta unter: Travel Alberta ℅ MES Marketing Frankfurter Str. 175 63263 Neu-Isenburg Tel.: +49-6102-88479-140 Fax: +49-6102-88479-149 [email protected] www.travelalberta.de Reiseführer Nationalparkroute Kanada Autor: Helga Walter Verlag: Conbook Medienverlag Auflage: 5. Auflage (04/2013) ISBN: 978-3-943176-36-0 Preis: 16,95 € Die Nationalparkroute ist legendär und gilt als eine der schönsten und eindrucksvollsten Reiserouten ganz Kanadas. Sie führt durch die sechs bekanntesten National Parks (Banff, Jasper, Mount Robson, Revelstoke, Glacier und Yoho), durchquert viele Provincial Parks und bietet einen einmaligen Einblick in die Bergwelt West-Kanadas - mit mächtigen Gletscherfeldern, tosenden Wasserfällen, türkisfarbenen Seen und endlosen Wäldern. Entlang einer detailliert beschriebenen Route führt Sie dieser Reiseführer zu allen Highlights der Nationalparks, zu den beliebtesten Touristenstädten wie zu den erlebenswer-

testen Geheimtipps. Ein wichtiger Helfer bei der Reisevorbereitung und ein wertvoller Begleiter vor Ort! Reiselektüre Delikatessen weltweit Autor: Julia Schoon Verlag: Conbook Medienverlag Auflage: 1. Auflage (08/2013) ISBN: 978-3-943176-45-2 Preis: 10,90 € (D) Überall auf der Welt gibt es Gerichte, die auf Reisende seltsam oder gewöhnungsbedürftig wirken, während Einheimische die gleiche Speise als Gaumenfreude verehren. Die weitgereiste

Journalistin Julia Schoon hat mutig 99 dieser Speisen begutachtet, beschnuppert und selbst probiert. In ihrem Buch „Delikatessen weltweit – 99 Speisen, die Sie (lieber nicht) probieren sollten“ widmet sie jedem Gericht eine Episode und beschreibt dabei nicht nur ihr Geschmackserlebnis, sondern auch ihre Erfahrung rund ums Probieren. Herausgekommen ist eine unterhaltsame und informative Weltreise zu den skurrilsten Spezialitäten des Globus. Unsere Meinung: Dank einer Vorankündigung erfuhren wir von den köstlichen „Prärie-Austern“, einer kanadischen Spezialität, die insbesondere während der Stampede angeboten wird. Und verdonnerten unseren Chefredakteur natürlich dazu, selbige zu probieren und zu dokumentieren. Unerschrocken wie er nun mal bei kulinarischen Themen ist, wurde unserer Bitte prompt entsprochen. Fazit: Wer wie wir der Meinung ist, dass sich einem fremde Länder und Kulturen besonders gut durch das Probieren lokaler Spezialitäten erschließen, mag diesen handlichen Ratgeber sicherlich nicht missen. An alle anderen, denen er lediglich als Mittel zum Zweck dient, staunend den Kopf zu schütteln über fremde Ess- und Trinkgewohnheiten: Nur Mut! Currywurst mit Pommes gibt es dann wieder reichlich in heimischen Gefilden! Winter 2013 | Titelthema: Alberta, Kanada

Handgepäckkontrolle!

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Hier kommt alles auf den Tisch! © Judith Hoppe

Rebecca Lamb, Model & TV-Moderatorin Home Shopping Channel

Winter 2013 | Handgepäckkontrolle: Rebecca Lamb

In dieser Rubrik schauen wir Menschen, die viel unterwegs sind, ganz ungeniert ins Handgepäck. Womit reist man/frau heute, was ist unverzichtbar und welch skurrilen Geheimnisse verbergen die Taschen in sich...? Wir wollen es wissen! In dieser Ausgabe schüttet das englische Model und TV-Moderatorin Rebecca Lamb den Inhalt ihrer Handtasche ungeniert vor uns aus. Rebecca, wenn wir uns den Inhalt Deiner Handtasche anschauen, sehen wir das Vorurteil bestätigt. Frauen haben einen halben Haushalt dabei. Wozu brauchst Du das alles? 4. Geldbeutel Mit – na was schon – Geld

1. Sonnenbrillenetui Die Brille liegt draußen, die hatte ich vorhin ja noch auf.

5. Tabletten Gegen Husten

2. Ausländisches Geld Nur für den Fall, dass ich heute nacht noch verreisen muss.

12.Den Stadtplan A-Z London Damit ich nicht verloren gehe...

3. Kalender Für meine täglichen Termine 6. Eine alte Zugfahrkarte Die könnte ich gleich mal aussortieren

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7. Kaugummi Für frischen Atem 8. Ein Notizbuch Das trage ich für meine Tochter durch die Gegend.

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13.Einen Stift Den habe ich zu meinem 37. Geburtstag bekommen.

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9. Flip Flops Keine Ahnung, wie die in meine Tasche geraten sind.

10.Eine Plastikbox Mit knusprigen ReisKeksen, die meine Mama gebacken hat.

14.Einen Taschenspiegel & Anti-GlanzPuder Für Korrekturen in letzter Minute

11.Feuchte Babytücher Ich habe drei Kinder.

15.Zwei Haarbürsten Eine für mich, eine für meine Tochter

39 ↑ Das Innenleben ➝ Rebecca Lamb und die Autorin auf dem Weg zu einer Party in London © Judith Hoppe

Text/Interview: Judith Hoppe Winter 2013 | Handgepäckkontrolle: Rebecca Lamb

Azoren:

Da, wo das Hoch haust

40 Aufstieg auf den Pico mit Blick nach Faial am Horizont. Tourguide Miguel kurz unterhalb des Gipfels. © Gerald Nowak.

Winter 2013 | Nahziel: Azoren

Wer kennt es nicht, das beliebte „Azorenhoch“ aus der Wettervorhersage? Aber wo liegen die Azoren eigentlich und warum bescheren sie uns dieses Wetterphänomen? Text + Bilder: Gerald Nowak Wie würden wohl Wetterfrösche wie Claudia Kleinert und Ben Wettervogel diese Luftströmung nennen, würde da nicht mitten im Atlantik das Archipel der Azoren als Namensgeber unserer Hochs herhalten? Doch was gibt es Sehenswertes auf dieser fernab der großen Kontinente gelegenen Inselwelt? Warum sollte man diese Inseln und die dort vorkommende Tier- und Pflanzenwelt gesehen haben? Wir haben vor Ort recherchiert, wo das Hochdruckgebiet her kommt, Pottwale und Delfine das Meer durchkreuzen und das vulkanische Gestein so einmalige Pflanzen hervorbringt. Bereits seit Jahrtausenden sind Menschen auf Wanderung, besiedeln neue Kontinente und befahren Meere, doch vor dem großen unbekannten Meer im Westen Europas hatten sie Ehrfurcht. Atlantis Thalassa, das Meer des Atlas, war auch den Griechen schon ein Begriff, doch sie wussten damals noch nichts vom Globus Erde. In ihren Mythen endete die Welt westlich von Gibraltar. Somit war eine Erkundung dieser Gewässer tabu. Auch Jahrhunderte später rankten noch dunkle Mythen, über unglaubliche Gefahren und Schiffe verschlingende Monster um dieses

raue Meer. Der Atlantik war zu Beginn der Neuzeit für Seefahrer eine namenlose Hölle, die es zu umschiffen galt. Erst Heinrich der Seefahrer schickte im 15. Jahrhundert portugiesische Seeleute auf der Suche nach neuen Ländern hinaus auf dieses unheimliche Meer. Wohlwollende Winde und eine gehörige Portion Glück bescherte den wagemutigen Matrosen die Entdeckung der Azoren. Sie nahmen an, die Überreste des sagenumwobenen „Atlantis“ gefunden zu haben. Schon bald lockte die günstige Lage und das milde Klima Abenteurer an, die sich hier ansiedelten und von nun an Seefahrer mit Frischwasser und Proviant versorgten. Die reichhaltigen Fischgründe bescherten den Neuankömmlingen ein gesichertes Einkommen und gewogenen Reichtum. Der Fischreichtum lockt wiederum auch heute noch Meeressäuger an, die mit dem reichhaltigen Futterangebot ihren Nachwuchs aufziehen. Die Azoren sind die Spitzen unterseeischer Vulkankegel, die hier an den Kontinentalgrenzen zwischen der Eurasischen, der Afrikanischen und Nordamerikanischen Platte die Meeresoberfläche durchstoßen. Die neun Inseln liegen zwischen 1.369 und 1.900 Kilome-

41 ➝ Seglers Idylle im Hafen von Madalena auf Pico Island. Der wolkenverhangene Pico Gipfel im Hintergrund.

Winter 2013 | Nahziel: Azoren

tern vor der Küste Portugals, zu dem sie politisch gehören. Von der weit im Nordwesten gelegenen Insel Corvo bis nach Santa Maria im Südosten sind es 622 Kilometer. Alle Inseln verfügen über Flughäfen oder kleine Landepisten und sind mehr oder weniger gut erreichbar. „Der Tourismus auf den Inseln nimmt zu“, weiß Kirsten Clahr, Reiseexpertin von Extratour Tauchreisen zu berichten: „waren es noch vor ein paar Jahren vor allem Wanderer und Tierbeobachter, so kommen mehr und mehr auch Taucher und Schnorchler, denn vor den Küsten der Insel tummeln sich Wale, Delfine und große pelagische Meeresbewohner, die man sonst kaum vor die Maske bekommt.“ Sie muss es wissen, buchen

doch immer häufiger Taucher Touren auf die Azoren: „Der Haitourismus hat stark zugenommen, seit bekannt ist, dass die eleganten Räuber der Meere weit weniger gefährlich sind, als vielfach behauptet. Waren Blau- und Makohaie noch vor ein paar Jahren als äußerst aggressiv eingestuft, weiß man heute, dass sie eher scheue Gesellen sind, die sehr unter dem massiven Haifischfang leiden“, Sie selbst war schon zwei Mal dort und plant, im nächsten Jahr wieder zu kommen. Der gute Geist der Azoren Ein Original, der sich auf den Azoren mit Haut und Haaren dem Meer verschrieben hat, ist Norberto Serpa. Geboren auf Pico, lebt er in Horta auf der Insel Faial. Hier betreibt er eine kleine Whalewatching- und Tauchbasis. Er liebt das Meer, dort Tiere zu beobachten und studiert seit Jahrzehnten ihr Verhalten. Der kleine drahtige Mann ist ein „Seewolf“, ein Korsar der Meere. Er ist der gute Geist der Azoren, Schützer der Meerestiere, Kämpfer an allen Fronten. Wer ihm begegnet, ist sofort gefangen von seiner Aura. Mit Witz und Charme erobert er die Sympathien seiner Gäste, aber auch den Respekt seiner Mitstrei-

42 ↑Walbeobachtungstour

Norberto Serpa

Eine Pottwal-Mutter mit Kalb

ter. „So unermüdliche Mitstreiter im Kampf gegen den Raubbau im Meer können wir gut gebrauchen“, sagt Nuno Sá. Er ist Portugiese vom Festland und einer der bekanntesten Unterwasserfotografen in Europa. „Ohne die Unterstützung von Leuten wie Norberto gäbe es in den Gewässern der Azoren bereits keine Haie mehr“. Nuno kommt so oft er kann auf die Azoren, um Norberto und die anderen Basen zu unterstützen und darüber weltweit zu berichten. Wie man vom Jäger zum Beschützer wird, kann auch Manuel Eduvijes Silva erzählen. Bereits mit 17 Jahren saß er zum ersten Mal in einem Walfangboot. Über 80 Wale hat er als guter Werfer Winter 2013 | Nahziel: Azoren

Farben der bunten Blumenwelt. Nicht sattsehen kann man sich an den kilometerlangen leuchtenden Hortensienhecken, die in höheren Lagen fast jedes Sträßchen säumen und zum Markenzeichen der Azoren geworden sind. Die Insel Faial lockt mit der pittoresken Hafenstadt Horta. Jeder Weltumsegler kennt sie und ihren Hafen, ist sie doch Sprungbrett nach Westen, Richtung Nordamerika. Nicht zuletzt trägt auch das „Peter Café Sport“ zur Bekanntheit bei. Jedes Jahr wird es von tausenden Skippern, Tauchern, Walbeobachtern und Einheimischen besucht. Man trifft sich, um den „besten Gin Tonic der Welt“ zu trinken und Neuigkeiten auszutauschen. Die hausgemachte Quiche

ist ein Traum und noch dazu günstig. Wie überhaupt die Gastronomie auf den Azoren unglaublich preiswert ist. Auf Faial bietet sich im Westen der Insel ein grandioser Ausblick vom ausgedienten Leuchtturm. Hier entstand mit dem Ausbruch des Capelinhos-Vulkan am 27. September 1957 in gut einem Jahr Aktivität ein neuer Inselteil. Wo vorher der Blick weit über den Atlantik reichte, steht jetzt ein stattlicher Berg direkt vor der Leuchtturmanlage, die damit ihre Daseinsberechtigung verlor. Abrupt wechselt an der Lavagrenze die Vegetation. Gerade noch ist alles grün und saftig und plötzlich nur mehr staubig und kahl. Oft wehen gigantische Staubfahnen hinaus aufs Meer. Die Caldera im

Doch nicht nur das Meer hat seine Reize, auch die Inseln bieten einzigartige Natur und endemische Tiere. So der Azorengimpel und der GelbschnabelSturmtaucher. Tagsüber sieht man die Gelbschnabel-Sturmtaucher überall auf dem Meer sitzen, in der Nacht hört man ihre Rufe. Sie klingen fast schon gespenstisch, wie das heisere Quaken einer Kröte. „So schrill der Ruf auch klingt, so faszinierend ist er“, sagt Andreas Stieglitz, Reisejournalist und Wanderführer, über den Sturmtaucher. Auf seiner Internetseite findet man Informationen und auch den Schrei des Sturmtauchers. Die Insel erkundet man am besten mit dem Mietauto oder Mountainbike. Die Straßen sind schmal und kurvig, dafür kaum befahren. Überall leuchten die 43 Das berühmte Peter Café Sport ist selten so leer. Viele Segler hinterlassen Wimpel mit persönlichen Kommentaren.

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... Wunderwelten der Meere

Azoren Faial – die blaue Insel

extratour

Bilder: © Beo Brockhausen

mit seiner Harpune erlegt. Heute tut es ihm Leid. „Wir haben vom Walfang gelebt und sind damit aufgewachsen. Keiner hat sich darüber Gedanken gemacht, dass wir diese Lebewesen damit ausrotten könnten“, etwas beschämt schaut er zu Boden. „Wir waren jung und ungestüm. Das Geld hat unsere Familien ernährt. Ähnliches passiert heute mit den Thunfischen und den Haien.“ Heute lebt der 68-jährige vom Gemüse- und Weinanbau. Gelegentlich erzählt er Touristen von seinem Leben als Walfänger, doch meist sitzt er mit Freunden in seiner Kneipe am Meer und beobachtet die Whalewatcher, die mit ihren Booten den Walen hinterherjagen. Eine Jagd, die die Tiere nicht in ihrer Existenz gefährdet.

Zentrum der Insel ist häufig wolkenverhangen. Schaut einmal die Sonne zwischen den Wolkenfetzen hindurch, eröffnet sich ein wunderschöner Blick in einen satt grünen Vulkankrater, der einem Fantasiefilm entsprungen scheint. Das unterirdische Museum direkt neben dem Leuchtturm ist ein Muss für jeden Besucher. Modern und gut bebildert informiert es über die Entstehung des neuen Inselteils. Der Espresso in der angeschlossenen Bar ist super lecker und außerordentlich günstig. Wandern auf dem Vulkan Die meisten Wanderer bevorzugen die Nachbarinsel Pico. Hier ragt der gleich-

namige Vulkan Pico direkt vom Meeresspiegel bis auf 2.351 Metern Höhe auf. Häufig ist seine Spitze umhüllt von einem Ring aus Wolken, doch mit zunehmender Sonneneinstrahlung lüftet er gegen Nachmittag sein Röcklein, um sich dann in aller Pracht zu zeigen. Der Aufstieg ist eine sagenhafte Bergtour, die man bei gutem Wetter unbedingt in Betracht ziehen sollte. Die Wege sind gut beschrieben und markiert. Professionelle Bergführer, wie Miguel finden sich in Madalena problemlos zurecht. „Normalerweise ist es kein Problem, einen Führer zu finden. In der Sommersaison sind auch viele gute Jungs vom Festland hier, die Touristen auf den Berg bringen. In der Hauptsaison emp-

fiehlt es sich ein paar Tage vorweg zu buchen.“ Miguel Roches lebt schon lange hier auf Pico. Er kennt seinen Berg und kann je nach Kondition seiner Gäste unterschiedliche Routen anbieten. Die Palette ist groß und reicht von anstrengender Wanderung bis zur anspruchsvollen Bergtour. Der Aufstieg dauert je nach Kondition zwischen vier und sechs Stunden. Für eine Besteigung sollte man den ganzen Tag einplanen. Bei unbeständigem Wetter ist die längste Vulkanröhre der Azoren südlich auf Pico eine gute Alternative, um die Auswirkungen vulkanischer Tätigkeit zur erleben. Die Höhle „Gruta das Torres“ liegt bei Criacao Velha, südlich von Madalena. Durch den Vulkanismus gibt es auf den Azoren sehr viele Höhlen. In den letzten Jahren wurden einige für Besucher geöffnet. Spektakulär ist die Höhle „Caldeira da Graciosa e Furna do Enxofre“ auf Graciosa. Die Inseln der Azoren sind klein und teils weit voneinander entfernt. Es gibt wenig Verkehr auf und zwischen den Inseln. Der Tourismus ist noch relativ jungfräulich und durchaus entwicklungsfähig. Nur in der Hochsaison ist schnell mal jedes Hotelbett belegt. Doch es gibt auch viele Privatzimmer und Apartments, die meist recht familiär eingerichtet, aber überaus liebevoll gepflegt sind. Wer hierher kommt, sollte Muße und Geduld im Gepäck mitbringen, denn so manches Mal macht einem das Wetter einen Strich durch die Planung. Es stürmt und regnet, au-

44 Die letzten Meter vor dem Gipfel des Pico. Ein 70 Meter hoher Kegel ragt steil aus dem riesigen Krater des Vulkans auf.

ßer Kaffeetrinken oder eine Gin Tonic bei „Peters“ bleiben dann kaum Alternativen. Doch wer die Gabe hat, auf Menschen zu zugehen und sie in ein Gespräch zu verwickeln, wird unglaubliche Geschichten zu Ohren bekommen, denn die „Azoris“ können viele wilde davon erzählen.

Der Fotograf und Reisejournalist Gerald Nowak, ist seit 1989 in der Reisebranche tätig. Er arbeitet für nationale und internationale Reise- und Sportmagazine, schreibt Fachliteratur und versorgt Tageszeitungen mit Bildern und Informationen. Seine Fotos sind in Bildbänden, Reiseführern und hunderten von Publikationen rund um den Globus veröffentlicht. Winter 2013 | Nahziel: Azoren

Die neun Inseln São Miguel ist die größte der neun Inseln mit 131.600 Einwohnern. Auf ihr befindet sich auch die Hauptstadt der Inseln. São Miguel ist hügelig und sehr grün mit mehreren Vulkanen und Kraterseen, die das Landschaftsbild prägen und der Insel einen eigenen Charakter verleihen. Der höchste Punkt ist der Pico do Vara mit 1.105 Metern. Santa Maria ist geologisch die älteste der Azoreninseln und gleichzeitig die am süd-östlichsten gelegene Insel. Sie wurde 1431 zuerst von Portugal aus besiedelt. Die hügelige Landschaft besteht aus Sedimentgestein, weshalb die Insel von Erdbeben verschont bleibt. Wie alle Inseln ist Santa Maria sehr grün, aber nur 590 Meter hoch.

Pico, zweitgrößte Insel, liegt im Zentrum der Azoren und beherbergt nur etwas mehr als 5.000 Einwohner, aber dafür den höchsten Gipfel Portugals. Der gleichnamige Berg „Pico“ setzt sich aus mehreren Vulkankegeln zusammen. Auf dem mächtigen Vulkankrater mit 500 Meter Durchmesser thront ein

kleiner, 70 Meter hoher Vulkankegel, der die Spitze bildet und dem Berg stolze 2.351 Meter Höhe verleiht. Das Lavagestein der Insel ist äußerst fruchtbar und bringt kräftigen Wein hervor. Pico ist beliebt bei Wanderern, Whalewatchern und Tauchern. Vor der Küste lebt eine große Population an Pottwalen.

Faial zählt zur Zentralgruppe, ist die fünftgrößte Insel mit der Hauptstadt Horta und ist einer der Touristenmagneten der Azoren. Die pittoreske Hafenstadt Horta zieht Weltumsegler, Wanderer und Taucher an. Auch unzählige Walfans kommen hierher, denn genau wie rund um Pico sind auch hier Pottwale das ganze Jahr über zu sehen. Delfinwatching ist ebenfalls sehr beliebt. Ein Muss ist das „Peters Café Sport“ direkt am Hafen. Wanderer lieben die kilometerlangen Hortensien-Hecken der Caldera im Hochland und den Leuchtturm vor dem erst in den 1950er Jahren entstandenen neuen Inselteil.

10.000 Einwohner leben überwiegend vom Ackerbau und Viehzucht. Die Küsten sind steil ansteigend und wie das Rückgrat eines schlafenden Wales geformt. Sie ist sehr beliebt bei Wanderern, da es viel unberührte Natur und unzählige Wanderwege gibt. Terceira, die östlichste der Zentralinseln, ist beinahe rund. Mit über 55.000 Einwohner ist sie die zweit dicht besiedelste Insel des Archipels. Die Hauptstadt Angra do Heroísmo ist Weltkulturerbe der UNESCO und wurde fast komplett nach dem großen Erdbeben von 1980 wiederaufgebaut. Die Serra de Santa Bárbara ist das Hochplateau der Insel und sehr beliebt bei Wanderern und Mountainbikern.

Graciosa ist die zweitkleinste der Inseln und die nördlichste der Zentralgruppe. Nur noch knapp 2.000 Menschen leben hier Sie ist weitgehend entwaldet und wird vor allem wegen ihres fruchtbaren Bodens geschätzt. Getreide, Früchte São Jorge ist sehr schmal, lang und und Weinanbau sind weit verbreitet, liegt im Zentrum der Azoren. Die knapp aber auch die Viehwirtschaft gibt den

45 ↑ Lavasteinmauern ↑↑ Leuchtend blaue Hortensienhecken

Der Hafen von Madalena

Walfangmuseum auf Pico

Einwohnern ihr Auskommen. Der Tourismus ist kaum verbreitet, obwohl die Ruhe auf der Insel ihre Reize hat.

Flores liegt wie die Nachbarinsel Corvo auf der nordamerikanischen Kontinentalplatte und ist die westlichste europäische Insel mit dem westlichsten Dorf Europas; Fajã Grande. Die Insel wird auch gerne als Blumeninsel bezeichnet. Sie hat steil aufragende Felswände über die unzählige Wasserfälle stürzen. Das regenreiche Klima beschert eine unglaublich grüne Landschaft, die unzählige endemische Pflanzen und Tiere beherbergt. Das lockt Forscher, Naturund Wanderfreunde auf diese wunderschöne, hügelige Insel. Corvo ist die Sanfte unter den Azoreninseln. Wie ein Spiegelei scheint sie im Ozean zu schwimmen. Ein riesiger Vulkankegel umrahmt mit sanften grünen Hügeln eine liebliche Seenlandschaft im Norden der Insel. Die einzige Ansiedlung mit nur knapp 500 Menschen liegt direkt an der Südküste der Insel. Besucher kommen meist nur als Tagesausflügler hierher. Winter 2013 | Nahziel: Azoren

Haifang – Bedrohung für die Ozeane und den Tourismus auf den Azoren Ohne Zweifel – die Azoren sind ein Naturparadies. Doch der für viele Touristen nicht sichtbare Teil, der sich unter der Wasseroberfläche des Atlantiks verbirgt, ist in Gefahr. Jedes Jahr holen industrielle spanische und portugiesische Fangflotten 60.000 Tonnen Haie aus dem Nordatlantik. Das Fleisch wird auf dem Europäischen Markt verkauft, die Flossen werden nach Asien exportiert. Die Azoren spielen bei der Jagd auf Haie eine besondere Rolle. Die Inselgruppe ist ein wichtiges Rückzugsgebiet und Kinderstube für die Hochseehaie des Nordatlantik. Bis vor zehn Jahren durfte in der 200 Meilenzone der Azoren, der EEZ, nur lokale Fischerei betrieben werden. Dann wurde von der lokalen Regierung im Rahmen der EU Quoten die 100 nautische Meilen Zone für spanische Fischer und die 30 nautische Meilen Zone für portugiesische Fischer vom Festland freigegeben. Mit fatalen Folgen für das Ökosystem. Was als Jagd auf Blue Marlin und Schwertfisch begann, wandelte sich zu einer gezielten Jagd auf Haie. Speziell Blauhaie, Makohaie und Fuchshaie sind sehr gefragt wegen ihrer großen Flossen, die ein vielfaches an Gewinn auf dem asiatischen Markt im Vergleich zum Haifleisch bringen.

46 Ein Blauhai

Studien belegen, dass von 2004 bis 2010 66% der Makohaie, 76% der Blauhaie, 89% der Hammerhaie und 98% der Dornhaie, aus deren Bauchlappen zum Beispiel die bei uns als „Schillerlocken“ bekannten Räucherfischprodukte hergestellt werden, im Nordatlantik verschwunden sind. 100 spanische Schiffe und 30 portugiesische Schiffe vom Festland fangen in und um die Gewässer der Azoren Haie. Die „Gewinner“ sind wie so oft nicht die lokalen Fischer. Sie erhalten nur einen Bruchteil des Wertes, den die Flossen

auf dem asiatischen Markt erzielen: 700-1.200 US$ pro Kilo. Die spanischen Fischer indes erhalten 20-30 € pro Kilo. Das Fleisch der Blauhaie ist so gut wie nichts wert. Es wird derzeit für 28 Cent auf dem lokalen Markt verkauft. Haifleisch ist extrem mit Methylquecksilber, das 1.000x schädlicher als reguläres Quecksilber ist, belastet. Sharkproject, eine internationale Initiative zum Schutz der Haie und der marinen Ökosysteme, hat im Juli 2013 Haifleisch in den Supermärkten in Ponta Delgada auf den Azoren gekauft. Die Proben

vom Hundshai (Caçao) und Makohai (Tubarão Rinquim) lagen weit über den von der EU festgelegten Grenzwerten für Methylquecksilber: Das Haifleisch war somit hochgiftig. Die EU rät Schwangeren und Kindern dringend vom Verzehr von Hai ab. Experten stellen darüber hinaus fest, dass die Grenzwerte viel zu hoch angesetzt sind. Sharkproject, Greenpeace und der WWF raten von daher jedem aus gesundheitlichen Gründen dringend davon ab, Haifleisch zu verzehren. Dreh- und Angelpunkt für den Haifang ist der Hafen von Horta auf Faial. Für die spanischen Haifänger ist er ein wichtiger Ausgangspunkt für Fahrten in den Nordatlantik. Hier entladen zu können, bedeutet, nicht den langen Weg nach Vigo/Spanien fahren zu müssen. Voll getankt und mit Proviant versorgt, können die Fischer von Horta aus direkt wieder in See stechen. Doch es gibt auch Lichtblicke: In der EU ist seit Ende Juni diesen Jahres in allen EU-Ländern und in allen Hoheitsgewässern der EU Finning verboten. Bei dieser Praxis wurden den Haien oft bei lebendigem Leibe die Flossen abgeschnitten und das Tier anschließend in das Meer zurückgeworfen. Dort verendet es qualvoll. Da die Flossen ein Vielfaches an Gewinn einbringen und das Winter 2013 | Nahziel: Azoren

minderwertige Fleisch unlukrative Ladekapazität auf den Schiffen wegnimmt, war diese Praxis oft üblich, wenn auch in der EU seit 2004 bis auf einige wenige Ausnahmen verboten. Seit Juli 2013 müssen die Haie nun von den Fischern EU-weit mit Flossen und Kopf am Körper in einem Stück angelandet werden. Dies garantiert, dass Finning endgültig und konsequent gebannt ist. Das hat auch zur Folge, dass geschützte Haiarten wie der glatte Bogenhammerhai, Tubarão martelo, bei der Anlandung erkannt werden. Dennoch: Das Ökosystem der Azoren ist nach wie vor bedroht, wenn der Haischutz nicht konsequent umgesetzt wird. Verschwinden die Topraubfische, die so genannte „Gesundheitspolizei“ der Meere an der Spitze der Nahrungskette, stirbt auch der Rest der Tiere innerhalb kürzester Zeit. Zurück bleibt ein leeres Meer. Der Tourismus wächst stetig auf den Azoren, die weltweit für ihren Ökotourismus bekannt sind. Taucher aus ganz Europa kommen hier her, um mit den Blauhaien zu tauchen. Dies stellt eine zunehmend wichtige Einnahmequelle für die lokale Wirtschaft dar. Nicht nur die Tauchbasen verdienen gut mit Blauhaitauchen. Die Tauchtouristen fliegen auf die Azoren, nutzen Inlandsflüge, wohnen in Hotels oder Appartements, fahren Mietauto, gehen Essen, kaufen Souvenirs, gehen im Supermarkt einkaufen, besuchen Museen 47

und buchen Walbeobachtungstouren. Nach Berechnungen von Sharkproject ergibt sich hieraus der annähernd zehnfache Wert des Umsatzes mit dem Tauchen für die lokale Wirtschaft. Das Tourismus-Image der Azoren als Naturerlebnis über wie unter Wasser verträgt sich natürlich nicht mit der Ausbeutung der lokalen Meeresgebiete und der Anlandung von Haien in Horta. Da nachhaltiger Tourismus eine sehr wichtige Einnahmequelle für die Azoren ist und längerfristige und bessere Einnahmequellen für die lokale Bevölkerung bieten, sind die Politiker vor Ort zum Handeln aufgefordert. Doch auch auf anderer Ebene kann man ansetzen. So hat Sharkproject beispielsweise eine Kampagne gegen Haikonsum in den Restaurants und Hotels auf den Azoren gestartet. Mit dem Aufkleber „No shark on the menue here“ (Kein Hai auf der Karte, Anm. d. Red.) werden Restaurants und Hotels ausgezeichnet, die keinen Hai in ihrem Menü haben und das Bewusstsein der Bevölkerung für das Thema sensibilisiert. Aber Sharkproject setzt sich auch mit politischen Rahmenbedingungen auseinander und fordert unter anderem: • Die 200 Meilen Zone (EEZ) muss als Schutzzone ausschließlich für nachhaltige lokale Fischerei wieder hergestellt werden. Es darf kein gezielter Haifang innerhalb dieses Schutz- und Rückzugsgebietes mehr zugelassen









werden. Mit dieser Maßnahme können sich auch die Blue Marlin- und Schwertfischbestände erholen. Lokale Fischer, die nachhaltigen Fischfang betreiben, müssen unterstützt und gefördert werden. Zusätzlich zu staatlichen Mitteln könnte ein Förderfonds aus den Erlösen des Haitauchens angedacht werden. Tauchschulen und Fischer sollten sich solidarisieren. Beide Berufsgruppen haben ein existenzielles Interesse daran, dass das Ökosystem der Azoren nicht zerstört wird. Die Praxis der lokalen TiefseeLangleinenfischerei muss grundlegend überdacht werden. Die Anlandungen von Haien auf den Azoren durch spanische Schiffe muss gestoppt werden. Dies zwingt die Haifänger den langen zusätzlichen Weg nach Vigo fahren zu müssen. In Verbindung mit dem Transport der Tiere in einem Stück, den damit verbundenen größeren Platzbedarf der Fracht, könnte dies für viele spanische Haifänger das wirtschaftliche Aus bedeuten. Die Rückzugsgebiete und Wanderungen der einzelnen Haiarten im Nordatlantik müssen weiter von Wissenschaftlern erforscht werden um diese Gebiete langfristig unter Schutz zu stellen. Hierfür müssen Fördermittel bereit gestellt werden. Auf die lokalen Politiker und Fischereiunternehmen muss Druck aufgebaut werden, um den nachhaltigen lokalen Fischfang zu fördern.

jb

Infobox Das können Sie tun: • Informieren Sie sich über Haie und deren Bedeutung für die Ozeane. In den Boulevardmedien werden Haie oft – völlig zu Unrecht – als blutrünstige Bestien dargestellt. Mit diesem falschen Image sinkt das Interesse der Allgemeinheit daran, Haie vor dem Aussterben zu bewahren. • Informieren Sie sich über aktuelle Kampagnen von Sharkproject • Meiden Sie Restaurants, die Hai-Gerichte auf der Speisekarte anbieten. Wenn Sie Urlaub auf den Azoren machen, informieren Sie sich über die lokalen Namen der Haifischarten. • Kaufen Sie kein Haifleisch im Supermarkt, allein schon aus gesundheitlichen Gründen. Informieren Sie sich darüber, unter welchen zum Teil irreführenden Namen (z.B. Schillerlocken) Haifleisch im Handel angeboten wird. Sharkproject Sharkproject International e.V. ist eine Organisation (NGO), die international agiert. Ziel ist es, das Ökosystem Meer und seine Bewohner zu schützen. Haie sind die Topraubfische an der Spitze des Nahrungskettennetzes. Verschwinden sie durch gezieltes Fangen oder Überfischung, stirbt das Ökosystem. www.sharkproject.org Winter 2013 | Nahziel: Azoren

Infobox Azoren Portugal

Klima:

Aktivitäten

Die Azoren sind durch ein ozeanischsubtropisches Klima geprägt. Die Lage inmitten des atlantischen Ozeans sorgt dafür, dass Jahreszeiten und Temperaturextreme sehr ausgeglichen sind, d.h. für die Breitenlage sehr milde Winter und nicht so heiße Sommer. Zudem sind die Luftmassen aufgrund des langen Weges über dem offenen Ozean relativ feucht. Zugleich befinden sich die Inseln während des größten Teiles des Jahres unter dem Einfluss der subtropischen Hochdruckzone (Roßbreiten). Das Azorenhoch, oftmals viel bekannter als die Inseln selber, ist nicht wie irrtümlich oft angenommen Garant für dauerhaften Sonnenschein auf den Inseln. In den höheren Lagen der Vulkangipfel nimmt die Regenwahrscheinlichkeit zu.

Tauchen & Whalewatching

Anreise: Folgende Fluglinien fliegen die Azoren an: TAP Portugal, Air Berlin und SATA Air. Internationale Flughäfen gibt es in Ponta Delgada (Sao Miguel), Angra do Heroismo (Terceira), Horta (Fajal) oder Madalena (Pico).

Norberto Diver Rua do Paiol 12 9900-146 Horta Tel.: +351-292-293 891 [email protected] Weitere Infos & Links Buchbar bei Extratour – Tauchreisen, Individualreisen und Kulturreisen weltweit Nikolaistraße 30 D – 37073 Göttingen Tel.: +49-551-42664 Fax: +49-551-44077 [email protected], www.extratour-tauchreisen.de Fremdenverkehrsamt Associaçciação de Turismo dos Açores Avenida Infante D. Henrique 55, 3º-C 9500-150 Ponta Delgada Tel: +351-296-288 082 Fax: +351-296-288 447 [email protected] www.visitazores.com

Essen & Trinken Allgemeine Infos Lage: Die Azoren sind eine Gruppe von Atlantikinseln und gehören zu Portugal. Acht der Inseln sind vulkanischen Ur48

sprungs. Die Inseln sind in drei Gruppen aufgeteilt: Grupo Ocidental (nordwestliche Gruppe), Grupo Central (zentrale Gruppe) und Grupo Oriental (südöstliche Gruppe).

Peter Café Sport Rua José Azevedo "Peter", 9 9900-027 Horta [email protected] www.petercafesport.com Winter 2013 | Nahziel: Azoren

Mit Hand und Fuß Bild & Text : Judith Hoppe Im kleinen Dorf Ubay auf der philippinischen Insel Bohol (Zentral-Visayas) scheint der Tourismus noch keinen Eingang gefunden zu haben. Das Straßenleben ist geprägt vom Markt, von den Menschen, die hier leben und arbeiten. Und die freuen sich über fremde Gesichter. Deuten auf meine Kamera, verlangen, fotografiert zu werden. Ohne eine Gegenleistung zu fordern. Auch der Messerschleifer und seine Kollegen halten mich an, plaudern mit mir, lachen sich über meine lange Nase kaputt und fahren dann mit ihrem Tagewerk fort.

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Mit Hand & Fuß: Bohol, Philippinen

Städteziel New York Neighborhood x Neighborhood

50 West Village © NYC & Company/Will Steacy

Winter 2013 | Städteziel: USA/New York

Unbekannte Stadtteile New Yorks entdecken Text: Judith Hoppe Das Neighborhood x Neighborhood Programm von Bürgermeister Bloomberg und NYC & Company, New Yorks offizieller Marketing- und Tourismusorganisation, bewirbt jeden Monat verschiedene Viertel als Besuchsziele für New Yorker und die mehr als 52 Millionen internationalen Gäste, die jedes Jahr in die Weltstadt reisen. Immer mehr Besucher erkunden die Stadtteile jenseits von Manhattan und in den letzten sechs Jahren sind allein dort 72 neue Hotels entstanden.

„New York City Besucher sollten wissen, dass es in jedem Stadtteil Viertel mit großartigen Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten und kulturellen Einrichtungen gibt“, erklärt Bürgermeister Bloomberg. „Unsere Viertel machen New York City einzigartig und die Besucher, welche die Gebiete jenseits der Touristenpfade erkunden, werden mit einer unvergesslichen New York-Erfahrung belohnt.“ Streifen Sie also mit uns durch einige der weniger bekannten Viertel der Manhattan-Metropole.

Fort Greene Fort Greene, das unglaublich charmante Viertel im Nordwesten Brooklyns, ist von Boreum Hill, Clinton Hill und Prospect Heights umgeben. Die Cafés, Fahrradläden, Bäckereien und familiengeführten Läden sowie die reichhaltige Geschichte verleihen dem grünen Viertel mit Sandsteinhäusern Lebendigkeit. Fort Greene ist auch die Heimat von Brooklyns erstem Park, dem Fort Greene Park. 51 Beide Bilder: Fort Greene/Brooklyn ↑ © NYC & Company/Joe Buglewicz ➝ © NYC & Company/Julienne Schaer

Die Brooklyn Academy of Music (BAM), eine Destination für darstellende Künste und Filmtheater, richtet jährlich mehr als 200 Bühnenauftritte, BAMCafé Live-Vorstellungen und Filmvorführungen aus. In Fort Greene befindet sich ebenfalls das Kumble Theater für darstellende Künste, ein Veranstaltungsort mit heimeliger Atmosphäre für Theaterproduktionen, Musik-Events und Tanzaufführungen.

Winter 2013 | Städteziel: USA/New York

Wiliamsburg Ein beliebtes Reiseziel für New Yorker und Besucher ist Williamsburg. Das facettenreiche Viertel hat sich in den vergangenen fünfzehn Jahren rasant weiterentwickelt. Zahlreiche individuell geführte Restaurants säumen die Straßen in Williamsburg und spiegeln die vielfältigen Kulturen wider. Am originellsten gelangen Sie mit der NY Waterway’s East River Ferry nach Williamsburg. Der Fahrtpreis beträgt nur vier US-Dollar. Während der Überfahrt nach Williamsburg bietet die East River Ferry den Reisenden die Möglichkeit, die einmalige Skyline von New York City zu genießen. Bei der Ankunft am North Williamsburg Terminal sind Besucher nur einen Katzensprung vom Zentrum des Viertels und vielen außergewöhnlichen Einzelhändlern und Restaurants entfernt. Ein Besuch bei Brooklyn Cupcake ist eine gute Gelegenheit, um die Küche der lateinamerikanischen und italienischen Gemeinden in Williamsburg kennenzulernen. Der Lieblingsladen der Einheimischen serviert unkonventionelle Cupcake-Kreationen wie Tiramisu, Guave mit Käse und French Toast. Ein weiteres Paradebeispiel für das lateinamerikanische Kulturerbe in Williamsburg ist die Bar Celona, eine exklusive Bar und Lounge, die Tapas und kreative Cocktailkreationen anbietet.

Die frühere Küchenchefin von Williamsburg‘s Diner, Caroline Fidanza, hat sich mit der Eröffnung von Saltie, einem thematisch auf Schiffsfahrt ausgerichteten Bäckerei- und Sandwichladen, einen Traum erfüllt. Sie betreibt das kleine Café mit nur acht Sitzplätzen mit zwei Partnern und bietet hier sowohl neuartige als auch traditionelle Leckerbissen an. Auf dem Menü stehen Ziegenkäse, Marmeladen-Frühstück-Tartes und der Ship’s Biscuit, Saltie‘s Variation eines Eier- und Käsesandwichs mit schaumigen Eiern und cremigem Ricotta auf hausgemachtem Focacciabrot. Ein weiterer Geheimtipp der Einwohner von Williamsburg ist La Superior, ein schlichtes mexikanisches Restaurant, welches Brunch, Mittagessen und Abendessen anbietet. Das preiswerte und köstliche Restaurant tischt verschiedene Gerichte von Tacos mit Rinderzunge bis hin zu Enchiladas mit Huhn auf. Einen Gaumenschmaus für FleischLiebhaber gibt es bei Fette Sau. Dort wird pfundweise aufgehäuftes Barbecue in Metzgereipapier serviert und selbstgebrautes Bier gallonenweise ausschenkt. Das namhafte Restaurant in Williamsburg räuchert sein Fleisch mit seiner eigenen Trockenmarinade und verwendet nur Bio-Fleisch und/ oder Fleisch aus Farm-Zucht. Das Menü wechselt täglich. Flankensteaks, Rippen und Schweinebauch sind jedoch immer auf der Karte zu finden.

52 Brooklyn Cupcake in Williamsburg/Brooklyn © NYC & Company/Julienne Schaer

Winter 2013 | Städteziel: USA/New York

Obwohl viele Menschen primär wegen der kulinarischen Köstlichkeiten nach Williamsburg kommen, besuchen viele Einheimische das Viertel auch wegen seiner großen Auswahl an Modeboutiquen. In der Grand Street sind Fresthetic, Live Astro und Rebelution Ink angesiedelt – alles berühmte Designer, die bekannt für ihre unverwechselbaren Siebdruck-T-Shirts sind. Stadtrat Stephen Levin meint dazu: „Viertel wie Williamsburg machen New York zu der großartigsten Stadt der Welt. Dank der vielfältigen Gemeinden, kulturellen Veranstaltungen und Restaurants ist Williamsburg ein perfekter Ort für Besucher, die einen spannenden Tag verbringen möchten.“

Coney Island Coney Island, auch bekannt unter dem Namen „Peoples Playground“ (Spielplatz der Leute, Anm. d. Red.), ist ein ideales Ausflugsziel für die ganze Familie. So bietet beispielsweise Deno’s Wonder Wheel Amusement Park eine Vielfalt an Fahrgeschäften für Familien und Kinder. Das Deno’s Wonder Wheel ist gleichzeitig Namensgeber des Parks. Das 45,72 Meter hohe Riesenrad ist 1920 erbaut worden und heute ein offizielles NYC Denkmal. Das unter dem Wonder Wheel angesiedelte Coney Island History Project Ausstellungszentrum bietet freien Ein-

↑ Fette Sau, Williamsburg © NYC & Company Malcolm Braun 53 ➝ Die legendäre Holzachterbahn Cyclone © NYC & Company/Bami Adedoyin

tritt und beheimatet historische Artefakte des Viertels, Fotografien, Karten und Ephemera von „America’s Playground“. Das Projekt bietet ebenfalls Touren und Aufführungen an, welche die facettenreiche Geschichte Coney Islands beleuchten.

South Bronx

Mit mehr als 40 Fahrgeschäften und Spielstätten bietet der Luna Park etwas für jeden Geschmack – von Herzklopfen verursachenden Achterbahnen und klassischen Kinderfahrgeschäften bis hin zu typischen Vergnügungsparkspielen. Im Luna Park befindet sich ebenfalls die historische Cyclone Holzachterbahn, welche ursprünglich 1927 erbaut wurde.

Es ist noch nicht allzu lange her, da wurde in jedem Reiseführer vor eigenmächtigen Besuchen in den South Bronx gewarnt. Seit den 1960er Jahren galt der Stadtteil als sozialer Brennpunkt mit hoher Kriminalitätsrate. Doch wie das gesamte New York erfuhr auch die Bronx ab den 1990er Jahren einen erheblichen Rückgang der Kriminalität, so dass die berüchtigten Zustände mittlerweile weitestgehend der Vergangenheit angehören. Durch die afro- und puertoamerikanische Bevölkerung entstanden hier die ersten Formen des Break Dance und Hip Hops. Das Stadtbild der im südlichen Teil der Bronx gelegenen Viertel Concourse,

Winter 2013 | Städteziel: USA/New York

Melrose und Mott Haven werden von einzigartiger Art-Deco Architektur dominiert. Hier ist die Heimat der weltbekannten New York Yankees und einer Vielzahl von kulturellen Einrichtungen und Restaurants. „Kultur ist ein integraler Bestandteil eines jeden Viertels in den fünf Stadtbezirken und die südliche Bronx ist dabei keine Ausnahme“, erklärte Kate D. Levin, Mitglied des Kulturausschusses. „Von einer Fahrt mit dem Culture Trolley bis hin zu einer Aufführung im Pregones Theater - diese Gemeinde beherbergt eine Reihe von außergewöhnlichen kulturellen Institutionen, die Besucher aus der ganzen Welt begeistern.“ Der Bronx Culture Trolley bietet Besuchern einen kostenfreien Ausflug entlang des kulturellen Bezirks in der südlichen Bronx an. Am ersten Mittwoch eines jeden Monats haben die Besucher die Möglichkeit, an einer Rundfahrt in einem nachgebauten Straßenbahnwagen aus dem 20. Jahrhundert teilzunehmen, der bei kulturellen Attraktionen, Restaurants und Unterhaltungseinrichtungen anhält.

Besucher, die nach authentisch karibischen Speisen Ausschau halten, werden bei „The Feeding Tree“ fündig. Das lässige und preiswerte Restaurant besticht durch seine einfachen Gerichte mit vielfältigen Gewürzen, die direkt von den karibischen Inseln stammen. Das familiengeführte Restaurant Molino Rojo bietet preiswerte lateinamerikanische Speisen an. Zu den Favoriten der Stammgäste zählen Reis, Bohnen und Kochbananen mit gebratenem Schweinefleisch. Das von Künstlern geleitete Kollaborationsprojekt Bronx Art Space beinhaltet visuelle Kunst und experimentellen Film sowie Tanzaufführungen und Konzerte. Die seit über 40 Jahren geöffnete Casa Amadeo ist der älteste lateinamerikanische Musikladen in der südlichen Bronx. In Woodstock können Besucher nach ihren Lieblings-CDs und VinlySchallplatten stöbern und vom Wissensschatz des Ladenbesitzers Mike Amadeo über lateinamerikanische Musik profitieren.

Das Bronx General Post Office dient auch als Galerie mit 13 Wandgemälden, die der sozial-realistische Künstler Ben Shahn zusammen mit seiner Frau Bernarda von 1938 bis 1939 geschaffen hat. Die Gemälde, die die Wände der Eingangshalle des Postamtes schmücken, zeigen die amerikanische Arbeiterklasse der 30er Jahre. 54

Bronx Art Space © NYC & Company/Julienne Shaer ➝ Feeding Tree NYC & Company/Joe Buglewicz

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↑↑Pregones Williamsburg © NYC & Company/Julienne Shaer 55 ↑ East River Ferry Casa Amadeo © NYC & Company/Marley White

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New York: Schöner schwitzen mit Ariane 56 Fitness-Studio Brooklyn Bridge © Ariane Hundt

Winter 2013 | Städteziel: USA/New York

Das Brooklyn Bridge Boot Camp ist angesagt wie nie. Ein Besuch bei der deutschen FitnessQueen Manhattans Text: Brigitte von Imhof Das erste Treffen mit der Reporterin musste Ariane Hundt verschieben. Ein Kamerateam des US-Senders NBC hatte kurzfristig um einen Dreh angefragt. Also trommelte sie auf die Schnelle einige ihrer Kursteilnehmer zusammen – dank Twitter und Facebook kein Problem. Die Deutsche Ariane Hundt ist New Yorks angesagteste Fitness-Queen. In ihrem Brooklyn Bridge Boot Camp heizt sie den taffen New Yorkern richtig ein. Ihr Konzept: eine Kombination aus Lauf- und Krafttraining – und

das nicht in einem stickigen WorkoutRaum, sondern auf der legendären Brooklyn Bridge, die atemberaubende Manhattan-Skyline immer im Blick.

tem bringen lassen – oder einfach nur zuschauen. Niemand muss sich über einen langen Zeitraum verpflichten, um an den Kursen teilnehmen zu dürfen.

Was für ein Programmpunkt für eine Städtereise: Auch Kurzurlauber können sich bei vorheriger Anmeldung von Ariane auf Trab und außer A-

Bevor die 36-jährige Hundt als Fitnesstrainerin im Big Apple anfing, hatte sie sich einige Jahre recht und schlecht in New York durchgeschlagen. Ihr Psychologiestudium schloss sie mit Erfolg ab. Doch ohne Green Card – die begehrte Arbeitsund Aufenthaltserlaubnis für die USA – fand sie lange keine Anstellung in der Stadt ihrer Träume. Schließlich klappte es bei einer PharmaFirma; Ariane verdiente gut, doch widersprach es ihrer Lebenseinstellung, gegen jede Beschwerde eine Pille einzuwerfen. Sie schwor vielmehr auf Bewegung und die richtige Ernährung. Daher ließ Hundt sich zur Fitnesstrainerin und Ernährungsberaterin ausbilden,

57 ↑ Im Gruppentraining steigt die Motivation © Brooklyn Bridge Boot Camp

Die Trainerin © Ariane Hundt

kündigte bei ihrer Firma – und das Abenteuer Selbstständigkeit konnte beginnen. Dass sie während ihrer Ausbildung super fit und überschüssige Pfunde spielend leicht los wurde, gab ihr die Zuversicht, es in New York schaffen zu können. Ihr Konzept ist angelehnt an die Trimm-Dich-Pfade aus ihrer Kinder- und Jugendzeit in Bayern, wo die gebürtige Dortmunderin aufwuchs. Deutsche Tugenden kommen in den USA gut an Das Brooklyn Bridge Boot Camp fand ein ungeheures Echo. Auch wenn sich zur ersten Stunde niemand blicken ließ, zeigten die Flyer-Aktionen (etwa in Taxis) bald Früchte. Und nach ersten Zeitungsberichten und einer TV-Reportage liefen ihr die New Yorker scharenweise zu. „Die Leute hier sind taff. Im Umgang mit anderen, aber auch mit sich selbst. Sie lieben es, sich zu schinden, und da sind sie bei mir gerade richtig“, lacht Ariane. Auch die typisch deutschen Tugenden – Pünktlichkeit und Disziplin – kommen vor allem im amerikanischen Business gut an. Doch ruht sie sich nicht auf ihren Lorbeeren aus. Sie muss sich ihren Platz ganz oben jeden Tag aufs Neue erar-

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beiten. Und dieser Tag beginnt mit Aufstehen um fünf Uhr früh, ihre erste Stunde gibt sie um 6.30 Uhr, und es geht weiter bis mindestens 20 Uhr. Längst hat Ariane Hundt ihr Kursangebot erweitert, mehrere Trainer arbeiten für sie. Besonders erfolgreich ist das „Slim & Strong“-Programm, bei dem die Teilnehmer für 350 Dollar einen Monat lang drei mal wöchentlich hart trainieren und jeweils mindestens 800 Kalorien verbrennen. Zusätzlich erhalten sie einen individuell ausgearbeiteten Ernährungsplan. „In New York will jeder feste Oberarme, einen knackigen Po, fit und schlank sein, und das möglichst schnell“, weiß Ariane. Sie arbeitet mindestens 80 Stunden pro Woche, damit kommt auch sie an ihr eigenes Limit. Auch als Personal Trainerin ist sie mitt-

lerweile gefragt. Meist fährt sie zu ihren Kunden nach Hause, die ein Fitnesscenter in ihrem Wohnhaus oder sogar in der eigenen Wohnung haben. Ausgewandert: Ja. Ausgesorgt: Nein Unzählige Magazine preisen Arianes Brooklyn-Bridge-Kurse als heißgehandelten Tipp, von Cosmopolitan über Shape bis Vogue. Pro 7 und Spiegel TV haben sie porträtiert, und RTL 2 strahlte in der Reihe „Ausgewandert – Ausgesorgt“ eine Reportage über Ariane Hundt aus. „Ausgesorgt? Darüber kann ich nur lachen“, meint sie. „Ich verausgabe mich jeden Tag, um das Niveau halten zu können. New York ist

ein so teures Pflaster. Man muss wirklich gut verdienen, um in Manhattan mitspielen zu können.“ Daher bessert sie ihr Trainingsangebot ständig nach, um ihre anspruchsvollen Kunden bei der Stange zu halten. Denn die Konkurrenz ist riesig. Schnell ist ein neuer Fitness-Trend geboren, und schon zieht die Karawane weiter. Doch Arianes Stern ist im Steigflug. Eine Workout-DVD ist ein neuer Schritt, um die Marke Ariane Hundt weiter zu etablieren und eine Art Selbstläufer zu schaffen. Vielleicht klappt's dann doch mit dem „Ausgesorgt“... Immerhin hat sie sich auf dem Land ein Häuschen gekauft, in dem sie am Wochenende mit ihrem Hund Remy entspannen kann. Eine Rückkehr nach Deutschland schließt sie aus, vorerst zumindest. Ihr liegen die lockere, aufgeschlossene und unvoreingenommene Art der Amerikaner und deren Mantra „You can get it if you really want“. Hat sie manchmal Heimweh nach Deutschland? Sie überlegt einen Moment: „Heimweh weniger, ich würde eher sagen Familienweh.“ Ihre Mutter und ihr Bruder leben in Deutschland. Wenn doch manchmal Sehnsucht aufkeimt, schaut sie im Restaurant „Zum

58 ↑ Lauftraining auf ungewöhnlicher Location © Brooklyn Bridge Boot Camp

Endspurt! © Ariane Hundt

Schneider“ vorbei, nur wenige Gehminuten von ihrem Apartment in Manhattans East Village entfernt. Die bayerischen Schmankerln wie Reiberdatschi, Schnitzel oder Kaiserschmarrn lässt sie sich ohne Reue schmecken - nun ja, in Maßen, schließlich muss sie frühmorgens wieder auf der Matte stehen.

Brigitte von Imhof war viele Jahre leitende Redakteurin beim Reisemagazin „abenteuer und reisen“. Bei einer Pressereise nach Alaska hat sie sich nicht nur in das Land verliebt, sondern auch in einen (aus Garmisch-Partenkirchen stammenden) Alaskaner. Seither pendelt sie zwischen ihrer Heimatstadt München und Alaska hin und her und genießt „das beste aus beiden Welten“.

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Infobox New York 508 Canal Street New York, NY 10013 Tel.: +1 917-593-5933 [email protected]. www.thecanalparkinn.com Tip: Batby Suite buchen! (Mit eigener Dachterrasse) Essen & Trinken Brooklyn Cupcake 335, Union Avenue New York, NY 11211, (Brooklyn/Williamsburg) [email protected] www.brooklyncupcake.com Allgemeine Infos

Anreise:

Lage:

Flugverbindungen ab Deutschland unter anderem mit Lufthansa, Air Berlin und amerikanischen Airlines (United, Delta, etc.)

New York liegt an der Ostküste der Vereinigten Staaten im Bundesstaat New York. Zu New York City gehören die fünf Stadtbezirke Manhattan, Brooklyn, Bronx, Queens und Staten Island. Klima & beste Reisezeit: Im Winter klettern die Temperaturen tagsüber kaum über den Gefrierpunkt, nachts ist es im Schnitt -3° C kalt. Allerdings kann es im Januar auch bis zu -20° C kalt werden. Im Juli und August steigen die Temperaturen oft auf über 30° C und die hohe Luftfeuchtigkeit ist unangenehm. Als beste Reisezeit gelten Frühling und Herbst.

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Unterkunft Gansevoort Meatpacking NYC Angesagtes Hotel im Meatpacking District mit Dachterrasse mit Pool & Bar. New York, NY 10014 Tel 212.206.6700 Fax 212.255.5858 [email protected] www.gansevoorthotelgroup.com The Canal Park Inn Kleines, familiär geführtes Hotel in TriBeCa. Im gleichen Gebäude ist das Canal Park Playhouse (Cabaret & Theater) untergebracht.

Saltie 378 Metropolitan Ave New York, NY 11211 (Brooklyn) Tel.: +1 718-387-4777 www.saltieny.com Öffnungszeiten: 10-18 Uhr

Feeding Tree 892 Gerard Ave New York, NY 10452, (South Bronx) Tel.:+1 718-293-5025 Aktivitäten & Ausgehen Fitnesskurse mit Ariane Hundt Ab umgerechnet ca. zwölf Euro pro Stunde. Anmeldung auf www.brooklynbridgebootcamp.com BAM | Brooklyn Academy of Music 651 Fulton St New York, NY 11217 (Brooklyn) www.bam.org Einkaufen Rebelution Ink 560 Grand St New York, NY 11211, (Brooklyn) Tel.: +1 718-782-3884 www.rebelutionink.com

La Superior 295 Berry St, Williamsburg New York, NY 11211 (Brooklyn) Tel.:+1 718-388-5988 [email protected] www.lasuperiornyc.com

Live Astro 552 Grand Street New York, NY 11211 (Brooklyn) Tel.: +1-347-927 8766 [email protected] www.liveastrony.com

Fette Sau 354 Metropolitan Ave New York, NY 11211 (Williamsburg/ Brooklyn) Tel.:+1 718-963-3404 www.fettesaubbq.com Öffnungszeiten: Mo - Do 17 - 23 Uhr Fr/Sa/So 12 - 23 Uhr Reservierungen nicht möglich

Casa Amadeo 786 Prospect Ave New York, NY 10455 (Bronx) Tel.: +1 718-328-6896 Weitere Infos & Links Offizielle Webseite für Besucher www.nycgo.com

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Axis at One Aldwych: Stilvoll essen & schlafen im Londoner Theater-Distrikt One Aldwych, London, Großbritannien, Text: Judith Hoppe | Bilder: Judith & Christoph Hoppe Wenn ein britischer Koch am Herd steht, ist man als kulinarisch gebildeter Mensch aus falschen Vorurteilen heraus zuweilen geneigt, einen weiten Bogen um das Restaurant zu machen. Ein Fehler, wenn sich sich um das im LuxusBoutique-Hotel One Aldwych in London ansässige Restaurant Axis handelt. Küchenchef Dominic Teague kocht regional und saisonal – das gehört bei Spitzenköchen mittlerweile ja schon zum guten Ton – setzt dabei jedoch gleichzeitig auf innovative Kompositi-

onen. Das Hauptthema, das sich durch seine Gerichte zieht, ist „foraged food“ – Nahrungsmittel, die wild im Wald und von Wiesen gesammelt werden, beispielsweise Gartenmelde und Sauerklee – die er mit fast vergessenen Aromen zu ungewöhnlichen Kreationen kombiniert. Teile der Karte wechseln jeden Tag, manchmal sogar zwischen mittags und abends, in puncto Qualität macht Teague keine Kompromisse. Dem Serviceteam ist diese Philosophie in Fleisch und Blut übergegan-

gen. Leidenschaftlich diskutiert man mit uns die Details der Gerichte, solange bis wir sicher sind, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Den Auftakt macht eine Suppe aus süßem Mais mit Lobster und Crème Fraîche sowie geröstete Jakobsmuscheln von den schottischen Orkney-Inseln mit Lauch und Gartenmelde auf Apfelpüree, die so frisch schmecken, als wären sie direkt vom Meer auf dem Teller gelandet. Unsere Hauptspeisen – Hühnchenbrust mit Artischocke und geröstetem Maronenpilz sowie die im Haus geräucherte Ente auf Spitzkohl und ge60 ↑ Das Restaurant Axis

Vorspeise: Jakobsmuscheln auf Apfelpüree

räuchertem Pfirsich – sind genau wie die Vorspeisen eine runde, gelungene Komposition mit überraschenden Akzenten wie zum Beispiel die leichte Säure der Gartenmelde. Die Desserts – Erdbeer-Sorbet mit Gelee und Basilikum und ein Käsekuchen im Glas mit Mango und Holunderblüte – runden das Menü ab. Auch bei der Weinberatung wird viel Wert auf die perfekte Abstimmung gelegt. Der empfohlene Sutherland Sauvignon Blanc aus Südafrika hat ein ungewöhnliches Bouquet, wird wie versprochen nicht von den einzelnen Gängen überlagert.

Winter 2013 | Hoteltipp: One Aldwych

Da das One Aldwych sehr zentral inmitten des Theaterviertels liegt, kommen viele Restaurantgäste früh hierher, um anschließend eine Vorstellung zu besuchen, schon um 17.30 Uhr ist die Küche geöffnet. Ab circa 20.30 Uhr ist das Restaurant hingegen deutlich leerer und ruhiger. Kinofans müssen übrigens das Hotel nicht verlassen, um einen Blockbuster zu sehen. Im hauseigenen Kinosaal wird zum Film ein Glas Champagner gereicht, ergänzt um ein Dreigangmenü im Axis. Das „Film & Fizz“ Arrangement hat im November beispielsweise „Great Gatsby“ mit Leonardo DiCaprio und Tobey Maguire sowie das Superman-Epos „Man of Steel“ auf dem Programm stehen.

61 ↑ Hauptspeise: Ente

Natürlich kann man in dem von Charles Mewes und Arthur Davis (die übrigens auch für das Ritz in London und Paris verantwortlich zeichneten) entworfenen Gebäude auch äußerst komfortabel übernachten. Die Liste der Pluspunkte wäre recht lang. Exemplarisch seien hier die bemerkenswerte Ruhe in den Zimmern, die spektakulären Blumen-Arrangements zusammengestellt vom hauseigenen Floristen Mark Siredzuk sowie die in der Hotellerie Großbritanniens leider immer noch viel zu selten vorhandenen Mischbatterien im Bad, die den Gast davor bewahren, sich entweder beim Händewaschen selbige zu verbrühen oder abends das Gesicht mit eiskaltem Wasser reinigen zu müssen, genannt.

Die Blumenarrangements sind eine Augenweide

Infos & Buchung One Aldwych Hotel 1 Aldwych London WC2B 4RH Tel. +44 20 7420 0836 U-Bahn Station: Temple oder Embankment (Circle oder District Line) [email protected] www.onealdwych.com Das One Aldwych ist Mitglied bei den Leading Hotels of the World. www.lhw.com

Die letzte Tischreservierung ist für 21.45 h möglich und letzte SpeiseBestellungen werden bis 22.00 h entgegen genommen. Menü abends: Zwei Gänge £ 19,75, Drei Gänge £ 23,75.

Restaurant Axis at One Aldwych Tel: +44-20-7300 0300 [email protected] Öffnungszeiten: Dienstag-Freitag 12.00-14.30 h, 17.30-22.00 h Samstag 17.00-22.00 h

Dessert: Erdbeer-Sorbet

Winter 2013 | Hoteltipp: One Aldwych

Was Kinder essen: #3

Was essen Kinder in dieser Welt? Wir werten nicht. Wir vergleichen. Welche Einsichten dies birgt, bleibt jedem selbst überlassen. Das hier jedenfalls ist Michelle‘s Mittagessen in Mexiko: Tortas ahogadas, ein typisches Gericht im mexikanischen Staat Jalisco. Der Sandwich ist teilweise, oder auch ganz in einer Soße getränkt, die vor allem aus getrockneten Chilischoten zubereitet wird. Das „Bolillo“ Brot ist eher salzig und wird mit gebratenem Schweinefleisch, Zwiebelringen, Avocado, Rettich und Chilischoten gefüllt.

Michelle, Mexiko 62

Winter 2013 | Was Kinder essen...

Für Leib + Seele:

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Zürich: Wunderschön im Sommer! © Zürich Tourismus

Winter 2013 | Für Leib + Seele: il Tavolo – Zürich bei Tisch

Vom 27.-.30. Juni 2013 fand zum zweiten Mal das kulinarische Mega-Event „il Tavolo“ statt. Sechs führende Sternehotels luden Spitzenköche ein, um sie in einer Nacht durch ihre Küchen zu jagen. Sie zelebrierten hohe Kunst. Text & Bilder: Christoph Hoppe Das mit dem „il Tavolo“ funktioniert wie folgt: Als kulinarisch Interessierter kauft man sich eine Eintrittskarte, vorzugsweise für den Abend, an dem die sechs Gastköche einen Gang in jeweils einem der Gastgeberhotels kreieren. Keine Sorge, als Restaurantbesucher bleibt man sitzen, genießt den Abend und freut sich darauf, dass irgendwann einer der Spitzenköche durch die Schwingtür den Gastraum betritt und seine Kreation vorstellt – und natürlich serviert. Der Koch reist, nicht der Gast.

wie viel Qualität nicht nur die teilnehmenden Hotels, sondern eben auch deren hauseigene Restaurants haben, ist einfach eine gute Idee der Betreiber des Baur au Lac (Rive Gauche), Eden au Lac (Restaurant Eden), Park Hyatt Zürich (Restaurant parkhuus), Storchen Zürich (Rôtisserie), The Dolder Grand (The Restaurant) und des Widder Hotels (Widder Restaurant). Diesen „frische Wind“ haben sich die jeweiligen Häuser selbst in die Küchen geholt, indem sie auf der Welt nach Kö-

Alle anderen Gänge des Menüs werden von den hauseigenen, nicht minder hochklassigen Topfkünstlern geschaffen. Darum ist auch jedes der sechs möglichen Menüs anders, lediglich ein Gang – der der Gastköche – schafft eine Art „rote Linie“. Die Idee hat Charme, jedes Spitzenhotel der eidgenössischen Metropole verfügt bereits über tolle Gasthäuser. Mit „il Tavolo“ einen neuen Akzent zu setzen und gleichzeitig daran zu erinnern, ↑ Wo die Kunst entsteht: Die Küche! Essbare Kunstwerke ↗ v.l.n.r.: Die Herren Thompson & Widmer 64 (Park Hyatt)

chen suchten, die zu ihnen passen und zu diesem Spaß bereit waren: So lud das Widder beispielsweise David Thompson aus Australien ein, den weltweit einzigen Thai-Küchenchef mit Michelin Stern, das Baur au Lac Reto Mathis von Food Affairs, St. Moritz, das Eden au Lac Gregor Zimmermann vom Bellevue Palace Bern, das Park Hyatt Pascal Schmutz vom Waldhaus Flims, Restaurant Epoca, das Storchen Christian Kuchler vom Gasthof Hirschen in Eglisau und schließlich das The Dolder Winter 2013 | Für Leib + Seele: il Tavolo – Zürich bei Tisch

Sascha Kemmerer von der Kilian Stuba im Kleinwalsertal – alles große Namen, die hohe Kochkunst versprachen und hielten. Lohnt sich der Spaß? In jedem Fall, zum einen hat man noch einen Anlass mehr, im Sommer nach Zürich zu reisen. Wenn das Wetter mitspielt genießt man die See und Flussbäder, die mitten in der Stadt liegen, geht im Umland wandern oder „downtown “ shoppen. Selbst bei Regen wird einem nicht fad: Eine aktive Kulturszene mit über 50 Museen und mehr als 100 Galerien schafft genügend Alternativen. Zum anderen ist ein solches Galamenü, zumal auf diesem Niveau, die 198,- CHF

(circa 160,- €) Wert, auch wenn Getränke im Preis nicht enthalten sind. Il Tavolo ist mehr als dieser eine Abend, eigentlich ist er die Mitte. Denn über vier Tage hinweg kann man schlemmen und genießen: Während der glanzvollen so genannten „Opening Night“ im Restaurant Bärengasse im Lichthof kostet man die Lieblingsmenüs einiger schweizer Promi-Hobbyköche auf Sterneniveau – angerichtet von den Spitzenköchen der il TAVOLO. Es folgt die Nacht der rasenden Köche, tags darauf kann man an der 200 Meter langen Tafel im Züricher Engrosmarkt (Züricher Großmarkthalle) vielfältige Gerichte mit mediterranem Einschlag zu sich nehmen, gesäumt von Ständen

↑ Gastgeber Heiko Nieder, The Dolder Grand

65 zer Superstar Dieter Meier

mannigfaltiger Anbieter aus allen Bereichen, die etwas mit Essen zu tun haben. Alles darf – soll – man kosten. Am Abend folgt dann die „After Party“, der Show-Act in diesem Jahr war YelloSänger Dieter Meier (der selbst ein Restaurant in Zürich besitzt) mit seiner Band „Out of Chaos“. Zum krönenden Abschluss versammelt sich am Sonntag die ganze Familie zur fröhlichen Familienbrunch–Tavolata. Anschließend hat man ja wieder ein Jahr Zeit, Diät zu machen. Zusätzliche Pfunde sind keine Entschuldigung, nicht teilzunehmen. Il Tavolo ist zu schön. Zu inspirierend. Zu lecker!

Vor dem Ansturm: Die große Tafel im Engrosmarkt ↗ Schwei-

Infobox Zürich Tourismus Stampfenbachstr. 52 Postfach CH-8021 Zürich Tel.: +41-44-215 40 10 Fax: +41-44-215 40 99 [email protected] www.zuerich.com Verein il TAVOLO Alexandra Heitzer Florastrasse 22 CH-8008 Zürich Tel.: +41-43-499 91 54 [email protected] www.il-tavolo.ch

Winter 2013 | Für Leib + Seele: il Tavolo – Zürich bei Tisch

REISE-MARKT

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