Wandern mit Packeseln - PDFDOKUMENT.COM

Unser neues Hobby kam bei der Verwandtschaft so gut an, dass die meisten Familienfeste nun bei uns gefeiert wurden, denn jeder wollte mal mit einem Esel picknicken. Dabei hatten die lieben Ver- wandten als bald immer mehr Freunde im Schlepptau, die uns gänzlich unbekannt waren, die aber nicht weniger begeistert ...
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Judith Schmidt

Judith Schmidt

Langohrige Wander­ gefährten in tragender Rolle Wandertouren mit einem Esel stecken voller Überraschungen. Sie bieten Auszeit in der Natur, Entspannung und interessante Begegnungen, ob allein, mit Familie oder in der Gruppe. In diesem Buch erfahren

Wandern mit Packeseln

Sie, was einen Trekkingesel auszeichnet. Es beschreibt, wie Sie den passenden Esel finden, die Tour planen und organisieren, ob geführt oder auf eigene Faust, wie Sie sich orientieren und wo Sie übernachten. Außerdem bietet es jede Menge Infos zur richtigen Ausrüstung für Esel und Wanderer, zum Bepacken, Führen, zum Marsch bei jedem Wetter und anderen Tücken, sowie zur Eselpflege und Versorgung unterwegs. Mit spannenden Trekking-Reportagen, Tourtipps und Erfahrungen von Eselwanderern Transardennaise, Wandern mit Esel in Frankreich, 1000 Kilometer auf dem Jakobsweg, „Autour du Luxembourg“, Am Limes vom Taunus zum Main, Compostella!

ISBN 978-3-8001-1270-8

€ (D) 24,90 € (A) 25,60

www.ulmer.de

Wandern mit Packeseln

Judith Schmidt

Wandern mit Packeseln

Judith Schmidt

Wandern mit Packeseln 124 Farbfotos

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Inhaltsverzeichnis Wie ich auf den Esel kam  7 Dank 8 Mit ihren Erfahrungen und Tipps haben zu diesem Buch beigetragen 9 Eine ganz besondere Wanderung  14

Warum der Esel sich als Wanderpartner eignet 19 Urzeitliche Fluchttiere, die zu Haustieren wurden 19 Die Lebenserwartung der Esel  21 Anatomie 22 Fell und Haar  24 Die charakteristischen Ohren  26 Verhalten   26

Reisen mit dem Esel ist anders  29 Wie kommt der Esel in unserer Gesellschaft an? 29 Eindrucksvolle Begegnungen mit anderen Tieren 30 Unverständnis begegnen   31 Transardennaise 32 Andere Länder, andere Sitten  34

Mein langohriger Wandergefährte  37 Fluchttiere der Halbwüsten  37 Gut zu Fuß  39 Maultiere, ein Teil Esel  40 Was muss der ideale Trekkingesel mitbringen? 42 Meine Ausbildungsziele für Trekkingesel  46 Wie schnell ist man mit dem Esel unterwegs? 47 Woher bekomme ich einen Esel?  48

Mit Sack und Pack auf Tour  53 Tagestouren – Rundweg, Sternwanderung, von A nach B …  53 Mehrtagestouren 54 Große Tour – Luxemburg umrunden oder „Tour autour du Luxembourg“  55

Tausend Kilometer mit den Eseln auf dem Jakobsweg und noch nicht angekommen  57 Landesgrenzen überqueren  59 Transport des Esels  59 Die beste Jahreszeit zum Wandern  62 Fliegenmaske & Co  64 Route vorab testen  65 Ruhetage 65 Orientierung 66 Übernachtung unter freiem Himmel  68 Bauernhöfe, Pensionen, Hotels und mehr  70

Tourplanung – Wohin und mit wem?  75 Länder 75 Einen Eselverleiher auswählen   76 Geführte Trekkingtour oder auf eigene Faust? 76 Ein Leihesel – Kriterien für den richtigen Verleihbetrieb 77 Vom Wandern mit Esel in Frankreich   78 Mit einem oder mehreren Eseln auf Wanderschaft? 80 Hund oder Ziege als Begleitung mitnehmen? 81 Mehrere Eselhalter gemeinsam mit den eigenen Tieren ­unterwegs  82 Lieber alleine oder in einer Gruppe unterwegs? 84 Ein Esel und sein Gespür für Blinde  86 Mit Zugesel – Die Randoline  88

Eselpflege unterwegs  91 Huf- und Fellpflege  91 Kleine Verletzungen behandeln  92 Wie ernähre ich den Esel unterwegs?  93 Wasserversorgung 94 Manchmal hat ein Maulkorb sein Gutes  96 Naschereien von Passanten  98 Achtung Giftpflanzen!  98 Liste der giftigsten Pflanzen für Esel  99 Fit oder fett?  101 Gewichtsverteilung und Festzurren des Gepäcks 103

Inhaltsverzeichnis

Gepäck selber tragen oder lieber transportieren lassen? 104 Der Führstrick  107 Die Führposition  108 Der Esel bei der abendlichen Rast  109 Den Esel einsperren oder draußen lassen  110 Weidefläche einzäunen  112 Wildtiere bei Nacht  113 Gewitter 113 Limeswanderungen vom Feldberg im Taunus zum Main  115

Tagesabläufe – kein Wandertag ist wie der andere  117 Aufstehen und Frühstück  118 Marsch bei Hitze  119 Marsch bei Regen  120 Kleine Pausen unterwegs  120 Am Ziel des Tages  122 Abenteuer und Tücken auf der Strecke  124 Durchquerung von Städten und Dörfern  124 Compostella! 132 Verirrt ... was nun?  135

Heimkommen 136 Tagebuch 137

Wichtiges, Technisches und Praktisches fürs Eseltrekking  139 Die Ausrüstung für den Esel  139 Packsattelmodelle 140 Decker-Packsattel 141 Decke 143 Packsattelanpassung 146 Hufschutz 149 Checklisten für die Wanderung  149 Die Ausrüstung für den Wanderer  152 Generelles rund um den Esel  153

Service 155 Buchtipps 155 Eselseminare 155 Nützliche Adressen  156 Herbergsverzeichnis für Eselwanderer  157 Bildquellen 157 Register 158

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Den perfekten Bauernhof fanden wir 2001 in der belgischen Eifel. Dort leben wir mit Eseln, Ziegen, Katzen und Hund, und ich biete geführte Esel- und Ziegentrekkingtouren an.

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Wie ich auf den Esel kam Mit meinen Eltern habe ich die unterschiedlichsten Arten von Ausflügen unternommen: mit dem Fahrrad, hoch zu Ross, im Kajak oder einfach auch nur zu Fuß. Dies sind großartige Erinnerungen an die Kindheit für mich, denn mein Vater hatte immer interessante Routen ausgesucht, auf denen es stets etwas zu entdecken und zu erleben gab. Und da mich sämtliche Tiere von je her schon begeisterten, plante ich mein Leben mit meinem Mann so, dass auch Fellnasen und Schnattermäuler einen Platz darin finden würden. Das Wanderreiten auf unseren Kaltblütern war für mich zwar klasse, doch eigentlich wollte ich den Wald viel lieber noch langsamer durchschreiten. Pilze suchen, Beeren pflücken, Milane am Himmel beobachten … wie wäre es, mit einem eigenen Esel die Natur zu entdecken? Ein eseliger Kumpel, der den Proviant tragen könnte und der mir beim Picknick auf einer Wiese, wo Schmetterlinge von Blume zu Blume tanzen und Nektar schlürfen, Gesellschaft leisten würde? Ich besprach diese Idee mit meinem Mann und traf damit voll ins Schwarze, denn er war inzwischen des Reitens etwas müde geworden. Er kramte in einer Kiste, zog das Kinderbuch „Mein Esel Benjamin“ heraus und erzählte voller Elan, dass er schon als kleiner Junge dieses Buch verschlungen hätte. Der erste Schritt war also getan. Mein Vorschlag wurde begeistert aufgenommen, daher machte ich nun Ernst und kaufte uns einige Eselbücher, damit wir uns intensiv mit dem Thema „Eselhaltung“ befassen konnten. Was sich in der Theorie alles herrlich las, würde aber in der Praxis doch etwas anders ablaufen, gab mein Mann zu bedenken. Wir besuchten eine Freundin, die Esel und Pferde zusammen hielt und ließen uns von ihr beraten. Dabei lernten wir von ihr jede Menge Praktisches, bekamen ein Gefühl vom Umgang mit den charakterstarken Tieren und konnten sie mit allen möglichen Fragen löchern. Vor

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Wie ich auf den Esel kam

­ llem interessierte uns, mehr über die Unterschiede zwischen Eseln a und Pferden zu erfahren. Hatten wir doch zuerst den Wunsch gehegt nur einen Esel zu halten, zerplatzte diese Seifenblase sofort, als wir lernten, dass der Equus asinus – so der lateinische Name des Esels – unbedingt Artgenossen braucht und ein Pferd als Gefährte nur ein fauler Kompromiss für ihn wäre. Nun ja, wo ein Esel Platz hat, findet sich auch noch Platz für einen zweiten, sagten wir uns. Es würde ohnehin mehr Sinn für ein Ehepaar machen, wenn jeder von uns von einem Esel begleitet würde. Wir liebäugelten anfangs eigentlich damit, uns Esel für eine erste „Kennenlernwanderung“ auszuleihen, erkannten jedoch nach dem Besuch bei unserer Freundin, dass es wohl besser wäre, eine geführte Eseltrekkingtour zu buchen. Wenn man den Esel nicht nur als Mittel zum Zweck betrachten wollte, gab es derart viel zu beachten, dass wir uns zu unsicher fühlten, dies alles frühzeitig zu erkennen. Wir wollten nicht auf Kosten des Esels diese Tour begehen. Was, wenn es unserem Wegbegleiter nicht gut ginge und wir es partout nicht erkannten? Denn unsere Freundin hatte uns erzählt, dass Esel still leiden und wir hätten wohl kaum das Know-how – selbst mit unserer Pferdeerfahrung nicht – dies sicher zu deuten. Aus dem Grund unternahmen wir unsere allererste Eseltour mit zwei cleveren Hauseseln und ihrer Besitzerin, die uns die Eifel von ihrer schönsten Seite zeigte. Dieses Erlebnis überzeugte uns letztendlich restlos, nun selber auf die Suche nach zwei liebenswürdigen „Halunken“ zu gehen, um mit ihnen viele schöne Tage in der Natur verbringen zu können. Unser neues Hobby kam bei der Verwandtschaft so gut an, dass die meisten Familienfeste nun bei uns gefeiert wurden, denn jeder wollte mal mit einem Esel picknicken. Dabei hatten die lieben Verwandten als bald immer mehr Freunde im Schlepptau, die uns gänzlich unbekannt waren, die aber nicht weniger begeistert schienen. Die Idee, geführte Eseltrekkingtouren ganz offiziell anzubieten, war geboren und wir machten direkt „Nägel mit Köpfen“. Während dieser Wanderungen erzählten uns viele Gäste, dass sie selber auch Eselbesitzer seien, aber mit ihren Tieren niemals eine derart entspannte Unternehmung durchführen könnten, da es ihren Eseln an der richtigen Ausbildung und/oder Ausrüstung mangele. Auf Anfragen entstanden daraufhin Seminare rund um das Thema Esel und das Buch mit allen Informationen zum Thema Packesel.

Dank Zu allererst möchte ich mich ganz herzlich bei meinen „Co-Autoren“ bedanken, die mich bei dieser Arbeit tatkräftig unterstützt haben. Denn es gibt nun einmal nicht nur die eine Wahrheit der Dinge. Jeder macht halt unterschiedliche Erfahrungen und hat zum Teil andere Ansichten

Mit ihren Erfahrungen und Tipps haben zu diesem Buch beigetragen ...

zu einer Sache. Daher bin ich froh, diese Mithilfe von Annemarie, Roland, Stephan, Percia, Andrea, Janine, Nicolas, Holger und Rahel hier wiedergeben zu können. Sie werden im Folgenden vorgestellt. Natürlich möchte ich auch meinem Mann Gregor danken, der für viele begleitende Fotos in diesem Buch hergehalten und auch äußert kritisch den gesamten Text unter die Lupe genommen hat, damit er sich nicht nur schön „rund“ liest, sondern inhaltlich auch verständlich ­rüberkommt. Außerdem möchte ich meiner Kollegin Marisa Hafner aus der Schweiz danken, die mich zu diesem Buch ermutigt hat. Aber vor allem danke ich meinen Eseln, die für etliche Fotos, die dieses Buch zieren, geduldig Modell standen und stets Ruhe bewahrten, während ich noch mit Stativ und Auslösezeit kämpfte.

Mit ihren Erfahrungen und Tipps haben zu diesem Buch beigetragen ... Annemarie Bank-Lauer, geboren 1956, lebt sie schon seit ihrer Kindheit mit Eseln und anderem Getier. Sie wohnt mit ihrem Mann und den Tieren bei Frankfurt/M., ihr Mann und ihre drei e­ rwachsene Söhne unterstützen sie bei der Eselhaltung. Schon 1973 arbeitete sie beruflich in Frankfurter Kinder- und Jugendeinrichtungen tiergestützt mit ihrem Esel Paulchen. Nachdem sie Sozialpädagogik studiert hatte, begann sie ihre Lehrtätigkeit an einer Schule für Sehbehinderte und Blinde. Dort übernahm sie die Leitung des Heilpädagogischen Reitens und Voltigierens und bildete sich in diesem Bereich fort zur Voltigiertrainerin und Voltigierpädagogin (DKThR). Während der Ausbildung standen immer neben den Vereinspferden ihre Esel und ihr Maultier im Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit. Für Pädagogen bietet sie regelmäßig Fortbildungen in diesem Bereich an. Seit Gründung der IG Eselund Mulifreunde in Deutschland e. V. engagiert und beschäftigt sie sich dort mit der tierzuchtund tierschutzgerechten Eselzucht. Als Ausgleich für sich und ihre Tiere wandert sie regelmäßig. Höhepunkte im Sommer sind die mehrtägigen Limeswanderungen mit den Eseln, ihrem Hund und ihren beiden Freundinnen.

Annemarie Bank-Lauer

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Wie ich auf den Esel kam

Roland Bisenius kam erst spät zu den Eseln. Er ist 59, Aus- und Weiterbildungsleiter und lehrt an der Universität Luxemburg Versicherungswesen. Roland lebt mit seiner Frau in Gosseldingen in Luxemburg und schaffte sich 2005 Henry und Basil an. Seither sind er und die Esel viel unterwegs und unter anderem bereits über 1000 Kilometer auf dem Jakobsweg getourt. Jedes Jahr werden die Berichte seiner Touren in französischer Sprache ab Oktober bis Dezember an den Wochenenden auf der Internetseite von RTL veröffentlicht. Roland liebt es, mit Leuten zu sprechen und seine beiden Botschafter Henry und Basil öffnen ihm hierzu jede Tür. www.­freiluft-blog.de/2009/06/zweifreunde-zwei-esel-und-der-jakobsweg. Percia Hanke und Stephan Dylla. Als echten Stadtkindern war die Eselhaltung weder ihr, noch ihrem Ehemann Dr. Stephan Dylla, in die Wiege gelegt, obwohl er zumindest einen Esel als Kuscheltier besessen hatte. Erst als sie

Roland Bisenius Percia Hanke

Stephan Dylla

Mit ihren Erfahrungen und Tipps haben zu diesem Buch beigetragen ...

in ein ehemaliges Forsthaus mit einigen Hektar Land „am Ende der Welt“ in Nordhessen zogen, kam ihnen die Idee, das Anwesen mit Nutztieren zu bereichern. Inzwischen hat die Menagerie aus Zwergziegen, einem Maultier, einem Großesel und zwei Zwergeseln den Umfang einer kleinen Landwirtschaft angenommen. Die beiden empfinden dies aber nicht als Last, sondern genießen ihren erfüllten Lebensstil. Die Stallarbeiten, das Wandern und Joggen mit den Eseln sind für sie ein Kontrast zu ihrer Arbeit als Rechtsanwältin und Internist. Derzeit entsteht ein Angebot für begleitete Eselwanderungen und Eselbegegnungen unter www.LandEsel.de Andrea Huneke. Als Anfang der 1980er Jahre der erste Esel auf dem elterlichen Bauernhof einzog, wurde Andrea vom Esel-Virus befallen und wurde es seitdem nicht mehr los. Mittlerweile gehören drei Esel zur Familie. Über die Interessengemeinschaft für Esel- und Mulifreunde e. V. kam sie zum Wandern und unternahm in den letzten zehn Jahren, zusammen mit ihrem Esel und Freunden aus der IGEM-Regionalgruppe sowie deren Langohren viele Ein-, Mehrtages- und Wochen-Touren von einer Länge bis zu 160 Kilometern in verschiedenen Regionen Deutschlands. Die mit den Tieren verbrachte Freizeit, egal ob zu Fuß, auf dem Kutschbock oder einfach nur bei der Stallarbeit, ist für sie ein wohltuender Ausgleich zur ihrer Arbeit in einer großen Druckerei. Janine Mailliet ist die Esel-Therapeutin. Sie wuchs auf dem elterlichen Bauernhof auf und führte diesen lange Jahre zusammen mit ihrem damaligen Mann weiter. Das Abitur und die anschließende Lehrerinnen-Ausbildung holte sie auf dem zweiten Bildungsweg nach. Daran schloss sich eine reittherapeutische Ausbildung mit Schwerpunkt „Esel in der Therapie“ an. Inzwischen hat sie das Klassenzimmer verlassen und arbeitet nun ausschließlich therapeutisch mit Kindern, die Probleme im sozial-emotionalen Bereich haben, und zwar sowohl in deren Grundschulen, als auch auf ihrem mittlerweile umgebauten Hof.

Andrea Huneke Janine Mailliet

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Wie ich auf den Esel kam

Nicolas Schweicher

Auf den Esel kam sie über den „Umweg“ Pferd und ihre Begeisterung wuchs zuerst recht zögerlich. Zu sehr war sie mit dem reaktionsschnelleren Wesen des Pferdes vertraut. Erst im Rahmen eines Praktikums in der Âsinerie de l’O (B-Habay) begann sie, die Esel schätzen zu lernen und war selber darüber erstaunt. Bis heute ­begeistern die Esel sie immer wieder neu durch ihre sanfte Art und ihre Eigenständigkeit. www.eselhaff.org Nicolas Schweicher. Seit vielen Jahren waren ihm die Esel ans Herz gewachsen, auf dem Jakobsweg wurden sie ihm zu Freunden und treuen Begleitern. Als gelernter Landmaschinenmechaniker hatte er sehr engen Kontakt mit der Tierwelt und züchtete Pferde, bevor er seine Liebe zu den Eseln entdeckte. Gerne gibt er seine langjährige Erfahrung an Eselliebhaber weiter. Außerdem engagiert er sich als Sekretär der Luxemburger Eselfreunde. Die fünf Esel seiner Herde sind oft im In- und Ausland auf Wanderschaft. Holger Suel beschäftigt sich privat und beruflich seit 40 Jahren mit den Themen Erziehung, Ausbildung, Wandern, Marschieren und Orientierung. Vor zwölf Jahren kam die Beschäftigung mit Equiden, und vor zehn Jahren speziell die mit den Maultieren hinzu. In der Erziehung und Ausbildung des Maultiers spielte das Wandern von Anfang an eine große Rolle. Im ersten Jahr bereits führte er jedes Wochenende zwei Märsche von 10 bis 25 Kilometer durch. Die Teil-

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Holger Suel

Rahel Trüb

nahme als Tragtierführer an einem 2-wöchigen Marsch mit seiner Maultierstute, der im Rahmen eines archäologischen Experimentes über 120 Kilometer führte, war für ihn der Höhepunkt. Seine besondere Passion ist der Umgang mit Karte, Kompass und modernen Orientierungshilfen. Schon in seiner Jugend betrieb er den Orientierungslauf als Sport. Im Rahmen der Offiziersausbildung und als Berufssoldat gehörten die Planung, Vorbereitung und Durchführung von Märschen zu seinen wiederkehrenden Aufgaben und diese Erfahrung nutzt er gerne auch für eigene Unternehmungen. Rahel Trüb. In ihrem Heimatdorf in der Schweiz entdeckte Rahel als zehnjähriges Mädchen auf dem Schulweg den kleinen Schmuggelesel Pablo und pflegte ihn in den darauffolgenden Jahren. Sie häkelte für ihn aus Wolle Zaumzeug und Decken und sagte schon damals: „Wenn ich dann groß bin, lerne ich, wie man das richtig aus Leder macht.“ So machte sie nach der Schulzeit eine Lehre als Sattlerin. Mit den Jahren entwickelte sie viele Artikel speziell für den Eselkörper, denn dieser unterscheidet sich stark von dem eines Ponys. Schließlich eröffnete sie das Atelier CUIRE. Die kleine Werkstatt befindet sich in ihrem Wohnhaus im schweizerischen Zürcher-Weinland und so ist ihr es möglich, alles unter einen Hut zu bringen, Familie und Kinder, vier Esel und die Arbeit im Atelier. www.ateliercuire.ch.

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Eine ganz besondere Wanderung

Mit Eseln zu wandern, ­motiviert vor allem ­Kinder ungemein.

Einmal bekam ich eine Anfrage, ob sich meine geführten Wanderungen auch für verhaltensauffällige Kinder eignen würden. Es handele sich dabei um eine Schulklasse, die gerne eine Winterwanderung samt Esel und Ziegen unternehmen wolle. Die Lehrerin und ich überlegten gemeinsam, wie wir das für die doch sehr unterschiedlichen Jugendlichen umsetzen könnten und kamen schnell auf einen Nenner. Geplant war eine Esel-Ziegen-Rallye im Schnee, also eine Art Schnitzeljagd, bei der uns die Langohren und Meckerfritzen begleiten würden.

Das Wetter spielte mit und die Eifel zeigte sich von ihrer Wintermärchenseite. Als die 7. Klasse eintraf, waren die Kinder außer Rand und Band. Sie strahlten übers ganze Gesicht und waren zum Teil etwas stürmisch, doch die Tiere nahmen es gelassen. Nur ein Mädchen war auffallend still und hielt sich lieber im Hintergrund. Ich hatte alle Hände voll damit zu tun, die tierischen Begleiter auf unsere Tour vorzubereiten und mit den Kindern zu bürsten, zu bepacken und die gefühlten tausend Fragen zu beantworten. Als wir schließlich abmarschbereit waren und ich den Trupp anführte, kam ein Ruf von hinten, dass Julia nicht mitgehen wolle. Wir hielten kurz an und die Jugendlichen stöhnten im Chor: „Immer Julia.“ Ich konnte beobachten, wie eine der Lehrerinnen – insgesamt waren fünf als Betreuung mit dabei –