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CAD – Computer Aided Design. Für die Herstellung des ..... Zeit auf dieses Backup zurückge- griffen werden. ... Dental Concept Systems. CoCr-Rohling, Steg ...
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Der Steg aus der Maschine Inhouse CAD/CAM-gestützt gefertigte, implantatgetragene Steg- und Suprakonstruktion Ein Beitrag von Ztm. Christian Hannker, Hüde, Ztm. Jan-Holger Bellmann und Alexander Schem, beide Rastede, und Dr. Erhard Reichelt, Oldenburg

„Ohne Zähne siehst Du ganz schön alt aus!“ Dieser etwas in die Jahre gekommene Slogan klingt für moderne Ohren zwar nicht mehr sehr originell, trifft den Nagel jedoch auf den Kopf. Die Autoren dieses Beitrags werden allerdings zeigen, dass es auch „ohne adäquaten Zahnersatz siehst Du ganz schön alt aus“ lauten sollte. Denn mit der Neuversorgung konnten die Autoren der etwa 62-jährigen Patientin nicht nur mehr Lebensqualität (besserer Halt und bessere Lautbildung), sondern auch ein jüngeres Aussehen verschaffen. Realisiert wurde dies mit einer steggetragenen Suprakonstruktion, für deren Herstellung traditionelle und moderne Herstellungsverfahren kombiniert wurden. Indizes: Ästhetik, CAD/CAM, Funktion, Implantatprothetik, Phonetik, Steg, Stegprothese, Suprakonstruktion Im folgenden Patientenfall wird die Neuanfertigung einer Patientenarbeit beschrieben. Der Grund für die Neuversorgung der Patientin war ihre unzureichend saugende Totalprothese im Oberkiefer, mit der sie

sich in der Praxis vorstellte. Die 62-jährige Patientin ist seit 32 Jahren im Oberkiefer zahnlos. Eine über vier Implantate abgestützte Teilprothese wurde in den vergangenen Jahren alio loco in den vorliegenden Zustand umgearbeitet. Dabei zeigte sich, dass der Wunsch nach Verbesserung sowohl aus ästhetischen als auch aus prothetischen/funktionellen Gründen absolut nachvollziehbar war. Die verbliebenen Pfeilerzähne waren nicht mehr erhaltungswürdig und die alte Prothese entsprach weder funktionell, noch ästhetisch den Gegebenheiten der Patientin (Abb. 1 und 2). Die Dame wirkte mit ihrer alten Versorgung auf den ersten Blick wie eine Prothesenträgerin, da die Zahnaufstellung keinem ihrer physiologischen Merkmale Rechnung trug. Im Rahmen einer umfangreichen OP wurde von Prof. Dr. Lei Li zunächst ein beidseitiger Sinuslift in Kombination mit einer Onlayplastik mit Beckenkammknochen in den städtischen Kliniken Oldenburg durchgeführt. Nach erfolgreicher Augmentation wurden ihr sieben Straumann BL-Implantate inseriert. Planung und Präprothetik Als Neuversorgung wurde eine abnehmbare, stegretinierte Prothese geplant. Der Oberkiefersteg sollte in

Abb. 1 und 2 Die alte Prothese entsprach weder funktionell noch ästhetisch den Ansprüchen der Patientin. Der Schneidekantenverlauf folgte in keiner Weise der Unterlippe. Zudem war der Halt der Kombinationsprothese nicht mehr gegeben

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Abb. 3 Zur Neuversorgung des Oberkiefers wurde eine stegretinierte Prothese geplant. Hierzu wurden zunächst die verbliebenen Zähne extrahiert, sodass die Patientin mit einer gewissenhaft geplanten Interimsprothese versorgt werden konnte

Abb. 4 Zur Implantatplanung wurde eine DVT-Analyse vorgenommen und auf Basis der daraus gewonnenen Erkenntnisse eine Implantatschablone konstruiert

Abb. 5 Mithilfe der extern gefertigten Schablone wurden zur Verankerung des Stegs im Oberkiefer sieben Implantate inseriert

Abb. 6 Nach dreimonatiger Einheilung konnte die Interimsprothese ausgeschliffen und im Mund der Patientin unterfüttert werden

dem zukünftig pfeilerlosen Kiefer auf Implantaten verankert werden. Die Prognose für Implantate war gut, da die Patientin nicht rauchte und in einem guten Gesundheitszustand war. Um jedoch eine Neuversorgung realisieren zu können, bedurfte es im Vorfeld umfangreicher chirurgischer und prothetischer Maßnahmen. Im ersten Schritt mussten die verbliebenen Zähne extrahiert und die Patientin mit einer Interimsprothese versorgt werden. Hierzu wurde die Patientin ausgiebig unter funktionellen Aspekten analysiert (nach Ztm. Udo Plaster) und ein Behandlungsplan erstellt. Die unter phonetischen Gesichtspunkten aufgestellte Interimsprothese (Abb. 3) sollte die Patientin auf dem kompletten Weg bis hin zur definitiven Versorgung begleiten und an die jeweilige Behandlungssituation angepasst werden. Im weiteren Verlauf erfolgte eine DVT-Analyse, um die optimalen Implantatpositionen festlegen zu können (Abb. 4). Aus den daraus gewonnenen Daten und der daran anschließenden Planung wurde eine Implantatschablone konstruiert und zur Fertigung in Auftrag gegeben. Mithilfe der Schablone wurden im Oberkiefer sieben Implantate inseriert (Abb. 5). Drei Monate nach der Implantation und offener Einheilung (Abb. 6) wurde die Interimsprothese ausgeschliffen und im Mund der Patientin unterfüttert.

Nach drei weiteren Monaten wurde die Situation mit einem offenen Löffel abgeformt. Hierfür wurden zunächst Multiunit Abutments eingeschraubt und mit den dafür vorgesehenen Pfosten abgeformt. Um die Implantatposition möglichst genau in das Labor transferieren zu können, wurden die Pfosten im Mund mit Kunststoff verblockt. Im Labor folgte daraufhin die Herstellung eines Implantatmodells mit abnehmbarer Zahnfleischmaske. Um die Position und Ausdehnung des Steges festzulegen, wurde die Interimsprothese mithilfe von Silikonschlüsseln auf das Meistermodell übertragen. CAD – Computer Aided Design Für die Herstellung des Implantatstegs wurde auf die Inhouse-Fertigung mit der laboreigenen CNC-Maschine zurückgegriffen. Hierzu musste das Implantatmodell zuvor samt Scanpfosten mit dem Labor-Scanner digitalisiert werden, damit die CAD-Konstruktion des Steges vorgenommen werden konnte. Um eine bestmögliche Passung des weitspannigen Steges zu erreichen, ist es wichtig, den Scanner unmittelbar vor Arbeitsbeginn zu kalibrieren. Darüber hinaus besteht bei den Scanpfosten eine Fertigungstoleranz, die es mit zu berücksichtigen gilt. teamwork SPECIAL 2015 | 23

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Abb. 7 und 8 Zur Digitalisierung des Implantatmodells und zur Planung der Stegkonstruktion war das Modell samt aufgeschraubter Scanpfosten mit und ohne Zahnfleischmaske sowie mit aufgesetzter Interimsprothese eingescannt worden

9 Abb. 9 und 10 Der Steg wurde mit der 3Shape CAD-Software designt

Für den Scan der Implantatposition wurde die Zahnfleischmaske entfernt und die Scanpfosten wurden aufgeschraubt. Danach folgte ein Scan mit Zahnfleischmaske, danach wurde das Situationsmodell digitalisiert. Nach Abschluss der Scanvorgänge wurden die digitalisierten Scanpfosten mit den entsprechenden Pfosten der Bibliothek gematcht. Die Software erhält somit alle Informationen, die zur Berechnung der exakten virtuellen Ausrichtung der Implantate wichtig sind (Angulation, Anschlussgeometrie et cetera). Als nächstes wurde das Austrittsprofil festgelegt und der Steg designt (Abb. 7 bis 10). Die benötigte Friktion wurde durch „Anbringen“ von Preci-Vertix-Geschiebeelementen an den Enden des Steges in der Software erreicht (Abb. 11 und 12). Zu den gefrästen Geschiebeelementen gehören austauschbare Kunstoffmatrizen, die einen dauerhaften Sitz der Prothese garantieren und bei Friktionsverlust ausgetauscht werden können. CAM (Computer Aided Manufacturing) Das aus dem CAD erzeugte 3D-Modell des Steges (eine dreidimensionale Konstruktionszeichnung) muss nun

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Abb. 11 und 12 Die benötigte Friktion konnte durch das „Anbringen“ von Preci-VertixGeschiebeelementen an den Enden des Stegs erreicht werden

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mit der CAM-Software in Fräsbahnen umgerechnet werden. Dafür wurde die CAM-Software DS CAM V3 von Dental Softworks benutzt. In der CAM-Software werden alle für die Fertigung relevanten Parameter wie beispielsweise die Anstellwinkel der Fräser, der Vorschub der Spindel samt Fräser, die Fräser, kurzum die Frässtrategie festgelegt. Diese ist essentiell für das Ergebnis, da zum Beispiel der Vorschub Einfluss auf die Präzision haben kann. Denn wird zu viel Druck auf das Werkstück ausgeübt, werden Spannungen in dieses initiiert, die wiederum zu Passungenauigkeiten oder Schauklern führen können. Zur Festlegung der Frässtrategie wurde daher das STL-File des Steges in das CAM-Programm importiert. Das File erscheint dann in der Arbeitsvorbereitung (AV) der Software. In der AV werden die Maschine, das Material, die Kundendaten und Art der Versorgung ausgewählt. Diese Vorauswahl erleichtert die Suche nach der richtigen Frässtrategie. Im Register „Fräsbearbeitung“ wurden zunächst die Einschübe festgelegt (Abb. 13). Das bedeutet, dass die Richtung der Implantatverbindung und des Schraubensitzes bestimmt werden müssen, um der Maschine zu zeigen, wo und in welcher Richtung sich der Passungsbereich befindet. Die Mitte des Schraubenkanals musste mit einer Schließfläche versehen werden (Abb. 14), um zu verhindern, dass der Fräser bis zum Ende der Freistellung in das Werkstück einfährt. Dadurch stoppt die Maschine den Fräsvorgang an der Schließfläche, dreht das Werkstück und setzt den Fertigungsprozess von der anderen Seite fort. Nachdem alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, wurde die Arbeitsvorbereitung verlassen und das Werkstück zur Fertigung freigegeben. Nesting Nach Abschluss der Arbeitsvorbereitung, musste das virtuelle Werkstück im Rohling platziert werden. Dazu wählt man im Blankbrowser das passende CoCr-Roh-

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Abb. 13 In der Arbeitsvorbereitung (AV) der CAM-Software von Dental Softworks wurden im Register „Fräsbearbeitung“ zunächst die Einschübe festgelegt, um der Maschine zu zeigen, wo und in welcher Richtung sich der Passungsbereich befindet

Abb. 14 Auch die Mitte des Schraubenkanals musste mit einer Schließfläche versehen werden, da ansonsten der Fräser bis zum Ende der Freistellung in das Werkstück einfährt

teil aus. Das 3D-Modell wurde nun per drag and drop in den Rohling hineingezogen und an eine möglichst effektive Position geschoben. Daraufhin wurde der Steg mit Halte-Bars versehen und an die Fräsbahnberechnung übergeben. Die CAM-Software erlaubt es dem erfahrenen Benutzer, eigene Strategien zu schreiben und besondere Werkzeuge einzupflegen. So kommen bei der Fertigung von Implantatstegen grundsätzlich verschiedene Werkzeuge zum Einsatz. Zum Beispiel ein 3 mm-Torusfräser mit einem großen Eckenradius, um grob Material in einer hohen Geschwindigkeit abzutragen. Mit diversen Kugelfräsern lassen sich glatte Oberflächen erzielen, mit Spezialbohrern können Schraubenkanäle geöffnet und mit Flachfräsern der Schraubensitz bearbeitet werden. Zum Fräsen des Stegs wurde der zuvor ausgewählte Rohling in die Maschine eingelegt, das Magazin mit den passenden Werkzeugen bestückt und der Fräsvorgang gestartet. Nachdem alle Schritte abgearbeitet waren, konnte das Werkstück aus dem Rohteil herausgetrennt werden. Die Passung wurde mit dem Sheffield Test überprüft. Dabei wird die gefräste Struktur auf das Implantatmodell aufgesetzt und eine der äu-

ßeren Schrauben definitiv angezogen. Dabei sollte sich der Steg nicht abheben. Ist dies der Fall, so zeigt sich, ob alle Komponenten sicher und präzise zusammen gearbeitet haben. Ist der Sheffield Test bestanden, wird der Steg am Parallelometer fein nachgefräst und poliert. Für das Design der Überkonstruktion wurde das „Modellgusstool“ der CAD-Software benutzt. Damit der metallisch glänzende Steg eingescannt werden kann, muss er mit Scanspray eingesprüht werden, das gleichzeitig auch als kleiner Platzhalter dient. Nach Abschluss des Scanvorgangs (Abb. 15) wurde virtuell ein großer Verbinder über den Steg gezogen, der als Überwurf mit einer definierten Stärke von 0,5 mm fungiert. Die Begrenzung wurde dabei nicht direkt an die Position gelegt, an der der Steg das Zahnfleisch berührt, sondern etwa 2,5 mm darüber hinaus auf die Gingiva (Abb. 16 und 17). Das erleichtert die Fertigstellung mit rosa Kunststoff und ermöglicht einen sauberen Übergang von der Modellgussbasis zum Kunststoff. Nun wurden noch unter den Frontzähnen, die man durch Einblenden des eingescannten Situationsmodells in Relation bringen kann, Retentionen angelegt, die dafür sorgen, dass die Zähne nicht

Abb. 15 Die Überkonstruktion wurde mit dem Modellgusstool der CAD-Software designt. Hierfür musste der metallisch glänzende Steg jedoch zuvor mit Scanspray eingesprüht werden, um ihn einscannen zu können

Abb. 16 und 17 Die Begrenzung des Überwurfs wurde etwa 2,5 mm über die Gingiva extendiert. Dadurch wird die Fertigstellung mit rosa Kunststoff erleichtert und ein sauberer Übergang von der Modellgussbasis zum Kunststoff unterstützt

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Abb. 18 und 19 Unter den Frontzähnen des eingeblendeten Situationsmodells wurden Retentionen angelegt, an denen die basal ausgeschliffenen Prothesenzähne später befestigt und dadurch stabilisiert werden sollen

aus dem Kunststoff herausbrechen (Abb. 18 und 19). Nach Abschluss der Konstruktion werden die Daten, wie zuvor bereits beschrieben, an das CAM-Modul übergeben und für die Fertigung in der AV vorbereitet (Abb. 20). Um einen guten Sitz zu gewährleisten, wird der Passungsbereich farblich markiert (Abb. 21), damit dieser Farbe eine spezielle Frässtrategie zugewiesen werden kann. Nachdem die Einschübe für den Überwurf angelegt sind, wird aus dem Blankbrowser ein passendes Rohteil ausgewählt und das Werkstück darin platziert. Nach Abschluss der Fräsbahnberechnung kann die Schnellsimulation Aufschluss darüber geben, ob alle Bereiche ausgefräst werden können. Ein grün dargestellter Passungsbereich zeigt an, dass die ausgewählte Strategie mit den Fräsern alle Bereiche sauber ausfräst, ein rot gefärbter Bereich lässt nicht zu erreichende Regionen erkennen (Abb. 22 und 23). Werden Bereiche rot dargestellt, so besteht die Möglichkeit, die Frässtrategie anzupassen. Ist das Ergebnis der Schnellsimulation zufriedenstellend, kann der Fertigungsauftrag für die Restauration an die CNC-Maschine übergeben werden. Nachdem alle Frässchritte abgeschlossen sind, kann die Passung des Stegs bereits in der Maschine überprüft werden. Hierzu werden die

Abb. 20 Die fertigen Konstruktionsdaten wurden an das CAMModul übergeben und für die Fertigung in der virtuellen Arbeitsvorbereitung weiterbearbeitet

Abb. 21 Um einen guten Sitz auf dem Steg zu gewährleisten, wird der Passungsbereich markiert, damit diesem Bereich eine spezielle Frässtrategie zugewiesen werden kann

Manipulierimplantate direkt in den bereits gefrästen und ausgearbeiteten Steg geschraubt und so in den noch in der Ronde befindlichen Überwurf gesteckt. Die Manipulierimplantate sind wichtig, um den Steg wieder entfernen zu können. Ist die Passung zufriedenstellend, dann wird das Werkstück aus der Ronde geschraubt. Sollte dies nicht der Fall sein, werden die Passungsbereiche erneut mit geänderter Strategie nachgefräst. Die Innenseiten der Überkonstruktion werden abschließend gummiert und auf Hochglanz poliert.

Abb. 22 und 23 Ist die Fräsbahnberechnung abgeschlossen, so kann eine Schnellsimulation Aufschluss darüber geben, ob alle Bereiche ausgefräst werden können. Grün zeigt an, dass die ausgewählte Strategie mit den Fräsern alle Bereiche ausfräsen kann, rot steht dagegen für Regionen, die nicht erreicht werden

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Abb. 24 und 25 Der fertig gefräste Steg auf dem Modell: von nun an zählt wieder klassisches Handwerk

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Abb. 26 bis 29 Über dem Steg samt Überwurf wurde nun mithilfe des Vorwalls der Interimsprothese die Wachsaufstellung vorgenommen. Als Prothesenzähne dienten die neuen Phonares-Zähne von Ivoclar Vivadent

Wachseinprobe Als nächstes wurde die Interimsprothese auf das Modell gesetzt und die Außenkontur mit einem Silikonvorwall gesichert. In diesen Vorwall konnten dann die Kunststoffzähne für die definitive Wachsaufstellung gesetzt und dadurch der Aufstellprozess über der Suprakonstruktion enorm vereinfacht werden (Abb. 24 bis 29). Bei einer erneuten Einprobe der Wachsaufstel-

lung wurden Fotos angefertigt, die Zahnstellung kontrolliert und die Phonetik und Okklusion überprüft und eingestellt. Die Stellungskorrekturen, die aus der Analyse der Fotos ersichtlich wurden, flossen ebenfalls in die Änderungen ein. Von der einprobierten und korrigierten Wachsaufstellung wurde erneut ein Silikonvorwall angefertigt, um die neue Situation exakt übertragen zu können. teamwork SPECIAL 2015 | 27

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Abb. 30 und 31 Für die Fertigstellung wurden die ausgeschliffenen Phonares-Zähne mit zahnfarbenem Kunststoff an dem Überwurf befestigt und in den Ivobase-Zahnfleischkunststoff einpolymerisiert

Abb. 32 und 33 Zudem wurde eine B-Prothese (Reiseprothese) CAD/CAM-gestützt aus zahnfarbenem PMMA hergestellt. Die CAD-Konstruktion erfolgte mit der Exocad-Software. Nach dem Reduzieren des Zahnfleischschilds wurde die Gingiva mit rosa Komposit rekonstruiert

Fertigstellung Für die anschließende Fertigstellung im Labor wurden die Phonares-Zähne in den Ivobase-Zahnfleischkunststoff einpolymerisiert. Um sicherzustellen, dass die gefrästen Retentionen des Überwurfs perfekt unter den Prothesenzähnen stehen würden, wurden diese von basal reduziert und hohl geschliffen. Daraufhin wurden sie mit zahnfarbenem Kunststoff auf den Retentionen befestigt, sodass die Fertigstellung der Basis mithilfe des Vorwalls vorgenommen werden konnte (Abb. 30 und 31). Als letztes wird eine B-Prothese (Reiseprothese) hergestellt. Die CAD-Konstruktion dieser Prothese erfolgte mit der Exocad-Software. Auch hier gilt: Den Scanner vor Arbeitsbeginn kalibrieren! Nur so kann eine optimale Passung erreicht werden. Als erster Schritt wurde hierfür das Arbeitsmodell mit Zahnfleischmaske und aufgeschraubtem Steg eingescannt. Danach setzten wir die fertiggestellte Prothese auf den Steg und scannten alles quasi als „Wax-up“ ein. Nachdem der Scanvorgang beendet war, legten wir, wie zuvor bereits beschrieben, in der Exocad-Software den Passungsbereich fest. Auch hier wählten wir zirkulär einen Abstand von 2,5 mm vom 28 | teamwork J CONT DENT EDUC 2015

Steg zur Gingiva. Daraufhin wurden die gewünschten Passungsparameter eingegeben. Die Software begann nun, das Wax-up exakt auf das Modell zu übertragen. Falls gewünscht, können mit der Software zu diesem Zeitpunkt noch leichte Veränderungen an der Modellation vorgenommen werden. Nach Abschluss des computergestützten Designs wurde der gespeicherte STL-Datensatz wieder an die CAM-Software übergeben. Nachdem eine passende Frässtrategie ausgewählt worden war, wurden die Okklusalflächen der Molaren farblich markiert. Daran erkennt die Software, dass diese Bereiche zusätzlich besonders fein gefräst werden sollen. Ist die digitale Objektbearbeitung abgeschlossen, wird das Werkstück in einem passenden, zahnfarbenen PMMA-Rohling platziert. Nach Beendigung des Fräsvorgangs wird die Prothese aus dem Blank entfernt und ausgearbeitet. Hierzu wurde das zahnfarbene Lippenschild der B-Prothese um etwa 1 mm reduziert, damit hier zahnfleischfarbenes Komposit aufgetragen werden konnte. Zum Schluss wurde die Reiseprothese mittels Malfarben individuell charakterisiert und mit einem nanogefüllten, lichthärtenden Schutzlack versiegelt. Die CAD/ CAM-gestützt gefertigte Reiseprothese passt aufgrund

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Abb. 34 Der CAD/CAM-gestützt gefertigte Steg passte hervorragend und konnte gut an die Zahnfleischsituation adaptiert werden. Auf die Reinigbarkeit wurde geachtet

Abb. 35 Die Friktion kann über die austauschbaren Preci-VertixGeschiebematrizen eingestellt werden.

Abb. 36 Die eingestellte Friktion der austauschbaren Preci-VertixGeschiebematrizen sorgt für einen guten Halt. Die gaumenfreie Stegprothese konnte problemlos eingesetzt werden.

Abb. 37 Die durch Maschinenarbeit gewonnene Zeit kann der Patientin zugute kommen, indem man sie der Individualisierung der Versorgung widmet. Letztendlich konnte die Patientin mit einer sehr gut sitzenden, ästhetischen Stegprothese mit perfekter Funktion versorgt werden

ihrer exakt kopierten Anschlussgeometrie präzise auf den CoCr-Steg, der bereits nach dem Einscannen an die Praxis geliefert und definitiv eingegliedert werden konnte (Abb. 32 und 33).

Knowhow und einem adäquaten Fräsprotokoll problemlos realisierbar. Und auch wenn Kritiker einwenden sollten, dass es dem Patienten denkbar egal ist, dass sein Zahnersatz CAD/CAM-gestützt gefertigt wurde, so ist es doch die durch Maschinenarbeit gewonnene Zeit, die ihm letztendlich zugute kommt. Denn das Mehr an Zeit kann dem Patienten und der daraus resultierenden Individualisierung der Versorgung gewidmet werden. So ist eine Stegprothese mit optimalem Sitz, perfekter Funktion und einem hochästhetischen Erscheinungsbild entstanden (Abb. 37). Da die gewissenhaft erarbeitete Interimsprothese bereits zu Beginn digitalisiert wurde, konnte zu jeder Zeit auf dieses Backup zurückgegriffen werden. Dies sichert die Vorhersagbarkeit des Ergebnisses, da so der Weg des Backward Planning konsequent verfolgt werden Abb. 38 Der Patientin konnte mit dem konnte. Der Patientin konnte so neuen Zahnersatz ein jüngeres Aussehen zu einem frischeren und jüngeren und mehr Lebensqualität zurückgegeben werden Aussehen verholfen (Abb. 38), vor

Einsetzen der definitiven Stegversorgung Die fertiggestellte definitive Versorgung musste nun nur noch auf den bereits aufgeschraubten Steg gesetzt werden. Der CAD/CAM-gestützt gefertigte Steg passte hervorragend und konnte gut an die Zahnfleischsituation adaptiert werden (Abb. 34). Die stegretinierte, gaumenfreie Prothese konnte problemlos eingesetzt werden (Abb. 35 und 36). Der Halt war sehr gut. Sollte dieser doch einmal etwas nachlassen, kann die Friktion über die austauschbaren Preci-Vertix-Geschiebematrizen wiederhergestellt werden. Diskussion und Schlussfolgerung Mit Unterstützung des Computers können Zahntechniker heute umfangreiche Implantatversorgungen konstruieren und herstellen. Selbst weitspannige Konstruktionselemente, an die aufgrund ihrer starren Implantatverankerung ein hoher Anspruch an die Passung gestellt werden, sind mit dem entsprechenden

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Korrespondenzadressen Ztm. Christian Hannker Bellmann & Hannker – Dentallabor Ludwig-Gefe-Straße 28 49448 Hüde bei Diepholz Fon +49 5443 9298-29 Fax +49 5443 9298-28 [email protected]

Ztm. Jan-Holger Bellmann und Alexander Schem Bellmann & Hannker – Dentallabor Oldenburger Straße 215 26180 Rastede Fon +49 4402 6962-32 Fax +49 4402 6962-33 [email protected] www.bellmann-hannker.de

allem aber mehr Lebensqualität zurückgegeben werden. Die abnehmbar gestaltete Prothese ist durch den Steg und das eingearbeitete Preci-Vertix sehr gut gegen vertikale und horizontale Abzugskräfte gesichert und steht somit einer festsitzenden Prothese in Punkto Tragekomfort in fast nichts nach.

Über die Autoren Christian Hannker startete seine Karriere als Zahntechniker 1996. Das Streben nach Natürlichkeit in der Dentalästhetik ist seitdem sein Antrieb. Nach der erfolgreich absolvierten Meisterprüfung gründete er sein Dentallabor in Hüde am Dümmer See. 2006 folgte die Fusion mit Jan-Holger Bellmann. Schlüsselerlebnisse in seiner Laufbahn waren das Zusammentreffen mit dem Großmeister der Dentalästhetik, Klaus Müterthies, sowie seine Weiterbildung im „Osaka Ceramic Training Center“ in Japan bei Shiego Kataoka. Sein Wissen und seine Erfahrung gibt Christian Hannker auf nationalen und internationalen Workshops und Kongressen weiter. Christian Hannker referiert über Dentalfotografie, Kommunikation mit neuen Medien sowie japanische Schnitztechnik. Als Autor diverser Fachartikel setzt er sich immer wieder mit Innovationen im Dentaldesign auseinander. Ztm. Jan-Holger Bellmann begann seine Ausbildung zum Zahntechniker 1990 mit 18 Jahren. Seither hat ihn die Begeisterung für diesen Beruf gefesselt und nicht mehr losgelassen. Nach mehrjähriger Tätigkeit für verschiedene Dental- und Praxislabore begann er 1998 mit der Meisterschule, die er ein Jahr später erfolgreich abschloss. Es folgten weitere Erfahrungen als Laborleiter und im Bereich Qualitätsmanagement für renommierte Zahnarztpraxen. 2004 gründete er sein eigenes Dentallabor in Rastede. 2006 fusionierte er mit seinem Freund und Geschäftspartner Christian Hannker. Perfektion in der Dentalästhetik ist nur durch interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Spezialisten und ständige Weiterbildung erreichbar. Als Autor von Fachbüchern und Referenten auf internationalen Kongressen gibt er seine Erfahrungen in den Bereichen CAD/ CAM-Technologie, Verblendtechnik und Kommunikationsmanagement weiter. Der Zahntechniker Alexander Schem hat seine Ausbildung zum Zahntechniker im Januar 2012 im Dentallabor Kampmann in Ibbenbüren beendet. Seit Mai 2012 verstärkt er das Team von Bellmann und Hannker. Derzeit sammelt er Erfahrungen bei Jan-Holger Bellmann in Rastede. Dr. Erhard Reichelt studierte Zahnmedizin an der Universitätszahnklinik Göttingen, wo er auch seine Assistenzzeit verbrachte. Seit 1976 ist Dr. Reichelt in eigener Praxis niedergelassen. 1979 wurde er Gutachter für die KZVN und ZÄK Niedersachsen. Im selben Jahr wurde Dr. Reichelt Mitglied im Qualitätszirkel Emomo-Oldenburg. Zudem kann er folgende Mitgliedschaften aufweisen: Deutsche Gesellschaft für Parodontologie, Deutsche Gesellschaft für Implantologie, European Association for Osseointegration, Deutsche Gesellschaft für Ästhetische Zahnheilkunde, Internationales Team für Implantologie (ITI). Dr. Erhard Reichelt ist Mitautor des Buches „Keramische Schichttechniken“ und referiert im In- und Ausland übe r „Ästhetische Zahnheilkunde“ und Implantologie. Dr. Reichelt ist Direktor des ITI Study Club Oldenburg.

Produktliste CAD-Software: Steg und Überwurf Reiseprothese CAM-Software CNC-Maschine CoCr-Rohling, Steg und Überwurf Fräser, CNC-Maschine Geschiebe Gips Implantatsystem Komposit Opaker PMMA-Rohling, Reiseprothese Prothesenbasismaterial Prothesenzähne Scanner Schutzlack, lichthärtend Zahnfleischmaske

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3Shape Dental System exocad DentalCAD DS CAM V3 DC5 Frässystem Quattro Disc NEM Soft Fräser NEM Preci-Vertix quatro-rock Straumann BL Implantate SR Nexco Paste OVS II Intensiv Opaker 04 rosa CopraTemp PMMA milling blank IvoBase Hybrid SR Phonares II D800 Optiglaze Gingifast Rigid

3Shape exocad Dental Softworks Dental Concept Systems Goldquadrat Bellmann & Hannker Ceka Attachments picodent Straumann Ivoclar Vivadent Dentsply/DeguDent Whitepeaks Ivoclar Vivadent Ivoclar Vivadent 3Shape GC Europe Zhermack