Tagebuch I, Auszug 1. Weltkrieg, Abschrift

zum Bezirkskommando, dann zum Artilleriedepot zum Bürodienst kommandiert, wo ich mit. Ausnahme der beiden Manöver bis zu meiner Entlassung im ...
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Tagebuch I von Franz Henrich 12.05.1888 – 26.06.1947 Inhalt

Seite

Vorbemerkungen...........................................................................................................................2 Wohnungen . ..............................................................................................................................2 1888 (Geburt).................................................................................................................3 1889 (1 Jahr)..................................................................................................................3 1894 (6 Jahre)................................................................................................................3 1896 (8 Jahre)................................................................................................................3 1901 (13 Jahre)..............................................................................................................3 1902 (14 Jahre)..............................................................................................................3 1903 (15 Jahre)..............................................................................................................4 1904 – 1910 (16 – 22 Jahre).......................................................................................................4 1912 (24 Jahre)..............................................................................................................4 1914 (26 Jahre)..............................................................................................................4 1915 (27 Jahre)..............................................................................................................7 Brüder . ..............................................................................................................................7 1916 (28 Jahre)..............................................................................................................8 1920 (32 Jahre)..............................................................................................................8 1921 (33 Jahre)..............................................................................................................8 1922 (34 Jahre)..............................................................................................................8 1923 (35 Jahre)..............................................................................................................9 1925 (37 Jahre)............................................................................................................11 1926 (38 Jahre)............................................................................................................11 1927 (39 Jahre)............................................................................................................12 1928 (40 Jahre)............................................................................................................15 1929 (41 Jahre)............................................................................................................18 1930 (42 Jahre)............................................................................................................20 1931 (43 Jahre)............................................................................................................21 1932 (44 Jahre)............................................................................................................23 1933 (45 Jahre)............................................................................................................25 1934 (46 Jahre)............................................................................................................27 1937 (49 Jahre)............................................................................................................28 1938 (50 Jahre)............................................................................................................28 1939 (51 Jahre)............................................................................................................29 1940 (52 Jahre)............................................................................................................29 1941 (53 Jahre)............................................................................................................34 1942 (54 Jahre)............................................................................................................38 1943 (55 Jahre)............................................................................................................56 1944 (56 Jahre)............................................................................................................66 1945 (57 Jahre)............................................................................................................70 Stichwortverzeichnis..................................................................................................................111 Anhang: Zeugnisse von Hilde und Hermann 1927 - 1935 ........................................................112

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1903

(15 Jahre) 6

Von hier ging ich als Bierkutscher in die Kloster-Laupus-Brauerei in Koblenz-Metternich, blieb 8 Tage dort und fuhr nach Köln, Düsseldorf und Oberhausen, von hierher zurück nach Elberfeld-Barmen, Mainz, Worms und Mannheim. Nachdem ich vorgenannte Städte angesehen hatte, fuhr ich bis St. Goar zurück und verzehrte die letzten Pfennige. Als ich zu Fuß in Lingerhahn ankam, besaß ich noch 13 Pfennig.

1904 – 1910

(16 – 22 Jahre)

Im Frühjahr 1904 trat ich als Holzarbeiter in die Firma Hart in Andernach und nahm ½ Jahr später bei Firma Trapp in Neukirchen/Saar Stellung als Vorarbeiter und später als Faktor an. Daraufhin bearbeitete ich den Bezirk Hunsrück und Hanau bis 1907. Dann ging ich wieder als Kutscher zu einem Bauunternehmen Nolten in Koblenz, wohnte ½ Jahr in Pfalzfeld bei Familie Boos und ging mit tolten ??? nach Bad Kreuznach. Hier jedoch wurde ich krank und ging nach Lingerhahn zurück. Im Frühjahr bis Herbst 1909 arbeitete ich mit Jakob Kuppel aus Maisborn und bauten die Straße von St. Goar nach Werlau. Oktober 1909 wurde ich Soldat bei dem Infanterie-Regiment Nr. 29 in Trier, 2. Kompanie. Weihnachten erhielt ich 7 Tage Urlaub, Ostern 1910, 5 Tage. Im Frühjahr 1910 wurde ich zum Bezirkskommando, dann zum Artilleriedepot zum Bürodienst kommandiert, wo ich mit Ausnahme der beiden Manöver bis zu meiner Entlassung im September 1911 verblieb. Vom Militär entlassen kam ich nach Lingerhahn, wo die Teerproduktenfabrik „Rheinland“ bereits fertig gestellt war und nahm Arbeit als Heizer auf dringenden Wunsch meiner Eltern, denn ich wollte wieder in die Fa. Trapp eintreten und den Bezirk Thüringen bearbeiten. In Fa. Rheinland erlernte ich Kesselheizen, Dampfmaschinen behandeln und die Teerdestillation sowie deren Nebenprodukte.

1912

(24 Jahre)

12.02.1912, Mo Ich ging in die ehem. Fabrik C. B. Ranke in Dortmund 7. Nach etwa 2 Monaten, nachdem ich festgestellt, dass ich hier nur Arbeiter bleiben würde, ging ich in die Benzinwerke „Rhenania“ Düsseldorf-Reisholz 8 und hier wurde ich nach einiger Zeit Meister.

1914

(26 Jahre)

01.08.1914, Sa Von Reisholz aus trat ich ins Heer ein und rückte mit dem Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 25 9 in den Krieg nach Frankreich. In Koblenz wurde ich eingekleidet, blieb noch einige Tage dort in der Telegrafenkaserne und musste im Heu schlafen. Krieg hatten wir ab 1. August mit Frankreich, einige Tage später mit Russland 10, England, Italien und zuletzt mit Amerika 11. Es kämpften 16 Nationen gegen uns.

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Kloster- & C. Laupus-Brauerei AG C.B. Ranke GmbH, Asphalt-Dachpappen- und Theerproduktenfabrik, Handlung en gros in Bedarfsartikeln für Werke und Bierbrauereien, Dortmund, Bornstrasse 266 8 Benzinwerke Rhenania G.m.b.H. in Reisholz bei Düsseldorf, später: Rhenania-Ossag Mineralölwerke AG, Shell Deutschland Oil GmbH 9 gehörte zu 15. Reserve-Division, 30. Reserve-Infanterie-Brigade 10 seit 1917: UdSSR (СССР) 11 USA 7

Tagebuch von Franz Henrich

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-513.08.1914, Do Mit der Eisenbahn sind wir ab Koblenz bis Trier gefahren, nahmen für eine Nacht Quartier und marschierten am 14.08.1914 bis Rosport in Luxemburg, nahmen dort in einer Schule Quartier bis 18.081914. 18.08.1914, Di Marsch über Dollendorf nach Wallendorf Pont. 19.08.1914, Mi Marsch bis Diekerel ???, dort Außenwache in Gilsdorf 20.08.1914, Do Marsch bis G…dorf, Luxemburg 21.08.1914, Fr Marsch bis Saint-Hubert in Belgien (Bastonie) 70 km und kamen am 22.08.1914 früh in die Stellung unserer Truppen. Erstes Gefecht bei Maissin mit wenigen Verlusten. Marsch bis Beaumont. 23.08.1914, So Marsch bis Bouillon zur Grenze Belgien/Frankreich. In Bouillon trafen wir Belgier beim Einkleiden, alle wurden gefangen. Nachts Alarm, aus der Stadt ausgerückt und wieder eingerückt. 24.08.1914, Mo Früh Marsch 25.08.1914, Di Marsch bis Sedan unter kleineren Gefechten. Vor Sedan wurde Ernst gemacht, setzten zum Sturm an und nahmen die Stadt in Besitz. Mit 89 Mann kamen wir jenseits der Stadt am Maasufer an, alle anderen Soldaten waren betrunken oder hatten sich gedrückt von einem kriegsstarken Bataillon 12. Hier bekamen wir sehr starkes Gewehr- und MaschinengewehrFeuer. Nachdem wir unsere Munition (ca. 300 Patronen) verschossen hatten, mussten wir uns in die Stadt zurückziehen. 26. - 28.08.1914, Mi - Fr Wir lernten nun die Franzosen besser kennen, es gab ein Fasten ??? und Schieben, Kämpfen und Handgemenge, Skandal und Lärm als hätte der Teufel Hochzeit 13. Am Abend ging es in Artillerie-Deckung wobei mir ein französischer Oberleutnant in die Hände fiel. 29.08.1914, Sa Ruhe und baden in der Maas. 30.08.1914, So Marsch nach Waldi ??? und Dodrens ???, dort die ersten Schützengräben ausgehoben. 31.08.1914, Mo Vorgehen

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ca. 650 Mann Schlacht bei Sedan

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-601.09.1914, Di Marsch nach Len-Alleu ???, dort Biwak bis 02.09.1914 02.09.1914, Mi Marsch 03.09.1914, Do Marsch bis Toix ???. 04.09.1914, Fr Marsch 05.09.1914, Sa Marsch bis Marnekanal, dort auf Torposten 06.09.1914, So Gefecht 8 Uhr jenseits des Kanals, wurden bis Kanal zurück geschlagen. 07. - 09.09.1914, Mo - Mi Erbitterte Kämpfe (Marneschlacht). In diesen Tagen haben wir öfter gestürmt, waren durch anhaltende Verluste zu schwach und hatten noch keinen Ersatz bekommen. 10.09.1914, Do Um 3 Uhr stürmten wir wieder, es gab ein tolles Handgemenge, Mann gegen Mann kämpfte erbittert. Wir mussten unsere letzte Kraft hergeben, wurden aber zurück gedrängt und hatten 40.000 – 45.000 Mann auf dem Kampfplatz gelassen. 11.09.1914, Fr Von Kompanie diesseits des Kanals wurde der Rückzug angetreten, etwa 50 km Marsch. 12.09.1914, Sa Rückmarsch seitwärts. 13.09.1914, So Neue Stellungen wurden bezogen bei Soissons, das 18. A.K. lösten wir ab. 14.09.1914, Mo In der Morgenfrühe öffnete sich die Hölle. In der ersten Linie brachten wir dem Feind sehr starke Verluste bei. Das Gefecht dauerte den ganzen Tag und war sehr ernst. Ein Regiment französischer Kavallerie rieben wir völlig auf. Auch die Nacht vom 14. zum 15.09. dauerte der Kampf an. Am Morgen des 15.09.1914, 6:30 Uhr wurde ich an der linken Hand verwundet, gleichzeitig bekam ich einen Streifschuss an der linken Schulter. 15.09.1914, Di Verwundet musste ich den Rückweg antreten. Noch an demselben Tag kam ich bis Vouziers, legte mich in einer Kirche nahe dem Bahnhof nieder. Am anderen Morgen ging es bis Sedan, von dort mit Kleinbahn bis Luxemburg, wo wir das erste Essen bekamen. 18.09.1914, Fr Kam ich in Boppard an, meldete mich im Reserve-Lazarett Mühlbad, nachdem ich schon eine Nacht in Lingerhahn geschlafen hatte. Ich bin der erste Soldat aus Lingerhahn gewesen, welcher in Lingerhahn ankam.

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-728.09.1914, Mo Meine Braut Anna Recker aus Freckenhorst/Westfalen besuchte mich auf 2 Tage und ich stellte sie meinen Eltern in Lingerhahn vor.

1915

(27 Jahre)

Im Lazarett lag ich 4 Monate, kam im Januar 1915 in die Genesungskompanie Koblenz und blieb noch einen Monat dort. Von hier kam ich 3 Monate in das Wachbataillon Koblenz-Neuendorf und wurde am 11.05.1915, nachdem ich von der Bestattung meiner zukünftigen Schwiegermutter aus Freckenhorst zurückkam, von Firma „Rheinland“ Dachpappen + Teerprodukte-Fabrik in Boppard, Werk Lingerhahn reklamiert 14 und als Werkmeister eingestellt. Während des Krieges wurde ich noch öfters untersucht, brauchte aber nicht ins Feld, weil ich wegen Heereslieferungen unabkömmlich war. Auch hatte ich gefangene Russen und Italiener, welche bewacht und verpflegt werden mussten. .

Brüder Ich hatte 3 Brüder: Johann geb. am 29.10.1889 August geb. am 12.09.1893 Willi

geb. am 01.01.1897

Johann ist mit mir ins Feld gerückt bei Sedan verwundet. Er lag in Essen und in Vorchheim bei Koblenz im Lazarett. Dann hat er Dienst getan bei dem Generalkommando in Koblenz als Ordonanz bis Ende 15. August war aktiver Soldat im Infanterie-Regiment 161 16 in Köln. Er wurde dreimal verwundet, ging wieder freiwillig an die Front, wo er am 01.08.1916 in der Somme-Schlacht 17 den Tod fand durch Artillerie-Volltreffer. Willi ist inzwischen ebenfalls Soldat geworden, er kämpfte in Frankreich und in Russland. Durch Armschuss verwundet, wurde er entlassen.

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angefordert und damit vom Kriegsdienst befreit des Krieges 16 10. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr.161, 05.08. - 21.09.1916: 1. Einsatz Champagne und an der Somme 17 01.07. - 18.11.1916, mit über 1 Million getöteten, verwundeten und vermissten Soldaten war die Somme-Schlacht die verlustreichste Schlacht des Ersten Weltkriegs 15

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