SZ-Archiv: SZ vom 5.Oktober 2017 Seite 41 Deutschland (GSID ...

24.10.2017 - Die maßgebliche Entscheidung Uli Wiesmeiers war es, die Sonne in seinem Band ... Nebel, Wolken und Schlechtwetter geben in der Regel.
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REISE

DEFGH Nr. 229, Donnerstag, 5. Oktober 2017

Es gibt im Fels oft etwas Architektonisches und in der Architektur manchmal etwas Alpines: der Meatpacking District in New York und die südliche Civetta in den Dolomiten.

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FOTOS: ULI WIESMEIER

Durchblick im Nebel Mit genauem Gespür für eine angemessene Form porträtiert der Fotograf Uli Wiesmeier die Alpen als vielfältige Kulturlandschaft Dörfer und Bauern, Hütten und Seen, Sport und Tourismus – das alles findet man auch im Flachland. Selbst den Steiger trifft man nicht nur in den Bergen, sondern auch im Ruhrgebiet an. Indem der Fotograf Uli Wiesmeier also seinen kraftvollen, ausdrucksstarken Bildband „Berg …“ nennt und dafür insgesamt 16 Begriffe an eben dieses Wort Berg koppelt, stellt er klar, dass er das spezifisch Alpine der Bergdörfer und Bergbauern, der Bergbahnen und des Bergtourismus herausstellen möchte. Im Unterschied zu all den Dörfern und Bauern, Straßen und Führern außerhalb der Bergwelt. Und eine zweite, schwierigere Aufgabe hat Wiesmeier sich gestellt: Er, der oft auch für die Werbeindustrie tätig gewesen ist, möchte explizit keine Idylle inszenieren. Weder also ein Naturparadies noch eine museale Überhöhung vorindustrieller Lebensweisen. Es geht Uli Wiesmeier – und der Autor Stefan König unterstützt ihn darin klug in seinen pointierten Aufsätzen zu jedem der Kapitel – um das immer noch Besondere der gegenwärtigen Realität in den Alpen. Dazu gehören durchaus auch Seilbahnen, Speicherseen und Schneekanonen. Aber nach wie vor noch Holzrechen, eine teilweise lebensfeindliche

Du dödeldu

Natur und eine Architektur, die sich aus ihrer Umgebung heraus entwickelt hat, anstatt in sie hineingepfropft zu sein. Das bedeutet keineswegs, dass die Fotografien Uli Wiesmeiers nicht in hohem Maß ästhetisiert und inszeniert wären. Es ist jedoch eine Form der Stilisierung, die dem Ziel des Bildkünstlers sehr nahe kommt: ein wahrhaftiges Abbild der Alpen zu präsentieren.

REISEBUCH Die maßgebliche Entscheidung Uli Wiesmeiers war es, die Sonne in seinem Band kaum unmittelbar scheinen zu lassen. Nebel, Wolken und Schlechtwetter geben in der Regel die Stimmungen vor; etliche Motive spielen mit Verhüllung und Entdeckung. In manchen Kapiteln hat Wiesmeier sich für Bildpaare entschieden. Den Bergbauern stellt er ihr Arbeitsgerät bei, den Bergführer ihre wichtigsten Stammkunden. Radikal ist

Hedwig Roth geht gleich in die Vollen und begrüßt die Runde mit einem Jodler. Acht Frauen sitzen im Allgäu in der Stube der Wannenkopfhütte und wollen genau das lernen. „Jodeln ist etwas ganz Persönliches“, sagt Roth, ein Urton, der ohne Worte auskomme. Dem Urschrei des Kindes gleich, ehrlich, direkt, nicht angepasst. Hedwig Roths Jodler sind besonders persönlich, sie komponiert ihre Stücke selbst. Roth, 40 Jahre alt, ist in einer musikalischen Familie aufgewachsen. Aber erst mit 18 Jahren kam sie zum Jodeln. Denn Jodeln war Männersache im traditionell eingestellten Allgäu. Ein Film des Schweizers Stefan Schwietert war für sie Anlass, die Männerbastion zu stürmen. In „Heimatklänge – vom Juchzen und anderen Gesängen“ hörte sie erstmals alpinen Kehlkopfgesang, der wild und frei klingt, Anleihen beim Jazz nimmt. Das hat sie elektrisiert. Heute singt und jodelt Hedwig Roth in mehreren Formationen und wechselt mühelos zwischen neuer Volksmusik à la Hubert von Goisern und traditionellem Liedgut. Wer also eine zünftige Alpenbewohnerin im feschen Dirndl erwartet hat, wird enttäuscht. Hedwig Roth trägt Jeans, T-Shirt und hat eine Gitarre dabei – wie beim Hüttenabend. Nur dass die Jodelnovizinnen nicht so entspannt sind, wie sie es dort wohl wären. Sie sitzen vielmehr ziemlich verkrampft auf den Holzbänken und blicken ein wenig bang dem Moment entgegen, an dem sie selbst diesen Urton produzieren sollen. Ja, so ist das: Erst wollte man unbedingt mal

Hedwig Roth gibt Jodelkurse für Anfänger. Die müssen ganz schön mutig sein

Kopf- und Bruststimme sind das Ying und Yang beim Jodeln. Die Jodellehrerin Hedwig Roth zeigt mit den Händen, ob die Stimme nach oben oder unten gehen soll. FOTO: RAMONA GÖTZFRIED

Spezial: Wintersport Themen

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etwas Neues, etwas anderes ausprobieren, doch jetzt, da die Hedwig losjodelt, dass die Wände wackeln, gerät man schon ein wenig ins Schwitzen. Just in diesem Moment kommt der Hüttenwirt Michael Kreck mit einer Runde Hüttenschluck. Ein milder Bitter mit Kräutern aus dem Allgäu, die erste Ölung vor der alpinen Kehlkopfübung. Hedwig kennt das: „Es ist immer das Gleiche, alle sagen, ich kann nicht singen, dann können sie es doch. Aber auch wer nicht singen kann, kann jodeln. Also Augen schließen, Mund auf und auf A mitsummen.“

Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Eine Botschaft, die man dankbar vernimmt So geht sie also los, die Suche nach der tiefen Brust- und der hohen Kopfstimme und dem Wechsel zwischen beiden, auf den es so ankommt in dieser Disziplin. Jetzt auf „u-jo-u-ri-ju-o“, wobei das U hoch und das O tief sein soll. Alle tasten sich von Ton zu Ton, vom Brust- zum Kopfregister. Entscheidend ist die isolierte Brust- und Kopfstimme – wenn man das nicht hinbekommt, jodelt man nicht, man singt. Eine weitere Hürde: „Für Männer ist es eher schwierig, die hohe Kopfstimme, das Falsett, zu singen. Das gilt als total unmännlich.“ Umgekehrt haben Frauen Probleme mit der tiefen Bruststimme. Die hohe weibliche Stimme, sagt Hedwig Roth, sei das Ying und die tiefe männliche Stimme das Yang beim Jodeln. Aber hätten ihre

Südtirol/Dolomiten

Uli Wiesmeier, Stefan König: Berg … Die Alpen in 16 Begriffen. Knesebeck Verlag, München 2017. 328 Seiten, 75 Euro.

Schüler das Ying-Yang erst einmal entdeckt, dann löse das etwas aus bei ihnen. „Ich stelle oft fest, dass Frauen selbstbewusster werden, wenn sie diese dunklen männlichen Töne in sich entdecken.“ Wie auch immer. Es gebe beim Jodeln kein Richtig und kein Falsch, erklärt sie – eine Botschaft, die man dankbar vernimmt. Unter Roths Anleitung breitet sich langsam ein Klangteppich aus, in den hin und wieder ein Juchzer oder ein zaghafter Jodler verwoben ist. Zwei Stunden geht das so. Dazwischen erzählt sie von den regionalen Unterschieden. So gebe es in Oberbayern und Österreich mehr Konsonanten in den Jodlern. Es ist dann eher ein „hollari du dödeldi“ oder auch „du dödeldu“ – und somit näher an Loriots Sketch „Die Jodelschule“. Hingegen sei die Schweizer Tradition eher von Vokalen geprägt, die Musiker jodeln in verschiedenen Lagen A-E-O-U, erzeugen einen Klangteppich, gerade so, wie ihn Hedwig Roth soeben der Gruppe entlockt hat. Nach der ersten Unterrichtseinheit erkundigt sich tatsächlich ein Ehepaar, das in seinem Zimmer im ersten Stock eigentlich Nachmittagssiesta halten wollte, dann aber zugehört hat, wie die Jodlergruppe denn heiße und wo sie ihren nächsten Auftrifft habe. Ein Lob, das sich nur so erklären lässt: Die Holzwände der hellhörigen Wannenkopfhütte schlucken Misstöne aufs Vortrefflichste. Ein Phänomen, das Akustikbauer mal untersuchen sollten. Am besten aber illustriert eine kleine Begebenheit, welche Urgewalt dem Jodeln inne-

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Der nächste Jodelkurs in der Wannenkopfhütte findet vom 28. bis 30. 9. 2018 statt und kostet 239 Euro pro Person. Der Preis enthält zwei Übernachtungen im Zweierzimmer, Frühstück und zwei Menüs, www.wannenkopfhuette.de. Hedwig Roth bietet auch andernorts im Allgäu Jodelkurse an, [email protected], www.jodula-roth.com.

Österreich

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Kontakt

wohnt. Als einige Jodlerinnen nämlich nächtens nach einem Besuch in Obermaiselstein, wo gerade der Viehscheid gefeiert worden ist, den dunklen Waldweg zur Hütte hochsteigen, jodeln sie laut, um sich Mut zu machen. Was sie nicht erwarten, ist, dass die Hirsche zu röhren beginnen und ihnen antworten, dass der Wald bebt. Derart ermutigt, wagen sich die Teilnehmerinnen tags darauf an eine Art Jodeldialog. Hedwig spielt auf der Gitarre Akkorde, jodelt vor, eine nach der anderen antwortet mit einem frei improvisierten Jodler. Allmählich tauen die Frauen auf, der Kehlkopfschlag gelingt immer öfter. Sogar ein altes Allgäuer Lied lernen sie: „’s Rosele“ mit Text und Jodler. Letzterer ist aber schon eine kleine Herausforderung. Da geht es wild hin und her zwischen „jolerahuhu“ und „jolerahuho“. Nicht jede will da mitgehen. Hedwig Roth sagt: „Nicht denken, einfach tun.“ Es sei wie auf dem Dreimeterbrett: Entweder man springt oder man springt nicht. Die anderen Hüttengäste drücken sich derweil neugierig und ein wenig neidisch die Nasen an den Fenstern platt. Dann traut sich eine nach der anderen – und springt. ingrid brunner

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die Entscheidung im Kapitel „Bergspitzen“, in dem er Gesteinsformationen kontrastiert mit der Hochhausarchitektur amerikanischer Großstädte – das ist keine originäre Idee Wiesmeiers, darauf weist er hin; bereits Luis Trenker hat von den Dolomiten auf die Skyline Manhattans überblendet in seinem Film „Der verlorene Sohn“ (1934), um die Reise des Helden zu erzählen. Die Alpen sind vielerorts weniger eine Natur- als eine Kulturlandschaft, geprägt und geformt durch die Menschen. Die Verbindung von Architektur und Alpinem ist ein Sinnbild dafür. Stark sind daneben die Bergbahn-Fotografien, bei denen Wiesmeier ganz auf die Seile fokussiert, die er im Nichts des Nebels verschwinden lässt. Beeindruckend ist vor allem aber, mit welcher Sorgfalt Wiesmeier seine Protagonisten ausgewählt hat – damit sie jeweils für etwas Grundsätzliches stehen. stefan fischer

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