Sie kraxeln auf Masten in halb Europa

hausen nach Kaprun. „Das wäre für uns ein wirtschaftlich sehr wichtiger Auftrag, weil es um 110. Kilometer geht – auch wenn die. Anrainer das Projekt nicht so.
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MI TT W OCH , 27 . APRIL 20 16

SN-THEMA

Energie

30 Ex-Alpine-Monteure sind auf die Erneuerung von Hochspannungsleitungen spezialisiert und aktuell über den Dächern Hamburgs unterwegs. STEFAN VEIGL

Wer diesen Beruf ergreift, muss schwindelfrei sein. Denn der Arbeitsplatz von Alfons Mattersberger und seinen Kollegen von der EQOS Energie GmbH liegt in bis zu 120 Meter Höhe. Und dort hinauf steigen sie bei fast jedem Wetter. Denn Mattersberger ist der Chef einer Montagepartie von 125 Mitarbeitern – 30 davon sind Salzburger. „Die meisten da-

Sie kraxeln auf Masten in halb Europa

BILD: SN/PRIVAT

SALZBURG, HAMBURG.

„Das Schöne am Beruf ist, dass man immer in der Natur ist.“

A. Mattersberger, EQOS Energie

Die Freileitungsmonteure bei BILD: SN/EQOS ENERGIE ihrer Arbeit.

von kommen aus Mittersill und Rauris. Und viele sind begeisterte Bergsteiger oder Bergretter.“ Sie sind darauf spezialisiert, die Kabel von Hochspannungsfreileitungen zu erneuern – wie aktuell bei einer 110-Kilovolt-Leitung quer durch Hamburg. Durchgeführt wird die Arbeit häufig in sogenannten Fahrstühlen: Das sind kleine Wagen, die in die Freileitung eingehängt werden, damit die Arbeiter mit ihren Werkzeugen ordentlich zupacken können. Als besonders gefährlich schätzt Mattersberger (46) seinen Job nicht ein: „Die Monteure werden laufend geschult. Und die Leitungen werden natürlich vorher ausgeschaltet und geerdet.“ Der gebürtige Osttiroler, dessen Büro in Mittersill angesiedelt ist, betont aber, dass man winterfest sein sollte: „Wenn es tagelang regnet, ist es schon eine Herausforderung. Wir arbeiten im Winter durch – außer bei Gewitter, Sturm oder wenn Masten oder Leitungen vereist sind, weil dann

die Gefahr zu groß wäre.“ Aber wenn man gute Arbeitskleidung trage, sei das alles schon möglich. Mattersberger betont lieber die angenehmen Seiten seines Berufs: „Das Schöne ist, dass man draußen in der Natur ist und immer einen wunderbaren Ausblick hat.“ Außerdem sei der Job sehr abwechslungsreich und man komme viel herum. Spektakulär sei etwa der Bau der der 380-kVLeitung vom Kraftwerk Limberg bis Kaprun gewesen: „Die Herausforderung war, dass es da um hochalpines Gelände ging.“ Auch bei der Baustelle der VerbundTochter APG im Südburgenland war Mattersbergers Partie dabei: „Da standen viele Masten im Moorgebiet.“ Spannend sei auch ein Auftrag in Belgien gewesen, wo es galt, den Windpark auf dem Firmengelände von Nike an das Netz anzuschließen. Mattersberger: „Da haben wir in drei Wochen über 800 Tonnen Stahl bewegt.“ Möglich sei das, weil die Kabel auf dem Boden zusammengeschraubt und dann mit einem Autokran eingehoben und verschraubt würden, erklärt er. Die Montagepartie hat noch einen weiteren Salzburg-Bezug: Bis zum Verkauf an die Muttergesellschaft von EQOS Energie gehörten sie zur Alpine-Tochter Alpine Energie. „Wir sind aber, weil wir immer profitabel waren, noch vor der Insolvenz nach Deutschland verkauft worden.“ Aktuell hofft Mattersberger übrigens auf ein Großprojekt, das ihn wieder länger nach Salzburg bringen würde – nämlich die geplante 380-kV-Leitung von Elixhausen nach Kaprun. „Das wäre für uns ein wirtschaftlich sehr wichtiger Auftrag, weil es um 110 Kilometer geht – auch wenn die Anrainer das Projekt nicht so gerne haben.“