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MBF1101_52_Diaet_Krebs_MBF_Artikel 11.08.11 13:09 Seite 53

Krebs & Ernährung · Trophologie

sehr strenge vegetarische Diät, bei der weder Fleisch und Milch noch Brot oder erhitzte Speisen erlaubt sind. Bei dieser Diät ist die Versorgung mit essenziellen Eiweißstoffen gefährdet. Wer sich längerfristig nach ihr ernährt, muss mit Anämie, Osteoporose und weiteren Mangelerscheinungen rechnen. Noch schlimmer kann es bei der Diät nach Gerson kommen. Sie kombiniert eine streng vegetarische Kost mit einer sogenannten Entgiftung. Dabei bekommt der Patient tägliche Einläufe mit Kaffee und Rizinusöl sowie hohe Dosen von Jod, Vitamin B12, Kalium und Leberextrakt. Gleichzeitig wird vor dem Verzehr von Zucker, Eiweiß und Salz gewarnt. Diese Art von Therapie hat schon einige Todesopfer gefordert, weshalb vor dieser „Krebsdiät“ entschieden gewarnt werden muss. Das Gruselkabinett der Krebsdiäten ist damit noch längst nicht erschöpft. Erwähnt seien hier nur noch die Homotoxinlehre nach Reckeweg oder die makrobiotische Kost, die aus dem asiatischen Raum stammt und in ihrer Reinform ausschließlich und einseitig auf Getreidenahrung setzt – dabei sind tödliche Komplikationen im Extremfall vorprogrammiert. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass viele Diäten auf lacto-vegetabilen Kostformen beruhen. Pflanzliche Lebensmittel sowie Milch und Milchprodukte stehen dabei im Vordergrund, während vor übermäßigem Kochsalz, Fett- und Fleischverzehr gewarnt wird. Damit stehen sie im Gegensatz zu einer ketogenen Diät, die den derzeit vielleicht einzigen wirklich erfolgversprechenden Ansatz einer ernährungstherapeutischen Begleittherapie bei Krebs darstellt. Sie setzt auf eine drastische Reduktion der Kohlenhydrate und basiert stattdessen auf einer extrem fett- und eiweißreichen Kost.

Wenig Kohlenhydrate Vehementester Verfechter dieses Ansatzes ist der Darmstädter Tumorbiologe Dr. Johannes Coy, der die These vertritt, dass jeder fünfte Krebspatient in Deutschland „verhungert“, weil er zu kohlenhydratreich ernährt wird. Seine Hypothese: Krebszellen decken ihren hohen Energiebedarf in erster Linie über Zucker (Glucose). Sie

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sind kaum in der Lage, Fett und Eiweiß zu verwerten. Daher schaden vegetarisch ausgerichtete, kohlenhydratreiche und fettarme Diäten, die an dem ausgerichtet sind, was gemeinhin als „gesunde“ Ernährung gilt, demnach mehr, als dass sie nützen. Ihr – trotz Pflanzenkost – noch immer zu hoher Kohlenhydratgehalt fördert letztlich das Wachstum des Tumors und kann ihn darüber hinaus besonders aggressiv machen.

Zuckerzufuhr abhängig. Dadurch wird sie aber auch resistenter gegen Chemo- und Strahlentherapie. Mit der Entdeckung des TKTL1-Gens ist Johannes Coy nun einem entscheidenden Mechanismus auf die Spur gekommen, der für diese Entgleisung des Krebszellenstoffwechsels verantwortlich ist. Für gesunde Zellen stellt das TKTL1 einen Schutzmechanismus dar, insbesondere wenn sie unter Stress geraten. Mit Hilfe

Ernährung von Krebspatienten sollte kohlen»hydratarm, aber fett- und eiweißreich sein « Coys Überlegungen sind nicht ganz neu. Bereits 1924 fand der spätere Nobelpreisträger Otto Warburg heraus, dass Krebszellen sich von gesunden Zellen durch die Art der Energiegewinnung unterscheiden. Normale Zellen können neben Zucker auch Fett und Eiweiß nutzen. Anders die Krebszelle, die fast ausschließlich von der Vergärung von Glucose zu Milchsäure lebt. Dies hängt damit zusammen, dass in jeder gesunden Zelle die Mitochondrien als „Kraftwerke“ die Verarbeitung der Nährstoffe übernehmen; die Krebszelle deaktiviert ihre Mitochondrien und beschränkt sich auf die Herstellung von Milchsäure aus Zucker. Fett oder Eiweiß werden zur Energieversorgung kaum mehr genutzt – die Krebszelle ist von der

Extra-Service Mehr Informationen zum Thema können registrierte Fachkosmetikerinnen in unserem Online-Portal einsehen und downloaden: www.beauty-forum.com/akademie Unter dem Stichwort „Brustkrebs“ finden Sie Hintergrundinfos zur Hautpflege nach Strahlentherapie. „Brustkrebs richtig behandeln“, Prof. Barth/A. Barth, Softcover, 143 Seiten, bebildert, 14,95 Euro.

von TKTL1 kann eine Zelle ihren Stoffwechsel umschalten und sich so vor Radikalen und dem Zelltod schützen. Diesen natürlichen Schutzmechanismus können auch Krebszellen nutzen, um sich vor Chemo- und Strahlentherapie zu schützen. Die Folge: Krebszellen mit diesem Stoffwechsel sind resistent gegen diese Therapien, da Radikale unterdrückt bzw. neutralisiert werden und die Auslösung des programmierten Zelltodes (Apoptose) unterdrückt wird. Dabei wird das TKTL1 vor allem von aggressiven Krebszellen gebildet. Je mehr TKTL1, desto mehr Zucker wird zu Milchsäure vergoren und desto aggressiver wird die Tumorzelle. Gleichzeitig greift die Milchsäure das umliegende Gewebe an, macht es quasi mürbe, so dass der Tumor leichter eindringen und Tochtergeschwulste streuen kann. Mit Hilfe einer speziellen Färbemethode kann man TKTL1 im Tumorgewebe sichtbar machen, so dass man bereits im Labor feststellen kann, wie viel von der Substanz gebildet wird. Auf der Basis dieser Erkenntnisse hat Coy speziell für Patienten mit TKTL1-positiven Tumoren eine Diät entwickelt, die kaum Kohlenhydrate, dafür aber reichlich hochwertige Fette und Proteine liefert. Die kohlenhydratarme Kost entzieht den Tumorzellen die dringend benötigte Glucose, sie können keine Energie mehr gewinnen und

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