ONEs G20-Bericht „Afrikas Jahrhundert“

In Gegenden, die von extremer Armut, extremem Klima und extremen Ideologien geprägt ist, sind dies beunruhigende Aussichten. •. Regionale Konflikte haben ...
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ONEs G20-Bericht „Afrikas Jahrhundert“ Afrikas Bevölkerung wird sich bis 2050 verdoppeln. Wie wir damit umgehen, entscheidet über die Zukunft Afrikas und der Welt. Am 7. und 8. Juli findet der G20-Gipfel in Hamburg statt. Deutschland hat Afrika oben auf die G20-Agenda gesetzt. Es soll eine neue Partnerschaft mit Afrika beschlossen werden. Am 12. und 13. Juni kommen Staats- und Regierungsvertreter/innen der G20 und aus Afrika mit Vertreter/innen internationaler Entwicklungsbanken und des Privatsektors in Berlin zu der „Partnership with Africa“-Konferenz zusammen. Dort werden die ersten Partnerschaftsabkommen mit afrikanischen Partnerländern, die sogenannten „Compacts with Afrika“, vorgestellt. ONE veröffentlicht dazu am 8. Juni den Bericht „Afrikas Jahrhundert“. Darin wird auf das massive Bevölkerungswachstum in Afrika und die damit verbundenen Chancen und Risiken eingegangen. Der Bericht zeigt auf, welche Maßnahmen jetzt von den afrikanischen Staaten und den G20-Staaten ergriffen werden müssen, damit die Entwicklung zu einer „demographischen Dividende“ führt. Weiterhin belegt der Bericht, warum die G20 Compacts with Africa auch die am wenigsten entwickelten Länder und die fragilen Staaten einbeziehen müssen.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick: 













Afrikas Bevölkerung wird sich bis 2050 auf 2,5 Milliarden Menschen verdoppeln. Die Hälfte der Menschen wird unter 25 Jahre alt sein. Dieses Bevölkerungswachstum kann zur größten Gefahr oder zur größten Chance für Afrika werden – je nachdem, ob die G20 zusammen mit ihren afrikanischen Partnern jetzt handeln, oder nicht. Es ist Zeit für eine neue, bessere und nachhaltige Partnerschaft mit Afrika. Dazu müssen öffentliche und private Mittel für Bildung, Beschäftigung und Beteiligung verdoppelt und illegale Finanzabflüsse halbiert werden. Mit den richtigen Maßnahmen können die G20 und die afrikanischen Staaten die bis 2035 benötigten 450 Millionen zusätzlichen Arbeitsplätze schaffen und das Bruttoinlandsprodukt um 500 Milliarden US-Dollar jährlich steigern – über die nächsten 30 Jahre. Handeln die G20 und die afrikanischen Regierungen nicht, wird dies ernste Konsequenzen für die regionale und globale Sicherheit haben. Millionen junger Afrikanerinnen und Afrikaner würden keine Bildung, keine Berufsqualifikation und folglich kaum Beschäftigungsperspektiven haben. Dies führt zu Frustration und Wut. In Gegenden, die von extremer Armut, extremem Klima und extremen Ideologien geprägt ist, sind dies beunruhigende Aussichten. Regionale Konflikte haben globale Konsequenzen. Über die Hälfte der syrischen Bevölkerung ist wegen des anhaltenden Bürgerkriegs auf der Flucht. Eine vergleichbare Situation in Nigeria, das sich im Konflikt mit Boko Haram befindet, hätte weitreichendere Folgen. Die Hälfte der nigerianischen Bevölkerung würde die Bevölkerung Deutschlands übersteigen. Die G20 können Investitionen ankurbeln, die nicht nur den ärmsten Menschen in Afrika zugutekommen, sondern auch den G20-Ländern. Dazu müssen zum einen die „Compacts with Africa“ ausgeweitet werden. Es sollten nicht nur wirtschaftliche starke „Löwen“-Staaten einbezogen werden, sondern auch fragile Staaten sowie die am wenigsten entwickelten Länder (LDCs, Least Developed Countries). Zum anderen müssen die Compacts, die Privatinvestitionen fördern sollen, im Rahmen der angestrebten neuen Partnerschaft mit Afrika durch mehr öffentliche Entwicklungsfinanzierung in den Bereichen Bildung, Beschäftigung und Beteiligung ergänzt werden. Europa altert. Afrikas Bevölkerung wird bald die jüngste der Welt sein. Eine junge, ausgebildete und qualifizierte Erwerbsbevölkerung kann sowohl der Motor für ein beschleunigtes Wachstum in Afrika sein als auch dabei helfen, die Herausforderungen eines alternden Europas zu bewältigen. Um die Zahl der Erwerbstätigen in Europa aufrecht zu erhalten, benötigt Europa laut Schätzungen eine Zuwanderung von 100 Millionen Arbeitskräften bis 2050, rund 2,5 Millionen pro Jahr. Eine Studie besagt, dass Deutschland bis 2020 1,8 Millionen und bis 2040 3,9 Millionen zusätzliche Fachkräfte benötigt. Qualifizierte Migranten, auch aus Afrika, können dabei helfen, diese Lücke zu schließen.

ZAHLEN UND FAKTEN

ONEs G20-Bericht „Afrikas Jahrhundert“ Die Situation: 

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Afrikas Bevölkerung wird sich bis 2050 auf 2,5 Milliarden Menschen verdoppeln; die Hälfte davon wird unter 25 Jahre alt sein. Innerhalb der nächsten 100 Jahre wird sich die Zahl der Menschen, die in Afrika leben, voraussichtlich vervierfachen. Bis 2050 wird Afrika die jüngste Bevölkerung der Welt beherbergen. Es wird dort zehnmal so viel Unter25-Jährige geben wie in der EU. Innerhalb der nächsten 20 Jahre wird die junge Bevölkerung zahlenmäßig größer sein als die Gesamtbevölkerung der Europäischen Union. In den nächsten 50 Jahren wird es in Afrika mehr junge Menschen (1,4 Milliarden) geben als in allen G20Ländern zusammen (1,3 Milliarden).

Die Herausforderung:    

In Afrika repräsentiert die Jugend 37 Prozent der Menschen im erwerbsfähigen Alter, ihr Anteil an der Arbeitslosenzahl des gesamten Kontinents beträgt allerdings 60 Prozent. Mehr als die Hälfte der fragilen Staaten weltweit befinden sich in Afrika (37 von 56). 28 der fragilen Staaten in Afrika gehören zudem auch zu den am wenigsten entwickelten Ländern (LDCs). Zwischen 2015 und 2035 wächst die Zahl der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in fragilen Staaten um 77 Prozent (verglichen mit 60 Prozent in nicht-fragilen Staaten). 130 Millionen Mädchen haben weltweit keinen Zugang zu Bildung. Jeder Schulabbrecherin in Europa stehen 27 Schulabbrecherinnen in Afrika gegenüber. Um eine ausgebildete und qualifizierte Bevölkerung zu fördern, die ein Motor für das Wachstum Afrikas sein wird, muss sich das ändern.

Die Chance: 



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Mit den richtigen politischen Maßnahmen (u.a. Korruptionsbekämpfung, Verbesserung der Infrastruktur und der Schaffung von Arbeitsplätzen) haben afrikanische Regierungen die Möglichkeit, hochwertige Jobs zu schaffen für die 450 Millionen neuen Arbeitskräfte, die bis zum Jahr 2035 auf den Arbeitsmarkt strömen (22,5 Millionen pro Jahr). Eine Verdopplung der Investitionen in Bildung, Beschäftigung und Beteiligung kann innerhalb der kommenden 30 Jahre zu einem Wachstum des afrikanischen Bruttoinlandsprodukts um jährlich 500 Milliarden US-Dollar führen. Dies entspricht etwa einem Drittel seiner bisherigen Wirtschaftsleistung. Im Jahr 2034 wird Afrika eine größere Erwerbsbevölkerung haben als China oder Indien. In Subsahara-Afrika ist Wachstum im Agrarsektor elfmal effektiver bei der Bekämpfung von Armut als Wachstum in anderen Bereichen. Das Konsumvolumen von afrikanischen Haushalten und Unternehmen wird bis 2025 einen Umfang von 5,5 Billionen US-Dollar haben. Derzeit importiert Afrika ein Drittel seiner Konsumgüter. Mit einer Verbesserung der Produktionsbedingungen in Afrika könnten afrikanische Unternehmen drei Viertel der potentiellen Nachfrage in Afrika selbst bedienen. Mit fortschreitender Industrialisierung können in diesem Bereich 14 Millionen neue Jobs innerhalb der nächsten 10 Jahre geschaffen werden. Wenn die Unternehmen und Regierungen Afrikas das volle Potential des Internets nutzen, könnte dies zu einer Erhöhung der afrikanischen Wirtschaftsleistung von 300 Milliarden US-Dollar bis 2025 führen.