Meine Adresse lautet: Inf.Reg. 143 II. Ersatz-Bataillon 4. Kompagnie ...

Liegen mit 90 (1. Zug) in einer. Baracke. Gegend ..... Gladbecker Zeitung lese ich mit großem Interesse, vor allem den Artikel von der schönen Friedrichstraße.
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Recklinghausen,d. 16. 11. 16 Meine Lieben! Meine Adresse lautet: Inf.Reg. 143 II. Ersatz-Bataillon 4. Kompagnie Oberehnheim im Elsaß. Herzl. Gruß Euer Kurt. 16. 11. 16 Meine Lieben! Soeben 2 Uhr 20 abgefahren. Kolossaler Transport. Soeben durch Wanne! Mein Abiturientenzeugnis von oben bis unten gut, wie mir ein Unterprimaner sagte, der es beim Schuldiener gesehen. - Mit 7 Mann im Wagenabteil III. Klasse. Unter anderem Gerhardt, Surmann, Schmidt. Schon 2 Pfund Brot bekommen! Es geht nach einem Vogesenstädtchen im Oberelsaß. Meine Adresse habt Ihr wohl erhalten. Augenblicklich in Gelsenkirchen, dann nach Essen. Begeisterte Stimmung! Halten augenblicklich in Gelsenkirchen. Überall hunderte von Rekruten. Nun lebt wohl. Auf ein Wiedersehen hoffen wir fest. Herzl. Gruß Euer dankbarer Kurt.

Bischweiler 9.15 Uhr. Meine Lieben! Heute nacht (?) 2 Uhr bis 1/2 3 Uhr Mittagessen in Bingerbrück eingenommen. Steckrübensuppe mit Fleischeinlage, habe 2 mal zugegriffen. Durch die Bayerische Pfalz halb wach, halb schlafend, bei Eisblumen an den Fenstern nach dem historischen Weißenburg gefahren. Es geht nach einem Vogesendörfchen (35 km hinter der Front) Herzl. Gruß Euer Kurt Straßburg, d. 17. 11. 16 Meine beiden Karten erhalten? Den Anblick des Rheins, ferner in der Luft ein Zeppelin, die Scheinwerfer, die spielten, werde ich nie vergessen. Es ist 7 Uhr. Freitagabend 6 Uhr sind wir da. Grüßt mir Gladbeck. Herzl. Gruß Euer Kurt. Oberehnheim, d. 17. 11. 1916 Meine Lieben! Sind 2 Uhr angekommen. Die 24stündige Fahrt war mir äußerst interessant. Die Hauptbahnhöfe Cöln, Koblenz, Neustadt, Landau, Weißenburg u. Straßburg - nur, nur Militär! Wir fuhren tief in den Süden bis Schlattstadt, wo ein Flieger kreiste. Dann in die Vogesen! Eine wunderbare Landschaft, nur Weinberg an Weinberg. Berge , von hunderten Metern Höhe! Alle 1/4 Std. ein kleines, freundl. Städtchen. In einem solchen sind auch wir. Außerordentlich kalt auf der Höhe. Das Wasser schon zu Eis. Wir lagen mit dem ersten Zuge in einer Baracke. Schicken braucht Ihr noch nichts. Lebt wohl und seid herzlich gegrüßt

von Eurem dankbaren Kurt (Adresse genau schreiben wie umseitig.) Oberehnheim 18. 11. 1916 Liebe Eltern u. Geschwister! Heute morgen 1/2 6 Uhr beim Aufstehen tiefer Schnee, schon ein Brausebad genommen und eingekleidet in feldgrau. Als Essen bisher meine Lieblingsspeise Graupensuppe u. Grützensuppe mit Ochsenfleisch gehabt. Ist es bei Euch auch so kalt wie hier? Ich glaube kaum. Briefe müssen, da Sperrgebiet, geöffnet sein. Liegen mit 90 (1. Zug) in einer Baracke. Gegend und Bewohner vollständig anders als in Gladbeck. Bis auf weiteres herzl. Grüße Euer Kurt. Oberehnheim, d. 20. 11. 16 Meine Lieben! Heute ersten Dienst: Freiübungen und Ehrenbezeugung. Morgen Löhnung 5,30 M. Dumpf dröhnt der Kanonendonner von der Front. Beim Essenholen treffe ich die anderen Gladbecker auch. Morgen Impfung. Allmählich lebt man sich ein. Wildes Wetter! Wenn Zeit, schreibe einen Brief. Wie geht's daheim? Zum Zeitunglesen wenig Zeit. Seit Mittwoch keine mehr gelesen. Die Gegend sehr schön! Herzl Gruß Euer dankb. Kurt.

Meine lb. Irene! Für die pünktl. Zusendung der Zeitung herzl. Dank. Habe mich schon ganz eingelebt. Essen ist reichlich u. vorzüglich. Sobald ich Zeit habe, schreibe ich einen Brief. Der 1. Zug liegt in einem Saal. Bekannte sind Schmidt u. Gerhardt. Heute einen militärischen Spaziergang in die Vogesen gemacht. Heute gab es Nudeln mit Tunke; heute abend Käse u. Tee; gestern Flockensuppe. Grüße bitte die lieben Eltern u. Geschwister u. sei herzlich aus weiter Ferne gegrüßt von Deinem Kurt. Meine lb. Eltern u. Geschwister! Entschuldigt bitte, daß ich noch nicht ausführlich geschrieben. Sobald ich längere Muße habe, folgt ein Brief. Vaters beide Briefe u. Irenes Karte haben micht tief ergriffen. Meinen herzlichsten, innigsten Dank für die schönen Zeilen. 3 Zeitungen angekommen! Danke herzl. der lieben Irene dafür. Brief soll folgen. Die innigsten Grüße aus weiter Ferne Euer dankb. Kurt. Oberehnheim, den 24. 11. 16 Meine Lieben! Für Mutters Brief herzl. Dank. Karten erhielt ich von Altenmethler, Onkel Otto, Onkel Ernst u. Herrn Rektor Fischer. Hoffentlich kann ich bald einen Brief schreiben. Um 1/2 5 Uhr stehen wir auf. Die schönste Zeit meines Lebens liegt hinter mir, wo ich mehr Bewegungsfreiheit hatte. Zivilkleider gehen auch ab. Ob ich sie noch einmal anziehen darf? Wir hoffen es fest. Herzl. Grüße an alle die Lieben daheim Euer Kurt.

Oberehnheim, 25. 11. 16 Meine Lieben! Schickt mir bitte Pulswärmer u. wenn möglich Eßwaren. Aber nur wenn Ihr könnt z. B etwas Butter. Dienstag werden wir vereidigt. Heute erhielten wir einen Säbel. Gewehr haben wir noch nicht. Die Bescheinigung von Herrn Kompagnieführer erhalten, aber noch nicht abschicken können. Hoffentlich kann ich bald einen Brief schreiben. Herzl. Gruß Euer dankb. Kurt. (Brief:) Oberehnheim.d. 26. 11. 16 Meine lb. Eltern u. Geschwister! Vaters Karte vom 25. heute erhalten. Besten Dank. Ich habe mehrere Karten geschrieben, die inzwischen wohl angekommen sind. Also jetzt etwas Näheres! Wir liegen mit dem 1. Zuge (4 Korporalschaften) in einem größeren Raum. Die anderen Rekruten sind in anderen Stellen in ähnlichen Räumen untergebracht. Auch einige Gladbecker liegen bei mir im Saale: Gerhardt, Franz u. Arthur Schmidt. Ich schlafe oben. Neben mir im anderen Bett: Böckmann, Milchkutscher bei Landwirt Mehring. Mein linker Nebenmann ist Richard Rieger, Schriftsetzer bei A. ...(?), ein treuer und hilfsbereiter Kamerad. Als Dienstkleidung haben wir feldgrau. Als Sonntagsanzug blauen Rock u. feldgraue Hose. Sehr neue Sachen. Säbel, Patronentasche u. Helm auch schon erhalten. Am 1. Sonntag hatten wir Besichtigung durch Herrn Bataillonsführer. Geimpft sind wir schon auf dem Arm. Dienst ist folgender: Gegen 5 Uhr aufstehen, Kaffeetrinken u. Sachen noch etwas in Ordnung bringen. Von 7 bis 1/2 8 Uhr Unterricht vom Herrn Kompagnieführer über Kriegsartikel oder vom Unteroffizier über Gewehr 98 oder Vorgesetzte. Von 1/2 9 bis 11 Einzelexerzieren, Freiübungen, Grüßen. Um 1/2 12 Uhr Essen. Von 2 bis 4 wieder Dienst wie morgens. Um 5 Uhr Appell. Von 6 - 7 Uhr Beschäftigungsstunde. Um 9 Uhr ins Bett. Der Dienst fällt mir bisher ganz leicht. Nur an das frühe Aufstehen mußte ich mich gewöhnen. Das Essen ist einfach vorzüglich, sehr schmackhaft. Ich habe immer gesunden Soldatenhunger. Post habe ich schon reichlich bekommen. Briefe von Onkel Otto und Tante Paula, die sehr herzl. gehalten waren. Karten von Onkel Ernst, Rudolf u. Schlüter. Herr Rektor Fischer schrieb auch ein frdl. Kärtchen. In der Kompagnie sind 13 Einjährige. Für diese sind 3 Bücher angeschafft: Felddienstordnung. Exerzierreglement u. Schießvorschrift.Für jeden diese 3 Bücher; kosten 4,50 M und sind bezahlt. Geld habe ich noch genug, bekomme ich doch Kriegslöhnung. Für Putzzeug, Pattenschere (??), Knopfgabel (?) u. s. w. habe ich einige Mark ausgegeben. Heute mittag gab es: deutsch. Beafsteak, Kartoffeln u. bayr. Kraut. Sonst manchmal: Bohnensuppe mit Hammelfleisch, Flockensuppe, Graupensuppe, Nudeln mit Tunke. Abends Tee mit Hering, Tee mit Käse, Kaffe u. Marmelade, Kartoffelgemüse. Stets sehr gut zubereitet. Dienstag werden wir vereidigt. Surmann hat sich als Fahnenjunker gemeldet für Inf.Reg. 13. Anfangs kam mir das Leben etwas ungewohnt vor, aber man gewöhnt sich schnell an das Militärleben. Häufig weilen meine Gedanken in der fernen Heimat. Besonders ergreifend sind die Soldatenlieder von der Heimat: "Sei gegrüßt aus weiter Ferne, treue Heimat sei gegrüßt." Die köstlichsten Minuten sind die, wenn ich ein Schreiben von Euch lese. Anfangs traten mir stets die Tränen in die Augen. Deshalb schreibt bitte häufig und schickt mit eine von den Photographien, die Herr. B. angefertigt. Die Bescheinigung schicke ich in diesen Tagen fort. Das Zeugnis ist eigentlich überflüssig, aber ich will es hier behalten. Wenn Ihr etwas schicken wollt, dann bitte ein Paar Pulswärmer u. etwas Butter. Es ist jetzt Sonntag 1 1/2 Uhr. Allein Ausgang haben wir heute noch nicht. Deshalb will ich schreiben. Die Gymnasialzeit war doch die schönste Zeit meines Lebens. Was macht Hedi, der Sonnenschein unseres Hauses? Seid alle herzl. gegrüßt von mir, der ich Eurer stets in dankbarer Liebe gedenke.

Euer Kurt. Oberehnheim, d. 26. 11. 16 Mein lieber Martin! Es ist Sonntagabend 1/2 8. Die Soldaten schreiben, singen u. spielen Karten. Ich schreibe den Abend fortwährend. Habt Ihr alle Karten jetzt bekommen, auch den Brief? Lernst Du immer fleißig. Turne und spiele tüchtig, dann wirst Du später auch ein tüchtiger Soldat. Schreibe mir nur oft, danke Dir herzl. für Deine lb. Karte. Hast Du immer noch Glück beim Knicker spielen, Du lb. Junge? Grüße bitte die Eltern, Irene und besonders das kl. liebe Schwesterchen. Dein Kurt. Oberehnheim, 28. 11. 16 Meine Lieben! Es ist 7 Uhr. Bei Euch alles im süßen Schlummer. Hier alles seit 1/2 6 Uhr geschäftig. Sonst stehen wir um 5 auf. Aber heute um 8.10 Antreten zur Vereidigung im Ordonnanzanzug. Habt Ihr jetzt die Karten und den Brief erhalten? Bescheinigungen an den Direktor habe ich abgeschickt. Wir werden heute an unserem 1. militärischen Ehrentage wohl frei haben. Das Paket ist noch nicht angekommen. Wir bekommen 3 Pfund Brot für 3 Tage, aber vor der Zeit ist schon oft alles weggegessen. Brief soll so bald wie möglich folgen. Herzl. Grüße an alle Euer Kurt, der Euer stets gedenkt. Oberehnheim,den 29. 11. 16 Meine lieben Eltern u. Geschwister! Nachdem soeben der Appell in Lederzeug vorüber ist, habe ich bis 6 Uhr, dem Beginn der Beschäftigungsstunde, Zeit zum Schreiben. Zunächst etwas von der Vereidigung. In einer stimmungsvollen Kirche (kath.) war Gottesdienst. Die Liturgie wurde von einem ev. Geistlichen gehalten, die Predigt von einem kath. Es waren unsere 100 Rekruten versammelt. Nach dem Gottesdienst ging es zum Marktplatz, wo die Vereidigung nach den Bundesstaaten getrennt stattfand. Doch bei weitem die meisten waren Preußen. Anschließend eine Ansprache vom Herrn Bataillonskommandeur des II. Ers.B., darauf unter Vorantritt der Kapelle Parademarsch. Nachmittags war dienstfrei, doch bisher kein alleiniger Ausgang. Um 7 Uhr fand Konzert für uns statt im Mannschaftsspeisesaal, wohin wir auch jeden Mittag und Abend zum Essen gehen. Der Saal ist in ... (??) . Der Weg ungefähr 10 Min. Hatten wir bisher auf einer Wiese, dem Bataillonsturnplatz exerziert, so ging es heute morgen nach der Instruktion im Turnsaale des Seminars zum Nationalberg (?). Der Weg führt etwa 20 Min. immer zwischen Weinbergen bergan. Diesen Morgen werde ich nicht vergessen der Kälte wegen, die oben auf der Hochfläche herrschte. Ringsum Täler und Berge. Heute nachmittag haben wir zum ersten Male Griffe gekloppt. Sonst üben wir mit Seitengewehr und Patronentaschen. Mutters Brief heute erhalten. Meinen herzl. Dank. Jede Nachricht erfreut mich. Alles wartet gespannt, wenn Post ausgegeben wird. Herr Rektor F. schrieb mir auch eine Karte. Das Paket ist noch nicht angekommen. Ich warte sehnsüchtig darauf. Das Brot einteilen ist hier dasselbe wie dort. Schon nach einem Tage ist das Brot auf, das für 3 Tage reichen muß. Ich habe noch ein kleines Stück für Donnerstagmorgen. Sonst bin ich ganz blank. Eßwaren sind die allein begehrenswerten Artikel. Wenn Ihr mir einen Gefallen tun wollt, schickt mir ab u. zu etwas Butter u. Speck. Aber Ihr sollt Euch nicht einschränken. Heute mittag gab es Nudeln mit Tunke und heute abend Graupensuppe. Früher aß ich letztere nie, jetzt mit größtem Appetit. Überhaupt lernt man hier mancherlei. Das Einleben fiel mir in den ersten Tagen, offen gesagt, sehr schwer. Besonders das Aufstehen um 1/2 5 Uhr. Jetzt geht es aber mit

elegantem Schwunge aus der ersten Etage sofort in die Unterhose. Eine warme Decke ist für mich überflüssig. Herzl. Dank für das Anerbieten. Aber Pulswärmer schickt mir bitte sofort. Meine Finger sind den ganzen Morgen starr. Das Anerbieten, nach Arolsen zu kommen, hätte ich gern angenommen. Aber die Verhältnisse haben sich anders gestaltet. Hoffentlich haben wir Sonntag alleinigen Ausgang. Dann sollt Ihr wieder einen Brief haben. Dann kann ich auch die anderen Gladbecker treffen. Bruno Lorenz ist auch hier im Saale, doch nicht in meiner Korporalschaft. Für die pünktliche Zusendung der Zeitungen der lb. Irene herzl. Dank. Hätte selbst nicht geglaubt, welche Freude sie jeden Mittag macht. Setze heute den Brief fort. Vaters Briefe erhalten und soeben das schöne, schöne Paket nach einer Fahrt von 8 Tagen, die es gebraucht. Meine Freude unbeschreiblich! So viel hatte ich ja gar nicht erwartet! Meinen herzlichsten Dank. Könnte ich Euch später alles das Gute, das Ihr mir antut, vergelten. Herzl. Dank für die zahlreiche Post. Dadurch wird mir immer die größte Freude bereitet, durch die Post. Sie erinnert mich am meisten an die ferne, ferne Heimat, von der alle gesungenen Lieder sprechen. Nochmals herzlichen Dank. Auch von anderer Seite bekomme ich zahlreiche Karten u. Briefe. Lebt wohl, Ihr Lieben, seid herzlichst gegrüßt, aus Deutschlands fernem Westen. Euer Euch innigst liebender Kurt. Oberehnheim, d. 28. 11. 1916. Mein lieber Martin! Sende Dir Deine zukünftige Photographie, wenn Du Jahre älter bist(Matin war damals 8 Jahre). So siehst Du dann als Soldat aus im stolzen Regiment 143. Würde mich sehr freuen, wenn Du mir mal einen Brief schriebst. Sobald ich Gelegenheit habe, lasse ich mich photographieren. Nun lebe wohl, mein lb. Junge, und sei herzl. von Deinem Soldatenbruder gegrüßt. In alter Treue Dein Kurt. Ihr Lieben! Von einem Abendkonzert der Regimentskapelle am Tage meiner Vereidigung die herzl. Grüße. Es geht mir noch körperlich bisher tadellos. Wünsche Euch weiteres Wohlergehen. In Liebe Euer Kurt. Meine lb. Hedi! die 1. Ansichtskarte sollst Du von Kurt haben. Verwahre sie gut, daß Du mir sie zeigen kannst, wenn ich Dich, Du lb. Kleine, noch einmal sehen darf. Bist Du auch immer artig? Grüße mir Eltern u. Geschwister und sei Du am meisten gegrüßt von Deinem Dich liebenden Kurt. Oberehnheim, d. 1. 12. 16. Meine Lieben! Gestern das schöne Paket von Euch und heute ein gleiches von Altenmethler: ein Bauernstuten, 1 Stulle Butter, eine kl. Mettwurst, Blutwurst u. Äpfel. Ich sitze jetzt schön darin. Dann kann man sagen: O, welche Lust, Soldat zu sein. Heute haben wir die letzten Sachen erhalten. Tornister, Mantel, u. s. w. u. s. w. Der Dienst im Winter ist nicht gerade angenehm. Aber man muß durchhalten, aushalten u. Maulhalten beim Kommiß. Wenn wir Sonntag Ausgang haben, schreibe ich einen Brief. Herzl. Grüße an alle, besonders an Hedi, Euer Kurt.

Oberehnheim, d. 3. 12. 16 Meine Lieben! Donnerstag das schöne Paket von Euch, Freitag ein ebenso schönes von Altenmethler. O, welche Lust, Soldat zu sein, kann man dann sagen. Freitag 19,70 M erhalten (Löhnung, Putzgeld, Reiseverpflegungsgeld.) Gestern gegen Typhus auf der Brust geimpft. Befinden so ziemlich heute. Morgen geht's zum ersten Male hinaus (Vorpostendienst mit Marsch. Habt Ihr den Brief erhalten? Herr B. schrieb mir. Mit herzl. Gruße u. dem Wunsche auf Wiedersehen verbleibe ich Euer Kurt. Oberehnheim, d. 3. 12. 16 Meine Lieben! Nachdem ich heute nachmittag Euch eine Karte geschrieben, will ich jetzt die freie Zeit zu einem Briefe benutzen. Mein Befinden ist immer noch sehr gut. Das Impfen hat mich nicht viel mitgenommen. Alleinigen Ausgang hatten wir heute noch nicht. Doch konnten die einzelnen Korporalschaften mit ihren Korporalschaftsführern einen Spaziergang machen. Doch war die Teilnahme eine freiwillige. Ich habe mich nebst anderen nicht angeschlossen. Einerseits war ich zu müde, andererseits wollte ich die Zeit benutzen, meine Sachen zu ordnen z. B. Strümpfe, Taschentücher waschen u. s. w. Von 4 - 6 Uhr habe ich im Bett gelegen. Heute mittag haben sich die einzelnen Korporalschaften photographieren lassen. Sobald ich eine Photographie habe, schicke ich Euch eine solche zu. Die freie Zeit benutze ich, um alle rückständigen Briefschaften zu erledigen. Auch nach mehreren Gladbeckern habe ich ein Kärtchen geschrieben. Würdest Du, lb. Vater, so freundlich sein, u. mir Rektor's Adresse mitteilen, damit ich mich bei ihm für seine Karte bedanken kann. Das Paket hat mir große Freude bereitet u. kam mir gut zustatten. Besonders schmeckten der schöne Kringskuchen (Kriegskuchen?) u. die Marmelade, die ich morgens aufs Brot streiche. Nochmals herzl. Dank für all' die schönen Sachen. Das Paket von Altenmethler enthielt einen Stuten, eine Stulle Butter, Äpfel, ein Stück Blutwurst u. eine kl. Mettwurst. Am Freitag erhielten wir 19,70. Habe also Geld genug. Ausgegeben habe ich für Putzsachen einige Mark. (Gewehrreinigungssachen, Pattenschere >?, s. o.< u.s.w.) Meine Sachen habe ich in einer verschließbaren Kiste, die ich für eine Mark kaufen konnte. Dann habe ich sonst noch etwas Geld für Schokolade ausgegeben. Habt Ihr die beiden Briefe und die Ansichtskarten erhalten? Der Dienst war bisher folgender: 1/2 5 aufstehen, 1/2 6 Kaffeeholen, jeden Morgen von jeder Korporalschaft 2 Mann mit je einem Eimer...(?). Es geht abwechselnd. Wenn Ihr im süßen Schlummer liegt, gehen wir schon 10 Min Weg u. holen den Morgentrunk. Von 7 - 8 ist Instruktion, teils von den Korporalschaftsführern, vom Zugführer oder vom Kompagnieführer. Von 1/2 9 - 11 Uhr Einzelausbildung. In den letzten Tagen Griffekloppen u. Zielübungen. 1/2 12 Uhr Essen. Heute mittag gab es Suppe, Ochsenfleisch, Kartoffeln u. 1 Salzgurke. Heute abend Tee u. ein Stück Käse. Von 2 - 4 ist wieder Dienst: Turnen, Turnspiele, Freiübungen. Um 5 Uhr Appell, entweder in Stiefeln, Schnürschuhen, Lederzeug, Putzzeug, Ausgehanzug. Von 6 7 Putzstunde u. 1/2 8 Uhr Essen. Morgen geht's zum ersten Male ins Gelände. Der Dienst strengt zwar an, besonders seit wir ein Gewehr tragen, läßt sich aber doch ertragen. Die Bewohner beschäftigen sich vorwiegend mit Weinbau. Oberehnheim ist ein nettes, altertümliches Städtchen. Im Hintergrund erheben sich zu ansehnlicher Höhe die Vogesen. Auf manchen Häusern sind sogar Storchnester. Jetzt habe ich noch eine Bitte an Euch. Schickt mir bitte ein Paar Pulswärmer, Strümpfe, ein Paar warme Fingerhandschuhe, u. dann legt bitte Putzlappen bei u. eine Photographie, die Herr B. angefertigt. Nunmehr will ich jetzt noch einen Brief nach Altenmethler schreiben. Die Gladbecker Zeitung lese ich mit großem Interesse, vor allem den Artikel von der schönen Friedrichstraße. Nunmehr ist

mein Stoff erzählt. Es ist 8 Uhr. Noch eine Stunde, dann geht's ins Bett, um durch Ruhe neue Kraft zu schöpfen für den beginnenden Wochendienst. So lebt denn wohl, meine Lieben, u. seid gegrüßt aus weiter Ferne von mir, der ich in der festen Hoffnung auf ein Wiedersehen Eurer stets in Dankbarkeit und Liebe gedenke. Euer Kurt. Oberehnheim, d. 5. 12. 16 Meine Lieben! Für das 2. Paket, Vaters u. Mutters Brief, meinen herzl. Dank. Besonders die schönen Sachen im Paket haben mich sehr erfreut. Am Montag war 1. Marsch. Auf dem Rückwege wurden wir von der Kapelle abgeholt. Erhieltet Ihr die Ansichtskarten u. den Brief vom 3. 12.? Herzl. Grüße in Eile Euer Kurt. Oberehnheim, d. 9. 12. 16 Meine Lieben! Für die Briefe von meinen Geschwistern herzl. Dank. Heute morgen einen Marsch von 15 km gemacht mit Marschsicherung u. Aufstellung von Posten. Gestern gegen Cholera geimpft. Am Donnertag besichtigte uns Seine Excellenz Brigadekommandeur. Er fragte jeden nach seinem Beruf, auch mich. Er fragte dann weiteres. Das 3. Paket noch nicht erhalten. Sobald wie möglich, soll Brief folgen. 2 Uhr ist gleich baden. 4 Uhr Appell. Herzl. Grüße an alle die Lieben daheim Euer Kurt.