Lotta Flexibel und der Charme in ihren Falten

... Sachbearbeiterin in. Verkauf und Einkauf, Sekretärin, kaufmännische ... meines Outfits für das Büro oder sonst was. Also, auf in die Küche und die ...
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Regine Reinhard

Lotta Flexibel und der Charme in ihren Falten Roman

© 2013 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2013 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag, Berlin Coverbild: Fotolia, 43127119 –Coll.ectionf sunglasses on the beach, © viperagp Printed in Germany ISBN 978-3-8459-0657-7 AAVAA Verlag www.aavaa-verlag.com eBooks sind nicht übertragbar! Es verstößt gegen das Urheberrecht, dieses Werk weiterzuverkaufen oder zu verschenken! Alle Personen und Namen innerhalb dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Lotta Flexibel, das bin ich ... Hallo, Ihr lieben Mitmenschen da draußen. Darf ich mich vorstellen? Ich heiße Lotta Flexibel. Mein Name macht mir gebührend Ehre, weil ich immer flexibel unterwegs bin. Lotta abgeleitet von Lotterie? Dies kann mitunter eine Rolle gespielt haben, einen passenden Namen für mich zu finden. Denn wie im Reigen des Lebensroulettes, springt die Kugel hoffnungsvoll, zwischen den vielen Glückszahlen hin und her, um irgendwann dabei auf die zu treffen, die einem das große Los verspricht. Tatsächlich mauserten sich meine Namen, Flexibel und Lotta zum ständigen Lebenselixier und deshalb heiße ich heute Sie in meiner Welt auf das Herzlichste willkommen. Erleben Sie mit mir die Momente, bei denen sich Ihre Haare im Nacken hochstellen, oder den in Wallung gebrachten Pulsschlag, der Ihnen die Zornesröte ins Gesicht treibt. Lotta, ganz einfach, das bin ich. Kapriziös und in keine Schublade zu 3

stecken. Ein Mensch im großen Garten der Erde, durchgepustet vom Wind des Lebens, der somit keinen Stillstand kennt. So setze und bewege ich mich mit Zuversicht und voller Elan über die Stolpersteine des immer komplizierter werdenden Lebens bis zum heutigen Tag hinweg. Witzig, ernst, gefühlvoll, tolerant, einsichtig, manchmal ganz unten, dann wieder ganz oben. Aber dies kennt wohl jeder von Ihnen. Nichtsdestotrotz möchte ich davon berichten. Seid deshalb gespannt auf unseren gemeinsamen Lebensrausch. Ein ironischer Streifzug, gespickt mit lustigen Tiefgängen, kantigen und scharfen Ecken, der uns durch fast alle Schichten des gesellschaftlichen, täglichen Lebens führen wird. Nun gut mit wem haben Sie es genau zu tun? Dies sei Ihnen gesagt: das, was heute an Flexibilität praktiziert wird, habe ich schon seit den Sechzigern intus. Doch mit einem Schmunzeln, das meine Mundwinkel umspielt, kann ich über das Erlebte lachend und humorvoll die Sprossen meiner Lebensleiter erklimmen. Auch wenn manches Mal eine Sprosse unter dem Gewicht der Ereignisse ins Wanken kam oder vielleicht zerbrach, prägen 4

mich bis heute wichtige Lebensstationen. Das alltägliche Allerlei zauberte unbemerkt im Laufe der Jahre einen geheimnisvoll funkelnden und vielsagenden Blick in meine Augen. Aber trotz der Widrigkeiten minderte dies meine Lebensfreude nicht im Geringsten und verlieh meiner Persönlichkeit eher eine einzigartige, charmante Ausstrahlung. Beginnen wir am besten mit der Neuzeit und begleiten Sie mich bis in die Sechzigerjahre zurück. Vielleicht stellen Sie Parallelen zu Ihrem Lebenslauf fest und waren ebenso flexibel, gewollt oder ungewollt unterwegs wie ich, auch wenn man es heute nicht so richtig wahrhaben möchte? So manche verdutzte Mimik wird Ihnen diese Geschichte ins Gesicht zaubern, doch bei aller Lebendigkeit der Geschehnisse erlebte ich auf meinem beruflichen Lebensweg Unternehmensinsolvenzen, Umstrukturierungen, Verlagerungen und Schließungen von Niederlassungen. Aber dies wird Ihnen bestimmt selbst bekannt sein und so haben diese auch in meinem Leben eine brisante Rolle gespielt. 5

Sage und schreibe bin ich nun beim Job Nummer dreiundzwanzig in der Neuzeit angekommen, wobei ich diese wechselnden Einsätze, die ich bei Personalleasingunternehmen innehatte, nicht einmal mitgerechnet habe, aber mit einem Augenzwinkern flitze ich auch hier wieder um die Ecke! Denn mit einem hintergründigen Lächeln und Grübchen auf meinen Wangen durchwanderte ich bravourös und schwungvoll die hierfür geschaffenen Rahmenbedingungen unserer lieben Obrigkeit. Nun stellte ich mir jedoch, wie so oft, die Frage, wie setze ich diese Dinge am Erfolg versprechendsten um, damit ich bei Vorstellungsgesprächen ankomme? Vielleicht verkleide ich mich als Werkstudent, Praktikant oder Job-Setter? Oder rutsche ich etwa in Hartz IV, Aufstocker ALG II und schreibe circa dreihundert aussichtslose Bewerbungen, nehme an Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit bis zum Renteneintritt mit 65, 67, 70, 72, 80 Jahren teil ...? Bisweilen fungierte ich in meinem abwechslungsreichen Arbeitsleben als Projektassistentin, Sachbearbeiterin in Verkauf und Einkauf, Sekretärin, kaufmännische 6

Mitarbeiterin, Personalsachbearbeiterin, wobei ich auch von kurzzeitiger Arbeitslosigkeit nicht verschont wurde. In jungen Jahren hoffte ich auch, die Karriereleiter erklimmen zu können und war deshalb ganz enthusiastisch angehaucht. So stürzte ich mich jung, dynamisch und für alles offen, wie ich eben war, am laufenden Band in Fortbildungskurse, lernte Sprachen und etliches unnützes Zeug, das ich am Ende im Berufsleben sowieso nicht einsetzen konnte. Nun eine profunde Frage: Haben Sie das auch so erlebt und können Sie Parallelen zu meinem Lebenslauf ziehen? Ist Ihnen vielleicht Ähnliches widerfahren und liegen Ihnen eventuell ebenso flotte Sprüche auf den Lippen, die ich mir oft grinsend angehört habe - die mich aber bis ins Mark trafen - wie: ›Ich glaube, Sie kann nichts mehr erschüttern, auch wenn neben Ihnen die ganzen Konzerne lichterloh in Flammen aufgehen, dann stehen Sie immer noch da, wie ein Fels in der Brandung und trotzen den stärksten Wogen und Wellen.‹

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Nein, Lotta erzählt weder vom Schnarchen der Ameisen, welche Gerüche ein Krokodil nach der Paarung verbreitet, noch zaubert Sie fiktive Gebilde und Ereignisse herbei. Sondern Sie erzählt von der Gesellschaft, den Menschen und ihren Empfindungen in einem Erneuerungsprozess. Lotta ist die Hauptdarstellerin, mittendrin und dabei hautnah am Geschehen. Jetzt geht es aber endlich los, mit dieser extravaganten Exotin auf unserem Planeten, lernen Sie diese brilliante Lebenskünstlerin par excellence nun kennen und viel Spaß dabei. Vielleicht lässt es den einen oder anderen Bewohner unseres Erdballs, selbst tief in die finstersten Ecken seiner Seele oder in die allseits magische, klare Bleikristallkugel blicken. Wenn er die glitzernde Kugel mit kreisenden Handbewegungen auf alle Eventualitäten seiner Lebenssituationen einschwört und inständig, an die lang ersehnte Erfüllung seiner Wünsche glaubt.

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Die Kehrseite der Medaille Beginnen wir nun mit der Morgenröte, den ersten Sonnenstrahlen, die meinen Körper sanft umhüllen, und dem wohlig, warmen Gefühl, das sich in mir an diesem Tag ausbreitete. Augen auf, blinzle in den Tag hinein und mein Blick richtet sich zum Fenster. Ein neuer Tag, ein neues Glück! Ich stehe auf, recke und strecke meine Glieder unter Gähnen in alle Richtungen meines Bettes. Nachdem ich aufgestanden bin trödle ich, Lotta, vor mich hin, bis ich ganz wach bin. Heute muss ich mich nicht beeilen, keine Termine, kein Styling bis auf das I–Tüpfelchen meines Outfits für das Büro oder sonst was. Also, auf in die Küche und die Kaffeemaschine eingeschaltet, Toast mit Marmelade, Orangensaft und das Morgenmagazin im ZDF ansehen. Verfolge ich kopfschüttelnd und mit Verwunderung so manche Entscheidungen und Geschehnisse in der Welt. Zustimmung, die bisweilen auch mit 9

Skepsis gepaart ist. Nimm dir das nicht so zu Herzen und mache dir bloß keine Gedanken darüber, denn ausrichten kann man sowieso nichts und denke — wie hat sich doch alles verändert. Was heute noch Bestand hat, ist morgen bereits Vergangenheit. Schnelllebigkeit mit einem vorsehbarem Burn-Out-Syndrom, ist es das, was wir wollen? Oder handelt es sich hierbei um die fortwährende Sehnsucht nach Arbeit, die einen nicht zur Ruhe kommen lässt? In so einem Hamsterrad hatte ich mich auch einmal voller Eifer gedreht, weil ich bis zum Verlust meines Arbeitsplatzes gedacht hatte, dies würde mich auf der Karriereleiter weiterbringen und meine Glückseligkeit sein. Wenn ich gedanklich zurückblicke, was sich in der letzten Firma zugetragen hatte. Mit einem neuen Chef und seinen kreativen, neu eingeführten Umstrukturierungsmaßnahmen kam für mich auch das Ende meiner Anstellung. Die Schachfiguren wurden unermüdlich bis zu meinem Schachmatt hin und her geschoben. Wahrlich einzigartig waren diese Mobbingversuche, um mich hinauszuekeln, dass man mir den 10

Schreibtisch samt dem Stuhl unter meinem Allerwertesten wegzog, hätte eigentlich noch zum Schlussakkord gehört. Um mich loszuwerden, hat man sich alle nur erdenklichen Variationen des Mobbings aus dem Hemdsärmel geschüttelt, um massive Angriffe auf meine Person zu starten. In diesem besonderen Firmenfall habe ich jedoch dagegen vehementen Widerstand geleistet und bin wie eine Grand Dame, über alles hinweggegangen. Nerven wie aus Stahl habe ich mir und auch anderen gegenüber mit diesem Drahtseilakt bewiesen. Zum guten Schluss musste dieser außergewöhnliche, vorgeführte Firmenfall in Person jedoch den Saal bereits vor Beginn der Gerichtsverhandlung wieder verlassen. Das Obsiegen, der sich im Hintergrund haltenden, einfallsreichen Domteure, war dieses Mal eher vergleichbar mit einem Schuss vor deren Bug. Ja, so ist es mit, frech siegt! Ab sofort müssen Sie niedrige Arbeiten verrichten! Vielleicht sitzen Sie jetzt zu Hause und weinen! Wie Sie auf der Tastatur herumstaksen! Wir gewinnen den Arbeitsgerichtsprozess ja sowieso! Die Reihe an Unverschämtheiten, die ich mir bis zu meiner Entlas11

sung gefallen lassen musste, könnte ich nahtlos aneinander ketten, aber das lassen wir besser. Ha, diesmal ging der Schuss nach hinten los! Was mir eine sichtliche Freude bereitet hat. Die Blamage vor mir, als Beklagte, die Kampfarena des Gerichtssaals verlassen zu müssen, hinterließ in mir eine außerordentliche innere Genugtuung. Der Schlussakkord war ein Urteil zu meinen Gunsten, prima! Endlich mal siegte die Gerechtigkeit. In die Firma konnte ich jedoch nicht mehr zurück, da die Mitarbeiterzahl zu klein und ich somit nicht in der Versenkung eines großen Konzern verschwinden konnte. Bei der Verhandlung einigte man sich dann auf eine entsprechende Entschädigungssumme. Naja, so wird im Laufe des Lebens das Durchhaltevermögen geschult, wenn man permanente Kämpfe mit der Obrigkeit auszutragen hat. Ein wilder Lebenslauf, kreuz und quer durch alle Sachbereiche der kaufmännischen Verwaltung, zeichnet mich inzwischen aus! Eigentlich Studium pur und das ohne Abi, learning by doing!

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Die Mitte fünfzig habe ich überschritten und zähle von daher schon lange zum alten Eisen. Berufserfahrung sei gefragt, aber auf meine Bewerbungen erhielt ich mehr als eine Absage. Alles probiert und mehr als genug Sitzfleisch vor dem Computer bewiesen, doch genützt hat es nicht viel, um wieder in eine adäquate Festanstellung zu kommen. Von ganz kreativen Köpfen erhielt ich dann die Bewerbungsmappe mit den folgenden Schriftsätzen und Worten, die da lauteten,

›Sehr geehrte Bewerberin, Ihre Bewerbungsunterlagen kommen wieder zu Ihnen zurück. Daran sehen Sie, was Sie sich längst gedacht haben, dass es mit Ihrer Bewerbung bei uns leider nicht geklappt hat. Wir können diese Absage nun mit freundlichen Worten verzuckern – der Kern wird immer noch bitter schmecken. Aber Sie sollen wissen, dass diese Absage kein grundsätzliches Urteil über Ihre Fähigkeiten darstellt. Ihre Bewerbungsunterlagen sollten Sie, sehr geehrte Bewerberin, möglichst 13

bald wieder auf die Reise schicken – bis diese hoffentlich bald in einer neuen Personalakte landen wird. Mit freundlichen Grüßen‹ Was ist das —, dachte ich im ersten Moment, hierüber kann man nur schallend lachen, um meinen Humor nicht ganz von der Schippe springen zu lassen. Floskeln wie: ›uns haben Ihr bisheriger Lebensweg und Ihr breiter unternehmerischer Erfahrungsschatz sehr beeindruckt!‹ haben ebenso einen würzigen Beigeschmack. Zwischendurch bekam ich mal einen kurzen Arbeitseinsatz über eine Personalleasingfirma bekommen, die ja neuerdings wie Unkraut aus dem Boden sprießen. Gleichwohl jedoch mit der beiläufigen Bemerkung des Niederlassungsleiters, ob ich den Job bekäme oder nicht, läge an meiner Flexibilität und an meiner persönlichen Darstellung beim Vorstellungsgespräch. Ich, wie von der Tarantel gestochen, ergriff die Flucht nach vorne, ab in mein Auto und rasselte im Karacho schätzungsweise sechzig Kilometer auf der Autobahn herunter. Das Fahrtziel er14

reichte ich dann nach einer Stunde. Man erwartete mich schon und das Vorstellungsgespräch mit Herrn Dr. Soundso fand sogleich statt. Die abrundende Schlussfrage von Herrn Dr. Soundso war. »Wie hat Ihnen nun das Gespräch gefallen?« »Ja, gut!«, entgegnete ich. Mit erhobener Stimme antwortete er: »Also, Sie können sofort morgen anfangen.« Wunderbar dachte ich. Jetzt muss ich gleich anschließend den Niederlassungsleiter der Personalleasingfirma erreichen, damit ich den Arbeitsvertrag heute noch unterschreiben kann. Somit wäre alles perfekt, um morgen hier beginnen zu können. Kaum im Auto ging auch schon das Handy Herr Niederlassungsleiter war in der Leitung und teilte mir mit dass Herr Dr. Soundso, ganz von mir begeistert gewesen sei. Er selbst ist noch bis cira 20.00 Uhr im Büro und würde wegen des Arbeitsvertrages auf mich warten. O.k., o.k ..., ich komme! Im Affenzahn raste ich nach Hause. Anschließend bin ich noch in die City gekurvt und habe die Niederlassung aufgesucht. Mit Herrn Niederlassungsleiter dann das Gespräch geführt und 15