Ich fahre Hybrid

13.10.2017 - Oktober 2017 www.si-gruen.ch CHF 7.–. «Ich fahre ...... BKW Gruppe, eines international ...... ros serie (cw = 0,24) macht auch mit dieser.
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GRUEN

#4 13. Oktober 2017 www.si-gruen.ch CHF 7.–

100% Grün. 100% Lifestyle.

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LANGLÄUFERIN

SERAINA BONER «Ich fahre Hybrid»

Donna Leon Ihr Commissario entlarvt einen Umweltskandal

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6 Seiten London Trendiges East End

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GRUEN Fotos: Nicole Bachmann (1), Sarah Maurer (1), Jonas Oswald (1)

EDITORIAL BERG UND TAL Der Dürrboden ist der perfekte Ort für Digital Detox. Handyempfang gibt es auf der Alp im Davoser Dischmatal keinen. Unser Team widmete sich störungsfrei dem Shooting mit Langläuferin Seraina Boner. Nur Fotograf Gian Paul Lozza machte die Ruhe ein klein wenig nervös – die Geburt seines ersten Kindes stand kurz bevor. Passiert ist an diesem Tag nichts, dafür konnte er sich mit Redaktorin Nina Siegrist schon mal über Babys unterhalten. Unsere Titel-Geschichte mit Seraina Boner war ihr erster Einsatz nach der Geburt ihrer Zwillinge im April. Willkommen zurück! Das Interview ab Seite 14 Vom Tal auf den Gipfel: Als Redaktorin Christa Hürlimann Marco «Büxi» Büchel nach Tipps für Liechtenstein anfragte, empfahl er ihr den Fürstensteig – und begleitete sie und Fotografin Nicole Bachmann gleich spontan auf die Wanderung. Der ehemalige Skirennfahrer legt die Strecke normalerweise rennend zurück, er trainiert für Bergmarathons.

Wer nicht ganz schwindelfrei ist, wird auf dem Fürstensteig erst mal leer schlucken. Doch der Weg ist gut begehbar und die Aussicht einfach wahnsinnig schön. Was man in Liechtenstein sonst noch alles erleben kann: unser Weekend-Trip ab Seite 64 Nach dem Besuch im Fürstentum Liechtenstein waren die beiden in London unterwegs. Die Zürcher Fotografin Nicole Bachmann lebt seit ein paar Jahren im East End und konnte den Wandel des ehemaligen Armenviertels zum trendigen Stadtteil mitverfolgen. Im Bezirk Hackney boomen zurzeit Bio-Läden, kleine Boutiquen und hippe Restaurants – trotzdem ist es hier schön entspannt. Wer London abseits von Buckingham-Palast und Oxford Street erleben will, unsere Reise-Geschichte mit den besten Tipps fürs East End ab Seite 46 Ich habe für diese Ausgabe Donna Leon zum Interview im Wallis getroffen – eine sehr erfrischende und unkomplizierte Begegnung! Die Autorin feierte Ende September ihren 75. Ge-

KULISSEN FÜR NATURLIEBHABER

burtstag und versprüht so viel Energie, dass man sich neben ihr fast alt fühlt. Dieses Jahr erschien ihr sechsundzwanzigster Brunetti-Roman, es geht darin um Bienen und einen Öko-Skandal. Donna Leon ist sehr tierliebend. Das Restaurant, in dem wir vor dem Fototermin einen Espresso tranken, konnte sie nicht verlassen, ohne den Hund beim Nachbarstisch zu bewundern und mit seinem Herrchen zu plaudern. Später unterhielten wir uns über Venedig, ihre Heimat Amerika und darüber, wie umweltbewusst Commissario Brunetti ist. Das Interview ab Seite 26

Grosses Bild: Mit dem Ex-Skirennfahrer Marco Büchel auf dem Fürstensteig. Kleines Bild: Langläuferin Seraina Boner posiert im Davoser Dischmatal. Neben ihr: Nicola Fischer, Hair & Make-up, Fotograf Gian Paul Lozza, Redaktorin Nina Siegrist und Stylistin Victoria Steiner (v. l.).

Gute Unterhaltung mit SI GRUEN! Barbara Halter

«Der Dürrboden ist der perfekte Ort für Digital Detox.»

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GRUEN 4/17

COVER

Foto: Gian Paul Lozza Styling: Victoria Steiner, Style Council Hair & Make-up: Nicola Fischer, Style Council Assistenz: Jonas Oswald Outfit: Weisse Bluse, Lanius, bei Kari Kari Zürich. Jeans, Armedangels, Glore Luzern. Armreif und Ring, Felix Doll, bei Opia.

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WILD AUF PILZE Jetzt pilgern Gäste aus der ganzen Schweiz zu Caduff.

Starter

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6 Isabella Rossellini: Die Schauspielerin und ihre Hühner 8 T. C. Boyle Der Autor liest in Zürich 10 Nicolas Müller: Der Snowboarder schwört auf Hanfprotein

Storys STATEMENT Der Herbst bringt leuchtende Farben – auch zum Anziehen.

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VIELSCHREIBERIN Donna Leons neuster «Brunetti» ist ein Öko-Krimi

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Money 80 Ich fahre GRUEN: Sänger Marc Sway testet den Volvo XC60 T8 84 Kosmetik aus der Küche: Rezepte für ein Fussbad und eine Deo-Creme 86 Swiss Design: Drei Zürcherinnen entwickeln Taschen und Accessoires aus Bio-Leder

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BIERARIA: Im Val Müstair wächst der Weizen, in Tschlin wird gebraut.

Styling Mode-Bild: Rollkragenpullover aus Merinowolle, Fidelio. Wickeljacke, Kathrin Eckhardt Studio. Ohrschmuck, Doryphoros. Halsschmuck, Felix Doll. Styling Seraina Boner: Mütze, I Love Mr Mittens, bei Cabinet Store Zürich; Pullover, Christina Krämer.

14 Seraina Boner: Die Langläuferin setzt sich für einen klimaneutralen Schneesport ein 22 Al Gore: Er ist zurück – und warnt vor der globalen Erwärmung. Jetzt im Kino 26 Donna Leon: Die Krimi-Autorin über Gärtnern und ihre Faszination für Bienen 32 Biella: Die Spezialisten für Ordnung und Übersicht im Büro 38 Saubere Energie: Jetzt profitieren auch Mieter von Solaranlagen 40 Frilo Swissmade: Eine Strickfirma in Huttwil BE wagt den Neuanfang 46 Ab nach London: Nirgends ist die Stadt so entspannt und hip wie im East End 52 Fashion: Schweizer Mode in Szene gesetzt im Künstler-Atelier 64 Weekend-Trip: Ein Wochenende in und um Vaduz 71 Bier aus Tschlin: Eine Brauerei hilft gegen die Abwanderung im Unterengadin 72 «Caduff’s Wine Loft»: Beat Caduff ist Koch, Jäger, Gastgeber und Foodscout in einem

Fotos: Nicole Bachmann, Disney/ZFF, Fabian Häfeli, Xandra Linsin, Gian Paul Lozza, Stephan Rappo, Lauretta Suter, Roland Tännler

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AUSDAUERND Seraina Boner ist auf Langdistanzen spezialisiert.

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VERSANDFERTIG Die Babykleider von Frilo werden in Huttwil BE gestrickt.

UNBEQUEM Al Gore drängt auf eine Lösung in der Klimakrise.

NEUENTDECKUNG Im East End zeigt sich London von einer anderen Seite.

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GRUEN

EINE WAHRE GESCHICHTE Ein Wolf verbreitet Angst und Schrecken in New Mexico – bis Ernest Thompson Seton die Jagd aufnimmt. Doch der Tod des Wolfs beschämt ihn und macht aus Seton einen Naturschützer. William Grill erzählt diese Geschichte mit detaillierten, bezaubernden Farbstiftzeichnungen. Nord Süd Verlag, www.williamgrill.co.uk

FAIRFASHION IM YOGA-STUDIO Wer Yoga praktiziert, tut sich bewusst was Gutes. Die Schweizer Designerin Lilla Wicki hat nun passende Kleidungsstücke dafür entworfen. Ihre Yoga-Linie besteht aus elf Teilen und wird unter fairen Bedingungen produziert. Die Leggings «Zazou» (CHF 109.–, im Bild) mit Sichtnähten bestehen aus einem neuartigen Polyester aus organischen Abfällen. www.fairshop.helvetas.ch/schweizerdesign

Auf Long Island, ausserhalb von New York, geniesst Isabella Rossellini das Landleben und ihre Hühnerschar.

Auf das Huhn gekommen DAS LIEBE FEDERVIEH Warhol, Speedy und Amelia Earhart leben im Himmel auf Erden. Die drei Hühner gehören zu Isabella Rossellinis Schar. Auf Long Island züchtet sie seltene Rassen wie Araucanas – die mit den grünen Eiern. Rund siebzig Hühner tummeln

sich rund um ihr Haus und auf der Farm. Isabella Rossellini, 65, Tochter von Ingrid Bergman und Roberto Rossellini, Schauspielerin, Model und Künstlerin, betätigt sich seit ein paar Jahren auch als Hobby-Bäuerin. Auf ihrem Hof werden alte Gemüsesorten angebaut, es gibt Schafe und Bienen. Rossellini studiert ausserdem

Tierverhaltensforschung und beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Huhn und Mensch. Ihre Beobachtungen, witzigen Strichzeichnungen und toll inszenierten Tierfotos hat sie in einem persönlichen Bildband zusammengestellt. «Meine Hühner und ich» ist bei Schirmer/Mosel erschienen. www.schirmer-mosel.com

«Um friedlich zusammenzuleben, braucht es Friedensgruppen, die anderen das Meditieren beibringen. Wenn nur ein Prozent der Bevölkerung meditieren würde, hätte das gewaltige Auswirkungen.» David Lynch, Regisseur

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Fotos: Brauer Photos, Juliette Chrétien/ Helvetas, Patrice Casanova/courtesy Schirmer Mosel

ISABELLA ROSSELLINI

«Wie unsere

Energiezukunft aussieht?»

Das beantwortet die beste Partnerin, die man sich vorstellen kann.

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GRUEN

Zynisch, aber auch mit Humor blickt T. C. Boyle in seinen Romanen auf die Gesellschaft und reflektiert unseren Umgang mit der Natur.

SCHOGGI AUS DEM URWALD Wer denkt, Kakao sei Kakao, versteht nicht die Bohne. Es gibt viele einzigartige Sorten, die von Choba Choba separat zu Tafeln verarbeitet werden. Gemeinsam mit den Kakaobauern im Alto-Huayabamba-Tal in Peru fördert und erforscht die Schweizer Firma die Aromenvielfalt. Um diese Arbeit zu ermöglichen, läuft zurzeit auf Wemakeit die Crowdfunding-Kampagne für ihr «Nativo Project». www.chobachoba.com

T. C. BOYLE

Für immer Punk AUFTRITT «Der Starautor liest, was er will» – so wird T. C. Boyles Besuch in Zürich angekündigt. Wer seine Bücher kennt, tippt auf einen Mix aus schrägen Charakteren, Sex und Verbrechen gegen die Natur. Im letzten Roman, «Die Terranauten», erzählte der 68-Jährige von einem Öko-Experiment mit vier Frauen und vier Männern. In «Wenn das Schlachten vorbei ist» streiten radikale Umweltschützer und die Naturschutzbehörde um Ratten auf einer Insel. T. C. Boyle ist überzeugter Vegetarier und bezeichnet sich selbst als einen Punk. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Montecito, Kalifornien, zieht sich aber regelmässig in sein einsames Haus im Wald zurück, um zu schreiben und mit seinem Hund durch die Wildnis zu stromern. Bei der Lesung in Zürich erhält er übrigens einen Literaturpreis für Satire und Humor, am 19. November im Schauspielhaus Pfauen. www.tc-boyle.de

GRUESS US ... Seit wir mailen statt schreiben, ist das Leeren des Briefkastens eine triste Angelegenheit geworden und jede Postkarte eine Trouvaille. Dank Anice werden Briefwaren noch etwas schöner. Grafikerin Flurina Schuler entwirft für ihr Label Stempel mit einem Absendergruss aus Quartieren oder Orten. Wie wärs zum Beispiel mit «Gruess us de Langstrass» oder «Gruess vo Thun»? Der Absender lässt sich auch personalisieren, dazu gibt es eine Weihnachtsedition («Gruess vom Christchindli»). Flurina Schuler verarbeitet Restholz – zurzeit Eiche aus dem Emmental. Ab CHF 17.–. www.anice.ch

«Ich will ein umweltfreundliches Auto, ich will alles recyclen, ich will, dass die Welt besser ist – für sie, meine Kinder.» Mila Kunis, Schauspielerin

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Fotos: H. Assouline/Opale/Leemage/Laif, zvg (2), Action Press/Dukas

SCHREIB DOCH MAL WIEDER

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Swiss-Ski: Energie für Morgen!»

Als Verbandssponsorin unterstützen wir junge Talente auf ihrem Weg zu den Schweizer Erfolgen.

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ALPENPIONIER

Hanf kann man auch essen! Eine junge Firma bringt die Pflanze zurück in die Schweiz. Mit von der Partie: ProfiSnowboarder Nicolas Müller.

GRÜN IST DIE ZUKUNFT Hanffelder – bei diesem Wort zucken einige Menschen immer noch zusammen. Dabei wurde bis in die Dreissigerjahre in der Schweiz sehr viel Hanf angebaut. Aus den Fasern entstanden Seile oder Textilien – ganz unberauschende Produkte also. Der Bündner Adrian Hirt will diese Tradition wieder aufleben lassen. Zusammen mit sechs Freunden, darunter Snowboarder Nicolas Müller und Naturköchin Rebecca Clopath, gründete er das Unter-

1 Die Samen der Pflanze, die Hanfnüsse. 2 Snowboarder Nicolas Müller im Hanffeld. Er schätzt die Pflanze als Lebensmittel, aber auch ihre nachhaltige Anbauweise. 3 Das sechsköpfige Team von Alpenpionier.

nehmen Alpenpionier. Ihr Ziel ist es, Hanf wieder als Lebensmittelpflanze zu etablieren. Die Nüsse enthalten gesunde Fettsäuren, wenig Gluten und fast gleich viel Protein wie Soja, der Anbau ist allerdings viel ökologischer. «Hanf wächst bis auf 2000 Metern, er ist sehr widerstandsfähig, braucht keine Chemie und unterstützt sogar den Boden», erklärt Hirt. Diesen Sommer bauten Biobauern für Alpenpionier zwölf Hektaren an, der grösste Teil davon im Kanton Graubünden. Aus den Nüssen soll ein hochwertiges Protein gewonnen werden, das als Basis für weitere Lebens-

«Nichts fühlt sich besser an als helfen.» Christy Turlington, Model

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mittel dienen soll. Snowboarder Nicolas Müller lernte Hanfprotein in den USA kennen. «Kelly Slater sagte mal in einem Interview, dass er darum so viel Energie habe und jeden Tag sechs bis acht Stunden surfen könne.» Müller bereitet sich täglich einen Smoothie mit Reismilch, Früchten und Hanfprotein zu. «Man wird fast süchtig, ich fühle mich so gut genährt davon.» Die Idee der Alpenpioniere überzeugte Nicolas Müller, und er stieg bei der jungen Firma ein. Nun kann man gespannt sein, was für Pioniertaten nächstens auf dem Teller landen. www.alpenpionier.ch

Fotos: Silvano Zeiter, Shutterstock/Rex/Dukas, zvg

Jetzt gibts was auf die Nüsse

„Weisst du, es gibt Familientraditionen, die sogar richtig gut sind.“

www.echt.ag

familia – jeder braucht etwas Heimat

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GRUEN FOOTPRINT

DER GRUEN-FOOTPRINT

Wasser, du wertvolles Gut Duschen, kochen, waschen – täglich drehen wir den Hahn auf. Dazu braucht die Herstellung von Konsumgütern mehr Wasser, als man denkt. Oder haben Sie gewusst, dass hinter einer Tasse Kaffee 130 Liter stecken?

DURSTIGE PFLANZEN

Der Anbau von Baumwolle benötigt viel Wasser. In einem T-Shirt stecken im Durchschnitt 2700 Liter virtuelles Wasser.

1 Kleider 2 Waschen 3 Wassernutzung 4 Warmwasseraufbereitung 5 Ernährungsstil 6 Genussmittel 7 Foodwaste 8 Saisonalität

TOTAL PUNKTE

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1 WIE BESCHREIBEN SIE IHREN KLEIDUNGSSTIL? O Als Retro-Stil mit vielen Secondhand-Kleidern oder zeitlos schön mit langlebigen Lieblingsstücken. O Die Mischung machts – einige langlebige Lieblingsstücke ergänze ich ab und zu mit etwas Neuem. O Ich kleide mich nach dem aktuellsten Modetrend. Kleidershoppen ist mein Hobby. 2 WIE WIRD BEI IHNEN ZU HAUSE GEWASCHEN? O Ich habe meinen fixen Waschtag und wasche einmal die Woche. O Sauberkeit steht für mich zuoberst. Meine Waschmaschine läuft mehrmals pro Woche, auch wenn die Trommel dabei nicht immer voll ist. O Ich lüfte meine Kleider zuerst aus und wasche alle zwei bis drei Wochen oder dann, wenn ich genug Kleider habe, um eine Maschine zu füllen. 3 FÜR WAS ALLES ÖFFNEN SIE ZU HAUSE DEN WASSERHAHN? O Eigentlich nur für das Übliche: körperliche Hygiene, Essenszubereitung und Geschirrspülen. O Nebst dem Üblichen wasche ich das Auto regelmässig oder giesse den Garten, damit er

Wasserversorgung in der Schweiz www.trinkwasser.ch Zahlen und Publikationen zum Thema www.wasserfussabdruck.org

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Foto: Werner Rudhart / Visum / Fotofinder. Illustration: Nigel Simmonds

IHR PERSÖNLICHER GRUEN-FOOTPRINT

auch in den trockensten Jahreszeiten saftig grün ist. O Ich schaue bei jedem Gebrauch, dass ich möglichst wenig Wasser nutze. 4 WIE WIRD DAS WASSER IN IHRER WOHNUNG BZW. IHREM HAUS AUFGEHEIZT? O Mit Sonnenkollektoren, Wärmepumpe, Holz/Pellets oder Fernwärme. O Mit Wärmepumpe mit Ökostrom oder Solarstrom. O Mit Erdöl oder Erdgas. O Mit einem Elektroboiler.

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5 WIE BEZEICHNEN SIE SICH, WENN ES UM IHREN FLEISCHKONSUM GEHT? O Ich bin Flexitarier und esse maximal dreimal pro Woche fleischhaltige Gerichte. O Ich esse zwei- bis dreimal täglich fleischhaltige Nahrungsmittel. O Ich esse vier- bis sechsmal Fleisch pro Woche. O Ich esse im Schnitt täglich einmal Fleisch. O Ich bin Veganer oder Vegetarierin und esse kein Fleisch.

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6 WIE OFT TRINKEN SIE KAFFEE, BIER ODER WEIN? O Äusserst selten, das heisst weniger als einmal pro Woche. O Mehr als dreimal pro Tag. O Zwischen ein- bis sechsmal pro Woche. O Im Schnitt ein- bis dreimal pro Tag.

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7 HAND AUFS HERZ: WIE SIEHT ES BEI IHNEN MIT FOODWASTE AUS? O Ich plane die Einkäufe und Kochmengen mit einer Einkaufsliste. Lebensmittel werfe ich darum praktisch nie weg. 0 O Ich kaufe meist etwas mehr, als ich wirklich brauche. Gelegentlich landen daher Lebensmittel in der Tonne. 4 O Ich ziehe Spontanität der Planung vor. Als Konsequenz werfe ich praktisch von jedem Einkauf einen Teil weg. 8 8 WELCHEN ANTEIL HAT SAISONALES AN IHREM GESAMTEINKAUF AN OBST UND GEMÜSE? O Weniger als ein Drittel. O Ein bis zwei Drittel. O Mehr als zwei Drittel.

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AUSWERTUNG O mehr als 50 Punkte

O 31 bis 50 Punkte

O bis 30 Punkte

DIE ZAHL

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Da geht auf jeden Fall mehr: Der ungebremste Wasserkonsum führt zum Beispiel zu grossen Problemen in der Landwirtschaft, das betrifft auf lange Sicht auch Sie! Sie verhalten sich wie der Durchschnitt. Als Konsument können Sie Ihren Wasser-Abdruck aber klar verbessern. Tun Sie es! Sehr schön! Sie pflegen einen schonenden Umgang mit Wasser und anderen Ressourcen.

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Badewannen voll reelles und virtuelles Wasser verbrauchen Herr und Frau Schweizer pro Tag

BESSER LEBEN Im Durchschnitt verbraucht jede Schweizerin und jeder Schweizer im Haushalt zum Trinken, Kochen, Reinigen und Waschen täglich 162 Liter Wasser. Der Verbrauch steigt auf 4200 Liter pro Kopf und Tag an, wenn man den indirekten oder virtuellen Wasserverbrauch dazurechnet. Bezeichnet wird damit jene

Wassermenge, die für den Konsumenten nicht direkt sichtbar ist, aber zur Produktion von alltäglichen Gütern wie Lebensmitteln, Getränken oder Kleidung verwendet wird. So braucht es für eine Tasse Kaffee 130, für ein Kilo Rindfleisch 15 000, für eine Banane 160 und für ein Baumwoll-T-Shirt 2700 Liter Wasser.

WEITERE TIPPS O Essen Sie mehr pflanzliche Proteine wie Hülsenfrüchte, Nüsse oder Bohnen, und ersetzen Sie so Nahrungsmittel wie Fleisch, Fisch, Milch und Eier. O Wählen Sie saisonal und lokal produzierte Früchte sowie Gemüse, die keine zusätzliche Bewässerung benötigen. O Vermeiden Sie Foodwaste, denn für die Nahrungsmittelproduktion braucht es neben Energie und Rohstoffen auch Wasser. O Wählen Sie Bio-Produkte bei Nahrungsmitteln und Textilien. Der WWF unterstützt Menschen dabei, ihren ökologischen Fussabdruck zu verringern. Für eine Standortbestimmung bietet der WWF den Footprint-Rechner im Internet und in der WWF Ratgeber-App an. Konkrete Tipps und Tricks ebenfalls. Swisscom unterstützt als Partnerin den WWF Footprint-Rechner und die WWF RatgeberApp. www.wwf.ch/footprint

Faltblatt «Wasser ist kostbar» www.swissveg.ch/wasser Virtuelles Wasser http://virtuelles-wasser.de/produktgalerie.html

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GRUEN COVER

SERAINA BONER

Kämpferin mit langem Atem Der Schnee von morgen liegt ihr am Herzen: Langlauf-Athletin Seraina Boner will sich eine Welt ohne weisse Winter nicht vorstellen. Interview: Nina Siegrist / Fotos: Gian Paul Lozza / Styling: Victoria Steiner, Style Council / Hair & Make-up: Nicola Fischer, Style Council

Seraina Boner, 35, im Davoser Dischmatal. Hier trainiert und regeneriert sie – zu Fuss, auf Langlauf-, Rollski oder mit dem Bike.

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GRUEN COVER

DER GRUEN-FOOTPRINT Wie gut ist Seraina Boners Wasser-Fussabdruck?

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1

2 Waschen

1

3 Trinkwassernutzung

1

4 Warmwasseraufbereitung

6

5 Ernährungsstil

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6 Genussmittel

5

7 Foodwaste

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8 Saisonalität

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Total Punkte

27

27 Punkte = Vorbildlich! Ihre private Garderobe ist klein, aber fein, sie kauft viel Obst und Gemüse. Das Resultat von Seraina Boner ist top – verbessern könnte sie sich lediglich mit reduziertem Fleischkonsum. Der GRUEN-Footprint wurde vom WWF Schweiz für SI GRUEN entwickelt. Der Test soll für den Alltag sensibilisieren und Spass bereiten. Berechnen Sie Ihren eigenen Footprint auf den Seiten 12 und 13.

lich sind Schneemangel und die künstliche Schneeproduktion bei allen Wintersportarten ein Thema. Aber gerade da gibt es ja innovative Ansätze, hier in Davos unter anderem mit Snowfarming: Ein Schneeberg wird im Frühling mit Sägespänen zugedeckt und im Herbst zum Präparieren der Loipe verwendet. In den letzten Jahren mussten Sie öfter auf einem weissen Streifen, umgeben von Grün, langlaufen. Schlimm? Es macht definitiv mehr Spass in einer schönen Winterlandschaft! Eine Welt ohne Schnee – für mich unvorstellbar. Sie engagieren sich deshalb auch für die Kampagne «I am pro snow».

«Heute kaufen sich sogar Hipster Langlaufski, und im Sommer gebe ich Rollski-Kurse.»

Genau. Das ist eine Initiative, welche von Nobelpreisträger Al Gores Umweltschutzorganisation Climate Reality Project gestartet wurde. Die Idee: Wintersportler aus der ganzen Welt setzen sich für den Klimaschutz ein, sensibilisieren in ihrem Land die Bevölkerung und offizielle Vertreter für Umweltthemen. In der Schweiz haben sich im Zuge dieser Kampagne mit Laax, Lenzerheide/Arosa und St. Moritz bereits drei Skiregionen verpflichtet, bis 2030 klimaneutral zu werden und 100 Prozent auf erneuerbare Energien zu setzen. Bei den Destinationsverantwortlichen von Davos Klosters hab ich auch schon angefragt – leider bis jetzt mit wenig Erfolg. Wie umweltbewusst leben Sie selbst? Ich spare Wasser, lasse nicht unnötig Licht brennen, trenne Abfall. Ich war mal zehn Jahre lang Vegetarierin. Leider musste ich dann merken, dass mein Körper Fleisch braucht, um leistungsfähig zu sein.

Styling erste Doppelseite: Pullover, Christina Krämer; Rucksack, Vintage. Einzelseite rechts: Pullover, Christina Krämer; Hose, AT.P.CO, bei Globus; Schmuck, Felix Doll, bei Opia

Sie hat ganz schön Ausdauer! Und das gleich in doppeltem Sinne: Seraina Boner zählt zur Weltspitze der LangdistanzLangläuferinnen. Zudem gehört sie mit 35 zu den «Dienstältesten» im Skizirkus. Motivationstiefs? Klar gebe es die! Doch die in Klosters aufgewachsene Athletin findet es nach wie vor ein Privileg, täglich in der Natur zu trainieren. Auch heute zieht es sie nach draussen: Anstatt mit dem Bus zum Fotoshooting ins Dischmatal zu fahren, schnallt sich Seraina Boner lieber die Rollski an. Es ist ihre «Hausstrecke», perfekt erreichbar von der kleinen Davoser Blockwohnung aus, die sie sich mit Partner Toni Livers – ebenfalls LanglaufProfi – teilt. Angekommen im Berggasthaus Dürrboden auf 2000 Metern, taucht man angenehm ab: kein Handyempfang, keine Motorengeräusche, nur das gemütliche Knistern des Feuers im Ofen … GRUEN: Frau Boner, sind Sie froh, dass es endlich wieder kälter wird? Na, ja, so schlimm war der Sommer nicht! Ich hab ihn in den Bergen verbracht und war zudem oft im Norden. Gerade komme ich aus Oslo, wo ich einen ErasmusAustausch absolviere. Ich habe letztes Jahr ein Teilzeitstudium in Magglingen gestartet, mache nun einen Master in Sportwissenschaften. Auf Norwegisch? Ja, manche Vorlesungen werden tatsächlich auf Norwegisch abgehalten. Aber das geht ganz gut. Schriftlich verstehe ich fast alles, mündlich kann es je nach Aussprache etwas herausfordernd werden.

In Skandinavien sind Sie wegen Ihren zahlreicher Siege bei den dortigen Volksläufen ein Star. Hier in der Schweiz wird Ihr Erfolg immer noch etwas unterschätzt. Nervt Sie das? Grundsätzlich mache ich das alles ja nicht, um ein Star zu werden. Sondern weil es mir Freude bereitet. Aber logisch, um Partner und Sponsoren zu finden, braucht man eine gewisse Bekanntheit. Ich hatte lange Zeit nur Sponsoren aus Skandinavien – jetzt hat sich das ausgeglichen, mit der BKW habe ich einen Schweizer Sponsor. Was toll ist: Die grossen Volksläufe wie Birkebeiner oder Wasalauf werden auch hierzulande langsam populärer. Langlauf scheint allgemein im Trend zu liegen. Früher galt der Sport ja eher als uncool … Stimmt. Heute kaufen sich sogar Hipster Langlaufski, und im Sommer werde ich angefragt, ob ich Rollski-Kurse geben könnte. Das wäre noch vor ein paar Jahren undenkbar gewesen. Viele weichen von der Piste auf die Loipe aus, verzichten lieber auf die aufwendige Infrastruktur beim Alpinskifahren. Ist Langlauf ein nachhaltiger Wintersport? Im Vergleich sicher. Die Hilfsmittel, die man benötigt, sind beschränkt. Klar, in Davos sind wir verwöhnt, die Loipe wird täglich neu gespurt. Und natür-

1 Kleider

Seraina Boner im Netz www.serainaboner.ch Hier absolviert sie einen Master in Sportwissenschaften www.ehsm.admin.ch Hier ist sie zu

Seraina Boner ist mit Langläufer Toni Livers liiert – «keiner versteht mich so gut wie er. Für mich ist es ein Vorteil, dass wir beide das Gleiche machen.»

Hause www.davosklosters.ch Die Kampagne «I am pro snow» www.myblueplanet.ch/de/i-am-pro-snow

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GRUEN COVER In der Natur fühlt sich die ausgebildete Sportlehrerin zu Hause. Ihre Lieblingswanderung: durchs Vereinatal zu den Jöriseen und über den Flüela runter nach Davos.

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«Als Kind war ich oft wandern, wir hatten ein Maiensäss in Fideris. So bekommt man einen Bezug zur Natur.»

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Funktioniert das mit dem Aufladen im Alltag? Ja. Ich habe die Move-Ladekarte der BKW, dazu eine App zur Lokalisierung der nächstgelegenen freien Ladestation. Dort kann ich das Auto komplett mit Ökostrom «auftanken». So fortschrittlich wie Norwegen ist die Schweiz allerdings noch nicht: In Oslo parkiert man mit Elektroautos gratis, zahlt keine Strassengebühren. Und alle 200 Meter hat es eine Ladestation. Kommen wir zurück zum Langlaufen: Bald beginnt die Saison. Sind Sie in Form? Das zu beurteilen, ist extrem schwierig! Ich trainiere im Sommer oft alleine, habe keinen Vergleich. Vom Gefühl her bin ich noch nicht auf dem Level, auf dem ich gerne

wäre. Der letzte Winter war schwierig: Nach acht Jahren Lernpause hab ich wieder begonnen zu studieren – alles war neu. Gleichzeitig hab ich zu viel trainiert. Am Ende hatte ich klassische Übertrainingssymptome, konnte kaum noch schlafen. Ich musst meinem Körper eine Pause gönnen und wieder ganz unten starten. Jetzt bin ich auf gutem Weg, aber die Wochen bis zum Saisonstart muss ich noch nutzen. Sie trainieren bewusst ohne Musik. Warum? Weil ich wahrnehmen möchte, was um mich herum passiert. In der Natur ist es nie still, jeder Untergrund klingt anders. Guter Schnee ist am Geräusch erkennbar und leise. Im Gegensatz zum schlechten Frühlingsschnee, der macht richtig Krach!

«In Oslo parkiert man mit dem Elektroauto gratis, zahlt keine Strassengebühren, und alle 200 Meter hat es eine Ladestation.»

Die Olympischen Spiele in Südkorea stehen bevor. Freuen Sie sich? Natürlich hoffe ich, dass ich mich qualifizieren kann. Schade ist, dass es sich nach Sotschi bereits um den zweiten Austragungsort handelt, der nicht nachhaltig funktionieren wird. Da stampft man Infrastruktur aus dem Boden, die mit grosser Wahrscheinlichkeit danach zerfällt. Und die Bevölkerung vor Ort hat wenig Interesse an den gezeigten Sportarten. Dabei ist es das Grösste, vor motiviertem Publikum zu laufen. Mit 35 gehören Sie schon fast zum alten Eisen … Was heisst fast? (Lacht.) In der Schweiz wird mir oft gesagt, dass ich alt bin, bald nicht mehr langlaufen könne. Oder man fragt mich, ob ich auch noch was Richtiges mache … In Skandinavien ist das anders, da gilt man als erfahren und wird ermuntert, so lange weiter zulaufen, wie es Spass macht. Und was machen Sie? Das, was mir Spass macht! Ich könnte mir vorstellen, in die Erwachsenenbildung zu gehen oder in die Wissenschaft. Hauptsache, es ist etwas, wofür ich morgens gerne aufstehe.

Berggasthaus Dürrboden im Dischmatal www.duerrboden.ch Elektromobilität www.bkw.ch/elektromobilitaet www.bkw.ch/move

Styling zweite Doppelseite: Mütze, I Love Mr Mittens, bei Cabinet Store Zürich; Pullover, Christina Krämer, Mom Jeans, Closed, und Gummistiefel, Hunter, beides bei Jelmoli. Kleines Bild links: Parka, Armedangels. Rechts: Grobstrick, I Love Mr Mittens, bei Cabinet Store Zürich

GRUEN COVER Achten Sie beim Kochen darauf, woher die Zutaten stammen? Ja. Wir haben das Glück, dass Tonis und meine Eltern uns säckeweise mit Gemüse und Früchten versorgen. Meine Eltern haben einen grossen Garten, jene von Toni einen Bauernhof. Von ihnen bekommen wir auch Fleisch und Eier. Selbst haben Sie keinen grünen Daumen? Weniger. Die Palme in unserem Wohnzimmer wächst zwar dermassen, dass wir uns bald ein grösseres Zuhause suchen müssen (lacht), aber das mit den Balkonpflanzen funktioniert nicht, wir sind zu oft unterwegs. Dafür pflücke ich morgens beim Training schon mal Heidelbeeren fürs Frühstück. Und wir gehen im Herbst Pilze sammeln. Das habe ich schon als Kind gemacht. Sie sind in Klosters aufgewachsen. Waren Sie ein «Naturkind»? Wir waren oft wandern, hatten ein Maiensäss in Fideris. So bekommt man sicher einen Bezug zur Natur. Mein Vater hatte zudem eine Schreinerei, die Arbeit mit Holz hat mir immer gefallen. Für unsere Davoser Wohnung habe ich sogar zwei Regale gebaut. Und was für Kleider findet man in Ihrem Schrank? Nicht allzu viele! Die Sportbekleidung erhalte ich von den Sponsoren, meine Freizeitgarderobe «erbe» ich oft von meiner modeaffineren Schwester. In Davos sind Sie mit dem Velo unterwegs. Haben Sie gar kein Auto? Doch, für längere Distanzen habe ich einen Audi E-Tron. Ein Hybridfahrzeug, das man mit Strom aufladen kann. Rund fünfzig Kilometer funktioniert er elektrisch, dann wechselt der Motor auf Benzin.

Sie mag «coole» Orte: Seraina Boner spricht Schwedisch und Norwegisch und studiert gerade ein Jahr an der Sporthochschule in Oslo.

Nach acht Jahren im Nationalteam wird Seraina Boner 2010 nicht mehr fürs Langlauf-Kader selektioniert. Normalerweise das Karrierenende. Doch Boner konzentriert sich auf die Langdistanz – und gewinnt legendäre Rennen wie das Birkebeiner über 54 Kilometer.

www.swiss-emobility.ch Olympische Winterspiele 2018 www.swissolympicteam.ch Volksläufe www.birkebeiner.no www.vasaloppet.se

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GRUEN REPORTAGE

AL GORE

Mr. Climate President

Er ist zurück auf der Leinwand. Al Gore erzählt wieder unbequeme Wahrheiten und zeigt der Welt seinen Mahnfinger. Seine Botschaft: Die Zeit drängt!

Text: Barbara Halter Wie Schweizer Käse schmelze das Eis hier, witzelt Al Gore. Er steht neben dem Zürcher Klimaforscher Konrad Steffen auf einem Gletscher. Neben ihnen zieht ein reissender Bach aus Schmelzwasser vorbei. Die Szene in Grönland bildet den Auftakt zum Dokumentarfilm «Immer noch eine unbequeme Wahrheit – unsere Zeit läuft». Zehn Jahre nach «Eine

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unbequeme Wahrheit» ist Albert Arnold Gore, 69, als Klimakämpfer zurück auf der Leinwand. Und wieder hält er der Welt den Mahnfinger vor. Seine Prognosen zur globalen Erwärmung haben sich nicht nur bestätigt, sondern wurden übertroffen – im negativen Sinne. Konrad Steffen erforscht seit dreissig Jahren Grönland. Er und sein Team beobachten im Swiss Camp vor allem die Eisdecke. Die Einladung nach Grönland habe schon lange bestanden, erzählt er bei einem

Telefongespräch nach dem Kinobesuch. «Al Gore ist ein alter Freund von mir», sagt Steffen. Der heutige Leiter der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) war über zwanzig Jahre lang an der Universität von Colorado tätig. Dort lernte er Gore kennen, als dieser für seinen ersten Film recherchierte. Der Besuch in Grönland stellte den Abschluss der Dreharbeiten dar. Im August 2016 reiste Al Gore mit zwei Kamerateams («Er ist immer mit viel Entou-

Al Gore und seine Aktivitäten www.algore.com Konrad Steffen und sein Institut www.wsl.ch

rage unterwegs», so Steffen) ins Swiss Camp. Zwei Tage lang drehten sie (angeseilt) auf dem Gletscher, zwei Abende lang unterhielten sich die beiden über die schwindende Eisdecke und ihre Auswirkungen. «Al Gore ist für uns ein wichtiges Sprachrohr», sagt Steffen. Seine grösste Leistung ist sicher, wie er die globale Erwärmung der breiten Öffentlichkeit vermittelt. Der behäbige Al Gore, aufgewachsen in Washington D. C. und Tennessee, wirkte laut des «New Yorkers» zu

Al Gore mit Hund Bo vor seinem Zuhause in Nashville. Die Familie Gore stammt aus den Südstaaten.

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GRUEN REPORTAGE Erst Politiker, dann Klimaaktivist: Al Gore stellte seinen neusten Dokumentarfilm persönlich am Zurich Film Festival vor. Ab dieser Woche läuft er im Kino.

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Fotos: Konrad Steffen (2), Christopher Anderson / Magnum Photos / Keystone (2)

1 Dreharbeiten im Swiss Camp in Grönland für «Immer noch eine unbequeme Wahrheit». 2 Al Gore besuchte auf Einladung von Klimaforscher Konrad Steffen und seiner Frau Bianca Perren die Schweizer Forschungsstation.

seiner Zeit als Wahlkämpfer «steif, hölzern, arrogant». Heute besitzt er die Qualitäten eines Stand-up-Comedians mit Spezialgebiet Diaschau. Während des Dokumentarfilms sieht man ihn immer wieder mit der Fernbedienung in der Hand vor der Leinwand stehen. Er klickt locker Klimadiagramme und Temperaturkurven durch. Lässt seine Zuschauer erst lachen, dann erstarren ob der Bilder von Naturkatastrophen, die sich wie Schockwellen über sie ergiessen. Auch im Kinosaal kommen die Emotionen an – und da ist «Immer noch eine unbequeme Wahrheit» auch ein zutiefst amerikanischer Film. Er fährt mit den grossen Gesten und Zitaten auf. Immer wieder sieht man die Kraft der Wassermassen – ausgelöst durch Wirbelstürme, die durch die Erwärmung der Meere stärker und vermehrt auftreten. Al Gore spricht mit Menschen, die auf den Philippinen beinahe ertrunken sind. Er watet in Gummistiefeln durch Miami und lässt sich erklären, wie die Strassen durch den steigenden Meeresspiegel angehoben werden müssen. Neben dem mitfühlenden Gore sieht man im Film aber den eitlen Gore, der die grosse Bühne braucht. Er sitzt im Helikopter, steigt aus dem Flugzeug, telefoniert auf dem Rücksitz einer Limousine. Er lässt sich für ein TV-Interview das Gesicht pudern, badet in der Menge und macht Selfies mit seinen Fans. Fast kommt es einem vor,

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«Ich habe mich dem Ziel verschrieben, eine Lösung für die Klimakrise zu finden.» als befinde sich Al Gore auf einer nie endenden Wahlkampagne. Aus Mr. Vice President ist einfach Mr. Climate President geworden. Der Aufstieg zum mächtigsten Mann der Welt wurde ihm im Jahr 2000 nur knapp verwehrt. In einem der engsten Rennen der amerikanischen Geschichte wurde nicht Al Gore, sondern George W. Bush zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Nach acht Jahren als Bill Clintons Vizepräsident –

in seinem Büro im Weissen Haus hing damals die «Blue Marble», die bekannte Fotografie der Erde aus dem Raumschiff Apollo 17 – und den vielen Jahren als Abgeordneter im Repräsentantenhaus und im Senat fand seine Zeit als Politiker ein jähes Ende. Die Mission Klimawandel füllte die entstandene Lücke – doch nicht nur: Al Gore engagierte sich auch erfolgreich in der Wirtschaft. Anfang 1993, als er mit Bill Clinton ins Weisse Haus ein-

zog, besass Al Gore ein Vermögen von 1,7 Millionen Dollar. 2013 schätzte der Wirtschaftsinformationsdienst Bloomberg dieses auf 200 Millionen Dollar. Vermehrt hatte Al Gore sein Geld mit einem Mandat bei Apple, zwei Investmentfirmen – und dank des arabischen Fernsehsenders Al Jazeera. Er kaufte mit Partnern 2004 eine Fernsehstation, die sie als liberalen Gegenpol zu Fox News aufbauen wollten. Das Vorhaben misslang, doch Al Jazeera hatte Interesse am Sender und zahlte 500 Millionen Dollar dafür.

In Cowboystiefeln tritt Al Gore zur Rettung der Welt an Das unverschämt viele Geld, gepaart mit seiner regen Fliegerei rund um den Globus, ist vielleicht die unbequeme Wahrheit hinter Al Gore. Ganz sicher macht es ihn aber anfällig für Kritik. Vor allem von jener Sorte Menschen, die das Konzept der globalen Erwärmung als eine Erfindung der Chinesen halten und den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen beklatschen. In der heutigen Situation kann man jedoch heilfroh sein, dass es in den USA auch noch Männer wie ihn gibt. Ein Al Gore, der morgens in seine schwarzen Cowboystiefel schlüpft (zu Anzug und Krawatte) und zum Wandel antritt. Einer, der nichts weniger sagt als: «Ich habe mich dem Ziel verschrieben, eine Lösung für die Klimakrise zu finden.»

An Inconvenient Sequel: Truth to Power www.zff.com www.youtube.com/watch?time_continue=2&v=vZT4lR2xqk0 (Trailer)

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GRUEN INTERVIEW

DONNA LEON

Glückliche Pessimistin Donna Leons Faszination für Bienen war der Ausgangspunkt für ihren neusten Roman. Commissario Brunetti deckt darin einen Umweltskandal auf. Interview: Barbara Halter / Fotos: Roland Tännler

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Die Autorin Donna Leon lebt in Venedig und in der Schweiz. Im Walliser Dörfchen Ernen gibt sie jeden Sommer ein Literaturseminar.

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GRUEN INTERVIEW

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Das Dörfchen Ernen im Wallis ist für Donna Leon, 75, fast schon eine Art zu Hause. Seit vierzehn Jahren leitet die Autorin hier jeden Juli ein Literaturseminar. Eine weitere Konstante in ihrem Leben ist Commissario Brunetti. Diesen Frühling erschien bereits sein sechsundzwanzigster Fall. In «Stille Wasser» gibt es zwar wie immer eine Leiche, doch eigentlich handelt der Roman von einem Verbrechen gegen die Natur. GRUEN: Donna Leon, war es Ihr Ziel, einen Öko-Krimi zu schreiben? Nein, der Anstoss zu diesem Buch war ein Gespräch mit einem Imker, der Bienen in der Lagune von Venedig hat – an einem Ort, an dem es nur Meer und Seegras gibt. Das hat mich fasziniert, und darüber wollte ich schreiben. Also musste ich Brunetti in die Lagune bringen. Meine Lösung war sein Doktor, der ihm Ruhe und Ferien verordnete. Beim Rudern mit seinem Gastgeber entdeckt Brunetti dann dessen Bienenkästen – und von da an begann für mich die ökologische Geschichte, denn die Bienen sind am Sterben. Sie werden von Pestiziden, Fungiziden und Krankheiten bedroht. Wie haben Sie für das Buch recherchiert? Ich las während sechs Monaten alles, was ich über Bienen finden konnte. Haben Sie auch einen Imker besucht? Mehrere. Ich weiss nun genug über das Thema, dass ich selber Bienen halten könnte – und wenn ich genug Zeit hätte und nur an einem Ort wohnen würde, würde ich es auch tun. Bienen und vor allem ihre Kommunikation untereinander faszinieren mich unglaublich.

Im Mai erschien Commissario Brunettis sechsundzwanzigster Fall, und diesen September feierte Donna Leon ihren 75. Geburtstag.

Ein weiterer Hauptdarsteller im Buch ist die Lagune. Brunetti geniesst auf seiner Insel die Ruhe, die Schönheit der Natur – doch hinter all der Idylle verbirgt sich das Böse. Ist das Ihre Botschaft? Ich verzichte auf jegliche Botschaften! Ich beschreibe nur: Schaut, das wurde der Lagune angetan, diese Dinge gehen hier vor, denkt darüber nach! Im Poker gibt es den wundervollen Begriff «stack the deck», was bedeutet, dass man den Kartenstapel bewusst präpariert. Das

machen wir Autoren auch. Wir entscheiden, welche Karten ihr erhaltet. Wir machen dem Leser glaubhaft, er komme selbstständig auf diese oder jene Schlüsse. Dabei gehen wir sehr beeinflussend vor, legen uns aber am Schluss gemütlich zurück. «Ouwwww … ich? Nein, ich habe gar nichts gesagt …» Sie haben als Bestsellerautorin die Macht, mit Ihren Themen die Leser zu beeinflussen. Nein, absolut nicht. Niemand tut etwas, weil er durch ein Buch dazu beeinflusst wurde.

Das Einzige ist, dass vielleicht das Wissen der Leser erweitert wird. Wie umweltbewusst ist Guido Brunetti? Er ist über die Jahre sensibilisiert worden. In einem der früheren Romane gibt es eine Szene, in der er morgens unter der Dusche steht und jemand von aussen an die Tür schlägt. Er denkt schlaftrunken: «Ah, die Öko-Polizei», aber natürlich sind es seine Kinder, die ihn ermahnen, weil er heisses Wasser verschwendet. Jahre

Die Autorin Donna Leon und ihre Bücher www.diogenes.ch Mehr über Bienen www.bienen.ch www.pronatura.ch/bienen www.wildbee.ch

später führt dann Signorina Elettra in der Questura die Mülltrennung ein. Jeder auf dem Polizeiposten hat Angst vor ihr, also halten sich alle daran. Dort beschreibe ich das

als witzige Szene, aber dieses Buch (zeigt auf den aktuellen Roman) ist überhaupt kein Witz mehr. Die Zeiten haben sich geändert. Früher wurde man schnell als Irrer und als «tree

hugger», belächelt, wenn man sich für die Umwelt einsetzte. Jetzt ist es jedem Ernst damit. Auch in Italien? Ich hoffe, dass die vielen Waldbrände dieses Sommers

die Leute aufwecken. Die Folgen der Klimaveränderungen kann man eigentlich nicht mehr ignorieren. Trotzdem wird nur geredet. Man baut lieber Fussballstadien, statt die Wasserleitungen zu reparieren – dabei versickert die Hälfte des Wasser wegen defekter Leitungen. Es gibt sogar Gemeinden in Italien, die ihr Trinkwasser mit dem Lastwagen anliefern lassen müssen. Brunetti leidet im aktuellen Buch unter einem BurnoutSyndrom, er erträgt die Stadt kaum mehr. Spiegeln Sie da Ihre Beziehung zu Venedig? Unbedingt. Ich bin im Sommer, wenn tagtäglich 100 000 Menschen in die Stadt kommen, nicht mehr dort. Vor ein paar Jahren wollte ich im Juli nach dem grossen Feuerwerk über die Accademia-Brücke zurück nach San Marco. Ich hatte noch nie in meinem Leben solche Angst. Vor mir und hinter mir waren Tausende von Menschen. Es war entsetzlich. Wäre man umgefallen, die Masse hätte einen zertrampelt. Es gibt Bürgerbewegungen, die sich in Venedig gegen den Massentourismus formieren. Sind Sie da aktiv? Nein, aber natürlich haben die Demonstranten recht. Bloss wird sich nichts ändern. Das Hauptproblem sind die Kreuzfahrtschiffe, und die werden nicht gestoppt. Die Regierung hat kein Interesse daran. Sie sehen keine Hoffnung? Nein, und ich kann den Leuten auch nicht verbieten, nach Venedig zu reisen – ich

«Früher wurde man als ‹tree hugger› belächelt, wenn man sich für die Umwelt einsetzte. Jetzt ist es jedem Ernst damit.» www.wildbieneundpartner.ch www.grischa-biena-uf-da-schiena.ch www.imkerverband.info/up/files/Bienenweide.pdf

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GRUEN INTERVIEW

gehe ja auch dorthin. Das ist wie mit dem Fliegen: Ich masse mir nicht an, zu sagen, fliegt nicht, denn ich tue es ja auch. Vom Fliegen mal abgesehen, was tun Sie für die Umwelt? Ich trenne den Müll, gehe sehr sparsam mit Wasser um – aber ich fliege. So, shut up, Donna! Vorher auf unserem Rundgang durch Ernen haben Sie vom Kompostieren erzählt. Machen Sie das in Venedig? Nein, wo sollte ich denn hin mit dem Kompost? Obwohl … Ich könnte ihn den Bäumen auf der Strasse geben. Aber wahrscheinlich würde man mich dafür verhaften. Nein, kompostieren tue ich an meinem Wohnsitz in der Schweiz. Im Bündnerland, wo sie zeitweise leben, haben Sie auch einen Garten. Was pflanzen Sie an? Gemüse und Blumen, wie die Schweizer. Aber ich bin eher nachlässig. Wenn ich hier in Ernen all diese ordentlichen Gärten sehe, werde ich krank

News liest die Autorin keine mehr. «Das ist Zeitverschwendung. Stattdessen arbeite ich lieber oder gehe spazieren.»

vor Neid. Mein Garten ist dafür sehr bienenfreundlich, ich habe zum Beispiel

DER GRUEN-FOOTPRINT Wie gut ist Donna Leons Wasser-Fussabdruck?

1 Kleider

1

2 Waschen

0

3 Trinkwassernutzung

1

4 Warmwasseraufbereitung

1

5 Ernährungsstil

1

6 Genussmittel

10

7 Foodwaste

0

8 Saisonalität

1

Total Punkte

15

15 Punkte = Kompliment, Donna Leon macht alles richtig: Sie ernährt sich vegetarisch und wirft keine Lebensmittel weg. «Ich habe einen Komposthaufen, wo ich Reste entsorgen kann», ergänzte sie auf dem Fragebogen. Der GRUEN-Footprint wurde vom WWF Schweiz für SI GRUEN entwickelt. Der Test soll für den Alltag sensibilisieren und Spass bereiten. Berechnen Sie Ihren eigenen Footprint auf den Seiten 12 und 13.

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Borretsch – die Bienen sind verrückt danach. Ihr Lieblingstier ist der Dachs. Weshalb? Als Kind las ich «The Wind in the Willows» von Kenneth Grahame und verliebte mich in Mr. Badger, den Dachs. Es sind so elegante Tiere! Wenn sie abends aus ihrem Bau kommen, spielen sie erst eine halbe Stunde lang, fressen Würmer und schlafen danach den ganzen Tag. Was für ein Leben! Sie haben kein Haustier? Nein, dafür reise ich zu oft. Krimiautorin Patricia Highsmith soll jeweils mit einem Einmachglas mit Schnecken gereist sein … Mein erster amerikanischer Verleger war auch der Verleger von Patricia Highsmith. Er erzählte mir, wie er sie mal zum Lunch traf und sie zu ihm sagte (verstellt ihre Stimme tiefer): «Larry, ich habe dir doch von meinen Schnecken erzählt, ich will sie bei meinem Umzug nach Frankreich mitnehmen.»

Worauf Larry fand: «Aber du kannst doch keine Schnecken nach Frankreich nehmen!» Highsmith: «Ich habe eine Lösung gefunden, ich werde sie unter meinen Busen kleben.» So hat sie ihre Schnecken nach Frankreich geschmuggelt. Sie haben Ihre Heimat, die USA, mit 23 Jahren verlassen. Wäre nun der Moment, auch die Staatsbürgerschaft abzugeben? Warum? Vielleicht wegen Donald Trump? Nein, all die Leute, die verkünden, dass sie wegen Trump ihre Nationalität aufgeben, kann ich nicht verstehen. Das ist doch Unsinn! Indirekt sagen sie damit, dass sie die Demokratie nicht respektieren. Come on, be real! Ich mag Trump auch nicht. Ich mag seine Politik nicht – obwohl ich das sollte. Denn ich bin eine reiche Amerikanerin und sollte mich freuen, wenn

Bürgerinitiative in Venedig www.weareherevenice.org Literaturseminar mit Donna Leon in Ernen www.musikdorf.ch

«Es gibt keinen Grund für Optimismus – doch ich bin einfach eine glückliche Person.» er meine Steuern senken will. Aber es ist nicht in Ordnung, wenn reiche Leute noch mehr bekommen. Die Nachrichten aus den USA sind schon schwer zu ertragen. Oh, ich habe längst aufgehört, News zu lesen. Aber aus anderen Gründen: Ich will keinen Nonsens mehr lesen, das ist Zeitverschwendung. Stattdessen arbeite ich lieber oder gehe spazieren. Mein

Leben hat sich ohne News kein bisschen verändert. Sie beschreiben sich als positiv denkenden Menschen. Drücken Themen wie die Umweltverschmutzung nicht auf Ihre Stimmung? Intellektuell gesehen bin ich ein Realist, und bei dem, was man alles liest, gibt es keinen Grund für Optimismus – doch ich bin einfach eine glückliche Person. Meine ganze Familie ist so veranlagt, das liegt in den

Genen. Ich wache jeden Morgen heiter auf. Gibt es ein Rezept, wie man zu einem glücklichen Menschen wird? Meinen Sie, das gebe ich einfach so preis? Eine Komponente ist sicher eine gute Gesundheit, das hilft. Dann einen Job machen, den man liebt, sich mit positiven Menschen umgeben, die man mag. Abgesehen davon ist vieles im Leben pures Glück.

Beobachter Natur | deutsch | ProClima | Format 210 x 140 mm | DU: 11.05.2017 | Ersch.: 09.06.2017

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11.05.17 17:15

GRUEN REPORTAGE

1 Der Bundesordner in allen Farben. Es gibt ihn in der Schweiz seit 1908, seit 1989 ist der Name geschützt. 2 Markus Heinzle, Geschäftsführer der Biella, vor der Ordner-Produktionsstrasse in Brügg BE.

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BIELLA

Ganz schön ordentlich Der Bundesordner ist ein Kultprodukt. Und hundert Prozent Swiss Made. Für die Biella in Brügg BE gehört zu guter Ordnung auch der Schutz der Umwelt. Text: Monique Ryser / Fotos: Remo Ubezio

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GRUEN REPORTAGE Ordnung ist das halbe Leben. Das gilt auch hier, in der Fabrik von Biella in Brügg BE, wo die Spezialisten für gute Ordnung zu Hause sind. Die zwei Fabrikationsstrassen für den legendären Bundesordner sind Beweis für geordnete Produktion: Löcher stanzen, mit Metall verstärken, Rückenschild anschweissen, die metallene Ordnermechanik einschrauben, falten und in Kisten für den Versand verpacken. Das alles schaffen die aus den Siebzigerjahren stammenden Maschinen, überwacht und «gefüttert» von einem der rund 200 «Biellaner», die zum grossen Teil seit Jahrzehnten hier arbeiten. Ordnerproduktion im Jahrhundert der Digitalisierung. Ist das noch zeitgemäss? «Aber natürlich», sagt Geschäftsführer Markus Heinzle. «Papier wird nicht aussterben, es wird einfach anders genutzt.» Heinzles Aussage wird untermauert mit der Tatsache, dass die Biella pro Jahr in der Schweiz 12 Millionen Ordner produziert! Eine eindrückliche Zahl, für ein Land mit 8,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. Solange Datenträger kommen und gehen – wer hat heute noch ein Gerät um Floppy Disks zu lesen? –, gilt für offizielle Dokumente und Buchhaltungen immer noch das Prinzip Papier. Und wie, wenn nicht mit Ordnern, erstellt man eine logische Ablage? Finden statt Suchen ist eine der Werbebotschaften von Biella, der grössten Produzentin von Ablageund Organisationssystemen fürs Büro. Und das nicht nur in der Schweiz, sondern über die Biella Holding gar in ganz Europa. «Wir kommunizieren oft und direkt mit unseren Kundinnen und Kunden», erklärt Geschäftsfüh-

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rer Heinzle. Die Produktion von Individualaufträgen und personalisierten Lösungen nähmen zu. «Und genau hier sind wir stark. Swiss Made gilt für alle Produkte, die unsere Fabrik verlassen, aber bei kleineren Auflagen und Spezialproduktionen kommen unsere Qualität, Flexibilität und Genauigkeit natürlich noch viel mehr zum Tragen.»

2600 Artikel bietet Biella an, der Grundstoff Karton ist zu hundert Prozent aus recyceltem Material, alles Papier ist FSC-zertifiziert. Bei der Produktion wird alles, was als Abfall anfällt, vollständig wieder dem Recycling zugeführt. «Zu Swiss Made gehört auch, den Angestellten und der Umwelt Sorge zu tragen», ist Heinzle

überzeugt. Jährlich werden bis zu 90 000 Franken in die Weiterbildung investiert, die Firma pflegt eine offene und familiäre Kultur. Die Produktion ist sehr energieintensiv, weshalb Biella seit 2014 mit der BKW Energieberatung zusammenarbeitet, um die Kosten zu reduzieren und damit auch die Umwelt zu

Kein Büro ohne … www.biella.ch Ordnung 2.0 www.simplyfind.com Energiekosten senken www.bkw.ch/energieberatung

1 Granit Mehmeti füllt metallene Verstärkungsteile in die automatisierte Ordnerproduktion. 2 Markus Moser, Biella, und Raphael Kurmann, BKW, kontrollieren die Lüftungsanlagen. 3 Gestapelte Ordnerdeckel, bevor sie in die Produktionsstrasse eingefügt werden. Bis im Dezember herrscht Hochproduktion. 4 Dieses fröhliche Grün ist eine der Lieblingsfarben im Bundesordner-Markt. 5 Metallene Ordner-Mechanik.

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Foto: Vorname Name

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schonen. Seit Beginn der Beratung konnte der Verbrauch massiv gesenkt werden: «Beim Strom resultierte eine Senkung von 12 Prozent, beim Gas um 32 Prozent», rechnet BKW-Energieberater Raphael Kurmann vor. Der für Sicherheit und Anlagen zuständige «Biellaner» Markus Moser lobt die Zusammenarbeit mit Kurmann. «Mir wurde bewusst, dass man mit der richtigen Einstellung der Geräte schon bedeutendes Sparpotenzial hat, man braucht nicht immer grosse neue Investitionen.» Dadurch konnten jährlich 135 000 Franken an Energiekosten eingespart werden, denen Umsetzungskosten inklusive Beratung von 82 000 gegenüberstehen, wie Kurmann erläutert. Die BKW Energieberatung wurde bereits von rund 10 Prozent der Grossverbraucher im Kanton Bern engagiert. «Fast überall ist es möglich, den Energieverbrauch ohne grosse Neuinvestitionen zwischen 15 und 20 Prozent zu senken», ist Kurmann überzeugt. Heinzle freut sich, dass allein mit der effizienten Nutzung bestehender Anlagen so viel Einsparungen möglich waren. «Wir müssen laufend in Innovation investieren, damit wir erfolgreich bleiben.» So arbeitet Biella mit der Schweizer Büromöbelherstellerin Bigla im «office lab» zusammen, um Bedürfnisse der Zukunft zu erkennen. Und: Mit Biella Simply Find bietet die Firma ein physisches und elektronisches Archiv an. «Wir lagern Dokumente sicher und digitalisieren sie. Und das alles in der Schweiz», so Heinzle. Ordnung 2.0, auch das kann Biella. Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit BKW.

Die Geschichte des Bundesordners https://www.srf.ch/sendungen/100-sekunden-wissen/bundesordner FSC-Papier ch.fsc.org

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«Von Vorbildern zu lernen, ist ein Gewinn» Um weiterzukommen, orientieren wir uns häufig an Vorbildern. Sie spornen uns an, uns nicht mit Mittelmass zufriedenzugeben, sondern an die Spitze zu kommen. Unsere Schweizer Skisportler sind Vorbilder: Nicht nur diejenigen, die bereits Medaillen gewonnen und Siege erkämpft haben, auch die Nachwuchssportlerinnen und -sportler, die hart und beharrlich auf ihr Ziel hinarbeiten. Die BKW ist im dritten Jahr Verbandssponsorin von Swiss Ski. Unser Engagement verfolgen wir leidenschaftlich! Denn wir bewundern – wie der Rest der Schweiz – die Stars. Und wir haben grösste Achtung vor all den jungen Menschen, die es an die Spitze schaffen wollen. Die Schweizer Skisportlerinnen und Skisportler motivieren uns in mehrfacher Hinsicht: Wir leben unser Sponsoring und wollen am nächsten Engadin Skimarathon das grösste Firmenteam stellen. So führt diese Partnerschaft auch zu mehr Bewegung innerhalb der BKW. Wir profitieren auch von Begegnungen mit Mitgliedern von Swiss-Ski und lernen dabei, wie sich Sportler vorbereiten, wie sie Krisen meistern und die Freude an ihrem Sport lebendig erhalten. Selbstmotivation ist auch für uns wichtig, denn nicht immer läuft alles so, wie wir es gerne hätten. Gemeinsam ist uns, dass wir der Natur Sorge tragen wollen:

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Ohne intakte Natur verliert der Skisport sein eigentliches Wesen. Die BKW hat es sich auf die Fahne geschrieben, nachhaltig zu agieren und natürliche Ressourcen zu schonen. Diese Verbundenheit mit der Natur zeigen wir mit einer weiteren Zusammenarbeit, auf die ich besonders stolz bin: Mit den Skigebieten Saas-Fee und Saas-Almagell sind wir eine

Partnerschaft zur nachhaltigen Entwicklung eingegangen. Das autofreie Dorf Saas-Fee hat bereits seit 2012 das Label Energiestadt und ist Mitglied der Allianz der Alpen, eines Netzwerks, das Natur, Umwelt und Landschaft schützen und entwickeln will. Unsere Zusammenarbeit beinhaltet, dass wir sämtliche Bergbahnen und Lifte mit Strom aus erneu-

erbarer Schweizer Wasserkraft beliefern. Wir sind aber nicht primär Energielieferantin, sondern Kompetenzpartnerin und bearbeiten gemeinsam die Themen Wasserbeschaffung, Beschneiung und Energieeffizienz. So wird beispielsweise das Drehrestaurant Allalin durch eine Kombination aus Wärmepumpen und Abwärmenutzung der Bergbahnmotoren beheizt. Bei solchen Partnerschaften kommt unsere vernetzte Struktur zur Geltung: Wir können umfassende Energie- und Infrastrukturdienstleistungen anbieten und für den Kunden – in diesem Fall Saas-Fee – Mehrwert bieten. Die Partnerschaften sowohl mit Saas-Fee als auch mit Swiss Ski sind Win-win-Situationen: Wir bringen uns gegenseitig weiter. Auch wir als BKW müssen uns täglich fit halten und am Markt bewähren. Wir müssen uns zeitgemäss weiterentwickeln wie die Tourismusregionen in den Alpen. Und: Wir wollen als Infrastrukturdienstleisterin zur Spitze gehören wie die Athletinnen und Athleten von Swiss Ski. Eines kann ich jetzt schon mit Sicherheit sagen: Von Vorbildern zu lernen, ist ein Gewinn.

Suzanne Thoma ist CEO der BKW Gruppe, eines international tätigen Energie- und Infrastrukturunternehmens mit Sitz in Bern.

BKW und Swiss Ski www.bkw.ch/swiss-ski Pirmin Zurbriggen zu Nachhaltigkeit https://blog.bkw.ch.saas-fee-und-bkw

Foto: zvg

GRUEN KOLUMNE

SUZANNE THOMA

E R E S N U N E Z T G E I S S S R I Ä W M L E G E R E R E I T Z . T R U Ü N T E I D R O V 73,9% Ein Grossteil der Schweizer Nutztiere profitiert von RAUS.

RAUS «Regelmässiger AUSlauf im Freien» ist ein freiwilliges Programm zur Förderung des Tierwohls.

365 TAGE RAUS schreibt zum Beispiel vor, dass Mastrinder dauernd Zugang zum Freien haben müssen.

Weitere gute Gründe für Schweizer Fleisch: der-feine-unterschied.ch

GRUEN ENERGIE

SOLARSTROM

Profit auch für die Mieter Jetzt wird Sonnenenergie auch für Mehrfamilienhäuser interessant: Ab 2018 können Hausbesitzer den Strom vom Dach den Mietern direkt verrechnen. Damit soll die Sonnenenergie gefördert werden. Text: Monique Ryser / Fotos: Sophie Stieger

Private Solarstromanlagen sieht man heute vor allem auf Einfamilienhäusern. Der Grund: Die lokalen Elektrizitätswerke haben bei den Haushalten ein Liefermonopol, und der Besitzer einer Liegenschaft kann den Strom seiner Solaranlage nicht einfach direkt verrechnen. Das ändert mit der Energiestrategie 2050. Ab 2018 wird der Zusammenschluss zum Eigenverbrauch vereinfacht. Das heisst, der Eigentümer einer Liegenschaft kann sich mit den Mietparteien zu einer Eigenverbrauchsgemeinschaft zusammenschliessen und die interne Verrechnung der Energiekosten selber übernehmen. Das macht das Installieren einer Solaranlage auch für Mehrparteienhäuser interessanter. Der Architekt Michel Cordey ist ein Pionier und hat in seinem Vier-Familien-Neubau in Ins BE

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das neue System bereits eingerichtet. Das Gebäude ist ein Plus-Energie-Bau: Mit Minergiestandard, Wärmegewinnung durch die Luft-Wasser-Wärmepumpe und der Solaranlage auf dem Dach produziert das Haus mehr Energie, als es verbraucht.

Saubere Energie ist zum wichtigen Verkaufsargument geworden Seine Frau Ines, die für die Vermietung zuständig ist, erklärt: «Für viele, vor allem jüngere Paare, ist saubere Energiegewinnung ein wichtiges Argument, sich für eine Wohnung zu entscheiden.» So sind denn bereits alle 4,5-Zimmer-Wohnungen im Seeländer Dorf vermietet. Im Neubau ist noch genau ein Wasser- und Stromzähler des lokalen Elektrizitätswerks installiert. Die einzelnen Woh-

nungen haben Zähler, um separat abzurechnen. Möglich macht das die von smart-me entwickelte Technologie, die es auch erlaubt, den in Echtzeit gemessenen Strom- und Wasserverbrauch auf einer App anzuschauen.

Lösungen für den Eigenverbrauch von Solarstrom www.bkw.ch/home-energy

Mit der Technologie des Startups engytec – einer gemeinsamen Firma von smart-me und BKW – wird die Verrechnung gemacht. «Die Mieterschaft hat so mehr Transparenz über den Stromverbrauch, und der Vermieter kann den Strom sei-

Abrechnung des eigenen Solarstroms www.engytec.ch

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ner Solaranlage im Haus verkaufen, statt ins Netz zu speisen», erklärt Meropi Nassikas, Product Manager von engytec. Weiterer Vorteil: «Es gibt immer mehr Elektroautos. Heute werden diese oft an Buchsen des Allgemeinstroms auf-

geladen. Wir können das verursachergerecht installieren.» Engytec hilft bei der Planung bis zur Inbetriebnahme der neuen Technik mit. Dieses Angebot hat auch Michel Cordey genutzt. Zurzeit verrechnet er den Stromverbrauch der Mieter noch nach den Hochund Niedertarifen des lokalen Werkes. «Wir haben das System erst eingerichtet und müssen

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Erfahrungen sammeln.» Klar ist aber: «Der Energieanteil bei den Nebenkosten ist viel tiefer als in älteren Liegenschaften.» Cordey glaubt an die Nutzung von Solarstrom und baut auch bereits ein weiteres Mehrfamilienhaus mit Eigentumswohnungen in Ins mit dem gleichen System.

1 Das neue Vierfamilienhaus in Ins produziert mehr Energie, als es verbraucht. 2 Auf der App ist der Verbrauch sofort ersichtlich. 3 Die Stromzähler senden die Daten zur Abrechnung direkt in die Cloud von engytec. 4 Hier wird der Strom der Fotovoltaikanlage umgewandelt. 5 Architekt Michel Cordey.

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit BKW.

Architekt Michel Cordey www.cordey-architekten.ch Energiestrategie 2050 www.bfe.admin.ch/energiestrategie2050

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GRUEN UNTERNEHMEN

Neuer in der Kollektion von Frilo Swissmade sind die Damen-Accessoires wie der Schal Aran aus Merinowolle.

Basic-Trägerhose aus Merinowolle: Die Strickwaren passen vor allem Babys von 0 bis 18 Monaten.

FRILO

Eine mutige Masche Die Strickmaschinen sollten abgestellt werden – doch Patrizia und Mauro Vietri wagten es. Ihre Baby- und Damenkollektion entsteht weiterhin in Huttwil BE. Text: Barbara Halter / Fotos: Xandra Linsin

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Der Haupteingang zur Frilo-Fabrik in Huttwil BE: Patrizia und Mauro Vietri mit ihren Töchtern Lara, 1, (mit Nuggi) und Adelia, 2½.

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GRUEN UNTERNEHMEN

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«Wer wohnt da?», heisst die beliebte Reihe des Magazins «NZZ Folio», in der eine Psychologin und ein Innenarchitekt anhand von Räumen auf ihre Bewohner schliessen. Zu gerne würde man die Frage in «Wer arbeitet hier?» umformulieren und das Büro der Firma Frilo in Huttwil BE analysieren lassen. Eine echte Knacknuss! Vor den grossen Fenstern hängen gehäkelte Gardinen, dazu dicke, braun gemusterte Vorhänge. Ein klobiges Holzpult steht auf einem Teppich in einem undefinierbaren Grünton. Die Zeiger der Pendeluhr verharren auf fünf vor sechs. Doch die Zeit ist nicht stehen geblieben, durch die alten Räume weht ein frischer Wind. Am langen Tisch entwirft Patrizia Vietri, 41, – zierlich und das Kontrastprogramm zum schweren Mobiliar – zweimal im Jahr eine Babystrickkollektion: Strampler, Mäntelchen, Mützen, Decken. Eine pastellfarbene Welt aus Weiss, Rosa, Grau, Beige oder Ciel. «Klassisch-elegant in einer hohen Qualität», beschreibt sie den Stil von Frilo Swissmade, hochpreisige Strickwaren aus Merino- und Baumwolle. Wenn man weiss, dass die Firma früher für schicke französische Labels wie Tartine et Chocolat oder Bonpoint produzierte, erkennt man die Ausrichtung und Tradition der Marke. Man stellt sich wohlerzogene und sorgfältig gekleidete Kinder vor, die in diesen Strickwaren durch den Pariser Jardin du Luxembourg hüpfen. Am Anfang von Frilo steht Fritz Loosli, Bauernsohn aus Wyssachen im Kanton Bern. An Paris und Mode hatte er wohl zuletzt gedacht, als er 1927 eine Handstrickmaschine kaufte. Er stellte Pullover her, fuhr mit dem Velo von Haus zu Haus und vertrieb seine Produkte. Schnell florierte das Geschäft. Die ersten elektrisch angetriebenen Maschinen wurden angeschafft, und 1949 verlegte Loosli seinen Firmensitz nach Huttwil. In das grosse, weisse Gebäude, wo Patrizia Vietri und ihr Mann Mauro, 38, heute Frilo weiterführen. Vorgesehen war das nicht. Dass in der kleinen Fabrik immer noch die Strickmaschinen rattern, grenzt an ein kleines Wunder. Das Büro mit den schweren Möbeln und den braunen Vorhängen gehörte eigentlich schon der Vergangenheit an. «Mit ihrer Pensionierung wollten meine Eltern den Betrieb schliessen», sagt Patrizia Vietri, die im Haus neben der Fabrik aufgewachsen ist. Strickwaren made in Switzerland schienen keine Zukunft zu haben und die rentablen Zeiten von Frilo vorbei. In den

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Neunzigerjahren sprangen die französischen Labels eines nach dem anderen ab. Sie liessen ihre Strickwaren günstig in Fernost produzieren statt in der teuren Schweiz. Übrig blieb die eigene BabyMarke, die aber in den erfolgreichen Jahren des Lohnstrickens für andere Firmen ein Schattendasein fristete und nur einen kleinen Teil des Umsatzes ausmachte. «Meine Eltern fragten meinen Mann und mich, ob wir ihnen nicht bei der Herstellung eines neuen Katalogs behilflich sein könnten», sagt Patrizia Vietri. Sie arbeitete damals als Textil-Einkäuferin für Warenhäuser. Mauro Vietri, ausgebildeter Fotograf, war im Technikbereich tätig. Bald

Frilo Swissmade www.friloswissmade.com Huttwil www.huttwil.ch An dieser Messe ist Frilo Swissmade vom 1. bis 3. Dezember mit seinen

«Wir hatten Hunger, das hilft.» Mauro Vietri über seine Ausdauer beim Pröbeln von neuen Mustern

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1 Links-links gestrickte Raglanärmel: Sie kommen so aus der Maschine und können direkt eingenäht werden. 2 Eine der Näherinnen dämpft die fertige Ware. Dabei geht die Baumwolle ein und erhält ihre definitive Grösse. 3 Die Kordelmaschine: Die Bändchen werden zum Beispiel für Verschlüsse verwendet. 4 In der Konfektion werden die gestrickten Bahnen zurechtgeschnitten. 4

Während rundherum die Maschinen rhythmisch dröhnen, sitzt er vor zwei Bildschirmen mitten im Raum. Zweimal im Jahr entwickelt und programmiert Mauro neue Strickmuster. Seine Frau gibt dabei die gestalterische Richtung vor und liefert Ideen. Im gegenseitigen Austausch entsteht so die Kollektion. Das Handwerk des Strickers, heute Textilgestalter genannt, lernte Mauro Vietri von seinem Schwiegervater. Er besuchte Kurse und zeigte vor allem viel Ausdauer beim Pröbeln mit Mustern. «Wir hatten Hunger, das hilft», erklärt er. In der kleinen Fabrik stehen immer noch alte, mechanische Strickmaschinen. Unausweichlich war aber die Investition in computergesteuerte Strickmaschinen. Diese können etwa Knopfleisten inklusive Löcher stricken. Ein kleines Detail, «aber massgebend für die Finanzen», sagt Mauro Vietri. Früher benötigte man dafür vier Arbeitsschritte, heute nur noch einen.

Eine Wendeltreppe führt hoch ins Atelier der Näherinnen: Sie konfektionieren den Strick

rutschten die beiden ins Geschäft nach. «Wir fanden es schade, die Fabrik sterben zu lassen», sagt er. Ihre Recherchen bei Fachgeschäften in der Schweiz und in Europa ergaben, dass die Marke Frilo sehr wohl noch Potenzial hatte, aber eine

Erfrischungskur benötigte. Erst kündigte Patrizia ihren Job, ein Jahr später Mauro. Wenn Frilo weiter existieren sollte, dann ging das nur mit Vollzeiteinsatz. Mauro übernahm die Strickerei, den ehemaligen Bereich seines Schwiegervaters.

Während Mauro zeigt, wie die alten Maschinen noch mit Lochkarten funktionieren, fallen unten lange Bahnen heraus, die zu Schals und Ponchos verarbeitet werden. Seit ein paar Jahren gehören auch Damenaccessoires ins Sortiment. Sie sind zwar zeitintensiver zum Stricken, benötigen dafür wenig Aufwand beim Konfektionieren. Ganz im Gegensatz zu den Babysachen. Von der Strickerei führt eine Wendeltreppe hoch ins Atelier der Näherinnen. An einem Tisch schneiden sie die Bahnen zu. Eine Art Bandsäge trennt den Strick, bevor die Teile an der Overlockmaschine zusammengenäht werden.

Damenaccessoires dabei www.designschenken.ch Schweizer Textilien www.swisstextiles.ch www.kontext.swisstextiles.ch

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GRUEN UNTERNEHMEN

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DER GRUEN-FOOTPRINT Wie gut ist Patrizia Vietris Wasser-Fussabdruck?

1 Kleider

1

2 Waschen

1

3 Trinkwassernutzung

1

4 Warmwasseraufbereitung

1

5 Ernährungsstil

6

6 Genussmittel

10

7 Foodwaste

0

8 Saisonalität

4

Total Punkte

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24 Punkte = Wunderbar! Patrizia Vietri schneidet sehr gut ab im Wasser-Test. Es verwundert nicht, dass ihre Garderobe aus langlebigen Stücken besteht – diese Philosophie verfolgt auch Frilo. Der GRUEN-Footprint wurde vom WWF Schweiz für SI GRUEN entwickelt. Der Test soll für den Alltag sensibilisieren und Spass bereiten. Berechnen Sie Ihren eigenen Footprint auf den Seiten 12 und 13.

Später bringen die Frauen Bändchen, Knöpfe oder Ponpons an und das Etikett mit dem Logo, das Patrizia und Mauro wieder dem ursprünglichen Logo von Frilo angepasst haben: feine, geschwungene hellblaue Buchstaben vor weissem Hintergrund.

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2 1 Eine Kone mit hellblauer Merinowolle. Das Garn bezieht Frilo von Lieferanten aus Italien. 2 Die Knopfsammlung ist vor allem für Nostalgiker da. Für die Babystricksachen werden nur Perlmutt- oder Holzknöpfe verwendet.

Seit über acht Jahr führen die Vietris die Firma. Trotz Eurokrise und Frankenschock schreiben sie schwarze Zahlen. Die gesunkenen Bestellungen aus Frankreich, Deutschland oder Italien kompensieren sie durch einen gesteigerten Absatz in der Schweiz. Der «Bänkler», der erst

kürzlich im Haus war, bot seine Unterstützung an, falls es eine neue Strickmaschine brauche – in der Anfangszeit war das noch ganz anders. Die ersten harten vier Jahre sind gefühlsmässig noch sehr nah. «Es brauchte sehr viel Mut und Durchhaltevermögen», sagt Mauro Vietri. «Obwohl es nun gut läuft – wenn ich gefragt werde, ob wir es nochmals wagen würden, ist meine Antwort ganz klar: nein.» Eine positive Wende brachten die Töchter Adelia und Lara, die 2014 und 2016 auf die Welt kamen. «Die Mädchen gehen meistens gegen acht ins Bett, so machen wir automatisch beizeiten Feierabend», sagt Patrizia. «Und mit ihnen hat man keine Zeit, um zu Hause noch über das Geschäft nachzudenken», ergänzt ihr Mann. Ganz nebenbei sind die beiden Töchter gerade im besten Alter als Markenbotschafterinnen.

Französische Kindermode, für die Frilo früher strickte www.tartine-et-chocolat.com www.bonpoint.com/ch

PUBLIREPORTAGE

«Nur wer weiss, was es heisst zu verlieren, kann auch gewinnen» Nachwuchstalent Luana Flütsch blickt trotz Verletzungspech positiv in die Zukunft.

Der erste Rang in der Schweizer Juniorenmeisterschaft Ski alpin, der fünfte Platz am European Youth Olympic Festival: Das klingt nach einer Traumkarriere auf den Ski. Dass der Weg an die Spitze aber nicht immer geradlinig verläuft, weiss Luana Flütsch, ein Schweizer Nachwuchstalent im Skizirkus.

Fotos: zvg

Die kommende Skisaison 2017/18 steht kurz bevor. Die 22-jährige Luana Flütsch trainiert schon lange dafür. Zu lange. «Seit Februar muss ich die Folgen meines 2014 erlittenen Schienbeinbruchs auskurieren. Die letzte Saison war für mich also kurz.» Alles hat nach einer Traumkarriere ausgesehen, be-vor sie die Verletzung zurückgeworfen hat. Aber Luana Flütsch gibt nicht auf, sondern kämpft hartnäckig weiter. Kopfsache Seit zwei Jahren arbeitet Luana Flütsch emsig an ihrer mentalen Stärke. «Ich bin ein Kopfmensch», sagt sie von sich selbst. Eine Stärke, die sie auf ihrem Weg zurück an die Spitze im Skizirkus braucht. «Die letzten drei Jahre waren wirklich ziemlich hart. Aber ich habe den Glauben an mich und an mein

Können keine Sekunde verloren», betont sie selbstbewusst. Sie ist überzeugt, auch etwas Positives aus der Situation mitzunehmen: «Nur wer weiss, was es heisst zu verlieren, kann auch gewinnen.» Den Weg konsequent weitergehen Ob Luana Flütsch erneut den Sprung an die Spitze schafft, weiss heute niemand. Sie kämpft aber wie eine Löwin dafür. Sie betont, dass sowohl ihr Wille als auch ihr Umfeld die besten Voraussetzungen bieten: «Ich habe eine Familie, die mich unterstützt. Mental und finanziell.» Gerade die Unterstützung durch Sponsoren ist für Athleten mit Verletzungspech schwierig zu finden. In dieser Hinsicht stehen der Prättigauerin keine Steine im Weg: «Dass mich meine Kopfsponsorin BKW in dieser schwierigen Situation immer noch unterstützt, ist unglaublich viel wert.» Dank des Kopfsponsors kann sie sich auf ihre sportliche Leistung konzentrieren. Das Sponsoring-Engagement sieht sie nicht als rein finanzielle Verein-

barung: «Ich war im letzten Jahr an einem Mitarbeiter-Event der BKW. Unglaublich, zu sehen, wie viele motivierte Leute aktiv und vor allem mit sehr viel Leidenschaft an der Energiezukunft arbeiten.» Sie ist gerne Teil davon: «Wir geben beide auf unsere Weise täglich unser Bestes, um nachhaltig erfolgreich zu sein.» Motiviert «wie eine Erstklässlerin» Das Nachwuchstalent will mit Vollgas in die neue Saison starten. Sie hat sich intensiv vorbereitet und konnte vor allem konditionell gute Fortschritte erzielen. Fortschritte hat Luana Flütsch auch neben der Piste gemacht: «Ich habe kürzlich mit der KV-Berufsmatura begonnen. Ich freue mich darauf, neben der Piste wieder den Kopf in Schwung zu halten. Die Abwechslung tut mir auch in sportlicher Hinsicht gut», sagt sie lachend und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: «Ich freue mich auf diese spannende Zeit wie eine Erstklässlerin auf den ersten Schultag.»

VIP-TICKETS FÜR DEN RIESENSLALOM ADELBODEN ZU GEWINNEN Auch 2018 ist die BKW als offizielle Verbandssponsorin und Nachhaltigkeitspartnerin von Swiss Ski live dabei. Geniessen Sie in gediegener Atmosphäre mit einer Prise Brauchtum sportliche Spitzenleistungen: Von der Tribüne aus haben Sie die beste Sicht auf den spektakulären Zielhang. Werden Sie als VIP Teil des Adelbodner Hexenkessels. Für den Riesenslalom vom 6. Januar 2018 in Adelboden verlost die BKW 2-mal 2 VIP-Tickets. Teilnahme unter: www.bkw.ch/si-verlosung

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GRUEN REISEN

LONDON EAST END

Musse statt Masse Zeitung lesen im Park, spazieren am Kanal, bummeln in kleinen Shops – so entspannt ist London abseits von Oxford Street und U-Bahn-Rummel. 46

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4 1 «A warm welcome»: Das Team im Restaurant Lardo verwöhnt die Gäste mit köstlichen italienischen Spezialitäten aus der offenen Küche und mit charmanter britischer Gastfreundschaft. 2 Chefin Momo weilt gerade im Mutterschaftsurlaub, aber ihre Mitarbeiterin Naoi (Bild) weiss genauso gut Bescheid über die wunderschönen Objekte von kleinen Kunsthandwerksbetrieben im Momosan Shop. 3 Austern und andere Schätze des Meeres rund um die Insel gibts am Broadway Market bei Fin + Flounder – natürlich aus nachhaltiger Fischerei. 4 Ein Bauernhof mitten in der Grossstadt: Die Hackney City Farm bringt Stadtkindern die Landwirtschaft näher – und verfügt über ein tolles Café.

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GRUEN REISEN

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Text: Christa Hürlimann Fotos: Nicole Bachmann Draussen an den Tischchen vor einem Café geniessen Gäste einen Salat, zwei Mütter schieben plaudernd ihre Kinderwagen vorbei, die Sportlichen joggen unten am Kanal, und im nahen Park huschen Eichhörnchen von Baum zu Baum. Ein Sonntag in einer Schweizer Kleinstadt? Nein, Mittagspause an einem Freitag mitten in London! Genauer gesagt in Londons East End. Am Broadway Market, einer Strasse im Bezirk Hackney, reihen sich hübsche Cafés an kleine Mode- und Dekoshops, Metzgereien, Bäckereien, Lebensmittel- und Delikatessengeschäfte, und sogar ein Lismerlädeli gibt es hier. Allen gemeinsam: Sie beziehen ihre Produkte aus der Region, aus Grossbritannien oder zumin-

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dest aus Europa, wenn immer möglich bio und fair – oder stellen sie gleich selber her. In der Fashion Boutique 69b etwa stammen sämtliche Kleidungsstücke aus sozial und ökologisch fairer Produktion, sind aber trotzdem für Normalverdiener erschwinglich. Gegründet hat den Laden eine ehemalige Stylistin und Modejournalistin aus Australien, weil sie sich zunehmend an den Missständen in der Modeindustrie störte. Ihre Mitarbeiterin Harriet, die im Laden die Kun-

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dinnen bedient, arbeitet nebenbei als Performerin in der Kunstszene – typisch für die Bewohner des ganzen Stadtteils, der sich in den vergangenen Jahren zur kreativsten, hippsten Gegend von London entwickelt hat. Die Gitter vor vielen Balkonen zeugen noch von der düsteren Vergangenheit, als die Kriminalität im Osten nördlich der Themse hoch war. Das East End zog vor allem ärmere Leute an und ab dem Ende des 19. Jahrhunderts viele Einwanderer. Die

Fabriken in der Gegend boten auch unqualifizierten Arbeitnehmenden Jobs. Der Stadtteil war stärker von Smog betroffen, weil der Wind die Abgase des Zentrums hierhertrug. Wer es sich leisten konnte, lebte im Westen. Doch dann wurden die Wohnungen im Westen immer teurer, und viele Kreative zogen in den Osten, um in leer stehenden Fabriken ihre Ateliers einzurichten. In Shoreditch ist der Strukturwandel bereits abgeschlossen, dieser westliche

«In Hackney setzen wir auf ehrliche Produkte, vor Ort gefertigt, möglichst aus lokalen Rohstoffen.» Ruairi, Inhaber von The Bonneville Tavern

Bücher aus und über East London www.hoxtonminipress.com Self-Service-Velomiete www.santandercycleslondon.co.uk Geführte Velotouren

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Ortsteil von Hackney hat sich von der ärmlichen Gegend zum hippsten In-Viertel Londons gewandelt.

Es duftet nach frischem Brot, das mit dem Cargobike ausgeliefert wird Aber auch in anderen Quartieren von Hackney eröffneten die neuen Bewohner wundervolle Cafés, Restaurants und Shops – und zogen damit weitere, auch vermögendere Leute aus der kreativen Szene an. Nicht nur zum Arbeiten, sondern auch zum Wohnen, meist in Gemeinschaften, weil mittlerweile auch im Osten die Preise gestiegen sind. Und wer hier lebt, kauft auch hier ein. So wurden

in den vergangenen zwei Jahrzehnten Bioläden wie Palm 2 eröffnet, und statt des weissen Toasts gibts zum Frühstück aromatisches Vollkorn- oder Sauerteigbrot, frisch gebacken im E5 Bakehouse, benannt nach der Postleitzahl des Bezirks Clapton, in dem die Bäckerei gegründet wurde. Gründer Ben fing einst neben seinem Job als Energieberater an, aufwendige Sauerteigbrote zu backen, und fuhr sie mit dem Cargobike zu den Kunden. Heute verdient Ben seine Brötchen ausschliesslich so. Im ehemaligen Eisenbahnviaduktbogen führt er seine eigene Biobäckerei mit Café, Backschule und Laden. Ein tolles Beispiel für den «Hackney Lifestyle» ist auch

1 Geigenmusik und Casual Look statt Strassenlärm und Businessanzug: In Hackney ist alles etwas entspannter. 2 Nostalgische italienische Küche im «Lardo»: «Schwiinigs» mit Blumenkohl und Fenchelcreme. 3 Für den Momosan Shop fertigen Kunsthandwerker zusammen mit der Inhaberin exklusive Objekte an. 4 Nächtigen mit gutem Gewissen: «Qbic» ist das grünste Hotel Londons. Die Fotografien im Hintergrund haben Obdachlose im Rahmen des Projekts «Café Art» geschaffen.

The Bonneville Tavern. Die farbigen Glas-Oberlichter stammen von einem alten Kino, das Holz für die Tische von ausgedienten Eisenbahnwagen, jenes für den Tresen von Mostfässern. «Ich habe Glück, ein Freund von mir hat ein Museum in der Gegend», sagt Inhaber Ruairi, der seit vielen Jahren in der Gastronomie tätig ist. Bei der Inneneinrichtung seiner Taverne hat er mit einem Architekturbüro zusammengearbeitet, das auf solch kunstvol-

les «Recycling» spezialisiert ist. Seinen Gästen serviert er marktfrische französisch-belgische Küche sowie die besten belgischen und englischen Biere. «In den vergangenen fünf Jahren sind kleine Brauereien wie Pilze aus dem Boden geschossen», sagt er. Wenn sein Team die Küche der Taverne nicht benutzt, tut es seine Frau: Nachdem ihr Sohn geboren worden war, lancierte die Marketingmanagerin die Babyfood-Linie «Albert eats», um anderen berufstätigen Eltern das Leben zu erleichtern. Natürlich mit Bio-Zutaten. Ein paar Schritte weiter können die Gäste im «Lardo» Küchenchef Matt und seinem Team zuschauen, wie sie köstliche italienische Gerichte kreieren. Spezialität des Hauses ist die Charcuterie. Dafür arbeitet Gründerin Eliza mit ausgewählten Farmern und Räuchern zusammen. Der Duft nach

und Vermietung www.londonbicycle.com Offizieller London-Guide www.visitlondon.com Alles zum öffentlichen Verkehr tfl.gov.uk

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GRUEN REISEN

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Der Momosan Shop etwa bietet auserlesenes Kunsthandwerk. Wichtigstes Kriterium bei der Auswahl ihrer Objekte ist für Inhaberin Momo Originalität. «Die Objekte widerspiegeln die Persönlichkeit des Schöpfers oder der Schöpferin.» Für ausgiebiges Shopping lohnt sich auch ein Besuch der Stoke Newington Church Street. Hier reihen sich viele tolle kleine Läden aneinander. Ein gutes Beispiel ist der Nook Shop mit Geschenkartikeln und Wohnaccessoires. Die meisten Pro-

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dukte in dem Shop stammen aus kleinen Betrieben. Ein Besuch an der Stoke Newington Church Street lässt sich wunderbar kombinieren mit einem Spaziergang durch den Abney Park, einen historischen, teils völlig überwachsenen Friedhof.

Im Stadtteil Whitechapel nahe der Londoner Innenstadt wurde ein ganzes Bürogebäude «recycelt», um das grünste Hotel Londons zu erstellen: Das Qbic Hotel produziert dank Solarpanels auf dem Dach selber Strom, spezielle Duschbrausen reduzieren den Wasserver-

«Das Mehl für unser Brot mahlen wir selber oder beziehen es von ausgewählten Mühlen im Land.» Jess, Bürochefin E5 Bakehouse

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Foto: Getty Images (1)

Italien zieht mittlerweile so viele Leute an, dass an der Bar beim Eingangsbereich regelmässig eine Warteschlange entsteht. Auch Shops mit hübschen Haushalt- und Dekoartikeln gibts in Hackney eine Menge.

Bio-Lebensmittel www.palm2.co.uk Bauernhof mit tollem Café www.hackneycityfarm.co.uk Fotokunst von Obdachlosen www.cafeart.org.uk

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brauch, die Matratzen sind biologisch abbaubar, das Essen ist weitestgehend bio, die Zeitung gibts digital auf dem Tablet oder Smart Phone zu lesen, die Mitarbeitenden werden fair entlöhnt und tragen Kleidung aus ethisch korrekter Produktion. Zudem unterstützt «Qbic» das Projekt «Café Art», das Obdachlosen hilft und sie im Umgang mit der Kamera ausbildet.

Das grünste Hotel der Stadt stellt seinen Gästen Velos zur Verfügung «Wir wollen aber auch die Gäste zu grünem Handeln anspornen», sagt der Stellvertretende Geschäftsführer Mariusz. Wer auf den Zimmerservice verzichtet, bekommt dafür einen Gratisdrink an der Bar, auf dem Seifenspender steht: «Bitte stell den Wasserhahn ab, solange Du Dir die Hände einseifst.» Und das Ho-

tel stellt den Gästen gratis Velos zur Verfügung. Wer nicht im «Qbic» nächtigt, findet Mietfahrräder über ganz London verteilt an den typischen Selfservice-Stationen. Das ist gerade in Hackney praktisch, denn hier gibts nur Busse statt

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der schnellen U-Bahn. Mit dem Velo kommt man in der Stadt bequem und flott von Big Ben zur Tower Bridge. Oder eben von der Innenstadt in einen der lauschigen Parks im Osten – zum Eichhörnchen-Gucken und gemütlichen Bummeln.

1 Frischer Zucchetti-Salat, serviert im «Lardo». 2 Hausboote am Kanal in Hackney: für Einheimische eine preisgünstigere Alternative zu den immer teureren Wohnungen. 3 Schicke und erschwingliche Öko-Mode finden Fashionistas in der Boutique 69b. 4 Entspannte Stimmung am Broadway Market. 5 Bei ihr gibts das feinste Zmorge: Jess, Bürochefin im beliebten E5 Bakehouse.

GRÜNES EAST LONDON DIE ADRESSEN ESSEN Köstliche italienische Küche und Pizza gibts im Lardo, 197 Richmond Road. www.lardo.co.uk Bier und Speisen mit belgisch-französischem Einfluss serviert The Bonneville Tavern, 43 Lower Clapton Road. www.thebonneville.co.uk SHOPPING Unter der Woche eine gemütliche Shoppingstrasse mit hübschen Cafés, Boutiquen und Lebensmittelläden, samstags am Markt wimmelt es von Besuchern. broadwaymarket.co.uk Fair produzierte Kleidung bietet zum Beispiel die Fashion Boutique 69b am 69b Broadway Market. www.69bboutique.com

Das beliebteste Brot von Hackney kommt aus dem Ofen im E5 Bakehouse, 395 Mentmore Terrace. www.e5bakehouse.com Eine wunderschöne Auswahl an Kunsthandwerk und Geschenkartikeln gibts im Momosan Shop, 79a Wilton Way. www.momosanshop.com Viele hübsche Boutiquen und Cafés gibts an der Stoke Newington Church Street, zum Beispiel Nook Shop, 153 Stoke Newington Church Street, www.nookshop.co.uk ÜBERNACHTEN «Qbic» ist das grünste Hotel in London, 42 Adler Street, DZ je nach Saison und Angebot ab etwa CHF 140,–, qbichotels.com

Hippe Cafés am Broadway Market www.market-cafe.co.uk www.labouche.co.uk Austern am Broadway Market www.finandflounder.co.uk

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GRUEN FASHION

MODE

Kreatives Chaos Willkommen im Atelier! Die neusten Kreationen der Schweizer Modemacher kommen kunstvoll und experimentierfreudig daher. Grafische Silhouetten paaren sich mit leuchtenden Farben. Fotos: Lauretta Suter / Redaktion: Martina Russi, Style Council / Hair & Make-up: Monika Spisak, Styling Assistenz: Arianna Bianca, Style Council / Model: Lotje, Linden Staub

Rollkragenpullover aus Kaschmir und Seide, EN SOIE. Strickpullover aus Merinowolle und Kaschmir, FRANZISKA LUETHY. Gilet aus Nylon, MM6 MAISON MARGIELA, bei Modissa. Dekonstruierte Hosen, COLLECTIVE SWALLOW. Ohrschmuck, DORYPHOROS. Halsschmuck, FELIX DOLL. Pumps aus Lackleder, BALLY.

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GRUEN FASHION

Bezugsquellen: Bally, bally.ch. Christandl, christandl.co. Claudia Bertini, claudiabertini.com. Collective Swallow, collectiveswallow.it. Doryphoros, doryphoros.ch. En Soie, ensoie.com. Felix Doll, felixdoll.com. Fidelio, fideliokleider.ch. Franziska Luethy, franziskaluethy.ch. Ici Maintenant, icimaintenant.ch. Julian Zigerli, julianzigerli.com. Kathrin Eckhardt Studio, kathrineckhardt.com. Modissa modissa.ch. Wuetrichfuerst, wuethrichfuerst.com

Links: KaschmirRollkragenpullover, COLLECTIF MON AMOUR, bei Modissa. Top aus Organza, CHRISTANDL, Hose aus Leinen, CLAUDIA BERTINI. Schal, ESJZ, bei en Soie. Ohrschmuck, DORYPHOROS. Halsschmuck, FELIX DOLL. Pumps aus Lackleder, BALLY. Rollkragenpullover aus Merinowolle, FIDELIO. Wickeljacke, KATHRIN ECKHARDT STUDIO. Ohrschmuck, DORYPHOROS. Halsschmuck, FELIX DOLL.

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GRUEN FASHION Kaschmir-Rollkragenpullover, COLLECTIF MON AMOUR, bei Modissa. Overall aus Baumwolle, EN SOIE. Ohrschmuck, DORYPHOROS. Halsschmuck, FELIX DOLL. LacklederLoafers mit Nieten, BALLY.

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GRUEN FASHION Rechts: KaschmirRollkragenpullover, COLLECTIF MON AMOUR, bei Modissa. Top aus Wolle, CLAUDIA BERTINI. Jupe mit Pailletten, ICI MAINTENANT. Ohrschmuck, DORYPHOROS. Halsschmuck, FELIX DOLL.

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Assistenz Styling Arianna Pianca, Assistenz Foto Lea Della Zassa, Produktion Susanne Märki. Vielen herzlichen Dank an Monique Baumann.

KaschmirRollkragenpullover, COLLECTIF MON AMOUR, bei Modissa. Hemdkleid aus Baumwolle, JULIAN ZIGERLI. Gross geschnittene Hose, WUETHRICHFUERST. Ohrschmuck und Fingerringe, DORYPHOROS. Halsschmuck, FELIX DOLL. Pumps aus Lackleder, BALLY.

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GRUEN FASHION

Kaschmir-Rollkragenpullover, COLLECTIF MON AMOUR, bei Modissa. Top, CHRISTANDL. Jeanshose, OFF WHITE, bei Fidelio. Schal, COLLECTIVE SWALLOW. Ohrschmuck, DORYPHOROS. Halsschmuck, FELIX DOLL. LacklederLoafers mit Nieten, BALLY.

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PUBLIREPORTAGE

Entspannend Erst wird das Gesicht gereinigt, dann demonstriert Weleda-ProduktFachberaterin Myrtha Leuthold eine Gesichtsmassage.

NATURKOSMETIK

Inspiration für alle Sinne Fünf Beste-Freundinnen-Paare durften am Weleda-Workshop in Zürich teilnehmen und erlebten eine Auszeit vom Alltag. Gestartet wurde mit einer Pflanzenbetrachtung. Einen Granatapfel zu öffnen, gehört zu den kniffligeren Angelegenheiten: Die Schale ist hart, und wer murkst, wird mit blutroten Flecken bestraft. Doch Pflanzenforscher Torsten Arncken leitet seine Kursteilnehmerinnen gekonnt an – und gegen allfällige Spritzer schützt ein Mäntelchen. Zehn Frauen, fünf BesteFreundinnen-Paare, haben den Weleda-Workshop gewonnen und verbringen einen Tag im Hotel Greulich in Zürich. Im ersten Teil nähern sie sich von der Pflanze dem Thema Pflege an.

So wie die Entwickler bei Weleda auch jeweils vorgehen. Charakteristisch am Granatapfel ist, dass die Pflanze gleichzeitig blüht und Früchte trägt – dies macht ihn zur passenden Leitpflanze für den Altersabschnitt ab 42 Jahren. In dieser Zeit bewegen sich Frauen auf die Mitte des Lebens zu, sie können auf viele Erfahrungen zurückgreifen, gleichzeitig schärft sich das Bewusstsein für die Zukunft. Vielleicht gerade deshalb wagen in dieser Lebensphase einige Menschen nochmals

Im Pflanzenreich Der Granatapfel wird geöffnet, betrachtet und gezeichnet.

einen Neuanfang. Der Granatapfel überrascht beim Öffnen mit einem reichen, saftigen Innenleben. Seine antioxidativen und regenerierenden Fähigkeiten machen ihn zur passenden Pflanze für reifere Haut. Wie sich die Pflegeprodukte anfühlen, erfahren die Teilnehmerinnen später in der Suite des Hotels. Weleda-Fachberaterin Myrtha Leuthold besitzt ein breites Wissen über Pflanzen,

Natürlich Die Wirkstoffe des Granatapfels dynamisieren und glätten die Haut.

Düfte, ihre Wirkstoffe und Anwendungsbereiche. Sie kennt Tipps für die ganze Familie. Bevor es in den Alltag zurückgeht, führen die Freundinnen gegenseitig eine Gesichtsmassage durch. Auf die gereinigte Haut kommt eine Ampulle des wunderbaren Wildrosen-Öls, das mit weichen, langsamen Handbewegungen einmassiert wird. Nun heisst es nur noch eines: einfach geniessen! www.weleda.ch

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GRUEN FASHION

SCHÖN SMART

Schauspielerin Emma Watson, 27, hat einen Uni-Abschluss in Englischer Literatur und bespricht jeden Monat auf ihrem virtuellen Lesezirkel «Our Shared Shelf» ein Buch.

EINE RUNDE SACHE

Das Leder für die Luna Bag wird giftfrei und pflanzlich gegerbt. Innen drin hat es zwei Extrafächer für Handy und Schlüssel. Von O My Bag, bei www.karikari.ch CHF 189.–

NONCHALANT

Oversize-Pullover im Patchwork-Look aus verschiedenfarbigen Garnen gestrickt und mit losen Fadenenden verarbeitet. In Italien hergestellt. Von Stella McCartney, bei www. net-a-porter.com, ca. CHF 780.–

Zauberhaft Der Schnürschuh Cambridge Brush in dunklem Kirschton ist 100% vegan. Die typische Luftpolstersohle macht ihn bequem und robust. www.drmartens.com, ca. CHF 160.–

MAGIC AM OHR Ohrstecker aus vergoldetem Messing von Felix Doll. Die Schmuckstücke des jungen Designers aus Zürich bestechen durch Minimalismus und Schlichtheit. www.felixdoll.com, ca. CHF 57.–

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Die britische Schauspielerin Emma Watson ist bekannt als UN-Botschafterin für Frauenrechte und ihr Bekenntnis für fair hergestellte Mode. Redaktion: Karin Anna Biedert

Mit den Harry-Potter-Filmen ist Emma Watson berühmt geworden, heute setzt sie ihre Bekanntheit für eine bessere Welt ein. Ihr Lieblingsthema: die Fashionbranche. «Ich trage ab sofort, wann immer möglich, nachhaltige Mode auf dem roten Teppich», schrieb sie 2015 auf Instagram. Für die Promotion von «The Beauty and the Beast» lieferte sie den Beweis, dass dies tatsächlich möglich ist. Auf dem Instagram-Account «The Press Tour» zeigt sie glamouröse Outfits, die alle fair hergestellt wurden und aus recycelten Plastikflaschen oder Bio-Seide bestehen.

SIGNALTON

Das Berner Label Pamb trifft mit seinem Wollmantel die Trendfarbe des Winters. Auch der Schnitt mit Bindegurt und Kragen ist genau so, wie Frau den Mantel jetzt haben will. www.pamb.ch CHF 900.–

Lesen mit Emma Watson www.facebook.com/Real.oursharedshelf/ Ihr folgen www.instagram.com/emmawatson/

Fotos: Trunk Archive (1), zvg (5)

WETTERFEST

GRUEN BEAUTY

NATURVERBUNDEN Jessica Biel, 35, eröffnete in West Hollywood das Familien-Restaurant Au Fudge, das Biokost serviert. Die Schauspielerin mags auch privat «öko» und verwendet Naturkosmetik.

JUNGBRUNNEN

Hyaluronsäure spendet der Haut Feuchtigkeit, Hibiskusextrakt glättet und entspannt sie: Hyaluronic Age Repair Booster Serum von Team Dr Joseph. www.hammambasar.ch CHF 135.–

Zeit für Musse NÄCHTLICHE FÜRSORGE

Fotos: Txema Yeste / Trunk Archive (1), zvg (5)

Regeneration für sensible Haut: Anti-Falten Nachtcreme Basis Sensitiv von Lavera mit natürlichem Coenzym Q10, Bio-Jojobaöl und Bio-Sheabutter. www.lavera.de, ca. CHF 14.–

US-Schauspielerin Jessica Biel ist ein Naturkind und liebt die Berge. Sie setzt auf Natürlichkeit, wenn es ums Essen oder um die Hautpflege geht. Mit Sicherheit würden ihr unsere BeautyProdukte für eine Auszeit gefallen. Redaktion: Kristina A. Köhler

BLAUE LAGUNE

MAGIE IM FLÄSCHCHEN

Naturkosmetik-Expertin Nadine Schäppi hat ihre eigene Bio-Gesichtspflegelinie lanciert. Alle Namari-Skin-Produkte sind individuell anwendbar. www.namariskin.ch, ab CHF 61.–

Raaw in a Jar ist eine natürliche Hautpflegeserie aus New York. Blue Beauty Drops – Serum und Gesichtsöl in einem – lindert Rötungen und pflegt. www.greenlane.ch CHF 96.–

SINNESRAUSCH Hiram Green stellt seine rein natürlichen

Düfte noch von Hand her. Das Parfum Moon Bloom widmet sich der narkotisch duftenden Tuberose-Blüte, die auch Geliebte der Nacht genannt wird. Betörend, exotisch und sinnlich. www.biomazing.ch CHF 165.–

Jessicas Liebling www.eminenceorganics.com Ihr Restaurant www.aufudge.com Mehr Naturkosmetik www.kultkosmetik.ch

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GRUEN WEEKEND-TRIP

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1 Majestätische Aussicht, herzlicher Gastgeber: Sternekoch Hubertus Real auf der AdlernestTerrasse seines Parkhotels Sonnenhof in Vaduz. 2 Aus Liechtensteiner Röstung: Das «MM» steht für Demmel Kaffee – sowie für «mmh, wie fein»! 3 Eines der 29 Zimmer des «Sonnenhofs». 4 Unten das moderne Landtagsgebäude in Vaduz, oben das Schloss des Fürsten aus dem 12. Jahrhundert.

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EIN WOCHENENDE IN LIECHTENSTEIN

Fürstlich und fair geniessen Sushi im Museum, eine Pastamanufaktur in der Stube oder ein Adlernest als Hotelterrasse: Liechtenstein überrascht seine Gäste mit kreativen Unternehmern.

Text: Christa Hürlimann Fotos: Nicole Bachmann Die Sonne scheint zwischen den Baumkronen hindurch, ein lauer Wind säuselt durch die Blätter, und die Lücken zwi-

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schen den mächtigen Bäumen rund um das «Adlernest» geben den Blick frei über Vaduz und das Rheintal. Das Nest ist in Wirklichkeit eine Holzterrasse, und von dort blinzelt kein Adler in die Sonne, sondern Sternekoch Hubertus Real, 51. «Grüss Gott, Durchlaucht!», ruft er von dem wunderbaren Platz seines Parkhotels Sonnenhof hinauf zum Schloss Vaduz, in dessen Richtung die Terrasse gebaut ist. Der Hotelier ist in dem Haus in den Rebbergen aufgewachsen. Sein Vater und sein Onkel, deren Familie aus dem italienischen Aostatal stammt, hatten einst die franzö-

sische Küche ins Land gebracht und in Vaduz jahrelang das legendäre Restaurant Real geführt. 1962 kauften seine Eltern den «Sonnenhof», damals eine kleine Pension, geführt von einem Pfarrer und Heilpraktiker und beliebt als Kraftort. Nach Ausbildungsjahren in Nobelhäusern wie dem «Gstaad Palace» oder dem «Bellevue Palace» in Bern und einem Abstecher nach Australien kehrte Hubertus Real 1993 zurück in den elterlichen Betrieb. Heute ist der «Sonnenhof» das beste Hotel im Land, das hauseigene Restaurant Marée ist mit 17 GaultMillau-Punkten und einem

Vaduz www.vaduz.li Für einen schicken Apéro www.esquire.li Für eine süsse Erfrischung www.eismanufaktur-dolcevita.com

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GRUEN WEEKEND-TRIP

Michelin-Stern ausgezeichnet. «Kochen ist mein Metier», sagt Real, «aber ich bin auch Geschäftsführer, Coach, Papi – und bei Bedarf Gärtner oder Kühlschrankmonteur.» Und: Krisenmanager. Als solcher war er 2008 gefragt, als der «Sonnenhof» im Zuge der Liechtensteiner Schwarzgeldaffäre 40 Prozent seiner Kundschaft verlor. Da liess sich der Chef nicht entmutigen – sondern baute den ganzen Betrieb um. Mit dem Schweizer Landschaftsarchitekten Enzo Enea erneuerte er die Parkanlage und baute die AdlernestTerrasse, und alle 29 Zimmer bekamen ein neues Design zu je einem anderen Thema, damit das Haus jedem Gast gerecht wird. Dank der Neuausrichtung konnte er alle Mitarbeitenden weiterbeschäftigen, wie der Chef erzählt. Doch die Kundschaft habe sich seither verändert: «Neben den Businesskunden, die eher die Anonymität schätzen, besuchen uns jetzt auch viele Freizeitgäste. Diese mögen es geselliger. In unserem überschaubaren, familiären Haus können wir allen gerecht werden.»

Sushi im Museum oder kreative Köstlichkeiten aus der kleinen Nudelstube Bei einem Besuch im Fürstentum Liechtenstein treffen Gäste immer wieder auf kreative Köpfe oder Unternehmerinnen, die mutig ihre Ideen umsetzen und Träume verwirklichen. Und damit eine überraschende Vielfalt schaffen in einem Land, das mit 160 Quadratkilometern Fläche der sechstkleinste Staat der Erde ist und nicht einmal 38 000 Einwohner zählt. Walter Hagen etwa bietet im Alpenland seit vielen Jahren kreative fleischlose Gerichte an, zum Beispiel mit Kichererbsen oder Bulgur. Um auch Fleischliebhaber glücklich zu machen, serviert das Team im Stammhaus seines Gastronomie-

unternehmens, dem geschichtsträchtigen Restaurant Adler in Vaduz, auch traditionellere Menüs mit Biofleisch. Im Café im Kunstmuseum, das ebenfalls zu Hagens Unternehmen gehört, gibts Sushi – mit Fisch aus nachhaltiger Produktion. Bei den Getränken berücksichtigt Hagen kleinere Lieferanten statt Weltkonzerne, der Tee stammt aus Bioanbau, der Wein sowie die Textilien kommen aus Europa, und sein Lieferwagen fährt mit Elektroantrieb. «Als aufgeklärter moderner Mensch ist es doch eine Pflicht, sich umweltbewusst

«Grüss Gott, Durchlaucht», sagt man, wenn man in Vaduz zufällig Erbprinz Alois oder Fürst Hans-Adam über den Weg läuft. zu verhalten», sagt Walter Hagen. Und als Gast schmeckt es eben einfach doppelt so gut, wenn man mit gutem Gewissen geniessen kann. Auch Margrit Vogt aus Balzers im Süden des Fürstentums treibt dieser Gedanke an. Nachdem sie im Fernsehen einen Beitrag gesehen hatte über Batteriehühner und erfuhr, dass viele Nudeln Eier aus solch elenden Produktionen enthalten, machte sie zum ersten Mal selbst Pasta mit Freilandeiern. Vorerst nudelte sie für den Eigenbedarf und einen Hofladen. Inzwischen hat sie eine Firma namens Pasta

FÜRSTENSTEIG & ALPENHOTEL

„ Der Fürstensteig ist die schönste Wanderung bei uns in Liechtenstein.

Vor allem am Abend, wenn die Sonne auf die Felsen scheint. Trittsicherheit ist gefordert – aber weil ich den Weg oft begehe, jogge ich hier gerne, um für meine nächsten Bergmarathons zu trainieren … Zum Übernachten empfehle ich das Alpenhotel Malbun. In dem Gasthaus bin ich praktisch gross geworden, hier habe ich meine Hochzeit gefeiert und bin immer noch Stammgast. Gustav ist die wohl kleinste Galerie Liechtensteins. Ich bin ein enormer Fan. Mein Feierabendbier trinke ich am liebsten bei meinen Kumpels in der Bar Zwei. Marco «Büxi» Büchel, Ex-Skirennfahrer und TV-Kommentator



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Fiorelli gegründet, ihre ehemalige Stube ist jetzt ihre Produktionsstätte, das einstige Schlafzimmer ihr Lagerraum, der Flur ihre Packstation – und schlafen tut sie im Gästezimmer. Tagsüber arbeitet Margrit Vogt Vollzeit in einer Optikerfirma. In ihrer Freizeit macht die 59-Jährige unzählige Sorten Nudeln und Ravioli mit Fleisch-, Fisch-, vegetarischer oder veganer Füllung, wenn immer möglich in Bioqualität. Oftmals bis spätabends – und wenn sie dann noch nicht schlafen kann, liest sie Bücher zum Thema oder schaut auf Youtube Nudelvideos – «man kann immer noch besser werden», sagt sie. Ihre Pastakreationen sind an immer mehr Orten erhältlich, und Margrit Vogt verkauft sie persönlich am Wochenmarkt in Sargans SG, der von Mai bis Oktober jeden Samstagmorgen stattfindet.

Souvenirs «made in Vaduz» und positive Energie aus dem ältesten Handwerksbetrieb des Landes Sogar Souvenirs kriegt man im Fürstentum aus nachhaltiger Produktion. Cornelia Wolf ist es wichtig, Touristen etwas Authentisches zu bieten. «Sachen von hier, mit denen auch wir Liechtensteiner uns identifizieren können», sagt die 36-Jährige. Vor vier Jahren gründete die Grafikerin mit Freunden den Hoi-Laden in Vaduz, benannt nach dem üblichen Gruss unter Liechtensteinern. «Wir sagen immer Hoi, egal ob wir Duzis sind oder nicht – wobei wir mit fast allen per Du sind, es gibt ja nicht so viele von uns», sagt sie lachend. Die meisten Artikel im Sortiment stammen aus kleinen Manufakturen oder Werkstätten, wenn immer möglich aus Liechtenstein, aber sicher aus Europa. «Nicht dass die asiatischen Touristen Souvenirs ‹made in China› wieder zurücktransportieren …» Vieles entwickelt und gestaltet die Chefin mit ihrem Team sogar selbst oder stellt passende Artikel zu hübschen Sets zusammen. Das Lädeli ist bei den Einheimischen genauso beliebt wie bei Touristen. Dennoch haben sie auch schon schwierige Zeiten durchgemacht, wie Cornelia Wolf erzählt. Gerade in den Zwischensaisons, wenn Vaduz nicht so belebt ist und weniger Kundinnen vorbeischauen. Doch mittlerweile beliefert sie sogar andere Geschäfte mit ihren Souvenirs, verfügt über einen Online-Shop – und am liebsten würde Cornelia Wolf noch weitere Lädeli eröffnen. Das muss aber noch warten – denn die Chefin hat vor kurzem ein «Poppi», ein Baby, bekommen.

Marco «Büxi» Büchel www.marco-buechel.li Büxis Lieblingshotel www.alpenhotel.li Büxis Lieblingsgalerie www.gustav.li Büxis Lieblingsbar

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1 Die Wanderung am Fürstensteig bietet eine wunderbare Aussicht über Felsen und Rheintal. 2 Cornelia Wolf gründete mit Freunden den Hoi-Laden mitten in Vaduz. Ihre Souvenirs und Geschenkartikel sind bei Einheimischen und Touristen beliebt. 3 Ravioli von Pasta Fiorelli in Balzers: Margrit Vogt fertigt auch verschiedene Sorten für Veganer. 4 Ein Besuch in der Hofkellerei gehört bei einem Ausflug nach Liechtenstein unbedingt dazu. 5 Kulinarische Souvenirs, aber auch Postkarten, Bücher, Haushaltartikel, Wohnaccessoires oder Babybekleidung gibts bei Hoi, vieles davon hausgemacht.

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www.zwei.li Bergbahnen Malbun www.bergbahnen.li Bergrestaurant Sareis www.bergrestaurant-sareis.li Adlerwanderung www.galina.li

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GRUEN WEEKEND-TRIP 1 1 Das Kunstmuseum Liechtenstein in Vaduz lockt Gäste mit moderner und zeitgenössischer Kunst an – sowie im Café im Parterre mit Sushi. 2 Eine Spezialität der Keramikwerkstatt Schädler: zeitgemässe Urnen. 3 Der City Train fährt Touristen durch Vaduz und macht einen Fotostopp beim Roten Haus, das aus dem Spätmittelalter stammt.

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Auch im ältesten Handwerksbetrieb des Landes mussten die Macher immer wieder kreativ sein, um überleben zu können. Seit 1836 stellte die Keramikwerkstatt Schädler in Nendeln im Norden des Landes jahrzehntelang Ofenkacheln her. Dann wurden die Kachelöfen durch Ölheizungen ersetzt, und Schädlers mussten ihr Sortiment neu ausrichten. Heute stellt Philipp Eigenmann, der den Betrieb in der fünften Generation führt, mit seinem Team Energiekeramik her, angereichert mit EM,

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Effektiven Mikroorganismen. Diese sollen Wasser und Nahrung mit hoher Schwingungsenergie vitalisieren. «Auch ich dachte früher: Was für ein Esoterik-Glump»,

Mutige Unternehmerinnen und kreative Köpfe schaffen eine beeindruckende Vielfalt im sechstkleinsten Staat der Welt.

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Illustration: Anna Haas

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sagt er lachend. «Aber in unseren Trinkbechern bleibt das Wasser einfach länger frisch.» Die Resonanz der Kundschaft ist so gut, dass er heute alles mit demselben Ton fertigt: Geschirr, Kunstkeramik und der Einfachheit halber sogar die Urnen. Eine Wirkung beweisen kann er nicht. Aber er zeigt Gästen jeweils gern die Tomatenstöcke, die seine Frau hinter der Werkstatt zieht. Gegossen mit EM-versehenem Wasser. Und vielleicht deshalb so üppig mit prallen Tomaten behangen. Ob man nun an die Wirkung von EM glaubt oder nicht – auf positive Energie stösst man im Fürstentum immer wieder. Und wenn die Gastgeber sie mit einem herzlichen Hoi begrüssen oder zum Dinner im Adlernest laden, fühlen sich auch die Gäste wie Fürsten.

EIN WOCHENENDE IN LIECHTENSTEIN ERLEBEN

SHOPPEN

1 TOURIST OFFICE Liechtenstein Center, Städtle 39, Vaduz. www.tourismus.li 2 CITY TRAIN Das Wichtigste über Land und Fürstenhaus erfahren Gäste auf der halbstündigen Fahrt mit dem kleinen Zug durch Vaduz. Infos beim Tourist Office. 3 LANDESMUSEUM Detaillierte Infos zur spannenden Geschichte des Landes und der Fürstenfamilie bieten die Ausstellungen im Landesmuseum und in der Schatzkammer in Vaduz. Derzeit besonders beliebt ist die Sonderschau «Faszination Pyramiden». www.landesmuseum.li 4 KUNSTMUSEUM Im auffälligen Museumsbau mitten in Vaduz gibts moderne und zeitgenössische Kunst zu sehen – und im Café Sushi zu geniessen. 2015 wurde das Haus durch die Hilti Art Foundation erweitert. www.kunstmuseum.li

5 HOI-LADEN Hübsche Souvenirs und Geschenkideen, ausgewählt von Cornelia Wolf und Team. Vaduz. www.hoi-laden.li 6 HOFKELLEREI In der Hofkellerei des Fürsten in Vaduz kann man preisgekrönte Weine geniessen – und seit Kurzem auch zum Zmittag einkehren: im neuen Restaurant im Barrique-Saal. www.hofkellerei.li 7 KERAMIKWERKSTATT SCHÄDLER Farbiges Geschirr, zeitgenössische Urnen und moderne Stabkachelöfen fertigen Philipp Eigenmann und sein Team in Nendeln. www.schaedler-keramik.com 8 KAFFEE DEMMEL Bei einer Diplomarbeit hat der ehemalige Ingenieur aus Bayern seine Leidenschaft entdeckt: das Kaffeerösten. Mittlerweile versorgt Peter Demmel von Schaan aus das halbe Land mit köstlichem Kaffee. www.demmel.li

9 PASTA FIORELLI Pasta in allen Varianten, auch für Veganer, hergestellt von Margrit Vogt in Balzers. www.pasta-fiorelli.li 10 ALP SÜCKA KÄSEREI Den köstlichen Bloderkäse von Stefanie Manser und ihrem Team kaufen die Kunden gleich kiloweise. Sückastrasse, Triesenberg.

ÜBERNACHTEN 11 PARKHOTEL SONNENHOF Im Hotel des Sternekochs Hubertus Real in Vaduz gibts auch Köstlichkeiten zum Mitnehmen: Saucen, Dressings und Schokolade der Produktelinie Valle Dulcis. www.sonnenhof.li und www.valledulcis.com 12 B_SMART HOTEL Wers unkompliziert, komfortabel und topmodern mag, wird das neue Hotel mit Self Check-in in GamprinBendern lieben. www.b-smarts.net

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GRUEN SELBERMACHEN

MATERIALLISTE • ein altes T-Shirt • Schere

SCHRITT 1

Das gewaschene Shirt auf dem Tisch glatt ausbreiten. Als Erstes vorsichtig den Kragen kreisrund sauber abschneiden. Anschliessend die beiden Ärmel entlang der Naht entfernen.

Ich war einmal ein T-Shirt! Diese UpcyclingTasche kriegt jeder ganz einfach hin.

Ruckzuck ein Beutel zur Hand

SCHRITT 2

Das Shirt auf links drehen und an der Unterseite im Abstand von je ca. fünf Zentimetern mit der Schere zwölf Zentimeter einschneiden, sodass Fransen entstehen. Tipp: Je nach Stoff kann sich der Beutel weiten, wenn er gefüllt wird. Die Fransen sollten also nicht zu weit unten sein, oder man kürzt das Shirt vorher mit der Schere.

Bevor ein altes Shirt endgültig ausgedient hat, wird es mit ein paar Handgriffen in eine Einkaufstasche verwandelt – das funktioniert ganz ohne Nähen! Jeder besitzt es in vielfacher Ausführung im Kleiderschrank: das alte T-Shirt. Es ist schon lange kein Glanzstück mehr und doch zu schade, um es in die Altkleidersammlung zu werfen. Wer das gute Stück nochmals tragen möchte, verarbeitet den Stoff ruckzuck zu einer Einkaufstasche.

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Mehr als eine Schere braucht es dafür nicht. So einfach geht Upcycling! Das Berliner Start-up Makerist bietet online Anleitungen und Videokurse rund ums Nähen, Stricken und Häkeln. www.makerist.ch

SCHRITT 3

Je zwei gegenüberliegende Fransen miteinander doppelt verknoten. Den Beutel auf rechts wenden, die Knoten verschwinden im Beutel. Fertig ist der praktische Alltagsbegleiter!

Upcycling-Ideen www.pinterest.de/makerist/upcycling www.upcyclingideen.eu www.solebich.de/wohnen/upcycling

GRUEN GENUSS

Eine Bündner Bieridee

Um die Abwanderung aus ihrem Dorf zu stoppen, haben die Tschliner beschlossen, eine Brauerei zu gründen. Der Plan ging auf, ihr Bier BE Tschlin ist in aller Munde.

Text: Lisa Merz Fotos: Stephan Rappo Reto Rauch mag es klassisch: Von allen Biersorten ist ihm ein Weizenbier das liebste. «Umso mehr, wenn die Zutaten aus der Region sind», sagt der Geschäftsführer der Bieraria Tschlin SA und lacht – er ist an der besten Quelle. Für das hauseigene Weizenbier wird Brauweizenkorn aus dem Naturpark verwendet, das Bergquellwasser fliesst sozusagen vor der Haustür durch. Die Geschichte des Biera Engiadinaisa beginnt an einem Zukunftsworkshop der Engadiner Gemeinde Tschlin. Das Ziel: die Abwanderung der Bewohner zu stoppen. Die Idee gefiel, und im Sommer 2004 wurde die Brauerei gegründet. Das erste Bier, Tschlin cler, ist ein hundertprozentiges Schweizer Biobier und erhält das Knospen-Label. Ein zusätzlicher Titel wird dem Tschlin Ambra verliehen: Weil der grösste Teil der Rohstoffe aus dem Berggebiet stammt und sie vor Ort verarbeitet werden, verkauft Coop das Bier schweizweit als Pro-MontagnaProdukt. Das bedeutet, ein bestimmter Betrag fliesst an die Coop Patenschaft für Berggebiete.

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Drei vom Fach: Bierbrauer Adrian Müller, Braumeister Christian Schneider und Geschäftsführer Reto Rauch (von links).

Am Anfang von jedem Bier steht das Korn. Der Weizen wird im hochalpinen Biosphärenreservat Müstair angepflanzt und kommt danach nach Genf in die Mälzerei. «In der Schweiz gibt es nur noch zwei Betriebe, die Malz herstellen», sagt Reto Rauch. «Auch Bier mit Schweizer Malz ist eine Seltenheit.» Zurück in Tschlin, wird das Malz geschrotet und zusammen mit Wasser aufgekocht (maischen). Danach wird das Flüssige vom Festen getrennt und mit Hopfenpellets angereichert; sie beeinflussen den Geschmack. Nach einem Bad

im Whirlpool, wo alle festen Bestandteile nochmals ausgefiltert werden, gehts zusammen mit der Hefe in den Gärtank. Nach etwa zwanzig Tagen ist das Bier fertig. Im Herbst mag es Reto Rauch auch etwas verrückt: Auf der Pirsch wird der Durst mit dem hauseigenen Jägerbier gelöscht. 1 Anhand der Skala an der Bierspindel wird der Stammwürzegehalt bestimmt. 2 BE Biera Engiadinaisa Biosfera Weizen gibts bei Coop für CHF 2.50. 3 Der Weizen wird im hochalpinen Biosphärenreservat Müstair angebaut.

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Biera Engiadinaisa www.bieraria.ch Gran Alpin www.granalpin.ch Val Müstair https://val-muestair.engadin.com

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GRUEN GENUSS

CADUFF’S WINE LOFT

Genussjäger und Sammler Ob im Wald, auf dem Markt oder auf Reisen: Beat Caduff ist immer auf der Suche nach dem Besten. Zu Besuch beim begeisterten Koch, Jäger und Gastgeber.

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Draussen in der Natur ist Beat Caduff rundum glücklich. Wie überall ist er auch im Wald mit offenen Sinnen unterwegs.

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GRUEN GENUSS

Text: Elsbeth Hobmeier Fotos: Fabian Häfeli Es ist Montagmorgen um neun Uhr. Im Zürcher Kreis 4 ist es noch ungewohnt ruhig. Doch hinter den Mauern der ehemaligen Maschinenfabrik, die heute als «Caduff’s Wine Loft» mit 15 GaultMillauPunkten ein Liebling der Feinschmecker und Weinliebhaber ist, tut sich bereits etwas. Beat Caduff, ganz in Schwarz gekleidet, breitet Dutzende von Käselaiben und -stücken aus. Ein Schlaraffenland für jeden Käseliebhaber! «Wir waren übers Wochenende im Burgund, dies ist unsere Ausbeute», sagt lachend Natascha Caduff, die gerade mit geübtem Auge einen Strauss Blumen arrangiert als Blickfang im hellen, schlicht eingerichteten Lokal. Das ist typisch für die Caduffs: Das Ehepaar ist immer auf der Suche nach den besten Produkten, dem besten Käse, dem würzigsten Schinken, dem frischesten Gemüse. Und natürlich nach dem interessantesten Wein. Denn Beat Caduff ist ein Foodscout, ein Entdecker, ein Genussmensch. Und seine Frau reist und geniesst begeistert mit. Das alles kommt den Gästen des «Wine Loft» zugute. «Am meisten freue ich mich, wenn ich meine Begeisterung für Wein und Food mit anderen teilen kann», sagt Beat Caduff.

Tomaten aus Holland, Kartoffeln aus Frankreich, Schinken aus Österreich und Pilze aus Kanada Aus dieser Begeisterung heraus laden er und seine Frau seit Anfang dieses Jahres jeden Montagabend zum «Winy Monday» und schenken an der langen Theke gratis zwei auserlesene Weine aus, begleitet von einem «Produkt der Woche». Das können mal ein Stückchen Lobster, mal eine Kostprobe eines Rohschinkens oder eben auch ein ausgesuchter Käse sein. An Ideen fehlt es Beat Caduff nie, an Weintrouvaillen ebenso wenig. Davon zeugen die

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Wände des «Loft» auf eindrückliche Weise. An der einen erinnern leere Flaschen an schöne und weinselige Stunden: Etwas neidisch flaniert man an Vosne-Romanée, Clos de Vougeot, Gaja, Dominus, Pingus und Krankl vorbei. An der anderen Wand

lockt auf kleinen Podesten das Angebot der Woche: Trouvaillen, Entdeckungen, eine süsse Verführung … Die Offenweinkarte von Beat Caduff bietet stets rund 25 wechselnde Weine zwischen 6 und 40 Franken zum glasweisen Kennenlernen an. Und sein

«Jeder hat einen anderen Geschmack, und so biete ich im ‹Wine Loft› auch Weine an, die ich selber selten trinke.» 74

Beat Caduffs Heimat www.arosa.ch www.graubuenden.ch Über die Jagd www.jagdschweiz.ch Über die Kartoffeln von Noirmoutier

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1 Im Herbst ist in «Caduff’s Wine Loft» Saison für das Entrecôte vom Hirschkalb mit Eierschwämmli (siehe Rezept). 2 Im Weinkeller lagern 2222 verschiedene Flaschen – ein Eldorado für jeden Weinliebhaber. 3 Frische Pilze, frisches Gemüse, frische Zutaten: Hier ist sorgfältige Rüstarbeit gefragt. 4 Natascha und Beat Caduff, zwei Entdecker und Genussmenschen.

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HIRSCHKALBENTRECÔTE MIT EIERSCHWÄMMLI Hauptgang, für 4 Personen

4 Hirschkalb-Entrecôtes à 180 g Fleur de Sel Malabar-Pfeffer, grob gemahlen 20 g Bratbutter 1 Schalotte, gehackt 150 g junger grüner Lauch, geschnitten 20 g Butter 500 g Eierschwämmli, kleine, geputzt Fleur de Sel 2 EL italienische Petersilie, gehackt 50 g Butter Das Fleisch mit Fleur de Sel und Pfeffer würzen. In der Bratbutter beidseitig kurz anbraten. Danach für etwa zehn Minuten in den mit 70 Grad vorgeheizten Ofen geben. Schalotte und Lauch in Butter anschwitzen, Eierschwämmli dazugeben. Eine, maximal zwei Minuten mitsautieren. Mit Fleur de Sel würzen. Schnell auf einen Teller anrichten (sonst werden sie braun und unansehnlich) und mit Petersilie bestreuen. In der Zwischenzeit die Butter in der gleichen Bratpfanne schaumig werden lassen. Entrecôtes nochmals kurz drin wenden und anrichten.

Keller mit ziemlich genau 2222 Flaschen ist schlicht ein Gedicht und gilt unter Weinfreaks als eine der Zürcher Sehenswürdigkeiten. Welche Weine findet Beat Caduff selber am interessantesten? «Das Languedoc-Roussillon verblüfft mich immer wieder, Frankreich allgemein, Portugal und Italien auch», sagt er. Es gebe immer wieder mal neue Trends, aber die Welt könne man auch beim Wein nicht neu erfinden. «Je älter ich werde, desto mehr liebe ich elegante, alte, nicht zu üppige Burgunder», verrät er. Doch er weiss: «Jeder hat einen anderen Geschmack, und so biete ich auch Weine an, die meine Gäste lieben, ich selber aber nur selten trinke.»

Eine absolut klare Linie hat Beat Caduff, wenn es um Gemüse, Fleisch und andere Lebensmittel geht: Er will schlicht das Beste, das es auf dieser Welt gibt. Mit grosser Ausdauer sucht er zum Beispiel die aromatischsten Tomaten – im Herbst sind dies seiner Meinung nach die italienischen, im Frühling jene aus Andalusien, und fast ausgeflippt sei er bei einer Begegnung mit der Sorte Honey aus Holland. «Warum schaffen die das und wir nicht?», frage er sich dann jeweils. Die besten Kartoffeln findet er auf der französischen Insel Noirmoutier, die besten getrockneten Morcheln in Kanada, die besten Hühner in Frankreich, als besten Rohschinken wählt

er je nach Saison den spanischen Pata negra, den französischen Noir de Bigorre, österreichischen Vulcano oder den – selber getrockneten – Bündner Rohschinken. «Wer nie über den eigenen Tellerrand schaut, kann die Ziellinie nicht kennen.»

Wenn es herbstelt, zieht es den leidenschaftlichen Jäger in seine Bündner Heimat Kaum mehr im Unterland zu halten ist der gebürtige Bündner, wenn es Herbst wird. Dann steigt er hinauf auf die Muttlahütte, die auf 2300 Metern Höhe oberhalb von Arosa GR liegt. Beat Caduff ist eben

www.ile-noirmoutier.com unter Kartoffeln Über die Honey-Tomate www.honingtomaten.nl Über den Vulcano-Schinken www.vulcano.at

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GRUEN GENUSS 1

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«Während unserer Wildwochen verarbeiten wir Fleisch von gut und gerne 200 bis 300 Tieren.» nicht nur ein hoch bepunkteter Koch, sondern auch ein «angefressener» Jäger und ein Naturmensch. Und das seit seiner Kindheit in Arosa, als er jeweils den Vater auf die Jagd begleiten durfte. Mit zwanzig machte er die Jagdprüfung, und seither hat ihn diese Leidenschaft nie mehr losgelassen. Die Wildwochen in «Caduff’s Wine Loft» sind nachgerade berühmt, kein anderes Deutschschweizer Lokal bietet so viele Wildsorten an. Viele Gäste pilgern extra des Wildes wegen zu ihm nach Zürich. «200 bis 300 Tiere brauchen wir während unserer Wildwochen schon», sagt er. Dies sind vor allem Reh, Hirsch und Gams, aber auf seiner Karte finden

1 Über «Zürichs bekanntesten Bündner» gibt es auch ein Buch: «Kerl. Küche. Keller.» heisst es. 2 Hell, locker und cool ist die Atmosphäre in der «Wine Loft». Sie ist in einer ehemaligen Maschinenfabrik untergebracht.

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sich auch mal Mufflon (Wildschaf), Fasan, Wildgans, Steinbock oder Murmeltier. «Dieses Fleisch ist zu hundert Prozent bio», betont er – und er weiss, dass zurzeit in den Bündner Wäldern allzu viele Hirsche leben, die grosse Schäden anrichten. Neben dem selber geschossenen Wild kauft Caduff auch bei Profijägern aus Deutschland und Österreich sowie aus der Beute von Schweizer Jagdkollegen ein. Aber nur von solchen, die er persönlich kennt. «Für mich ist wichtig: Nimmt der Jäger das Tier richtig aus, zieht er dabei Handschuhe an? Und kann er das Fleisch sofort kühlen?», sagt Caduff. Wildfleisch kauft er nur in grossen Stücken und ganz sicher nie vakuumiert. «Ich will das Fleisch sehen und riechen können.» Wild gibt es im «Wine Loft» mit wenigen Ausnahmen einzig im Herbst, Caduffs kulinarische Kreationen jedoch das ganze Jahr hindurch. Die Speisekarte schreibt der Koch jeden Tag neu – je nachdem, was der Markt bietet und wonach ihm zumute ist.

Man isst an den Tischen in der weiten, offenen, coolen Halle. Oder geniesst an der ewig langen Theke ein Glas Wein und ein paar Häppchen. Das könnte auch ein schönes Käseplättli sein: In einer Vitrine mit Durchblick und idealer Temperatur reifen rund 60 sorgfältig ausgesuchte Sorten. Gut gereifter Emmentaler und Sbrinz, würziger Alpkäse, herrlich cremiger Weichkäse. «Die Weichen aus Frankreich liebe ich ganz besonders», sagt Beat Caduff, der Kenner und Foodscout. Und schaut begeistert nochmals auf seine «Beute», die er am Wochenende im Burgund zusammengesucht hat: Comté, Epoisses, Brillat-Savarin, Fougerus, Tomme du Jura … «Etwas Besseres lässt sich kaum finden», sagt er. Und ist sichtlich zufrieden mit sich und der Welt, die solch herrliche Genüsse bietet. Caduff’s Wine Loft Restaurant – Bar – Weinkeller, Kanzleistrasse 126, 8004 Zürich, Tel. 044 240 22 55, [email protected], www.wineloft.ch

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Sänger Marc Sway arbeitet am neuen Album, gönnt sich aber schon bald eine Auszeit vom Studio – im Dezember tritt er als Johnny Marroni auf.

Text: Jürg A. Stettler / Fotos: Andreas Graber Als Marc Sway am frühen Morgen zum Shooting vorfährt, wirkt er noch müde. «Ich brauche erst einen Kaffee, wenn das erlaubt ist», sagt er und verrät entschuldigend, «zurzeit arbeite ich intensiv am neuen Album.» Der 38-jährige Songwriter und Vater zweier Töchter ist zudem viel

unterwegs, von Berlin bis nach Brasilien, seine zweite Heimat. Im Dezember ist er als Johnny Marroni auf Tour und unterhält auf kleinen Bühnen das Publikum mit lustigen Geschichten und Songs. Für Sway bedeuten diese Auftritte eine Auszeit vom Studio und viel Spass. Bereits mit 17 Jahren gewann er einen Talentwettbewerb, mit 23 erhielt er seinen ersten Plattenvertrag. Seitdem ist der Zürcher musikalisch auf der Überholspur. Er kleidet sich gern extravagant, sammelt Brillen und Fliegen. Auf der Strasse setzt er auf einen Volvo. GRUEN: Marc Sway, was ist Ihnen bei einem Auto besonders wichtig?

Marc Sway www.marcsway.ch Sein Engagement www.rokpa.org www.hear-the-world.com Johnny Marroni www.la-cappella.ch www.humor

ich einfach ein bisschen Bob Marley, und schon geht es gefühlt viel schneller voran. Sind Sie auch ein guter Beifahrer? (Schmunzelt.) Je nachdem, wer fährt. Als Musiker auf Tour lernt man aber zu entspannen und versucht zu schlafen, auch wenn andere am Steuer sitzen. Ihr Volvo bietet die Möglichkeit, teilautonom zu fahren. Bereits ausprobiert? Klar, es ist zwar eine Umstellung. Man muss lernen, der Technik zu vertrauen. Sie macht inzwischen aber einen super Job. Bei meinem Volvo übernimmt der «Pilot Assist» etwa bei guten Strassenmarkierungen bis 130 km/h Lenken, Beschleunigen und Bremsen. So etwas kann eine unfassbare Entlastung sein. Kein Problem, das Steuer abzugeben? Nein. Und um ehrlich zu sein: Bei viel Verkehr kann ich noch so schnell reagieren, der Radar meines Wagens sieht das Stauende trotzdem vor mir. Auch in der Nacht und bei schlechter Sicht hilft mir Überall im Alltag. Man muss als Songwriter der Volvo dank City-Safety-System, Radnicht unbedingt ein spannenderes Leben fahrer, Fussgänger oder auch grössere führen als andere, man muss bloss genauer Tiere früher zu erkennen. beobachten, und schon hat man wieder Sie schätzen also die Technik. Wie eine neue Idee. stehts um Nachhaltigkeit und Natur? Entstanden auch schon Songs im Auto? Wir müssen mit unserer Umwelt und Ja, bei «Ready for the Ride» von 2001 wollte unseren Ressourcen bewusster und nachich das Gefühl von Freiheit rüberbringen, haltiger umgehen. Das meiste, was wir das man am Steuer eines Cabrios hat, wenn haben, ist ein knappes Gut. Daher sollten man mit wehendem Haar und offenem wir sorgsam damit sein. Dies bezieht Verdeck unterwegs ist. Das Witzige: Der sich nicht nur auf die Ressourcen, sondern Song entstand damals in Schweden im auch auf die Zeit. tiefen Winter und bei bitterer Kälte. Recycling ist demnach eine SelbstAls Musiker sind Sie viel unterwegs. verständlichkeit für Sie? Wie viele Kilometer machen Sie im Jahr? Ja, unsere Generation trennt seit ihrer Wenn wir auf Tour sind, legen wir schon Jugend PET, Glas und Batterien. Das 20 000 bis 30 000 Kilometer zurück. Bisist zum Glück für uns zur Selbstverständlang meist mit einem grossen Volvo XC90. lichkeit geworden. Jeder macht es, weil Ich bin sehr froh ums Auto, denn nach er es gar nicht anders kennt. Konzertschluss und Bühnenabbau ist das Und wenn man dies mit Ihrer zweiten ÖV-Angebot meist eher dünn. Heimat Brasilien vergleicht? Nun testen Sie den kleineren XC60 mit Das kann und sollte man Plug-in-Hybrid-Antrieb. nicht vergleichen. Brasilien Eine grosse Umstellung? ist zum einen noch ein Nein, man passt aber sehr junges Land, und automatisch seinen Fahrzum anderen muss man stil an, ist viel bewusster sich einen nachhaltigen unterwegs. Es wird regelLebensstil auch leisten recht zum Sport, sparsam TEMPOMAT NUTZEN können. Wenn man ums zu fahren. Zur Kontrolle der HöchstNötigste zum Überleben Wie würden Sie Ihren geschwindigkeit und um kämpft, dann hat PETFahrstil bezeichnen: nicht dauernd auf den Tacho oder Alu-Sortieren nicht brasilianisch emotional schauen zu müssen, lohnt höchste Priorität. Zudem ist oder schweizerisch sich der Tempomat. Aber Nachhaltigkeit und Recykorrekt? auch, um ruhiger und gleichcling auch eine Erziehungs(Lacht.) Wohl eher mässiger zu fahren. Eine solsache, die von Eltern, brasilianisch gemütlich. che Fahrweise hilft Sprit zu Schule und Staat gefördert Mich nervt höchstens sparen – egal, mit welchem werden muss. der Stau. Aber dann höre Antrieb Sie unterwegs sind!

«Man passt automatisch seinen Fahrstil an und ist viel bewusster unterwegs. Es wird regelrecht zum Sport, sparsam zu fahren.»

sache» Sicherheit und Komfort, vor allem aber auch eine gute Musikanlage. Daran darf nicht gespart werden. Mein Auto ist auch Rückzugsort, hier geniesse ich meine Ruhe oder kann Musik hören. Was haben Sie immer im Auto dabei? Eine Fährkarte. Wozu? Ich wohne in Pfaffhausen. Statt über den Damm bei Rapperswil oder durch die Stadt Zürich zu fahren, ist es meist angenehmer und schneller, mit der Fähre von Meilen nach Horgen überzusetzen. Zudem geniesse ich auf der Überfahrt die spezielle Atmosphäre und die Wetterstimmungen. Das ist fast wie ein Kurzurlaub, echt inspirierend! Wo finden Sie sonst Ideen für Ihre Songs?

GRUEN FAHRTIPP

festival.ch Fotografiert wurde Marc Sway vor dem Racketsport-Center in Langnau am Albis www.sihlsports.ch Volvo www.volvocars.ch

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GRUEN AUTO

Drei auf einen Schlag Nach Stromer und Hybrid fährt Hyundais Ioniq nun auch als Plug-in-Hybrid vor. Und auch diese dritte Variante des komfortablen Koreaners gefällt.

Der Ioniq hat auch als Plug-in-Hybrid mit bis zu 1100 Kilometern Reichweite dank LED-Tagfahrleuchten einen starken Auftritt.

Hyundai stellte vor einem guten Jahr seine Fliesshecklimousine Ioniq vor. Beim Koreaner hat man die Qual der Wahl zwischen drei alternativen Antriebsarten – Hybrid, Elektro und Plug-in-Hybrid. Seit diesem Herbst ist nun auch der Plug-in-Hybrid mit einer Gesamtreichweite von bis zu 1100 Kilometern erhältlich. Und der Fünfplätzer mit seiner besonders stromlinienförmigen Karosserie (cw = 0,24) macht auch mit dieser Antriebskombination aus 1,6-Liter-Benziner, Elektromotor und Lithium-Ionen-Batterie mit 8,9 kW/h eine gute Figur. Die Übergänge von E- zu Hybrid- beziehungsweise Benzin-Antrieb sind sehr harmonisch. Lust, etwas flotter unterwegs zu sein? Einfach die Schaltpaddel am Lenkrad nutzen oder den Ganghebel des 6-GangDoppelkupplungsgetriebes in die Sportgasse kippen, schon liegt die ganze Systempower (141 PS) an, und man ist frech in rot gehaltenen Anzeigen unterwegs. Der Hyundai spricht im SportModus direkter auf die Befehle des Gasfusses an, bleibt aber weiterhin erfreulich laufruhig. Mag man es gemächlicher, schafft

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FACTS & FIGURES HYUNDAI IONIQ PLUG-IN-HYBRID Antrieb 1,6-Liter-Benziner und Elektromotor, 105 + 60,5 PS, 265 Nm, Front, 6-Stufen-DKG Fahrleistungen 0–100 km/h in 10,6 s; Spitze 178 km/h, E-Reichweite 63 km Verbrauch 1,1 l + 9,4 kWh/100 km = 26 g CO2/km Masse (L/B/H) 4,47/1,82/1,45 m, 1970 kg, Laderaum 446–1401 Liter Preis CHF 36 490.–

KOMFORTABEL Der Hyundai Ioniq bietet mit 446 bis 1401 Litern viel Stauraum und ein aufgeräumtes Cockpit mit intuitiver Bedienung.

Hyundai www.hyundai.ch Verbrauchskatalog www.verbrauchskatalog.ch Elektro-News www.electrive.net

Fotos: zvg

Text: Jürg A. Stettler

er im Alltag locker bis zu 50 Kilometer rein elektrisch, gemäss Werk gar 63. Ideal für Pendler, die den Wagen zu Hause und bei der Arbeit aufladen können. Innen wie aussen setzen blaue Details Akzente. Sein Cockpit ist schlicht, dafür übersichtlich und wird vom zentralen 8-Zoll-Touchscreen dominiert. Über diesen lassen sich das Multimediasystem steuern und per Apple Carplay oder Android Auto auch Smartphones. Praktisch sind die kabellose Ladefunktion für Handys und vor allem die InfoAnzeigen zum aktuellen Stromverbrauch oder die Hinweise zur nächsten Strom- oder Sprit-Tankstelle. So macht der Ioniq auch als Plug-in-Hybrid einen guten Eindruck.

GRUEN AUTO

JAGUAR E-TYPE ZERO Ab 2020 soll jede neue Baureihe von Jaguar und Land Rover elektrifiziert werden. Als erstes E-Mobil der Briten wird 2018 der 400 PS starke Kompakt-SUV I-Pace zu uns rollen. Äh, nicht ganz! Um ihre E-Kompetenz zu beweisen, haben die Techniker einen E-Type mit Baujahr 1968 zum E-Mobil umgebaut. Dieser beschleunigt dank 300 Elektro-PS in 5,5 Sekunden auf Tempo 100 und kommt rund 270 Kilometer weit. Und er soll kein Einzelstück bleiben! Denn der E-Bausatz passt in alle Jaguar-Modelle von 1949 bis 1992, die somit zu laut- und emissionslosen Klassikern oder Youngtimern umgerüstet werden können. www.jaguar.ch

Klassiker unter Strom SPAREN LEICHT GEMACHT MAZDA SKYACTIV-X Zwar ist er noch ein Prototyp, aber bereits 2019 soll der Skyactiv-X als dritte Motorenvariante neben Benziner und Diesel bei Mazda auf den Markt kommen. Der ZweiliterBenziner (Ziel: 190 PS, 230 Nm) verbrennt selbst den sehr mageren Benzin-Luft-Mix kontrolliert. Er kombiniert dadurch die Vorteile eines Diesels (Sparsamkeit, höheres Drehmoment) mit jenen eines Benziners (saubere Verbrennung, weniger Abgase). www.mazda.ch

AUS AUTO WIRD AUTONOM

CLEVER LADEN UND BEZAHLEN

Renault Z.E. Pass Per App Ladestationen finden, E-Mobil laden und mit kontaktloser Zahlkarte bequem bezahlen, dank Z.E. Pass nicht länger Zukunftsmusik. www.renault.ch

SMART VISION EQ FORTWO Die clevere Smart-Studie nimmt die Autozukunft von 2030 vorweg. Der elektrische Cityflitzer fährt völlig autonom, benötigt daher weder Lenkrad noch Pedale. Er wird per App gerufen. Man kann sich den E-Flitzer bei gleichem Fahrziel auch teilen. Und über Bildschirme an Kühlergrill und Scheinwerfern kommuniziert er mit seiner Umwelt und begrüsst die Nutzer. www.smart.ch

Fotos: zvg

DIE ZWEITE GENERATION NISSAN LEAF Der Japaner ist das meistverkaufte Elektroauto der Welt. Seine zweite Generation mit Designelementen, die an Nissans kecken Kleinwagen Micra erinnern, ist nicht nur schicker, sondern auch praktischer geworden. Der neue Leaf wartet ausserdem mit deutlich mehr Reichweite auf. Mit dem 150-PS-E-Motor muss er nach 380 Kilometern – als Leaf E-Plus mit 220 PS erst nach 500 Kilometern – wieder an die Steckdose. www.nissan.ch

Clever unterwegs www.ecodrive.ch Stiftung Klimarappen www.klimarappen.ch Touring Club Schweiz www.tcs.ch

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GRUEN BEAUTY

Kosmetik aus der eigenen Küche Cremen, Peelings oder ein Deodorant: Der Do-it-yourself-Trend ist in der Kosmetik angekommen. Das Gute daran: Wer selber mixt, kennt alle Inhaltsstoffe.

Text: Barbara Halter Es ist ein bisschen wie Kuchenbacken: Wenn man sich penibel ans Rezept hält, kann bei der Herstellung von Naturkosmetik nicht viel schiefgehen. Und so wagen sich immer mehr Frauen ans Mixen von Peelings, Deos oder Cremen. Die Vorteile sind offensichtlich: Man weiss genau, was im Produkt drin ist, und kann biozertifizierte Zutaten verwenden. Anhänger der Zero-WasteBewegung schätzen dazu den eingesparten Plastikmüll, und schliesslich macht es auch einfach Spass, zu Hause in der Küche seine eigenen Pflegeprodukte zu mischen. Wichtig bei der Herstellung von «Kitchen Cosmetics», wie der Trend in den USA und Grossbritannien heisst, ist Hygiene. Sämtliche Arbeitsgeräte sollen vor Gebrauch mit einem in Alkohol (70%) getränkten Tuch abgerieben werden. Selbst gemachte Kosmetik hält ausserdem weniger lange, und Menschen mit empfindlicher Haut sollten vorsichtig sein, auch ätherische Öle können Allergien auslösen. Naturkosmetik selber machen Die beiden Rezepte sind aus dem Buch «Pretty Natural» von Karin Berndl und Nici Hofer, bei Eden Books.

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ZITRONENBAD FÜR WEICHE FÜSSE Zitrone und Olivenöl wirken antibakteriell und entzündungshemmend. Das Öl schützt und pflegt die Haut und enthält ausserdem Vitamine, Antioxidantien und Mineralstoffe.

Zutaten Saft von zwei Zitronen 1 TL Olivenöl Zubereitung Ein Fussbad mit warmem Wasser vorbereiten, den Zitronensaft hineingeben und gut umrühren. Die Füsse zwanzig bis dreissig Minuten

darin baden. Danach lässt sich die harte Haut an den Füssen leicht mit etwas Schrubben entfernen. Zum Abschluss als Feuchtigkeitspflege das Olivenöl einmassieren. Regelmässig angewendet, werden die Füsse durch das Bad weicher und glatter. Zudem wirkt es ganz allgemein beruhigend.

Ätherische Öle, Sheabutter, Tiegel www.farfalla.ch Naturkosmetik-Rohstoffe www.armonia-shop.ch

DEO Zutaten 2 EL Bienenwachs 2 EL Sheabutter 2 EL Kokosöl 30 Tropfen ätherisches Lavendelöl 8 Tropfen ätherisches Zypressenöl 8 Tropfen ätherisches Zitronenöl 8 Tropfen Teebaumöl 8 Tropfen ätherisches Salbeiöl (während der Schwangerschaft nicht benutzen!) Zubereitung Bienenwachs behutsam über einem Wasserbad erhitzen, bis es flüssig ist. Sheabutter in einem zweiten Behälter auf die gleiche Weise erhitzen und das Kokosöl hinzugeben. Vorsichtig umrühren und achten, dass die Mischung nicht überhitzt. Dann das flüssige Bienenwachs hinzugeben und alles vermischen. Die Masse von der Hitzequelle nehmen und weiterrühren, bis sie milchiger wird. Sobald sie etwas abgekühlt ist, unter ständigem Rühren die Öle hinzugeben. Die Masse schnell in einen Tiegel giessen und abkühlen lassen. Die Creme mit den Finger auftragen. Haltbarkeit Sechs bis acht Monate.

Kamillosan

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Die Kraft der Manzana-Kamille

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Erhältlich in Apotheken und Drogerien.

• Kamillosan Creme und Kamillosan Salbe: Bei Schürfungen, Kratzwunden, aufgesprungener Haut.

• Kamillosan Ocean Nasenspray: Zur Reinigung und Befeuchtung der Nasenhöhlen.

• Kamillosan Liquidum: Entzündungshemmendes, juckreiz-milderndes, leicht desinfizierendes Mittel (Enthält 43% [V/V] Alkohol).

• Kamillosan Mund- & Rachenspray: mit entzündungshemmender, schmerzlindernden und antibakterieller Wirkung.

Dies sind Arzneimittel bzw. ein Medizinalprodukt. Bitte lesen Sie die Packungsbeilage oder lassen Sie sich von einer Fachperson beraten.

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GRUEN SWISS DESIGN

Pflanzlich gegerbt und von glücklichen Rindern Die erste biologische Ledertasche kommt aus der Schweiz. Anna Vetsch, Nina Kunkel und Janine Wirth von Fin zeigen allen, wie das geht – auch den grossen Firmen.

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Text: Lisa Merz / Fotos: Juliette Chrétien

Wer mit Anna Vetsch eine Verabredung hat, braucht nicht lange nach ihr Ausschau zu halten. Die lederne Clutch, welche auf dem grünen Gartentisch liegt, ist das beste Erkennungszeichen. Momentan beschäftigt sich die Zürcherin sogar in ihren Ferien mit Taschen. Dabei geht es ihr nicht nur ums Design, sondern auch um die Idee dahinter. Und diese soll die Welt verändern – wenigstens ein bisschen. Ihre Freundin Nina Kunkel ist die perfekte Partnerin für ihr Vorhaben. Die beiden Frauen kennen sich seit dem Kindergarten, das erübrigt jedes Firmenorganigramm. Anna Vetschs Stärke ist ihr Wissen als Nachhaltigkeitsexpertin im Textil- und Lederbereich, Nina Kunkel ist Unternehmerin und weiss, wie man ein Start-up aufbaut und führt. Vor zwei Jahren gründeten sie Fin. Das Ziel: nachhaltig produzierte Produkte, und zwar von A bis Z. Das heisst, dass das Leder für ihre Taschen ausschliesslich von Schweizer Rindern aus biologischer Landwirtschaft und Muttertierhaltung stammt – eine Pionierarbeit. «Wir haben uns einfach gefragt, welches für uns die Kriterien für eine möglichst artgerechte Tierhaltung sind», sagt Anna Vetsch. Um an die Haut solcher Rinder zu kommen, mussten sie die übliche Lieferkette auf den Kopf stellen. An-

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statt das Leder bei einer Gerberei zu kaufen, klopften sie als Erstes bei der Fleischindustrie an. Dort erwartete sie Begeisterung. «Unsere Idee fand grossen Anklang. Die Verantwortlichen haben uns bei unserem Anliegen unterstützt», sagt Nina Kunkel. Zwei Monate dauerte es, bis hundert passende Rinderhäute gefunden waren. In der Zwischenzeit stiess Designerin Janine Wirth zum Team. Für einmal war der Rohstoff die Basis für das Design. Was ist mit dem Leder überhaupt machbar? Wie kann man es möglichst natürlich verarbeiten? Wie vermeidet man unnötigen Lederabfall? Janine Wirth entwarf einen Shopper, eine Tote-Bag, eine Clutch und einen Schlüsselanhänger. Die ganze Kollektion aus natürlich behandeltem Bioleder. Die Fäden aus recyceltem PET, die Metallteile sind nickel- und bleifrei. Das Verpackungsmaterial wird aus biologischer Baumwolle angefertigt. Von der Schweiz werden die Rinderhäute zum Gerben nach Italien, in die Toskana, transportiert. «Dort wird noch das traditionelle Lederhandwerk gelebt. Und ganz wichtig: Wir wollten zeigen, dass man auch grosse Stückzahlen nachhaltig produzieren kann», sagt Anna Vetsch. In der Schweiz gibt es keine professionelle pflanzliche Gerbereien mehr, die den vollständigen

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Infos und Online-Shop von Fin www.fin-projects.ch Fin-Taschen im Zürcher Laden ZuHausebis2018 www.zuhausebis2018.ch Bio Suisse

Deshalb gibt es schon bald neue Accessoires», sagt Nina Kunkel. Die Macherinnen von Fin wollen ihre Idee teilen. «Wir finden, dass man mit nachhaltigen Projekten keine Nische schaffen muss. Eher das Gegenteil. Wir möchten, dass auch andere Firmen von dieser Wertschöpfungskette profitieren, und bieten unsere Beratung an», sagt Anna Vetsch. «Mit unseren Taschen wollten wir zeigen, dass es auch für grosse Marken möglich ist, nachhaltig zu produzieren.» Das Konzept geht auf, erste Firmen zeigen bereits Interesse. Auch die Taschen-Kollektion findet Anklang. «Eine 75-Jährige schrieb mir, dass sie sich schon ihr ganzes Leben einen solchen Shopper gewünscht hat», erzählt Nina Kunkel. Klar, der Preis sei hoch – die grosse Tasche etwa kostet über 600 Franken. «Aber auch hier muss ein Umdenken stattfinden», sagt sie. Viele haben die Wertvorstellung für Konsumgüter verloren.» Die Macherinnen von Fin haben es geschafft, ihrem Produkt eine Geschichte mitzugeben. «Am Anfang von jeder einzelnen Tasche steht ein Tier. Wir garantieren, dass es ein gutes Leben hatte.»

FIN PROJECTS UNSER SCHWEIZER DESIGN 5 1 In der Ledermanufaktur nahe Florenz werden die einzelnen Lederteile zusammengenäht. Die Fäden sind aus recyceltem PET. 2 Die schnörkellose Clutch wird mit einem Schulterriemen zur Umhängetasche. 3 Fin steht nicht nur für nachhaltige Produkte, sondern auch für traditionelles Handwerk. 4 Das Leder wird nicht chemisch fixiert, daher der natürliche beige Ton. 5 Die drei Macherinnen von Fin: Designerin Janine Wirth, 32, Anna Vetsch, 33, und Nina Kunkel, 33 (von links).

Prozess für hohe Stückzahlen verarbeiten können. Die FinTaschen kommen ohne chemische Fixierung aus, deswegen sind sie ausschliesslich in einem natürlichen Beige erhältlich. Nach dem Gerben werden in der nahen Ledermanufaktur die passenden Teile ausgestanzt, von einem Schnittmacher vorbereitet und von einer Näherin verarbeitet. «Unser Ziel ist es natürlich, so viel wie möglich von den Häuten zu verwenden.

Accessoires und Möbel «Nikolas Kerl designt schöne und starke Accessoires und Möbel. Produziert werden seine Stücke alle in der Schweiz. Nikolas Kerl ist ein toller Designer mit feinem Gespür.» Keramik «Linck Keramik ist ein Traditionshaus der Schweizer Keramikszene und hat mit den teilweise ausgefallenen Formen Akzente gesetzt. Eine Inspiration für neue Designer und Produktentwicklungen, egal aus welchem Bereich.» Alltag «Das schwedische Flair von Soeder ist eine tolle Erfrischung für die Schweiz. Überzeugend sind auch die Geschichten hinter den Produkten des Concept-Stores.»

www.bio-suisse.ch Nikolas Kerl Edition www.editionnikolaskerl.com Linck Keramik www.linck.ch Soeder Concept-Store www.soeder.ch

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GRUEN SHOPPING

Nach Hause kommen Wenn der Herbst die Laune verdirbt, hilft nur viel «Hygge» – die dänische Definition von Gemütlichkeit. Wie diese funktioniert? Kerzen und Kissen sind schon mal ein guter Anfang! Redaktion: Barbara Halter

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ZIEH DIR WAS WARMES AN!

SALBEI, ROSMARIN, LAVENDEL

NETFLIX-ABEND?

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KOKOS FÜR UNTERWEGS

GEMÜTLICH EINRICHTEN

AB INS BETT, KINDER!

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EINZELSTÜCK MIT PATINA

HERBST AUF DEM TELLER

ÜBERRASCHENDE KOMBI

Frische Luft hilft gegen den November-Blues: Hoodie-Jacke «Tingri» von Schöffel (Mitglied der Fair Wear Foundation). CHF 169.–

Energieriegel «You» mit Datteln, Mandeln, Kokosnuss und Cashewnüssen. Ohne Zuckerzusatz. Bei Migros CHF 1.90

Farid Mhedbi schreinert aus alten Weinkisten Möbel oder dieses «Desk Accessoire» für www.uniqamo.com. Ab CHF 69.–

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Seife für Hände und Körper in der Glasflasche, hergestellt in Zürich. Diverse Düfte, www. soeder.ch, 250 bzw. 450 ml CHF 22.–/35.–

Der komplett biologisch abbaubare Vorhang nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip. Diverse Stoffe, bei Pfister. Laufmeter ab CHF 46.–

Blitzschneller Znacht: Fiori-Pasta mit cremiger Kürbisfüllung von Naturaplan. Gesehen bei Coop. 250 g CHF 6.50

Bio-Chips aus Federkohl, verfeinert mit Cashewnüssen, Feigen und Meerrettich. Bei Alnatura und Migros, 30 g CHF 2.70

Hochbett «Flexa Popsicle» für Kinder, aus Eiche- und Birkenholz, FSC-zertifiziert. Bei Micasa erhältlich. CHF 1099.–

Aus dem Saft von Apfel und Quitte entsteht dieser Essig. Für fruchtige Dressings. www.oelmuehle-solling.ch, 250 ml CHF 11.–

Outdoorkleider www.schoeffel.de Stricken und Wolle www.madelinetosh.com Kleinste Mühle der Schweiz www.molinoscartazzini.ch

Fotos: zvg (20)

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SCHWEIZ OHNE FLEISCH

Pikante und süsse Klassiker – von Capuns bis Merängge. Von Carlo Bernasconi und Juliette Chrétien, bei AT Verlag CHF 49.90

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LUST AUF DEFTIGES

Bio-Rollgerste aus dem Bergell, hergestellt in der Mühle Scartazzini. Erhältlich in grösseren Coop-Filialen, 500 g CHF 3.50

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FÜR EINEN TIEFEN SCHLAF

Arvenkissen mit Eichhörnchen-Motiv, weitere Motive bei www.simonehuser.ch. Siebdruck, 17 × 17 cm CHF 30.–

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MULTIFUNKTIONAL

Sofatisch/Hocker «Tabor» mit Stauraum, Deckel aus Kernbuche. Erhältlich Ø 39 und 64 cm. Bei www.grueneerde.com, ab CHF 579.–

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BLICKFANG IN DER STUBE

Kerzenständer «Lichtenau» aus massivem Messing von www.arnowolf.ch. Höhe 8, 10 und 12 cm, 3 Teile CHF 78.–

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AUS DEM TOGGENBURG

Geschirrtuch in klassischem Karomuster, entworfen von Designer Alfredo Häberli. www.meyer-mayor.ch CHF 21.55

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CHEMINÉEHOLZ AUFBEWAHREN Korb aus Bananenfasern, gehäkelt in einer indischen Genossenschaft. www.arthacollections.com CHF 199.80

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SÜSSER SCHMAUS

Tafelschokolade mit Quinoacrisps und getrockneten Himbeeren, mit FairtradeLabel. Bei Coop, 75 g CHF 2.20

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HAMBURGER MIT STIL VERSPEISEN Burgerbrett «Jeff» in Nussbaum mit Keramikgefäss. Entwickelt in Thun und Heimenschwand. www.jenniundkaeser.com CHF 59.–

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ZEIT ZUM STRICKEN

Handgefärbte Merinowolle des texanischen Labels Madeline Tosh. Bei www.strickcafe.ch, Strang (reicht für eine Mütze) CHF 23.50

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BIO-ABO ZU GEWINNEN Eine praktische Kiste! Yardo.bio bringt saisonales Biogemüse und -früchte direkt nach Hause. Wir verlosen ein Jahres-Abo (12 Lieferungen) für eine kleine Schweizer Box im Wert von CHF 454.80. Postkarte einsenden an: Sandro Lauper, Bio Partner, Verlosung Biokiste, Staufferstrasse 2, 5703 Seon, oder Mail mit Betreff «Biokiste» an [email protected]. Einsendeschluss ist der 31. Oktober 2017. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. www.yardobio.ch

Labels www.fairwear.org www.maxhavelaar.ch www.fsc.org Kochbücher www.at-verlag.ch Design www.alfredo-haeberli.com

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GRUEN

Impressum Leitung GRUEN / Leiter Zeitschriften Urs Heller Redaktionsleitung Barbara Halter Mitarbeit Karin Anna Biedert, Elsbeth Hobmeier, Christa Hürlimann, Kristina A. Köhler, Anita Lehmeier, Lisa Merz, Martina Russi, Monique Ryser, Nina Siegrist, Jürg A. Stettler

ANITA LEHMEIER

Bildredaktion Susanne Märki (Leitung), Regula Revellado

DIE GRUEN-KOLUMNE

Dreckiges Welttheater

Satztechnik Dominic Koch Design Beling Thoenen Design

Sonntagsfahrten, Cheminéefeuer, duschte nur noch lauwarm und wärmte mich allein am guten Gefühl klimaschonenden Tuns und Lassens. Bis dann ein ganz anderer Film meinem Weltrettungseifer einen gehörigen Dämpfer versetzte. Ich habe mir die Reden der Uno-Generalversammlung angesehen. Im Vergleich zu einer DH fühlte sich diese globale Talkshow an wie eine Wurzelbehandlung – eine ohne Spritzen. Und gehört Al Gores Dok-Film ins Genre Thriller, war das ein wahrer Horrorschocker. Die Kulisse könnte gut einem «Star Trek»Epos entliehen sein, alles wirkt sehr futuristisch und bombastisch. So sieht das im

Bildbearbeitung Ringier Redaktions-Services Korrektorat Irène Müller, Susan Winkler Verlag Ringier Axel Springer Schweiz AG, Flurstrasse 55, Postfach, 8021 Zürich, Tel. 058 269 20 00 [email protected] Leiter Content- & MarketingPartnerschaften Thomas Passen Marketing Verena Baumann, Patricia Heller Vermarktung Admeira AG Chief Sales Officer Arne Bergmann Managing Director Publishing Beniamino Esposito Head of Marketing Publishing Thomas Kords Head of Sales Yellow / Special Interest Jano Berni Sales Service Stefanie Ammann Sales Service Anzeigen +41 58 909 99 62, [email protected] Anzeigenpreise und AGB www.admeira.ch

«Ich wärmte mich am guten Gefühl klimaschonenden Tuns und Lassens.» Science-Fiction aus, wenn sich die Gesandten der intergalaktischen SternenFöderation versammeln und dann der schreckliche Ober-Klingone allen anderen Aliens den Krieg erklärt. Nur leider ist die Uno-Generalversammlung keine Fiktion, auch keine Fake News. Der Chef-Klingone mit den orangen Haaren und der EchsenHaut hat tatsächlich einem anderen Alien den Krieg erklärt. Mit Atomwaffen. Der drohte prompt mit Vergeltung, ebenfalls finaler. Ich frage mich seither, ob unserer Spezies überhaupt noch genug Zeit bleibt, das Weltklima weiter zu schädigen. Solange die beiden Oberschurken nicht ihre Finger vom roten Knopf nehmen, mach ichs mir wieder mit Vollbädern und Kaminfeuer gemütlich.

Druck Swissprinters AG, 4800 Zofingen Tel. 058 787 30 00 Papier Inhalt: Furioso matt, FSCzertifiziert, 80 g/m2 Umschlag: WFC, matt gestrichen, FSC-Mix, 200 g/m2

Foto: Christian Hug

Es fühlt sich ein wenig an wie bei der Dentalhygiene. Nicht wirklich schmerzhaft, eher unbequem. Selbst wenn man ein paarmal zusammenzuckt vor Schreck, dann rechtfertigt das Resultat doch die Behandlung. Das gute Gefühl danach macht alles wett. Dieserart geläutert fühlte ich mich nach Al Gores neuem Dok-Film «An Unconvenient Sequel» (mehr über Film und Macher Seite 22). Nur dass man nach der Behandlung von Doktor Klima nicht hellere Zähne, sondern einen klareren Kopf hat, irgendwo zwischen «brain-washed» und erleuchtet. Wie schon in seinem ersten Film präsentiert Al Gore Fakten und Fachleute, Zahlen und Zusammenhänge, Diagramme und Bilder, die ein zappendusteres Bild der Zukunft malen. Das Wetter von morgen wird richtig übel, warnt der Politiker und Nobelpreisträger im Film. Wer bei der aktuellen Klima-Diskussion mitreden will, sollte sich diese neuen unbequemen Wahrheiten reinziehen. Und dem KlimaWandel-Prophet nachsehen, dass er sich neunzig Minuten lang selber zelebriert und auf seiner Mission – keineswegs klimaschonend – im Jet von einem Katastrophengebiet zum nächsten, von einer Konferenz zur anderen düst. Der Mann hat ja nur Gutes im Sinn: Er will, dass die ganze Welt den Klimawandel zur Kenntnis nimmt. Sich ernsthaft sorgt. Und endlich handelt. Also bei mir hats funktioniert: Ich bin nach dem Film mit einem schlechten, ja geradezu dreckigen Gewissen in meinen alten Volvo gestiegen und mit den irrwitzigen 1, 6 Tonnen Schwedenstahl nach Hause gefahren. Seither steht die CO2-Schleuder in der Garage, ich benütze brav die öffentlichen Verkehrsmittel. Zwei Wochen lang vermied ich gewissenhaft alle Umweltsünden. Ich verzichtete auf

Grafik / Produktion Laura Bendixen (Leitung / Layout), Nigel Simmonds (Illustration)

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neutral Drucksache No. 01-17-351873 – www.myclimate.org

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© myclimate – The Climate Protection Partnership

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