Gespaltene Welt – Reproduktive Gesundheit und Rechte in Zeiten der ...

Reichweite der Gesundheitssysteme und dem Grad der Gleichstellung der Geschlechter zusammen. Die. Ungleichheiten im Bereich der sexuellen und ...
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ZUSAMMENFASSUNG UNFPA-WELTBEVÖLKERUNGSBERICHT 2017

„Gespaltene Welt – Reproduktive Gesundheit und Rechte in Zeiten der Ungleichheit“ Die Kluft zwischen Reich und Arm wird in den meisten Ländern immer größer. Milliarden Menschen bleiben am unteren Rand zurück, ihrer Menschenrechte und Perspektiven für ein besseres Leben beraubt. Dem oberen Rand hingegen fließen zahlreiche Ressourcen und Privilegien zu. Dadurch entfernt sich die Welt immer weiter von der Vision der Gleichheit und Gerechtigkeit, wie sie in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verankert ist. Soziale Ungleichheit gilt oft als ungleichgewichtige Verteilung von Vermögen oder Einkommen. Aber das Phänomen ist viel komplexer und wird durch eine Vielzahl an Disparitäten verstärkt – zwischen den Geschlechtern, zwischen Hautfarben und Ethnien, zwischen Stadt- und Landbevölkerung. Die Ungleichheit hat viele Fassetten, und jede davon ist Symptom – und Ursache – einer anderen Ungleichheit. Mehrfache Benachteiligungen verstärken sich gegenseitig und zwingen Menschen in eine Abwärtsspirale von Entbehrung und verlorenem menschlichem Potenzial. Ist die wirtschaftliche Ungleichheit sehr groß, steht das langfristige Wachstumspotenzial der Entwicklungsländer auf dem Spiel, selbst in den Ländern, die bei der Bekämpfung der extremen Armut bemerkenswerte Fortschritte verzeichnen. Umgekehrt können sich Wirtschaftswachstum und Armutsbekämpfung beschleunigen, wenn die Ungleichheit geringer wird. Wirtschaftliche Ungleichheit wirkt sich vor allem deshalb negativ auf das Wachstum aus, weil sie die menschlichen Kapazitäten einschränkt und denjenigen, die in großer Armut leben, kaum Chancen lässt, ihr Humankapital auf- und auszubauen.

Ungleichheiten bei der reproduktiven Gesundheit hängen mit wirtschaftlicher Ungleichheit zusammen In Entwicklungsländern haben Frauen aus der untersten sozialen Schicht den größten ungedeckten Bedarf an Familienplanung. Für Frauen, die in Armut leben und keinen Zugang zu Verhütungsmitteln haben, besteht ein erhöhtes Risiko, ungewollt schwanger zu werden. Das gilt umso mehr, wenn sie nur wenig Bildung genossen haben und auf dem Land leben. Die Folgen sind höhere Gesundheitsrisiken und dauerhafte wirtschaftliche Nachteile für sie und ihre Kinder. Werden mit einem neuen politischen Kurs mehrfache Benachteiligungen unter anderem im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit abgebaut, kann das erhebliche Vorteile für Gesundheit, Humankapitalentwicklung und Armutsbekämpfung haben.

DSW: Ute Stallmeister · Tel.: 0511 94373-31 · Mobil: 0157 86751376 · [email protected] · www.dsw.org UNFPA: Omar Gharzeddine · Tel.: +1 212 297 5028 · [email protected] · www.unfpa.org

ZUSAMMENFASSUNG

Das Ausmaß der Ungleichheit im Bereich der reproduktiven Gesundheit hängt eng mit der Qualität und Reichweite der Gesundheitssysteme und dem Grad der Gleichstellung der Geschlechter zusammen. Die Ungleichheiten im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit lassen sich nur reduzieren, wenn diese Hindernisse überwunden werden und die zugrundeliegende Benachteiligung von Mädchen und Frauen abgebaut wird. Damit ließen sich außerdem Fortschritte im Bereich der wirtschaftlichen Gleichstellung erzielen.

Für eine Welt, wie sie sein soll Als im Jahr 2015 die Staatengemeinschaft zusammentrat, um für die nächsten 15 Jahre die Weichen für eine nachhaltige Entwicklung zu stellen, verpflichtete sie sich, Armut und Hunger weltweit zu beenden, die Ungleichheiten in und zwischen Ländern zu bekämpfen und inklusive Gesellschaften aufzubauen, in denen niemand zurückgelassen wird. Sie versprachen, „diejenigen zuerst zu erreichen, die am weitesten zurückliegen“. Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und ihre 17 nachhaltigen Entwicklungsziele beinhalten die Zielvorstellung des „geteilten Wohlstands“ und einer Welt, „in der die Menschenrechte und die Menschenwürde, die Rechtsstaatlichkeit, die Gerechtigkeit, die Gleichheit und die Nichtdiskriminierung allgemein geachtet werden (...) und in der Chancengleichheit herrscht, die die volle Entfaltung des menschlichen Potenzials gewährleistet (...)“. Das Ziel muss darin bestehen, alle Ungleichheiten abzubauen. Ausgehend von der Einsicht, dass sinnvolle Fortschritte in einer Dimension eine Vielzahl weiterer Fortschritte in Gang setzen können, kann damit an verschiedenen Punkten begonnen werden. In dieser Hinsicht können die Gleichstellung der Geschlechter und die Verwirklichung der reproduktiven Rechte von Frauen besonders wirkungsvoll sein. Ein besserer Zugang zu hochwertigen Dienstleistungen der sexuellen und reproduktiven Gesundheit ist nur die halbe Lösung. Die andere Hälfte hängt davon ab, wie wir den anderen Dimensionen der Ungleichheit begegnen, die Frauen – insbesondere wenn sie in Armut leben – daran hindern, ihre Rechte wahrzunehmen, ihre Ziele zu verwirklichen und mit den Männern gleichzuziehen.

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ZUSAMMENFASSUNG

10 Maßnahmen für mehr Gleichheit in der Welt 1

Alle menschenrechtlichen Verpflichtungen aus internationalen Verträgen und Konventionen erfüllen.

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Barrieren – zum Beispiel diskriminierende Gesetze, Normen oder Versorgungslücken – abbauen, die den Zugang heranwachsender Mädchen und junger Frauen zu Informationen über und Dienstleistungen für ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit verhindern.

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Frauen, die in großer Armut leben, bei Schwangerschaft und Geburt die lebensnotwendige und lebensrettende gesundheitliche Versorgung zukommen lassen.

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Den gesamten ungedeckten Bedarf an Familienplanung decken und dabei den ärmsten 40 Prozent der Haushalte Vorrang einräumen.

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Einen universellen sozialen Mindestschutz einrichten, der ein sicheres Grundeinkommen garantiert und lebenswichtige Dienstleistungen – einschließlich Leistungen und Unterstützung für Mütter – abdeckt.

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Dienstleistungen etwa zu Kinderbetreuung ausbauen, damit Frauen berufstätig sein und bleiben können.

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Mit einer fortschrittlichen Politik – unter anderem durch erhöhte Humankapitalinvestitionen in Mädchen und Frauen – darauf hinarbeiten, dass sich der Einkommenszuwachs der ärmsten 40 Prozent beschleunigt.

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Die wirtschaftlichen, sozialen und geografischen Hindernisse für den Zugang von Mädchen zu den Sekundar- und Hochschulen sowie für ihre Einschreibung in mathematische, ingenieurwissenschaftliche, naturwissenschaftliche und technische Studiengänge beseitigen.

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Informelle Jobs, vorrangig in Sektoren mit besonders vielen weiblichen Arbeitskräften, die in Armut leben, beschleunigt in formelle, menschenwürdige Arbeitsplätze umwandeln und für Frauen den Zugang zu Krediten und Grundeigentum frei machen.

10 Die quantitative Erfassung aller Dimensionen der Ungleichheit und ihrer gegenseitigen Wechselwirkungen ermöglichen und die staatliche Politik an Daten und Fakten orientieren.

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