Studientag sexualisierte Gewalt WS Mädchen stärken – Burschen fördern
14.10.2014
Starke Jungs und Powergirls
Mädchen und Burschen bestärken in der Firmarbeit Firm-Studientag, Linz 11.Oktober 2014 Maga.Karin Mayer, Otto Kromer
Entwicklungsaufgaben Mädchen und Buben in Firmvorbereitung stehen unterschiedlich weit in der Pubertät. Dieser Lebensabschnitt stellt sie vor weitreichende Entwicklungsaufgaben: Peers – Orientierung im Freundeskreis Körper – Veränderungen akzeptieren und gestalten Rolle – wie bin ich Mann/Frau Beziehung – beste/r Freund/in Ablösung vom Elternhaus Karin Mayer, Otto Kromer
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14.10.2014
Entwicklungsaufgaben
Beruf – Perspektive entwickeln, entscheiden Partnerschaft/Familie – wie möchte ich das gestalten? Selbst – wer bin ich, wer/wie möchte ich sein? Werte – eigene Weltanschauung entwickeln Zukunft – Lebenspläne entwerfen, Ziele definieren
In all diesen Fragen spielt die Geschlechtszugehörigkeit eine entscheidende Rolle!
Karin Mayer, Otto Kromer
Geschlechtsidentität
Die Ausbildung einer sicheren Geschlechtsidentität sowie die Übernahme und Einübung männlicher bzw. weiblicher Geschlechterrollen sind zentrale Entwicklungsaufgaben, die Mädchen und Buben in dieser Übergangszeit von Kindheit zum Jugendalter bewältigen müssen.
Karin Mayer, Otto Kromer
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14.10.2014
Geschlecht ist vielgestaltig: Wer bin ich? Wen begehre ich? Bin ich „normal“? Was sehe ich bei anderen? Wo möchte ich dazugehören? Was wird von mir erwartet?
Starke Jungs?
Welches Bild wird heute von Burschen (in den Medien) gezeichnet?
Arme Jungs Sorgenkinder Bildungsverlierer Gewaltbereite Burschen
Karin Mayer, Otto Kromer
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Das alte Burschenbild
Buben wachsen mit einem hegemonialen „Ideal-Bild“ Mann auf:
Externalisierung Außenwelt Abwehr weiblich konnotierter Werte, Handlungen, Normen Ausagieren von Spannungen durch „Action“, „Erleben“, „Machen“ – bei eingeschränktem Gefühlsbezug
Neu sind Männerbilder, die Care (Kinder) und Beauty (Körperpflege) postulieren.
Karin Mayer, Otto Kromer
Konstrukt „Männlichkeit“ (R. Brannon)
„No sissy stuff“: nichts tun, was irgendwie auf „Weiblichkeit“ verweisen könnte.
„Be a big wheel“: Reichtum, Macht und Status sind Merkmale von Männlichkeit
„Be a sturdy oak“: Auf echte Männer ist in Krisenzeiten Verlass, weil sie keine Emotionen zeigen
„Give ’em hell!“: Risikobereitschaft, Mut und Aggressivität machen männlich Karin Mayer, Otto Kromer
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Identität aus Abgrenzung Abwertung des „Weiblichen“
Ambivalenz der „Mann-Werdung“
Idealisierung des „Männlichen“ Karin Mayer, Otto Kromer
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Neue Mädchen im neuen Jahrtausend…
Mädchen haben im Bildungssystem aufgeholt/überholt Mädchen dürfen an „Bubensphären“ partizipieren Rollenbilder sind vielfältiger geworden Selbstverständnis von Mädchen ist egalisiert
Karin Mayer, Otto Kromer
Powergirls Mädchen erobern traditionelle Burschenräume, präsentieren ein neues Selbstbewusstsein und lösen damit bei den Burschen Verunsicherung aus.
Karin Mayer, Otto Kromer
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Powergirls
Mythos von der erreichten Gleichstellung der Geschlechter junge Mädchen „verweigern“ den Feminismus ... („ich hab‘ das nicht nötig!“) „Benachteiligten-Image“ ist uncool frech, selbstbewusst, sexy, fordernd, cool ...
Karin Mayer, Otto Kromer
Das neue Mädchenbild
... fügt sich zusammen aus:
„alten weiblichen“ Tributen: schön, schlank, sexy, anschmiegsam, verständnisvoll, sozial ... „alten männlichen“ Attributen: cool, stark, erfolgreich, unabhängig, selbstbestimmt, durchsetzungswillig ...
Die Inszenierung des Körpers wird als zentrale Lebensaufgabe definiert.
Karin Mayer, Otto Kromer
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Das Dilemma der Mädchen
Externalisierung
Autoaggression
Karin Mayer, Otto Kromer
Gender
Die Frage nach der Geschlechtsidentität und der Geschlechterrolle ist nicht nur für die Mädchen und Burschen relevant, sondern ebenso für die Firmbegleiter/innen:
Eigene Selbst-Wahrnehmung und Selbst-Präsentation („role-model“) Erwartungs- und Bewertungshaltungen Kommunikation und soziale Interaktion Verstärkung oder Infragestellung von Stereotypen Was tue ich (nicht) und wie tue ich es (nicht)
Karin Mayer, Otto Kromer
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Geschlechterdualismus
Jeder Mensch wird von Geburt an einem Geschlechtstypus (Frau Mann) zugeordnet. Dabei wird von einer selbstverständlichen Zweigeschlechtlichkeit ausgegangen.
Karin Mayer, Otto Kromer
Zweigeschlechtlichkeit
Geschlechterkonstrukte sind als dual (es gibt nur zwei Geschlechter), polar (Männliches ist Weiblichem entgegengesetzt) und hierarchisch (Männliches ist Weiblichem überlegen) gedacht Differenz wird vorausgesetzt und wahrgenommen Alltagsweltlich überwiegend gilt die die Übereinstimmung von Sex / Gender / Begehren als Norm. ( Heteronormativität)
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Geschlechterhierarchie Diese als „normal“ geltende Kultur der Zweigeschlechtlichkeit hat unterschiedliche Lebenswelten, Denkstrukturen, Verhaltensweisen... und unterschiedliche Zugänge zu materiellen und ökonomischen Ressourcen geschaffen.
Karin Mayer, Otto Kromer
Begriffsbestimmung
„Gender“ ist also ein (sozial)wissenschaftliches Werkzeug, mit dem gesellschaftliche Unterschiede und Ungleichheiten unter Menschen aller Art wahrgenommen, gedacht und analysiert werden (können) und dabei auf GeschlechterSettings Bezug nimmt.
„Gender“ ist keine isolierte „Theorie“ „Gender“ ist keine „Ideologie“, „Religion“ oder „Wahn“. Karin Mayer, Otto Kromer
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Begriffsbestimmung
Mit „gender“ als Analysekonzept können wir inzwischen systematisch Differenzen und damit Ungleichs- und Unrechtssituationen zwischen Menschen, d.h. also in gesellschaftlichen, öffentlichen wie privaten Verhältnissen wahrnehmen, benennen, untersuchen – und ggfs. nachhaltig verändern.
Karin Mayer, Otto Kromer
Zielsetzung
Differenz in Gleichheit:
Unterschiede / Eigenarten zwischen Menschen anerkennen und respektieren („Erlaubnis zur Unterscheidung“)
Gleichwertigkeit im Zusammenleben sicherstellen (Zugang zu Ressourcen, Möglichkeiten der Verwirklichung) und auf Geschlechtszugehörigkeit gründende Machtverhältnisse durchbrechen
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Ansprüche an Firmvorbereitung
Karin Mayer, Otto Kromer
Mädchen/Buben bestärken Was Firmvorbereitung leisten kann:
Entwicklung der Persönlichkeit unterstützen Identitätsbildung fördern Geschlechterrolle ausgestalten helfen Im sozialen Miteinander Orientierung geben Zuwendung Gottes bestätigen
Karin Mayer, Otto Kromer
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Geschlechtsbezogenheit ❯
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Aufmerksamkeit für das Individuum in ihrer/seiner Geschlechtszugehörigkeit Haltung der Selbstreflexion der Pädagog/innen Veränderbarkeit des Geschlechterverhältnisses Nützt pädagogische Handlungsräume zur Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen
Karin Mayer, Otto Kromer
Definition
Geschlechtsbezogene Pädagogik ist eine Pädagogik, die bewusst auf die Kategorie Geschlecht Bezug nimmt,
mit Blick auf das Erwachsen-Werden der Mädchen und Buben.
mit Blick auf die Selbst-Präsentation und Interaktion der weiblichen und männlichen Betreuungspersonen.
mit Blick auf strukturelle Rahmenbedingungen in Gesellschaft und Kirche.
Karin Mayer, Otto Kromer
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Definition
Geschlechtsbezogene Pädagogik unterscheidet sich von traditionellen Konzepten der Mädchen/Bubenbildung:
Es gibt keine Erziehungsziele in Richtung einer „richtigen“ Frauen- oder Männerrolle
Geschlechterstereotype und damit verbundene Machtverhältnisse werden infrage gestellt
Mädchen und Buben werden in einer selbstbestimmten Entwicklung ihrer Geschlechtsidentität unterstützt
Karin Mayer, Otto Kromer
Definition
Geschlechtsbezogene Pädagogik heißt nicht automatisch „Initiation“
Es geht nicht darum voneinander getrennte Männerund Frauenwelten zu inszenieren, sondern darum, die Mädchen und Burschen zu einem fairen, respektvollen und gleichberechtigten Miteinander zu befähigen.
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Voraussetzungen
(pädagogische) Begleiter/innen
Selbstreflexion in Bezug auf eigene Geschlechterrolle und Geschlechterkonstrukte kritische Beobachtung gesellschaftlicher Entwicklungen methodisches Handwerkszeug
Strukturelle Rahmenbedingungen
geschützte Experimentier-Räume unterstützende Umgebung (z. B. Eltern, Leitungsgremien, …) Ressourcen (Ausstattung, Fortbildung, Reflexion, …) Karin Mayer, Otto Kromer
Methodik
Karin Mayer, Otto Kromer
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Mädchenarbeit
Mädchenarbeit
Parteilichkeit der Pädagoginnen für die Mädchen Erfahrungsraum von Autonomie und Befreiung (sich als Subjekt des eigenen Lebens erfahren) Aneignung und Erprobung männlich konnotierter Kompetenzen (Naturwissenschaft und Technik) Arbeit in geschlechtshomogenen Gruppen und eigenen Räumen Ganzheitlichkeit Karin Mayer, Otto Kromer
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Praxis Im Mädchen-Raum:
Vielfalt von Mädchen-Sein erlebbar machen und wertschätzen Identifikationsmodelle bereitstellen Auseinandersetzung mit Körper und Sexualität Gestalten von Lebensentwürfen Selbstbehauptungs-Training
Karin Mayer, Otto Kromer
Burschenarbeit
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Burschenarbeit
Haltung statt Methode
Alltags-Kontakt zu „neuen“ Männern
Auseinandersetzung mit inszenierter Männlichkeit
Sexismus? Gewalt? Selbstbewusstsein?
Konfrontation unter Männern
geeignete Entwicklungs- und Experimentierräume als Alternativen zum Männerbund schaffen Karin Mayer, Otto Kromer
Burschenarbeit
Arbeit in (geschützten) geschlechtshomgenen Räumen
Interessen der Burschen als Anlass für Selbstreflexion nützen
Auseinandersetzung untereinander fördern, anleiten, einüben
partnerschaftliches Verhalten und Geschlechterdemokratie einüben
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Jungenkonferenz nach Uli Boldt, Gesamtschule Bielefeld
wiederkehrende Inhalte:
Kennen Lernen
Vertrauensübungen
Selbst- und Fremdwahrnehmung
Sexualität
Grenzsetzungen
Karin Mayer, Otto Kromer
Frauen und Burschen Begegnung von Statusungleichen Hierarchie-Verwirrung Die Autoritätshierarchie im pädagogischen Kontext ist anders als in der „Geschlechterordnung“: Der Bursch ist der erwachsenen Frau untergeordnet.
Widerspruch im Verhalten Burschen ordnen sich notgedrungen unter – ohne ihre männlichen Dominanzansprüche aufzugeben. Pädagoginnen erleben Begrenzung in ihren Möglichkeiten, Burschen etwas zu „erlauben“ oder zu „verbieten“. Karin Mayer, Otto Kromer
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