Zwischen Sozio- und Computerlinguistik

Die Zeitschrift zahlt kein Honorar. Die. Autoren erhalten drei ... Definitionen in Wortnetzen: Definitionstypen, lexikalisch-semantische. Relationen und Ideen zur ...
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SDV

SDV (Sprache und Datenverarbeitung) ISBN 978-3-942158-18-3 ISSN 0343-5205

International Journal for Language Data Processing

Universitätsverlag Rhein-Ruhr

SDV (Sprache und Datenverarbeitung) Vol 35.1/2011

Sprache und Datenverarbeitung

Zwischen Sozio- und Computerlinguistik Editor: Ulrich Schmitz

SDV Vol. 35.1/2011

Sprache und Datenverarbeitung International Journal for Language Data Processing 35. Jahrgang 2011

Heft 1 Begründet durch Winfried Lenders und Harald Zimmermann Herausgegeben durch den Universitätsverlag Rhein-Ruhr Redaktion Paschacker 77 47228 Duisburg von: Hermann Cölfen, Essen Hans-Christian Schmitz, Sankt Augustin Ulrich Schmitz, Essen Bernhard Schröder, Essen

Schriftleitung: Ulrich Schmitz Universität Duisburg-Essen Fachbereich Geisteswissenschaften Universitätsstraße 12 45117 Essen E-Mail: [email protected] Layout: UVRR, Duisburg Titelillustration: Michael Hüter, Bochum

Sprache und Datenverarbeitung im Internet: http://www.linse.uni-due.de

Mitteilung der Herausgeber Manuskripte sind an die Schriftleitung zu richten. Für die Einreichung von Manuskripten ist unbedingt das Merkblatt zu beachten, das bei der Schriftleitung angefordert werden kann und im Web als PDF-Datei zur Verfügung steht. Die Zeitschrift zahlt kein Honorar. Die Autoren erhalten drei Hefte kostenlos, davon ausgenommen sind Rezensionen und Kurzberichte. Für die hier veröffentlichten Beiträge hat § 4 des UrhRg Gültigkeit. Unver­langt eingereichte Beiträge

werden nur nach Aufforderung (unter Beifügung von Rückporto) zurückgesandt. Rezensionsexemplare werden an die Adresse der Schriftleitung erbeten. Nach Erscheinen der Rezension erhält der betreffende Verlag einen Beleg von der Schriftleitung. Die Zeitschrift erscheint jährlich in zwei Heften. Ab 1.1.2002 gültiger Preis (jeweils zzgl. Porto) für ein Jahresabonnement (2 Hefte): 43,50 Euro

Bestellungen sind zu richten an den: Universitätsverlag Rhein-Ruhr, Vertrieb, Blumenstraße 67-69, 47057 Duisburg E-Mail: [email protected]. Anzeigen: Gültig ist Anzeigenpreisliste 8.

© Die Herausgeber Alle Rechte vorbehalten. Printed in Germany.

ISSN 0343-5202 ISBN 978-3-942158-19-0

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.ddb.de abrufbar.

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Inhalt Ulrich Schmitz Zwischen Sozio- und Computerlinguistik: Vorwort ..................................... 5-6 Markus Bieswanger The sociolinguistics of texting: Methodological considerations and empirical results .................................. 7-24 Kareen Reißmann Zwischen Selbstdarstellung und Identitätswahrung in Online-Communities des Web 2.0. Eine soziolinguistische Untersuchung zu Surveys auf Myspace ................. 25-39 Anna Tkachenko Nähesprachlichkeit in deutschen und russischen Chats am Beispiel von Abkürzungsstrategien ........................................................ 41-57 Irene Cramer, Jana Bonberg & Anna-Lena Kessler Definitionen in Wortnetzen: Definitionstypen, lexikalisch-semantische Relationen und Ideen zur automatischen Erweiterung am Beispiel von GermaNet .......................................................................... 59-73 Sonja Ruda Korrekturen von Aufgabenlösungen im traditionellen und virtuellen Lehrraum und deren Modellierung für ein lehrerunterstützendes Feedback-Werkzeug im E-Learning .......................... 75-89 Adressen ...................................................................................................................... 91

Ulrich Schmitz

Zwischen Sozio- und Computerlinguistik: Vorwort Abstract This issue of SDV - International Journal for Language Data Processing presents five papers read at the 40th Annual Meeting of the German Association of Applied Linguistics (GAL) at Leipzig 2010, representing different approaches to interdisciplinary cooperation of sociolinguistics and computational linguistics. Drei gegenläufige, doch auch einander befeuernde Tendenzen treiben die computerlinguistische Forschung an. Immer besser ausgebaute hard- und softwaretechnische Möglichkeiten erhöhen den Reiz, abstrakte formale Modelle von Sprache und Sprechen und vieler ihrer phonetischen, strukturellen, semantischen und pragmatischen Eigenschaften technisch zu realisieren. Gleichzeitig wächst in den herkömmlichen sprachwissenschaftlichen Teildisziplinen der Wunsch, computerbasierte Methoden (bis hin zu Korpuslinguistik und Information Retrieval) intensiv zur Bearbeitung klassischer Fragestellungen zu nutzen. Und drittens eröffnet die pure Tatsache, dass Milliarden Menschen alltäglich Computer in Beruf, Freizeit und für ihre persönliche Kommunikation nutzen, neue Forschungsfelder für die gesamten Sprach- und Kommunikationswissenschaften. Im soziolinguistischen Interesse an sprachlichen Varietäten fließen diese drei Tendenzen zusammen. Um diese Situation zu erkunden, organisierten die Sektionen Soziolinguistik (unter der Leitung von Elisabeth Burr & Bärbel Treichel) und Computerlinguistik (unter der Leitung von Ulrich Schmitz & Claudia Villiger) der Gesellschaft für Angewandte Linguistik (GAL) am 17. September 2010 in Leipzig eine gemeinsame ganztägige Veranstaltung im Rahmen der 40. Jahrestagung der GAL mit zehn Vorträgen und Diskussionen. Fünf dieser Vorträge eigneten sich besonders gut, um die aktuelle Forschung zu interdisziplinären Berührungspunkten zwischen Sozio- und Computerlinguistik an unterschiedlichen Anwendungsfeldern exemplarisch vor Augen zu führen. Das vorliegende Heft von SDV - Sprache und Datenverarbeitung versammelt deren ausgearbeitete Fassungen. Die ersten drei Aufsätze widmen sich der Kommunikation per SMS, in Online-Communities bzw. in Chats. Der vierte Beitrag erörtert die Nutzbarkeit empirisch vorkommender und in Korpora gesammelter Definitionen für elektronisch realisierte Wortnetze; im fünften wird ein Feedback-Werkzeug für E-Learning vorgestellt. Zu Beginn diskutiert Markus Bieswanger methodische Probleme bei der Erforschung sozialer und situativer Einflüsse auf den Sprachgebrauch in elektronischen Medien. In einer mikrolinguistischen Fallstudie zum Sprachgebrauch in SMS weist er nach, dass Sprache und Datenverarbeitung 1/2011: S. 5-6

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soziale Faktoren wie Gender auch in elektronisch vermittelter Kommunikation eine wichtige Rolle spielen. Kareen Reißmann präsentiert eine text- und soziolinguistische Untersuchung von Surveys in Myspace. Sie beschreibt, wie Individuen sich in Online-Communities öffentlich darstellen und mit welchen sprachlichen Mitteln sie ihre Identität konstruieren und wahren. Anna Tkachenko analysiert und vergleicht nähesprachliche Elemente bei Abkürzungsstrategien in deutschen und russischen Chats. Hier entdeckt sie kulturelle und sprachspezifische Merkmale bei der Verknüpfung gesprochen- und geschriebensprachlicher Elemente, und sie erläutert Gründe für Unterschiede und Gemeinsamkeiten in beiden Kulturen. Irene Cramer, Jana Bonberg und Anna-Lena Kessler widmen sich der Integration natürlichsprachlicher Definitionen in elektronisch repräsentierte Wortnetze: Inwieweit können automatisch aus Korpora extrahierte Alltagsdefinitionen und fachsprachliche Definitionen automatisch als Gloss-Ersatz in ein Wortnetz (hier GermaNet) eingearbeitet werden? Dabei geht es insbesondere um die Frage, ob und in welchem Maße die in GermaNet modellierten lexikalisch-semantischen Relationen mit den Informationen der empirisch belegten Definitionen übereinstimmen. Sonja Ruda schließlich möchte (näher beschriebene) Restriktionen bei Aufgaben im E-Learning überwinden. Dafür modelliert sie ein für E-Learning geeignetes lehrerunterstützendes Feedback-Werkzeug für Aufgaben, die frei formulierten Antwort-Text erwarten. Alle Beiträge dokumentieren bestimmte Etappen von work in progress. Sie beleuchten ausgewählte Aspekte einer längerfristigen Bewegung der Computerlinguistik. Seit vielen Jahren nämlich verlagert sich ihr Schwerpunkt immer mehr von (weiterhin notwendigen) Arbeiten, die sich vorrangig an formalen Modellen und deren technischer Realisierung orientieren, auf die Entwicklung, Konstruktion und Erforschung unmittelbar nützlicher Computeranwendungen. Dafür werden noch stärkere Vernetzungen der verschiedenen computerlinguistischen Zweige sowohl untereinander als auch interdisziplinär mit anderen theoretischen, empirischen und angewandten Wissenschaften gebraucht. Computer bleiben dabei stets Mittel, nicht Zweck wissenschaftlichen Arbeitens.

Markus Bieswanger

The sociolinguistics of texting: Methodological considerations and empirical results Abstract In contrast to much early linguistic research on electronically-mediated communication (EMC), most of the more recent approaches no longer neglect the impact of social and situational factors on language use in electronically-mediated settings. First, the paper identifies some of the most important methodological challenges for current research on EMC and argues that private, interpersonal texting – an increasingly popular means of communication – is better suited for sociolinguistically inspired research than many other kinds of EMC. Second, the paper presents a discussion of the results of an empirical micro-linguistic case study addressing gendered patterns of language use in text messaging. It is shown that social factors such as gender persist to be meaningful categories in electronically-mediated settings. Im Gegensatz zu einem erheblichen Teil der frühen Forschung zur elektronisch vermittelten Kommunikation tendieren die meisten jüngeren Ansätze nicht mehr dazu, den Einfluss von sozialen und situationsbedingten Faktoren auf die Sprachverwendung in elektronisch vermittelten Umgebungen zu vernachlässigen. Dieser Aufsatz zeigt zuerst einige der wichtigsten methodischen Herausforderungen für die aktuelle Forschung zur elektronisch vermittelten Kommunikation und legt dar, warum die immer populärer werdenden privaten Textnachrichten besser für soziolinguistisch orientierte Forschung geeignet sind als viele andere Formen der elektronisch vermittelten Kommunikation. Im zweiten Teil des Beitrags werden die Ergebnisse einer empirischen mikrolinguistischen Fallstudie zu genderbezogenen Sprachverwendungsmustern in SMS präsentiert und diskutiert. Es wird deutlich, dass soziale Faktoren wie Gender auch in elektronisch vermittelten Umgebungen relevante Kategorien sind.

1. Introduction In many countries and territories of the world, cellular phones have become a ubiquitous sight and an indispensible part of 21st-century life. Reports for the first quarter of 2010 show that the penetration rate of the total population with active cell phone simcards or connected lines was more than 100 percent in 30 countries and between 75 and 100 percent in a further eight countries (Netsize 2010: 188). In addition to voicebased communication, one of the most important services associated with cell phones Sprache und Datenverarbeitung 1/2011: S. 7-24