Geben wir Flüchtlingen etwas zu

Und vor allem durch kleine Wohneinheiten, um die sich Freiwillige und Pro- fis kümmern, sodass auch im. Großquartier die Verantwortli- chen wissen, was läuft.
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4 SALZBURG AKTUELL

Geben wir Flüchtlingen etwas zu Asylbewerber sollten nicht primär als inaktive Betreuungsfälle betrachtet werden. Wenn sie arbeiten, Deutsch lernen und für sich selbst sorgen, hilft das ihnen und ihren Gastgebern.

VIA KONKRET Sylvia Wörgetter

Salzburg war bei der Unterbringung von Flüchtlingen bisher ziemlich erfolgreich. Das lag an der Strategie des Landes, bevorzugt kleinere, dezentrale Quartiere zu schaffen. Von den 119 Gemeinden haben mittlerweile 90 Flüchtlinge aufgenommen. 4930 Menschen wurden so über das gesamte Land verteilt. Die kleinen Einheiten ermöglichen den direkten Kontakt der Bevölkerung zu den Flüchtlingen. Das baut Ängste ab und fördert wechselseitiges Verständnis. Daher sind größere Konflikte ausgeblieben. Bis gestern. Gestern, Freitag, gingen erstmals Salzburger auf die Straße, um gegen die Errichtung von zwei Asylquartieren in ihrer Nachbarschaft zu demonstrieren. Die Proteste haben ihre Ursache weniger in der generell kritischeren Grundhaltung gegenüber Flüchtlingen. Es ist die Größe dieser neuen Quartiere, die die Nachbarn verunsichert. Man kann das verstehen. In Bergheim will das Innenministerium ein Erstaufnahmezentrum für 400 Flüchtlinge errichten. Und ganz in der Nähe, getrennt nur durch die Stadtgrenze, wird das Land Salzburg demnächst rund 250 Menschen unterbringen. Kann das Gebiet im Norden der Stadt den Zuzug von 650 Flüchtlingen verkraften? Viele Anrainer bezweifeln das. Sie fürchten die Anonymität von Großquartieren und fragen unter anderem, wie sich eine große Ansammlung vorwiegend junger Männer, die Konflikte und Traumata aus ihrer Heimat mitbringen, integrieren lässt. Vor allem, da sie wegen des Arbeitsverbots für Asylbewerber weitgehend zur Untätigkeit verurteilt sind. Monatelang. Das ist tatsächlich ein Kernproblem. Die Diakonie, die das Quartier in der Straniakstraße in der Stadt Salzburg betreiben wird, versucht dem Lagerkoller und den daraus resultierenden Problemen vorzubeugen. Durch intensive Arbeit im Haus und

Wartelage(r) . . .

Lernangebote. Und vor allem durch kleine Wohneinheiten, um die sich Freiwillige und Profis kümmern, sodass auch im Großquartier die Verantwortlichen wissen, was läuft. Außerdem sollen die Bewohner sich unter Anleitung selbst versorgen – putzen, kochen und aufräumen inklusive. Das ist die beste Strategie, wenn Großquartiere schon nicht vermieden werden können. Und sie sollte auf alle Flüchtlingsunterkünfte, auch die des Bundes, angewendet werden. Asylbewerber brauchen, so wie alle Menschen, eine Tagesstruktur und eine Aufgabe. Sie sollen nach Möglichkeit für sich selbst sorgen können. Das gibt Selbst-

vertrauen und stiftet Sinn. Auch ehrenamtliche Tätigkeiten für das Gemeinwohl müssten vermehrt an Flüchtlinge vermittelt werden. Und schließlich müssen die Deutschkurse zur Pflicht wer-

Die Deutschkurse müssen Pflicht werden den. In manchen Quartieren nimmt die Mehrheit der Bewohner nicht an den Kursen teil. Das ist nicht tolerierbar. Wer in Österreich leben will, muss von Anfang an auch die Sprache lernen. Sie ist die Voraussetzung für alles – für Arbeit, Sozialkontakte und die