Berner Fachhochschule Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL
Fact Sheet
Frauen für Waldberufe! Resultate des Workshops vom 2. März 2016 an der HAFL
Hintergrund Die Forstbranche steht vor grossen Herausforderungen, nicht zuletzt in Bezug auf ihren Nachwuchs. Frauen zieht es bisher nur selten in einen Waldberuf. Insbesondere unter den Forstwart/innen und Förster/innen besteht Handlungsbedarf. Ein Workshop an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften hat sich diesem Thema gewidmet und ist zusammen mit Expertinnen und Vertretern der Branche sowie weiteren Interessierten der Frage nachgegangen, wie sich Frauen für Waldberufe ansprechen, begeistern und gewinnen lassen. Das Ergebnis des Tages wird in diesem Fact Sheet festgehalten, welches die Diskussionen sowie vorgeschlagenen Massnahmen, Strategien und Lösungsansätze widergibt.
Workshop Die Workshopteilnehmer/innen beschreiben den Istzustand der Waldberufe folgendermassen: • • • • • • •
Es gibt zu wenig Frauen in Forstberufen Waldberufe, deren Vielfalt u. Potenziale sowie Tätigkeitsbereiche in den einzelnen Waldberufen sind zu wenig bekannt Branche ist traditionell u. oft noch zu konservativ: Zurückhaltung bis Ablehnung bei Bewerbungen von Frauen seitens vieler Betriebe, besonders im ländlichen Raum Zu wenig positive Beispiele und Vorbilder für junge Frauen Image: Wald hat sehr positives Image; bei Waldberufen ist Image sehr unterschiedlich je nach Region und Beruf Verschiedene Orientierungen/Ausrichtungen je nach Geschlecht: Forstwart vs. Waldpädagogin Zu wenig Bewerbungen von Frauen (je urbaner desto mehr)
Chancen Ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis in Institutionen und Unternehmen erhöht die Innovationskraft, schafft ein modernes und offenes Image für die Branche und beugt nicht zuletzt Chancenungleichheit vor. Verschiedene Institutionen innerhalb der Waldbranche nehmen sich dem Thema „Frauen in Waldberufen“ bereits heute schon an. Dies zeigt bspw. eine kürzlich erschienene Ausgabe von ampuls, der Zeitschrift der Koordination und Dokumentation Bildung Wald Codoc oder das Forschungsprojekt „Vielfalt im Wald. Gendersensibles Waldmanagement in der Schweiz“, welches an der HAFL aktuell durchgeführt wird. Auch das Bundesamt für Umwelt erkennt die Wichtigkeit des Themas und hat u.a. diesen Workshop mitunterstützt. Ausserdem wird die Frage nach den Frauen in Waldberufen in letzter Zeit vermehrt von den Medien aufgegriffen, meist im Zusammenhang mit der Nachwuchsförderung innerhalb der Branche. Die Sensibilität ist also vorhanden. Folgende Institutionen, Schlüsselstellen und Hebel werden von den Workshopteilnehmer/innen als relevant und wirkungsvoll für Massnahmen und Aktionen definiert: • • • • • • • • • • •
Forstbetriebe / Betriebsleiter/innen Bildungsinstitutionen der Waldbranche, aber auch Kindergärten u. Schulen Forstbehörden Waldbesitzer/innen („Wald Schweiz“) Berufsberatungen Koordination und Dokumentation Bildung Wald (Codoc u. OdA Wald) „öffentliche Personen“ der Waldbranche Sprache u. vermittelte Bilder (in Bezug auf Berufsbilder, Imagekampagnen, Stellenausschreibungen etc.) Öffentlichkeit / soziales Umfeld Stellenausschreibungen (Teilzeit, Formulierung, Ausrichtung, Streuung etc.) Berufsbilder (Art u. Weise wie die Waldberufe in der Gesellschaft gesehen und aufgenommen werden)
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Aktionen und Massnahmen Was
Wer
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Genderkompetenz in Ausbildungen aller Stufen aufnehmen
forstliche Bildungsinstitutionen
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Aktives Mitwirken beim „Nationalen Zukunftstag“: Motivationstext in Wald u. Holz/Le Forêt
Wald Schweiz
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Portraits „Frauen in Waldberufen“ im Internet
Codoc (Koordination u. Dokumentation Bildung Wald)
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Gremien-Vertretungen breit ausschreiben („indirekte Quoten“ möglich)
Verbände, Vereine, Arbeitsgruppen etc.
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Überkantonales Projekt im Rahmen des Lehrplans 21 (Schulklassen in den Wald)
Kantone, Silviva (Stiftung Lernen mit der Natur)
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Projekt im Rahmen der Chancengleichheitsförderung des Bundes via Hochschulfördergesetz (SBFI)
HAFL, PH, ETH
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Bilder entstauben, Frauen sichtbarer machen und bewusst in den Vordergrund stellen: Kampagne „Unser Wald für alle“, neue u. alte Publikationen etc.
Schweizerischer Forstverein SFV, Fachfrauen Umwelt FFU, Berufsverband der Waldfachleute mit Hochschulbildung FVW
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Teilzeitstellen besser verkaufen, Muster Stellenausschreibung (via Kommunikationsleitfaden, Gendermainstreaming etc.)
Wald Schweiz, Betriebe
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Mehr Teilzeitstellen schaffen u. einfordern
Betriebe u. Mitarbeiter/innen
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Publikation über Waldberufe (u. dabei auch Frauen zeigen) in nicht-forstlichen Medien (Fritz&Fränzi, Wir Eltern, Schweizer Familie, Schweizer Illustrierte, Spick, Mediaplanet etc.)
Codoc (Koordination u. Dokumentation Bildung Wald)
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Berufsberater/innen kontaktieren u. sensibilisieren
Kantonale u. regionale OdA’s (Organisation der Arbeitswelt), reg. Verbände
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Dieses Fact Sheet breit streuen
HAFL Wald&Gesellschaft, alle TN
Die Workshopteilnehmer/innen und die anwesenden Institutionen haben starkes Engagement zur Umsetzung der Aktionen und Massnahmen gezeigt und wollen sich für diese einsetzen. Dranbleiben! Machen! Wir sind nicht auf dem Holzweg!
Kontakt Forschungsprojekt „Vielfalt im Wald. Gendersensibles Waldmanagement in der Schweiz“: Regula Kolar, Doktorandin (
[email protected]) und Bianca Baerlocher, Projektleiterin (
[email protected]) Der Workshop wurde finanziell und ideell unterstützt vom Bundesamt für Umwelt BAFU und der Kommission Chancengleichheit der Berner Fachhochschule.