Berner Planungsweg 2014 - Kirchliche Bibliotheken

und auswerten. Der Berner Planungsweg 2014 ist im Team entstanden. Mit ..... Moll Peter / Lieberherr Hans, Unterrichten mit offenen Karten. Band I und II.
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Berner Planungsweg 2014 Vorbereiten, Durchführen, Analysieren in der religionspädagogischen Arbeit

Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn, Bereich Katechetik (Hrsg.), Fachstelle Katechetische Ausbildung Projektleitung: Pia Moser, Leiterin Bereich Katechetik Team der Autorinnen und Autoren: Pia Moser, Daniel Ritschard, Marianna Jakob, Marianne Wahlen, Ruedi Scheiwiller Lektorat: Gerlind Martin, puncto Pressebüro, Bern Grafik: Silvia Rohrbach, Siro Grafik, Worblaufen © 2014 Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn, Altenbergstrasse 66, Postfach 511, 3000 Bern 25 Telefon 031 340 24 24, [email protected], www.refbejuso.ch, www.refmodula.ch

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RefModula

Inhalt

Einführung: Planungsweg als «Werkzeug» der Unterrichtsplanung

4

Kapitel 1: Grundsätzliches

6



1.1. Elementarisieren als Grundhaltung

6



1.2. Einleitendes zum Berner Planungsweg 2014

10

Kapitel 2: Umfeld- oder Bedingungsanalyse

12



2.1. Zielgruppe

12



2.2. Soziokulturelle und religiöse Bedingungen

13



2.3. Zeitlicher Rahmen

13



2.4. Räumliche und örtliche Verhältnisse 

13



2.5. Die am Unterricht Beteiligten

14



2.6. Auftraggeberin/Institution

14



2.7. Lehrpläne und Jahresplanung

15

Kapitel 3: Thema formulieren

16

Das Thema als Lernchance

17

Kapitel 4: Didaktische Reflexion

18



4.1. Basiswissen zum Thema erarbeiten

18



4.2. Persönliche Auseinandersetzung

20



4.3. Die Teilnehmenden und das Thema

21

Kapitel 5: Didaktische Entscheidungen

23



5.1. Schlüsselbereiche identifizieren

23



5.2. Entscheidungen fällen

25



5.3. Grundanliegen 2 formulieren

26



5.4. Elementare Lernformen beschreiben

26



5.5. Kompetenzen überprüfen

27



5.6. Lernziele

27

Kapitel 6: Elementarer Lernweg

28



28

Überprüfen des Lernwegs

Kapitel 7: Lektionen planen

29

Kapitel 8: Rollende Auswertung

29

Kapitel 9: Ergebnissicherung bei den Teilnehmenden

30

Kapitel 10: Auswertende Reflexion der Unterrichtenden

31

Vorlagen für die Planung

32

Planungsweg grafisch

33

Grobplanung

34

Feinplanung hoch

35

Feinplanung quer

36

Literaturverzeichnis37 Eigene Notizen

Berner Planungsweg 2014

38

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Einführung

Einführung Planungsweg als «Werkzeug» der Unterrichtsplanung Liebe Leserin, lieber Leser, liebe Unterrichtende Was ist guter, gelingender religiöser Unterricht? Wie muss

dung der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn, hat

die Vorbereitung aussehen, damit Unterricht, damit Kirchli-

für ihre katechetische Ausbildung Elementarisieren als

cher Unterricht − KUW − gelingen kann?

Grundhaltung definiert − eine Haltung, die aller Unter-

Diese Fragen lassen sich wohl kaum ein für alle Mal be-

richtsplanung zugrunde liegt. Die Haltung allerdings sagt

antworten − alle, die unterrichten, stehen immer wieder

noch nichts aus über die jeweils angewendeten Methoden

vor der Herausforderung, Thema und Gruppe im jeweiligen

und religionspädagogischen Modelle, die durchaus unter-

Kontext und Anlass in Einklang zu bringen. Was für die

schiedlich und der jeweiligen Situation angepasst sein kön-

einen wunderbar passt, ist für die anderen denkbar unge-

nen und sollen. Elementarisieren bedeutet, die Lebenswelt

eignet. Was an einem Samstagvormittag möglich ist, geht

der Kinder und Jugendlichen (und auch der Erwachsenen)

an einem Freitagnachmittag nicht. Eine Unterrichtsreihe, die

und die Bibel gleichwertig ins Spiel, in einen Dialog zu

in einem Gottesdienst gipfelt, hat andere Schwerpunkte als

bringen. Was das konkret heisst, hängt von der jeweiligen

eine Lektion, in der ein gesellschaftliches Thema bearbeitet

Unterrichtssituation ab, von der Gruppe, vom Thema und

wird. Unterrichtsplanung ist komplex, weil viele Faktoren

von anderem mehr.

mitspielen − und gerade deshalb so spannend! Die ver-

Elementarisieren als Grundhaltung heisst: Es gibt nicht nur

schiedenen Faktoren aber wollen bedacht sein.

einen Zugang zur Planung, nicht nur einen Weg der Pla-

Mit zunehmender Unterrichtserfahrung wird das Vorbereiten

nung. So verschieden wie die Themen, die Teilnehmenden

und Planen zwar einfacher − aber nie einfach.

oder die Umstände sind, so unterschiedlich sind auch die

RefModula, die kirchlich-theologische Aus- und Weiterbil-

jeweiligen Anlässe für eine Planung. Ein paar Beispiele? Sie

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RefModula

Wissen ist wie ein Garten. Ohne ständige Pflege gibt es keine Ernte. Aus Guinea

planen ein Thema aus dem Lehrplan. Oder Sie planen eine

dagogen mit langjähriger Erfahrung in der Ausbildung von

Unterrichtsreihe zu einem biblischen Text. Ein bestimmtes

Katechetinnen und Katecheten.

(gesellschaftliches) Thema liegt in der Luft, Sie wollen es

Ich wünsche Ihnen alles Gute und Gottes Segen für Ihren

aufnehmen. Fragen von Kindern münden in eine Unter-

religiösen Unterricht, sei es am Lernort Kirche oder am

richtsreihe.

Lern­ort Schule. Wenn der Berner Planungsweg 2014 sei-

Sie halten den Berner Planungsweg 2014 in den Händen.

nen Beitrag zu gelingendem Unterricht leisten kann, freut

Er ist Leitfaden und Anleitung für (künftige) Katechetinnen

uns das!

und Katecheten. Er soll Ihr «Werkzeug» − oder Ihr «Navi» − werden für Ihre Unterrichtsplanung und Unterrichtsanalyse.

Bern, Ende April 2014

Der Planungsweg führt Sie an die wichtigen Stationen einer Planung und konfrontiert Sie jeweils mit den zentralen Fragen, die es zu bearbeiten gilt. Damit können Sie Ihren Unterricht differenziert und reflektiert planen, vorbereiten

Pia Moser

und auswerten.

Leiterin Bereich Katechetik und Ausbildungsverantwortliche

Der Berner Planungsweg 2014 ist im Team entstanden. Mit

RefModula

mir zusammen daran gearbeitet haben Marianna Jakob und Ruedi Scheiwiller, Daniel Ritschard und Marianne Wahlen, ausgewiesene Religionspädagoginnen und Religionspä-

Berner Planungsweg 2014

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Grundsätzliches

Kapitel 1 Grundsätzliches 1.1. Elementarisieren als Grundhaltung Elementarisieren ist Grundhaltung und Grundlage des Berner Planungswegs 2014. Damit knüpfen wir an die Erfahrungen an, die in den letzten beiden Jahrzehnten in der Katechetischen Ausbildung gemacht wurden. Zunehmend hat die entsprechende Reflexion nun Eingang in die Fachliteratur gefunden (vgl. Schweitzer 2011, 45 – 47). Was wir unter Elementarisieren in der Unterrichtsplanung verstehen, erläutern wir im Folgenden an einer Reihe wichtiger Aspekte.

Orientiert an lebensweltlichen und theologischen Bezügen Elementarisieren als Grundhaltung basiert auf biblischen Werten. Das heisst: Alle Menschen sind gleichwertige Subjekte in partnerschaftlichem Gegenüber zu Gott. Daraus ergibt sich: Elementarisieren ist ein konsequent dialogischer Ansatz. Bibel, Glaube und Tradition stehen gleichberechtigt neben den Fragen und Bedürfnissen der Menschen nach Sinn, Geborgenheit und Identität.

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Sach-Pol

Personen-Pol

• Glaubensinhalte, biblische Botschaft

• Teilnehmende • Unterrichtende

RefModula

Gelingender Dialog als hermeneutische Aufgabe Im Dialog mit biblischen Inhalten und den daraus erwach-

rungen der Gruppe und der biblischen Menschen gewinn-

senen Traditionen fragen wir nach Kriterien, die Kindern,

bringende und identitätsfördernde Impulse für den Alltag zu

Jugendlichen und Erwachsenen Impulse für gelingendes

erhalten. Wir trauen Bibeltexten und auch der Tradition zu,

Leben heute und morgen geben. Angestrebt wird, dass

dass sie für die Teilnehmenden lebendig werden:

Teilnehmende ihre eigenen Erfahrungen vergleichen oder in

«Die Bibel ist nicht als Text Gottes Wort, sondern sie gilt als

Bezug setzen mit Erfahrungen, die in den biblischen Texten

Wort Gottes, weil ihre Texte Zeugnis davon ablegen, was

oft verborgen überliefert sind. So kommt es zu originalen

Menschen als Gottes Sprechen und Handeln erfahren und

Begegnungen zwischen Personen und dem Text (so erst-

gedeutet haben. Als Heilige Schrift gilt sie, weil und insofern

mals Roth 1969, Klafki 1958 und neuer Schüpbach 2000).

dieses Zeugnis … erinnert, vergegenwärtigt und ausgelegt

In dieser originalen Begegnung wird wechselseitige Ver-

wird. In der Bibel werden Widerfahrnisse als Handeln Gottes

mittlung möglich (nach Klafki): Die Erfahrungen der einzel-

gedeutet. Lebendig werden Texte, die davon erzählen, erst

nen Teilnehmenden sind ernst genommen und werden mit

in der Deutung durch Leserinnen und Leser, die ihr eigenes

den Erfahrungen anderer Teilnehmender und der Menschen

Selbst-und Weltverständnis durch die Bibel auf Gott hin öff-

hinter den Texten in Verbindung gebracht. Unterrichtende

nen lassen.» (Dressler/Schroeter 2012, 12).

haben demnach Prozesse zu planen, die den Teilnehmen-

Damit können biblische Texte Orientierung bieten und sinn-

den (und den Leitenden) Chancen bieten, von den Erfah-

stiftend für gelingendes Leben werden.

Balance zwischen Lebenswelt und biblischen Inhalten Elementarisieren als Grundhaltung schafft Raum zur Sub-

Hoffnung, Hilfe, Orientierung, Ermutigung und Bestärkung

jektwerdung von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen.

im Glauben einerseits, Ärgernis, Anstoss, Zumutung, ja

Wir orientieren uns theologisch an der Exodus- und der

sogar Mittel der Unterdrückung andererseits gewesen ist.

Auferstehungs-Tradition: Die Befreiung zum selbstverant-

Kinder, Jugendliche und Erwachsene entdecken dabei,

wortlichen Individuum wird unterstützt und als von Gott

wie und wo biblische Botschaft für sie selber, für andere

gewollt für alle gefordert. Damit wird altersentsprechend

Menschen sowie für die Gemeinschaft heute aktuell und

Mündigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Geborgenheit

bedeutsam sein kann.

angestrebt – als Basis für eine tragende Gemeinschaft. So

Es geht grundsätzlich um Ermutigung und Ermächtigung

soll Gottes Reich aufleuchten, wie es die biblische Tradi-

zu gelingendem Leben in einer Gemeinschaft, die Frieden,

tion beschreibt: als Kontrast sozusagen zu einem von oft

Gerechtigkeit, Erhaltung der Schöpfung und Solidarität mit

entwürdigenden Zwängen dominierten Alltag. In entspre-

allen Unterdrückten und Schwachen anstrebt und aus der

chenden Lernarrangements können die Teilnehmenden

Vergebung lebt.

herausfinden, warum die Botschaft der Bibel für Menschen

Berner Planungsweg 2014

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Grundsätzliches

Teilnehmende und Bibel gleichwertig im Spiel Zusammenfassend kann gesagt werden: Biblische Themen und Traditionen sollen zum Dialog anregen. Zum Dialog zwischen Menschen mit ihren je eigenen Glaubenserfahrungen über Raum und Zeit hinweg. Und aus dieser Begegnung heraus entstehen im besten Fall Impulse für gelingendes Leben im Einklang mit biblisch verstandener Befreiung und Versöhnung. Unseren Planungsprozess leiten die «Erschliessungsperspektiven», wie sie der Theologe Friedrich Schweitzer als konstitutiv

ungen ahr Leben f r E z im Sit

ss sproze t h c ri ter n /U

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Pla nu ng s-

n der Sache

El ru K er e m e n t a r e S t

Eleme nta re

für gute KUW voraussetzt (vgl. Schweitzer 2011, 47 – 48 und Riegel 2010, 38ff):

en

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A k tiv L e r

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Jeder Planungsprozess ist anders, abhängig vom Thema, von der Gruppe, vom Anlass. Diese fünf Perspektiven helfen uns, in der Unterrichtsplanung das Wesentliche im Blick zu behalten. 8

RefModula

Analysieren und Planen von Elementarisierungs-Prozessen in KUW und Erwachsenenbildung Umfeld- oder Bedingungsanalyse Thema formulieren Thema als Lernchance Grundanliegen 1 (Intention)

Basiswissen zum Thema

Elementarisierungs-Prozess Kerygma

Lebenssituation

Glaubensinhalte, biblische Botschaft

Ebene der Teilnehmenden, Entwicklungs­ aufgaben

Teilnehmende

Leitungsebene

Exegese Didaktische Entscheidung, Schlüsselbereiche identifizieren

Elementarer Lernweg – Grobplanung Feinplanung – Feinziele – Einzelprozess planen

Analytischer Weg > Intuitiv gehen wir von einem möglichen Elementarisierungs-Prozess aus und analysieren ihn. Damit stellen wir sicher, dass unsere Planung verantwortbar unserem Auftrag entspricht. Synthetischer Weg > Je nach Ausgangslage planen wir von einem bestimmten Punkt her auf einen Elementarisierungs-Prozess hin. Berner Planungsweg 2014

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Grundsätzliches

1.2. Einleitendes zum Berner Planungsweg 2014 Der Berner Planungsweg 2014 antwortet auf die wichtige und auch spannende Frage: Was ist eine gute, kompetente Unterrichtsvorbereitung? Er ist ein praxisorientierter Leitfaden für die Planung und Auswertung des Unterrichts. Diese planende Arbeit der Unterrichtenden wird den Teilnehmenden (Tn) zugute kommen, indem der Unterricht für sie nachvollziehbar ist. Das heisst: Der Aufbau ist einleuchtend, die Lernziele sind transparent und der Lerngewinn motivierend. Und vor allem: Die Teilnehmenden sind Subjekte des Unterrichts, und er hat mit ihrem Leben zu tun. Die Einführung in den vorliegenden Planungsweg ist Bestandteil der Katechetischen Ausbildung RefModula. Wir empfehlen sie auch erfahrenen Unterrichtenden, die neu mit diesem Planungsweg arbeiten wollen. Entsprechende Weiterbildungen werden angeboten. Die inhaltliche Erarbeitung eines neuen Themas ist auch mit diesem Planungsweg aufwendig. Warum die Arbeit nicht auf mehrere Schultern verteilen und ein Thema im Team entwickeln? Hilfreiche Unterstützung bieten im Übrigen auch gute Lehrmittel! Bevor der Leitfaden in den folgenden Kapiteln praxisnah erläutert wird, hier in Kürze die wichtigsten Argumente, warum der Berner Planungsweg 2014 für Benutzerinnen und Benutzer wichtig und hilfreich sein kann:

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RefModula

• Die Planung von Unterricht (KUW, Religionsunterricht) ist für alle, aber gerade auch für Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger sehr komplex, weil verschiedene Faktoren in das Unterrichtsgeschehen hineinwirken. • Der Berner Planungsweg 2014 soll als «Werkzeug» oder «Navigationsinstrument» für die differenzierte, reflektierte und begründete Unterrichtsplanung und Unterrichtsanalyse dienen. • Mit dem Berner Planungsweg 2014 werden in der Regel Unterrichtsreihen zu einem Thema entwickelt, nicht einzelne Lektionen. • Der Berner Planungsweg 2014 ist ein hilfreicher Leitfaden sowohl für die Unterrichtsvorbereitung für die Lernorte KUW und Schule (z.B. Religionsunterricht), als auch für Elternabende, Gottesdienste oder erwachsenenbildnerische Veranstaltungen. • Unterrichtsvorbereitung geschieht oft im Team. Da ist ein gemeinsamer Planungsweg, eine gemeinsame Sprachregelung hilfreich und wichtig. Ideen, Abwägungen, Differenzierungen und Entscheidungen entstehen auf einer gemeinsamen Basis. • Während diverser Ausbildungstage und in Praxisübungen in der RefModula-Ausbildung lernen angehende Unterrichtende den Leitfaden und seine Grundlagen kennen. • Der Berner Planungsweg 2014 wurde für RefModula geschrieben. Er wird laufend ausgewertet und regelmässig den Bedürfnissen der Benutzerinnen und Benutzer und der Fachdidaktik angepasst. • Dieser Planungsweg dient gleichzeitig den Dozierenden der Ausbildung RefModula als Evaluationsinstrument. • Der Berner Planungsweg 2014 ist für RefModula der gültige Planungsweg. • Der Berner Planungsweg 2014 führt Einsteigende und erfahrene Unterrichtende dazu, verantwortungsvoll zu planen und auszuwerten; er ermöglicht es ihnen, bestehende (Unterrichts-) Modelle zu adaptieren. • Der Berner Planungsweg 2014 ist nicht vom Himmel gefallen. Er orientiert sich an diversen anderen Planungsmodellen und beruht auf langjähriger Erfahrung. Vgl. auch die Literaturliste S. 37.

Berner Planungsweg 2014

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Umfeld- oder Bedingungsanalyse

Kapitel 2 Umfeld- oder Bedingungsanalyse Guter Unterricht basiert auf einer seriösen Abklärung der Voraussetzungen. Die oder der Unterrichtende ermittelt die Ausgangslage und klärt die Bedingungen. Sie/er eruiert und listet äussere Gegebenheiten auf, die den Unterricht, meist noch unabhängig vom Thema, prägen. Im Idealfall sind diese äusseren Bedingungen für den Unterrichtsprozess förderlich.

Ziel Für die Planung und den Unterricht wichtige Informationen zu den allgemeinen Bedingungen der Klasse und des Kontextes zusammentragen.

2.1. Zielgruppe Was weiss ich über die Klasse/Gruppe?

Tipp

• Klassengrösse?

Ein Gespräch mit der bisherigen

• Anzahl Mädchen und Knaben?

Katechetin, dem bisherigen Kate-

• Konfessions-/Religionszugehörigkeit?

cheten oder der Klassenlehrperson

• Geltende Regeln und Massnahmen für die Klasse?

ist hilfreich.

• Klassenklima? • Arbeitshaltung? • Aus welchen Schulstufen, Schulniveaus ist die Klasse/Gruppe zusammengesetzt?

Was weiss ich über einzelne Teilnehmende (Tn)? • Integrierte Tn? Hochbegabte Tn? • Tn mit sozialen Auffälligkeiten? Tn mit Motivationsverlusten? • Tn mit besonderen Bedürfnissen? • Wie gut können die Tn lesen, schreiben, kommunizieren, mit anderen zusammenarbeiten? • Sind Tn in besonderen Familiensituationen (je nach Thema kann dies wichtig sein)? • Sind Tn in besonderen Schulsituationen?

Wo stehen die Teilnehmenden mit Blick auf das Thema? • Welches Vorwissen, welche Kenntnisse, Erfahrungen, Ressourcen sind vermutlich vorhanden (z.B. Schule, Elternhaus, Hobby…)? • Was können/wissen die Tn bereits?

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RefModula

2.2. Soziokulturelle und religiöse Bedingungen • In welcher gesellschaftlichen Schicht (Milieu) leben die Tn? Zeigen sich milieuspezifische Merkmale? • Städtisch oder dörflich? • Religionslandschaft des Dorfs/der Stadt und der Gruppe: Konfessionen und Religionen (je nach Thema gewinnt diese Frage an Bedeutung).

2.3. Zeitlicher Rahmen • In welchem Gefäss unterrichte ich: Lektion, Doppellektion, Halbtag, Tag, Weekend, Lager? • Wie viele Lektionen stehen mir insgesamt für diese Unterrichtsreihe, dieses Thema zur Verfügung? • Wann findet der Unterricht statt? Wirkt sich das eventuell auf die Disposition der Tn aus?

2.4. Räumliche und örtliche Verhältnisse Lernort klären: • Unterrichte ich −− in einem Kirchgemeindehaus? −− in einer Kirche? −− in einem Schulzimmer? −− ? • Welche Räume stehen zur Verfügung? • Wie ist der Unterrichtsraum eingerichtet? Was muss ich eventuell selber einrichten? • Sind Beamer, Hellraumprojektor, Leinwand, Wandtafel, DVD, Musikabspielgerät vorhanden? Welches Computersystem wird verwendet? • Gibt es Hausregeln? • Erreichbarkeit des Sigristen/der Schulleiterin (Telefon, Handy)?

Berner Planungsweg 2014

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Umfeld- oder Bedingungsanalyse

2.5. Die am Unterricht Beteiligten • Arbeite ich allein oder im Team? • Welches ist meine Rolle? • Mit wem arbeite ich zusammen: Katechetin/Katechet, KUW-Mitarbeitende, Pfarrperson?

2.6. Auftraggeberin/Institution Für welche Institution unterrichte ich? • Reformierte Kirchgemeinde • Heilpädagogische Einrichtung • Schule • ?

Art des Unterrichts? • Konfessioneller Unterricht am Lernort Kirchgemeinde? • Heilpädagogischer Unterricht an einem Kompetenzzentrum? (Für diesen Unterricht ist eine Zusatzausbildung nötig.) • Konfessioneller Unterricht am Lernort Schule? • Ökumenischer Unterricht am Lernort Schule?

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RefModula

2.7. Lehrpläne und Jahresplanung Kirche wie Schule legen mit ausgearbeiteten und reflektierten Lehrplänen und Inhaltsangaben fest, welche Themen und Inhalte Katechetinnen und Katecheten, Lehrpersonen auf welcher Stufe unterrichten sollen. Diese Unterlagen werden meist in einem intensiven Entstehungsprozess von Fachpersonen entwickelt und von den Institutionen offiziell verabschiedet und in Kraft gesetzt (z.B. in der Kirchenordnung, Wegleitung). Diese Vorgaben sind verbindlich – Katechetinnen und Katecheten orientieren sich daran.

Kirchgemeinden Kirchgemeinden verfügen oft über spezifische inhaltliche Konzepte. • Was sieht das inhaltliche Konzept der Kirchgemeinde vor? • Welcher Stoff soll auf meiner Stufe unterrichtet werden?

Jahresplanung Aufgrund all dieser Vorgaben erarbeitet die Katechetin, der Katechet die eigene Jahresplanung und setzt die Themen in eine sinnvolle (Kirchenjahr, Naturjahr, Schuljahr…) und inhaltlich aufbauende Ordnung.

Entwickeln Sie die Jahresplanung. Nach erfolgter Jahresplanung ist nun klar, welches Thema wann für diese Klasse/Gruppe erarbeitet werden muss.

Berner Planungsweg 2014

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Thema formulieren

Kapitel 3 Thema formulieren Gerade für Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger ist die Formulierung des Themas entscheidend wichtig. Die Formulierung steuert die nachfolgende Reflexion und den Unterrichtsprozess massgeblich.

Ziel Das Thema beschreibt verständlich und griffig, worum es in der Unterrichtseinheit geht.

Das Thema wird zweipolig formuliert Das Thema hat zwei Teile. Auf der einen Seite wird prägnant die Sachebene genannt. Auf der anderen Seite wird genauso prägnant die Bedeutung/der Lebensbezug für die Tn genannt.

Formulieren Sie Aspekte des Themas so, dass Sachebene und Ebene der Teilnehmenden gleichwertig nebeneinander erscheinen.

Sachebene

Ebene der Teilnehmenden

Bezug zur/Bedeutung für die Fachwissenschaft

Lebensbezug, Bedeutung für die Tn

Beispiel: Gott führt

Navigiert Gott mein Leben?



Formulieren Sie das Thema.

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Beispiel: Ich will mein Leben selber bestimmen. Navigiert Gott mit?

RefModula

Das Thema als Lernchance Grundanliegen 1 (Intention) Beschreiben Sie die konkreten Lebensherausforderungen der Tn und nennen Sie ihre Lernund Entwicklungschancen zur Bewältigung dieser Herausforderungen. Formulieren Sie die Grundanliegen, die Sie zusammen mit den Tn erreichen wollen. Welche Kompetenzen könnten mit dem Thema erworben werden?

Berner Planungsweg 2014

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Didaktische Reflexion

Kapitel 4 Didaktische Reflexion In diesem Planungsschritt geht es um die grundsätzliche, vertiefte und fachlich differenzierte Erarbeitung des im vorangehenden Kapitel formulierten Themas. Die Unterrichtenden reflektieren, welche Bedeutung das Thema/der Bibeltext für sie selber hat und machen einen Perspektivenwechsel: Wie wird das Thema/der Bibeltext von den Teilnehmenden aufgenommen?

Ziel Hintergrundwissen erarbeiten, Fakten zusammentragen, Probleme und Bezüge aufzeigen und erörtern.

4.1. Basiswissen zum Thema erarbeiten Die Unterrichtenden erarbeiten Hintergrundwissen und bearbeiten die grossen didaktischen Fragestellungen: Damit entwickeln sie das Basiswissen für ihren Unterricht. Wichtig ist hier, dass sich die Unterrichtenden möglichst frei machen von (Vor-)Urteilen und dem Thema/Bibeltext neugierig und offen begegnen: Das Thema oder der Bibeltext, beide können im übertragenen Sinne gesehen werden wie eine Persönlichkeit, der man mit Respekt, Neugier und Interesse begegnet. Die Didaktische Reflexion ist deshalb vom Inhalt und von der Sprache her sachlich, wissenschaftlich und argumentativ geprägt.

Eingrenzen Viele Themen ziehen in die Breite und in die Tiefe. Das ist gerade im Ausbildungsbereich sehr erwünscht. Trotzdem gilt es von Beginn weg, sich auf die vom Thema angesprochenen Fragen zu beschränken. Pädagogisch gesprochen: Berücksichtigen Sie das Exemplarische und Elementare. Daraus ergibt sich eine Spannung zwischen Vollständigkeit und Reduktion, die es auszuhalten gilt.

Tipp Wählen Sie die relevanten hermeneutischen Fragen und bearbeiten Sie den Bibeltext entsprechend: Identifikation der zentralen inhaltlichen Aspekte, Zusammenhänge, Aussagen, die mit Hilfe der Fachwissenschaft (besonders der Theologie) herausgearbeitet werden, jedoch immer bezogen auf eine bestimmte Lerngruppe, für die nicht alle inhaltlichen Aspekte in Frage kommen (in Anlehnung an Schweitzer 2011).

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RefModula

Mögliche Schritte: Wenn ein Bibeltext das Thema bestimmt: Exegetische Bearbeitung

Wenn eine biblische Erzählreihe (z.B. Josef) das Thema bestimmt:

des Textes.

Einen oder mehrere Textteile

Wenn ein lebenskundlicher und/ oder systematischer Aspekt das Thema bestimmt:

(Erzählung) exegetisch bearbei-

Was alles gehört zum Thema?

ten. Vor allem jene Texte, die im

Welche Bezugswissenschaften

Unterricht vorkommen.

vertiefen das Thema?

Bearbeiten Sie den Bibeltext mit entsprechenden exegetischen Leitfragen aus der Fachliteratur.

Wählen Sie dazu die exemplarischen (für Tn lehrreichsten) Texte aus. Zeigen Sie die grossen theologischen, religionsgeschichtlichen und wirkungsgeschichtlichen Leitlinien auf.

Orientieren Sie sich dort und nennen Sie wichtige Erkenntnisse (Psychologie, Naturwissenschaften, Soziologie, Geschichte, Theologie …). Ermitteln Sie weitere Aspekte des Themas.

Tipp für die Arbeit mit biblischen Texten allgemein • Religionsgeschichtliche Entwicklung beachten • Wirkungsgeschichte beachten Z.B. Welche Wirkung und Bedeutung hat der Bibeltext in der Kirche und in der Gesellschaft entwickelt? • Gender-Frage beachten • Grundsätzliche theologische Probleme, Diskussionen, Kontroversen aufzeigen

Berner Planungsweg 2014

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Didaktische Reflexion

4.2. Persönliche Auseinandersetzung Hier erfolgt die persönliche Auseinandersetzung der Unterrichtenden mit dem Thema: Sie reflektieren, was das Thema oder der Bibeltext bei ihnen auslöst und wie das Thema sie anspricht. Dieser Schritt ist wichtig, weil Unterrichtende das Lernarrangement gestalten und den Unterrichtsprozess stark beeinflussen. Dies darf nicht dem Zufall überlassen werden.

Ziel Sich der Bedeutung des Themas für das eigene Leben bewusst werden, um den Unterrichtsprozess bewusst zu arrangieren und die Differenz zu den Teilnehmenden und zur Sachebene wahrzunehmen.

Biographisch-existenzielle Fragen • Wo ist mir das Thema/der Bibeltext in meinem Leben begegnet? • Welchen Einfluss hatte das Thema/der Bibeltext auf mich? • Was berührt, beschäftigt, freut, ärgert mich?

Theologisch orientierte Fragen • Ist das Thema für mein Leben und meinen Glauben von Bedeutung? • Wie denke ich aufgrund meines Glaubens, Gottesbilds, Christusbilds und Weltbilds über das Thema? • Welche Zweifel bewegen mich?

Weitere Fragen • Gibt es offene oder heimliche Anliegen, die ich mit dem Thema verbinde? • Was will ich bei den Tn erreichen?

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RefModula

4.3. Die Teilnehmenden und das Thema Teilnehmende sind Persönlichkeiten. Hier rücken sie selbst in den Blickpunkt. Die Unterrichtenden stellen sich die Teilnehmenden/Gruppe vor und versuchen, aus deren Sicht zu formulieren. Was wird bei den Tn angesprochen? Diesen Perspektivenwechsel betont auch Ulrich Riegel: «Die Bestimmung der Verständnisvoraussetzungen der Lerngruppe gehört zu den klassischen Schritten der Unterrichtsvorbereitung …» (2010, 56). Riegel prägte in diesem Zusammenhang den Begriff «Verstehenshorizonte» und erläutert dessen Bedeutung wie folgt: «Die Frage nach den elementaren Zugängen will diese Verstehenshorizonte aufdecken. Sie legt offen, auf welche Art und Weise Schülerinnen und Schüler den Lerngegenständen begegnen, wie sie sich das Stundenthema [bei refbejuso = Unterrichtsthema] vorstellen, wie sie mit ihm umgehen und mit welchen Massstäben sie es bearbeiten.» (a.a.O., 57)

Entwicklung Literaturhinweis

• Wo stehen die Tn in ihrer allgemeinen und religiösen Entwicklung mit Blick auf das Thema? • Welche Gottesbilder gehören zu ihrem Alter?

Grundsätzlicher Kommentar und Modelle bei Riegel 2010, 56 – 96

Glauben • Mit welchen Aspekten werden die Tn voraussichtlich Mühe haben, woran werden sie zweifeln, welche Fragen werden sie stellen? • Welche Erfahrungen (positive und negative) prägen das Leben der Teilnehmenden und eröffnen Sinnfragen?

Entwicklungsaufgaben • Wie können Tn Neues lernen und Sachverhalte vertiefen? • In welchen Situationen könnte das Thema, der Bibeltext bei den Tn Sinn, Lebenswillen und Lebenskraft stiften? • Vor welcher Glaubensentwicklung stehen sie, und wie könnte das Thema einen Beitrag zur Weiterentwicklung leisten? (Selbstvertrauen, Gottvertrauen) • In welchen Situationen könnte das Thema bei der Lebensbewältigung hilfreich sein?

Berner Planungsweg 2014

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Didaktische Reflexion

Zugänge • Was könnte die Tn an diesem Thema/Bibeltext berühren? Womit werden sie existenziell berührt? • Was könnte sie interessieren? • Können sich die Tn mit ihren Erfahrungen im Thema/Text wiederfinden? • Welche Sehnsüchte und Wunschbilder der Tn weisen auf fundamentale Bedürfnisse und Lebensimpulse hin? • Welche Worte, Begriffe, Sätze, Passagen könnten Verständnisschwierigkeiten auslösen und müssen geklärt werden?

Erfahrungen und Lebenswelt • Wie – und in welchen Situationen – entspricht und berührt das Thema die Erfahrungs- und Lebenswelt der Tn? • Welche Bedürfnisse haben die Tn mit Blick auf das Thema?

Bedeutung • Welche Bedeutung für die Gegenwart und Zukunft der Tn hat das Thema, der Bibeltext?

Heterogenität • Sind Unterschiede bei den Tn mit Blick auf das Thema auszumachen? • Wirkt das Thema auf Mädchen und Knaben unterschiedlich?

Familiäres Umfeld • Berührt das Thema Familiensituationen und Familienbilder der Tn?

Klasse/Gruppe und Thema • Wie berührt das Thema, der Bibeltext die Klasse/Gruppe?

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RefModula

Didaktische Entscheidungen

Kapitel 5 Didaktische Entscheidungen An dieser Stelle im Planungsprozess sichten die Unterrichtenden ihre bisherige Arbeit, verdichten ihr Material, bringen Vages auf den Punkt und treffen die didaktischen Entscheidungen.

Ziel Die Schlüsselbereiche in den Erschliessungsperspektiven erkennen und formulieren. Entscheiden, welche Schlüsselbereiche im Unterrichtsprozess aufgenommen werden sollen, und die elementaren Lernformen bestimmen.

5.1. Schlüsselbereiche identifizieren Vorgehen Nehmen Sie eine «Adlerperspektive» ein und sichten Sie das bisher Erarbeitete. Formulieren Sie nun die «Schlüsselbereiche/Schlüsselprobleme/Schlüsselthemen» in kurzen und prägnanten Sätzen.

Berner Planungsweg 2014

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Didaktische Entscheidungen

Schlüsselbereiche elementare Wahrheiten

Schlüsselbereiche elementare Zugänge

Theologische, existenzielle Grundaussagen,

Entwicklung

religiöser Aspekt des Themas Beachten Sie hier vor allem 4.1 bis 4.3.

Nennen Sie die notwendigen (z.B. drei bis vier) Schlüsselbereiche. • Folgende theologischen und existenziellen Grundaussagen/Kernaussagen werden angesprochen …

Beachten Sie hier vor allem 4.3.

Nennen Sie die notwendigen (z.B. drei bis vier) Schlüsselbereiche. • Türen suchen • Themen und Fragen, welche die Tn (alters­ gerecht) beschäftigen … • Diese lebensweltlichen Themen und Fragen stehen für die Tn im Vordergrund … • Die Tn stehen vor folgenden Entwicklungs­schritten …

Schlüsselbereiche elementare Strukturen

Schlüsselbereiche elementare Erfahrungen

Fachwissenschaft

Lebenserfahrung/Alltagserfahrung/ Lebensbedeutsamkeit

Beachten Sie hier vor allem 4.1.

Nennen Sie die notwendigen (z.B. drei bis vier) Schlüsselbereiche.

Beachten Sie hier vor allem 4.2. und 4.3.

Nennen Sie die notwendigen (z.B. drei bis vier) Schlüsselbereiche.

• In meinem Thema/Bibeltext geht es um …

• Das Thema/der Bibeltext nimmt folgende

• Diese Aspekte sind für das Thema wichtig,

(existenzielle) Lebenserfahrungen auf …

elementar …

• Es werden mehrere (existenzielle) Lebens­ erfahrungen sowohl der Tn als auch der Leitung angesprochen …

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RefModula

5.2. Entscheidungen fällen Auf der Grundlage der oben beschriebenen Schlüsselbereiche wählen die Unterrichtenden nun die passenden aus. Sie fällen ihre didaktischen Entscheidungen und beschreiben die Konturen der Lernlandschaft. Aus der Fülle der Möglichkeiten müssen sie nochmals das Elementare, für den Moment und für dieses Setting Passende auswählen und beschreiben.

Vorgehen Suchen Sie Zusammenhänge zwischen den Interessen und Bedürfnissen der Tn einerseits und der Sachebene andererseits. Überprüfen Sie die Themenformulierung. Hat sich mein im zweiten Planungsschritt (Kapitel 3) formuliertes Thema verändert? Hat sich der Fokus verändert? Wie formuliere ich nun mein Thema und die Kompetenzen?

Was lasse ich weg und warum? • Gibt es Schlüsselbereiche, die nicht stufengerecht sind? • Gibt es Schlüsselbereiche, die mich als Unterrichtende, als Unterrichtenden faszinieren (4.2.), aber nicht in den Unterricht auf dieser Stufe gehören? • Gibt es Schlüsselbereiche, die nicht lebensbedeutsam sind für diese Stufe/Klasse?

Was will ich unbedingt übernehmen/umsetzen? • Welches sind nun die passenden Schlüsselbereiche, und weshalb ziehe ich diese anderen, ebenfalls wichtigen vor?

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Didaktische Entscheidungen

5.3. Grundanliegen 2 formulieren In diesem Planungsschritt wird der Lernprozess der Unterrichtsreihe beschrieben, den die Tn durchlaufen. Wiederum werden die Ebene der Teilnehmenden und die Sachebene gleichwertig berücksichtigt. • Welche Prozesse sollen die Tn machen? • Was sollen sie lernen?

Vorgehen Formulieren Sie die Grundanliegen der Unterrichtsreihe und des Lernprozesses.

5.4. Elementare Lernformen beschreiben Welche religionspädagogischen/pädagogischen Modelle oder Prinzipien eignen sich, um die oben formulierten didaktischen Entscheidungen anzuwenden und das Thema/den Bibeltext zu bearbeiten? Die Unterrichtenden wählen die Lernarrangements aus, mit denen sie die oben skizzierten Intentionen umsetzen können, so dass die angestrebte originale Begegnung und die wechselseitige Vermittlung stattfinden können.

Vorgehen Legen Sie die leitenden religionspädagogischen Prinzipien und Modelle fest, um das Lern­ arrangement zu bestimmen. • Durch welche religionspädagogischen Modelle, Prinzipien, Methoden und Medien kann ein gelingender Lernprozess arrangiert werden? • Welche Methoden und Medien regen zu persönlichem Lernen an? • Welche Methoden und Medien fördern die Reflexion der Tn und ihre persönliche Auseinandersetzung mit dem Unterrichtsstoff?

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5.5. Kompetenzen überprüfen Ü  berprüfen Sie die im Kapitel 3 beschriebenen Kompetenzen und formulieren Sie sie, wenn nötig, neu.

5.6. Lernziele Ziele beschreiben ein konkretes, realistisches und überprüfbares Ergebnis der Unterrichtsreihe. (Kompetenzorientierte) Ziele richten sich auf konkrete Alltagssituationen der Tn aus und beinhalten, was die Tn zur Bewältigung dieser Situationen gelernt haben (Wissen, Fertigkeiten, Haltungen).

Vorgehen B  erücksichtigen Sie folgende Dimensionen beim Formulieren der kompetenzorientierten Lernziele: • kognitive Lernziele (Wissensbereiche) • affektive Lernziele (Bereich des Fühlens) • soziale Lernziele (Verhältnis der Tn untereinander) • psychomotorische Lernziele (Körper, Bewegung, handwerkliche Tätigkeiten)

Literaturhinweise • Ulrich Riegel 2010, 29f. • Unterlagen Modul Religions­ pädagogik

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Elementarer Lernweg

Kapitel 6 Elementarer Lernweg In diesem Schritt geht es um den überlegten und stimmigen Aufbau der Unterrichtsreihe. Verschiedene Strukturierungshilfen und Modelle zeigen, wie Unterrichtende einen spannungsvollen Unterricht aufbauen können. Solche Strukturierungshilfen und Modelle werden an den Ausbildungstagen und auf www.refmodula.ch angeboten.

Vorgehen Entwickeln Sie den Grobplan eines klug und nachvollziehbar aufgebauten Unterrichts. • Wie hole ich die Tn ab? Welcher Einstieg ist sinnvoll? • Wie führe ich die Tn vom Einfachen zum Komplexen? Sind meine Bausteine logisch zusammengefügt? • Welche Sozialformen dienen dem Prozess? • Welche Lektionsziele sind sinnvoll?

Tipp Verwenden Sie dafür das Grob­ planungsformular von RefModula.

Überprüfen des Lernwegs Hier geht es um eine kritisch-distanzierte Überprüfung der Grobplanung («Adlersicht») noch in der Planungsphase.

Überprüfen Sie Ihre Unterrichtsreihe: Haben Sie die didaktischen Prinzipien umgesetzt? • Sind die Tn in einen lebendigen, dialogischen Prozess mit dem Thema gekommen? • Habe ich die Anlage für existenzielle, theologische Herausforderungen und Auseinandersetzungen geschaffen? • Zielt(e) mein Unterricht auf das eigene Handeln der Tn und auf die Übernahme von Verantwortung ab? • Ist der Lernweg methodisch vielfältig? Spricht er Herz, Kopf und Hand an? • Entspricht die Unterrichtseinheit/die Unterrichtsreihe dem Auftrag des KUW-Konzepts?

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Lektionen planen / Rollende Auswertung

Kapitel 7 Lektionen planen Jetzt schreiben die Unterrichtenden fortlaufend die einzelnen Lektionen oder Unterrichtseinheiten. Jede Institution und jedes religionspädagogische Modell stellen dafür eigene Lektionsformulare zur Verfügung, damit die Unterrichtenden die entsprechenden Prinzipien gut in die Praxis umsetzen können.

Tipp Verwenden Sie dazu das Lektions­ formular (Feinplanung hoch oder quer) von RefModula.

Kapitel 8 Rollende Auswertung Nach jeder Unterrichtseinheit sind Rückfragen nötig. Sie helfen den Unterrichtenden, sensibel zu bleiben. Sensibel für die drei am Unterrichtsprozess beteiligten Akteure: Thema, Tn, Unterrichtende. Mit diesen Rückfragen können Sie auch den weiteren Verlauf des Unterrichts steuern, beziehungsweise Ihre Planung anpassen: Müssen Sie Ihren Lernweg ändern? Müssen Sie Ihre Ziele/Intentionen korrigieren? Müssen Sie bei gewissen Aspekten länger verweilen, um Ihr Ziel zu erreichen?

Schreiben Sie Ihre Beobachtungen/Änderungen direkt in Ihre Präparation. • Wie geht es mir als Katechetin/Katechet? • Wie geht es den Tn? Wie haben sie sich verhalten? • Was wurde aus meiner Planung, meinen Zielen während der Lektion/Unterrichtseinheit? • Was haben die Tn gelernt? • Konnten sich die Tn tatsächlich am Prozess beteiligen?

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Ergebnissicherung bei den Teilnehmenden

Kapitel 9 Ergebnissicherung bei den Teilnehmenden Für die Teilnehmenden und die Unterrichtenden ist es wichtig zu erfahren, welche Wirkungen der Lernprozess zeitigt. Wir nennen dies Ergebnissicherung. In der pädagogischen Landschaft finden sich aber auch Begriffe wie Leistungskontrolle, Prüfung, Wirkungsprüfung, Lerngewinn, Performanz, Präsentation, Ausstellung. In der Fachliteratur stehen kreative Modelle für Evaluation, Diagnostik und Leistungsbewertung zur Verfügung. Die bernische KUW und meist auch der kirchlich verantwortete Religionsunterricht in anderen Kantonen kennen keine Notengebung. Die Tn mögen aber Rückmeldungen! Es wertet den Unterricht auf, wenn zu Beginn das Lernziel – die Lernchance – genannt und am Schluss auch geprüft wird. Bei Lernprozessen ist es oft wichtig, dass die Unterrichtenden die guten Erkenntnisse, die Eindrücke und Empfindungen der Tn festhalten, weil die Tn diese oft nicht erkennen! • Wie rufe ich den Lerngewinn bei den Tn ab? • Wie prüfe ich, ob Ziel oder Intention erfüllt ist? Dieser Aspekt ist Teil der Grobplanung und wird dort meist am Schluss aufgenommen.

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Auswertende Reflexion der Unterrichtenden

Kapitel 10 Auswertende Reflexion der Unterrichtenden Nach abgeschlossener Unterrichtsreihe steht eine Auswertung der Unterrichtsreihe durch die Unterrichtenden an. • Welche konkreten Konsequenzen/Veränderungen stehen mit Blick auf die Unterrichtsreihe und/oder einzelne Lektionen an? −− Aufgrund der Rückmeldungen der Teilnehmenden? −− Aufgrund meiner eigenen Einschätzung? −− Vom Thema her? Von den didaktischen Prinzipien her? • Waren die Choreographie und der Aufbau der Lektionenreihe gut gewählt? Stehen Änderungen, Anpassungen an? Wenn ja: wo, wie und warum?

Was jetzt? Der praxisnahe Berner Planungsweg 2014 ist so konzipiert, dass er auch bei allfällig nötigen Anpassungen und Änderungen gute Dienste leistet.

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Literaturverzeichnis

Literaturverzeichnis Berg Horst Klaus, Ein Wort wie Feuer. Wege lebendiger Bibelauslegung. München Stuttgart 1991 Böhler Patrik, Planungsweg. Röm. Kath. Fachstelle, Bern 2013 Dressler Bernhard / Schroeter-Wittke Harald (Hrsg.), Religionspädagogischer Kommentar zur Bibel. Leipzig 2012 Grümme Bernhard u.a. (Hrsg.), Religionsunterricht neu denken. Innovative Ansätze und Perspektiven der Religionsdidaktik. Stuttgart 2012 Jakob Marianna / Ritschard Daniel, Planungsweg. Katechetische Ausbildung refbejuso, Bern 2010 Klafki Wolfgang, Didaktische Analyse als Kern der Unterrichtsvorbereitung. In: Die deutsche Schule, Jahrgang 1958, Heft 10, 450 – 471 Klafki Wolfgang, Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik. Zeitgemässe Allgemeinbildung und kritisch-konstruktive Didaktik. Weinheim 2007 Meyer Walter E., Die Bibel elementarisieren durch originale Vermittlung, ein direkter Weg zu ihren Texten. Grundsatzartikel Katechetische Ausbildung, Bern 2004 (Referat) Moll Peter / Lieberherr Hans, Unterrichten mit offenen Karten. Band I und II. Zürich 1992 Riegel Ulrich, Religionsunterricht planen. Ein didaktisch-methodischer Leitfaden für die Planung einer Unterrichtsstunde. Stuttgart 2010 Roth Heinrich, Die originale Begegnung als Prinzip. Pädagogische Psychologie des Lehrens und Lernens. Hannover 111969, 109 – 128 Schlag Thomas / Schweitzer Friedrich , Jugendtheologie. Grundlagen, Beispiele, kritische Diskussion. Neukirchen-Vluyn 2012 Schmidt Gabi und Team, Religionsunterricht kompetent planen. Ein Leitfaden. OekModula, Solothurn 2012 Schüpbach Jürg, Die Schule darf kein «Second-Hand-Shop» werden. Die «originale Begegnung» im Unterricht. In: Nachdenken über das Lehren. Vorder- und Hinter­gründiges zur Didaktik im Schulalltag. Bern 22000, 39ff Schweitzer Friedrich / Nipkow Karl Ernst u.a, Religionsunterricht und Entwicklungspsychologie. Elementarisierung in der Praxis. Gütersloh 1995, 24ff Schweitzer Friedrich, Das Recht des Kindes auf Religion. Ermutigungen für Eltern und Erzieher. Gütersloh 2000 Schweitzer Friedrich, Lebensgeschichte und Religion. Religiöse Entwicklung und Erziehung im Kindes- und Jugendalter. Gütersloh 62001 Schweitzer Friedrich, Elementarisierung im Religionsunterricht. Erfahrungen, Perspektiven, Beispiele. Mit weiteren Beiträgen von Karl Ernst Nipkow. Neukirchen-Vluyn 2003, 9 – 30 Schweitzer Friedrich, Kindertheologie und Elementarisierung. Wie religiöses Lernen mit Kindern gelingen kann. Gütersloh 2011, 45ff Schweitzer Friedrich, Elementarisierung und Kompetenz. Wie Schülerinnen und Schüler von «gutem Religionsunterricht» profitieren. Neukirchen-Vluyn 32013 Zimmermann Mirjam und Ruben (Hrsg.), Handbuch Bibeldidaktik. Tübingen 2013

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Eigene Notizen

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