Frau Eleonore Guggenberger, geb. Seufert

12.10.2013 - Lebenszeichen kam Ende Februar 1945 aus Ostpolen. Seitdem ist er ... Aber dann willigte sie ein und zog am 11. September 1972, vor ...
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Peter Guggenberger, Oststr. 2, 87561 Oberstdorf, Tel. 08322 / 97755-0, Fax 08322 / 97755-99 [email protected]

Jesus sagt zu Martha: „Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“ Joh 11,24

Gott, der allgütige Vater, hat am Samstag, dem 12. Oktober 2013 meine herzensgute Mutter,

Frau Eleonore Guggenberger, geb. Seufert unerwartet, und doch wohl vorbereitet, zu sich in den himmlischen Frieden heimgeholt. Wir feiern die Auferstehungsliturgie am Donnerstag, dem 17. Oktober 2013, 14.00 Uhr, in der Pfarrkirche in Oberstdorf. Anschließend ist auf dem Oberstdorfer Waldfriedhof das christliche Begräbnis. Den Rosenkranz beten wir am Mittwoch um 19 Uhr in der Pfarrkirche.

Meine Mutter wurde am 18. Januar 1923 in Murnau geboren, besuchte dort die Volksschule und erlernte das Damenschneiderhandwerk. Während des Krieges war sie als Schneiderin in der Kaserne in Murnau tätig und lernte dort meinen Vater, den Feldwebel Josef Guggenberger aus Purfing bei Anzing kennen. Beide heirateten am 11. März 1944 in der Pfarrkirche zu Murnau beim damaligen Pfarrer und späteren Domkapitular Martin Lohr. Kurze Zeit nach der Hochzeit musste mein Vater wieder als Soldat an die Ostfront und kehrte nur noch im Dezember 1944 für drei Wochen als Verwundeter zurück. Einen Tag vor dem Heiligabend 1944 musste mein Vater wieder in den Krieg. Das letzte Lebenszeichen kam Ende Februar 1945 aus Ostpolen. Seitdem ist er vermisst, und meine Mutter hoffte in den folgenden Jahren vergeblich auf seine Rückkehr. Am 17. August 1945 kam ich zur Welt und habe meinen Vater nie kennen gelernt. Als ich im September 1955 ins Bischöfliche Knabenseminar St. Magnus in Kempten eintrat, war ich nur noch während der Ferien zuhause in Murnau. Neun Jahre später wechselte ich 1964 nach dem Abitur ins Priesterseminar Dillingen. Während dieser Zeit engagierte sie sich in der Pfarrgemeinde St. Nikolaus in Murnau in vielfacher Weise und war unserem damaligen Heimatpfarrer Philipp Madlener eine große Hilfe. Am 20. Juni 1971 durfte meine Mutter voller Freude meine Priesterweihe im Hohen Dom zu Augsburg durch Bischof Dr. Josef Stimpfle miterleben und zwei Wochen später, am 4. Juli 1971, meine Primiz in Murnau. Als ich bereits nach einem Kaplansjahr in Augsburg-Oberhausen St. Peter und Paul vom damaligen Generalvikar Weckbach aufgefordert wurde, mich um die Stadtkaplansstelle in Immenstadt mit einem eigenen Haushalt zu bewerben, war meine Mutter zunächst nicht besonders begeistert, weil sie damit ihr eigenes selbständiges Leben in Murnau aufgeben und in das ihr ziemlich unbekannte Oberallgäu umziehen sollte. Aber dann willigte sie ein und zog am 11. September 1972, vor nunmehr 41 Jahren, nach Immenstadt, wo wir beide in der dortigen Stadtpfarrei St. Nikolaus bei Dekan Konstantin Merk und seiner Schwester Anni, aber auch in der ganzen Pfarrgemeinde eine offene und herzliche Aufnahme fanden, so dass meine Mutter, nicht zuletzt auch im dortigen Frauenbund, schnell in der Fremde heimisch wurde. Drei Jahre später wechselten wir beide ziemlich überraschend zwei Kilometer weiter nordwärts ins Pfarrhaus nach Stein. Mit 30 Jahren war ich damals der jüngste Pfarrer in der Diözese. Als in Stein der langjährige Mesner Albert Roth starb, übernahm sie zusätzlich zum Pfarrhaushalt auch noch den Mesnerdienst bis zu unserem Wegzug im Mai 1994 nach Oberstdorf. Dass sie nun im Haushalt auch für einen Kaplan mitzusorgen hatte und andererseits nicht mehr so mit den Menschen an der Pfarrhaustüre in Kontakt kam, sondern mehr auf die Küche und den größeren Haushalt hingeordnet war, fiel ihr nicht leicht. In Stein war sie die allseits geschätzte „Pfarrmutter“ gewesen, wo ihr 70. Geburtstag noch als großes Fest begangen wurde; in Oberstdorf war sie eher nur noch „Pfarrermutter“ und viele Stunden häufig allein. Das alles hat sie tapfer getragen und freute sich, wenn man ihr auch ein wenig Aufmerksamkeit schenkte. Die Liebe zu den Bergen und zu Reisen entdeckte meine Mutter eigentlich erst durch mich. Zuvor hatte sie dazu keine Gelegenheit. Als wir 1979 erstmals, auf mein starkes Drängen hin, ins Heilige Land reisten, damals mit Domvikar Josef Grünwald, dem späteren Weihbischof, zeichnete sich noch nicht ab, dass sie mich weitere 16 mal auf Pilger- und Studienreisen ins Heilige Land begleiten würde, zuletzt noch im April 2010, also erst vor drei Jahren, mit Kardinal Friedrich Wetter als Pilgerführer. Da blühte sie noch einmal richtig auf, obwohl ihr das jähe Erlöschen des rechten Augenlichts im Mai 2006 viel Sorge bereitet hat und

dadurch manche Unsicherheit im Gehen entstanden ist. Elfmal war sie zuvor auf dem Berg Sinai, zweimal davon von Ägypten aus. Auch nach Rom fuhr sie immer wieder gern und bestieg noch im September 2006 dreiundachtzigjährig die Peterskuppel. Ich wunderte mich oft, woher sie die Energie nahm! Neuen Urlaubsideen stand sie zunächst immer skeptisch gegenüber. Aber die erste Schiffskreuzfahrt mit der MS Vistamar und dem Bayerischen Pilgerbüro auf den Spuren des Apostels Paulus im Oktober 1998 begeisterte sie so sehr, dass fortan Schiffsreisen mit geistlicher Begleitung zu ihren Lieblingsfahrten wurden. Ab 2002 waren es schließlich die „Hurtigruten“ bis zum Nordkap, die seitdem fast jedes Jahr unternommen wurden. Auch Verona mit seinen Opernfestspielen begeisterte sie seit 1983 bis vor zwei Jahren. Etwa vierzig Mal war sie wohl in der Arena von Verona und hielt bis weit über Mitternacht durch. Daneben waren es aber vor allem Ferientage in der Schweiz (Vierwaldstätter See, Flüeli, Grindelwald, Zermatt, Saas Fee und Sils im Oberengadin) und in Südtirol (Brixen, Wolkenstein, Dorf Tirol, Burgeis), wo sie sich wie zuhause fühlte. Das alles änderte sich am 12. Januar 2012, als ich, vom Religionsunterricht kommend, sie bewusstlos in der Küche vorfand. Es war eine kleine Gehirnblutung. Seitdem musste ich mich nun um sie kümmern und für sie sorgen. Täglich kamen nun auch in der Frühe um sieben Uhr die Schwestern der Ambulanten Krankenpflege und wuschen sie, so dass ich meine Mutter immer „frühstücksfertig“ in Empfang nehmen konnte und nun tagsüber bis zum Bett gehen die Verantwortung für sie hatte. Seit einem Jahr wurde ihr Leben immer „inwendiger“. Sie redete nicht mehr viel, las keine Zeitung mehr und begann viel zu Schlafen. Und dabei stand doch noch der 90. Geburtstag am 18. Januar dieses Jahres an! Den konnte sie nun erstaunlich gut feiern, sodass die vielen Gäste am Nachmittag im Johannisheim und die vielen Glück- und Segenswünsche für sie ein letzter großer Höhepunkt waren (siehe Bildfolge unten). Acht Tage später ist sie leider unglücklich in der Küche gestürzt und hat sich das Becken gebrochen. Doch von der anschließenden Operation erholte sie sich erstaunlich schnell und nahm dann auch noch drei Wochen Senioren-Reha in Kauf; versicherte man ihr doch, dass sie mit viel Üben dann auch wieder Treppen steigen könne. Seit sie am 3. März aus der Rehaklinik Sonthofen entlassen wurde, gab es zuhause in ihrer vertrauten Umgebung keine nennenswerten Rückschläge mehr. Mehrmals täglich ging sie im Pfarrhaus zwischen dem ersten und dem zweiten Stock treppauf und treppab, und wenn sie zur Kirche mitging, war es noch ein Stockwerk mehr. Sie ließ sich dann meist willig in die nahe Pfarrkirche zum Gottesdienst führen und nahm im Chorgestühl Platz, von wo aus sie die meisten Gebete auswendig mitsprach. Gestern, am Samstag, wollte meine Mutter auch wieder abends zur ersten Sonntagsmesse in die nahe Pfarrkirche gehen; noch beim Mittagstisch sprachen wir davon. Zwei Stunden später hat sie sich aber auf einen viel größeren Weg begeben. Ihr Herz hat, ohne große Vorankündigung, zu schlagen aufgehört, und ich fand sie tot auf ihrem Sofa liegen. Es ist mir ein großes Anliegen, allen zu danken, die sich ihrer angenommen haben, haupt- und ehrenamtlich. Es war immer auch ein Dienst für mich in meiner konkreten Situation als Pfarrer dreier Gemeinden mit der zusätzlichen Verpflichtung als Regionaldekan, und nun, seit Dezember 2012, als Dekan. Oft hatte ich ein ungutes Gefühl, wenn ich sie stundenweise allein im Pfarrhaus zurücklassen musste. Da hat sie sicher auch viele Schutzengel gehabt, einige auch ohne Flügel, die sich um sie gekümmert haben. Vergelt’s Gott dafür, ebenso den Ärzten und dem Pflegepersonal! Am Mittwoch werden wir abends um 19 Uhr in der Pfarrkirche den Rosenkranz beten und am Donnerstag, 17. Oktober, um 14 Uhr die Auferstehungsliturgie feiern. Ich bin dankbar, dass hierzu auch Weihbischof Florian Wörner als früherer Kaplan kommt. Anschließend versammeln wir uns im Oberstdorfer Waldfriedhof zum kirchlichen Begräbnis.

Um Ihr Gebet für meine Mutter und auch für mich bittet