Fragen zum Workshop - THEATER an der GLOCKSEE Hannover

Du gehst sehr, sehr langsam. Erst ist es dir peinlich, denn du denkst du fällst total auf. Dann wird dir schwindelig, denn du fühlst Dich, als würdest du rückwärts gehen oder nach hinten fallen. Dann bemerkst du, dass du gar nicht störst, sondern viel eher unsichtbar wirst. Alles rennt an dir vorbei und um dich rum. So müssen.
92KB Größe 3 Downloads 319 Ansichten
WORKSHOP: POSITIVER AKTIONISMUS DAS WUNDERSAME AKTIONSBÜNDNIS DER TANTE TROTTOIR

Wer sind diese »Tanten« denn eigentlich? Die Ursprungstanten sind Lisa Grosche, Astrid Köhler und Lena Kußmann, allesamt Schauspielerinnen und darüber hinaus tätig als Filmemacher, Autoren, Regisseurinnen und vieles mehr. Außerdem ist jeder/jede »Tante« (auch die Herren), der/die sich dazu berufen fühlt, dem wundersamen Aktionsbündnis beizutreten, es zu unterstützen und mitzumachen.

Wie lange dauert der Workshop? Der eigentliche Workshoptag dauert von 10 bis 17 Uhr. Er findet im THEATER an der GLOCKSEE statt und in der Innenstadt Hannover. In der darauffolgenden Zeit (1 bzw. 2 Wochen) bis zur Aktion werden wir gemeinsam an der kreativen Umsetzung der Aktion arbeiten. Wie viel Zeit du dafür aufbringen kannst und magst, kannst du selber entscheiden. Vielleicht sind es nur 5 Minuten für einen Anruf, vielleicht bastelst du eifrig Tag und Nacht an einem tollen Einfall. Die Aktion selber haben wir an den jeweiligen Samstagen für 12 – 14 Uhr geplant. Je nach Aktion, Herausforderungen und Teilnehmern kann der Zeitraum variieren.

Warum sollte ich mitmachen? »Jedem ist es aufgetragen, dem anderen ein Stück blauen Himmel zu zeigen« Die »Tanten« sehen vor sich einen großen Berg an Problemen in der heutigen Welt, so wie du vielleicht auch. Und damit meinen sie nicht den fehlenden Socken (obwohl der auch nervt), sondern die Dinge die tiefer gehen, die sich in eine Gesellschaft einschleichen und sie lähmen. Meistens bestehen diese aus diffusen oder auch konkreten Ängsten, gepaart mit Mißtrauen, Ohnmacht, gefolgt von Wut bis hin zu Gewalt sowie inneren und äußeren Zäunen und Raketen. Das zu sehen macht traurig, darin zu leben macht krank. 
 Doch zum Glück gibt es viele, viele Menschen, die das nicht wollen. 
 Und das sind lustigerweise: alle!
 Und dieses Wissen ist unsere Geheimwaffe, um den Berg an Problemen zu bewältigen. Denn alle Menschen haben letztendlich den Wunsch, Teil einer vertrauensvollen und verantwortungsbewussten Gesellschaft zu sein, in der sie gesehen, gehört und letztendlich geliebt werden. Wir kriegen es oft nur nicht besser hin - denn wir Menschen sind von Natur aus darauf ausgelegt, uns die negativen und lebensbedrohlichen Dinge besser zu merken, als die positiven. Das wiederum zu trainieren und bewußt zu machen (das Positive zu fokussieren) nennt man heute unter anderem »Achtsamkeit«. Prinzipiell ist Achtsamkeit eine tolle Sache, denn hier geht es auch um die Schulung der Wahrnehmung, die oft verkümmert unter unserem Alltagstrott. Auch das machen wir uns zu Nutze. Doch wir wollen mehr, als uns auf das Positive zu konzentrieren und die Wahrnehmung zu schärfen - wir wollen es nämlich teilen und vermehren und geschickt einsetzen, um z.B. auf

brisante Themen aufmerksam zu machen und Passanten und Mitmenschen berühren, bewegen, verwirren, verzaubern, ver-rücken oder auch ent-rüsten. Uns ist der eigene Lernprozess und die Freude und Aufregung dabei ebenso wichtig wie die Aktion an sich, denn nur so kommen wir weiter und erhalten uns den Spaß an der Sache. Wir lernen, besser zu netzwerken, zu kommunizieren, lösungsorientiert zu denken, unsere Grenzen zu erweitern und vor allem, dass man viel mehr auf die Beine stellen kann als man denkt. Und das macht unglaublich glücklich. »Tantesein« ist ein Lebensgefühl, das dich optimistisch stimmt, dass es in diesem ganzen Wahnsinn doch etwas wunderbar Zauberhaftes zu erleben gibt und dass du ein Teil davon bist.

Was bedeutet »Performance« und muss ich da schauspielern? Das ist leichter anhand eines Beispiels zu erklären: Stell dir die belebte Fußgängerzone vor. Alles strömt vor sich hin. In dieser Menge bemerkst du auf einmal ein paar Menschen, die sich sehr, sehr langsam bewegen. Fast hättest du sie übersehen, denn sie bewegen sich außerhalb des »normalen« Zeitmusters. Du siehst immer mehr von ihnen und reibst dir die Augen, dein Kopf rattert, weil er einen logischen Zusammenhang erstellen will. Für einen magischen Moment funktioniert deine Logik noch nicht und du bist irritiert, verwundert, berührt oder auch verärgert. Dann lächelst du erleichtert, deine Ratio funktioniert noch - klar, das ist bestimmt eine Aktion, eine Performance! Die Zeit läuft normal, du bist nicht verrückt. Etwas wurde ver-rückt. Du gehst weiter, doch das Gefühl des magischen Moments bleibt und schwingt in dir nach und vielleicht fragst du dich, warum die das machen. Du bemerkst auf einmal, wie schnell du selber gehst im Gegensatz zu ihnen und wie alles an dir vorbeifliegt. Suchst unterbewußt nach noch mehr Performern und Hinweisen auf die Aktion. Du wirst achtsamer. Du lächelst. Die Performance hat an deinem Alltag gedreht. Stell dir vor, du gehst durch einen belebte Fußgängerzone. Du gehst sehr, sehr langsam. Erst ist es dir peinlich, denn du denkst du fällst total auf. Dann wird dir schwindelig, denn du fühlst Dich, als würdest du rückwärts gehen oder nach hinten fallen. Dann bemerkst du, dass du gar nicht störst, sondern viel eher unsichtbar wirst. Alles rennt an dir vorbei und um dich rum. So müssen sich alte Leute fühlen, die langsam gehen, denkst du. Unsichtbar. Du überlegst, woran das liegt. Du beginnst, alles anders wahrzunehmen. Du beginnst, dich zu entspannen. Du weißt, du tust nichts Verbotenes, du schadest niemandem - ganz im Gegenteil. Du bist überzeugt, dass die Welt mehr Langsamkeit und Ruhe braucht. Du beruhigst deine Gedanken, die dir sagen, dass du dich gerade außerhalb der »Norm« bewegst und dass das peinlich sein könnte. Du spürst die Bewegung der anderen Performer durch alle Passanten hindurch. Ihr bewegt euch in gemeinsamem langsamem Tempo wie eine Einheit. Du bist aufgeregt und ruhig zugleich. Du weißt, du kannst jederzeit einfach aufhören. Aber es hat dich gepackt und du willst diese Erfahrung auskosten, wirst neugierig, was so passiert. Du bist nicht »privat« unterwegs - du performst.

Mehr Informationen auf tantetrottoir.de

und

theater-an-der-glocksee.de