Foto: Ines Hielscher - Alumni UHH

Fördern Sie an der Universität Hamburg als Unternehmen, Stiftung oder .... unter anderem verantwortlich für Multiprojektmanagement, Changemanagement,.
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Foto: Ines Hielscher

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Foto: Carina Rühl

Liebe Alumni und liebe Leser_innen,

www.uni-hamburg.de/deutschlandstipendium

Deutschlandstipendien an der Universität Hamburg – in junge Talente investieren! 42.000 Studierende in über 170 Studiengängen: Fördern Sie an der Universität Hamburg als Unternehmen, Stiftung oder Einzelperson die besten und engagiertesten Studierenden sowie solche, die besondere Unterstützung brauchen! Die Bundesregierung verdoppelt Ihren Beitrag. Unser Ziel im Wintersemester: Weitere 30 Förderzusagen, so dass wir 2017 insgesamt 100 Stipendien vergeben können. Bitte engagieren auch Sie sich! Erstmals können Sie auch leistungsstarke Studieninteressierte mit Fluchthintergrund fördern, die unser Studienvorbereitungsprogramm UHHhilft erfolgreich absolviert haben. Stipendien-Kampagne bis zum 30.11.2016!

Schenken auch Sie exzellenten Nachwuchskräften eine Chance!

ich freue mich sehr, Euch unser drittes Alumni-Magazin präsentieren zu dürfen. Als 2014 die erste Ausgabe des Magazins erschien, war ich gerade ein halbes Jahr in der Geschäftsstelle des Alumni-Vereins tätig und durfte mich sofort auch journalistisch erproben. Im daraufolgenden Jahr übernahm ich die Chefredaktion und auch dieses Magazin habe ich größtenteils noch mit vorbereitet. Nachdem ich dieses Jahr mein Masterstudium an der Universität Hamburg beendet habe, ging auch meine Zeit beim Alumni-Verein zu Ende. Wie viele andere Alumni, bin ich nach meinem Studium nun ins Ausland gegangen und arbeite momentan als Sprachassistentin des DAAD in Brasilien. Auch im Alumni-Verein hat sich international einiges getan und wir werfen einen Blick nach Los Angeles, Singapur und London. Darüber hinaus hat der Wissenschaftsrat in Hamburg den MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) evaluiert und der Universität Hamburg ein positives Zeugnis ausgestellt. Grund genug, dass auch wir einmal etwas genauer in diese Richtung schauen und den einen oder anderen Artikel diesem Bereich widmen. Dass es Hamburger Alumni nicht nur in weite Ferne, sondern auch in die unterschiedlichsten Berufe verschlägt, zeigen wir in zwei anderen Rubriken: So blicken wir „hinter die kulissen“ der Parship Elite Group und sprechen in „bekannte köpfe“ mit der Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank über den Wissenschaftsstandort Hamburg. Wusstet ihr, dass der Fernsehkoch Christian Rach Mathematik und Philosophie in Hamburg studiert hat? Außerdem stellen wir Dr. Nikolas Hill vor, bekannt durch seine Arbeit bei der Olympia Bewerbungsgesellschaft und für die Elbphilharmonie, die 2017 endlich eröfnet wird. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen

Carina Rühl Wir sind dabei

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Foto: ALUHH/Kiehn

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forschung und lehre Zoologisches Museum 2.0

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bekannte köpfe Im Gespräch mit Christian Rach

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Foto: Edel AG/Wolfgang Schardt

Foto: UHH/Olga Sukhina

Forschen für eine bessere Welt

INHALT 03

editorial

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hinter den kulissen

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der Parship Elite Group

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grußwort

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Prof. Dr. Dieter Lenzen

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bekannte köpfe

förderer damals und heute

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Prof. Dr. Walid Maalej und Prof. Dr. Matthias Finck

Werner von Melle und die Claussen-Simon-Stiftung

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projekte

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und warum sie sich ihr noch heute so verbunden fühlen

alumni international

Interview mit Katharina Fegebank, Christian Rach

Anna Logica – das Frauenförderprogramm

Mit Olaf Scholz in Singapur

und Dr. Nikolas Hill

Forschen für eine bessere Welt

Auftaktevent in London

unsere alumni Mitglieder berichten über ihre Zeit an der Universität

wissenschaft und praxis

Alumni in Los Angeles

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events Impressionen vom Universitätsball 2015

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forschung und lehre Zoologisches Museum 2.0 WiSo Fakultät – Lose Verbindungen Forschungsberichte und Projekte

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impressum

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unsere alumni

Mitglieder im Gespräch Die Alumni der Universität Hamburg sind so vielfältig wie die Alma Mater an sich. Das Spektrum reicht von Ägyptolog_innen bis zu Wirtschaftsinformatiker_innen, von Betriebswirtschaftler_innen bis zu Historiker_innen. Hier berichten Alumni über ganz besondere Momente während ihres Studiums, unterschiedliche Strategien für den Berufseinstieg und warum sie sich für den Alumni-Verein entschieden haben.

Stephanie Schwarzer studierte Ägyptologie mit den Nebenfächern Altorientalistik und Ethnologie. Sie schloss ihr Studium im Jahr 1994 erfolgreich ab und ist danach in die Versicherungsbranche eingestiegen. Ihre erste Aufgabe war dort der Aufbau einer Abteilung „Versicherungsbuchhaltung“. Mittlerweile ist sie bei der Unternehmensgruppe DOMCURA unter anderem verantwortlich für Multiprojektmanagement, Changemanagement, Anforderungsmanagement und Testmanagement.

Foto: Berthold Fabricius

präsident der universität hamburg

Grußwort Prof. Dr. Dieter Lenzen Ich freue mich sehr, Sie hier in der bereits dritten Ausgabe des Alumni-Magazins begrüßen zu können. War die erste Ausgabe noch der Beginn eines Findungsprozesses, so hat das Magazin nun – umgerechnet sechs Semester später (und damit in der Bachelor-Regelstudienzeit) – sein Proil geschärft. Es honoriert auf beeindruckende Weise, was wir alle gemeinsam haben: In unserem Lebenslauf indet sich an prominenter Stelle die Universität Hamburg. Bei mir an aktuellster, bei Ihnen – ob Sie nun studiert, gelehrt, promoviert oder geforscht haben – an letzter, vorletzter oder vorvorletzter Stelle. Wahrscheinlich gefolgt von einer spannenden neuen Aufgabe, zu der Ihnen Ihre Zeit an der Alma Mater hofentlich eine kleinere oder größere Tür geöfnet hat. Sie an diesen Punkt zu bringen, das ist die Entsprechung einer Bitte von Altbundeskanzler Helmut Schmidt, der seine „schlafende Schöne“ Hamburg einst auforderte: „Macht eure Universität zu einer Akademie, an der es selbstverständlich ist, die Fragen nicht nur unserer Geschichte, sondern auch unsere politische Gegenwart und Zukunft anzugehen, an der nicht nur die Sprachen Asiens und Afrikas, sondern auch ebenso die Sorgen und Nöte dieser Kontinente studiert werden, an der man nicht nur Juristen und Betriebswirte, Lehrer und Ärzte produziert, sondern zugleich Menschen mit dem Blick auf die Welt jenseits des Rheins und der Oder und Neiße, mit einem Wort: Hanseaten.“

Schaue ich mir die spannenden Persönlichkeiten in diesem Magazin an, dann inde ich, das ist uns gemeinsam ganz gut gelungen. Wie auch, die schlafende Schöne aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken. Denn was das Oberthema dieser Ausgabe „MIN(T)“ betrift, so sind die Stadt Hamburg und ihre Hochschulen mittlerweile hellwach. Und das mit Gütesiegel: Anfang des Jahres durchleuchtete der Wissenschaftsrat, das entscheidende wissenschaftspolitische Gremium für Bund und Länder, die MINT-Bereiche aller Akteure des Hamburger Wissenschaftssystems. Ist das „T“ in „MINT“ zwar an anderen Hochschulen der Stadt angesiedelt, so zeigt das Gutachten doch, wie exzellent sich die MIN-Fakultät im Bereich Forschung und Lehre in den letzten Jahren aufgestellt hat. Neben den beiden Bundesexzellenzclustern zur Klima- und Ultrakurzzeitforschung CliSAP und CUI zeigen zahlreiche weitere Projekte, Drittmittelausgaben oder Kooperationen mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen (etwa das DESY, eines der weltweit führenden Beschleunigerzentren), wie stark die Grundlagenforschung und die interdisziplinäre Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen an der Universität Hamburg ist. Damit leisten wir einen weiteren Beitrag zur Wissenschaftsmetropole und ich freue mich, dass die folgenden Seiten das vorab von mir Gesagte mit Leben und Geschichten füllen. Viel Spaß bei der Lektüre.

Anke Tapken hat zunächst eine Ausbildung zur Industriekaufrau absolviert, bevor sie sich nach zwei Jahren im Einkauf eines Serviceunternehmens für Druckgussmaschinen dazu entschloss, zu studieren. Es folgte ein Studium mit den Fächern Erziehungswissenschaft, Deutsch und Geschichte, das sie 2011 erfolgreich mit dem 1. Staatsexamen abschloss. Inzwischen arbeitet sie bei dem Website-Anbieter Jimdo im Support und hilft dort den Kunden bei Fragen und Problemen weiter.

Volker Onderka ist heute als selbstständiger Coach und Berater tätig. In seiner Jugend machte er zunächst eine Ausbildung zum Industriekaufmann, im Jahr 1986 begann er sein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Hamburg. Der Berufseinstieg erfolgte in den Bereichen Immobilien-Projektmanagement und Organisation des Vertriebs. 2003 machte er sich selbstständig.

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Unternehmen 30 Jahre lang zu arbeiten; aber dieser Reifeprozess musste erst entstehen, den hätte ich nicht mit 20 gehabt. Neben den fachlichen Inhalten hat mir das Studium beigebracht, wie ich mir fremde Sachverhalte aneigne. Dazu kommen noch andere Fähigkeiten wie der Umgang mit Menschen, mich selber zu organisieren, Kontakte zu knüpfen und Strukturen zu schafen. All das ist sehr hilfreich für meinen Beruf als Coach und Berater.

Foto: Ronald Heckl

Wie habt ihr euren ersten Tag an der Universität erlebt? Stephanie: Am allerersten Tag hatte ich ein Beratungsgespräch bei meinem Professor. Er hat mir den Aufbau des Studiums erklärt und alle meine Fragen beantwortet. Diese persönliche Betreuung hat mir gut gefallen, generell war auch das Studium sehr individuell. Wenn man in Kursen mit nur zwei oder drei Studierenden sitzt, muss man sich immer gut vorbereiten, „durchwurschteln“ geht da nicht. Volker: Bei mir war der Start in das Studium völlig anders. Durch meine Ausbildung zum Industriekaufmann wusste ich schon in etwa, was im BWL-Studium auf mich zukommt. Aber ansonsten herrschte bei mir eine große Orientierungslosigkeit. Individuelle Betreuung war bei den Mengen an Studierenden in meinem Studiengang aber nicht möglich. In den ersten Semestern gab es, außer bei den Vorlesungen, überhaupt keinen Kontakt zu den Professor_innen, der Studiengang war völlig anonym. Anke: Einschüchternd: Alles wirkte riesig, ziemlich wuselig und chaotisch, aber dennoch schienen alle – außer mir – einen Plan zu haben, wo sie hin müssen und vor allem, wie sie dahin kommen. Ich habe meine ersten Veranstaltungen dann letztlich gefunden; und es gab glücklicherweise immer jemanden, der einem gern weitergeholfen hat, wenn man ein wenig orientierungslos über den Campus irrte. Wenn ihr auf das gesamte Studium zurückblickt, gibt es da etwas, was euch ganz besonders in Erinnerung geblieben ist? Anke: Mir ist besonders die ganz eigene Atmosphäre in Erinnerung geblieben. Ich inde, der Campus, die ganze Uni hat ihren ganz eigenen Takt und Rhythmus, ist fast schon ein eigener kleiner Mikrokosmos für sich und so eigentlich auch nur hier zu inden.

Volker: Neben fachlichen Dingen sind vor allem Freundschaften entstanden, die zum Teil bis heute halten. Etwas, was ich leider nie hatte, ist eine Abschlussfeier. Das gab es damals noch nicht. In den USA habe ich später die Feier einer Universität besucht und mir gewünscht, so etwas hier auch gehabt zu haben. Stephanie: Obwohl ich ja ein Nischenfach belegt habe, hab ich nie bereut, es zu studieren. Die Berufschancen für Ägyptologen waren schon Mitte der Neunzigerjahre nicht besonders gut, und ich glaube nicht, dass sie heute sonderlich viel besser sind. Dennoch hat mir das Studium viel gegeben, was ich im Berufs – aber auch im Privatleben – gut anwenden kann.

Anke: Der Berufseinstieg war nicht einfach. Ich habe oft das Gefühl gehabt, dass viele Personaler mit meinem Lebenslauf nichts anfangen können und ich mich für meine Wahl (Lehramt mit Deutsch und Geschichte) fast schon entschuldigen müsste. Natürlich wäre es viel einfacher und wohl auch logischer gewesen, BWL oder Ähnliches zu studieren, da ich bereits eine kaufmännische Ausbildung und auch Berufserfahrung in dem Bereich gesammelt hatte. Aber ich wollte halt nicht und bereue meine Wahl auch nicht. Aktuell arbeite ich im Support: Dort kommunizieren wir ausschließlich per Mail und da kommt mir die Erfahrung im Umgang mit Texten schon zugute. Nicht immer ist es sofort eindeutig, was die Kunden eigentlich wollen, manchmal sind sie auch sehr aufgebracht ... Das zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren, da ist das Studium schon hilfreich. Wobei ich das Schreiben zum Teil hier neu lernen musste – der Uni-Stil ist nicht wirklich alltagstauglich. Welchen Tipp gebt ihr Studierenden, die selbst vor dem Berufseinstieg stehen? Volker: Was man machen sollte, ist, im wahrsten Sinne des Wortes eine Haltung entwickeln: „Das Unternehmen muss auch mir gefallen“, nicht allein „Ich muss dem Unternehmen gefallen“. Jede_r sollte sich fragen: „Was tut dieses Unternehmen, dass ich Lust habe, hier zu arbeiten?“ Entscheidend ist, dass man den Spaß an der Arbeit behält.

Kommen wir zum Berufseinstieg. Wie war er und was habt ihr im Studium gelernt, das später im Berufsleben wichtig wurde? Stephanie: Die berulichen Aussichten als Ägyptologin waren nach dem Abschluss eher schlecht. Ich habe meinen Einstieg in das Berufsleben zum Glück über einen Nebenjob während des Studiums gefunden. So bin ich in die Versicherungsbranche gekommen und habe dort eine Buchhaltung aufgebaut. Ich war aber schon in den verschiedensten Bereichen tätig, beispielsweise im Projektmanagement, Controlling Finanzen, IT-Changemanagement oder im Anforderungsmanagement. Das Rüstzeug, das ich von der Uni mitgenommen habe, wie etwa methodisch strukturiertes Arbeiten, war dabei sehr nützlich. Volker: Mein Berufsfeld lag dem BWL-Studium recht nahe. Später habe ich den Bruch selber herbeigeführt, weil ich auf mein damaliges Berufsleben in der Form keine Lust mehr hatte. Ich habe mich von dem Unternehmen, in dem ich arbeitete, getrennt und habe mich in einem ganz anderen Bereich selbstständig gemacht. Im Endefekt bereue ich das Studium aber trotzdem nicht. Ich kann mir heute nicht vorstellen, im gleichen

Foto: ALUHH/Kai Kiehn

Anke: Schaut euch rechtzeitig mal Stellenausschreibungen an, also solche, die euch später interessieren würden, und lest, was von den Bewerber_innen verlangt wird. Es heißt zwar oft, dass es beim Einstieg viele Chancen gebe, dass Quereinstiege möglich seien, aber dennoch gibt es stets gewisse Must-Haves, die sich immer inden lassen und die abgedeckt werden sollten/müssen. Wenn ihr da noch nachlegen müsst, dann vielleicht nicht erst zum Ende des Studiums, da hat man genug Anderes um die Ohren. Warum seid ihr Mitglieder im Alumni-Verein geworden und was macht für euch die Mitgliedschaft reizvoll? Stephanie: Ich bin beim Alumni-Verein, um mit der Uni verbunden zu bleiben, für den fachlichen Austausch und um interdisziplinär mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen. Auch, dass man als Mitglied vergünstigt am Hochschulsport teilnehmen kann, ist ein tolles Angebot. Volker: Bei mir ist auch ein bisschen Sentimentalität dabei, also Erinnerungen und Freunde. Dazu kam ein schlechtes Gewissen: Ich war anfangs häuig bei den Zirkeln dabei, ohne dass ich Mitglied war. Irgendwann wollte ich dann auch meinen Beitrag leisten. Anke: Mitglied bin ich geworden, weil ich den Kontakt und Bezug zur Uni nicht ganz verlieren will. Ich hatte insgesamt eine tolle Zeit dort und habe viele tolle Leute kennengelernt und dies will ich gern aufrechterhalten.

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hinter den kulissen

Parship Elite Group Jan Hoppe hat an der Universität Hamburg Soziologie studiert und ist Product Manager Matchmaking & Scientiic Development für die Online-Plattform Parship. Er lädt uns zu einem Blick hinter die Kulissen von Deutschlands größter Partnerbörse ein. Wie landet man als studierter Soziologe bei Parship? Es war damals ein ziemlicher Zufall, dass ich über die Stellenanzeige gestolpert bin. Dort haben sie jemanden mit Bezug zur Soziologie oder Psychologe gesucht, der das Matchmaking betreut. Ich war schon immer ein ziemliches Computerkind. Dass ich zusätzlich im Nebenfach Psychologie studiert und dort einige Seminare zum Thema Liebe und Liebessoziologie belegt habe, rundete mein Proil ab.

Wie funktioniert Parship aus sozialwissenschaftlicher Sicht? Hinter der Auswahl der richtigen Partner_innen stecken verschiedene Modelle. Wir haben ein größeres Sammelsurium aus soziologischen, psychologischen und sozialpsychologischen Konzepten, die dort gemeinsam zum Tragen kommen. Es geht darum, die weniger ofensichtlichen Dinge zu messen. Wir konzentrieren uns auf die Punkte, die relevant sind, um zu sagen, wie gut eine Partnerschaft funktioniert.

Welche Tätigkeitsfelder verbergen sich hinter Ihrer Berufsbezeichnung? Hinter meinem Jobtitel verbirgt sich ein vielseitiges Arbeitsfeld. Zum einen betreue ich Entwicklungsprojekte zum Thema Matchmaking. Das schließt die Konzeption und Gestaltung von Fragebögen mit ein. Gleichzeitig bin ich Ansprechpartner für fachliche Themen, also wer passt wie gut zusammen und aus welchem Grund. Mein anderer Aufgabenbereich umfasst die Kooperationen mit den Universitäten sowie Marktforschung und Nutzerbefragungen.

Das Matching-Verfahren wurde von Prof. Hugo Schmale von der Universität Hamburg entwickelt. Welche Rolle spielt er aktuell für Parship? Als Alumnus der Universität Hamburg habe ich ihn persönlich kennenlernen dürfen. Professor Schmale fungiert bei Parship noch immer als externer Berater, der in Sachen Testrevision und Testüberarbeitung bei uns mitwirkt. Parship ist aus der Idee geboren, Kontaktanzeigen ins Digitale zu übersetzen. Hugo Schmale hat das wissenschaftliche Fundament dafür geschafen.

Die Parship Elite Group hat rund 230 Mitarbeiter_innen, die für die Services von Parship und Elite Partner tätig sind. Welche Berufsfelder kommen dort zusammen? Das hängt von den verschiedenen Tätigkeitsfeldern ab. Das Produktmanagement besteht teils aus Geisteswissenschaftlern, teils aus Betriebswirten. In der Marketing-Abteilung haben viele Mitarbeiter_innen Betriebswirtschaftslehre, Online-Marketing oder Ähnliches studiert. Im Brandmanagement und der PR arbeiten auch Kommunikationswissenschaftler_innen. Die meisten Mitarbeitenden verzeichnen allerdings der Kundenservice und die Entwicklungsabteilung. Für die Kund_innen geht es um Gefühle. Wie sieht es hinter den Kulissen im Geschäftsalltag aus? Es gibt einem ein schönes Gefühl, in einer Branche zu arbeiten, in der man für das persönliche Glück der Kund_innen arbeitet. Wir vermitteln Lebenspartner_innen, und das ist etwas, das bei vielen Mitarbeitenden hier mitschwingt. Es macht einfach einen Unterschied, ob man Menschen mit ihren individuellen Liebesgeschichten unterstützt oder einen Online-Shop für Jeans und Schuhe betreut.

Eine Online-Partnervermittlung ist aus dem digitalen Zeitalter nicht mehr wegzudenken. Gibt es einen Unterschied zwischen Oline- und Online-Paaren? Ich habe vor ein paar Monaten eine Studie durchgeführt, in der Beziehungen von Paaren, die sich oline kennengelernt haben, und von Paaren, die sich über Parship kennengelernt haben, verglichen wurden. Es ging vor allem um Aspekte, die die Beziehungsqualität beeinlussen. Wie zufrieden sind die Paare? Wie gut funktioniert das Geben und Nehmen in der Beziehung? Wie gut wird Stress gemeinsam verarbeitet oder wie oft streitet man sich? Diese Aspekte sind durchweg bei Paaren, die sich online gefunden haben, positiver ausgeprägt, als bei Paaren die sich oline kennengelernt haben. Also spielt die Wissenschaft auch heute noch eine große Rolle bei der Parship Elite Group? Absolut. Das Matching ist das, was Parship von einer einfachen Singlebörse abhebt. Wir versuchen die Leute mit ihrer Persönlichkeit zu erfassen und arbeiten am nachhaltigen Zusammenkommen und nicht an kurzfristigen Attraktionen. Wir überprüfen und validieren regelmäßig unseren Persönlichkeitstest. Beispielsweise, wenn Fragen nicht mehr den Zeigeist trefen. Dabei haben wir festgestellt, dass das, was eine funktionierende Partnerschaft ausmacht, sich in den 15 Jahren unseres Bestehens nicht grundsätzlich verändert hat.

Foto: ALUHH/Kai Kiehn

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Foto: Hartmut Zielke

Begrüßung auf dem Universitätsball 2015 : Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank, Prof. Dr. Dieter Lenzen, Julia-Niharika Sen

Foto: Bina Engel

bekannte köpfe

Katharina Fegebank Frau Fegebank, Sie haben in London, Freiburg, Berlin und Lüneburg gelebt. Wo hat es Ihnen am besten gefallen? Nach meinem Abitur in Schleswig Holstein war mir klar, dass ich erst mal in die weite Welt reisen will. Deswegen habe ich mich für einen einjährigen Auslandsaufenthalt in London entschieden. Dort hat es mir so gut gefallen, dass ich fast komplett dort geblieben wäre. Dann hat es mich aber doch für mein erstes Studium in den Süden Deutschlands, nach Freiburg, gezogen. Mein zweites Studium habe ich in Berlin absolviert, was ich mit vielen weiteren Auslandsaufenthalten und Praktika verbinden konnte. In Lüneburg habe ich letztendlich sieben Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin gearbeitet. Ich kann gar nicht sagen, wo es mir am besten gefallen hat. Ich habe die Zeit überall sehr genossen. Wie denken Sie über den Brexit und was bedeutet er für Sie und Hamburg? Ich war über die Entscheidung der Briten und Britinnen sehr betrübt. Ich bin eine große Freundin Großbritanniens und fühle mich seit jeher als Europäerin. Die Konsequenzen für die zahlrei-

chen Kooperationen sind noch gar nicht abzuschätzen. Wichtig ist nun, Großbritannien weiterhin als ganz entscheidenden Teil Europas zu betrachten. Da Hamburg als die britischste Stadt Deutschlands gilt, haben wir die besondere Verantwortung, die engen Beziehungen mit Großbritannien aufrechtzuerhalten. Sie sind die bisher jüngste Senatorin und zweite Bürgermeisterin. Wie gefällt Ihnen Ihr Amt und die Stadt Hamburg? Die Verantwortung, die ich trage, ist ein Privileg und jeden Tag eine große Freude. Die Stadt Hamburg hat mir immer schon außerordentlich gut gefallen, deswegen ist es toll, dieser Stadt etwas zurückzugeben und mit diesen besonderen, liebenswerten Menschen, die die Stadt Hamburg ausmachen, arbeiten zu dürfen. Wie wägen Sie zwischen Parteizielen und Realpolitik ab? Das Wichtigste ist, sich bei anstehenden Aufgaben und Problemen möglichst am Gemeinwohl zu orientieren. Es ist natürlich gut, wenn sich das mit dem Parteiprogramm deckt.

Idealerweise müssen die Lösungen aber zu unserer Stadt passen. Ich bin nicht nur für die Hamburger verantwortlich, die ein Kreuz bei den Grünen gesetzt haben, sondern ich trage Verantwortung für die ganze Stadt. Regieren heißt auch, manchmal nach undogmatischen Lösungen zu suchen. Wo sehen Sie die Stärken des Wissenschaftsstandorts Hamburg? Eine große Stärke liegt darin, dass die vielen wissenschaftlichen Einrichtungen in unmittelbarer Nähe zueinander liegen, wodurch ein großes Potenzial entsteht. Mein Ziel ist es, dass die Menschen mit Hamburg nicht nur die Elbe, die Alster und den Hafen verbinden, sondern auch die Hochschulen und die renommierten Forschungseinrichtungen.

begegnen, dadurch fällt es mir leichter, gute Lösungen zu inden. Was denken Sie über Alumni-Netzwerke in Deutschland? Ich glaube, dass jede gute Uni auch ein gutes Alumni-Netzwerk braucht, da es für das Knüpfen von Kontakten, den Austausch zwischen den Ehemaligen untereinander und den Studierenden, vor

allem mit Blick auf Jobperspektiven, aber auch zur Persönlichkeitsbildung extrem nützlich ist. Haben Sie noch Ziele für die Zeit danach? Und wenn ja, welche? Ich bin gerade sehr zufrieden. Mein jetziges Amt füllt mich sehr aus, fordert mich jeden Tag aufs Neue und ist immer noch aufregend.

Foto: Universität Hamburg/CEN/Ausserhofer

Was sind Ihre Stärken, die Ihnen bei der Ausübung Ihres Amtes helfen? Ich denke; meine große Stärke ist es, mich auf unterschiedliche Situationen und Menschen einstellen zu können. Ich liebe die Kommunikation und den Austausch, dazu bin ich sehr neugierig. Außerdem bin ich ein Mensch der immer versucht, den Menschen auf Augenhöhe zu Begrüßung zum Besuch von Alexander Gerst im Audimax der Universität Hamburg

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bekannte köpfe

Christian Rach Was haben Mathematik, Philosophie und Kochen gemeinsam? Diese Frage stellt man am besten dem prominentesten Koch der Universität Hamburg, Christian Rach. Bereits auf seiner Homepage steht an aufälliger Stelle das Zitat: „Warum ich Philosophie studiert habe? Dort liegt die Unendlichkeit auf dem Teller!“

Christian Rach wurde 1957 in St. Ingbert im Saarland geboren und hat 1977 seinen Zivildienst in Hamburg absolviert. Die Leidenschaft hat ihn zur Philosophie gebracht und die Vernunft zur Mathematik. 1978 begann er an der Universität Hamburg mit dem Studium dieser Fächer und war zunächst einer wissenschaftlichen Karriere nicht abgeneigt. Aber es sollte anders kommen. Die Liebe zu gutem Essen wurde ihm bereits durch seine Mutter und die Nähe des Saarlandes zu Frankreich in die Wiege gelegt. Und so inanzierte Rach sein Studium mit Kochen in verschiedenen Restaurants. Mit Erfolg, denn immer wenn er in der Küche stand, war die Hütte voll. 1985 stand er dann vor der entscheidenden Frage: Studium oder Kochen? Er brach sein Studium während der Examensvorbereitung ab und wurde einer der bekanntesten Köche Deutschlands mit einer Vielzahl an Auszeichnungen. Hamburg ist er bis heute treu geblieben. Zusammen mit der Redaktion des Hochschulmagazins 19NEUNZEHN wollten wir mehr über den Menschen, den Koch und den Alumnus Christian Rach erfahren. Wir empfehlen daher auch einen Blick in die Ausgabe des Hochschulmagazins, wo ihr den ersten Teil des Interviews indet.

Foto: Thomas Pritschet

Verbindet Sie heute noch etwas mit der Uni? Was halten Sie von Initiativen wie dem Alumni-Verein? Es ist wunderbar, dass sich der Gedanke eines Alumninetzwerks auch in Hamburg manifestiert. In vielen englischsprachigen Ländern gehört es zum guten Ton, dass sich Ehemalige auch weiterhin um die Geschicke ihrer alten Ausbildungsstätte kümmern, ja sogar unterstützen. Ich betrachte mit Sorge, dass die Universität sich heute nur noch als strafes Ausbildungs-/Bildungsorgan versteht und dass Freigeistigkeit, sprich Beeinlussung gesellschaftlichen Denkens und Handelns, auch z. B. als Protest, nicht mehr stattindet – und zwar bundesweit. Die Verschulung der Universität ist zwar wirtschaftlich zu verstehen, aber dabei bleibt ganz klar der „revolutionäre Teil“ (Freiheit von Forschung/Lehre und des studentischen Daseins) auf der Strecke. Was denken Sie über Hamburg als Wissenschaftsstandort? Wir sind in vielen Gebieten auf einem guten Weg, aber das ist noch ausbaufähig, siehe die Attraktivität von München oder der Hochschulen in Berlin. 2019 wird die Universität 100 Jahre alt. Was wäre Ihre Menüempfehlung? Um die Hamburger Wurzeln nicht zu verleugnen, sollte es einen traditionellen Hamburger Gang geben und dann, um die internationale Verlechtung der Universität und des Wissenschaftsstandortes Hamburg zu demonstrieren, aus jedem Partnerland ein Signature Dish. D.h. die globale wissenschaftliche Verknüpfung sollte auf den einzelnen Tellern zu inden sein.

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Foto: Maxim Schulz

Dr. Nikolas Hill ist Mitglied im Aufsichtrat der Elbphilharmonie Hamburg Bau GmbH & Co. KG

Foto: Fritz Brinkmann

bekannte köpfe

Dr. Nikolas Hill Herr Hill, Sie haben sich nach Ihrer Ausbildung bei der Allianz für ein Jurastudium an der Universität Hamburg entschieden. Warum gerade Jura? Ich habe während der Schulzeit ein Praktikum in einer Rechtsanwaltskanzlei gemacht. Mir geiel die Aufgabe, ich hatte Spaß am Gestalten durch Recht. Das Engagement der Anwält_innen für andere Menschen fand ich toll, deswegen wollte ich das selbst ausprobieren. Wie hat Ihnen das Jurastudium an der Uni Hamburg gefallen? Ich habe mit dem zweiten Semester begonnen, keine Vorlesungen mehr zu besuchen, sondern mich auf die Übungen zu konzentrieren. Das Jurastudium ist in seiner Art besonders und gehört nicht zu den innovationstreibenden Studiengängen. Deswegen habe ich mich hochschulpolitisch engagiert und in andere Disziplinen reingeschnuppert. Der Uni hat meiner Meinung nach gutgetan, dass die Bucerius Law School ein Alternativangebot entwickelt hat. Die Ausstattung der Bibliothek und des Rechtshauses wurden dadurch im Verhältnis

zu früher deutlich verbessert. Die Konkurrenz führte so zur Fach- und Infrastrukturentwicklung. Ab 2009 waren Sie Staatsrat der Behörde für Kultur, Sport und Medien, später Kulturbehörde, und Staatsrat der Behörde für Justiz und Gleichstellung. Welche dieser Stellen hat Ihnen am besten gefallen? Die Stellen waren so unterschiedlich, dass man nicht besser oder schlechter sagen kann. Es waren tatsächlich vollständig unterschiedliche Erfahrungen. Die Zeit in der Kulturbehörde war durch die unterschiedlichen Menschen, die ich getrofen habe, extrem abwechslungsreich und inspirierend. Besonders interessant war es, das Projekt Elbphilharmonie wieder in die Spur zu bringen; das war lehrreich und reizvoll. Ähnlich ist es in der Justizbehörde gewesen. Es war interessant, zu meinen eigenen Wurzeln als Jurist zurückzukehren. Im Kulturbereich werden Dramen auf der Bühne inszeniert, aber man weiß, dass es inszeniert ist. In der Justiz spielen sich echte Dramen ab, menschliche Schicksale haben eine hohe Bedeutung im Arbeitsalltag.

Warum haben Sie dann zur Olympia Bewerbungsgesellschaft gewechselt? Ähnlich wie das Projekt Elbphilharmonie war das eine „Once in a lifetime“-Möglichkeit. Es gibt nicht viele Gelegenheiten, solche Projekte machen zu können. Und wenn man dann die Gelegenheit hat, an so etwas, das vielleicht nur alle 100 Jahre mal passiert, teilhaben zu können, dann muss man diese Chance ergreifen. Als Hamburger für seine Stadt so etwas tun zu können, fand ich so reizvoll, dass ich nicht lange nachdenken musste. Die Hamburger Bürger_innen haben sich gegen die Olympiabewerbung entschieden. Wie sind Sie damit umgegangen und hat sich Ihr Verhältnis zu Hamburg dadurch verändert? Natürlich habe ich mir wie alle, die für den Erfolg gearbeitet haben, ein anderes Ergebnis gewünscht. Die Situation an dem Abend selbst, als klar war, dass wir knapp scheitern würden, war für mich persönlich natürlich traurig. Auch mit den vielen Tausend Menschen, die teilweise ehrenamtlich für den Erfolg gearbeitet haben, habe ich mitgelitten. Mit der Stadt habe ich nicht gebrochen (lacht). Die Menschen hier sind eben nüchtern und das ist häuig auch gut so. Die Stadt bleibt für mich lebensund liebenswert. Ich glaube nur, dass sie sich um eine riesige Chance gebracht hat. Bei allem, was man kritisch sehen kann und was ich selbst auch kritisch relektiere. Aber ich glaube, am Ende hätte es mehr Chancen als Risiken bedeutet. Ich wäre wagemutiger gewesen. Was machen Sie jetzt im Jahr 2024? Vielleicht liege ich nach Los Angeles oder fahre nach Paris (lacht). Soweit geht die Planung heute noch nicht. Ich lasse 2024 entspannt auf mich zukommen. Ich bin nur gespannt zu erfahren, welcher der vier Kandidaten nun den Zuschlag bekommt und warum.

Um auf die Universität zurückzukommen, welchen Stellenwert hat aus Ihrer Sicht die Uni Hamburg in Deutschland? Allein schon wegen ihrer Größe hat sie eine besondere Bedeutung. In der Wissenschaft muss man jedoch nach den unterschiedlichen Studiengängen diferenzieren. Da gibt es einige, die sind herausragend und genießen weltweite Anerkennung. Und es gibt andere, deren Bedeutung noch stärker sein könnte. Die Hochschulen sollten weiterhin intensiv daran arbeiten, Menschen in der Politik deutlich zu machen, welche gesellschaftlichen Bedeutungen das Feld aller Wissenschaften hat. Was denken Sie über Alumni-Netzwerke in Deutschland? Wann wäre so ein Netzwerk für Sie interessant? Es ist wichtig, dass die Hochschulen und ihre Fachbereiche dafür Sorge tragen, dass während der Studienzeit eine emotionale Bindung der Studierenden zur Uni entsteht. Wenn das nicht gelingt, werden sie sich in der Welt verstreuen und kaum Bereitschaft zeigen, sich zu engagieren. Wenn eine emotionale Bindung hergestellt wurde, sei es über Studienreisen, wo man Dinge gemeinschaftlich macht, oder über Abschlussveranstaltungen, dann kann das gelingen. Ich zumindest habe das allerdings nicht erlebt. Ich hofe aber, dass das aktuell schon ganz anders ist und so der Netzwerkgedanke stärker wird. Ist das 100-jährige Jubiläum der Universität ein Thema für Sie? Das steht ja 2019 bevor und ist eine riesige Vorlage und Chance für die Hochschule, als Ort der Bildung ins Bewusstsein der Stadt zu kommen. Wenn ich etwas dazu beitragen kann, mache ich das gern. Bei so vielen Projekten, an denen Sie mitgewirkt haben, wie möchten Sie in Erinnerung behalten werden? Gute Frage. Ach, als integer und fair. Und hofentlich fröhlich.

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events

Universitätsball 2015

10.000 EUR für die Flüc

htlingshi

lfe !!! Mit „Rent a Prof“ haben wir wieder einmal Profes soren der Universität für einen guten Zweck versteigert. Diesm al zu Gunsten der Flüchtlingshilfe der Universität Hamburg. Mit dem Geld konnten Sprachkurse angeboten werden, die für viele Flüchtlinge die Gru ndlage zur Aufnahme ein es Studiums an der Universität Hamb urg waren.

Fotos: Hartmut Zielke

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förderer

Damals

Heute

Fotos: Bo Lahola

Claussen-Simon-Stiftung, Dr. Regine Back Begabte und engagierte junge Menschen fördern – das ist das, was der Geschäftsführerin der Claussen-Simon-Stiftung besonders am Herzen liegt und was sich als Leitgedanke durch alle Förderprogramme zieht. Die Stiftung selbst besteht bereits seit 1982 und wurde von Georg W. Claussen, dem langjährigen Vorstandsvorsitzenden und späteren Aufsichtsratsvorsitzenden der Beiersdorf AG, gegründet.

Fotos: Myriam Isabell Richter

Werner von Melle Eine Spanne von beinahe 84 Jahren umfasst das Leben des promovierten Juristen und wachen Journalisten, der im ausgehenden 19. Jahrhundert in den politischen Ämtern seiner Vaterstadt zu einem bedeutsamen Wissenschaftsorganisator und Gestalter des Bildungswesens wurde. Nach dem Abitur am Johanneum nahm Werner von Melle 1873 das Studium der Rechte in Heidelberg auf. Anschließend wechselte er an die Reichsuniversität Straßburg, bevor er an die Universität nach Leipzig ging und 1876 in Göttingen zum Doktor der Rechte promoviert wurde. In den folgenden Jahren war er in Hamburg als Anwalt, Autor historischer Werke und als Journalist tätig. 1886 wurde er politischer Redakteur bei den konservativen „Hamburger Nachrichten“. 1891 zum Senatssyndikus gewählt und der Oberschulbehörde als Präsidialmitglied zugeordnet, avancierte er 1900 zum Senatsmitglied und vier Jahre später zum Präses der Oberschulbehörde. 1915, 1918 und 1919 bekleidete er das Amt des Ersten Bürgermeisters der Freien und Hansestadt Hamburg.

Bei der Entstehung der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung hat Werner von Melle seit 1904 die entscheidende Rolle gespielt. Bis 1935 prägte er als Präsident die Arbeit der Stiftung. Ebenso hat er sich ganz maßgeblich für die 1919 erfolgte Gründung der Hamburgischen Universität eingesetzt. Nach seinem Ausscheiden aus dem Senat wählte diese ihn 1921 zum „Rector magniicus honoris causa“ – eine in Deutschland einmalige Auszeichnung. Zur Erinnerung an diesen bedeutenden Hamburger wurde 1961 im Stadtteil Rotherbaum der Von-Melle-Park nach ihm benannt. Neu erschienen in der Reihe „Mäzene für Wissenschaft“, hrsg. von Ekkehard Nümann für die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung: „Stadt – Mann – Universität. Hamburg, Werner von Melle und ein Jahrhundert-Lebenswerk“. Teil 1: Myriam Isabell Richter: Der Mann und die Stadt. Hamburg University Press, 59,80 Euro. Die Biograie kann beim Verlag direkt bestellt werden (keine Versandkosten), außerdem ist sie als E-Book frei verfügbar unter: https://blogs.sub.uni-hamburg.de/hup/ reihen/mazene-fur-wissenschaft/.

Die Claussen-Simon-Stiftung wurde zunächst als Treuhandstiftung durch den Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e. V. verwaltet und von diesem im Rechts- und Geschäftsverkehr vertreten. Seit Oktober 2011 ist sie eine rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in der Freien und Hansestadt Hamburg. Neben der Förderung der Bereiche Bildung und Schule sowie Kunst und Kultur hat sich die Stiftung zu einem starken Förderer im Bereich Wissenschaft und Hochschule in Hamburg und deutschlandweit entwickelt. In Hamburg unterstützen wir u. a. die Kinder-Uni sowie diverse Schul- und Hochschulprojekte und wir vergeben zahlreiche Stipendien – das ist nach wie vor das Kerngeschäft unserer Stiftungsarbeit. Die Universität Hamburg gehört aufgrund der großen Diversität ihrer Fakultäten zu unseren wichtigsten Kooperationspartner_innen und ihre Lehrenden und Studierenden machen den Großteil unserer Förderempfänger_innen aus. Im Rahmen des Wettbewerbs „Unseren Hochschulen“ gewinnen Fakultäten der Universität Hamburg regelmäßig Preise für innovative Studienprojekte. Die Fördermittel ließen dabei nicht der Institution zu, sondern kommen auf direktem Wege den Stu-

dierenden zugute. „Unseren Hochschulen“ zielt vornehmlich auf die Verbesserung der Lehre und des Lernens an den Hamburger Hochschulen. Darüber hinaus vergeben wir zahlreiche Studienstipendien an Masterstudierende und Promovierende. Seit dem Wintersemester 2016/17 werden im „Horizonte“-Stipendienprogramm Hamburg auch angehende Lehrkräfte mit Migrationshintergrund gefördert, die ein Lehramtsstudium an der Universität Hamburg absolvieren. Das „Horizonte“-Programm ist eine Initiative der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung und wird seit 2008 an verschiedenen Standorten in Deutschland durchgeführt. In Hamburg werden die „Horizonte“-Stipendien ab Herbst 2016 durch die ClaussenSimon-Stiftung in Kooperation mit der Jürgen-Sengpiel-Stiftung und der Dürr-Stiftung ausgeschrieben. Neben der inanziellen Förderung ist es uns ein besonderes Anliegen, unseren Stipendiatinnen und Stipendiaten im Rahmen ideeller Förderungen den „Blick über den Tellerrand“ zu ermöglichen und die Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen. Wir bieten mit Vorträgen, Seminaren und Workshops regelmäßig Gelegenheiten für fächerübergreifende Diskussionen und Austausch. Einen Höhepunkt dieser Aktivitäten bildet unser jährlich stattindendes Stipendiat_innentrefen am Ratzeburger See. Es ist immer wieder ein großes Geschenk, Entwicklungen mitbegleiten zu dürfen, in denen sich Potenziale talentierter junger Menschen entfalten können, und mitzuerleben, welch starke intrinsische Motivation und Begeisterungsfähigkeit daraus erwachsen.

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projekte

Anna Logica

Forschen für eine bessere Welt

Fotos: Thomas Raupach

2010 wurde das Anna Logica-Café eingerichtet, ein gemütlicher Rückzugsort für die Studentinnen auf dem Informatik-Campus

Fotos: ALUHH/Kai Kiehn

Frauenförderprogramm Anna Logica Fällt der Begrif Informatikstudium, denkt nicht jede_r gleich an Frauen. Dieses Phänomen teilt die Informatik mit den Naturwissenschaften und der Mathematik. Obwohl über die Hälfte aller Studierenden an der Universität Hamburg Frauen sind, ist der Anteil in der MIN-Fakultät nach wie vor wesentlich geringer. „Bis auf die Biologie haben alle Fachbereiche der MIN-Fakultät einen deutlichen Frauenmangel, bei uns in der Informatik erreicht ihr Anteil nicht einmal 20 %“, bedauert Angela Schwabl, Gleichstellungsbeauftragte des Fachbereichs für Informatik und der MINFakultät. Weil sie um die Schwierigkeiten weiß, mit denen Frauen in einer Männerdomäne zu kämpfen haben, rief sie 2009 gemeinsam mit ihrer Kollegin Stei Beckhaus das „Anna Logica“-Programm ins Leben, das Frauenförderprogramm der Informatik für die MIN-Fakultät. Das Programm besteht aus den aufeinander abgestimmten Modulen: Seminarreihe, Vernetzung, Tutorien, Konferenzbesuche und Kinderbetreuung, die die Förderung der Chancengleichheit in der Informatik und an der MIN-Fakultät zum Ziel haben. Im Zentrum steht die Seminarreihe. Sie dient der Entwicklung und Stärkung von Schlüsselkompetenzen, die MIN-Frauen in

naturwissenschaftlich-technischen Berufen benötigen. Das Programm ist darauf ausgerichtet, Studentinnen und JuniorWissenschaftlerinnen lebendiges und anwendbares Wissen zu vermitteln. Jährlich werden 9 bis 10 Seminare explizit monoedukativ, also nur für Frauen, durchgeführt. Fast alle der angebotenen Seminare zeichnen sich dadurch aus, dass die Dozent_innen selber einen MIN-Hintergrund haben und die Inhalte so zielgruppengerecht ausrichten können. Im Juli 2010 wurden die beiden „Macherinnen“ des „Anna Logica“-Programms mit dem Frauenförderpreis der Universität Hamburg 2010 ausgezeichnet: für die Förderung von MINStudentinnen und -Wissenschaftlerinnen durch die Idee, Konzeption und Durchführung eines Programms, das jungen Frauen nicht nur Schlüsselkompetenzen anwendungsnah vermittelt, sondern Kommunikation und Sichtbarkeit fördert. Es stellt einen Rahmen für vielfältige Aktivitäten zur Verfügung, es werden regelmäßige Fachveranstaltungen durchgeführt und damit die weibliche Präsenz in der MIN-Fakultät nachhaltig gestärkt. Das „Anna Logica“-Programm wird im Wesentlichen aus Mitteln für strukturschafende Maßnahmen (StruMaG) der MIN-Fakultät inanziert.

In einem Labor an der Universität Hamburg forschen Studierende ehrenamtlich an einer günstigen Diagnosemethode für eine Krankheit, die speziell in Entwicklungsländern verheerende Auswirkungen hat. Unser Alumni-Verein unterstützt dieses Projekt und hat dem Team einen dringend benötigten Satz hochwertiger Pipetten zur Verfügung gestellt. Chlamydiose betrift geschätzte 89 Millionen Menschen weltweit und ist unter anderem für einen Großteil aller vermeidbaren Erblindungsfälle verantwortlich. Chlamydien sind pathogene Bakterien, die ohne Behandlung schwerwiegende Folgen, zum Beispiel Blindheit, beim Menschen auslösen. Gehäufte Fälle gibt es hauptsächlich in Entwicklungsländern. Die Behandlung ist zwar einfach, aber das Problem ist der Mangel an kostengünstigen Diagnosemethoden. Zurzeit ist die einzige praktikable Methode zur Diagnose von Chlamydiose ein aufwendiger Antikörpertest, der mit etwa 20 Euro pro Durchführung preislich weit über dem liegt, was für die Zielgruppe an der Armutsgrenze (Verdienst von durchschnittlich 1,25 US-Dollar pro Tag) bezahlbar ist. Da die Vielzahl der Symptome einer Chlamydien-Infektion (Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen, Juckreiz) auf viele Krankheiten zutrefen kann, liegt die endgültige Diagnose der Krankheit oft über den inanziellen Möglichkeiten der meisten Betrofenen. Verheerend ist vor allem die Schwere, mit der die Krankheit voranschreitet.

Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines bakteriellen Diagnose-Systems, welches Ärzten in Entwicklungsländern durch eine bezahlbare Methode die Schnelldetektion von Chlamydiosen erleichtern soll. Hierzu werden eigens entwickelte diagnostische Bakterien dem Krankheitserreger ausgesetzt, was die Produktion von leuchtenden Biolumineszenz-Molekülen auslösen soll, sodass eine schnelle und vor allem bezahlbare Diagnose (0,20 Euro) der Erkrankung ermöglicht wird. Dies würde vor allem den betrofenen Menschen in Entwicklungsländern zugutekommen. Mit diesem Forschungsprojekt wird das Team Hamburg am internationalen Wettbewerb „international Genetically Engineered Machine“ (iGEM), einem internationalen Wettbewerb für Studierende auf dem Gebiet der synthetischen Biologie, teilnehmen. 2015 war zum ersten Mal ein Team aus Hamburg mit dabei. Die verschiedenen teilnehmenden Teams arbeiteten den Sommer über an ihren Heimatuniversitäten an den Projekten. Die inale Präsentation der Ergebnisse und die Verleihung der Medaillen inden einmal jährlich am MIT in Boston statt.

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forschung und lehre

lungsläche zur Schau gestellt. Der größte Teil lagert in Kellern und Magazinen. Veranstaltungen wie die Reihe „Literatur trift Natur“ sowie wissenschaftliche Führungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene inden ein wachsendes Publikum. Doch die Kapazitätsgrenzen sind erreicht. Auch mit der Umstrukturierung wird es nicht mehr Raum geben.

Zoologisches Museum 2.0

Foto: UHH, RRZ/MCC, Mentz

„Wir erarbeiten hier eine inhaltliche Basis dessen, was wir in einem neuen Haus weiterentwickeln möchten“, so Glaubrecht. In einem „Evolutioneum der Zukunft“ soll vor allem die Rolle des Homo Sapiens in und mit der Natur aufgezeigt werden. „Neben der Schönheit und Faszination von Natur wollen wir für den Erhalt der unersetzlichen biologischen Vielfalt an Arten werben; angefangen in Park und Garten bis hin zur globalen Perspektive.“

Rendering: reichardt architekten

Das geplante Evolutioneum soll möglichst zentral gelegen sein, etwa in der Hafen-City oder in Campus-Nähe, angrenzend an andere Kultureinrichtungen. Der Politik wurden bereits inanzierbare Szenarien präsentiert und mit Architekt_innen in Workshops erste Vorschläge graisch umgesetzt. Glaubrecht: „Dass Hamburg ein Naturkundemuseum des 21. Jahrhunderts braucht, ist für uns gar keine Frage mehr.“

Ab März 2017 ist das Zoologische Museum über einen barrierefreien Einging zur Bundesstraße zugänglich. Im lichtdurchluteten Foyer werden dann einzelne Exponate neu inszeniert.

Auf dem Weg zum Evolutioneum – Pläne für ein neues Naturkundemuseum in Hamburg Der Grizzlybär bleckt schon Richtung Bundesstraße seine Zähne. Ein Handwerker schleift noch die Kontur eines Blauwal-Kolosses in den Steinboden und das Skelett eines von der Onassis-Walfang-Flotte gewilderten Finnwals wird von Kolleg_innen virtuell für eine Medien-Station zusammengefügt. Es herrscht Aufbruchsstimmung im Zoologischen Museum Hamburg.

wertvollen Sammlungen. Es war seinerzeit das zweitgrößte Naturkundemuseum Deutschlands und ein Publikumsmagnet für Naturliebhabende und Wissbegierige.

Seit der Gründung des Centrums für Naturkunde (CeNak) vor zwei Jahren und der Zusammenfassung der drei naturkundlichen Sammlungen unter einem – zunächst virtuellen – Dach verfolgt die Universität Hamburg das Ziel, ein neues Naturkundemuseum aufzubauen. Es soll ein Wissenschaftsforum werden und ebenso ein Ort, der Hamburgs Walfanggeschichte erlebbar macht.

Ein Teil der Sammlung überstand den Krieg, darunter der Schädel eines zweizahnigen Narwals aus dem Jahr 1684 und große Teile der sogenannten Alkoholsammlung, also der in Alkohol präparierten und konservierten Lebewesen. Heute zählt die zoologische Sammlung mit ihren zehn Millionen Objekten wieder zu den bedeutendsten Deutschlands. „Ein enormes Archiv des Lebens“, erklärt Prof. Dr. Matthias Glaubrecht, Fotos: UHH/Hong Truc Vy Pham Gründungsdirektor des CeNak. „Weltweit schwinden die Lebensräume und mit ihnen immer mehr Arten. Wir halten dies fest, erforschen die Zusammenhänge und zeigen die Folgen auf. In Rückgrif auf die wissenschaftlichen Sammlungen können wir sogar zukünftige Umweltszenarien entwerfen.“

1891 am Steintorwall in der Nähe des Hauptbahnhofs eröfnet, wurde Hamburgs Naturhistorisches Museum 1943 im Krieg zerstört – und mit dem prächtigen Bau leider ein Großteil der

Nur 1.300 der wertvollen Naturschätze sind auf den 2.000 Quadratmetern Ausstel-

Im Frühjahr 2017 wird die Ausstellung in dem 80er-Jahre-Bau am Martin-Luther-King-Platz barrierefrei über die Bundesstraße zugänglich sein. Das gläserne Foyer fungiert dann als Schaufenster für ein großes Forschungsmuseum. Mit begrenzten Möglichkeiten wird hier ab März im Kleinen gezeigt, wie Naturwissenschaft zeitgemäß für die Bürger_innen und Besucher_ innen der Stadt vermittelt werden könnte.

Prof. Dr. Matthias Glaubrecht

WiSo Fakultät – Lose Verbindungen Kollektivität im urbanen und digitalen Raum „Nicht ein einzelnes Projekt, sondern ein standortübergreifendes Graduiertenkolleg steht hinter ‚Lose Verbindungen: Kollektivität im urbanen und digitalen Raum’”, erzählt Michael Liegl. Professor_innen, Doktorand_innen und Stipendiat_innen der Universität Hamburg, der HafenCity Universität, der Helmut-Schmidt-Universität und der Leuphana Universität Lüneburg gehen hier der Frage nach, „was die gegenseitige Überlagerung und Durchdringung (Hybridisierung) von digital-informationalen und baulich-räumlichen Praktiken und Infrastrukturen für die Entstehung von Kollektivität bedeutet.“ Hamburg als stetig wachsende Stadt bietet hier gute Beobachtungsmöglichkeiten: als Stadt weiter im Wachsen und damit auf der einen Seite immer anonymer werdend, bieten soziale Medien den Bewohner_innen völlig neue und andere Möglichkeiten von Austausch, Kommunikation und Kontakt. Diese scheinen eine klassische Gemeinschaft – als persönliches Netzwerk, auf dessen reales Vorhandensein und Strukturen die Mitglieder vertrauen und bauen können – nicht zu benötigen. Beispiele für solche digitalen Schnittstellen und Berührungspunkte sind in den letzten Jahren zum Beispiel die Occupy-Bewegung, Flashmobs oder Anonymous-Aktionen; ebenso „neue

Praktiken der Gastfreundschaft unter Fremden (z. B. Couchsuring).“ „Wichtig ist uns dabei, im Rahmen des Kollegs sozialund medienwissenschaftliche Perspektiven zu verbinden“, so Michael Liegl, der als Postdoc dieses interdisziplinäre Kolleg betreut. Und so inden sich neben den teilnehmenden Fächern Soziologie, Politikwissenschaft oder Medienwissenschaft auch die Disziplinen Tanz, Theater und Bewegungswissenschaft sowie Städteplanung und Informatik. Durch die Verknüpfung von urbanen und digitalen Räumen bricht dieses Graduiertenkolleg nun mit der Forschungstradition, diese Bereiche getrennt zu betrachten. Denn ohne die digitalen Medien sind heutige globale wie lokale Netzwerke nicht denkbar. Gleichwohl bleibt die Notwendigkeit physischer Präsenz, wie die Occupy-Demonstrationen gezeigt haben. Diese sozial vernetzte Teilhabe an digitalen und urbanen Räumen scheint wiederum die virtuellen Gruppen und Gemeinschaften zu beeinlussen. Welche Formen von Kollektivität sie dabei ausbilden werden, ist die Frage und Herausforderung, die sich die Mitglieder des Kollegs in der nächsten Zeit stellen. Dr. Michael Liegl ([email protected])

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Foto: CEN

Foto: CESL

Foto: Franziska Glück

Foto: Dr. Anja Lüdtke

MIN Fakultät

Rechtswissenschaften

WISO Fakultät

Medizin

Der Klimawandel und seine geopolitischen Folgen

Aufbau und Plege deutschchinesischer Rechtsbeziehungen

Change in instituional constellations of welfare states

Natürlicher Widerstand gegen tödliche Krankheit

Bürgerkrieg, Terrorismus, Armut – nur einige der Ursachen für die Zunahme an Migrant_innen, welche im Sommer 2015 Europa erreichten. Nicht nur im Syrienkonlikt stehen diese Ursachen neben schweren Dürren, die mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht werden. Mit diesen komplexen Fragestellungen beschäftigen sich Prof. Dr. Jürgen Schefran und seine Kollegen in der Forschungsgruppe „Klimawandel und Sicherheit“ im Rahmen des Exzellenzclusters „Integrated Climate System Analysis and Prediction“ (CliSAP) an der Universität Hamburg.

China – ein Land zwischen staatlich gelenktem Sozialismus und Kapitalismus. Rasant verändert sich das Reich der Mitte auch in seinem Rechtswesen. Am Aufbau eines funktionierenden Rechtsstaates mit beteiligt: Prof. Dr. Hinrich Julius, tätig am Lehrstuhl für Rechtsdialog mit Schwellenländern an der Universität Hamburg. Und zudem Koordinator der China-EU School of Law, die 2008 von José Manuel Barroso, damals EU-Kommissionspräsident, und Li Keqiang, damals chinesischer Vizepremier, ins Leben gerufen wurde. Die Europäische Kommission fördert die China-EU School of Law zusammen mit der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Bundesbildungsministerium. Hinzu kommen Studiengebühren in Höhe von 30,5 Millionen Euro in den ersten 10 Jahren.

Im Mittelpunkt der von Prof. Birgit Pfau-Einger geleiteten „Research Area 2“ stehen Veränderungsprozesse, die seit den 1990ern weltweit in den wohlfahrtsstaatlichen Politiken wohlhabender Länder stattfanden. Die Forschung in diesem Bereich zeigt auf, „dass das Design und der Grad der Großzügigkeit dieser Politiken von maßgeblicher Bedeutung dafür sind, inwieweit die durch den Markt produzierten sozialen Ungleichheiten und sozialen Spaltungslinien abgeschwächt werden.“ Eine Folge dieser Veränderungen sind beispielsweise die Ungleichheiten zwischen den sozialen Schichten, die zwischen den Geschlechtern haben sich hingegen verringert, was sich im Anteil der Frauenerwerbstätigkeit widerspiegelt.

Vor einiger Zeit waren die fürchterlichen Bilder der EbolaEpidemie in Westafrika stark in den Medien präsent. Heute fragt kaum noch jemand nach Status und Bekämpfung der lebensgefährlichen Krankheit, der seit 2014 mindestens 11.325 Menschen in Westafrika zum Opfer ielen. Wie kann das menschliche Immunsystem erfolgreich auf das Ebola-Virus reagieren? Das untersuchte Dr. Anja Lüdtke am Heinrich-Pette-Institut, am Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie und am BernhardNocht-Institut für Tropenmedizin in ihrer Dissertation „Role of dendritic cells on Ebola virus immunity and dissemination“.

„Ein Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Analyse von Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche und internationale Sicherheit in regionalen Brennpunkten, egal ob in Nordafrika, Süd- oder Ostasien“, erklärt Schefran. Konliktpotenziale resultieren unter anderem aus der Knappheit lebenswichtiger Ressourcen wie Wasser, Nahrung und Energie. So beschäftigt sich Dr. Michael Link mit den Zusammenhängen von Klimawandel, Landnutzung und Wasserkonlikten zwischen den Anrainerstaaten des Nils. Spannend sind Übergangsprozesse, die zum Wechsel von Konlikten hin zur Kooperation führen oder Konlikte durch eine nachhaltige Ressourcennutzung im Vorfeld vermeiden. Prof. Schefran arbeitet auch mit im Forschungsschwerpunkt „Energielandschaften“ des Centrums für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN). Hier geht es um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Energiebedarf von Städten und der Energieversorgung durch ländliche Räume, in denen neue Beschäftigungsperspektiven durch erneuerbare Energien und Infrastrukturen geschafen werden. Geograische Schwerpunkte bilden etwa die Energielandschaften Ägyptens, Chinas und Norddeutschlands. www.clisec-hamburg.de www.cen.uni-hamburg.de/research/sustainable-strategies/energylandscapes.html

„Das Erstaunlichste ist die Zusammenarbeit von chinesischen und europäischen Studierenden. Ich staune immer wieder, wie sehr sie voneinander lernen. Der deutsche Student merkt, wie selbstverständlich diszipliniertes Lernen in China ist. Die chinesische Studentin stellt fest, dass rhetorisch kunstvolles Argumentieren in Europa stärker gefördert wird. Man kann die Vorteile beider Lern- und Arbeitsmethoden kennen- und schätzen lernen“, freut sich Julius. Bisher haben rund 490 Jurastudierende die Studienangebote wahrgenommen.

Dies indet sich ebenso im deutschen Wohlfahrtsstaat und dessen Wandel wieder. War das deutsche System zu Beginn der 1990er Jahre als „konservativer Typ“ zu bezeichnen, der für Arbeitnehmer_innen ein mittleres Niveau der Großzügigkeit aufwies, präsentiert es sich heute in der sozialen Sicherung als geschwächt und als ein „Mix aus einem konservativen und liberalen Typ“. Dagegen wurden soziale Dienstleistungen ausgeweitet, sodass es heute mehr Möglichkeiten für die Betreuung von Kindern oder in der Plege von Familienangehörigen gibt.

Neben der Lehre stellen Forschung und Weiterbildung zentrale Säulen der Kooperation dar. Über 150 Rechtswissenschaftler_ innen verwirklichten bisher sino-europäische Forschungsprojekte. Sie untersuchten die Menschenrechte aus chinesischer und europäischer Perspektive, die Umsetzung des chinesischen Umweltrechts oder den Stand der Verhandlungen des geplanten China-EU-Investitionsabkommens. Außerdem haben sich 7.200 Rechtsanwälte, Staatsanwälte, Richter und Beamte juristisch fortgebildet.

Ob die Angebote des Staats angenommen werden, hängt mit den kulturellen Vorstellungen zusammen, z. B. davon, welche Rollen und Aufgaben idealerweise von der Familie geregelt und übernommen werden sollten. Dabei können solche Diferenzen bereits innerhalb eines Landes auftreten. Die heutige Bundesrepublik Deutschland ist exemplarisch: Im „Westen“ gilt, anders als im „Osten“, die Familie weiterhin als der „ideale“ Ort für Kinderbetreuung und -erziehung, was eine geringere Berufstätigkeit mit sich bringt.

„Die Rolle der Dendritischen Zellen während einer Ebola-Infektion stand im Mittelpunkt meiner Untersuchung. Diese Zellen haben die Aufgabe, fremdartige Strukturen wie Mikroorganismen oder Viren zu erkennen und die Bekämpfung mit T-Lymphozyten einzuleiten“, so Lüdtke. Dafür arbeitete die Biochemikerin mit Mausmodellen, die sich für das EbolaVirus empfänglich zeigen und ein funktionales Immunsystem besitzen. Ihre Ergebnisse verglich sie mit humanen Daten des European Mobile Lab (EML). „Wir waren besonders erstaunt darüber, dass wir Mäuse generieren konnten, die sich einerseits mit Ebola inizierten, aber auch eine erfolgreiche Immunkompetenz besitzen. Diese Erkenntnis über das Immunsystem ist entscheidend, um erfolgreiche Impfungen und Therapien für Menschen zu entwickeln“, berichtet Lüdtke, die 2014 und 2015 vor Ort in Guinea forschte und dort ein Labor mit aufbaute. Die Faszination für das menschliche Immunsystem lässt die junge Forscherin nicht los – ab Herbst 2016 wird sie an der renommierten Stanford University in Kalifornien, USA, weiter an Dendritischen Zellen forschen. Wir wünschen viel Erfolg dabei! www.hpi-hamburg.de/

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Foto: Hamburg Center for Health Economics

Foto: Ingrid Schröder

Foto: Christian Scholz

Betriebswirtschaftslehre

Geisteswissenschaften

Erziehungswissenschaft / Bewegungswissenschaft / Geisteswissenschaft

Interdisziplinäre Gesundheitsforschung

Einstellungen gegenüber regionalen Sprachformen in der Großstadt

Zentrum für Performance Studies

„Moin Moin“, diese Begrüßung hat im Norden ihren Weg in den Alltag und auf zahlreiche Souvenirs gefunden. Viele Regionen haben das Identiikationspotenzial „ihrer“ Sprachen und Dialekte wiederentdeckt. Der hohe Norden bildet da keine Ausnahme. Wie es die Hamburger mit ihrer Sprache halten, damit beschäftigt sich das Projekt „Einstellungen gegenüber regionalen Sprachformen in der Großstadt: Niederdeutsch in Hamburg“. Denn auch für die plattdeutsche Sprache gilt, dass sie nur noch wenig aktiv gesprochen wird. Als regionales Identiikationsmerkmal ist sie aber aus Öfentlichkeit, Kultur, Politik und Medien nicht wegzudenken.

Wie wir Kleidung tragen, Körperplege betreiben, Feste feiern, Demonstrationen durchführen – Performances sind ein fester Bestandteil des alltäglichen Lebens. In Gegenwartsgesellschaften haben sie nicht nur in den Medien und der Werbung an Bedeutung gewonnen: ob Sportveranstaltungen, öfentliche Gerichtsverhandlungen, Polittalks, Parteitage oder Aktionärsversammlungen – viele öfentliche Veranstaltungen werden als Performances in Szene gesetzt. Politiker_innen, Manager_innen, Staatsanwält_innen oder Angeklagte agieren nicht nur, sondern ihr Erfolg und ihr Scheitern messen sich an ihrer „guten Performance“ – hierin ähneln sie Medienstars.

ist es, Auführungskonzepte aus sozial-, kultur- und bildungstheoretischen und ästhetischen Perspektiven zu verstehen und zugleich Kompetenzen für eine relektierte künstlerische Praxis und Vermittlung zu erwerben.

Im Fokus des Projektes stehen die Bedingungen und Funktionen der Verwendung des Niederdeutschen im öfentlichen Sprachgebrauch. Und es wird untersucht, inwieweit Niederdeutsch und Hamburger Umgangssprache als Mittel der Identitätsstiftung und -wahrung gesehen bzw. eingesetzt werden. Gestützt auf sprachbiograische Interviews und eine Fragebogenerhebung geht das Team unter Leitung von Prof. Dr. Ingrid Schröder dieser Frage nach und untersucht, was diejenigen, die die Sprache (noch) sprechen, mit den Sprachformen verbinden. Dabei zeigen die Ergebnisse bereits jetzt, dass dem Niederdeutschen eine große sozialsymbolische Funktion zugeschrieben werden kann. Es wird zur Sprache der „echten Hamburger“ stilisiert.

Wenn Performances heute vom proitversprechenden Business, einer politischen Rede, einem wissenschaftlichen Vortrag, reinem Entertainment, alltäglichen Ritualen bis hin zu Körper- und Selbstinszenierungen alles sein können, dann stellt sich die Frage nach dem politischen und ästhetischen Potenzial der Performance als Kunstform. Denn Performances – als Tanz- und Theater-auführungen – haben sich seit den 1960er Jahren vor allem auch als szenische Kunstpraxis etabliert. Das Zentrum für Performance Studies an der Universität Hamburg, ein fakultäts- und institutionsübergreifender Zusammenschluss von Wissenschaftler_innen unterschiedlicher Fachdisziplinen und Künstler_innen, beschäftigt sich seit 10 Jahren in Forschung und Lehre mit diesen gesellschaftlich, bildungspolitisch und künstlerisch wichtigen Fragen.

Neben der Betreuung des Masterstudiengangs Performance Studies fördert und unterstützt das Zentrum inter/disziplinäre und inter/nationale Forschungsvorhaben. Über Mitglieder des Zentrums bestehen Kooperationen mit Forschungsprojekten und Forschungsclustern der Universität Hamburg, wie dem Forschungsverbund „Übersetzen und Rahmen“, den Graduiertenkollegs „Lose Verbindungen“ und „Ästhetik des Virtuellen“, dem Research Center for Media and Communication (RCMC) oder dem Forschungsschwerpunkt „Heterogenität und Bildung“.

110 Millionen Euro Investitionen, 132.200 Beschäftigte, 7.000 Unternehmen – die Gesundheitswirtschaft gehört zu den größten Branchen Hamburgs. Gleichzeitig überzeugt die Universität Hamburg jährlich mit starken Wirtschaftswissenschaften und guter klinischer Forschung. Dies gab 2010 den Anstoß für das Hamburg Center for Health Economics (HCHE). Mittlerweile forschen über 60 Wissenschaftler_innen an Lösungen für aktuelle und künftige Herausforderungen der Gesundheitsökonomie. Die Leitung des Zentrums, das mittlerweile zu den größten in Europa zählt, hat Prof. Dr. Jonas Schreyögg. „Unser Ziel ist es, eine vielschichtige Betrachtung wichtiger gesundheitsökonomischer Themen zu erreichen und Raum für eine breite gesellschaftliche Diskussion zu schafen“, so Schreyögg. Geforscht wird in den Bereichen Krankenhäuser und Ärzte, Märkte für Arzneimittel, Bevölkerungsgesundheit, Finanzierung des Gesundheitswesens und gesundheitsökonomische Evaluation. Besonderes Merkmal des HCHE ist die Interdisziplinarität, die durch die Integration von Mediziner_innen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und Ökonom_innen der Universität Hamburg ermöglicht wird. Neben den Forschungsleistungen engagieren sich HCHE-Wissenschaftler_innen in der Lehre, etwa im Masterprogramm Health Economics & Health Care Management. So partizipieren künftige Führungskräfte im Gesundheitswesen während ihres Studiums von aktuellen Forschungen am HCHE. Wer nach dem Studium davon weiter proitieren möchte, dem steht mit HCHE Alumni, einer Gruppe von Alumni Universität Hamburg, ein Netzwerk der Gesundheitsökonom_innen zum Austausch über aktuelle gesundheitsökonomische Forschung in Hamburg ofen. https://www.hche.de/

Dies schlägt sich etwa in Stereotypen nieder, z. B. dass man Niederdeutsch vornehmlich am Hafen oder auf St. Pauli spreche oder dass das Plattdeutsche eine besonders humorvolle oder gemütliche Sprache sei. Mit abnehmendem aktiven Sprachalltag, wird Niederdeutsch zu einem persönlichen Identitätsmerkmal, zu etwas Privatem, das mit Gesprächen unter Freunden während der eigenen Freizeit verbunden wird.

Der an das Zentrum angebundene und 2005 etablierte interfakultative Masterstudiengang Performance Studies thematisiert diese Fragen in der Lehre. Im Zentrum des wissenschaftlichen und künstlerischen Studiums stehen die kritisch-politische und theoretisch-praktische Auseinandersetzung mit Auführungen und Inszenierungen in den szenischen Künsten, in der populären Kultur, den Medien und im Alltag. Ziel des Studiums

Die theoretischen Studieninhalte stammen vor allem aus den Fachgebieten Bewegungs- und Tanzwissenschaft und Soziologie (Prof. Dr. Gabriele Klein), Theaterpädagogik (Prof. Dr. Wolfgang Sting) und Theaterforschung (Prof. Dr. Martin Schäfer), die künstlerisch-praktischen Inhalte durch internationale künstlerische Gastdozent_innen und Gastprofessor_innen.

Zudem unterhält Performance Studies enge Kooperationen mit Hamburger Kultureinrichtungen wie Kampnagel und dem K3-Zentrum für Choreographie, dem Thalia-Theater Hamburg, dem Schauspielhaus Hamburg und dem Fundus-Theater. Performance Studies veranstaltet Vorlesungsreihen und Konferenzen. Die nächste größere Veranstaltung ist der internationale PSi-Kongress zum Thema „OverFlow“, der vom 8. – 11. Juni 2017, gefördert von der British Federation of Woman Graduates (BfWG) und eingebettet in das Festival „Theater der Welt“, auf Kampnagel stattindet (www.psi2017-hamburg.com). Gabriele Klein/Wolfgang Sting www.performance.uni-hamburg.de

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wissenschaft

praxis

Prof. Dr. Walid Maalej

Prof. Dr. Matthias Finck

Prof. Dr. Walid Maalej ist Professor für Informatik an der Universität Hamburg. Bereits als Kind hat er sich für das Basteln von Lösungen zu komplexen Problemstellungen interessiert. Eine kleine Narbe an seiner Hand erinnert daran. Heute forscht er am Informatikum, dem Campus der Informatik in der Vogt-KöllnStraße.

Prof. Dr. Matthias Finck studierte ursprünglich Informatik, um seine eigentlich widersprüchlichen Interessen Musik und Mathematik zu verbinden. Während des Studiums an der Universität Hamburg begann er schnell, sich mehr für die Interaktion zwischen Mensch und Maschine zu interessieren. 2007 machte er dieses Interesse zu seinem Beruf und gründete zusammen mit einem Kollegen die efective WEBWORK GmbH.

Nach Abschluss seines Informatikstudiums entschied sich Maalej erst während der Promotionszeit für eine wissenschaftliche Laufbahn. Als Professor ist er heute nicht nur für Lehre und Forschung zuständig, sondern übernimmt zusätzlich Führungsaufgaben und hat auch die Möglichkeit, sehr viel praktisch zu arbeiten. Darüber hinaus ist die Informatik eine sehr weitläuige Disziplin, die viele Schnittstellen mit anderen Fachbereichen wie beispielsweise der Psychologie oder den Kommunikationswissenschaften aufweist. Es wird also auch viel interdisziplinär gearbeitet. Momentan befasst sich Maalej hauptsächlich mit zwei Arbeitsbereichen: dem Software Engineering und der Anwendungsforschung. Software Engineering beschäftigt sich damit, wie qualitativ hochwertige Software-Systeme entwickelt werden können. Hierbei müssen viele Komponenten, die von verschiedenen Programmierer_innen an unterschiedlichen Standorten entwickelt werden, zusammengebracht werden, um für die Nutzer_innen möglichst eiziente Software zu entwickeln. In der Anwendungsforschung geht es um die Frage, wie Software-Systeme in bestimmten Anwendungsdomänen – wie beispielsweise Online-Journalismus, Nachhaltigkeitswirtschaft oder die Universität selbst – innovativ, sinnvoll und bedürfnisorientiert eingesetzt werden können.

„Physiker brauchen oft riesige Anlagen für Experimente, die Informatik braucht nicht viel und man kann aus schnellen Experimenten viel lernen“ Ein weiteres Forschungsprojekt, das Maalej sehr am Herzen liegt, sind die App Store Analytics. Hierbei werden App-Daten und User-Bewertungen systematisch analysiert, um z. B. neue Ideen für Updates und neue Releases herauszuiltern. Hierbei, wie auch bei vielen anderen Projekten, kooperiert die Universität mit realen Firmen, um den Studierenden praxisnahe Erfahrungen zu ermöglichen.

Die Firma kümmert sich um Beratung, Entwicklung und Gestaltung komplexer Websysteme, wie beispielsweise Recherchesysteme für Bibliotheken, Intranetlösungen für Unternehmen oder Bildungsplattformen. Da die Auftraggeber wechseln, befasst Finck sich nicht nur mit immer neuen Projekten, sondern hat auch mit unterschiedlichsten Menschen zu tun, deren Anforderungen die Websysteme erfüllen müssen. Das Erfüllen dieser Anforderungen ist Fincks größter Anspruch an die Systeme, die Software soll in erster Linie eine Unterstützung für die Menschen sein.

„Mich begeistert an der Informatik, dass man etwas schafen, etwas produzieren kann, das den Menschen hilft“ Schon während des Studiums und später als wissenschaftlicher Mitarbeiter hatte Finck die Möglichkeit, praxisnah zu arbeiten. So war er bereits an der Entwicklung der Lernplattform CommSy beteiligt, die heute, nach 15 Jahren, noch in Schulen, Universitäten und Firmen Anwendung indet. Allerdings sieht Finck auch die Unterschiede zwischen der Software-Entwicklung an Universitäten und in der Praxis. An der Universität wird nach idealen Lösungen gestrebt, die nicht immer erreicht werden können und auch nicht erreicht werden müssen. Es gibt zwar Kooperationsprojekte mit Wirtschaftsunternehmen, diese können aber einen anderen Ausgang nehmen, als ursprünglich geplant. In der Praxis gibt es weniger Freiheiten, da die Auftraggeber_innen Geld investieren. In der Umsetzung müssen diese Budgets eingehalten und praxisnahe Kompromisse gefunden werden. Dadurch werden Projekte aber oftmals schneller zum Abschluss gebracht und inden in den Unternehmen tatsächlich praktische Anwendung, in der sie sich beweisen müssen.

Die Informatik an der Universität Hamburg zeichnet sich für ihn besonders durch ihren Facettenreichtum aus sowie durch die enge Zusammenarbeit mit den anderen Fachbereichen und die Tatsache, dass der Mensch im Mittelpunkt der Forschung steht.

Foto: Heiner Köpcke-Fotograie

Foto: efective WEBWORK

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alumni international

Mit Olaf Scholz in Singapur

Auftaktevent in London

Fotos: beatrice prève/Fotolia Fotos: f11photo/fotolia

Am Dienstag, den 12. Juli 2016, luden Olaf Scholz, Erster Bürgermeister Hamburgs, sowie Ralf Schmidt, Alumnus und Hamburg Ambassador in Singapur, die in Singapur lebenden Alumni der Universität Hamburg zu einem Dinner- und Informationsabend. Das Event fand über den Dächern der Stadt im „China Club“ statt. Ursprünglich sollte die Veranstaltung durch Olaf Scholz’ Hamburg-Delegation ausschließlich dafür genutzt werden, bei einer kleinen Gruppe von ausgewählten Repräsentanten in Singapur ansässiger Unternehmen ein größeres Bewusstsein für Hamburgs wirtschaftliches Potenzial zu wecken. Auf Initiative des Alumni-Vereins der Universität Hamburg und Dank der tatkräftigen Unterstützung durch Ralf Schmidt konnte die Veranstaltung zusätzlich einen attraktiven Rahmen als AuftaktEvent für eine neue ALUHH-Zweigstelle in Singapur bilden. Das Trefen begann mit einem Willkommensgruß Schmidts, gefolgt von einer Eröfnungsrede von Bürgermeister Scholz. Im Anschluss referierte Dr. Rolf Strittmatter, Geschäftsführer der Hamburger Wirtschaftsförderung, über Hamburg als

Fotos: Jan-Hendrik Jurgens

herausragenden Wirtschaftsstandort sowie über Gemeinsamkeiten und Kooperationsmöglichkeiten zwischen Singapur und der Hansestadt. Am reichhaltigen Bufet hatten die Gäste anschließend die Möglichkeit, sich in einem entspannten Ambiente mit atemberaubender Aussicht kennenzulernen. Auch Olaf Scholz nahm sich Zeit, sich mit interessierten Gästen in Ruhe zu unterhalten und stellte sich für Fotos zur Verfügung. Besonders intensiv wurden das Smart-City-Konzept und die Förderung von elektrischen Fahrzeugen diskutiert. Nachdem in heiterer Atmosphäre viele Visitenkarten ausgetauscht wurden, endete das Event gegen 21 Uhr. Insgesamt zeigten sich alle Gäste und Organisatoren sehr zufrieden. Aufgrund der relativ kurzfristig erfolgten Einladung konnten an diesem Event allerdings lediglich neun Alumni der Universität Hamburg teilnehmen. Insofern wird das nächste ALUHH-Event in Singapur diesen Abend wahrscheinlich nur in Hinblick auf die Anzahl teilnehmender Alumni toppen können.

Angeregt durch eine bevorstehende Englandreise unserer Vorsitzenden Regine Rega-Lindner, sollte jetzt eine Verbindung zu der sehr großen Zahl in London lebender und arbeitender Hamburger Alumni etabliert werden. Wir konnten in kurzer Zeit einige Hundert ansprechen und zum Auftaktevent Mitte Juli 2016 einladen. Durch das kurz zuvor erfolgte Referendum für den „Brexit“ erlangte das Trefen unvermutete Aktualität und ließ einen interessanten Austausch erwarten. Fast 30 Alumni fanden sich zu dieser ersten Zusammenkunft ein und freuten sich über die Gelegenheit, anderen Absolvent_innen der Uni Hamburg zu begegnen sowie aus erster Hand Informationen über die Aktivitäten und Ziele unseres Vereins zu erhalten. Direkt über dem lebhaften Treiben des Stables Market in Camden begann dann bei Fingerfood und Getränken ein lebhafter Austausch. Am Ende des Abends waren sich alle einig, dass solche Trefen unbedingt wiederholt werden sollten. Gesagt, getan. Inzwischen fanden schon zwei weitere ALUHH-Stammtische in London statt. Dort ging es in kleiner Runde bei dem einen oder anderen Feierabendbier natürlich wieder um den „Brexit“ und um einen bunten Strauß an Themen wie beruliche Veränderungen, das umstrittene Wembley-Tor während der Fußball-WM 1966 oder einen Trip zum Mount Fuji! Derzeit werden Pläne für weitere gemeinsame Aktivitäten geschmiedet. Wir freuen uns sehr über diese aktive Gruppe, die unter [email protected] jederzeit erreichbar ist.

Zurzeit kümmert sich Alumna Claudia Lohmann dort federführend um die Organisation. Claudia ist von Haus aus VWLerin, war aber in den 90er Jahren ein typischer Quereinsteiger in die digitalen Medien, wo sie erst als Redakteurin, dann als Online Developer und später als Projektleiterin für verschiedene internationale Konzerne tätig war. Heute ist sie Produktmanagerin bei AOL in London und betreut Websites wie die Huington Post, Engadget und diverse AOL-Channels. Sie trift gerne deutsche Expatriates in London, um sich über Erfahrungen auszutauschen. Speziell jetzt, im Zeichen des „Brexits“. Außerdem gibt sie gerne ihre Erfahrungen weiter, da sie selbst auch viel Unterstützung von einem Kollegen bekam, der den Schritt nach London ein Jahr vor ihr gewagt hatte und ihr mit Rat und Tat zur Seite stand. Auch der ehrenamtliche „Hamburg Ambassador“ in London, Christoph Lampert, ist Alumnus der Universität Hamburg und begrüßt sehr, dass es nun eine ALUHH-Vertretung in London gibt!

Fotos: Fabian Lindner

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Alumni in Los Angeles Fotos: Carsten Ovens

Impressum Herausgeber: Alumni Universität Hamburg e.V. Feldbrunnenstraße 9 D-20148 Hamburg Telefon: +49 (0)40-42838-6647 Mail: [email protected] Web: www.alumni-uhh.de

FÜHRUNGSKRÄFTEQUALIFIZIERUNGEN Berufsbegleitend an der Universität Hamburg

Vorstand: Kai Kiehn Regine Rega-Lindner Chefredaktion: Kai Kiehn Carina Rühl Redaktion: Xenia Baldaser Lara Buss Thilko Carstens Astrid Dose John Hower Cari Lehmann Isabel Lohse Anke Tapken Lektorat: Dr. Leonie Koch

Hollywood, Palmen, Highways und immerwährender Sonnenschein – oder welche Bilder verbindet ihr mit L. A., der himmlischen Stadt am Paziik? Für viele Alumni der Universität Hamburg ist die 15-Millionen-Metropole in Kalifornien zur neuen Heimat und zum Arbeitsort geworden. Rund 70 Personen umfasst der Verteiler in der Region um Los Angeles aktuell. Seit Februar 2013 trefen sie sich – organisiert von Alumni-Botschafter Christoph Kirchner, Absolvent der Fakultät Betriebswirtschaftslehre, und Alumni-mit-Co-Botschafter Merrill Lyew – etwa alle drei Monate. Am liebsten in deutschen Restaurants oder in einem sonnigen Garten einer bzw. eines der Alumni. „Ich kann gerade den Alumni im Ausland empfehlen, sich den örtlichen ALUHH-Gruppen anzuschließen. Neben dem netten persönlichen Kontakt kann es häuig das Leben im Ausland sehr erleichtern.“ Das betont Christoph, der berulich als CFO die Finanzen bei BI Nutraceuticals Inc., einem internationalen Hersteller botanischer Nahrungsmittel, betreut. Gesprächsstof bei den Alumni-Trefen bieten natürlich die vormalige Studienzeit an der Universität Hamburg und noch häuiger die aktuellen Erfahrungen in den USA sowie praktische Fragen wie Visa und Arbeitserlaubnisse. „Alumni-Arbeit genießt in den USA einen enormen Stellenwert. Von neuen Jobs erfahren Bewerber oft über ihre Uni-Netzwerke“, erklärt Christoph. Diese Aufgabe könne die Alumni-Gruppe der Universität Hamburg in Los Angeles zwar noch nicht übernehmen, aber eine enge Verbindung zu anderen Organisationen wie der German American Business Association (GABA) bestehe bereits. Hier diskutieren Experten beispielsweise über Themen wie Nachhaltigkeit, Unternehmertum, Medien und Industrie 4.0. Der Besuch von Carsten Ovens, Gründungsmitglied von Alumni Universität Hamburg und Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft, im Februar 2016, anlässlich des dreijährigen Bestehens der L.A.-Dependance, freute die Gruppe um Christoph und Merrill besonders.

Graik: Nina Behl Druck: Von Stern´sche Druckerei GmbH & Co KG Zeppelinstraße 24 D-21337 Lüneburg www.vonsternschedruckerei.de Aulage: 2.000 Exemplare

• Human Resource Management: Nachhaltiges Personalmanagement für die Praxis • Change Management Coach: Veränderungsprozesse mit dem EFQM-Excellence-Modell erfolgreich gestalten • Das 3×1 des Managements: Märkte – Menschen – Zahlen Mitglieder des Alumni Universität Hamburg e.V. erhalten einen Rabatt in Höhe von 10%.

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